" ^ -- > , ,'^7,

r^E^ULLv-M^

HM«

UM

lmtsblktt für Wildbad. Chronik und Anzeigenblatt

für das obere Cnztal.

MM

erscheint täglich, ausgenommen Zonn- u. keiettags. keeugspreis monsliich Mk. 4.30, vicrteljäbrlicti 13.30 frei ins Haus geliefeei; duecb die Pott bezogen im inneeäeutiäicn Veekcbe Mk. 13.50 und 90 pkg. I?ott- belteligeld.

Uneeigenpeeis: Oie einspaltige petitreile odee denen kaum 50 pkg., auswänts 60 9kg., keklame^eilen 1.50 Mk., bei geölteren /luktrügen kiabatt nach lksrik. ZchluL den ^nreigenannakme: täglich 8 Ubn vor- mittags.

Druck der Buchdruckerei Wildbader Tagblatt; Verlag und Schriftleitung: Th. Gack in Wildbad.

Kummer 143

Fernruf 179.

Milöbaci, vonnei5tog. den 24, luni 1920.

Fernruf 179.

54. lölirgemg

Zeiten in Berlin.

Berlin, 23. Juni.

Tas öi e >, i e r u n g s p r o g r a mm, das in d;n letzten Tagen zwischen den Führern des Zentrums, der Demo­kraten und der Deutschen Volkspartei vereinbart wor­den war, hat folgenden Wortlaut: Tie vordringlichste Sorge ist der Wiederaufbau des zusammengebrochenen Vaterlandes. Ihn'auf dem Boden der bestehenden repu­blikanischen Staatsform tatkräftig zu fördern, ist der einheitliche und feste Wille der Regierung. Alle Par­teien fordern wir auf, in einer Zeit, in der es ums Leben und Sterben unseres Volkes geht, in den auswär­tigen, Wirtschafts- und finanziellen Fragen, die unsere Tatkraft sin Anspruch nehmen müssen, verfassungsrechtliche Kämpfe''zurücktreten Zn lassen. Tie Regierung wird mit Entschiedenheit alle Versuche einer gewaltsamen Umwäls zunig, woher sie auch komme, bekämpfen.' Sie steht auf dem Boden der politischen Gleichberechtigung aller Deut­schen und lehnt daher jeden Versuch der Ausrichtung einer Klassenherrschaft oder der Bewilligung von Vorrechten an eine Klasse ab. Unser Ziel ist eine Politik der Ver­söhnung und des Ausgleichs auf politischem, sozialem und kulturellem Gebiet. Deshalb bekänrpfen wir jeden Klassen- und Rassenhaß jeder sozialistischen und religiösen

Verschiedenen Morgcnblättern zufolge war es bis Mit­ternacht noch ungewiß, ob die Deutsch-demokratische Par­tei sich mit der neuen Hinanszögernng des verlangten Vertrauensvotums zufrieden geben oder von Koalitions­verhandlungen zuriMreten wird.

TicVossische Zeitung" fragt, ob es keinen Ausweg gebe. Sie schreibt: Tie demokratische Fraktion und der demokratische ParteiauSm. haben festgestellt, daß eine ganz neue Lage geschaffen wird. - Es muß sogar mit der Möglichkeit gerechnet werden, daß Fehrenbach doch noch den Auftrag der Kabinettsbitdung zurückgibt. Je­denfalls wird es neuer und sehr schwieriger Verhandlun­gen bedürfen, um aus der durch den Parieiegoismus der Sozialdemokraten geschaffenen Sackga" irgend einen Ausweg zu. finden.

Die Konferenz in VsuLogue.

Die Konferenz in Bonlogne ist am Dienstag zu Ende gegangen. Ihr Ergebnis läßt sich an den vorliegenden, den amtlichen wie den nichtamtlichen, einstweilen nicht deutlich erkennen. ' Es scheint indessen, daß, mögen auch gewisse Meinungsverschiedenheiten ausgeglichen sein, doch beträchtliche Reste übriggeblieben sind. Das kommt da­her, weil eben zwischen England und Frankreich, beson-

Vergewalügungf Ter entscheidende Gesichtspunkt bei der > ders aber Italien, die Grundsätze für das, ivas jetzt Besetzung der nicht rein politischen Aemter wird für

uns persönliche Tüchtigkeit, nicht die Parteizugehörigkeit sein. Von den Beamten und von allen Angehörigen der Reichswehr verlangen wir, daß sie, aus dem Boden der Verfassung stehend, gewillt sind, in ihrer dienstlichen Tä­tigkeit die Regierung rückhaltlos zu unterstützen.

Noch im letzten Augenblick der Regierungsbildung durch Reichskanzler Fehrenbach ergaben sich neue Schwie­rigkeiten, über die sich die Berliner Blätter wie folgt äußern:

TerVorwärts", das Organ der Mehrheitssozialisten, schreibt: Gegen 5 Stimmen beschloß die sozialdemokra­tische Neichstagssraktion gestern bei «ihrer Abstimmung, die der Regierungserklärung folgen wird, Stipnnenthal- tuna igc üben. Dre Fraktion glaubt, nach Erwägung aller Gegengründe nicht weitergehen zu können, da sich die Abgabe eines Vertrauensvotums für eine Regierung, wel­cher Mitglieder der Deutschen Volkspartei angehören, mit ihrer Auffassung nicht vertrage. Tie Fraktion beabsich­tigt, ihre Stimmenthaltung so zu motivieren, daß der. Jenen Neaierkina.in ihrer Stellung, der Entente gegen­über in Spaa keine Schwierigkeiten erwachsen. Der heutige Tag, so heißt es weiter imVorwärts", muß Entscheiden, ob das Schiff Fehrenbach, das kurz vor dem Hafen auf Mienen gelaufen ist, scheitertz oder ob die Schäden reparierbar sind. Es ist zur Stunde noch nicht festzustellen, ob die Demokraten in der Frage des Mittel- Blocks wirklich schon das letzte Wort gesprochen haben.

Die Sozialdemokratische Partei hat der Deutschen demo­kratischen Partei Kenntnis von ihrem Beschluß gegeben, einer Regierung, in der die Deutsche Volkspartei ver­treten sei, ein Vertrauensvotum nicht erteilen zu können. Hierauf hielt die demokratische Fraktion eine Sitzung ab, in der erklärt wurde, daß unter diesen Umständen eine Regierung, die, vom Vertrauen der Mehrheit des Par­laments getragen, in Spaa verhandeln könne, ans der beabsichtigten Grundlage nicht gebildet werden könne und man vor einer ganz neuen Situation stehe.

Das Verlangen der Demokraten nach einer sozial­demokratischen Bertranenszusage in diesem Augenblick eilte, wie derVorwärts" schreibt, den Ereignissen weit vor­aus. Weder laa der sozialdemokratischen Fraktion eine endgültige Ministcrline, noch der endgültige Text der Negierunascrkläruna vor. Tie Deutsche Volkspartei er­hob gegen die Minister'iste Einspruch. Aendere sich die Zusammensetzung der Regierung, so ändert sich auch das Programm. In welcher Lage wäre die soz. Fraktion heute, wenn sie gestern dein Wunsch der Demokratie entsprechend beschlossen hätte, der neuen Regierung ihr Vertrauen ansznspresieu. Durch das demokratische Drän­gen u>s einer sgz. Bertranenserktärnng unv mehr noch durch das ungestüme Nechtsdrehcn der Volkspartei ist abenn-iH eine überaus kritische Lage entstanden. Tie drei sch Wien müssen znsehen, wie sie aus ihr wieder Hera? kommen, wenn sie den Beweis nicht erbringen wo!im, daß das Bürgertum in Deutschland überhaupt N'-chl mehr imstande ist, eine Regierung zu bilden.

geschehen muß, wesentlich auscinandergehen. Frankreich will nach wie vor den Friedensvertrag mit Deutschland in allen Einzelheiten genau durchgeführt und gegebenen­falls Gewalt angewandt wissen, und darüber ist man eben auch in Bonlogne nicht einig gewesen. Ebenso scheint es in der Frage der deutschen Entschädigung noch zu keiner Einigung gekommen zu sein, wenngleich die Entwürfe Wohl greifbarere Gestalt angenommen haben. Man spricht nun davon, daß zwar (entgegen dem fran­zösischen Wunsch) eine Gesamtsumme festgesetzt, dagegen die Jahresrate beglichen werden soll. Auf französischer Seite hat man es darauf abgesehen, unser Zoll- und Finanzwesen unter Kontrolle zu stelle, ähnlich wie man es mit Oesterreich gemacht hat. Man muß das weitere abwarten. Gutes verheißt die Konferenz von Bonlogne für Dei^sihland nicht.

Der amtliche Bericht.

s . i.Zjtte, 23. Juni. Die Konferenz hat ihre Ar­beiten am Dienstag um 1 Uhr nachmittags beendet. Der Presse wurde.folgende Erklärung übermittelt: Der dritte Zusammentritt der Konferenz von Bonlogne fand von 10 Uhr vormittags bis 1 Uhr nachmittags statt. Es wurde von neuem die Frage der Wiedergutmachungs­summe und deren Verteilung auf die Verbündeten be< sprachen. Es wurde beschlossen, daß die französischen, englischen, italienischen, belgischen und serbischen Sach­verständigen in Paris zusamm^jreten werden, um auf den angenommenen Grundlagen gemeinsame Vorschläge auszuarbeiten, die am 2. Juli in Brüssel den Verbün­deten unterbreitet werden sollen, damit diese ihr Ab­kommen vor der Konferenz von Spa endgültig fest- setzen können. Die zweite behandelte Frage war die der Abrüstung Deutschlands. Die Konferenz genehmigte die von den militärischen Sachverständigen vorgelegten Ent­würfe und stimmte ihnen auch in der Frage des Eigen­tumsrechts an . zerstörtem Material zu. Die Nichtans- sührung der Bestimmungen des Friedensvertrags in be­zug auf die Kohlenlieferungen wurde von den franzö­sischen Vertretern neuerdings vorgcbracht- Auf der näch­sten Konferenz in Brüssel soll nach den Anträgen der W^dergutmachungslommission in dieser Frage Beschluß gefaßt werden. Znm Schluß wurde Kenntnis genommen, daß die in London begonnenen wirtschaftlichen Verhand­lungen mit den russischen Rätevertretern fortgesetzt wer-, den, daß aber deshalb von einer politischen Anerken­nung der Räteregicrnng keine Rede sein kann.

Die ErrtschüÄigrmgsfrage.

Paris, 23. Juni. Wie der Sonderberichterstatter desTemps" mitteilt, hat man in bezug auf die Fest­setzung der deutschen Schuld, da eine endgültige Rege­lung nicht erzielt worden sei, sich bis jetzt dahin ent­schiedenst von Deutschland 41 Jahreszahlungen zu ver­langen und nicht 37. Im übrigen sei es Aufgabe der Deutschen, in Spa Vorschläge zu machen. Tie Verbün­deten wollten ihre Leitsätze nicht abschwächen dadurch, daß sie diese heute schon bekannt gäben. Die italieni­schen Vertreter hätten erklärt, sie könnten, die französisch­

englischen Vorschläge erst annehmen, nachdem die Frage der Verteilung unter den Verbündeten geregelt sei.

TerTemps" sagt in einer kurzen Note, man könne sich die Frage der Bürgschaft für die internationale An­leihe so denken, daß die deutschen Zolleinnahmen ver­bindlich in die Kasse eines Vertreters des Wiedergut- machnngsansschusses abgeführt würden, der sie aber wei­terleite und nur dann beschlagnahme, wenn Deutschland seine finanziellen Verpflichtungen nicht halten werde. Also nur in diesem Fall würde die Verbandskontrolle in die .Vc-.-aNnng der deutschen Zölle eingreifen.

Deutschlands Entwaffnung.

lieber die Durchführung der militärischen Bestimmungen des FricdensvertragZ ist dieTelegraphen-Union" in der Lage, folgende zuverlässige Mitteilungen zu machen: Tie Herabsetzung unserer Wehrmacht auf die uns von der Entente bis 10. Juli zugestandenen 209000 Mann wurde ün Mai durchgesührl. lieber die weitere Beibehaltung eines Neichsheerez in dieser Stärke soll in Spaa verhandelt werden. Tie 7 Divisionsstäbe sind mit dem im Friedens- Vertrag vorgeschriebenen Etat.gebildet und zwei Reichs- wchrgruppenkomm andos diese entspreche den General­kommandos des Friedensvertrags unterstellt. Die früheren sieben Armee-Inspektionen und 25 Generalkom­mandos sind aufgelöst, ebenso die Oberste Heeresleitung, der Große Generalstab und die Kriegsministerien Preu­ßens, Bayerns, Sachsens, Württembergs. Statt dessen ist das Reichswehrministerium mit der im Vertrage vor- aeichriebenen Höchststärke gebildet. Ferner sind aufge­löst: die Kriegsakademie in Berlin und München, sämt­liche Kriegsschulen, Kadertenkorps und Unters ffisiers - schulen. Es bestehen zurzeit nur je ein Infanterie-, Ka­vallerie-, Artillerie- und Pivnierschule. Tie Zahl der Schüler bleibt jedoch weit hinter der uns zugestandenen zurück, da nicht genügend Offizieraspiranten vorhanden sind. Die Schule für Nachrichtentruppen mußte, obwohl sie nicht gegen den Friedensvertrag verstößt, auf Ein­spruch des Generals Nollet wieder aufgelöst werden. Das Zivilpersonal bei den Verwaltungsbehörden beträgt für das 200000-Mann-Heer nur noch ein Fünftel des Etats von 1913.

Tie Bestände an Geschützen, Maschinengen Treu und Gewehren sowie der dazugehörenden Munition werden dauernd im gleichen Verhältnis mit der .Herabsetzung der Heeresstärke verringert. Eine weitere Verminderung tritt erst nach Entscheidung über das 200000-Mann-Heer ein. Auch mir der Zerstörung der Festnngsartillerie ist be­gonnen, nachdem seitens der Entente im Widerspruch mit Artikel 167 des Friedens-Vertrages Tewsil'land nur noch 5 Festungen (Pi lau, Swinemünde, Königsberg, Ulm, Küstrin) mit ganz geringer Bestückung mi' l:ai wurden. Das gesamte in Deutschland befindliche Kriegsgerät nicht deutscher Herkunft ist der interalliierten Kontrollkommis­sion zur Verfügung gestellt, die Ucbernahme im Gange. Die Fabriken, die weiterhin für die Herstellung des Kriegs­geräts vorgesehen sind, wurden bereits vor mehreren Mo­naten namhaft gemacht. Tie Entscheidung der Entente steht noch aus. Alle anderen Anlagen zur .Herstellung von Kriegsgerät sind g schlossen oder werden unter Kon­trolle der Entente aus die Friedenswirtschaft umgestelkt. Infolge Zerstörung der S.pczialmaschinen, Vernichtung der Zeichnungen uiw. sind sie zur Anfertigung von Kriegs­material nicht mehr befähigt. Alle Depots (Zeughäuser), die nicht zur Lagerung der uns Zugebilligten Bestände dienen, sind entmilitarisiert und in den Besitz der Reichs- treuhandgcsellschaft nbergegangen. Tie Kontrollkommis­sionen der Entente sind bereits seit Monaten tätig. Tie Kontrolle erstreckt sich nicht nur ans die staatlichen An­lagen sondern auch auf alle in der Kriegsindustrie be­schäftigten fßrivatsabriten, deren Zahl wobl an 25 000 heranreichtsi

Neues vom Tage.

Auslösung der preußischen Landesvers rnrriilung.

Berlin, 23. Juni. Die unabhängige Fraktion der preußischen Landesversammlung wird einen Antrag auf Auflösuung des preußischen Parlaments am 10. Juli einbringen. Der Aeltestenausschuß wird heute darüber Beschluß fassen, wann der Antrag auf die Tagesordnung gesetzt wird. Der 10. Juli ist wohl deshalb gewählt worden, weil auch die Unabhängigen den Wunsch haben.