st Wirr vvirzichA, werve'/"bleibr S'ngesichfg' 4M' MsMWYM gen der Rechten, die alten Verhältnisse wicderherzuitellen, sehr zweifelhaft. Bis dahin werden wir Schritt für Schritt zur Ausführung unseres Programms schreiten. Die Sozialisierung des Bergbaus ist der erste Schritt.
Reichskommissar Peters betont, au^ eine Anfrage wegen der Entwaffnung der „Orgesch" und der übrigen Organisationen, dajs zunächst die Ablieferung der schweren Waffen, wie Geschütze. Maschinengewehre usw. erfolgen solle. In Bayern wird man sich nach den guten Erfahrungen mit der „Orgesch" nur schwer von ihr trennen. Beim Landesschutz in Ostpreußen liegt es nicht anders. Man müsse ihnen etwas Zeit lassen.
Abg. Dr. Dernburg (D.o.P.): Der Friedensvertrag könne nicht erfüllt werden. Der Reichstag müsse hier eingreifen und «war sei das eine Angelegenheit, die den Völkerbund unmittelbar angehe. Wir berufen uns auf die 14 Punkte Wilsons. Aber im Wäffenstillstandsprotokoll sei nichts davon erwähnt. Und dieses Protokoll sei das einzige Schriftstück, aus das der Verband seine Forderungen stütze. Die Petersburger Veröffentlichungen haben bewiesen, daß uns nicht die Schuld am Kriege treffe. Somit seien die Voraussetzungen für den Frieden nickt zutreffend und der Grund für unsere Revisionsfor- djruna gegeben. Unsere 100 MO Mann kosten 8 Milliarden, die 137 000 Mann des Verbands im besetzten Gebiet das fünffache. Dazu komme die steuerliche Belastung.
Abg. Dr. Levi (Komm.), vermißt in allen Reden die Sor^e um das Proletariat. Ueberall herrsche Stillstand, statt daß die Produktion gefördert werde. Bayern stehe jetzt im Brennpunkt des europäischen Interesses. Der Regierung bleibe nur noch der Weg nach Rußland offen, wo es dem Proletariat so gut gehe wie nirgends.
Abg. Eisenbcrger (Bayer. B.B.) sagt,' die Sozialisierung sei nur ein Schlagwort für die Massen. Die Weimarer Verfassung müsse im Interesse der Selbstverwaltung der einzelnen Länder einer Revision unterzöge» werden,' um die Reichsverdros- senheit zu beseitigen.
ltav v. B u n g c, Begründer der Bewegung für völlige Eni- i haltsamkeit vom Genuß alkoholischer Getränke, im Alter von j 77 Jahren gestorben. ' * . f
Gedenktag für die Gefallenen. Nach Berliner Blättern wer- den verschiedene Parteien im Reichstag den Antrag einbringen.i einen nationalen Trauertag für die gefallenen Krieger ein- ! zuführcn.
Keine Aufhebung von Universitäten. Wie die „D. Allg. Ztg." erfährt, ist eine Schließung preußischer Universitäten nicht beabsichtigt.
Der Neue. Die pfälzischen Winzsrgenossenschaften von Neustadt, Hardt, Gimmeldingen, Mußbach Hambach und Dürkheim bnkgen vorn 1. November an den neuen Weißwein zu 4.50 Mk., den Rotwein zu 3 Mk., für das Viertelliter bis zum ersten Abstich in ihren Wirtschaften zum Ausschank.
Klaviersteuer. Der Provinzialrat der Provinz Sachsen hat entschieden, daß die Gem.'inden das Recht haben, eine Kia- viersteuer einzuführen.
Wirtschaftlicher Wochenüberblick.
Geldmarkt. Auch diese Woche erlebte die Reichsmark zunächst eine kleine Erholung, indem sie in Zürich am 3. November auf 8.M Rappen stieg. Aber wie in der vorausgegangenen Woche gab es in der zweiten Hälfte.wieder einen Rückschlag, und der Abendkurs vom 5. November lautete auf 7.90 Rappen bei fortgesetzt weichender Tendenz.
Börse. Eine Woche wilden Haussetaumels liegt hinter uns. Leshalb konnte cs nicht ausbleiben, daß zum Schluß eine gewisse Ernüchterung sich Bahn brach und daß Gewinnbegleichun- gen vorgenommen wurden, die auch wieder zu einigen Kursrückschlägen führten. Selbst so große Transaktionen wie die Riesenvcrcinigung einiger Montan- und Elektrizitätswerke, sowie sonstige Trustanzeichen blieben schließlich ohne Eindruck. Aber der Kursstand ist im allgemeinen noch sehr hoch und zwar in Valutapapieren ebenso wie in Industrieaktien und sonstigen einheimischen Werten. Der Anlagcmarkt war ruhig: Kriegsanleihe 77p/ Reichsschatzscheinc 98p/ 4prozentige Würt- temberger 85ftz.
Produktenmarkt. Die Stimmung im Produktcnverkehr ist «was ruhiger geworden, obgleich die Maispreise wegen der Valuta weiter anzogen. Die Nachfrage nach Erbsen hat etwas nachgelassen. In Heu und Stroh herrscht reger Begehr. Das Habergeschäft ist ganz ungeklärt, weil dem freien Verkehr entzogen. Die Bauern sollen zu 75 Mark abliefcrn, in Berlin aber verlangt man den doppeltst Preis. Neuerdings verlautet auch, das) die Heupreise in Süddeuischland wieder enorm in die Höhe, gehen. Forderungen bis zu 70 Mark sind aus dem württ. Oberland bekannt geworden. Aus dem Badischen kommen Offerten mit 40 Mark. »
Warenmarkt. Die Kohlenversorgung der Industrie wird immer schlechter und droht zu einer Katastrophe zu führen. Der Preisabbau in Eisen stellt sich immer mehr als ein Notbehelf dar! soll aber bis zum Frühjahr Gültigkeit erhalten. Ueberrascheno ist eine Ermäßigung der Ziegelpreise von 402 auf 300 Mark gekommen, falls das Gerücht, das wir mit Vorbehalt verzeichnen, sich bestätigt. Das Textilgeschäft geht lebhaft. Der. Ledermarkt ist sehr fest. Das Zustandekommen der Akkordarbeit bei der Tuttlinger Industrie wird günstig gedeutet; von .einem Preisabbau ist aber vorläufig keine Rede.
Biehmarkt. Die gemeinschaftlichen Bemühungen um eine Senkung der Schlachtviehpreise schsit-rn immer wieder am wilden Handel und am Schiebertum. Auch die Zuchtviehpreise sind höher als je und das Geschäft äußerst lebhaft.
Holzmarkt. In Nadelholz zieht die Tendenz schon wieder kräftig an. Kaum haben die Verkäufe im Wald wieder eingesetzt, werden die T axen bereits weit überschritten. Schnittholz zieht weiter an. In Laubholz ist das Geschäft ruhiger.
Argentinien hebt dis Ausfuhrabgaben auf Wolle auf. Der Ausschuß für Zollwesen in Argentinien hat in Uebereinstim- mung mit dem Finanzministerium die Aufhebung aller Aus- suhräbgaben auf Wolle beschlossen. Diese Maßnahme wird b« Ausfuhr der großen Lager ermöglichen.
Vermischtes.
Ou.ge ch. In Basel ist der UniversHätsprosessor Dr.
Gu-
VkrtreLertag der Württ. BürgerparLei.
Stuttgart, 6. Nov. Der dritte Vertretertag der Württ. Bürgerpartei wurde am Donn'erstag abend mit einer Gedenkfeier für die Gefallenen des Weltkriegs in dem dichtgefüllten Festsaal der Liederhalle eingeleitet. Der Saat war mit schwarzweißrojM Fahnen geschmückt. Die Gedächtnisrede, die einen tiefen Eindruck machte, hielt Dr. Beißwänger. Gesangsvorträge von Künstlern, des Knabenchors „Hymnus" und des Gesangvereins „Ehrenfeld" umrahmten mit den Orchesterstücken der Kapelle des Schützenregiments 25 die erhebende Feier.
Am Freitag abend sprach im Festsaat der Liederhalle vor überfülltem Hause der Führer der Tentschnationalen, Graf Westarp. Der Landesvorsitzende der Bürgerpartei, Abg.. Dr. Beißwänger, begrüßte die Gäste, besonders die Vertreter aus Bayern, Baden und Vorarlberg. Man könne wohl Länder annektieren, nicht aber Herzen. Er machte dann Mitteilung, daß von kommun i st i s ch e r Seite eine Sprengung der Versammlung geplant gewesen sei und ersuchte, etwaige Ruhestörer auf Grund des Hausrcchtcs an die Luft zu setzen.
Graf Westarp hielt zuerst eine „Preußenrede", in der er sich über die Lage und die Aufgaben Preußens im neuen deutschen Staat aussprach. Man stabe keinen Anlaß, auf das heutige Preußen stolz zu sein. Die Tentschnationalen fordern die Wahl der preußischen Landesversammlung, um mit der roten Herrschaft, die sich im Besonderen in der röten Republik Groß-Berlin breit' mache, abzurechnen. Das Autonomiegesetz für Ober- schlcsien sei nur ein Signal zur Zerstückelung Preußens. Nur ein starkes Preußen werde auch iü Zukunft wie der den Grund bilden, ans dem das Reich erstehen könne. Auch im Innern des Reichs handle es sich um die Befreiung von der Vorherrschaft der marxistischen Sozialdemokratie. sLer Reichshaüshalt'mit seinen 39 Milliarden ordentlichen und 52 Milliarden außerordentlichen Forderungen stelle einen Nekkord dar. Von der Sozialdemokratie seien die Tentschnationalen auch durch Die Stellung zum monarchischen Gedanken getrennt. .Für sie sei der Kaisergedanke der Gedanke der Zukunft. Von der Sozialdemokratie trenne ober auch ihr Klassenkamps und ihr Internationalismus, vor allem auch ihre Stellung zur Religion und Kirche. Völlige innere sittliche und geistige Erneuerung sei nötig/ wie sie einst von Fichte und .Arndt gepredigt wurde.
Abg. Bäziile behandelte die württ. Landespolitik. Tie Regierungsbildung in Württemberg sei ein Kind der Haußmann-Hieber'schen Ehe. Die Rechte sei gegen ihren Willen Opposition geworden. Es sei Schuld der Demokratie, daß keine bürgerliche Regierung zustande kam, denn die Sozialdemokratie sei auch bei uns heimliche Regierungspartei. Wenn es nicht gelinge, alle bürgerlichen Parteien zu einem festen Block zusammen zu schweißen, sei der Zusammenbruch unvermeidlich.
Stuttgart, 7. Nov. (Beschlagnahme.) Gestern vormittag stölI Uhr erschienen im Auftrag der Staatsregierung in der Druckerei des „Sozialdemokrat", vier
Kriminalbeamte und beschlagnahmten' die heutige Ausgabe, angeblich wegen des Artikels „Einig im Kommunismus". Ebenso sind auch den Zeitungsverkäufern die bereits von ihnen abgeholten Exemplare abgenom-. men und zum Teil auf die Polizeiwache genommen worden. , ' , e i
Stuttgart, 7. Nov. (Ein Schwindler.) Bor einer hiesigen Bank löste ein Fräulein einen Scheck ein. Auf der Straße wurde es von einem unbekannten Mann angehalten, der ihr erklärte, das abgehobene Geld sei gefälscht und müsse geprüft werden. Das Fräulein ließ sich — unglaublich, aber wahr — einschüchlern und übergab das Geld dem Unbekannten, der wohl auf Nimmerwiedersehen verschwand. -MM
Fellbach, 7. Nov. (Seltene Hochzeitsfeier.) Zwei Söhne und eine Tochter des Weingärtners Pfänder traten an einem Tag in den Ehestand.
PlüDerhausen, 7. Nov. (Einbruch). Am Hellen Nachmittag stieg ein Unbekannter durch ein Parterre-, scuster und eignete sich einen HochzeitSanzug, eine Hvfe,i 2 Taschenuhren, verschiedene Uhrtetten, 5 Ringe, darunter 2 Eheringe an; außerdem zirka 409 Mark Papiergeld und weiter mehrere Silbermünzen.
' Heilbrerm, 7. .Nov. (Schwurgericht.) /Der Bauer und Metzger Gottlieb Wenningec von BretzfM . hat am 29. September seinen Schwager, den Oberbahn- assistenten Birk aus dem Elsaß im Streit'überfein Baumgrundstück durch einen Schlag töolich verletzt. Wen-, ninger wurde zu 3 Jahren 9 Monaten Gefängnis der-, urteilt. -M ' ."'MM
Oehringer», 7. Nov. (Diebische Gastgeberin.). Bei einer hiesigen Frau weilte ein auswärtiges Mädchen^ zu kurzem Besuch, das mit ihren Ersparnissen.- von 235!) Mark eine Aussteuer iü Neuen itein erwerben wollte. D'ic Gastgeberin bestahl aber den Besuch um die. ganze Summe. Die Freude dauerte jedoch nicht lange, Denn am andern Tag spürten die Landjäger ' die verschiede-, neu Versteckplätze auf und förderten die, 47 Fünfzig-« markscheine zutage. Nun wird die Frau Gelegenste haben, irgendwo einen unfreiwilligen Besuch zu machen.-
Wachbach, OA. Mergentheim, 6.>..Nov..,>(We^d«j mannsheiI.) . Bei. einer Trpibjagd.lwurdensAersM Hasen erlegt. - -T
Reutlingen, 5. NovM (To des fall.)-7 Die Gattin, des Kommerzienrats Karl/ Laiblin, 'eine stille Wohl«, taterin der Avmen, Verivundeten und Kranken, ist,) 72 Jahre alt, gestorben. Sie hat u. a. der Stadt dast Säuglingsheim, das ihren Namen, Emilien-Krippe, trÜA gestiftet. . " ' '--Ms).''--)
Tübingen, 7. Nov. Ter russische Kriegsgefangene. Schkoldin, der die Tochter seiner Tienstfrau Schett-l ler in Ottenhausen, OA. Neuenbürg, ermordet und die. Mutter zu toten versucht hatte, wurde vom Schlwuitz gericht zu 10 Jahrxn Zuchthaus verurteilt. - MM
Vom Oberland, 7. Nov. (Die falsche Scha'H-, tel.) Im Eisenbahnwagen zeigte ein Herr seinen Mitreisenden einen ihm aus einer Erbschaft zugefallenen wertvollen Ring und steckte ihn dann in einem Schach« . telchen in die Tasche. Nicht lange darauf nickte er zu einem kurzen Schläfchen «ein, von dem er friedlich erwachte. Aber der Mann gegenüber war verschwunden und mit ihm ein kleines Schächtelchen, deren er zweie in der Tasche trug. Er vermutete gleich, daß ihm fein wertvoller Ring gestohlen worden sei und sorgte sich arg ab, bis er bemerkte, daß der Langfinger die falsche^ Schachtel erwischt hatte. Es war eine Schachtel mit:. .Schweizerpillen.
Ravensburg, 7. Nov. (Die Post im Güter-, bummelzug.) Innerhalb 17 Tagen, die eigentlich^ nur 14 Arbeitstage waren, ist die für ganz Oberschw-benz so dringende Nachtpost aus Stuttgart von gestern zum. drittenmal ansgeblieben. Die Häufung dieser Fälle, dch durchschnittlich jeden fünften Tag die ganze Geschäfts-^ Welt treffen, gibt, wie der Oberschwäbische Anzeiger, schreibt, zu lebhaften Klagen begründeten Anlaß. Die, Post wird mit dem Güterbummeizng befördert, der dir.. Fortsetzung des Eilmges Stuttgart-Ulm bildet.
Ein Frühlingstraum.
- Eine Erzählung aus dem Leben von Fr. Leh n e.
5. Fortsetzung, (Nachdruck verboten.)
, Doch das Verhängnis ereilte ihn — die Liebe kam über ihn, eine große gewaltige' Macht, gegen die er kämpfte mit al^r Energie, die ihm eigen war — doch vergebens — er unterlag!
Es war in der Kirche. Schräg vor ihm saß ein junges Mädchen. Sie trug ein einfaches schwarzes Kleid und hatte einen englischen Strohhut auf dem blonden kockigen Haar. Halb aus Neugier, halb ans Langeweile beobachtete er, wie ihr Auge voller Andacht an dem Geistlichen hing. In ihrer Erscheinung prägte sich eine kindliche Unschuld und eine Vornehmheit der Haltung aus, die ihn frappierten. Leider konnte er ihr Gesicht nicht stanz sehen; dafür entschädigte er sich reichlich durch, den Anblick ihres Profils, das 'wunderbar rein und edel war- "7 ein seines, gerades Naschen, ein süßer Mund und ün sanft gerundetes Kinn. Er nahm sich vor, ^ das Mädchen nicht aus den Angen zu lassen. Nach Schluß des Gottesdienstes beeilte er'sich, den Ausgang zu erreichen, und an der Kirchtür erwartete er seine Unbekannte, bchon von weitem sah er sie kommen, und er war überrascht von dem Liebreiz' ihrer Erschcinustg — ein entzückendes, nur etwas bleiches Gesichtchen, das von ei- ueul Paar wunderbarer Augen beseelt wurde. Er trat 'hr in den Weg; unwillkürlich blickte sie zu ihm auf — strotz und voll ruhten da seine Angen aus ihr, daß eine dunkle Röte das lilienweiße Gesicht überflutete; gleich darauf war sie im Gedränge verschwunden und so sehr er uch auch bemühte, er sah sie nicht mehr. Mißmutig darüber, setzte er seinen Weg fort, darüber nachsin- uend,,ob er sie wohl Wiedersehen würde. — Nachmittags HM er mit einem Kameraden spazieren. Das schöne Detter halte die meisten Leute herausgelockt, ^und große Scharen von Spaziergängern strömten ins Lreie. Er Außte noch immer an das'Mädchen denken —*ihr Gesicht
und der Blick ihrer Augen wollten ihm nicht aus dem Sinn. Wer mochte sie sein?
„So schweigsam, lieber Wolfsburg?" fragte da sein Begleiter in sein Grübeln hinein, „Sie denken wohl wieder über eine strategische Frage nach?"
„Nein, Strachwitz, nein!" Woran ich denke, das können Sie nie erraten," lächelte der Angeredetc.
„Na — wenn es Hartleben wäre, würde ich mit Bestimmtheit behaupten, 'daß mal wieder ein Weib in seinem Kopfe spuke — aber Sie Cato — eher glaubte ich an den Untergang der Welt!"
„Wenn es aber nun doch so wäre?" gab Wolf lächelnd zurück.
„Wie — höre ich recht — Sie, Mölschen?"
„Ja, ja, ich habe heute morgen in der Kirche ein Mädchen von so berückendem Liebreiz gesehen, wie noch kein anderes! Ter Gesellschaft scheint sie aber nicht anzugehören, sonst würde ich sie kennen." Und er beschrieb ihr Aeußeres so anschaulich, daß Strachimtz einen leisen Pfiff ausstieß, und sagte: „Ich glaube, die kenne ich und habe sie öfters gesehen."
„Ah! Und wo, wenn man fragen darf?"
Doch Strachwitz antwortete nicht, sondern sah aufmerksam gerade aus; plötzlich bemerkte er, auf zwei junge Mädchen deutend, die ihnen gerade entgegenkamen — „Ist es vielleicht die links?"
„Ja, beim Himmel, sie ist es," bestätigte Wolf erregt, „haben Sie schon je etwas so Süßes gesehen?"
Das Mädchen erkannte sofort den Offizier vom Vormittag wieder und schlug vor seinem beredten Blick errötend die Augen nieder. Dem Sonntag zu Ehren hatte sie ein weißes Batistkleid angelegt, in'dem sie wie die verkörperte Unschuld und Reinheit aussah. Als sic vorüber war, fragte Strachwitz:
„Sie möchten also wissen, wer die Kleine ist? — Sie heißt Mary Winters und ist Putzmacherin."
„Putzmacherin?" Es klang sehr enttäuscht und fast ungläubig, wie Wolfsburg das wiederholte.
„Ja — Putzmacherin in dem Modesahon der Frau Gündel am Rolandplatz." . '
„Woher wissen Sie das?"
„Von Hartleben. Sie wissen, der hat eine feine Nase und spürt alles aus. Seit März ungefähr ist die Kleine Hier — aber riesig unnahbar, wie er sagt! Na, er wirds vielleicht aus Erfahrung wissen, schirMgt i.ch aber darüber aus! Leipziger Straße 14,' 2 Treppen, be. einer Witwe Müller oder Schulze wohnt sie. Das ist alles, was ich sagen kann! Schade, daß ich kein Weib bin — denn Hüte von solch schönem Kinde aufgesetzt bekommen, muß doch eine Wonne sein!"
So plauderte er, während Wolfsburg halb zerstreut zuhörte. Also Putzmacherin war sie — schade! Und er seufzte unwillkürlich ans. Strachwitz sah ihn von der Seite an. —
„Nanu — wem galt der Seufzer? Toch micht etwa dem kleinen Mädel von vorhin? — Sic werden ja ganz rot — ei, ei,- mein lieber Freund!" Und scherzhaft drohend hob Strachwitz den Finger. Aber des andern Gesicht war sehp ernst als er sagte: ,,Strachwitz, ich bitte Sie, lassen Sie das! Es tut mir weh! Das Mädchen ist so süß und hold, daß ich es ans der Stelle lieben und heiraten könnte!"
„Mensch, warum denn gleich so gründlich? Sic können die Kleine doch auch sonst lieben und anbcten! Muß man denn immer gleich an Heiraten denken? Glauben Sie, diese kleinen stNädchen denken selbst nicht daran - ach, und ich s age Ihnen, sie können so süß und heimlich küssen! Weg doch mit der Schwerfälligkeit, Wölfchcn genießen Sie Ihre Jagend, erwerben Sie sich die Gunst jener Kleinen, wenn sie Ihnen so gut gefällt - Ihnen wird cs ja nicht schwer fallen. Tie Weiber warnen ja nur auf Sie! Jenes kleine Mädel wird Sie auch nicht gleich nach dem Standesamt fragen! So envas liebt man wohl, aber man heiratet es nicht, und, glauben Sie, 's ist eine der größten Himmelsgaüen, so ein lieb Ding im Arme zu haben!" (Fortsetzung soigch