Lsr englische Botschafter beim ReichsPräfiveitten.
Berlin, .4. Juli. Der Reichspräsident hat am Freitag hen neuernäunten königlich großbritannischen Botschafter Lord d'Abernon zur Entgegennahme seines Beglau- »igunach'chreibens empfangen. Bei der Ueüerreichung hielt
Botschafter eine Ansprache, in der er u. a. sagte: Li« Lage, mit der die Regierungen der Welt heute rahnen müssen, ist von beispielloser Schwierigkeit. Tie Weltkrise kann erfolgreich nur durch allgemeine Zusammenarbeit überwunden werden und durch freimütige Erkenntnis der Wahrheit, daß das Wohl jedes einzelnen das Wohl aller ist. Tie wesentliche Grundlage dieser Zusammenarbeit ist für uns die feste und herzliche Erhal- tuna gegenwärtiger Bündnisse und die genaue Aus- führuna der Verpflichtungen des Friedensvertrags. Wirtschaftlicher WieinrMfbau ist das gebieterische Erfordernis der Welt. Und dieses kann nur erfüllt werden, m einer Atmosphäre des Vertrauens. Falls durch aufrichtige Handlungen im guten Glauben das Vertrauen wieder hergestellt wird, sind die Nationen berechtigt, von »inander nicbt nur Spielraum zur Entwickelung zu erwarten, sondern auch Beistand bei der Entwicklung. Enge und kurzsichtige Selbstsucht in dieser Hinsicht ist den Ucberliieferungen meines Landes durchaus fremd und nicht weniger der Politik Sr. Majestät Regierung eu^ «egengesetzt. Bei Ausführung meiner Sendung werde ich stets dessen eingedenk sein, daß Friede geschlossen worden ist. — Der Reichspräsident erwiderte m a. folgendes: Tie deutsche Regierung und das deutsche Volk sind sich einig in dem ernsten Entschluß, der übernommenen Verpflichtungen unter Aufbietung aller Kraft »i» an die Grenze des Möglichen gerecht zu werden Wir wünschen aufrichtig, daß es dem guten Willen auf Leiden Seiten gelingen wird, die stellenweise zurückgeblte- »en» Atmosphäre des Mißtrauens überall zu zerstreuen »nd durch Vertrauen und wahre Friedensstimmuna zum Wohle aller Völker zu ersetzen.
Ti» Ministerpräsidenten der Länder in Berlin. Berlin, 4. Juli. Die Ministerpräsidenten der Leutchen Einzelstaaten und Bürgermeister der freien Reichs- üdte weilten vorgestern zu Besprechungen in Berlin. Die eratungen fanden unter dem Vorsitz des^ Reichskanz- ^.r- statt. Es nahmen daran teil: der Reichsminister DA Aeußern Tr. Simons, der Reichsminister des Innern Dr. Koch, die übrigen Minister und die Miuister- plräsidenten der Einzelstaaten. Ter Minister des Aeußern gab zunächst einen Ueberblick über die bevorstehende Spaa- Aonserenz. Tie Verhandlungen waren streng vertraulich. Sie ergaben eine völlige Uebereinstimmung in den Ansichten der Länder gegenüber der Haltung der deutschen Vertreter bei der bevorstehenden Spaa-Konferenz.
Berlin, 4. Juli. In der Aussprache der Reichsregierung mit den Ministerpräsidenten der Länder und den ^Vertretern der freien Städte wurde beschlossen, solche Besprechungen künflig regelmäßig mehrmals im Jahre ßattfinden zu lassen.
Hessen nnd der Zusammenschluß der südwest- deutschen Staaten.
Aranksnrt, 4. Juli. In diesen Tagen hat der hessische Staatspräsident Ulrich der „Darmstädter Zeitung" gegenüber zu dem Gedanken einer Verschmelzung Württembergs und Badens eine Aeußerung abgegeben, die folgendermaßen lautet: Ter Plan, Württemberg und Baden zu vereinigen, ist nicht neu. Schon seit längerer Zeit schweben darüber unverbindliche Verhandlungen Uvischeu führenden Politikern, die aber über das Stadium gründlicher Erwägungen nicht hinausaekommen sind, -lus meiner Kenntnis der Sachlage kann, ich mitteilen, daß in Württemberg dabei die treibende Kraft liegt, während diese Absicht bisher in Baden wenig Gegenliebe gefunden hat. Wenn neuerdings auch Hessen und «rudere schon genannte Gebietsteile in die Kombination «inbezogen werden, so kann ich dazu nur sagen, daß wir «mtlich noch keinen Anlaß gehabt haben, uns mit der Angelegenheit zu beschäftigen. Alles wird davon abhän- aen, wie Preußen sich nach Ablauf der Sperrfrist verhalten wird. Werden tatsächlich preußische Gebietsteile mit größerer Selbständigkeit ausgrstattet, etwa zu Reichs- Provinzen umgestaltet, so liegt ja nichts näher, als daß §mch im Süden eine gewisse Arrondierung stattfindet.
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Tcr französische Botschafter über seine Aufgabe^
Berlin, ch Juli. In einer Unterredung mit dem französischen Botschafter sagte dieser zu einem Vertreter der „Voss. Zeitung", er sehe seine vorrnehmste Aufgabe darin, die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Deutschland, auf die im Programm des Ministerpräsidenten Millerand hingewiesen fti, soweit es in seinen Kräften stehe, zu verwirklichen. Er hoffe bestimmt, daß seine Zusammenarbeit mit dem neuen deutschen Minister des Auswärtigen, mit dem er sich auf dem gemeinsamen Boden der Einsicht der Notwendigkeit des wirtschaftlichen Wiederaufbaues zus.uumcnfinde, ersprießlich sein werde. CZ handle sich aber nicht nur dämm, Sachgüter wieder herzustellen, sondern auch das durch den Krieg gestörte moralische Gleichgewicht. (Was man in Paris darunter versteht, sehen und hören wir alle Tage.)
FehrerrSach Neichspräsiderrtschaftskandidat?
Karlsruhe, 4. Juli. Zur Frage der Reichspräsidentenwahl teilt der „Badische Beobachter" mit, daß für den Fall der endgültigen Ablehnung Eberts in weiteren politischen Kreisen einschließlich der Sozialdemokratie der Gedanke einer Aufstellung des jetzigen Reichskanzlers Feh- renbach als Kandidat für die Reichspräsidentschaft bereits erörtert wird.
Die Empfindlichkeit der Alliierten.
Paris, 4. Juli. Tie Noten, welche Deutschland neuerding den Alliierten übermitteln ließ, haben hier einen peinlichen Eindruck hervorgerufeu. Allgemein besteht die Ansicht, wenn sich von dem Tone dieser Noten auf die Haltung der deutschen Delegierten auf der Konferenz in Spaa schließen ließe, so würde die Konferenz bald beendet sein. Solche Noten in dem jetzigen Zeitpunkt zeugten unbestreitbar von großer Ungeschicklichkeit.
Entgegenkommen per Alliierten. '
Basel, 4. Juli. Die schon seit einigen Tagen bestehende Meinung von einer Revision des Friedensvertrags von Versailles scheint durch einen plötzlichen Stim- mungsnmschwnng der Pariser Presse bestätigt zu werden. Selbst der „TemPs" tritt für eine entgegenkommende Haltung gegenüber Deutschland ans der Konferenz ein.
Wirtschaftlicher WochenüberbliÄ.
Geldmarkt. Der deutsche Markkurs scheint vorläufig seinen Höhepunkt überschritten zu haben. In Zürich hat er während der abgelaufenen Woche den Stand von 15 Rappen nicht mehr erreicht. Er begann mit 14,90, fiel zeitweilig auf 14,30 und schloß mit 14,/Ö. Der Rückgang ist unbedeutend, aber charakteristisch dasür, daß wir uns wcitcrgehcnder, ausschweifender Hoffnungen enthaue» müssen. Der Reichsbankausweis über den Semesterabschlnß liegt noch nicht vor, aber zweifellos hat. der Uebergang vom 1. ziim 2. Halbsahr eine große Anspannung mit sich gebracht, weshalb auch die Geldsäße vorübergehend anzogen. Die Darlegungen des Reichssinanzministers über die Zerrüttung der deutschen Finanzen blieben gleichfalls nickt ohne Einfluß. Man muß daher auch für die nächste Zeit mit einer Anspannung des Geldmarktes rechnen.
Börse. Die Lösung der innerpolitischen Schwierigkeiten, insbesondere die Bildung der neuen Reichsregierung haben zwar an den deutschen Effektenmärkten einen günstigen Eindruck gemacht, aber die iarniederliegende Geschäftstätigkeit nicht zu heben vermocht. Erst beim Beginn des zweiten Halbjahrs setzte eine neue Kauflust für Montanwerts und sonstige Industrie- sachen ein. Die guten Bankabschlüsse blieben gleichfalls nicht ganz ohne Wirkung. Eine neue Vorliebe zeigt sich für chemische Aktien. Die festverzinslichen Anlagepapicre zeigten gelegentliche Schwankungen, konnten aber durchschnittlich den Stand der vo:igen Woche behaupten: Kricgsanl ihe 79,60, 4proz. Württembergs 87,78, 5proz. Deutsche Echatzanweisnngen 100.
Prolult »markt. Die N'chrage nach Ha'er nimmt neuerdings wieder zu und hat Preisbesserungen im Gefolge. In Berlin wurden am Freitag loco ab Bahn 128 Mk. für den Zentner bezahlt. Auch für Heu und Stroh ist trotz der günstigeren Aussichten des Jahres eine festere Meinung aufgekommen. Das Angebot hat seit einigen Tagen sich zurllckgehälten. Für Heu erlöst man durchschnittlich 10—15 Mk. für de» Zentner. Die Kauflust für HülscnfrZchie ist wieder im Steigen begriffen.
Warenmarkt. Die Kaufunlust des Publikums greift immer weiter um sich, obgleich einzelne Branchen in anerkennenswerter Weise bemüht sind, den Käufern durch Preisabschläge ein- gegenzukommen und — auch im eigenen wohlverstandenen Interesse — einen Riesenstnrz mit unausbleiblichem Krach zu vermeiden. Teuer sind aber immer noch die Kohlen, obgleich die Nachfrage der Industrie nach sämtlichen Brennstoffen nicht mehr so wild ist, seitdem ihr Beschäftigungsgrad ständig weiter zurückgeht. Die Kohlenversorgung hat sich entschieden gebessert. — Aus den Metallmärkten ist eine Ermäßigung der Mesiinavreiie zu ven»icbnen. Stabl und Ciien notieren un
verändert. — Die Kaffeepreist haben wieder etröas angezogen. Kakao ist gegenwärtig in Deutschland billiger als im Ausland, ! aber die Nachfrage stockt. Margarine ist von 21 auf 16 Mk.
das Kilo herabgesetzt worden. — In den Weinpreisen hat
i der unausbleibliche Sturz ebenfalls begonnen. Noch im M^i ! wurde gekauft, was zu bekommen war. Im Juni war da, Geschäft plötzlich still. — Nach Chemikalien, zeigt sich wieder ' etwas lebhaftere Nachfrage. — Einer abermaligen Erhöhung ° der Papierprciie wird die Regierung nicht zustimmen. — Die
: Häuteprcise behalten ihre neuerdings steigende Tendenz b»i. s Biehmarkt. Neuerdings ist eher wieder eine Zunahme der
- Maul- und Klauenseuche zu verzeichnen, was möglicherweise s mit dem warmen Wetter zusammenhängt. Die Btehpreise sind ! deshalb immer noch außeroroentlich hoch. Viehmärkte gibt es j fast gar nicht mehr: die Preise sind deshalb schwer zu Kon-
trollieren. Ferkel werven da und dort etwas billiger ge-
- handelt, schöne Exemplare aber kaum unter 350 bis 400 Mk. ! Holzmarkt. Die stille Haltung im Holzgeschäst bleibt be-
stehen. Nur Grubenholz wird unverändert und zu den höchsten Preisen verkauft. In Schnittwaren liegt das Geschifft schwer darnieder. Waldbesitzer und Sägmiiiler könne» sich andauernd nicht einigen. Der Holzgroßhandel beobacht4 strenge
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Sitttigart, 3. Juli. (Tie M il ch k o n f e r enz d er Oberamtsvorstände.) Am 2. Juli waren die Ober- amtsvorstände des Landes bei der Landesversorgungsstelle versammelt, uin zur Milchpreisfrage Stellung zu nehmen. Es ergab sich, daß in einer großen Anzahl von Sbernmtsbezirken durch Verhandlung der MilchpreiS Herabgesetz war. Dies erfolgte aber teiltv-eise unter dem Druck der allgemeinen Erregung nnd auch in der Erkenntnis der tatsächlichen Notlage weiter Verbrcm- cherkreife. Die Mehrzahl der Anwesenden war der Meinung, daß solche Vereinbarungen behördlicherseits festgelegt werden müssen, wenn sie von Bestand sein sollen. Im Interesse der öffentlichen Ruhe wurde eine amtliche Herabsetzung des Milchpreises von der Mehrheit befürwortet. Mit den Verbrauchern hat die Landesversor-
Mrien Kilo ttsgll a« im Herren?
llvman von Crick Cben stein.
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(Nachdruck verboten.)^
^ SeDer hatte sich der Zustand des Kindes bisher nicht jftSessert, obwohl der Leibarzt, Medizinalrat von WenckheiM, täglich nach Hallerstein kam und immer neue Kräftigungsmittel verschrieb.
Gestern abend hatte der Kleine sogar zu fiebern begonnen und cs bedurfte der ganzen vereinten Autorität des Erb- Prinzen nnd der Obersthofmeisterm, um die Erbprinzessin dahin »» bringen, daß sie Hallerstein verließ, um den Hochzeits- frierlichkeiten beiznwohnen. , ' ^
Wie ans Nadeln war sie dann die ganze Zeit über getve- B«. Nun wandte sie sich an die diensthabende Hofdame, PrLulein v. Seilern.
liebe Serena, lassen Sie den Chauffeur ver« Madigen. Wir wollen sogleich nach Hallerstein zurückfahren. Hch habe keine Ruhe, ehe ich weiß, wie es Achim geht!"
^ Da trat ihr Gatte an sie heran.
--Liebe Hessolda, ich habe unser Erscheinen für hellte «!knd beim Gartenfest des Oberhosstallmeisters zugesagt. Ba- *>» und Baronin Fcuerlein legen besonders Gewicht darauf, da auch die auswärtigen Diplomaten mit ihren Gemahlinnen Erscheinen. Frau von Rellstab meint, es wäre am besten, du ruhtest dich hier in Rottegg nun ein paar Stunden aus und kleidetest dich dann gleich hier um. Deine Kammerfrau mag inzwischen alles Nötige aus Hallerstein holen."
Die Erbprinzessin sah ihren Gemahl erschrocken an.
„Du hast wirklich zugesagt? Auch für mich?" z? „Jawohl. Und im Vertrauen gesagt, ich lege großes
Gewicht darauf, daß wir beide dort sind. Es ist gerade jetzt sehr wichtig, in enger und steter Fühlung mit der auswärtigen Diplomatie zu bleiben, ohne daß doch diese Absicht irgendwie auffällt. Dazu gibt es keine passendere Gelegenheit
als diese."
„Aber es ist unmöglich — wengistens für meine Person! Ich muß unbedingt sofort nach Hallerstein zurück. Hast du vergessen, Friedrich, daß Achim krank ist?"
„Bah — ein wenig Fieber! Das kommt bei Kindern oft vor! Auch war Wenckheim ja doch am Morgen draußen und stellte fest, daß das Fieber nahezu geschwunden ist?"
„Es kann inzwischen wieder gestiegen sein. Ich bitte dich Friedrich-, erlasse mir diesen Besuch! Ich hätte keine ruhige Minute ...
„Du bist überängstlich wie immer! Uebrigens kann ich dich heute nicht dispensieren. Es würde zu sehr auffallen, nachdem ich bereits zusagte."
„Du. kannst doch die Wahrheit sagen . . .!"
„Damit morgen in allen Zeitungen Alarmnachrichten über das bedrohte Leben Achims verbreitet werden — denn nur so würde man deine Absage auslegen. Ich danke dafür! Es ist traurig genug, daß man sich beständig mit den Schwankungen seiner Gesundheit in der Oeffentlichkeit beschäftigt und bereits insgeheim die Nachfolge des Hauses Notthausen-Sollen- stein gefährdet sieht. Solchen Gedanken darf nicht immer wieder neue Nahrung gegeben werden! Du aber solltest auch bedenken, daß du seit dem Tode meiner Mutter als erste Dame des Hofes und künftige Lan'oesmutter Verpflichtungen hast, denen du dich nicht nach Belieben entziehen kannst!"
Die Erbprinzessin war sehr blaß geworden. Trotzdem! richtete sie sich entschlossen auf.
„Meine erste und heiligste Pflicht ist die als Mutter,"
sagte sie ruhig. „Daran wird mich nichts und niemand irre machen!"
Der Erbprinz wandte sich ärgerlich an die Obersthofmeisterin, die in Erkenntnis der Sachlage ängstlich nähergekommen war, getreu ihrem Prinzip beim Aufsteigen eines ehelichen Gewitters als Vermittlerin den Sturm zu beschwören.
„Machen Sie meiner Frau begreiflich, Frau von Rellstab, daß sie bei Feuerleins absolut nicht fehlen darf, bloß weil Achim eine seiner gewöhnlichen Indispositionen hat!"
Die Oberstbofmeisterin war eine äußerst kluge, geschmeidige Dame, die sich bisher mit großem Takt zwischen den streitenden Parteien behauptet hatte, ohne die Gunst der einen oder anderen einzubüßen. Es gelang ihr auch jetzt, eine vorläufige Einigung herbeizusühren. Die Erbprinzessin sollte ihren Willen haben — „denn Mutter ist Mutter" — und mü Fräulein v. Seilern nach Hallerstein fahren, um sich selbst von der Grundlosigkeit ihrer Sorge um Achims Befinden zu Überzeugen. Dann aber sollte sie um 7 Uhr wieder in Rottegg eintrefsen, wo Se. Hoheit sie erwarten würde, um mit ihr zum Gartenfest zu fahren. „Denn nicht wahr, Ihre Hoheit würden doch nicht absichtlich einen berechtigten Wunsch von hochderer Gemahl ignorieren wollen? Noch dazu, da hier, wie es scheint, Staatsinteeessen in Frage kämen?"
Der Erbprinzessin blieb nichts weiter übrig, als sich schweigend zu ergeben, wollte sie die peinliche Szene nicht verlängern. Sie verabschiedete sich also hastig von ihrem Gatten und entfernte sich mit Fräulein v. Seilern.
Erbprinz Friedrich reichte der Obersthofmeisterin gnädig die Hand.
„Sie sind eine gute Diplomatin, Frau v. Rellstab, ich danke Ihnen! Vielleicht gelingt es Ihnen mit der Zeit auch noch, meiner Frau diese übertriebene mütterliche Aengst-
Handel und Verkehr.
Ueber die Lage des Arlnitsmackts im Mvuat Mai berichtet das jetzt erschein!» Iuniheft des Rc'.chs- arbcitsblatts wie folgt: Die wirtschaftliche Krise, deren erste Anzeichen bereits im März sich aukündiaten, hat sich im verflossenen Mai in besorgniserregender Weise verschärft. Die Höherbewertung der Mark an den Weltbörsen hat sich im allgemeinen behauptet, hat die Preise für deutsche Waren den Weltmarktpreisen eingeglichen, den Auslandsmarkt für deutsche Erzeugnisse nahezu verschiosten und im Inlande die Käufrr» mnssen, deren Kaufkraft ohnehin nahezu erschöpft war, zu einer spekulativen Zu n..:bo!tung veranlaßt. Die Folge ist, daß in sämtlichen Industrien Inlands- und Auslandsabsatz stockt und
B:triebseiinch ä knnecn und Stillegungen immer mehr um sich greifen. Am schwersten betroffen sind di: Lederindustrie, die Möbelindustrie und die Konfektion, an deren Hauptstandorten die Erwerbslosenzah'en stark gewachsen sind. Die Aussichten sind äußerst ungünstig, wenn es nicht gelingt, durch die seitens der Regierung cingeleitcten, vor allem auf Verminderung weiterer Kohlenprcisstcigerungen zielenden Maßnahmen den Preis- , rückschlag in einen organischen Preisabbau überzuleiten. Die Statistik der Arbeiterfachverbände läßt eine weitere Steigerung der Arbeitslosigkeit erkennen. Dis Arbeitsnachweise mußten ebenfalls eine weitere Zunahme der Stellungsuchendcn feststellen. Vorläufig aber zeigt die Zahl der aus öffentlichen Mitteln unterstützten Erwerbslosen »och immer einen Rückgang.
Das neue Loch im Westen. Auf dem westdeutschen Textilmarkt macht sich, wie die „Textilwoche" mitteilt, eine lebhafte Beunruhigung bemerkbar, wegen der voraussichtlichen Folgen der kürzlich zwischen der deutschen und französischen Regierung in Baden-Baden getroffenen Neuregelung der Einfuhr elsaß- lathriiigscher Waren. Denn einerseits sind die auf Grund der Artikels 268 des Fricdensvertrags von der französischen Regierung festgesetzten Cinfuhrkontingente, gegen deren Höh« dt« deutsche Regierung kein Einspruchsrecht hat, unverhältnismäßig hoch festgesetzt: andererseits dürfte es den deutschen Behörden nicht möglich sein, nachzuprüfen, ob die eingeführten Waren tatsächlich elsässischen Ursprungs sind. Die Gefahr liegt nahe, daß auf diese Weise französische oder sonstige ausländische Waren, die in Elsaß-Lothringen lediglich veredelt oder verpackt sind, eingeführt werden. ^
Die Zigarrenpreise. Der Verband des bayer. Tabakgewerbein München gibt bekannt: Ueber die Entwicklung der Zigarren- und Tabakpreise wurde jüngst eine irreführende Nachricht verbreitet. Einige badische Zigarrenfabriken haben nämlich für den Augenblick die Preise etwas ermäßigt. Trotzdem ist mit einer d auernden Preissenkung kaum zu rechnen, da dii Tabake in großen Mengen aus dem Ausland eingeführt wer- s den müssen und angesichts der Valuta und der erhöhten Löhm eine dauernde Verbilligung unmöglich sein dürfte. Das Tabak- gcwcrbe hat ein Interesse an niedrigen Preisen, weil der Konsum dann steigt, ist aber zu ihrer Durchführung heute nichi im Stande. Z