A»t»tl«tt für Wildbad. Chronik mH Anzeigenblatt
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Druck der Buchdruckerei Wildbader Tagblatt; Verlag uud Schriftleitung: Th. Sack in Wildbad.
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Aus dem NeichshaushaLt. ^
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In seiner Eröffnungsrede zur Besprechung des Reichs- Haushalts hat es der Neichssinanzniinister beklagt, daß für die Verhältnisse, wie sic sich in den Zahlen des Reichshaushalts- darstellen, bei uns nicht das nötige Interesse bestehe. Ter Entwurf des Reichshaushatts für 1920 ist ein aus Ziffern und Rubriken sprechendes Drama, ist der Roman des zusammengcbrochenen Deutschlands in so viel Kapiteln, als wir Äemter und Ministerien habxn, ist der herzergreifende Ruf „Volk in Not", ist das Programm eines in Wirrnissen, Feh-- lern und beispiellosen Schwierigkeiten um sein Weiterleben ringenden Staats. Was uns zertrümmert wurde, was der erbarmungsloseste Friedensschluss der Geschichte uns auferlegt, was der deutsche künftig tragen muß, und was das neue Deutschland aus dem Geist des Novembers 1918 heraüs und nach den Kompromissen der in ihm streitenden politischen Kräfte will, enthüllen seine Ziffern. Darum ist dieser Reichsetat keine trockene Lektüre, sondern ein Zeitbild, das den Leser zum Nachdenken zu bringen vermag, wie kaum ein anderes Stück zeitgenössischer Literatur.
Turchblättert man die .Haushalte der einzelnen Reichs- terwaltungen, so stößt man ans jeder Seite ans Zahlen, die klarer als alle Betrachtungen zeigen, „was ist". So haben die fortdauernden Ausgaben für das Reichs- miuisterium des Auswärtigen eine Erhöhung um weit mehr als das Zehnfache erfahren. - Grund: die Belastung unserer Zahlungen im Ausland durch unfern niedrigen Wechselkurs. Tie Ausgaben des Auswärtigen Amts — wir folgen im Nachstehenden einer Aufstellung der „Köln. Z."— betrug 1914 20,4 Millionen. Im neuen Etat belaustn sie sich auf über 295 Millionen! Zum ersten Mal erscheint im neuen Etat die „Vereinigte Preßabteilung der Neichsregierung" mit zusammen 434 600 Mark Befoldungsansgaben. Tie sachlichen Ausgaben dieser Abteilung betragen 6.4 Millionen nebst',4,5 Millionen für Kursausgleich. Tie Förderung des deutschen Nachrichtenwesens Im Ausland beansprucht 17,6 Millionen (9,6 Millionen Kursansgleich), die Forderung des Nachrichtenwesens im Inland („Heimatdienst" usw.), 13 Millionen. (!)
Ter Haushalt des Reichspräsidenten sieht für diesen 100 000 Mark Gehalt, 100000 Mark Aufwandsgelder und einen zur Verfügung des Präsidenten stehenden Fonds von weitern 10Ö000 Mark vor. Tie fortdauernden Ausgaben dieses Etats betragen 1,2 Millionen, die einmaligen 13 400 Mark.
Weist der Haushalt des Neichsministerinms des^-Auswärtigen vor allem durch Erhöhung der Konsnlatsgebüh- ren und die Einführung von Gebühren bei deu Gesandtschaften eine Mehreinnahme von etwa 100 Millionen auf, so haben sich die Einnahmen des Reichsministeriums des Innern, dem eine Reihe neuer Behörden angegliedert sind, ans Gebühren um rund 5,5 Millionen gehoben. Die Filmprüsung allein soll eine balbe Million einbringen. Einen neuen und eigenartigen Posten dieses Haushalts bilden 200 000 Mark „für die Betätigung einer künstlerischen Auffassung bei den Aufgaben der Gesetzgebung und Verwaltung". Es handelt sich hierbei um den von jetzt an im Hauptamt tätigen Re ich skun stw ar t". Tie Verteilung von Exemplaren der Reichsverfassnng an die Schüler erfordert 1725 000 Mark. Für die Unterhaltung von Gräbern deutscher und in Deutschland gestorbener feindlicher Krieger werden 500 000 Mark bereitgestellt, für das Zen- tralnachweisamt für Kriegsverluste und Kriegergräber suit dem Hauptamt in Berlin und den Zweigstellen iu München, Dresden, Stuttgart und der Zweigstelle lür die Marine insgesamt rund 20 Millionen. An einmaligen Ausgaben für Permißtennachforschüng im Ausland und für Gräbersnrsorge werden insgesamt 7,3 Millionen gefordert. Das R e i ch s w a n d eru n g sa mt, das die Kriegswirtnng der deutschen Einwanderung, Rück- und Auswanderung zu überwachen hat, bedarf o,5 Millionen. Ter verstärkte polizeiliche Schutz, den die politischen Verhältnisse verursacht haben, fordert vom Reich einen Beitrag von 1,2 Millionen und für die ^andesgrenzpolizci Ost und Nord 36 Millionen. In diesen Zusammenhang gehören die für die 100000 Köpfe Wissende T e ch n i s ch e N o t h i l f e geforderten 15 Mil"
Vilädsä, Mittwoäi, den 3. November- 1920.
Femrruf 17S.
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krönen sortdauc' nber und 40 Millionen einmaliger Ausgaben, sowie die-einmalig zu leistenden 400-Millionen für die durch innere Unruhen verursachten Schäden. Angesichts der heutigen Notlage der deutschen
Wissenschaft, der die Teuerung die Forschungsmittel Regierung übergeben haben sollte. Rathom sagt ferner, aller Art zu rauben d roht, haben sich diewvissenschastlichen daß Frauen, die im Dienst des österreichisch-ungarischen
Anstalten zur „Notgcmeiuschast der deutschen Wissenschaft" vereinigt. Ter Reichsetat stellt für die Aufgabe der Rettung deutscher Forschung 20 Millionen ein. Tie nach dem KriegsleistnngSgesetz ausgestellten Vergütung s a n e r ke n n tu i sse erfordern im außerordentlichen Haushalt 60 Millionen. Tie Durchführung der R e i ch s t a g s w a ht kostet 36 Millionen.
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Die Veranlagung zu den VesitzfLeuern.
Dem Reichstag ist eine Denkschrift des Neichssinanz- ministeriums über den Stand der Veranlagung und die Erhebung der Reichsstcuern (Besitz- und Verkehrssteuern) zugegangen,die bemerkenswerte Aufschlüsse über Einkommens- und Vermögensverhältnisse der einzelnen Landesfinanzamtsbezirke des Reichs gibt. Tie "Zahlen sind die vorläufigen Summen der Veranlagung zu den einzelnen Steuern. In der Einkommensteuer und ferner in der außerordentlichen Kriegsabgabe von M ehreink o m m e n und Mehrgewinn für 1919 steht Düsseldorf mit rund 542 Millionen bzw. 2310/2
Millionen Mark an der Spitze der deutschen Finanzämter. In der Kriegsabgabe vom Ber mögen szu- machs indessen steht es mit 575 Millionen Mark hinter Leipzig mit 640 Millionen Mar! und Karlsruhe mit ZOO Millionen,an dritter Stelle. Iu ihrem Eiukommen- steuerertrage werden hinter Düsseldorf nach den Zahlen ihrer Veranlagung erzielen Münster 520 Millionen, Breslau 516 Millionen, Groß-Berlin (an vierter Stelle) 460 Millionen, Hannover 350 Millionen, München (an sechster Stelle) 300 Millionen, Würzburg 297 Millionen, Stuttgart 278 Millionen, Köln (an neunter Stelle) 278 Millionen, Kassel 268 Millionen, Leipzig (an elfter Stelle) 242 Millionen, Nürnberg 231 Millionen und Karlsruhe 229 Millionen. Tie nicht angeführten Aemter bleiben daun hinter den genannten zum Teil erheblich zurück. ' x
Anders ist die Reihenfolge bei den anderen großen Steuern, deren Veranlagung bereits abgeschlossen ist. In den Kriegsabgaben von Mehreinkommen und Mehrgewinnen folgt auf Düsseldorf mit 232 Millionen, das auch hier au erster Stelle steht, Groß-Berlin mit 203 Millionen, Köln mit 153 Millionen, Karlsruhe mit 150 Millionen, Münster mit 143 Millionen, Leipzig mit 144 MiUionep, Stuttgart mit 137 Millionen, München mit 126 Millionen und Breslau mit 113 Millionen Mehreinkommen. Für die Kriegsabgabe vom Vermögenszuwachs .nimmt Leipzig mit 640 Millionen Mark veranlagte Kriegsabgabe weitaus die erste Stelle ein. Es folgt Karlsruhe mit 600 Millionen, Düsseldorf mit 575 Millionen^ Köln mit 576 Millionen, Münster mit 550 Millionen, Hannover mit 387 Millionen, München mit 378 Millionen, Brandenburg mit 362 Millionen, Groß-Berlin (erst an 9. Stelle) mit 352 Millionen, Breslau mit 325 Millionen, Königsberg mit 335 Millionen und Tarmstadt mit 304 Millionen. .... .-wp ' -
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Ein Erzschelm. "Ö
Das amerikanische Stüatsjustizamt veröffentlicht die Geständnisse, die der Herausgeber des „Providcnce Journal", Ravelstock Rathom, der während des Kriegs durch seine Gehässigkeit gegen Deutschland weit bekannt war, über seine Veröffentlichungen am 12. Februar 1918 gemacht hat. Rathom gibt darin zu, daß das „Providenee Journal" keine Vertrauensleute iu der deutschen oder österreichisch-ungarischen Botschaft oder in deutschen oder österreichisch-ungarischen Konsulaten gehabt habe, vielmehr habe er alle seine Nachrichten durch die nationalen Vereinigungen der Böhmen, Serben und Kroaten erhalten. Rathom erklärt: „Tie veröffentlichte Unterredung des damaligen deutschen Marineattaches Korvettenkapitän Boy-Ed mit dem mexikanischen General Huerta sowie der Bericht über eine von Kapitän Boy-Ed veranstaltete Feier aus Freude Wer die Wilmingtoner Explosion sind unwahr und erfunden." Rathom erklärt, der ehemalige Staatssekretär Bryan habe den In
halt der Erklärungen nicht gekannt, die nach der Behauptung des „Providenee Journal" der ötterreichisch- ungarische Botschafter Dumba dem deutschen Botschafter Grafen Bernstorff betreffs der Haltung der englischen
Generalkonsuls Alexander v. Huber angestellt gewesen wären, im geheimen^der britischen'-Regierung Dienste ge-« leistet und sie mit 'Nachrichten über Beschädigungen auf den internierten deutschen und österreichischen Schissen sowie über Renßernngcn des Grafen Bernstorfs bei Gelegenheit von Essen im Deutschen Klub versehen hätten. Das Geständnis des Herrn Rathom zeigt aufs neue, l mit welchen Mitteln die dentschlandfeindliche Stimmung in Amerika in Weißgiühhitze gebracht und jahrelang darin erhalten worden ist. Wer die geradezu teuflische- Brun- nenvergiftung dieses journalistischen Fälschers drei Jahre lang ansehen Und die furchtbare Wirkuna seiner journalistischen Höllenmaschine, des „Provideiw^ Journal", Tag um Tag gewahren mußte, der kann die Namen Rathom und „Providenee Journal" kaum mehr ohne Ekel in den Mund nehmen. Wenn Rathom jetzt einen Teil seiner Behauptungen,' nachdem sie ihren scheußlichen Zweck erfüllt haben, als „unwahr und erfunden" zurücknimmt, so ist wenigstens der Anfang gemacht, dem amerikanischen Volk den Star zu stechen. Aber sein jetziger Wider-, ruf ist nur ein An sang ; er muß sich auf alles erstrecken,, was, Rathom vom Sommer 1915 bis zum Februars 1918 und wahrscheinlich noch darüber hinaus in seinem „Providenee Journal", das vordem ein unscheinbares. Blättchen war, jemals gegen Deutschland an Schurkerei, verübt hat. Jetzt endlich erfährt man auch,'wer die Zuträger dieses Halunken waren: die nationalen Ber-. einigungen der Böhmen, Serben und Kroaten, daneben Waschweiber im. Dienst des österreichisch-ungarischen Generalkonsuls! Und aus solchen Quellen wurde das „Pro- vidence Journal", wurde die ganze große amerikanische Presse, wurde die ganze Welt gespeist! Daß Rathom seine Nachrichten nebenbei auch noch aus der Luft gegriffen hat, nicht nur im übertragenen, sondern im buchstäblichsten Sinn des Worts, zeigen seine zwei Funkstationen, die er in den Wäldern von Rhode-Jsland und' Maine aufgestellt Hatte, um den Nachrichtenverkehr dev deutschen Botschaft^ und ihres Marineattaches zu ent-, larven. „Unwahr und erfunden", besser gesagt, schamlos erlogen war alles, was dieser Kerl aus Australien dem hilflosen Amerika zu -bieten wagte, und' was, er ihm nur bieten konnte, wcüt eine kritiklose, von Vorurteilen gegen Deutschland strotzende Großstadtpresse den- Absud dieses Winkelblättchens mit einem Eifer anfschnapp- te und weiter trug, der dieser angeblich größten 'Presse, der Welt für alle Zeiten ein Schandmal aufbrennt. Niemand anders als der frühere Staatssekretär Bryan Haldem „Providenee Journal" das gebührende Motto ge-, schrieben: „Von all den schimpflichen Blättern in den Vereinigten Staaten, die ohne Gefühl für Verantwort-' lichkeit, für Vaterlandsliebe und Wohlanständigkeit geleitet werden) hat das. „Providenee Journal" den Ruf, das übelste zu sein." Der Leiter dieses übelsten Blattes) aber war Ravel stock Rathom, der in die Geschichte des Weltkriegs übergehen Wird als ein Verräter an; Heiligsten dU Menschheit, an der Wahrheit.
Neues vom Tage.
^ Die Genfer Konferenz. ,
Berlin, 2. Nov. Wie verlautet, wird die ReiW- regierung die Einladung zur Genfer Konferenz ablehnen, wenn die deutschen Vertreter nur als beratende Mitglieder zugelassen werden sollten. '
Neues Verbot der Orgcsch in Prentz n. ' ^ Berlin, 2. Nov. Trotz des Gutachtens des preußischen Justizministeriums, das das Verbot der „Orgesch" (Schutzorganisation nach dem bayerischen Forstmeister Tr. Escherich) für ungesetzlich erklärte, hat der preußische Minister pes Innern Severing (Soz.) die Qrgesch in Preußen aufs neue verboten. Tie „Tägl. Rundschau" nennt dies eine offene Kampfansage an Bayern. - I- Nicht bestätigt. 0
Berlin, 2, Nov. Das Oberpräsioinm von Groß-Berlin hat die Wahl des kommunistischen Ql.ceschulrats Löwe n st e i n und des besoldeten Stadtrats Eichhor n nicht bestätigt. , , r
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