Der Avstimmnngstag für Oberschlesicn.

Genf, 30. Juni. Havas meldet: Ter Verbandsral Kt die Volksabsllmmunß in Oberschlesien auf die zweite vktoberlvoche festgesetzt.

Finanzkonferenz in Brüssel.

Brückl, 30. Juni. (Havas.) Das endgiltige Pro­gramm der Finanzkonferenz wird erst bei Beginn der Konferenz festgesetzt werden. Tie Hauptfrage wird die Perteilung der von Deutschland geforderten Entschädi­gungssumme bilden. Die Finanzsachverständige^! haben mien Bericht ausgearbeitet, der der Konferenz übergeben vird, die nach der Aussprache darüber beschließen wird. Wahrscheinlich ivird der Vorsitz dem belgischen Vertre­ter augeboten werden. Tie Arbeiten der Konferenz wer­den zwei Tage in Anspruch nehmen. Nach Schluß der Konferenz werden alle Delegationen sofort noch Spaa Preisen.

- Ter wahre Völkerbund.

Mom, 30. Juni. Unterrichtsminister Benedetro C>occ Klonte in einer Unterredung mit dem römischen Ver-, Kreter des Havasbureaus: Es sei nicht nötig, seine Ach- Smg und Liebe für Frankreich zu wiederholen,: doch ja die wahre Weltkultur nur durch ein enges ^Zusam­menarbeiten Frankreichs, Englands und Deutschlands möglich. Hofsent-ich werde diese ersprießliche Zusammen­arbeit baldigst hergcstellt.

Die türkische Antwort.

Maris, 30. Juni. TerTemps" berichtet: Die Note Kr türkischen Friedensvertretuug erkennt die neu gegrün­deten Staaten Polen, Südslawieu und die Tschecho-Slo- wakei au, ferner als unabhängigen Staat Syrien, Meso­potamien und Palästina, sowie Armenien und Hedschas, jerner die Sclmtzherrschaft Frankreichs über Tunis und Marokko. Die "türkische Regierung verzichtet aus alle Rechte und Vorrechte ans Libyen und die Inseln des kkdadekanes. Sie erkenn: die englische Schutzherrschast tber Aegypten an, ferner die freie Schiffahrt ans dem Buezkanal, die eng.isch-ägyptische Verwaltung über den kkchan und die Annexion von Cypern durch England, vie Türkei verzichtet ans ihr Recht ans die großen Jn- Ila im Aegäischen Meer. Die türkische Regierung ver­engt u. a. dis Beschränkung der Zahl der auswärtigen Kriegsschiffe, sie verlangt, daß Ostthrazien in den Gren- «n wie vor dem Krieg unter türkischer Oberherrschaft «erbleibt Und daß SmyrnGUnd die ar^renzenden Ge­riete von den griechischen Truppen geräumt werden. Maß­regeln zum Scln-tz der Minderheiten ist die türkische Regierung auzuerkennen bereit.

Kleins Nachrichten.

Berlin, 30. Juni. DemBerliner Lokalanzeiger" wird aus Halle berichtet, daß die drei großen Staysurter pkasch-inenfabriken wegen Lohnstreitigkeiten ihre Betriebe haben schließen'müssen.

London, 30. Juni. (Reuter.) Lord d'Abernon ivird unverzüglich abreisen, nur seinen Posten als Botschafter Großbritanniens- in Berlin anzutreten. Seine Ernen-i »ung trägt vorläufigen Charakter und hat ihren Grund tn den wirtschaftlichen Problemen, die jetzt in den inter­nationalen Beziehungen mit Deutschland vorherrschen.

Amsterdam, 30. Juni. DemTimes" zufolge hat Krossin gestern neuerdings eine Unterredung mit Lloyd George gehabt und wird Heine wiederum mit dem Aus- jchuh des Wirtschaftsrates Zusammenkommen.

Stockholm, 30. Juni. Tie hiesigen Blätter bringen augenscheinlich inspirierte Artikel, die einen Abbruch der diplomatischen Beziehungen mit Finnland voraussehen.

Rom, 30. Juni. In Macerata wurde der General­streik erklärt. Aus der Provinz werden von den Anar­chisten progagierte Zwischenfälle gemeldet.

Rom, 30. Juni. Tie Gerüchte über eine angebliche Meuterei in Mailand und anderen Städten sinn uch.'- tzründet. - .

^ Mutmaßliches Wetter.

Der Barometerstand hat sich nur wenig verändert. Am Freitag und Samstag ist so tgesetzt warmes, zu Gewitterstörungen geneigtes, im übrigen aber nichts nie- Krschlagreiches Wetter zu erwarten.

Kleine Nachrichten..

Aarau, 29. Juni. Ter aarauische Regierungsrat ersuchte den Bundesrat, bei den deutschen Behörden va- hin zu wirken, daß, im Kanton Aarau Personen für ihre Evwerbstätigkeit in Deutschland nicht mehr der deutscher Reichssinkommensteuer unterworfen werden.

London, 29. Juni. (Havas.) Nach einer Meldung desDaily Telegraph" aus Kopenhagen hat Polen alle Männer zwischen dem 25. und 30. Jahre mobilisiert-

Paris, 29. Juni. Nach demExchange'Telegraph" haben die Alliierten die Zerstörung'der Dardanellen- sorts beendigt.

N..ris, 29. Juni. Ter französische Handelsmimster erklärte in d K^nmersitzung, daß die gesamten Le- bettsmittel, mit Ausnahme des Getreides, demnächst für den Handel sresgegeben werden.

Rom, 29. Juni. In Brescia und Rorezzo hat ein Zusammenstoß Zwischen Sozialisten und Volksparteilern stattgefnnden. Dabei ist ein p --ilsiuiere getötet worden.

Tie Brüsseler Gerbandskorrserenz.

Paris, 29. Juni. (Havas.) Millerand, Marschalk Foch, FinanZminister Marsal und der Vorsitzende der Wiedergutiuachnngskoulmission, Lonis Tnbois, werden Paris am Donnerstag, den 1. Juli, verlassen, um sich im Sonderzug nach Brüssel zu begeben, wo am folgen­den Tag die Verbandskonferenz beginnt. Tie franzö­sische Vertretung wird etwa 50 Personen umfaßen.

Württemberg.

Stuttgart, 30. Juni. (Württ. Gesellschaft zur Förderung der Wissenschafte n.) Die vor 3 Jahren gegründete Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften hielt im AuSland-Musenm ihre Jahres­versammlung. Professor Dr. v. Brill-Tübingen zeigte in seiner Begrüßungsansprache die schwere Notlage der deutschen Wissenschaft. Dies wurde noch besonders von denr Staatspräsidenten und Kultminister Tr. Hieber näher beleuchtet. Er wies besonders daraus hin, daß der Staat nicht mehr allein die Aufgaben ans geistigem und kul­turellem Gebiete lösen könne. Die Mithilfe privater Kreise sei nötig. Präsident Dr. v. Belz sprach noch über die Notgcmeirnchast der deutschen Wissenschaft. Eine Be­sichtigung des Änslandsmnscnms schloß sich an.

Stuttgart, 30. Juni. (Lan desoersammlung der Aerzte.) Der Aerztliche Landesverein hielt gestern im Stadtgarten nach kjähriger Panse wieder eine Lan- deSversammlung. Der Vorsitzende, Geh. Sanitätsrat Dr. Mandry-Heilbrvnn gedachte in seiner Begrüßungsanspra­che der im Felde gefallenen Kollegen und der in der Heimat verstorbenen 67 Aerzte. Obermedizinalrat Dr. von Schmerlen übermittelte Grüße der Regierung.

Waiblinger;, 30. Juni. (Ein trngisch er Fall) Der 26iährige Weingärtner Emil Layer aus Breunings­weiler, der Bräutigam des Mädchens, das neulich frei­willig den Tod in der Rems gesucht und gefunden hat, hat sich gestern vormittag an der gleichen Stelle in den Fluß gestürzt. Er konnte nur als Leiche geborgen werden.

Hc i" 0 n rr, 30. Iuni. (Neue Kraft wagenver- b irr düngen.) Vom 1. Juli an werden die von der Amtskörverscha^ Heilbronn ans den Strecken Heilbronn Bonfeld, HeilbronnFürfeld und Hellbraun-Unterheim ried vor Kriegsausbruch betriebenen Krastwagenverbin- düngen als Personenposten (ordentliche Posten) durch die Postoerwallung ausgeführt.

Göppingen, 30. Juni. (Die Erwerbslosen.) Ans der Amtsversammlnng wurde mitgcteilt, daß die Zahl der Erwerbslosen im Bezirk zurzeit 190 beträgt^ während ide Zahl der Kurzarbeiter auf das Zehnfache, also ans 1900 gestiegen ist. Ter bisherige Aufwand für die Erwerbslosen beträgt bis Ende Mai ds. Js. 3,8 Mill. Mark. Im vorigen Jahr hatte man um diese Zeit noch 2000 Erwerbslose. Der Grund für die rasche Abnahme ist in der straffen Organisation der Erwerbslosenfürsorge zu suchen.

Tuttlingen, 30. Juni. (Tot aufgefunden.) Der 48 Jahre alte Mostereibesitzer Ernst Hilzinger wurde morgens von seiner Frau in der Küche vor dem geöffneten Gashahnen sitzend tot aüfgefnnden.

Schramverg, 30. Juki. (Stadt. Schuldver­schreibungen.) Die Stadtgemcinde Schramberg hat vom Ministerium des Innern die Genehmigung erhallen, verzinsliche Schuldverschreibungen, im GesamtbArag wm 4 Millionen Mark auszugeben.

Baden. ^

Karlsruhe, 30. Juni. Die hiesigen Möbeltransport­arbeiter sind in den Streik getreten, nachdem die Ar­beitgeber Verhandlungen über die Gewährung einer Teu- cnngsznlage ablehnten.

Pforzheim, 30. Juni. Bei den Wahlen zum evangl. Kirchenausschuß erhielt die Liste der Kirchlich-liberalen 414l, die der Positiven .3346 und die des Bundes der evangl. Sozialisten 759 Stimmen. Bei den letztjährigen Wahlen zur evangl. Generalsynode hatten dW Kirchlich- liberalen 26l8 und die Positiven 3151 Stimmen erhalten.

Mannheim, 30. Juni. Zum Intendanten des Na- iionaltheaters ist der Direktor des Bochumer Stadt-, lheaters Dr. Saladin Schmitt als Nachfolger Dr. Hagemanns vom Stadtrat auf drei Jahre gewählt worden. ' Heidelberg, 30. Juni. Aus einem hiesigen Hotel wurden einer auswürt'gen Dame Schmuckgegenstände im Wert von 210000 Mark gestohlen.

Emmendingen, 30. Juni. Der hier abgehaltene Ver­bandstag der bad. Arbeiterbildungsvereine unter dem ^ Vorsitz von Oberbansekretär Bantze-Karlsruhe nahm l einen die Ziele des Verbands fördernden Verlauf. Zu der ! Tagung hatten auch die Regierung und Stadtverwaltung f Vertreter entsendet. Da der bisherige Vorsitzende eine - Wiederwahl ablehnte, wurde Verlagsbnchhändle'r Dr. Bie- s lefeld-Freiburg zum Vorsitzenden gewählt. Der nächste s Perbandstaa schl in Donaueschingen stattfinden.

! Schopsheim, 30. Juni. Ter Historische Verein für s MS Markgräflerland hat der Errichtung eines Mark- 1 gräsler.Museums in der alten Schopfheimer Kirche zu- i gestimmt.

j FurtMangen, 30. Juni. Hie Vermutung, daß das ' dem Kunslln'lcr Guljahc und dem Landwirt Fehrenbach am Ostersonntag niedergcbrannte Haus infolge Brand­stiftung zerstört worden ist, hat sich bestätigt. Ein bei Fehrenbach als Knecht bediensteter Fabrikarbeiter namens Emli Burger hat sich als Brandstifter bekannt und außer­dem wurde der Landwirt Fehrenbach und sein 18jähriger Sohn unter dem Verdacht der Brandlegung verhaftet. Wadslsizell, 30. Juni. Tie am Sonntag hier abge­haltenen Versammlungen der Badischen Bauernvereins­organisation waren stark besucht. Vormittags fanden die Generalversammlungen der Zentral-, Bezugs- und Abscchgenossenschaft des Bad. Bauernvereins e. G. m. b. H., der Bad. Bapernbank e. G. m. b. H. und des Genossen- ichaftsverbands ins Bad. Bauernvereins e. V. statt. Ltaatsrat Weißhanpt-Pfullendorf begrüßte die Erschie­nenen. Einstimmig wurde am Schluß der Beratungen folgende Entschließung gefaßt:Der Verbandstag be­grüßt die Einigung >s landw. Genossenschaftswesens zur Vertretung genossenschaftlicher Interessen in der bad. landw. Genosscnschaftszcntrale. Er lehnt aber die vom bad. Bauernverband in seinem Vertragsentwurf gestell­ten Forderungen zur Unterbindung des landw. Genossen­schaftswesens mit Entschiedenheit ab. Der Verbandstag legt Verwahrung dagegen ein, daß sich die Bad. Land­wirtschaftskammer aus geschäftlichen Gebieten betätigt, die ihrer Natur nach dem Genossenschaftswesen znkommt." Weiterhin wurde folgende Entschließung des Haupt­vorstands angenommen:Ter Bad. Bauernverein hält an seiner Forderung der Aufhebung der Zwangswirtschaft vom neuen Erntejahr ab fest und verlangt: 1. Tie Be­wirtschaftung aller Erzeugnisse der Landwirtschaft mit Ausnahme , von Brotgetreide und Milch ist sofort auf- znheben, insbesondere die Fleischbewirtschaftung. 2. Alle Kriegsgesellschaften s> d mit tunlichster ^Beschleunigung anfznheben. 3. Die Viehhaltung ist durch Einfuhr aus­ländischer Futtermittel nach allen Kräften zu fördern. 4. Die Preise für vie noch nicht freigegebenen landw. Pro­dukte, also Getreide und Milch, sind den Produktions­kosten anznpassm. 5. Tie Kommunalverbünde sind ausi tcilnng der beiden ebengenannten Lebensmittel sind be-

Wessen Bild trägst du imHerzend

I ' Roman von Erich Eben stein.

4) (Nachdruck verboten.)

l. .

,Za!" Laut und klar tönte das kleine Wort von den Tippen Prinzessin Magetones durch die Schloßkapelle. Leise, «rnst und gemessen war das des jungen Prinzen Egon in die Gtllle gefallen.

Aller Blicke waren auf das schöne junge Paar gerichtet, >«< hier soeben den Bund fürs Leben geschlossen. Wie man -nnnkelte aus ausdrücklichen Wunsch des regierenden Her- WgS, der diese Heirat seines zweiten Sohnes sehr energisch >etrieben haben sollte.

Ganz verstohlen züngelten ein paar neugierige Blicke nach

Bank, wo neben den Hofdamen der Erbprinzessin die zwei »»uernannll'.r Hofdamen der Prinzessin Magelone saßen.

UJentlich unglaublich, daß man die Lampelius zur Hof- tamr der jungen Prinzessin machte, nachdem es ein offenes Geheimnis in der Residenz war, daß sich Prinz Egon in sie Verliebt hatte und Erbprinzessin Hessolda sie aus diesem Grun- I« vor einem halben Jahr aus, ihrem Hosüaat entließ. Auch Sollte gerad diese Liebelei die Ursache sein, daß der Herzog Ke allerdings im Familienrat längst beschlossene Heirat sei­ner Sohnes mit Prinzessin Magelone von Heidhausen be- Ihleunigtc.

Freilich im Oberhofmeisteramt wurde jedem der es Kren wollte, offiziell erzählt:An dieser ganzen angebli­chen Liebelei ist kein wahres Wort! Prinz Egon schließt «ne Liebesheirat und vergöttert seine schöne Braut. Und die Lampelius wurde eben, um dem törichten Klatsch die Spitze abzubrechen, zur Hofdame im neuen Hofstaat ernannt."

In Oi'izirrskrrife:;, wo die alte Gräfin Lampelius noch-

von ihren: Gatten, dem verstorbenen Generalleutnant her, starke Verbindungen besaß, kursierte eine andere Erklärung: Die Gräfin habe es nicht ans sich beruhen lassen, daß ihre Tochter infolge des unfreundlichen Benehmens der Erbprin­zessin gezwungen gewesen war, ihre Entlassung als Hofdame zu erbitten. Sie forderte,- gestützt auf die Verdienste ihres Gatten, eine Hofdamenstelle im Hofstaat der Neuvermählten »als Genugtuung und, wie sie sagte, um den guten Ruf ihrer Tochter vor aller Welt wieder herznstellen. Im Ver­weigerungsfall deutete sie ziemlich unverblümt an, sich selbst Gerechtigkeit verschaffen zu wollen. Sie besitze Briefe des jungen Fürsten an ihre Tochter gerichtet, die der Welt seine wahren Gefühle, zugleich aber auch die Tugend ihrer Tochter beweisen würden ....

, Endlich hieß es, Fürst Egon selbst habe' di^ Anstellung der schönen Lampelius als Bedingung seiner Heirat mit Prin­zessin Magelone aufgestellt. Er sei ihr diese Genugtuung schuldig, denn durch ihn sei sie ins Gerede gekommen. Außer­dem sei es Pflicht des Hofes gegen die angesehene, aber mittellose Familie Lampelius, der Tochter wenigstens auf diesem Wege ein standesgemäßes Leben zu ermöglichen.

Vielleicht ist in alledem ein Körnchen Wahrheit ver­borgen," meinte die Obersthosmeisterin der Erbprinzessin, Frau von Rellstab,oder aber alle diese Behauptungen sind er­funden, um die Wahrheit zu verbergen. Jedenfalls haben wir fortan nur die Pflicht, die Tatsachen zu respektieren! Un­ser, durchlauchtigster Herr hat es so angeordnet und weiß gewiß, was er tut."

In diesem Augenblick dachte Frau von Rellstab indessen durchaus nicht an Lore von Lampelius. Män sang den Brautchor ans Lohengrin und von draußen aus der beflaggten Stadt drang vielstimmiges Glockengelänte in die Kapelle.

Die Obers Hofmeisterin in ihrer pfauenblauen Galatoi­

lette blickte stolz auf die glänzende Versammlung vor dem Altar. Da stand rechts vom Brautpaar der Herzog im Ore densschmuck, aufrecht wie immer, ein, Lächeln der Besitzes digung in den gebieterischen Zügen. Hinter ihm seine Mirti-. ster und Generale. Links vom Altar standen der Erbprinz und seine Gemahlin. Er bleich, unnahbar und kühl wie ge­wöhnlich, sie mit dem weichen, etwas schmerzlich angehaucht ten Ausdruck, innerer Gerührtheit, den die Obersthoftneisteriv heimlich bei ihrer Herrin stets beklagte, denn es paßte ihrer Meinung nach durchaus nicht für eine zukünftige Landes­mutter, ihre Gefühle aller Welt zu verraten. Gefühle außer solchen religiöser, patriotischer oder .wohltätiger Na- ckur 7-^ paßten überhaupt nicht für s

..s.!. Ader die Erbprinzessin war nun leider einmal so. i 0 Kein Wunder, daß sich dieser Mangel auch in ihrer Ehr zuweilen recht fühlbar machte, sic selbst sich unverstanden, der Erbprinz sich gelangweilt und abgestoßen fühlte! Frei­lich dachte Frau von Rellstab solches nur in ihrem aller­geheimsten Innern.

Die Blicke der Erbprinzessin ruhten bewegt uns ihrer neuen-Schwägerin.

Wie schön und lieblich Magelone, aussah ich weißen duf­tigen Brautschmuck, der ihrer goldblonden Schönheit mit den dunkelbewimperten veilchenblauen Augen etwas Mär­chenhaftes verlieh.

Würde ihr Zauber dasOVild der andern in Egons Herzen verwischen?

Laß sie glücklich werden, lieber Gott!" betete die Erb­prinzessin.Glücklicher als ich es bin . . ."

Dann glitt ihr Blick langsam hinüber zu der Bank der Hofdamen, in deren Mitte die junge Gräfin Lampelius saß. Auch sie war schön und voll unbeschreiblichen Lieb­reizes. Auch ihre Augen waren von strahlender Bläue. Aber