' Der Mord zum Da'l.1. In Char'o'tenburg wurde ein Mit­glied einer Verbrccherlinnde, der 2 Rührige Anton Ludwig aus Neuhaus bei Paderborn verhaftet, der vor zwei Tagen eine Krankenpflegerin in Berlin erdrosselt und beraubt hatte. Einen Teil der Schmucksachen fand man bei dem Verbrecher vor. Die Ermordete hatte früher den Ludwig als verwundeten Soldaten in einem Lazarett gepflegt.

Das Erdbeten. Nachrichten aus Bafel zufolge ha» das neue Erdbeben am Donnerstag abend in der Promi.; Reggio Emilia neue Opfer an Toten und Verwundeten gefordert,' zahlreiche Häuser wurden zerstört. Insgesamt sollen weit über tausend Menschen ums Leben gekommen sein. Amtlich sind 462 Tote und 2160 Berichte fcstgeste'L. Unter den Trümmern liegen noch viele Verunglückte. Der Schaden wird nach dem Mailänder Secolo" auf 861 Millionen Lire geschäht.

Was ans Russland znrückkommt. Auf Grund des Friedens- Vertrags zwischen Sowjetrußland und Lettland wurden von Mos­kau 48 Eisenbahnwagen mit Gegenständen, die von den Bol­schewisten aus der tluirePtütsstcwt Dorpat geraubt worden waren, zurückgesaudt. Tie wertvolle Bibi othck ist ^irg zu- »erichtet.

Ein netter Gesandter. Der Gesandte von Siam in Rom hat das dortige Gesnndischastsgcbäude seines Landes heimlich um 6060 Pfund Sterling verkauft und das Geld für sich behalte». Für diese doch nicht alltägliche Schiebung erhielt er nun 4 Jahre 8 Atonale Zuchthaus.

Brand. In Bomb ah (Indien) wurden durch Feuer 8700 Ballen Baumwol.e vcrnichtei.

Erhöhte. A beüszr't in de: annrikanischen Elektrizitäts-In­dustrie. Während in Denlsch'aud das Bestreben der Arbeiter­schaft daraus gerichtet ist, die Arbeitszeit bei erhöhten Lohn­forderungen herabzuschm, wird in den Bereinigten Staaten ver­sucht, die durch den Ausfall der Kriegslicferungcn in einer Reihe von Industriezweigen da niederlicgende Produktion durch eine Verlängerung der "Arbeitszeit zu steigern. Wie wir den Mitteilungen des Deutsch-Amerikanischen Wirtschafts-Verbands" entnehmen, ist es der Leitung der General Motor Co. in Anderson getunaen, sich mit ihren Arbeitern ans eine Hce- aufsetzuug der Arbeitszeit zu einigen. Es ist bemerkenswert, . daß seitens der "Arbeiterschaft zustegeben morden war, daß die bisherige Arbeitsweise in zwei Schichten, je acht Stunden für sie unvorteilhaft gewesen ist. Die neue Arbeitszeit beträgt hin­fort 90> Smudeu, und zwar ist der Beginn auf 6.43 Uhr mor­gen und der Schluß ans 4.15 Uhr nachmittags festgesetzt wor-

WürLLemberg.

allerdings keine Vergütung für die ausgefallene Zeit. Falls sie nur für kurze Zeit die Arbeit unterbrechen, erfolgt die Bezah­lung auf der Basis von zehn Stunden für den Tag. Am Sams­tag wird, wie üblich,, Halbschicht geleistet. Der Betrieb s eließt mir 12.15 Uhr mi.tags.

Beistand tZ'.'.n - ick den DaimUr-Werecn.

Stuttgart, ll. Sept.

Nachdem am letzten Se-mstaz und Montag vor dem Arbeits- ministerium mit der Firma Daimler über" die Wieder- kiasiellung der ausgesperrteu Arbeiter in dein Werk Uuter- tiirkhcim (in Sindclfingen ist der Betrieb seit 8 Tagen wie­der ausgenommen) verhandelt uo den mar, ' wobei die Firma dis immer schlechter werdende , dranzlage des Unternehmens zahlenmäßig nnchwies, eine Einigung aber nicht erzielt wor­den war, fand gestern vor dem Schlichtungsansschuß Stuttgart eine Verhandlung statt. Die Firma war d'urch ihre Direktion, die Arbeiterschaft durch den Deutschen Metallarbeiterverband, den Christlichen Mctallarbeiterverband und den Hirsch-Duncker- schen Gewerkvercin vertreten. Die Daimlcrwerks hatten vor der Betriebsschließung 80d0 Arbeiter beschäftigt.

In den Verhandlungen wies die Direktion auf die verschie­denen Exzesse der Arbeiter hin, die einen ersprießlichen Be­trieb unmöglich gemach! und in Verbindung mit der Stcucr- vermcweruiig zu der Betriebsschließung geführt haben. Die Interessen der Daimlergesellschast würden eine sehr lange Still­legung, vielleicht auf Jahre hinaus,, verlangen. Das einzige, was oje Direktion im allgemeinen Interesse davon abbringen könne, sei,, daß die Wiedereröffnung d>s Betriebs unter Be­dingungen erfolge^ die eine Arbeits- und Lebensmöglichkcit des Werks ermöglichen. Es handle ' sich um einen strllgeleg­ten Betrieb, der wieder neu zur Eröffnung kommen soll. Die Bedingungen der Direktion bestehen 1) in der 46stündigen Wochenarbcitszcit bei Wiedereinsteilung von 3- bis 4000 Ar­beitern nach Auswahl und Bedarf durch die Firma unter Be­rücksichtigung der sozialen Gesichtspunkte. Eine gewisse Mit­wirkung der Arbcitervcrtretung in der Auswahl lehnt die Di­rektion nicht ab. 2) Die Wiedereinstellung geschieht nach den Bestimmungen des Gesamlabkommens der Metallindustrie. 3) Die frühere Dienstzeit der wieder eingestellten Arbeiter soll durch die Stillegung des Betriebs nicht als unterbrochen gelten.

Nach längeren Ausführungen der- Arbeitervertretung machte der Schlichtunqsausschuß folgenden Bergleichsvorschlag: 1) Me Firma wird den Betrieb des Hauptwerks Untertürkheim in den nächsten Tagen kommender Woche mit einer Wochcnarbeits- reit von vorerst 40 Stunden (Montag bis Freitag) eröffnen. Der Umfang der Wiederaufnahme des Betriebs, die Zahl und Auswahl der wieder einzustellenden Arbeiter wird von der Firma im Benehmen mit der Arbeitervertretung bestimmt. So­bald «s die Verhältnissen gestatten, wird die Firma Schicht­arbeit, wenn nicht im ganzen Betrieb/ so' doch in einzelnen Abteilungen, cinsiihren/ um weitere Einstellungen zu ermög­lichen. 2 ) Zur Durchführung der Wiedcreinstellung der Ar­beiterschaft wird der Direktion eine sicbenköpfige Arbeitervertre­tung beigeordnet, bestehend aus vier Vertretern des seitherigen Arbciterrats, zwei Vertretern des Deutschen Metallarbeiterver- bandz und einem Vertreter des Christlichen Metallarbeiterverbands und des Hirsch-Dunckerschen Gewerkvcreins. Die Vertreter des früheren Arbeiterrats werden von der Direktion unter Berück­sichtigung der Betriebsabteilungen berufen. Die Mitwirkung dieser Ärbcitervcrtretung vollzieht sich nach Par. 74 des Be- triebsrütcgesetzes. 3) Die wiedcreingestellten Arbeiter tre­ten in ihre alten Rechte ein auf der Grundlage des Gesamt- abkommcns der Metallindustrie vom 19. August 1919 und der Nachtragsvercinbarungen.

Beim Schüchtungsausschuß wurde gegen den Bermittiungs- »orschlag von keiner der beiden Parteien Widerspruch erhoben, dagegen Abänderungsvorsch äge eingereicht. Mese beziehen sich auf die Beiziehung von vier Mitgliedern des Arbeiterrats zur Arbeitervertretung, die bei der Wiedercinstellung der Ausge- sperrtsu mitsprcchen soll. Es ist zu erwarten, daß in den ersten Tagen !d>er nächsten Woche dns Hauptwerk von Daim- lkr I» Untcrtürkhcim wieder in Betrieb genommen werden kann. Mit den Angestellten müssen noch gesonderte Verhandlungen ge­führt werden, die aber,: nach den Vorbesprechungen zu schlie- bße», Keine Echw'crstk iten bieten werderr.

Die Gräfin sah ihn mißtrauisch an. Sie kannte Dr. v. Seilern nicht. Sein starrer Blick, der etwas Eisernes Üatte, beruhigte sie durch die Gewalt, die er auf sie ausübte.

-,Ju Rottegg? Wer sind Sie?" murmelte sie.

Der ergebene Diener Sr. Hoheit. Frau Gräfin wer­den bereits erwartet. Dars ich bitten?"

Er legte ihren Arm in den seinen.

Mein Wazen wartet unten."

Zögernd, aber ohne Widerstreben ließ sich die Gräsin hinab zum Wagen füh- -. Er hob sie hinein. Dann trat ^ zum Kutscher und flüsterte ihm leise zu: In die Heilan­stalt für Geisteskranke, Harzerstraße 6. Halten Sic nicht am Tor. sondern ^ ' Sie in den " imhof."

(Fortsetzung folg-.

Siott.qort, 12. Sept. (Gegen die Mietsteuer.) Rach einem Vortrag des Rcchnungsrats Ströhm- feid, des Vorsitzenden des Mietervereins Stuttgart, nahm eine Versammlung der Bürgerpartei eine Ent­schließung an, die sich entschieden gegen die geplante IOprozentige Mietsteuer alsAbgabe zum Baukosten­ausgleich" ansspricht. Tie Steuer würde die wirtschaftlich schwächeren Vvllskrcise mit unerhörter' Härte treffen. Auch die verfrühte Aufhebung des Mieterschutzes, wie sie vom Reichsarbeitsministerium beabsichtigt sein soll, hätte nur zur Folge, daß die Mietspreise um ein Vielfaches in die Höhe schnellen würden und ein großer Vollsteil der Verelendung preisgegeben würde. Tie Not­wendigkeit einer Zuschußwirtschaft für den Wotzuungs- bau wurde ohne weiteres zugegeben, aber dafür müsse ein geeigneterer Weg gewählt werden, der nicht alle sozialen und wirtschaftlichen Rücksichten auf die schwächeren Aolksteite vermissen lasse.

Stuttgart, 12. Sept. (Wirte versammln n g.) Die Süddeutsche 'inzentrale und Eintaufsvereinigung der Gastwirte Württembergs hält hier am 14. September ihre Herbstvcrsammlupg. Es soll zum Herbsteinkauf von Wein und Mostoüst Stellung genommen werden.

Stuttgart, 12. Sept. (Vom Tage.) Am Freitag fistsr ein aus der Richtung Fenerbach kommender Kraft­wagen beim Nordüahnhof in rasendem Lauf in einen Hausen Menschen hinein, die im Begriff waren, in den Strastenbahmvagen einzustcigcn. Ein Hilfsmonteur des Elektrizitätswerks wurde sofort getötet, zwei weitere sind verletzt. Ter Kraftwagen fuhr unerkannt davon.

Mühlacker, st 2. Sept. (Wieder gesunde n.) Das seit einigen Tagen in Eutingen vermißte 15jährige Mädchen ist gesunden. Es hatte ohne Vorwissen der Familie in Wiernsheim eine Dienststelle gesucht.

Schorndorf» 11 . Sept. (Wlederaufgenomme- ner B a hnv er kehr.) Tie Bahnlinie Schorndorf Welzheim ist wieder vollständig befahrbar. Vom Sonn­tag, 12, September verkehren sämtliche Züge zwischen Schorndorf und Welzheim fahrplanmäßig.

Wurzach,12. Sept. (Der Steuerabzug.) Am Donnerstag abend kam hier eine 40 Mann starke Ab­teilung der Polizeiwehr aus Fricdrichshafen an, um die Durchführung des lOprozentigen Steuerabzugs vom Lohn Lohn zu sichern. Die Betriebsräte der hiesigen Torf- werte erklärten, daß sie dem Steuerabzug kein Hinder­nis mehr in den Weg legen. Die Polizeiwehr ist bereits wieder abgezogen.

Tettnang, 12. Sept. (Hopsenpreise.) Bei den letzten Einkäufen in Frühhopfen wurden bis zu 2600 Mark für den Zentne): bezahlt. Ein Bierbrauer bezahlte 2800 Mark. Späthofen wurden zu 2000 Mk. gehandelt.

Ansbach, 12. Sept. Tie verfassunggebende General- fynvde hat die Verfassung für die evangelische Landes­kirche Bayerns angenommen. Zum Kirchenpräsidenten wurde der ri.le ge e n, i st a. i a'i pr .'ist d ent II. Beit gewühlt.

Baden.

Karlsruhe, 10. Sept. Die Badische Gebäudeversiche- rungsanstalt hat zur Vergütung der im Dezember 1910 und Januar 1920 angerichteten Sturm- und Hochwasser­schäden über den Rahmen der gesetzlichen Verpflichtun­gen hinaus über 1 Million Mark aufgewcndet. Von diesen Entschädigungen entfallen auf die Beschädigten der Stadtgemeinde Wcrthcim rund 600000 Mk., der Stadt- j gemeinde .Heidelberg 250000 Mk., des Amtsbezirks Mos- I Lach 80 000 Mk., Offenburg 75 000 Mk., Kehl 65000 Mk., Tauberbischofsheim 55000 Mk., Karlsruhe und Schönau 40000 Mk. Ter Nest verteilt sich auf ver­schiedene andere Amtsbezirke.

! Karlsruhe, 10. Sept. Tie Zahl der Wohnungssu­chenden beträgt hie.r augenblicklich 5000. Darunter be­finden sich 370 sehr dringende Fälle und 1270, die' als dringend bezeichnet werden. In den letzten Monaten wur­de zwei Drittel aller verfügbaren Wohnungen hier wi­derrechtlich bezogen, sodaß das Wohnungsamt scharfe Maßnahmen dagegen erg«'ifen mußte. Nachdem die Er­mächtigung zur zwangsweisen Räumung unberechtigt be­zogener Wohnungen gegeben worden ist, hat dieses Trei­ben nachgelassen. Um'der Wohnungsnot weiterhin ab­zuhelfen, hat die Stadtverwaltung übrigens ein 100 Mil­lionenprojekt ausgearbeitet. Tie Frage der Beschaffung der Mittel ist allerdings noch nicht gelöst.

Malsch b. Ettlingen, 10. Sept. Tie Ruhrseuche flaut langsam ab. Tie Zahl der Todesfälle hat sich ans 89 erhöht, die der Erkrankungen ist von 545 auf 500 znrückgegangen.

Baden-Baden, 10. Sept/. Im Stadtteil Lichten- tal stürzte der Landwirt Kr. Lader Mayer in der Scheune ab und war sofort bot. Im Alter von A2 Jahren ist in Appenweier, wo er seine Ferienzeit verbrachte, Hauptlehrer Armbruster von hier verstorben. . Er war von einer Wiebe gestochen worden und an der dabei er­littenen Infektion einer Blutvergiftung erlegen.

Mannheim, 10. Sept. Der 67jährige verwitwete Schuhmacher Friedrich Mauz aus Neckarau, der schon wegen Sittlichteitsverbrechens einige Jahre im Zuchthaus saß, wurde wegen solchen Verbrechens neuerdings zu 4 Jahre Zuchthaus verurteilt.

Nennmwcg (A. Schönau), 10. Sept. Die zweite Wahl eines Bürgermeisters blieb mangels an Beteiligung resultatlos, da keiner der drei Kandidaten die erforder­liche Stimmenzahl auf.iich vereinigte, weil mehr als die Hälfte der Wähler von der Wahlurne fernblieb.

Adelsheim, 10. Sept. Ein freches Gaunerstück ^lei­stete sich der aus dem hiesigen Amtsgefängnis entlassene angebliche elsässische Wücht ing .Hermann Bauer ans Kö­nigshofen. Er besuchte die Angehörigen eines Untersu- chungsgesangenen und stellte sich ihnen als Gefangenen- wart Zimmer von Adelsheim vor. In dieser Eigen­schaft" ließ er sich Kleider und Geld im Wert von 1300 Mark geben und verschwand damit.

Hardtheim, 10. Sept. Ein hier beschäftigter russi­scher Arbeiter wurde nachts von drei Männern über­fallen und seiner Barschaft in Höhe von 1000 Mk. beraubt. Ter Angegriffene wehrte sich und machte dabei von seiner Schußwaffe Gebrauch. Hierbei wurde einer her Angreifer namens Albin Kaiser getötet. Tie bei­den anderen flüchteten.

Freiburg, 10. Sept. Die Metzgerinnung Freiburg hat an zuständiger Sielte den Amrag gestellt, zu den zwei fleischlosen Wochentagen jede Woche noch einen dritten Tag zu bestimme!!, an dem der Verkauf von Fleisch- Waren in Metzgereien oder die Abgabe solcher in Gast­häusern und Delikatessengeschäften untersagt wird. Be­gründet wird die angestrebte Maßnahme durch die immer schwieriger werdende Beschaffung von Schlachtvieh.

Lahr, 10. Sept. Zu Beginn dieser Woche wurde mit dem Abbruch der Lnftschiffhalle bei Tiugling.m begonnen. Damit verschwindet nach dem Willen der Entente ein mit großen Kosten errichtetes modernes Bauwerk, ohne daß es auch nur ein einzigesmal seinem eigentlichen Zweck, ein Luftschiff zu beherbergen, gedient hätte.

NaVolf cll, 10. Sept. Im Kloster Hegne erhielten 21 Novizinnen den Ordcnsichleier.

Bsmrdors, 10. Sept. Die Staatsbranerei Rothaus bat lautSchwarzw. Zeitung" den BierpreiH, .um 2S Pf. für den Liter ermäßigt.

geu, 10. Sept. ' Zur Beschaffung einer neuen Fahne für den hiesigen Sängerbund hat der Gesangverein Badische .Harmonie" in Neuyork einen Geldbetrag von 1000 Mark gestiftet. Der Verein wird im Sommer 1924 eine Sängcrreisc nach Deutschland unternehmen.

Emmendingen, 10. Sept. Von der Schutzmannschast wurden 6sts Zentner Mehl beschlagnahmt, das von Rie­gel nach Waldkirch verbracht werden sollte.

Konstanz, 10. Sept. Tie Staatsanwaltschaft Kon­stanz hat gegen zwei Teilnehmer an der Sprengung der Versammlung des Bauernvereins in Radolfzell am 27. Juni d. I. Anklage wegen Landsriedensbruch erhoben.

Lokales^

Herstellung von Backwaren. Von zuständiger Seite wird uns mitcfeteilt: Seit einiger Heit kann be­obachtet werden, daß die bestehenden Vorschriften über die Herstellung von Backwaren nicht mehr eingehalten werden. Trotzdem z. B. die Herstellung von Kleinbroten jeder Art, insbesondere auch von Bretzeln, nach wie vor verboten ist, werden derartige aus Weißmehl hergestellte Kleinbrote mehr und mehr in den Verkehr gebracht. Un­sere Ernährungslage gestattet aber int gegenwärtigen Zeit­punkt derartige .Abweichungen von Bestimmungen, ,die im Interesse einer gleichmäßigen Versorgung der Bevöl­kerung mit Mehl und Brot getroffen fin^, nicht. Tie beteiligten Behörden sind daher angewiesen, gegen der­artige Verfehlungen nachdrücklich einzuschreiten.

Ter amtliche Erntebericht für Württemberg besagt: Ter Körnerertrag der Getreideernte befrie­digt nach den bisherigen Durchschnittsergebnissen nicht ganz und bleibt hinter der Schätzung zurück. Besser ist der .Strohertrag ausgefallen. Die lange Trocken­heit verzögerte das Stoppclstürzen und damit die Win­tersaat. Oehmd hat nach Menge und Güte reichen Ertrag geliefert, ebenso Klee. Tie Spätkartoffeln und die anderen Hackfrüchte wurden durch die Trocken­heit im Wachstum gehemmt. Tie Knollen blieben bis jetzt klein, auch richteten die Engerlinge vielfach Scha­den an. - Tie Ob st au s s ich ten haben sich infolge des starken Abfallens der Früchte stark vermindert.

Tabakausstcllnng. Ter Landesverband bayeri­scher Tabalbauvereine veranstaltet im Juni 1921 eine Ausstellung von fermentierten Rohbataken der Ernte 1920. Tie württ. Tabakpflanzer werden zur Beteili­gung an dieser Ausstellung eingeladen. Anmeldungen müssen bis 25. September an die Landwirtschaftskammer - Stuttgart. Marienstraße 33, gerichtet werden.

Die Aufhebung -er Zwarrgsbewirtfchaftung -es Fleisches auf 1. Oktober ist nach einer Mitteilung des Reichsernährungsministers mit Bestimmtheit zu er­warten, da inzwischen so viel Getreide abgeliefert worden ist, daß die Reserve von' 2 Millionen Tonnen gesichert ist.

Wie-er Münze statt Papier? In den staat­lichen Münzen werden gegenwärtig für etwa 200 Millio­nen Aluminium-Münzen ausgeprägt. Gegen Weihnach­ten sollen die Legierungsversuche für 1- und 2-Mart- stncke abgeschlossen seilt und mit der Ausprägung kann dann begonnen werden. Tie Beratungen über die Aus­prägung eines 5-Markstücks sind noch nicht abgeschlos­sen. Edelmetall kommt auch bei diesen Münzen nicht in Betracht. Ter Geldbeutel wird wieder zu Ehren kommen.

- Kriegsbefchä-igterrreute.. Tie Reichsregicrung hat eine Verordnung erlassen, wonach Kriegsteilnehmer, die einen schweren körperlichen Schaden erlitten haben (Entstellung usw.), je nach dem einzelnen Fall eine Rente von 20 bis 50 Prozent erhalten können, auch wenn die Erwerbssähigkeit nicht wesentlich beschränkt ist.

Bea-besserrmg des Brots. Ter volkswirtschaft­liche Ausschuß des" Reichstags hat den Antrag, das Brot- getreue auf 85 Prozent, aiiszumahlcn, angenommen. ,Hir das Brot sollen höchstens 10 Prozent Streckmittel verwendet werden. Die Regierung wird ersucht, die tägliche Mehlrntion vom 15. September an auf 260 Olrainm zu erhöhen und das Auslandsgetreide durch Reichsziischüsse so zu verbilligen, daß die bisherigen Mehl- Preise beibehalten zverden können. Ein Antrag auf Er- bohvng der Getreidepreise und Weitergewährung der Frühdruschprämien wurde abgelchnt. Der Abg. Schie­le teilte mit, daß zwischen den drei größten

Verbänden der Landwirte und der Fleischer ein Ab­kommen getroffen sei, wonach ein Preis für Rind­fleisch vvn 1().50 Mk. und für Schweinefleisch von 12 0» Marl auch nach Aufhebung der Zwangswirtschaft ge­währleistet wird. Ter Ausschuß wird den Spendern