Verschiebungen von Heeresgut.

Ueber Verschiebungen von Hecresgut im größten Um- fang macht derLokalanzeiger" Mitteilung. Tie Haupt­beteiligten dabei seien Ausländer, die zahlreiche Agen­ten über das ganze Reichsgebiet verteilt hätten und auf allen nur denkbaren Schleichwegen Heeresmaterial für Polen anfkauften.

Ten ersten Fingerzeig zur Aufdeckung der umfangreichen Schiebungen erhielt nach demLokalanz." die Behörde aus Magdeburg. Tort war ein Mann wegen irgend eines Vergehens in Haft genommen worden, für den bald darauf ein Paket angeblich mit Lebensmitteln ab­gegeben wurde. Bei der Durchsuchung fand man darin ein Vermögen an Tausendmarkscheinen und verschiedenen wertvollen Brillantringen. Tie Ermittlungen ergaben, daß der Häftling zu einer Schieberbande gehört und durch Bestechung des Gefängnisbeamten versuchen wollte, wie­der freiznkommen. Tie Bande hatte u. a. Verbindungen zu Waffendepots und B ekl eidu n g s äm tern und versuchte hier Waffen, Munition, Patronenhülsen, Kon­serven und Bekleidungsstücke nach Polen zu verschieben. Ter Wert des von den Beamten im letzten Augenblick festgehaltenen Heeresguts bezifferte sich auf viele Millio­nen Mark. Ein Teil davon war bereits zu den Sammel­stellen in anderen Städten abgegangen oder dürfte noch auf der Eisenbahn rollen. Gleichzeitig kamen die Er­fassungsbeamten einer von derselben Bande^ versuchten Schiebung von Waffen in Flugzeugen aus die Spur. Bereits vor einigen Tagen hatte sich herausgestellt, daß in der Gegend von Wittenberg und Halle iviederholt Flugzeuge aufstiegen und nicht tviederkehrten. Tiefe Flug­zeuge sind anscheinend von den Polen aufgekauft worden und haben die deutsche Grenze überflogen. Es soll sich hier um 16 Fokkermaschinen handeln.

Anders liegt die Sache bei einer weiteren Schiebung, die in die Gegend von Weimar weist. Dort ist der ver­such gemacht worden, über 100 Flugapparate zu ver­schieben, die aus militärischen Beständen stammen. Tie Maschinen sind zerlegt worden und teilweise bereits unter falscher Deklaration mit Aussuhrscheinen versehen auf den Weg nach Polen gebracht worden. Ein Teil konnte zwar beschlagnahmt werden, ein anderer Teil ist jedoch noch nicht gefunden.

AnZwischenfall" im Hotel Marquardt.

! DaS amtliche französische Nachrichtenbureau Havas verbreitete neulich folgende aufreizende Meldung:

- - (Havas.) Stuttgart,' 20. Aug. -

Ktn Neuer Zwischenfall soll sich heute nachmittag in Stutt­gart ereignet haben. Leutnant Pougeol von der inter­alliierten Luftschiffahrtskommission soll Leim Verlassen des Hoteis Marquardt ohne jede Ursache durch den Portier ins Besicht geschlagen worden sein. -

Ter genannte französische Fliegerleutnant Pougeol war mit seiner angeblichen Gattin im Hotel Marquardt un­tergebracht, wo er im Gegensatz zu den übrigen dort vorhandenen Mitgliedern der Ententckomimss onen mehr­fach Streitigkeiten mit dem Personal hatte. Tie Dame pflegte für ihren Hund in der Küche des Hotels per­sönlich daS Futter zu holen. Eines Tages war jedoch kein solches vorhanden und man gab sich Mühe, dies der /Dame begreiflich zu machen. Voller Entrüstung ging si« in den Speisesaal zurück und machte dort ihrem Unmut in höchst unfeinen Beschimpfungen Luft, indem sis das Personal mit der berüchtigten Bezeichnung srckss docb68" (Schweinehunde) und anderen Gossen­ausdrücken titulierte. Da auch der Leutnant selbst vor den erregten Hotelgästen mit lauter Stimme beipflichtete, sah sich daS gesamte Personal veranlaßt, durch ein­stimmigen Beschluß die weitere Bedienung dieser Gäste «r verweigern. Als nun am Freitag kurz nach 13 Uhr gemäß den Vereinbarungen zwischen der französi­schen Kommission und dem Betriebsrat des Hotels der «Leutnant mit seiner Gemahlin das HauS verlassen woll- Rs, wurde er von dem Portier höflich darauf aufmerk­sam gemacht, daß er noch verschiedene Posten seiner »iechnung zu begleichen habe, darunter auch einen Mosten für mutwillige Beschädigung des Zim- was aber Leutnant Pougeol ablehnte. Dar- '«f gab der Portier dem Herrn zu verstehen, daß er dann

das Gepäcr znrückbehalteu müsse. Ais er nach dem Ge­päck griff, erhielt er von dem Leutnant einen Faust- schlag ins Gesicht, dessen Spuren noch nach zwei Stun­den zil sehen waren. Ter Mißhandelte schritt zur Ge­genwehr durch B .reu. Ein Schrei nach dem Revol­ver es läßt sich nicht feststellen, ob der Leutnant oder die Dame ihn ausgestoßen hat und die Haltung des Offiziers, der in seiner Handtasche nach dem Revolver suchte, ließen es dem Portier angezeigt erscheinen, zu verschwinden. So wurden weitere Szenen, die noch schwerwiegende Folgen hätten nach sich ziehen können, vermieden-

Das ist der Tatbestand de? Zwischenfalls, und so wie oben mitgeteilt, wird er von Havas verdreht und gefälscht. Ein Wort des Kommentars beizusügen, erübrigt sich. Tie württembergische- Presse wollte an­gesichts der gespannten Lage die Entgleisung des jungen Fliegerleutnants nicht an die große Glocke hängen. Wenn sie jetzt doch gezwungen ist, davon zu reden zunächst noch mit Zurückhaltung, so ist daran die französische Havasagentur schuld, die auch diesen den französischen Offizier nicht empfehlenden Anlaß benützt, um gegen Deutschland Stimmung zu machen.

Württemberg.

t

Stuttgart, 24. Aug. (Ueberwachungs stellen bei der Bahn.) Ter Beamtenbeirat hat, lt.So­zialdemokrat", in einer Besprechung mit Vertretern der' württ. Regierung beschlossen, Ueberwachungsstellen zur Prüfung und Zurückhaltung aller Muuitions-, Material- «md Maunschastssenduugen nach Polen einzurichten und «var in Mühlacker, Heilbroun, Ulm, Aulendorf, Frie- tzrichshafen, Crailsheim und Kornwesiheim.

Stuttgart, 24. Aug. (Von den Versorgungs- Ämtern.) Regierungsrat Roßmann wurde vom Reichs­präsidenten zum Direktor des Hauptversorgungsamts Stuttgart, Jntendanturrat Reiff zum Oberregieruugsrat, Kommissar Tederer zum Regierungsrat, Kommissar Ströhliu beim Bcrsorguugsamt Stuttgart I zum Ober- -regierungsrat, Kommissar Freiherr v. Wangenheim beim Versorgungsamt Rottweil und Kommissar Bürger beim Versorgungsamt Mergentheim je zum Regierungsrat er- ' »rannt.

Stuttgart, 24. Aug. (Straßenb ahnstörun- ften.) Im Straßeubahnbetrieb gab es heute vormittag »md nachmittag große Störungen wegen Strommangels, stundenlang standen die Wägen unbeweglich in den Straßen.

Schwenningen, 24. Aug. (Ruhr.) In den letz­ten Wochen sind hier sieben Fälle von Ruhr vorgekomme:». Die Seuche nimmt einen leichten Verlauf.

Ulm, 24. Aug. (Ter Krawall.) Ank 6. Septem« ber beginnt eine außerordentliche Sitzung des Schwur­gerichts zur Verhandlung gegen 11 Teilnehmer an dem Krawall am 22. Juni. Eine größere Zahl weiterer Beteiligter wird sich vor der Strafkammer zu veraas Worten haben.

Stafflangcn, OA. BiberaH, 24. Ang. (Einbru­ch erb and e.) In dem Unwesen des Bauern Richar? Reich in Eichen, Gem. Stafslangen, wurde von eiwr etwa 7köpfigen Räuberbande eingebrochen und Geld, Klui dungsstücke und Schmucksachen gestohlen. Die Kinder, die zu Hause waren, wurden mißhandelt und in Keller gesperrt. Ende Juni war bei Reich ebensalls ein- acbrochen worden. Die Täter im Alter von 1525 Jahren sind in beiden Fällen unerkannt entkomm?-«- Lberdorf, OA. Biberach, 24. Aug. (Gefaßte Ein­brecher.) Am 17. August wurden bei dem Wostvow-r Mnsterle durch Einbruch über 1000 ML Teld mrS kür etwa 1600 Mk. Kleider und Wüsche sowie e?n Revolver gestohlen. Der Taglöhner Kvnrxk .Schmid »n Arnegg wurde der Tat überführt. - - Tcttriang, 24. Aug. (PilzvergifkrrngH Fa Oberteu ringen starb ein junges Ehepaar nach Genuß von Pilzen.

- Hart i. Hoh., 24. Aug. (AnschlagO Voa miSc» tannten Tätern wurden in der Nackt mm Sonntag Fenster am Pfarrhaus n'-'-livssin

ILreglingen, 24. Aug. (Schieber.) Der Verwüst ter des hiesigen Lagerhauses, Leopold Zach, wurde we. gen großer Getreidcschiebungen verhaftet. Auch der Po- lizeidiener Paulus in Waldmannshofen ist in Haft genommen.

Niedernau, 24. Aug. (Handwerker-Erho­lungsheim.) Am 2. Augustsonntag wurde das Er­holungsheim für Handwerker, früher Hotel Raidt und seit Kriegsbeginn 5 Jahre lang Reservelazarett, eröff­net. Der Feier wohnten die Behörden des Bezirks, die Vertreter der Handwerkskammern und der Hand- werkervcrbände an. Für das Erholungsheim, das zu­nächst dem Handwerkerstand dient, aber auch für den freien Verkehr offen steht, waren durch Sammlungen und Stiftungen über 400 000 Mk. eingebracht worden. Ter Umbau kam aber fünfmal so hoch zu stehen, als urivrünglich veranschlagt war.

Dettingen, OA. Urach, 24. Aug. (Schöner Obst- Erlös.) Beim Verkauf des Gemeindeobstes wurden 110 438 Mk. erlöst. Das Gesamterträgnis wird auf 20002500 Ztr. geschätzt. Die Gemeinde hat großen Baumgrundbesitz. Für Kirschen gingen in diesem Iaht 25 349 Mark ein.' ;

Betzingen, OA. Reutlingen, 24. Aug. (Besitze Wechsel.) Das Gasthaus zurKrone" hier ging uml 165 000 Mk. in den Besitz der Firma CSC. Egelha f, Webutensiliensabrik, über.

Tailfingen,. 24. Aug. (Gemeindenutzunge n.) Nach einem Gemeinderatsbeschluß sollen künftig alle Ge­meindebürger in den Genuß von Allmandteilen kommen.' Bisher waren nur 440 Bürger nutzungsberechtigt. Nach dem neuesten Stand sind es aber 1047. Künftig wird ein Allmandzins von 5 Mk. erhoben.

Spaichingen, 24. Aug. (Sängerfest.) Der Schwarzwaldgau-Sängerbund hielt am Sonntag hier ein von 39 Vereinen besuchtes Sängerfest ab, mit dem di« Gaufahnenweihe verbunden war. Die beschäftlichen Ver­handlungen leitete der Gauvorstand, Direktor Hohner- Trossingen. Das nächste Gausängerfest soll in Tuttlingen stattfinden. Oberjustizrat Bader wurde zum Ehrenvor­sitzenden, Rektor Fiesel zum Ehrendirigenten ernannt.

Nottweil, 24. Ang. (Eine starke Höchstpreis­überschreitung.) Der Ochsenwirt Alber in Bären­tal, OA. Sigmaringen, wurde wegen Höchstpreisüber­schreitung für Most er hatte im Mai ds. Js. einer Rottweiler Gesellschaft für das Liter Most 12 Mark gefordert vom Amtsgericht Sigmaringen zu 400 Mk. Geldstrafe verurteilt.

Schrarnberg, 24. Aug. (Räuberischer Ueber- fall.) In letzter Woche raubten zwei Burschen mit ge­schwärzten Gesichtern im Leibgedinghaus der Witwe Reu­ter in Tromba, Gde. Evang. Tennenbronn, der Mieterin Schnatterer sämtliches Bett- und Weißzeug, sowie ver­schiedene Lebensmittel.

Saulpau, 24. Aug. (Kriegerdenkmal.) Auf dem hiesigen Friedhof soll ein Denkmal für die gefal­lenen Krieger errichtet werden.

Friedrichshafsir, 24. Aug. (Erledigte Stadt­vorst a n d s st e l l e.) Infolge freiwilligen Rücktritts des bisherigen Stadtschultheißen wird die Ortsvorsteherstelle zur Bewerbung ausgeschrieben. Bewerbungen von Leuten mit abgeschlossener Hochschulbildung sind bis 6. Sep­tember einzureichen. Die Wähl soll im September stattfinden.

Die Bedc rüg der Festung Mm.

DasMilitärische Echo" schreibt: Das ganze Fe­stungssystem Deutschlands ist zerstört. Als einzige Festung westlich der Oder bleibt völlig vereinsamt Ulm be­stehen. Jede große feindliche Offensive, komme sie von Westen oder Osten, wird künftig die militärische und poli­tische Trennung von Nord- und Süddeutschland ins Auge fassen. Für den Verteidiger ergibt sich daraus die Not­wendigkeit der Versammlung der süddeutschen Kräfte am Main zur Erhaltung des Anschlusses an die norddeutschen, und die Festung Ulm nimmt ihre vor 50 Jahren verlo­rene Rolle wieder auf. Sie schützt mit der Jllerlinük Bayern geben Westen, Württemberg und Baden gegen Osten. Ber einem Kriege gegen einen südlichen Gegner aber bildet sie einen Stützpunkt und Brückenkopf an der seinem Angriff sich vorlegenden Donaulinie. Doch all« die ihr zugedachten Aufaahen kann die Festung UlM

k

t

Wtt»e» »I« ttüirr «> I« ffurr» ? j

Ws»» v»r> L r! L »v» ei

«o. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.)

Weißt du, was ich glaube, liebe Hessolda! Daß es Höchste Zeit ist für dich, von hier wegzukommen! Du hast dich Überanstrengt mit der Pflege, und deine Nerven sind einfach kaput! Das ist ja auch kein Leben, wie du es führst! Durch ein Jahr lang beständig Dienst zu machen, wie die erste beste Pflegerin von Beruf, hier, bei diesen Schwerkranken"

Es ist mein Leben! Meine Rettung!" unterbrach sie Hessolda leidenschaftlich.Nehmt mir nur das nicht, um Gotteswillen! Ihr wißt ja nicht . . ."

Sie brach verstört ab. ,

Was weiß ich nicht? Willst du dich nicht aussprechen, Hessolda?"

Die junge Witwe schüttelte den Kopf.

Ich kann nicht. Es gibt Dinge, die man nur mit sich allein abmachen muß. Aber glaube mir, dieser Dienst hier, der beständig alle Kraft und alle Gedanken erfordert, ist mir Lebensnotwendigkeit! Ich vergesse dabei auf alles . ... ich denke nicht zurück . .

Arme Holda hast du deinen Mann denn so lieb ge­habt?" murmelte Magelone, von Mitgefühl überwältigt, leise, während Tränen in ihre Augen traten.

Hessolda antwortete nicht. Sie war bei dem Namen H'ol- da zusammengezuckt und dann war ihr ohnehin schon bleiches Gesicht weiß geworden wie die Tuberosen, die in einem Glas am Fenster standen. -

Magelone war von diesem Besuch so niedergedrückt, daß sie ihr eigenes Leid beinahe vergaß darüber. Je länger sie über alles nachdachte, desto überzeugter aber wurde sie. daß .Hessolda? Gemtzlsd^. resflM krankhaft^ Natur war und daß

trgendetwas geschehen mußte, sollte sie nicht daran zugrun­degehen.

Aber was? Der Herzog hatte keinen Einfluß aus Hes­solda mehr, wie er selbst Magelone öfter gellagt. Auch nah­men ihn die Krisgsereignisse jetzt völlig in Anspruch. In­dessen da war ja Dr. von Seilern, der, ihr Lands­mann und Ing- d-o'nnd. immer einen großen Einfluß auf Hessolda gehabt hatte! Er rettete das Leben des Kindes schon dafür allein mußte sie ihm dankbar sein. Ja! So ging es. Serena, die treue, würde auch mithelfen . . .

Magelone sah auck schon den Weg: Man mußte ihr Achim wiedergeben und sie zwingen, mit ihm irgendwo in ländlicher Stille zu leben, bis ihre arme Seele aus der Wirr­nis düsterer Vorstellungen herausgefunden hatte. Ging es nicht durch die Vernunft, mußte Seilern eben zur List grei­sen. Er würde das schon zu stände bringen. Magelone hatte immer das Gefühl gehabt, daß dieser Mann alles konnte, was er wollte unendlich viel mehr als andere Menschen!

Obwohl sie äußerlich nur wenig mit Seilern verkehrt hatte erst in Hallerstein, dann im Sanatorium, wenn sie allmonatlich den kleinen Erbprinzen besuchte so schrieb sie ihm nun doch wie c-.om alten Freunde rückhaltlos und offen. Sie schilderte ihm ihre Eindrücke im Kreuzspital, setzte ihm ihren Plan auseinander und bat ihn, Hessolda so bald als möglich auszusuchen.

Denn", schloß sie,ich glaube nur Sie können helfen! Es ist etwas in ihrem Wesen, das mir sagt. Sie sind ein eben­so großer Arzt der Seele, als des Leibes. Und hier gilt es nicht nur, ein holdes Geschöpf vom Niedergang zu retten, sondern einem Kinde seine Mutter zu erhalten . . ."

Magelone fühlte sich erst wieder halbwegs beruhigt, nach- dem der Brief abgegangen war. Am nächsten Morgen fuhr sie bei starkem Schneetreiben mit Lore Lampelius nach Hu­bertushaus.

XIX.

Um Hubertushaus schneite cs schon seit Tagen. Ma« mußte im Schlitten von der Station zum Jagdhaus fahren, zwischen hochgetürmten Schneewällen und durch märchenhaft! stillen glitzernden Wald, dessen Weiße Pracht die beiden schwei­gend dahinfahrenden Frauen feierlich umfing.

Selten nur wurde ein Wort zwischen ihnen gewechselt. Beider Gedanken waren fern am Balkan, wo die verbün- p deten Armeen sich nun wohl auch durch Schnee und Winter­graus unter unsäglichen Strapazen vorwärts arbeiteten.

Magelone dachte schaudernd, wie wenig in solcher Lag« s die hohe Stellung ihres Gemahls ihn vor Entbehrungen aller ^ Art schützen konnte. Kälte Hunger vielleicht quälten ihn > möglicherweise in diesem Augenblick. Gefahren aller Art > lauerten um ihn und sie? Ihr Herz pochte gequält.

Sie wollte nicht mehr in Liebe an ihn denken! Nichts wollte , sie mehr als Wahrheit und dann wenn sie Gewißheit hatte, ^ daß er sie betrogen daß in seinem Herzen das Bild der an­dern lebte still verschwinden von seinem Lebensweg.

Nichts würde sie dann mehr hier halten können. Mo­der der Herzog, noch irgendwelche Rücksichten.

Aber mitten in diese entsagungsbereiten Gedanken hin­ein zuckte ungernfen doch immer wieder die Liebe ein» wilde sehnsüchtige Framme, genährt von vagen Hoffnungen.

Ihn lassen? Ihn verlieren? Sie würde sterben darüber!

Und vielleicht war doch alles nur ein Irrtum? Er war ja doch von ihr gegangen so zärtlich, so nein, sie konnte sich nicht täuschen voll Liebe, die aus der Seele kam! Und di« andere, die ihn ihr nehmen wollte, wie sie sagten, schien ihr all die Zeit her so treu ergeben. Nichts, kein Blick, kein W»rt hatte das leiseste Mißtrauen aufkommen lassen, bis zu jener Stunde, da Tinti mit schonungsloser Hand den Dolch in ihr Herz gesenkt. .... ' z