mit. daß nach der Zurückziehung des Strafantrags Erz- bergers gegen den Redakteur Tr. Bütck und nach sei­ner Erklärung, daß er sich auf den Weg der Privatklage nicht locken lassen werde, eine gerichtliche Klärung der Steucrangelegenheit Erzbergers auf anderem Weg nicht möglich sei. Weiter ersucht die Anzeige die Staatsan­waltschaft, ihre Ermittelungen auch ans die Vermögens­anlagen Erzbergers im Ausland auZzndehnen.

Tie Wahlen in Preußen.

Berlin, 7. Nov. Durch Vereinbarung der Parteien der Landesversammlung ist der 13. Februar endgültig als Wahltag für Preußen festgesetzt.

Der S. November.

Berlin, 7. Nov. Das Reichskabinett beschloß, daß der Revolutions-Gedenktag bei der^Reichsbebörden und den Eisenbahnen nicht zu feiern sei.

Darmstadt, 7. Nov. Tie hessische Regie innig wi.d allen Beamten, Staatsarbeitern usw., die den Revo­lutionstag feiern wollen, den Tag frei geben.

SNiinchcn, 6. Nov. Tie sozialistischen Parteien beab--. sichtigten, am 7. November von verschiedenen Sammel­punkten aus in geschlossenen Zügen zu einer Repolu- tionsfeier in der Ausstellungsarena zu marschieren. Der Polizeipräsident verbot jedoch die Umzüge und drohte mit rücksichtsloser Schärfe gegen die das Verbot Ueber- tretenden vorzugeh-en. Darauf wurde in den Parteien angeregt, als Gegenkundgebung am 9. November - zu streiken. Ter Gedanke wurde jedoch fallen gelassen und es wurde beschlossen, daß die Teilnehmer an der Feier sich in zwanglosen Gruppen in den Ausstellungspark begeben sollen.

Streik.

Berlin, 7. Nov. Die Arbeiter der Berliner städti­schen Elektrizitätswerke haben den vom Einigungsamt ge­fällten Schiedsspruch abgelehnt und find in den Streik getreten. Der Straßenbahnbetrieb ruht.

Beuthen, 7. Nov. Tie Arbeiter der Oberschlesischen Kraftwerke sind m den Ansstand getreten. Tie Zei­tungen in Oberschlesien konnten nicht erscheinen. Tie -Vermittlung der Verbandskommission ist angerufen wor­den.

süv die

München, 9. Nov. Tie Polizei hat, wie demBrrl. Lokalanz." berichtet wird, eine ausgedehnte Organisation zur Anwerbung für die französische Frem^. denlegion aufgedeckt. Tie Werbetätigkeit in Deutsch­land wird von Paris aus geleitet. Tie Werber be­kommen 20 Franken, gleich 100 Mark Taggeld und 5 Franken Kopfgeld für jeden Angeworbenen. Tie An­geworbenen erhalten 150 Mark Hand- und Reisegeld, 250 Franken bei Einstellung, ebensoviel bei Einreihung in einen Truppenteil, dann.aber nur 75 Centimes Tageslöhnung.

Weitere Beschuldigung gegen die Polizei.

Dresden, 7. Nov. Wie in München, hatten die Radikalen auch gegen die neue Landespolizei in Sach­sen verschiedene Beschuldigungen erhoben. Tie vom Ministerium des Innern eingeteitete Untersuchung hat jedoch ergeben, daß, nichts Betastendes vorliegt, insbeson­dere ist die behauptete Verbindung der Landespolizei mit der Orgesch und mit dem.VereinStahlhelm" in Chemnitz nicht nachzuweisen gewesen. Ter des Dienstes enthobene Hanptmann Konradi wurde wieder ein­gestellt. Ter Minister wies die Polizeibehörden an, alle Veröffentlichungen der Organisation Escherich mit allen Mitteln zu unterdrücken.

Die Wirtschastskonserenz.

Wien, 7. Nov. Ter österreichischen Regierung ist eine Einladung der Wiederherstellungskommisfion des Verbands zugegangen, an der voraussichtlich in Pteh- burg stattfindenden Wirtschaftskonferenz teilzunehmen, zu der die Nachfolgestaaten der ehemaligen österreichisch- . ungarischen Monarchie Vertreter entsenden sollen- Von

Ein Frühlingstraum.

Eine Erzähluna aus dem Lehen von. Fr. Lehne.

4. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.)

Von seiner Frau sprach er nicht; ich stellte auch nur die unumgänglich nötigen Fragen nach ihr, da ich gleich merkte^ daß da etwas nicht im klaren war. Nachher hörte rch denn auch, daß er in sehr unglücklicher Ehe lebte und einige Wochen nach seinem Besuche bei mir trug sich denn das Schreckliche zu, das die ganze Welt ik^ Aufregung brachte der Selbstmord Wolf von Wolfs- burgs der in einem Anfall von Geistesgestört­heit geschehen sein sollte!

Heute abend nun fange ich an, das, was ich von den alten*Leuten gehört habe, sowie das, was mir die alte Linde zugeflüstert hat, zusammenzustellen und Dir, liebe Freundin, in Form einer Erzählung widmen, in der Hoffnung, daß du sie nicht ungünstig aufnehmen wirst! Es ist ja nur eine einfache schlichte Begebenheit, wie sie sich so oft im Leben zuträgt vielleicht ist sie für mich nur darum so ergreifend, weil ich dep Leutnant Wolfs­burg so gut gekannt habe: aber ich hoffe, daß auch Tu mit Deinem gutem Herzen Teilnahme für jene beiden haben tvirst!. ^

II.

Du bist wie eine Blume.

So hold und schön und rein:

Ich schau Dich an und Wehmut Echleickl mir ins Herz hinein.

Mir ist. als ob ich r die Hände Aufs Haupt Dir legen sollt,

Betend, daß Gott Dich erhalte So rein und schön und hold.

- " Heine.

Hasso Wolf von Wolssburg war einer der beliebtesten Offiziere in Z. Sein nie ermüdender Fleiß, seine un- gswöhnlichen Kenntnisse, seine Tüchtigkeit im Dienst und die Liebenswürdigkeit, die er im Umgang entfaltete.

einer leHNahme Deutschlands ist in der Einladung nicht dfie Rede. Ueber diesen Punkt sind sich die Vertreter der verschiedenen Staaten in der Kommis­sion nicht einig geworden und haben die Entscheidung dem Obersten Rat überlassen.

AbrüstungsanLrag im Völkerbund.

Basel, 7. Nov. Tie Preß-Jnformation meldet aus Stockholm, Schweden, Norwegen und Dänemark werden auf der Völkerbundskonsercnz in Gens die allgemeine Abrüstung beantragen. Man glaube, daß Holland, Spanien und die Schweiz sich dem Schritt auuhließeu werden.

Krieg im Osten.

Konstantinopel, 7. Nov. Tie Kämpfe zwischen den Nationaltürken und griechischen T nippen dauern in: Ab­schnitt Brussa (Kleinasien) mit Heftigkeit an. Auf der armenischen Front haben die armenischen Streit­kräfte einen Gegenangriff eröffnet.

London, 7. Nov. DieTimes" berichten aus Km- stantinopel: Der Kamps in Taurieu ist sehr heftig. Der linke Flügel Wrangels hat alle Angriffe auf den Brückenkopf von Darekop abgeschlagen. Der^ rechte ^ Flügel unternahm einen Gegenangriff. Die Verluste wa­ren auf beiden Seiten schwer. Die Bolschewisten fechten heiser als gewöhnlich.

Nach der Wahl.

Neuyork, 7. Nov. Senator Har ding hielt in Marion vor einer ihn beglückwünschenden Volksmenge seine erste Anüwache nach seiner Wahl. Er sagte, der Vcrsailler^Völkerbund sei tot. Amerika wün­sche, an einer Vereinigung der Völker einen weisen und gerechten Anteil zu nehmen, aber es Wolle sich keiner fremden Oberherrschaft unterwerfen. Tie ame­rikanischen Wähler hätten entschieden, daß Amerika frei und Europa gegenüber unbelastet dastehen müsse. Darauf erschien eine Prozession mit einem Sarg,, der eine Puppe enthielt, an der ein Plakat mit der Aufschrift: Völkerbund" befestigt war.

Tie. Stimmenmehrheit für Harding wird auf 5 Mil­lionen geschätzt, weitaus-' die größte, die je in einer Prä­sidentenwahl erreicht wurde. Tie Gesamtzahl der Ab­stimmenden betrug rpnd 28 Millionen, darunter 9 Mil­lionen Wählerinnen. (Bei dieser Wahl haben zum ersten Mal Frauen gewählt.)

Bei den Wahlen wurden für die Kandidaten der Arbeiter und der Landwirte 2 Millionen Stimmen ab- > gegeben.

: London, 7. Nov. Nach Mitteilungen aus VLashinglon

j beabsichtigen die Vereinigten Staaten, alles während des t Kriegs beschlagnahmte deutsche Eigentum zn- ! rück zu geben. Sie sollen darauf bestehen, daß die ! von den Alliierten, hauptsächlich von Frankreich, ver­langten Entschädigungen auf ein Mindestmaß festgesetzt werden, das nicht mehr verkürzt werden soll.

TieTimes" melden aus Washington, mutmaßlich sei für das Staatssekretariat Root, Amerikas erste Autorität im Völkerbund und unter Roosevelt Kriegs- sekretür und dann Staatssekretär, ansersehen. Wenn er ablehnen sollte, dürfe der ehemalige amerikanische Bot­schafter in Berlin, Hill, in Frage kommen. Außer­dem werden als Kriegssekretär General Wo'od, als Schatzsekretär Law den und als Handelsmiuistcr oder Landwirtschastsminister Hoover genannt.

N!--n>. Sic seien ein würdiges Seitenstück zu der yewalMmen 7'ürtnahme unserer Kolonien/ zu den Rcchtsbriichcn und der Bergewnltigunq im Saargebiet. Er erhebe heute öffentlich An­klage gegen die Entente 'wegen Vertragsverletzung, Rechtsbruch und Vergewaltigung und erwarte eine Antwort. Komme sie nicht,' so werde er vor aller Welt laut erklären: Keine Ant­wort ist auch eine Antwort. Die Verhältnisse im Rheinland seien nicht mehr zu ertragen. Die ganze Art der Behandlung durch die feindlichen Truppen und besonders durch die Offi­ziere fordere zum schärfsten Protest heraus. Die Amerikaner seien besonders rücksichtslos,- sie reqüierierten Wohnungen und richteten sie furchtbar zu. Die Amerikaner werfen mit dem Geld nur so um sich und richten eine sittliche Verwilderung an. Die amerikanische Regierung kenne jedenfalls die Zustände nicht.! Das Auswärtige Amt möge der amerikanischen Botschast die Angen öffnen. Noch heute werden farbige Truvpen für die besetzten Gebiete verwendet. Das ist eine Kulturschnnde. An­ständige Damen dürfen sich abends nicht mehr allein auf der Strasse seben lassen. Dazu kommt das Bestreben der fran­zösischen Behörden,» die Rheinland; allmählich mit französischen Interessen zu durchchrin-en,- was mit dem Friedensvertraq im direkten Widerlornch steht. Daß die Abstimmung in Eupen- Malmedq ein Hobn auf das Selbstbestimmunasrecht war, gebe schon daraus hervor, daß im Kreis Eupen auf 20 000 Deutsche nur 80 Wallonen kamen und im Kreis Maimedy auf 35000 Deutsche nur 9000 Wallonen. Von. 23 000 Wahlberechtigten haben sich wegen der behauchen Einschüchterung nur 272 in die Listen eintrageu lassen. Der Protest des deutschen Wahlaus­schusses sei unbeachtet geblieben. Das neutrale Ausland teile unsere Auffassung und' bezeichne das Verhalten des V'ölker- bunds-a'-! als nlckiswü'-di-'es Gaukelspiel.

Der Minister des Aenßern Dr. Simons betont, daß Miß- aesühle nicht nur im deutschen Volk, sondern auch im Ausland über das Schicksal von Eupen und Maimedy herrschen. Auf die Proteste und Eingaben der deutschen Regierung sei keine Antwort er WK. Man wisse hier überhaupt nicht, ob unsere Eingaben dem Völkerbund zur Kenntnis gekommen seien. Der Minister verliest eine Reihe ausländischer Pressestimmen," die den Völkerbund verurteilen. Die Grundlage," auf der seht Belgien die Souveränität übertragen lei, 'wibersvrechc dem »Rechtsgcfühl. Das Einträgen in die Listen war mit dctz größ­ten Schwicrwkeitcn verbunden. Wer sich eintragen lassen wollte/ kam mehrfach vor verschlossene Türen, verlor nachher seine Le­bensmittelkarten und mußte deshalb schließlich das Land ver­lassen. Der Bölkcrbnndsrat war unrichtig informiert, als er seine Entscheidung traf. Auch unser Wunsch, eine Kommis­sion des Völkerbunds in die beiden Kreise zu entsenden, wurde nicht erfüllt, iieber die Abgrenzung der Kompetenzen zwischen Tölkerbund und Bölkcrüundsrat bestehen keine neuen Vorschrif­ten. Der Pölkerbundsrat sei zurzeit nicht vollständig, da Amerika nicht vertreten sei. Die Regierung ist überzeugt, daß die Entscheidung des Böltzerbundsrats nicht als rechtmäßig anzu- schen ist und hat bei dem Bölkcrbnndsrat die Entscheidung durch das Plenum des Völkerbunds beantragt. Die Antwort des Völkerlumdsrats ist höchst unbefriedigend ausgefallen. Beide Kreise haben nie zu Belgien gehört und da kann von einer Wiedervereinigung mit Belgien keine Rede sein.

Köln, 7. Növ. Nach derKöln. Zkg." wird dem LondonerDaily News" aus Neuyork gemeldet» Har- ding, der mit einer Mehrheit von über 6 Millionen Stimmen gewählt sei, habe sich für einen beschränkten Völkerbund erklärt. Der Senator Cormik, einer der heftigsten Gegner des Vertrags von Versailles, soll nach derTimes" versichert haben, die europäischen Großmächte haben sich bereit erklärt, mit den Vereinig­ten Staaten über die Abänderung des Vertrags von Vrr'ajlsgs und des Völkerbunds zu verhandeln. -

Reichstag.

Fntcrpcklation über Vupen-Malmedy und die ' besetzten Gebiete des Rheinlands.

Berlin,' 7. Nov.

In der gestrigen Sitzung standen aus der Tagesordnung die Interpellation Scdi-fer und Genossen betr. die Souveränität über Tunen und Malmedy und die Interpellation Korep über die befehlen Gebiete des Rheinlands, die verbunden werden.

Abg. Dr. Bel! sZ.) begründet dir Interpellation, indem er auf die Rechtsvevl'tzung,' die Rechtsbrüche und die Vergewaltigung tzinmeist, die in der Anvetztio» der Kreise Euven und Maimedy

Berlin, 6. Nov.

In der gestrigen Sitzung hatte das Haus zunächst nicht we­niger als 36 kleine Anfragen zu erledigen. Es ist kein Wunder, daß die Vorliebe für die in die Geschäftsordnung neu einge- führtm Kleinen Anfragen sich stark abgckühlt hat, weil sie nickt nur entsetzlich viel Zeit verschlingen, sondern auch die Behörden durch die Bearbeitung der Anstagen, Herbeischafsung des Materials usw. in fast unerträglichem Maß belasten.

Nach den Anfragen wurde die Aussprache über den Reichs- haushaltplan fortgesetzt.

Abg. Mttmann (USP.): Die Machtpolitik der Rechten ha­ben uns zum Ruin geführt. Dieser Friede sei ein deutschnatio- nalcr. Helfferich wollte die Gegner ausplündern, hat also keinen Grund, jetzt zu schreien. Als der Redner von der Verbrechcrtaktik Deutschlands im Krieg spricht, entsteht gro­ßer Lärm. Das Reich sei tatsächlich bankrott infolge der mo­narchistischen Herrschaft. Auch Post und Eisenbahn seien von Helfferich planmäßig in Grund und Boden bewirtschaftet wor­den. Erst wenn das .Proletariat dis Machtmittel in seiner

' ' .. ' ' Blüte

wieder

Hand vereinigt, werde unser Wirtschaftsleben zu neuer Blüt kommen. Ob die zweite Diktatur oes Proletariats sich miede

hatten ihn dazu gemacht. Dabei war er von einer wahr­haft rührenden Bescheidenheit: er machte sich gar nichts aus dem gesellschaftlichen Leben, das er, seiner Stellung wegen, doch nicht ausgeben konnte. Sein.Ehrgeiz ging höher, als nur dahin, ein gefeierter. Salonheld zu sein. Unermüdlich arbeitete und strebte er, ohne doch jenem faden Strebertum, das so unangenehm berührt, zu ver­fallen. Sein Wunsch war, etwas Großes in seinem Berufe zu leisten, dem er mit Leib und Seele anhing. Am liebsten verkehrte er in dem Hause des Stabsarztes Tr. Schöne, den er sich zum Freunde erkoren hatte; dort fühlte er sich wahrhaftzu Hause"; so sagte er wenig­stens. Leider tvurde ihm dieseszu Hause" nicht lange vergönnt, da dieser seltene Mann ganz plötzlich an den Folgen einer Erkältung starb. Wolssburg war ein schöner Mann und übte auf alle, die ihn kannten, besonders auf die Frauen, einen unwiderstehlichen Zauber ans. Ter Kopf mit dem leichtgelockten dunklen Haar war ein An- tinouskopf; die Züge waren wie gemeißelt und trugen das Gepräge großen Ernstes ader wenn er lächelte, flog es wie Sonnenschein über sein Gesicht, und das verlieh ihm einen hinreißenden Ausdruck. Das Schönste an ihm waren seine großen, dunklen Augen mit dem durchdringenden eigentümlichen ruhigen Blicke, den so leicht niemand vergessen konnte, den er getroffen.

Für seine Jahre war der junge Offizier von einem seltenen Ernst, der ihn älter erscheinen ließ, als er war. Aber die Verhältnisse in seinem Baterhause hatten aus dem sonnig heiteren, sorglosen Jünglinge einen ernsten, gereiften Mann gemacht. Sein Vater, ein hoher Fünf­ziger, hatte nach'dem Tode seiner Frau nochmals gehei­ratet, und zwar ein armes, aber blendend schönes Weib, das, wie der Sohn bald bemerkte, von raffinierter Koketterie war, und das sich selbst nicht entblövete, ihre Netze nach ihm, dem schönen Jünglinge auszuwersen, der ihr besser gefiel, als ihr alternder Gemahl. Er aber wollte ihre'Lockungen nicht verstehen; dafür verleum­dete sie ihn beim Vater, der ihrew Tränen und Schwüren

mehr Glauben schenkte, als des Sohnes Manneswort, sodaß dieser um Versetzung bat und tief gekränkt die Vaterstadt verließ,- in der er damals gerade in Garnison stand. So waren mehrere Jahre vergangen; der Gram über das Zerwürfnis mit seinem Vater, den er so 1- liebte, drückte ihn schwer; er war aber zu stolz, sich ihm ein zweites Mal zu nähern, da er das erste Mal dank dem Einflüsse der Stiefmutter, kurz zurückgewiesen war. Ja, er mußte die kostspielerige Lauft o, Kavallerieoffiziers mit der eines Infanteristen vertausche.., während sein Bruder Erwin, der diplomatischer war als er, das Leben in vollen Zügen genoß. Wolf mußte sich sogar einschränken, da ihm nur ein kleines mütter­liches Erbteil zur Verfügung stand, denn auf den Zuschuß von seinem Vater hatte er stolz verzichtet. Doch er ent­behrte nichts, da er von einer wahrhaft spartanischen Bedürfnislosigkeit war.

Sehr häufig wurde dr von dem reichsten Bankier der ^tadt eingeladen, und es war gar kein Geheimnis, wa­rum die einzige ^ verwöhnte Tochter des Hauses, eine üppige Blondine, zeigte ihm ganz unverhohlen ihre Zuneigung. Er blieb jedoch gänzlich unempfindlich hier­gegen und beschränkt/ seinen Verkehr in jenem Hause auf das nötigste. Tie schöne Gabriele war untröstlich; bis jetzt war ihr jeder Wunsch erfüllt worden und gerade dieser eine, der brennendste, sollte unerfüllt blei­ben. Sie gelobte sich aber, alles daran zu setzen, sein Weib zu werden, gleichviel, ob er sie liebte oder nicht!

Während er selbst von den Frauen vergöttert wurde, machte er sich gar nichts aus denselben und stand ihnen mit absoluter Gleichgültigkeit gegenüber keiner konnte ihm ein galantes Abenteuer nachsagen, so sehr ihn die Kameraden auch beobachteten. Doch drohten sie ihm wohl, daß auch ihn einmal das Verhängnis ereilen und Gott Amor sich sür diese Geringschätzung rächen würde. Er aber verlachte die Warner und meinte, er wäre absolut gefeit!