haben eine Kundgebung einstimmig angenommen, in der es heißt: Von Tag zu Tag mehren sich die An­zeichen, daß die Gefahr einer gewaltsamen Besetzung unseres rheinisch-westfälischen Industriegebiets du rch französischeStreit- kräfte näher tritt. Tie Folgen einer solchen Ver­gewaltigung Deutschlands würden katastrophal. werden, nicht nur für unsere Staats- und Wirtschaftshoheit, sondern auch für das gesamte Europa und die wirt­schaftlichen Beziehungen der Kulturvölker. Ter Ausschuß des Allgemeinem Deutschen Gewerkschaftsbunds erhebt schärfste Verwahrung gegen die französischen Vergewal- tignngsabsichten und warnt die verantwortlichen Gewalt­haber aufs eindringlichste vor der Ausführung solche^ ! Pläne. Ttzc Bundesausschuß ersucht zugleich die Ge­werkschaften aller Länder, sich deren Einspruch anzuschlie- ßen, und ruft den Internationalen Gewerkschaftskongreß z in London' an, eine Kundgebung ip gleichem Sinne zu beschließen.

Flugzeugbeschlagnahrne.

Danzig, 5. Nov. Ter Stellvertreter des Oberkvm- missars, der englische Oberstleutnant Strutt, hat die Beschlagnahme und Unbrauchbarmachung aller im Ge­biet des Freistaats Danzig befindlichen deutschen Flug­zeuge befohlen. Tie Tanziger Luftreederei hat durch den Staatsrat Einspruch erheben lassen, der aber zurück­gewiesen wurde.

Straßenknndgebung für Moskau.

Berlin, 5. Nov. Tie Unabhängigen und Kommunisten ) bereiten für den Jahrestag der Revolution (9. Novem- i ber) Straßenkuudgebungen für den Anschluß an die drjtte > Internationale vor. '

Der Reichsfinanzhof.

München, 5. Nov. Der in München untergebrachte Reichsfinanzhof ist nunmehr ausgebaut. Er besteht aus : einem Präsidenten, drei Senatspräiidenten und 20 Reichs­finanzräten. Der Reichssinanzhof gliedert sich in vier Senate, die auf das ganze Reich verteilt sind.

Parteiausschluß.

München, 5. Nov. Das Blatt der neuen Christlich- sozialen Partei in BayernDas neue Volk" hatte die j Führer der bayerischen Königspartei Mayer-Koy und Graf Bothmer bescbuldiat, sie haben von Frankreich Geldunterstüvima n'ir ihre Bestrebungen zu erlangen ver­sucht. Der Vorsitzende der Bäuerischen Volkspartei er­klärt, daß Graf Bothmer auf keinen Fall mit Wissen und im Auftrag der Volkspartei jemals eine Reise ins Rheinland gemacht und mit dem französischen General Demetz verhandelt habe. Er ist aus der Volkspartei ausgeschlossen worden.

Das Ende des Streiks in England.

London, 5. Nov. Im allgemeinen ist die Arbeit in den Gruben ohne Zwischenfall wieder ausgenommen worden. In Oldhill weigerten sich etwa 80 Prozent der Bergarbeiter, eiuzufahren und verursachten Aus­schreitungen, bei denen die Polizei einschreiten mußte.

Ter Verlu -Mn Kohlen infolge des Streiks der Berg­arbeiter beträgt 1 ^«Millionen Tonnen. Tie Gewerk­schaft der Bergarbeiter hat 2 Millionen Pfund Ster­ling an Streikunterstützung gezahlt. Ter Verlust au Löhnen der Bergarbeiter beträgt 15 Millionen Pfund Sterling.

Krieg im Osten.

Moskau, 5. Nov. Trotzki erläßt einen Aufruf, in dem er sag., General Wrangel sei abgetan; er sei von 5 roten Armeen umstellt uni) vom Rückzug nach der Krim, der Hauptfestung der Weißen, abgeschnitten. Po­len versuche, durch.Aufreizung der Ruthenen den Krieg fortzusctzen. Das Weißgardentum im Süden müsse voll­ständig vernichtet werden, trotz der Umtriebe der Pariser Börse.

Helfingfors, 5. Nov. Ter Austausch der Ratifi­kationsurkunde des Vorfriedens zwischen Sowjetrußland und Polen hat am 2. November stattgeftruden.

"SYeNDevesPaPstes.

Köln, 5. Nov. Wie dieKöln. Voltsztg." aus Nonr meldet, übergab der Papst dem Kölner Erzbischof Dr. -Schulte bei dessen Abschiedsbesuch eine halbe Million Lire' für bedürftige Kinder in Deutschland.

Das französisch-belgische Bündnis.

Paris, 5. Nov. Tie französische und die belgische Regierung haben vereinbart, am 12. November an das Generalsekretariat des Völkerbunds ein Schreiben zu richten, in dem der Abschluß des endgültigen Ueber- einkommens zwischen den beiden Ländern zur Kenntnis gebracht wird. Auch über den Inhalt?

Für Syrien ist eine Milliarde Franken in den Staats- j Haushalt eingestellt. Das ist für den Anfang schon ein recht nettes Sümmchen.

Keine Anslieferungsmöglichkeit des Kaisers.

London, 5. Nov. Im Unterhaus, erklärte Lloyd George in Erwiderung auf eine Anfrage, die Aus- » lieferung des ehemaligen deutschen Kai- l sers könne angesichts der Haltung der niederländi- ! scheu Negierung auf diplomatischem Wege nicht er- ! reicht werden. Das Haus sei sicher damit eiuverstau- I den, daß in dem Wahlversprechen betreffend den vor- ! maligen Kaiser nicht die Zusicherung liege, Holland ! nötigenfalls den Krieg zu erklären, um die Auslieferung durchzusetzen.-- Es sei nicht tunlich, den früheren Kaiser ! in seiner Abwesenheit gerichtlich zu verfolgen, ohne daß die Möglichkeit bestehe, das U-tteil im 'Falle der ? Schuldigerklärung zu vollstrecken. Tie Verantwortung j habe für die Tauer der Internierung die niederländische j Regierung. ' ^

Der PräfidrnLerrwechscl.

Paris, 5. Nov. Nach einem Radiogramm aus Cl'irngo erklärte Bryan, Präsident Wilson könne sofort zu Gunsten des Vizepräsidenten Marshal zurücktreten. Dieser könne sofort den neu gewühlten Präsidenten Har- diug zum Staatssekretär ernennen und dann eben­falls zurücktreten, wodurch Harding bereits ein ganzes halbes Jahr früher seinen Posten autreten könne, sodaß sein Programm früher zur Ausführung gelangen könne. Im Tezember könne dann der Kongreß einberufen werden.. Im Repräsentantenhaus würden die Republikaner über eine Mehrheit von 100 Stimmen verfügen. Im 'Senat . würde sie vielleicht 16 Stimmen betragen. (Nach dem s Gesetz müßte der Prüsidentenwechsel erst anfangs März l n. I. erfolgen.) l

Harding und Deutschland. s

Neuhork, 5. Nov. Tie NenyorkerSun" bringt s eine Unterredung mit Harding vom Abend des Kahl- ' tags. Harding soll gesagt haben, er sei kein Deutsch- ! freund und habe keine andere Auffassung von der Schuld s Deutschlands, als Wilson. Seine Stellungnahme gegen s den Versailler Vertrag und gegen den Völkerbund er- ! gebe sich nur aus Bedenken staatsrechtlicher Art im j Jnleresse der Vereinigten Staaten. s

* !

Danzig, 5. Nov. TieTanziger Zeitung" meldet l aus Genf: Wie hier verlautet, soll der zukünftige Tan- ' ziger Oberkommissar ein Schwede namens Erik Col- ; ben sein. i

Paris, 5. Nov. Ter Botschafterrat hat nach der ! Bafler Presseinsormalion von Deutschland und Oester- ! reich die Auflösung der Orgesch verlangt, da sie darauf ? abzielc, den Friedensvcrtrag unwirksam zu machen. (Tie ! Orgesch ist nach derZüricher Ztg." in Oesterreich ver­boten worden.) -

London, 5. Nov. Tie Unabhängige englische Arbei­terpartei hat die Einladung der deutschen USP. zur Teilnahme an einer am 6. Dezember in Bern statt- - findenden Konferenz angenommen, auf der über die Grün- >' düng einer neuen sozialistischen Internationale verhandelt : werden soll.

Tie irische Stadt ^hurles soll in Flammen stehen. Verbindungen mit Irland sind unterbrochen-

Kopenhagen, Dl Nov. Nach einem Telegramm aus Warschau haben Savinkow und General Balachawitsch, der Oberkommandierende der freiwilligen russischen Ar­mee, gemeinsam Pilsndski und General Wrangel telegra­phisch mitgeteilt, die freiwillige russische Armee habe die in Riga festgesetzte vorläufige Grenze überschritten, um das unabhängige Weißrußland zu befreien und die bolschewistischen Machthaber zn vertreiben.

Reichstag.

Berlin,' 4. Nov.

Fortsetzung der ersten Beratung des Reichshaushalts.

Abg. Dr.' Helfser'üi tD.vatl.Vv.) warnt vor der oberschle­sischen Autono nie, nicht so sehr vom preußischen Standpunkt aus. Der Redner erhebt Einspruch dagegen, daß man seiner Par­tei ständig die Absicht einer Gewalttat unterschiebe und greift die äußerste Linke an, weil sie offene Gewalt predige. Er tritt für die Orgesch-Orgauisation ein, bespricht das Gutachten des preußischen Fustizministers und fordert die Reichsregierung auf," dem Gesetz gegenüber dem Gewaltakt des preußischen Mi­nister Severin». Gütung zu 'verschaffen und das Material über die Orgesch der Allgemeinheit zugängig zu machen. Er warnt vor der geplanten Roten Armee und vor der Anknüpfung der Handelsbeziehungen mit Rußland, die nur ein Borwand dafür seien,' dem Bolschewismus Tor und Tür zu öffnen. Das einzige tzandclsobjekt,- das Rußland besitze, sei die Revolution. Helfscrich bezweifelt, daß sich das Gleichgewicht im Reichs­haushalt werde Herstellen lassen. Den Ausgaben von IM Mil­liarden ständen an sichere» Einnahmen nur 30 Milliarden gegen­über.' so daß 70 Milliarden ungedeckt seien. Bei seinem Ausscheiden aus dem Reichsschatzamt betrug die Staatsschuld Milliarden,- heute 290 Milliarden und ain Ende des Rechnungs­jahrs werde sie aus 325 Milliarden gestiegen sein. Eine Bankrott­erklärung entbinde das Ruch nicht von seinen Verpflichtungen gegen seine Benmstn, gegen die Verstümmelten und gegen die Offiziere. Er streift die Balutasrage, schildert das Wett­rennen zwischen Löhnen und Preisen und betont die Notlage der kleinen Rentner und Pensionäre. Die Steuergesetzgebung verschärfe diese Lage noch mehr. Das deutsche Volk könne schon eigene Bedürfnisse nicht befriedigen, geschweige denn die ungeheuren Forderungen des Verbands erfüllen. Das Rcichs- notopfer bringe, wenn es richtig eingehe, 65 Milliarden, decke also noch nicht einmal die Bedürfnisse eines Jahrs. Dazu komme die Erbschaftssteuer. Alles das führe zu einer Zer­malmung des Bürgertums. Unsere Wirtschaftskraft sei so­mit am Ende. Da nütze keine Schönfärberei. Der Verband müsse die Dinge sehen, wie sie sind. Dagegen müsse eine feste Zahl als Grenze unserer Verpflichtungen festgestellt werden. Die Miudererträge bei der Eisenbahn und Post müssen genau untersucht werden. Eine wesentliche Vereinfachung der Steuer­gesetzgebung muß eintrcten. Seine Partei lehne jede Soziali­sierung ab. Sie erkläre nicht den Klassenkampf, sondern die Klassenversöhnung.

Reichsfinanzminister Dr. Wirth: Daß die Selbständigkeit einzelner Länder den Bestand des Reichs nicht mehr gefährde, dafür seien Reichspost und Reichseiscnbahnen und Reichssteuern eine starke gemeinsame Klammer. Daß die Durchführung des Reichsnoioosers zu Härten führen könne, besonders gegen­über der Landwirtschaft, sei möglich. Angesichts .der Entwer­tung des Geldes sei eine Einziehung auf der Grundlage des Rcichswehrbeitrags ganz unmöglich. - Daß Hunderttausende von Menschen, die nicht in der 'Produktion stehen, in schwerer Notlage sich befänden, wisse er. Um auch ihnen zu Helsen, werde dem Reichstag in den nächsten Tagen eine Mil-iarden- vvrlags zugchen, um diesen Menschen das tägliche Drot - zu sichern. Das Hanvtproblem sei die Stetigung unserer Valuta. Dieses Problem sei die Hauptaufgabe des Kabinetts. Die Ll>- suna ist aber schwer zu finden.

Abg. O.uaaz lD.Bp.) betont, daß die Kohlen- und die Eisen­industrie allein die Einfuhr von Lebensmitteln ermöglichen. Da­her müsse diese Produktion-gestärkt werden. Eine Reform des Haushalts an Haupt und' Gliedern sei erforderlich. D« Weg, neue Einnahmen durch Tarife hereinzubckommen, scheine ihm ungangbar. Zu einer tätigen Politik Deutschlands brauche man ein Heer.

Ein Zeichen der Zeit. Der Gemeinderat von San Rems in Obcriialien hat beschlossen, die Gedenktafel an der Villa Zlrio, die der damalige Kronprinz Friedrich Wilhelm von Preußen, dann Kaiser Friedrich I!I. in seiner letzten Leidens­zeit von Herbst 1887 bis 9. März 1888 bewohnte, wieder anbringen zu lassen. Die Tafel war in den Apriltagen des Jahres 1915, als Italien dem Verband bcitrat, entfernt worden.

Schnceschichhiitte Schwaben. Der 1914 in Angriff genommene Bau der Schneeschuhhütte der Alpcnverelns-Abteilung Schwa­ben-Stuttgart im Schwarzwasserlal, zwei Stunden von Riez- lcrn (Vorarlberg) ist am letzten Okiobersonntag cingeweiht wor­den. Die Hütte liegt in einer Höhe von 1600 Metern und bie­tet für 40 Personen Raum. Sie wird das ganze Jahr hin­durch bewirtschaftet.

Für alkoho ssche Getränke wurden in Deutschland bei vs Millionen Einwohnern vor dem Krieg rund 4 Milliarden Mgrk

Ein FrühlingsLramn.

Eine Erzählung aus dem Leben von Fr. Lehne.

>. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.)

Wenn alle Schmerzen auch ein Herz durchbohren,

Dem man sein Liebstes senkt zur Grube nieder,

Doch glaubt es leichter hier: wir seh'n uns wieder,

Es sind die Toten uns nicht ganz verloren- - - Lenau.

1. Teil.

Es war ein wunderschöner, warmer Septembertag. Ein wolkenlvser blauer Himmel lachte auf d-e schon etwas herbstlich geschmückte Erde herab, und die Sonne strahlte in wahrhaft sommerlicher Glut, als wollte sie die Men­schen über das Nahen der rauheren Jahreszeit hinwegtäu­schen. Mir tvurde der Kragen zu warm; ich nahm ihn von den Schultern, während ich meinem Lieblingsaufenthalte, dem St. Annenkirchhofe, znstrcble. Tort umfängt mich stets ein tiefer Friede, wie ich ihn selbst im Gotteshaus nie empiinde; eine himmlische Ruhe überkommt mich, und losgelöst von allem Irdischen ist dort meine Seele.

Wie Tn weißt, habe ich in meinen jungen Jahren viel gekämpft und gelitten, und als ich das Glück end­lich zn halten glaubte, da wurde cs mir von neidischer Hand entrissen mein heißgeliebter Mann starb mir plötzlich nach sechsjähriger glücklicher Ehe, und mein einziges süßes Kino folgte ihm nach einem Monat schon. Von meinem Schmerze will ich nicht sprechen; still habe ich ihn in mir niedergekämpst meine Tränen sah nur Gott allein! Ich kann mein Unglück und mein Leid nicht in die Welt hinausschreien, aber mein Haar ist grau geworoen und mein Auge trübe; die Hände habe ich mir wund gerungen im impf mit meinem Schmerz und gar oft gruben sich ui heißer Verzweif­lung meine Nägel tief in den grünen Hügel, der mein Liebstes in sich birgt.

In einem stillen Schweizerdorfe endlich, im Angesichte der ewigen, großartigen Natur, habe ich Heilung für

meine angegriffene Gesundheit und Linderung für meinen Schmerz gefunden, und dort auch habe ich mich' durch­gerungen zu einer Ruhe und Ergebenheit, wie ich sie früher nie für möglich gehalten; da habe ich die stür­mischen Wünsche und Hoffnungen der Jugend für immer begraben. Das mir beschiedene Glück habe ich genossen

mehr als viele andere und mehr als viele andere habe ich dem Erdenleid und Erdenschmerz meinen Tribut zollen müssen. Das hat mich indessen nicht hart und selbstsüchtig gemacht; ich habe ein warmes Herz für an­dere behalten, wenn ich auch einsam und allein bin!

Doch davon will ich weiter nicht reden, sieben Jahre sind seitdem vergangen, und die Zeit lindert ja alles!

Meine Erholung ist der tägliche Gang nach dem Friedhofe, wo ich die Gräber meiner Lieben schmücke, und wo ich so gern eine Stunde stiller Beschaulichkeit verlebe. Doch wenn man so oft wie ich an jener Friedensstätte weilt, bekommt man auch Interesse für andere Gräber und für diejenigen, die darin ruhen. Da frage ich mich wohl: Woran ist er gestorben? Hat ihn der Tod mitten aus dem blühenden Leben ge- rissen? Kam er unerwartet oder schmerzlich herbeige- sehnt? Un!5 mächtig bewegt sind dann oft meine Ge­danken.

So stehe ich gar häufig sinnend vor einem einfachen Grabhügel, der ganz von Efeu übersponnen ist nur ein einziger Rosenstock? der herrliche weiße Blüten trägt, ist darauf gepflanzt. Eine schwarze Marmortafel trägt die kurze Inschrift:

'Mary Winters.

Geb. am 26. Juni 18..

Gest, am 18. Dezember 18..

Ruhe sanft!

Wer mochte das junge Wesen sein, das in der Blüte der Jahre dahingerafst und hier zur Ruhe gebettet ist, die es vielleicht auf Erden nie gefunden? Keine liebende Hand pflegt das Grab, verlassen liegt es da nur

vom Friedhofwärter und seiner Frau notdürftig in Ord­nung gehalten, wie ich beobachtet habe. Einmal habe ich den Mann danach gefragt, der hat aber nur die Achseln gezuckt und mir kurz erwidert, er wüßte es nicht; er besorge das Grab im Auftrag eines Dr. Hamann, der kürzlich verzogen sei! Jedoch bemerkte ich, wie sein Auge feucht wurde und wie es um seinen Mund zuckte. Ich hatte mir vorgenommen, ihn doch nochmals danach zu fragen; damals wollte ich nicht Weiler in ihn dringen, wer weiß, wessen Geheimnis er hüten wollte! Mir tut das einsame Grab, das mir ein mir selbst unerklär­liches Interesse einflöht, leid, und hin und wieder lege ich ein einfaches Sträußchen darauf nieder.

Dann ist mir in der Nähe des Eingangs noch eine Grabstätte besonders bemerkenswert, die zwei Gräber enthält ein großes und ein kleines.

Ruhestätte der Familie Wolfsburg.

Die Platte auf dem Kindergrab trägt die Inschrift:

Unser Hasso.

Geb. 10.-Juli 18..

Gest. 10. Oktober 18..i

Wie einfach und rührend die Worte: Unser Hasso! Welch eine Fülle von Schmerz und Liebe bergen sie! Ach, ich kann mir wohl denken, was die armen Eltern gelitten haben, ihren Liebling dahinzugeben! Me arme Mutter der arme Vater doch er ist ja mit seinem Kinde vereint; denn die andere Grabstätte birgt seine sterbliche Hülle. Auf kostbarer Marmortafel ist zn lesen: Hier ruhet mein heißgeliebter Mann Hasso Wolf Freiherr von Wolfsburg Hautztmann im 10. Infanterieregiment geb. 2. April 18.. gest. 1. Juli 18..

Groß ist mein Schmerz!