Werfällen' glaMen. DW'ei wurden ein Overieurnanr, der als Unbeteiligter des Weg? kam, lebensgefährlich und zwei Soldaten durch Bau- und Lungenschüsse schwer verletzt.
Streik.
Leipzig, 6. Tez. Eine Betriebsräte- und Vertreter- versanrmlung beschloß, äm Montag in 35 Groß-Betrieben der hiesigen Metallindurstie die Arbeit einzustellen. Von etwa 35 000 Metallarbeitern werden rund 15000 vom Streikt betroffen.
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Die Besprechung in Lonvon.
London, 6. Dez. Tie Besprechung der Minister Lloyd George, Leygnes und Sforza ist am Samstag beendet worden. Leygues und Sforza sind gestern wieder abgereist. Die griechische Regierung hat auf die Trohnote des Obersten Rats noch keine Antwort gegeben. Der griechische Ministerrat beschloß, bei den verbündeten Regierungen Schritte zu unternehmen, um sie von der Dankbarkeit des griechischen Volks für die genossene Un- terstützupg zu überzeugen.
Das Pariser „Petit Journal" meldet, demnächst werde eine neue Besprechung in Paris stattfinden, in der die Angelegenheit des Friedensvertrags von Sevres erledigt werde.
Kundgebungen gegen die Steuern.
Loudpn, 6 . Dez. In London fanden Kundgebungen zum Zweck der Herabsetzung -der Steuern statt. Der jetzige Fiuanzminister wurde stark angegriffen. Man spricht von seinem Rücktritt. Als sein Nachfolger wird Churchill genannt.
Friede in Irland?
London, 6. Dez. Der stellvertretende Präsident der iriscbtn Republik teilte Lloyd George telegraphisch mit, die Iren seien zum Frieden bereit. Er bitte um Vorschläge.
Die Komödie von Fiume.
Rom, 6. Tez. Der italienische Kriegsminister erklärte einem Vertreter Annunzios, die Blockade sei von General Cavigli a irrtümlich infolge eines mißverstandenen Befehls (!) über Fiume verhängt worden. Annunzio antwortete, er erwarte, daß die italienische. Regierung die gegen ihn ergriffenen Maßnahmen alsbald znrücknehme. Eine Abordnung ist in Fiume ein- getrafsen, um Annunzio friedlich zu stimmen. Annunzio erklärte dagegen in einer „Note", daß er in keine .friedlichen Verhandlungen eintrete, solange der militärische Druck gegen Fiume bestehe. (Es ist doch eine rechte Schande für die Großmacht Italien, daß sie sich von dem Abenteurer Annunzio nun bald zwei Jahre zum Narren halten läßt.)
Die Streiknnruhen in Spanien.
Saragossa, 6. Tez. Gestern abend sind zwei Kassierer der städtischen Verwaltung au§ dem Rückweg von der Auszahlung städtischer Angestellten überfallen und schwer verletzt. Einer der Angreifer konnte sestgestellt werden.
Krieg im L?An>
Berlin, 6. Dez. Es verlautet, die polnische Regierung habe Deutschland um militärische Unterstützung gegen die heranrückenden bolschewistischen Heere gebeten. — Es wäre kein übler,Witz der Weltgeschichte, wenn sich die Meldung bestätigte. Da sollen die Herren Polen zunächst einmal das gestohlene Posen und Westpreußen Herausgeber! und ihre Finger von Oberschlesien lassen.
Reval, 6. Dez. Tie sieben bürgerlichen Parteien haben bei den Landeswahlen in Estland 250000, die drei sozialistischen Parteien 120000 Stimmen erhalten.
Paris, 6. Tez. Die Flotte des Generals Wrangel ist unter den „Schul," Frankreich? gestellt worden. Hanpt- stützpunkt der Kriegsschiffe wird Biserta (Tunis) sein, während die Handelsschiffe sich nach Toulon begeben.
London. 6. Tez. Nach den „Times" haben sich in
den indischen Städten Bombast, Singapur und Kalkutta bolschewistische An s miss. gebildet, die iu Tausenden von Aufrufen die Eingeborene, zum Kampf gegen England auffordern. Verhaftete Belle st e ! wurden von den Massen wieder pefre't
Die Volksabstimmung in Griechenland.
Athen, 6. Tez. Tie Volksabstimmung über die .Rückkehr des Königs Konstantin hat sich gestern in Ruhe vollzogen. Tie Liberalen (die Anhänger von Venizelos) scheinen sich an der Abstimmung nicht beteiligt zu haben.
Der Streit um die Beute.
Washington. 6. Dez. In der Kommission, die u. a. über die Verteilung der deutschen Seekabel zu ent- ' scheiden hat, erklärten die amerikanischen Vertreter, die Vereinigten Staaten seien mit ihren Zngestänstnissen an die Verbündeten bis an die Grenze gegangen, weiter können sie nicht mehr nachgcben. — Japan beharrt daraus. das Kabel auf Jap (Karolineninsel im Stillen Weltmeer) in Besitz zu nehmen. Sie haben trotz des amerikanischen Widerspruchs die Kabelstation befestigt. (Auch England beanspruch mehr Kabel, als Amerika zugestehen will, so alle deutschen Kabel im Atlantischen Weltmeer.)
Der Ehrgeiz Hardings.
Newport-News (Virginia), 6. Te^. In einer Rede erklärte Harbin g, er würde den Tag begrüßen, an dem Amerika die erste seefahrende Nation sei. Er wolle die amerikanischen Handelsschiffe in allen Teilen der Welt fahren sehen. — Was wird man in London dazu sagen?
Staatssekretär C o l b y ist an Bord eines Kriegsschiffs nach Südamerika abgefahren.
Die neue Regierung in Mexiko.
Mexiko, 6. Dez. General Obregon hat da? Ministerium gebildet.
Parteitag der Deutschen Volkspartsi.
Nürnberg, 6. Dez.
Ini Saal des Gebäudes des Industrie- und Knlturvcrcins begann am 3. Dezember der dritte Parteitag der Deutschen Bolkspartei. Die Beteiligung ist - außerordentlich stark» Der Vorsitzende, Geheimrat Professor Kahl, ermahnte in dieser Stunde, wo es um Tod und Leben des denstchen Volks gehe, zur Einigkeit. Abg. Dr. Stresemann spricht über .,Die politische Lage". Er führte u. a. aus: Die Fragestellung/ ob wir für unseren Eintritt in die Regierung den richtigen Augenblick gewählt haben, weise ich zurück. Das Zentrum hat eine Mitwirkung der Deutschnationalen rundweg abgelehnt. Wir Webern den nationalen, christlichen, freiheitlichen Staat. Dre Schießkchartenidee des Sozialismus ist verloren gegangen, sie zerschellte an inneren Widersprüchen. Schuld des Bürgertums ist. daß es der Idee des Sozialismus nicht eine gleich große Idee entgegenstellte. Nach einer Kritik an dem Verhalten der Demokratie bei dem Versuch einer Koalition der bürgerlichen Parteien ging Stresemann zur Erörterung der wichtigsten Gegenwartsfragen über. Den Vorwurf der Zwiespältigkeit in der S llnng der Partei zur Staatssorm wies er zurück. Wir stehen fest auf dem Boden der Weimarer Verfassung. Die Monarchie darf nur wiederkommcn, berufen vom Willen des Volks. Die Deutsche Polkspartei bekennt sich zur Reichseinheit, aber in der Frage der Aufrechterhaltung des guten alten Preußens gibt es für uns kein Kompromiß. Im Innern durften wir nicht im büro- , kratischen Schneckentempo stecken bleiben. Das Dogma des Acht- itnndenlags lehnen wir ab. Pom Reichskanzler verlangen wir, daß er seine Kampfansage gegen den Kommunismus auswirken laßt im der Gesetzgebung. Wer sich in den. Dienst bolschewistischer Ideen stellt, darf kein parlamentarisches Mandat in Deutschland ausüben.
Heber das Thema „Der Friede ns vertrag von Per-- sailles" sprach Abg. Frhr. v. Lersner. der an der Hand persönlicher Erfahrungen die 'Atmosphäre schilderte, die in Versailles herrschte. Der Angelpunkt unserer ganzen auswärtigen Politik muß die Abänderung des Vertrags sein. Es, herrschte damals Einverständnis darüber, daß nach Unterzeich/ nung des Vertrags jeder spätere Einmarsch unterbleiben sollte. Er ist aber koch erfolgt, und es wird immer wieder mit einem neuen Einmarsch gedroht. Leider ist die Gelegenheit,i den ganzen Fricdensvertrag aufzurollen und ganze Arbeit zu leisten, verpaßt morden.
In der Aussprache befürwortete Abg. G i l d c m e i st e r - Bremen eine Entschließung, in der gefordert werden:
Wiedergutmachung des dem deutschen Volk durch die Ab- zwingung eines innerlich unwahren Schuldbekenntnisses ange- tanenen Unrechts, Beseitigung jeglichen Eingriffs in die staat
lichen Holieltsrechte Deutschlands und 'Gleichberechtigung kin internationalen Verkehr, 'Nachweis der tatsächlich durch Deutschland verursachten Schäden, das Eigentumsrecht an den Kohlengruben im Saargcbiet, an der deutschen Handelsflotte und den deutschen Untereseebovten, Verminderung der Besatzungstruppen, deutsche Verwaltung in den deutschen Kolonien und schließlich Einlösung des feierlichen Versprechens der Vernichtung jeder willkürlichen Macht, sowie gleiches Recht für alle beteiligten Völker.
Dieser Entschließung stimmte der Parteitag begeistert zu. Ebenso^wurde ein Antrag Lersner angenommen, auf Einsetzung eines fünfgliedrigen Ausschusses zur Abänderung des Frie- dcnsvertrags. >
Rcichsivirtschaftsckinister Dr. Scholz sprach seine rückhaltlose Zustimmung zu dieser Resolution aus und wies auf die außerordentlich hemmende» Wirkungen der Ungewißheit über die Höhe ver non uns zu leistende,, Wiedererstattungskosten hin. Das Abkommen vd» Spa sei bisher erfüllt worden; aber auf die Dauer sei das Abkommen für die deutsche Wirtschaft unmöglich.
Mit starkem Beifall wurde auch der Antrag des bayerischen Abg. Burg e r (Pfalz) angenommen, das; Bayern die Auflösung ver Einwohnerwehren abgelehnt hat und daß die Bayerische Poiksparie: ein Zusammenarbeiten mit den Bayerischen Demokraten verweigert.
Exzellenz ,on Schoch-München dankt den norddeutschen Brühern für die tatkräftige Hilfe gegen die Spartakistenhcrrschaft. Leider sind in Bayern Loslösungsbestreknngen im Gang, aber die übergroße Mehrst!: scbüttelt diese Hochverräter ab. Wehl wir Bayern föderalistisch sind, wollen mir nicht, daß Preußen zerschlagen wird. Eine schwere Belastungsprobe für den Reichs- einheitsgedankeu mar die Forderung det Auflösung der Einwohnerwehren. Wir wollen aber hoffen, daß Frankreich zur Ein- s'cht kommt und uns nicht die letzte Wdsfe gegen den Bolschewismus genommen wird. Bayern bleidt deuisch für immer.
Angenommen wird ei„e Entschließung gegen die Absplitterungs- bestrebunge» in Hannover, ferner ei» Antrag über Rückgabe der Kolonien und ein weiterer über beschleunigle Entschädigung der Ausländsdeutsche», sonne eine Entschließung, die von der Re- giernna gesetzgeberische Maßnahmen gegen die Ueberflutung Deu'.sa-'.and» >«'>. Ost luden ordert. Eine weitere Entschließung o der: freie unbe.insiußle Abstimmung in Oberschlesien.
Württemberg.
Skrlttgavt» 6. Dez. (Die Not der Klcinrent- n e r.) Die Lairdtagsabgeordneten Hiller, Wider unt .Klotz (B.P.) haben an das württ. Staatsministerium die Anfrage gerichtet, ob es bereit sei, ft ' die schwerbedrängtem, nicht mehr arbeitsfähigen Best er kleiner Kapitalien eirie umfassende Hilfstätigkeit durch Aufforderung zu freiwilligen Sammlungen unter Verfügungstel- lnng von Staatsmitteln und Heranziehung der Gemeinden einzuleiten, wie dies in Bayern durch Landtagsbe- schiuß bereits geschehen ist.
Stuttgart, 6. Dez. (Todesfall.) Der bekannte Großhändler in Landesprodukten Robert Hallmayer ist gestorben.
Stuttgart, 6. Tez. (Kircheneinbruch.) Die hiesige katholische Stadtpfarrkirche St. Eberhard wurde .Samstag Nacht wieder, wie schon einmal vor zwei Jahren, von Einbrechern heimgefncht, diesmal blieb wenigstens das Allerheiligste verschont, aber zwei wertvolle Krnzifire fielen den ruchlosen Gesellen zum Opfer. Tie Frühgottesdienste mußten verschoben werden und zum Teil aussallen, damit die Kriminalpolizei, nach den Spuretl der Einbrecher suchen konnte.
In der Alexanderstraße wurden in de» Nacht zum Sonntag verschiedene Kellereinbrüche verübt: Auch die Gegend der oberen Olgastraße wurde von Dieben hnm- gesucht.
Cannstatt, 6. Dez. (Besitzwechsel.) Das Hotel Concordia hier soll nach der D. P. an zwei Deutsch- Amerikaner, die aus Gerlingen gebürtig sind, zum Preis von 1100000 Mark verkauft worden sein.
Wurmberg, OA Maulbronn, 6. Tez. (Post dlebst ah I.) In der hiesigen Postagentur sind über Nacht 3700 Mark verschwunden.
Fagsthanssn, 6. Dez. (Das Gewissen.) Auf dem Psfthof wurde vor einem Jahr ein Elektromotor gestohlen. Dieser. Tage erschien bei dem Eigentümer, Kvo- iienivtrt Reichert, vom Gewissen geplagt, der früher im Werk Jagsthausen beschäftigte Elektrotechniker K übler von Oberstenfeld und gestand, daß er mit einem anderen zusammen den Motor gestohlen und nach Nürnberg ver-
Ein Frühlingstraum.
Eine Erzählung aus dem Leben von Fr, Lehne.
32. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.)
Ach lieber Wolfsburg," rief Bankier Ulrich Wolf -me» als ihm dieser gemeldet wurde. „Nun, so
erlitt fragte er, als Wolf in förmlicher Haltung vor ihm stehen blieb.
„Ja, Herr Ulrich," enrgegnete dieser ernst, „ich nehme Bezug auf unsere gestrige Unterredung und habe die Ehre, Sie um die Hand Ihrer Fräulein Tochter zu birten! Sie werden Sie mir hoffentlich nicht versagen, und mein Bestreben soll es sein, Fräulein Gabriele glücklich zu machen."
Eine Röte stieg in des Bankiers Gesicht bei diesen eiskalt gesprochenen Worten: am liebsten hätte er dem
hochmütigen Offizier gezeigt, daß-aber hatte er sich
nicht selbst die Hände gebunden? Deshalb erwiderte er in gemessenem Ton:
„Davon bin ich überzeugt; Ihr Antrag ist mir eine Ehre; es fragt sich aber, wie meine Tochter darüber denkt; sie hat mir niemals eine Andeutung gemacht."
Bei diesen Worten blitzte es in Wolfs Augen auf, dann sagte er ruhig:
„Sie können mir Ihr Fräulein Tochter ruhig anvertrauen; vielleicht lernt sie mich doch lieben! — — Was meine Vermögensverhältnnse anbe:risft, so sind dieselben vollständig geregelt. Ich besitze ein-kleines Vermögen von 10000 Mark. — Schulden habe ich nicht — und Verpflichtungen ebenfalls nicht — nach keiner Seite hin — es ist alles erledigt!"
„Aber warum sagen Sie mir das alles, lieber Wolfsburg," entgegnete ihm der Bankier, „ich kenne Sie ganz genau und weiß, daß mein Kind nirgends besser aufgehoben sein wird, als bei Ihnen! Nun will ich meiner Alochter von Ihrem Hiersein sagen und —"
„Bitte noch einen Augenblick, Herr Ulrich! Mein Vater ist mir ganz überraschend gekommen; er ist auf der Durchreise nach M., trotzdem habe ich ihn allein gelassen, damit er bei günstigem Bescheid Ihrer Fräulein Tochter meine Braut gleich kennen lernt!"
„Ah, das ist charmant, ganz charmant! Wie mich das freut! Ihr Herr rVater ist Wohl selten hier? Wenigstens errinnere ich mich nicht —"
„Ganz offen, Herr Ulrich," unterbrach ihn Wolf, „wir waren uns durch äußere Umstände ganz fremd geworden; aber zum Glück sind jetzt die Mißverständnisse beseitigt!
— Jedoch erzähle ich Ihnen das ein andermal: jetzt möchte
ich vor allen Dingen die Antwort Ihrer Fräulein Tochter hören; Fräulein Gabriele —" er stockte: beinahe hätte er» gesagt „Fräulein Gabriele wartet ja schon." Wie ihm Alles zuwider war; wäre doch nur erst die Komödie vorbei! ^
Ella trat ein, gefolgt von ihrein Vater Sie trug ein weißes, englisches Tuchkleid, das die üppigen Formen eng umschloß und ihre volle Gestalt im günstigsten Lichte zeigte. Sie stellte sich sehr überrascht und schüchtern und schmiegte sich an ihren Vater;Pieser sagte:
„Also Gabrieles Antwort wünschen Sie zu wissen? Hier ist sie!" Dabei führte er die Tochter dem Manne, der üm sie geworben, zu.
„Ach, tausend Dank!" Wolf führte ihre Hand an seine Lippen.
„Na, Kinder, nun geniert Euch nicht und gebt Euch den Vertobungskuß," meinte Herr Ulrich lächelnd. Gabriele hielt den Kops gesenkt; jedoch als Wolf sich ihr näherte, schlug sie die Augen auf, und heraus brach ein Strahl so sengend und flimmernd, wie er ihn noch nie bei einem Weibe erblickt. Er drückte seine Lippen auf ihren üppigen Mund und ihm war, als wolle sie sich an ihm festsaugen, so heiß gab sie ihm den Kuß zurück. Wolf war sehr rot geworden; er mußte an Mary denken. Ihm war, als hätte er einen Trenbruch an ihr begangen
— und doch gingen sie sich ja nichts mehr an! Aber er
hatte ein würgendes Gefühl in der Kehle und einen Abscheu, jenen begehrlichen roten Mund zu küssen, der sich ihm gar so willig bot.-
„Nun, was denken Sie, lieber WolsZburg — wir lassen Ihren Vater holen und nehmen dann so ganz unter uns ein kleines'Frühstück ein. — Siphaben doch Zeit?" meinte da der Bankier.
„Aber natürlich! für den ganzen Tag habe ich mir Urlaub genommen!"
„O, das ist lieb von Ihnen," rief Ella, ihn zärtlich ansehend.
„Aber Gabriele, hast Du als meine Braut kein ander Wort für mich?"
„Es ist mir so überraschend — ich muß mich erst darein finden," sagte sie leise. Wolf erwiderte nichts darauf. Er kannte ja das Mädchen ganz genau; er wußte, daß diese Verschämtheit nur Koketterie, wohlberechnete Koketterie war — er durchschaute sie nur zu genau! Und doch mußte er den zärtlichen Bräutigam spielen, so wenig ihm auch danach zu Mute war.
„Ich halte es für besser," wandte sich Wolf an den Bankier, „wenn ich selbst meinem Vater von dem günstigen Ausgang meiner Werbung Mitteilung mache."
„O, Du willst mich schon wieder verlassen," schmollte Gabriele. „Bleibe doch!"
„Liebes Herz, ich bin meinem Vater doch etwas Rücksicht schuldig — gib mir für eine halbe Stunde Urlaub, ja? Ich bleibe dafür den ganzen Tag hier!"
„Wenn es nicht anders sein kann, füge ich mich," sagte sie, sich zärtlich an ihn schmiegend. Er drückt einen leisen Kuß auf ihre Stirn und verabschiedete sich. — Nach einer knappen Stunde war er mit seinem Vater wieder da. Gabriele kani ihm jubelnd entgegengeflogen. „Gut, daß Du wieder da bist! Wie lang ist mir die Zeit geworden! — Ah, und Dein Papa!"
(Fortsetzung folgt.)