DK verlorene Kunst des Driefschreibms. Emen guten Brief schreiben zu können, war früher ein wichtiger Bestandteil der Bildung. Welch eine gewaltige Rolle spielt diese Kunst in der Erziehung des 17. und 18. Jahrhunderts. Ein Mann wie Geliert verdankte seinen Ruf als Lehrer der feinen Lebensart hauptsächlich dem Unterricht im Briefschreiben, den er weiten Kreisen durch seine umfangreiche Korrespondenz erteilte. Aus dieser eifrigen Pflege des Briefstils ist dann eine reiche Saat klassischer Briefkunst erblüht. Man braucht dabei nicht nur an die Briese Goethes und Schülers zu denken, denen die Urkraft ihres Genies nufgedrückt ist, sondern die eigentlichen .Vorbilder haben mehr zeiwedingte Männer geliefert, wie etwa Wieland in seinen anmutig formvolendeten Plauderbriefen oder Wilhelm von Humboldt in seinen großartigen Reisebriefen. .Der Brief war damals ein Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens, seine Abfassung ein wichtiges Geschäft, dem man sich mit Eingebung und Muße widmete,- es gab innige Lebens frcundsthaften, die nur durch Brief- aufrcchtcrhalten wurden, das Empfangen eines Briefes-war ein freudiges Ereignis. Heute ist der Brie" zu einem alltäglichen Ding geworden-. Es gibt nur noch ganz wenige, die den Brief als Kunstwerk betrachten, im Brief ihr Plaudertalent, ihren Drang nach Bekenntnissen aus- lebcit. Hai zunächst die allgemeine Verbreitung und die Selbst­verständlichkeit de? Briefschreibens im Zeitalter des 10 Pfg.» Portos zur Verschlechterung des Briefstils beigetragen, so droht nun die Verteuerung des Briefportos, des Briefpapiers die Kunst des Briefschreibens noch mehr in Vergessenheit zu bringen.- Da der Brief heutzutage nicht mehr wie im Rökoko zu den Aeußerungcn feiner Lebensart gehört, da das Briefschreiben nicht Mode ist wie damals,- so wird es noch mehr vernach­lässigt und nur noch als Mittel zum Zweck, als lästige Arbeit, empstindcn. Demgegenüber sollte man aber nicht vergessen, welche große, nicht selten entscheidende Rolle- der Brief auch noch heute im Leben spielt. Wie leicht kann ein Schreiben über Glück oder Unglück,- über Erfolg oder Mißerfolg eines Menschen entscheiden! Beim Bewerben um eine Stellung sind gute Handschrift, eine passende Anrede, eine geschickte Wortwahl häufig die einzigen Anhaltspunkte,- nach denen die Persönlich­keit ausgewählt wird. Gut geschriebene Briefe sind auch heute nock eine Empfehlung für jeden, der in einen neuen Lebens- Kreis eintritt. Deshalb sollte die Kunst des Briefschreibens mehr geübt und gepflegt werden als es geschieht.

Letzte Nachrichten.

Kapitalverschiebung?

' Berlin, 17. Nov. Der Abg. Herm. Müller- Franken (Soz.) hat im Reichstag eine Anfrage eingebracht über angebliche Kapital Verschiebungen ins Ausland durch ein Bankhaus Cruser in Berlin In die Angelegenheit sollen auch einige Fürsten und Mitglieder des Hohenzollernhauses verwickelt sein. Ter

rveirag soll sich nach demVorwärts" aus mele Mil­lionen belaufen. Cruser sei flüchtig.

Der Kanzler in Aachen.

Aachen, 17. Nov. Reichskanzler Fehrenbach uns Minister Tr. Simons sind gestern hier eingetroffen. Sie besuchten das Rathaus und darauf die Technische Hochschule, wo Kanzler und Minister an die versammel­ten Professoren und Studenten Ansprachen hielten.

Vom Völkerbund.

Genf, 17. Nov. Sechs Kommissionen haben sich gebildet. Ter 5. Kommission, die sich mit der Auf­nahme neuer Mitglieder in den Völker­bund zu befassen hat, gehören u. a. an: Lord Robert Cecil (Südafrika), Pueyrredon (Minister des Aeußern von Argentinien), Fisher (England), Viviani (Frank­reich). der griechische Minister des Aeußern Politis, Tit- t'oni (Italien) und Senatspräsident Baron Hayashi (japa­nischer Gesandter in London), Nanssen (Norwegen), der holländische Minister des Aeußern Karnebeck, der frü­here serbische Gesandte in Petersburg Spaleikowitsch, Branting (Schweden), Ministerpräsident Motta (Schweiz), der tschecho-stowakische Minister des Aeußern Benesch und andere. Pueyrredon führte aus, für die Aufna h- m e eines Mitglieds müsse es genügen, wenn irgend ein souveräner Staat seinen Willen kundgibt, dem Völ­kerbund beizuireten. Argentinien wünsche, daß die Mit­glieder des Völkerbundsrats von der Völkerbundsver- sammlüng gewählt werden und daß sämtliche dem Völker­bund angehörende Nationen auch im Völkerbundrat ver­treten seien. Ferner erhoffe Argentinien vom Völker­bund die Schaffung eines internationalen Schiedsgerichts und eine innere wirtschaftliche Zu­sammenarbeit mit den Staaten zur Förderung der ge­meinsamen Interessen der Völker. Hagerup (Nor­wegen) erinnert daran, daß die nordischen Staaten be­sonderes Gewicht legen auf die Behandlung der Ab­rüstungsfrage in der Völkerbundsversammlung. Er betonte die Notwendigkeit einer Kontrolle des Völ­kerbundsrats durch die Versammlung, da nur da­durch die im Rat nicht vertretenen Nationen die Mög­lichkeit eines gewissen Einflusses bekämen.

Lord Cecil (Südafrika) empfiehlt im Namen Süd­afrikas, daß der Völkerbund größte Sparsamkeit walten lasse. Er sprach sodann die Hoffnung aus,, d' der Charakter der Oeiientlichkeit in der Tätiakeii

des Völkerbunds immer mehr Mr MlMlg ksmm? ünv reichte einen Antrag ein, durch den der Völkerbundsrai eingeladen wird, künftig die Öffentlichkeit über seine Tätigkeit eingehender zu unterrichten. Lord Cecil ersuchte den Rat um neue Mitteilungen über seine in der Dan» ziger Frage unternommenen Schritte und er der- langte, daß sich der Völkerbundsrat energisch mit der armenischen Frage befasse und ferner, daß im Pol­nisch-litauischen Konflikt der diplomatische Schriftwechsel dev Völkerbundsversammlung unterbreitet werde. Ta­in Brüssel angeschnittene Finanzproblem solle ebenfalls der Völkerbundsversammlung unterbreitet werden. Der Völkerbund müsse grundsätzlich eine Politik der Ver­höhnung treiben.

Aus der Heimat.

Wildbad. den 17. Nov.

Unterhaltungsabend. Am letzten Samstag hat Frl. Thekla Ruosf aus Tübingen in der Kuranstalt ein gut besuchtes Konzert gegeben. -Die Sängerin, die über eine besonder, klare Aussprache verfügt, hat eine schöne, vollklingende Altstimme. Sie sang zunächst einige Lieder von Schubert, darunter besonders schön den Kreuzzug. Das weitere Programm zeigte, daß Fräulein Ruosf nicht allein die mehr dramatischen Lieder Schuberts bestens vor­zutragen vermag, sondern bewies auch in denSchlichten Weisen" von Reger und den zum Schluß gesungenen Brahw'schen Volksliedern, daß ihr die einfachen volks­tümlichen Kunstlieder neuerer deutscher Meister, die nicht so leicht gut zu singen sind, sehr gut liegen. Gerade die inner» Verwandtschaft der leicht etwa, ernsten deutschen Dolksliedtext» mit der herben Art eines Johanne» Brahms hat Fräulein Ru»ff deutlich herausgearbeitet. Frl. Ruosf wurde auf dem Klkvier von Herrn Werner Siebeck aus Tübingen begleitet; Herr Siebeck spielte mit feinem Ver­ständnis zwischen den Liedern von Schubert und Reger einige von Schubert« verträumten Impromptu» und später einige kleinere Stücke des Finnen Sibelius, die sich den Schlichten Weisen" gut anpaßten. Den andächtig lau- ! sehenden Zuhörern, die der Sängerin und ihrem Be» ! gleiter reichen Beifall spendeten, bot dieser schöne Abend i reichen Genuß. Wir danken auch der Leitung der Kur­anstalt,' daß sie uns in der stillen Winterszeit derartig» ! musikalische Genüsse ermöglicht.

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ssmmsln sieb riis untsi'rsidinsisn Vsvsins rum gsmsinsobssiliebsn Xivekgsng am Lonntsg, äsn 21. dlovsmbsi' 1920, vovm. kslb 10 Udv

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Turn-Verein

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LablungsauNorilerung. ^ Bekanntmachung.

Die Steuern und sonstigen Abgaben für da» Rech nungsjahr 1919/20 sind in ihrem ganzen Betrag noch zur Zahlung fällig, di» Steuerpflichtigen, welche mit deren Entrichtung im Rückstände sind, werden an alsbaldig« Be­reinigung ihrer Schuldigkeiten erinnert.

Wildbad, 18. Novbr. 1920.

Stadtpflege.

Am Freitag, den 19. November 1S2V

werden gegen Barzahlung öffentlich . an Ort und Stelle verkauft:

. 1) im Palmengarten:

. - vormittags 12 Uh»

; 1 Rm. Brennholz.

2) am Bahnwarthau» Egeler

nachmittags 5 Uhr

3 Stämme Nutzholz,

(1 Apfel- und 2 Birnbäume),

1 Los Brennholz,

1 - Reisig.

Wildbad, den 17. November 1920.

i T Stadtpflege.

Morgen Freitag haben dis Bäcker und Mehlhändler ihre sämtlich« leere Mehlsäcke im Städt. Mehllokai abzu­geben.

Stadt. Mehl- u. Futtermittelabgabe.

Zekubbsus Willi. Irsibsr, Wilcibuct.

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Freitag, den IS. Novbr. abends 8 Uhr

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