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Amtsblatt für Wildbad. Chronik und Anzeigenblatt

für das obere Cnztal.

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-V/M-

Druck der Buchdruckerei Wildbader Tagblatt; Verlag und Schriftleitung: Th. Gack in Wildbad

Miläosö, vonnerstag, c!cn 1. 1u!i 1920

54. Mdl-gsng

Fernruf 179

Nummer 149

Fernruf 179.

Von Th. B o s l e r-Sindelfingen I.

TaS V er so r g n n g s g ese tz für frühere Angehörige der deutschen Wehrinacht und ihre Hinterbliebene vom W. Mai 1920, da? am 1. April 1920 in Kraft ge- krekn ist, stattet , den Tank des Vaterlands an seine Vaterlandsverteidigcr ab. Der wesentliche Inhalt des Rersorgungsansp-rnchs ist im allgemeinen folgender:

Voraussetzung des Versorgungsanfpruchs ist eine ge- Rmdheitsschädigende Einwirkung infolge militärischen Dienstverhältnisses oder eines während der Ausübung des Militärdienstes erlittenen Unfalls; es genügt dabei die Wahrscheinlichkeit des ursächlichen Zusammenhangs.

Heilbehandlung wird gewährt, um eine Gesund­heitsstörung oder Beeinträchtigung der Erwerbsfähigkeit zu beseitigen oder wesentlich zu bessern,, eine Verschlimme­rung zu verhüten oder körperliche Beschwerden zu be­heben. Sie umfaßt ärztliche Behandlung, Versorgung mit Arznei, Ausstattung mit Körperersätzstücken; an deren Stelle können Kur und Verpflegung in einer Pflegeheil- «mstalt oder in einem Badeort gewährt werden; insolange erhalten die Angehörigen 2 /z der Vollrente und eine nach der Vollrente bemessene Kiirderzulage, als Hausgeld. Wenn ein wichtiger Grund vorliegt, kann dem Beschädig­ten auch Hilfe und Warte durch Krankenpfleger, Kranken­schwester in seiner eigenen Familie zugesichert werden. Nebenher hat er Anspruch aus Krankengeld, wenn die Heilbehandlung weder in einer Heilanstalt noch als Bade­kur gewährt wird. Blinde.erhalten einen Führer­hund auf Kosten des Reichs. ^

Ter Beschädigte hat Anspruch auf unentgeltliche. Ausbildung zur Wiedergewinnung oder Er­höhung der E rw erb s f ähigk eit bis zu einem Jahr, Vorausgesetzt, daß er sich zu diesem Berufe eignet und. rifrig arbeitet: die Fürsorgestellen haben ihm hiebei an Sie Hand zu gehen.

Ter Beschädigte hat Anspruch auf Rente bei einer Migderurtg der Erwerbsfähigkeit um wenigstens 15 Proz. Schwerbeschädigt sind solche, deren Erwerbsfähigkeit um Hehr als 50 Proz. gemindert ist. Die Berdienstver- bältnisse bilden keinen Maßstab, dagegen find für die Bemessung der Rente außer der verminderten Erwerbs- Rhsgkeit der Beruf, der Familienstand und der Wohn- ktz'maßgebend. Tie .Höhe der Rente richtet sich nach 1er Minderung der Erwerbsfähigkeit: sie beginnt bei El Proz. mit 480 Grundrente und steigt bei 90 Proz. ER 3160 Mk. und bei völliger Erwerbsunfähigkeit bis t» R400 Mk. jährlich: dazu kommt von 50 Proz. ab One Schwerbeschädigtenzulage, die bei völliger Erwerbs- vrfähigkeit den Betrag von jährlich 900 Mk. erreicht. Reben Grundrente und Schwerbcschädigtenzulage wird Ms Ausgleichszulage von Ist der erwähnten Gebührufsse Pwährt, wenn die Beschädigten früher einen Beruf ans- >eKbt haben, der erhebliche Kenntnisse und Fertigkeiten «fordert; sie wird aus die Hälfte erhöht, wenn der Neruf noch ein besonderes Maß von Leistung und Ber- Mkwortung erfordert.

Grundrente, Schwerbcschädigtenzulage und Ausgleichs- mkage bilden die Vollrente. Blinde erhallen die volle Ehnndrente mit 2400 Mk. und 900 Mk. Schwerbe- Mdigtenzulage' sowie die Ausgleichszulage.

Von all diesen Gebührnissen erhält der Beschädigte Nr jedes unter 18 Jahre altes eheliches, sowie für je- »kS uneheliche Kind bis zum 16. Lebensjahr ein-' Kin- d"rzulage in Höhe von 10 Proz.

Vorgangs.

Von Landwirtschaftslehrer Ac Kälber, Karlsruhe.

Et ging ein Sämann aus, zu säen seinen Samen. Etliches davon fiel auf den Weg und die Vögel kamen fraßen es, etliches fiel in' das Steinige. Da es Eine Erde hatte, verwelkte es, als die Sonne aufging. Etliches 'fiel unter die Dornen, die erstickten es. Etliches stel auf gutes Land und trug reiche Früchte.

Betrachten wir nun die Samenkörner, die auf gutes 2aud sielen. Sobald sich die Erde über ihnen geschlossen hat, beginnen geheimnisvolle Kräfte sich zu regen. Ge­wisse Vorbedingungen, wie das Vorhandensein genügen-- Sfr Feuchtigkeit, Luft, eine angemessene Temperatur der Umgebung, müssen natürlich gegeben sein. Ter Samen

keimt. Die Ernährung oes Keimlings geschieht aus­schließlich ans Kosten de; Sameninhalts.

Tie Pflanze braucht zu ihrem Anbau eine Menge Stoffe, wie: Phosphor, Kali, Kalk, Magnesia, Schwe- -fel, Eisenoxyd, Natron, etwas Kieselsäure und Chlor. Ebenso wichtig und unembehriich sind Sauerstoff, Wasser-, Kohlen- und Stickstoff. Nur wenn all diese Bausteine in entsprechender Menge zur Verfügung stehen, vermag die atmende Pflanze gedeihlich zu wachsen und größere Mengen organischer Substanz in nutzbringender Form zu erzeugen, den Assimilationsprozeß, wie der Botaniker sagt, zu unterhalten/ Wie geht das nun vor sich?

Ter treibende Faktor ist die allgütige Sonne. Mit Hilfe des Sonnenlichtes und des in den Zellen der grü­nen Pflanzenteiien enthaltenen Blattgrüns nehmen die Pflanzen Kohlensäure aus der Lust auf. Tiefe wird in den Zellen in ihre Bestandteile Kohlenstoff und Sauer­stoff zerlegt. .Zur Spaltung der beiden Elemente ist eine außerordentliche Kraft erforderlich, welche die Sonne spendet und daun im Kohlenstoff der Pflanze au'speichert, während der Sauerstoff ausscheidct. DasTrio" Koh­lenstoff, Wasserstoff, Sauerstoff wird zu Stärke, zu Holz­oder Rvhfasee, zu Zucker- und Fetiarten, zu Pflanzensäu­ren, also zu den stickstoffreien Stoffen verarbeitet. Ein wM.er Swss, der Stickstoff, kommt ans den SaKeter- verbindungr.c des Bodens hinzu. Außer Salpeterstick­stofs, Schwefe, und Phosphor werden auch die weiteren zum Aufbau der Pflanze erforderlichen Mineralstoffe wie Kalk, Kali, Eisen, Magnesia nfw. in gelöstem Zustand aus dem Boden durch die Wurzeln entnommen und mit dem aufsteigenden Wasserstrom in Form von sakzartigett Verbindungen an die einzelnen Werkstätten der Pflanze geleitet. Das überflüssige Wasser verdunstet als Wasser- damps durch die sehr kleinen Spaltöffnungen der Blät­ter. Die fertig gebildeten organischen Stoffe wandern je nach Bedarf zu denjenigen Organen der Pflanze, wo sie zum Ausbau gerade benötigt oder als Rescrvestofse ab­gelagert werden. Die mineralischen, unverbrennlichen Stoffe dienen zunächst zur Stillung des Mineralstofs­hungers.

Jedes einzelne Nährstofselement hat beim Aufbau des Pflanzenkörpers seine bestimmte Aufgabe zu erfüllen, kei­nes kann das andere vertreten. Es ist sehr wichtig, daß die genannten Nährstoffe in einem richtigen Verhältnis den Pflanzen zur Verfügung stehen. Das gilt namentlich von den Hauptnährstoffen Stickstoff, Phosphorsäure, Kali und Kalk. Während die Pflanzen die gasförmigen Nähr­stoffe der Luft, die Bestandteile des Wassers, ebenso wie Schwefel, Eisen, Natron, Kieselsäure und Chlor über­all im Boden in genügenden Mengen finden, sind die vier Hauptnährstofse in den landwirtschaftlich genützten Bö­den zumeist nur in ungenügender Menge oder in un­richtigem Verhältnis vorhanden.

Tie Pflanzen brauchen fortlaufend Nahrung und der Landwirt will Jahr für Jahr ernten, wodurch dem Boden große Mengen Nährstoffe entzogen werden. Will der Bauer immer gute Ernten haben, dann muß er dem Boden die entzogenen Nährstoffe wieder zusühren, er muß düngen.

Wasser, Wärme, Luft und Licht

Braucht die Saat sonst wächst sie nicht/

Stickstoff, Kali, Kalk und Phosphorsäure

Man im Boden stets erneuere.

Ost ist nicht allein der Hunger an einer geringen Entwicklung der Pflanzen' schuldig. Manchmal ist E Durst, unter dem die Pflanzen leiden, oder es ist mangel­hafte Lockerung des Bodens, wodurch die Wurzelentwick- luna erschwert wird, oder Krustenbildung. Hie schädigend wirkt, oder Undurchläfsigkeit des Bodens, wodurch stau­endes Wasser mit all seinen schädlichen Folgen entsteht. Liegen die erst genannten Dinge vor, dann ist es Auf­gabe des Landwirts, bessere Verhältnisse z. B. durch Be- vdee Entwässerung, durch Tieflllltur, besseres Pflügen, Eggen, Hacken kserznstellen.

Tie kurzen Ausführungen zeigen, wie iin großen und ganzen dir Ernährung der Pflanzen vor sich geht und von welchen Faktoren ein guter Ernteausfall abhängt. Wir haben auch gesehen, welch eine große Rolle die Sonne spielt. Ohne Sonne gebe es aus Erden kpin Licht, keine Wärme, keine Bewegung ja auch kein Leben.

Die Sonne allein vollbringt das gewaltige Werk, anor­ganische Stesse in organische überzuführen. Diese wer­den von Mensch uno Tier zum Leben gebraucht. Wir

können nicht von S.ickstosf, Sauerstoff Kohlenstoff, Eisen,. Phosphor und anderen Stoffen leben, sondern nur von organischen Verbindungen, die diese Stoffe enthalten. Sie werden durch die Sonnenstrahlen zu Stärke, Zucker, Oel, Eiweiß anfgebant. Bei ihrer Verbrennung und eben­so bei der Atmung und Verwesung wird dann die Koh­lensäure frei, die durch die Assimilation wieder gespal­ten wird. -

Treues vorn Tage.

Tas neue würltcmbergische Ministerium, p, Stuttgart, 30. Juni. Wie wir hören, ist das neue württembergische Ministerium nun gebildet. Staatsprä­sident Tr. Hieber behält das Kultministerium bei, Lie- sching bleibt Finanzminister/* Tr. Bolz Justizminrster. Minister des Innern an Stelle Heymanns wird der bisherige Ernährnngsminister Gras. Arbeits- und Er- nährungsministerium werden zusammengelegt und Dr. Schall, derzeit juristischer Beirat der Daimler-Gesellschaft, übertragen. Tr. Schall war vor der Revolution Mi­nisterialrat im Ministerium des Innern unter Tr. Köhler und hat später als Vertreter Württembergs an den wirt- stbaftlichen Verhandlungen in Paris teilgenommen.

Dir Mehrheit für -re neue Reichsregieruug - gesichert!

Berlin, 30. Juni. Zwischen den drei Regierungs-- Parteien des Reichstags wurde gestern unter Zuziehung der Sozialdemokraten die Besprechungen darüber fort­gesetzt, in welcher Weise und Form die neue Regierung für ihre nächsten Ausgaben von einer ausreichenden Mehrheit gestützt werden kann. Es soll dazu nicht die Form eines ausdrückliche:! Vertrauens»!):ums gewählt werden, sondern die Regierung soll unter Zuziehung der Sozialdemokraten nur ersucht werden, im Sinne ihrer programmatischen Erklärungen die Geschäfte zu führen. -

Gegen die Militärgerichtsbarkeit.

Berkin, 30. Juni. Die sozialdemokratische Reichstags- ° fraktion hat, einen Initiativantrag zur Aufhebung der Militärgerichtsbarkeit eingebracht.

Demonstration gegen die Teuernng.

' Berlin, 30. Juni. Gestern mittag zog ein Trupp von mehreren hundert Männern und Frauen, die Schil­der mit Aufschriften:Nieder mit den Lebensmittelschie­bern und Wucherern!" mit sich führten, vor das Mini­sterium für Ernährung und Landwirtschaft. Eine De­putation wurde von Minister .Hermes empfangen. Der Minister erläuterte der Deputation die Lebensmittellage und machte sich mit den Bestrebungen bekannt, die dar­auf hinziclen, eine Senkung der Preise herbeizuführen.' Tie Deputation nahm hieie Darlegungen entgegen und übermittelte sie den Demonstranten, die sich dann in aller Ruhe entfernten. ,

jHeidelSsrg, 30. Juni. Gestern morgen zogwchie Arbeiterschaft mehrerer großer Fabriken aus den WochÄr- alarkt und erzwang eine starke Herabsetzung der Preise. Kirschen kosteten 1.20 Mk., Johannisbeeren und Stachel­beeren 80 Pfg., Birnen 1.20 Mk. Die Händler erklär­ten, am Mittwoch zu streiken und nichts mehr auf den Markt, sondern ihre Ware nur noch in die Hotels ;n bringen.

Deutscher Einspruch iu Brüssel. N Berlin, 30. Zum. Aus dem Haag, 29. Jüni, wird weichtet: Aus Brüssel wird gemeldet: Tie deutsche Negierung hat ihren Geschäftsträger in Brüssel, Dr. bandsberg, beauftragt, gegen die deutschfeindlichen Kund­gebungen, die kürzlich in Antwerpen stattfanden, Ein­spruch zu erheben.

Aebcrschrchtcn und Lebensmittelversorgung. Bochum, 30. Juni. Tie Arbeiterorganisationen im rheinisch-westfälischen Bergbau haben bei der Arbeits­gemeinschaft eine Revision des Ueberschichtenabkommens beantragt. Verhandlungen darüber werden Ende der Mo­tze stattsinden. Veranlassung zu. dem Antrag gaben die sich fortwährend mehrenden Klagen der Bergarbeiter, daß sie sich außerstande suhlen, die Ueberschichten in der bis­herigen Weise weiterzuführen, wenn nicht eine baldige Besserung jn der Versorgung mit Lebensrnitteln ein-' treten würde. Eine Belegschaftsversammlung im Essener Bezirk sprach sich sehr scharf gegen das weitere Verfah­ren von Ueberschichten ans. Ü. a. wurde von den Red- - nern gefordert, daß jeder Bergmann gebrandmarkt wer­ben soll, der sich jetzt zu Ueberschichten bereitfinde. -

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/KM