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für Wildbad. Chronik und Anzeigenblatt für das obere Enztal.

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Druck der Buchdruckerei Wildbader Tagblatt; Verlag und Schriftleitung: Th. Gack in Wildbad.

Kummer 14^

Fernruf 179.

Ar.

Der

Berlin, 22. Juni.

NM Reichskanzler, Herr Fehrenbach, bis­heriger Präsident der Nationalversammlung, wird sich Ende dieser oder anfangs nächster Woche'als vierter Reichskanzler der eineinhalb Jahre alten deutschen Re­publik im neugewählten Reichstag vorstellen. Er ist den meisten Abgeordneten wohl bekannt, gehört er doch ver­deutschen Volksvertretung seit 1903 an. Als der greise Reichstagspräsident Joh. Kämpf starb, wurde der Zen- trumsabgeordnete Konstantin Fehrenbach aus Freiburg i. B. mit sehr großer Mehrheit zu dessen Nachfolger ge­wählt. Er erfreut sich auch außerhalb seines engeren Parteikreises der größten Beliebtheit. Schon als Präsi­dent der badischen Zweiten Kammer hatte er im",Jahr 1909 den Nachweis für das schwere Amt erbracht.' Im Reichstag bewährte sich Fehrenbach ausgezeichnet und die verfassunggebende deutsche Nationalversammlung wählte den Abg. Fehrenbach fast einstimmig zu ihrem Präsidenten.

*

Reichskanzler Fehrenbach hat sofort nach feiner Ernennung die Geschäfte von Hermann Müller über­nommen. Er erschien um 4 llhr nachmittags beim Reichs­präsidenten, um die Vorschläge für die Besetzung der einzelnen > Portefeuilles zu machen. Eirtgegen anderen Mitteilungen steht jedoch die Ministerliste noch nicht fest. Es schweben in bezug auf die Besetzung der einzelnen Ministerien nocli Verhandlungen zwischen den einzelnen Parteien, insbesondere ist es die Deutsche Volkspartei, die sich zurückgesetzt fühlt, da ihr bisher nur zwei Sitze im Kabinett angeboten sind. Entsprechend ihrer Stärke fordert sie vier Sitze und mochte das Wirtschaftsmini- sterium, das Reichsjustizministerium, das Reichseisenbahn- ministcrium und das Schatzministerium besetzen. Für das Wirtschaftsministerium wird Geheimrat Wiedfeld von den Kruppwerken genannt. Die Mitteilung, daß Geheim­rat Wiedfeld schon kürzlich abgelehnt habe, entspricht nicht den Tatsachen. Er trifft morgen in Berlin ein und wird noch mit dem Reichskanzler verhandeln. Reichs­kanzler Fehrenbach sowohl wie die Deutsche Volkspartei machen alle Anstrengungen, um diesen hervorragenden Vertreter des deutschen Wirtschaftslebens für das Kabinett iu gewinnen. Für das Reichseisenbahnministerium ist ebenfalls ein hervorragender Vertreter der deutschen In­dustrie in Vorschlag gebracht worden. Für heute ist eine Besprechung des Reichskanzlers und der Parteiführer vom Reichspräsidenten in Aussicht genommen, in- der das Kabinett erst endgültig zusammengestellt werden soll. Den Fraktionen, die -nachmittags zusammentreten, wird dauu die endgültige Ministerliste bckanntgegeben.

Ein Kabinett des Wiederaufbaus.

Wie dieDeutsche Mg. Ztg." schreibt, wird sich öas. neue Kabinett in das parlamentarische Leben einführen »lr ein'Gabinett des Wiederaufbaus. Damit sei das Pro­gramm gegeben, das es sich selbst stelle. Es wolle kein Kabinett parteipolitischer Grundsätze, und parteipolitischer Betätigung fein. Sein Ziel gehe darüber hinaus, auf Maßnahmen, die dem Gesamtstaat die- Wiederherstellung geordneter Zustände, die Schaffung von Ruhe und Sicher­heit und die Festigung des Staates nach außen er­möglichen sollen.

TieGermania" erfährt von durchaus zuverlässiger Seite, die Kabinettsbildung könne als vollkommen ge­sichert angesehen werden. Das. neue Kabinett wird sich wie folgt zusammensetzen: Reichskanzler Fehrenbach (Zentr.); Miuiister des Innern: Tr. Koch (Dem.); Finanzministerium: Tr. Wirth (Zentr.); Reichspost­ministerium : Giesberts (Zentr.); Rcichsernührungs- ministerium: Dr. Hermes (Zentr.); Reichswehrmini- kertum: Dr. Geßler (Dem.); Reichsjustizministerium: Dr. Heintze (D.V.). Für das neue Reichsschatzmini­sterium ist Herr v. Kardorff (D.V.) vorgesehen. Die Besetzung des Reichsverkehrsministeriums ist noch nicht endgültig entschieden, ebenso die Besetzung des Wirtschafts- rnnistenttms und des Arbeitsministeriums. Für das ketztere kommt ein Vertreter der christlichen Gewerkschaften in Frage. Das Wiederaufbauministerium wird aller Vor­aussicht nach mit einem anderen Ministerium verbunden werden. Das Auswärtige Amt, dessen Besetzung von allen Parteien durch einen Fachmann als dringend erwünscht pezeichiiet worden ist, wird durch Geh. Rat Simons be-

Miläbaä, Mittwocft, äen 23. luni 1920.

Fernruf 179.

54. laffi-gsng

wgt, der pch durch seine Teilnahme an den Versailler Ver­handlungen einen Namen gemacht hat.

TerVorwärts" schreibt: Die Ernennung der Kabi- ncttsmitglieber, unter denen sich kein Sozialdemokrat be-

> finden wird, dürfte im Lause des heutigen Nachmittags - erfolgen. Tie neue Regierung wird erklären, daß sie aus ! dem Bvdeu der Verfassung von Weimar steht, die zu j Recht bestehe, und den Wiederaufbau des zusammenge- ; brochenen Vaterlandes aus dem Boden der republikanischen ! Staatsverwssiing als ihre Aufgabe bezeichnen. Sie wird l au die Parteien die Bitte richten, sie angesichts der Not ! des Landes unter Zurückstellung parteipolitischer Zwistig- , ke.iteu iu ihren Arbeiten zu unterstützen. TerVorwärts"

: lügt hinzu, daß die Sozialdemokratie sich ihre endgültige , Enrscheidung iu Sachen der sogcnannwn wohlwollenden

! Nemralüä: Vorbehalte. Tie Entscheidung der Fraktion sec abhängig von dem Programm, das die bürgerlichen

> Regierungsparteien ihr präsentieren würden. Ein Ver­trauensvotum aus Blaukokredit müsse abgelchnt werden.

Eine englische Stimme zur Kabinettsbildung.

! Haag, 2-2. Juni. ImDaily Telegravh" gibt des- , scu diplomatischer Korrespondent der in politischen Krei- ' sen Englands herrschenden Auffassung Ausdruck, daß ; Deutschland in den nächsten Tugen seine Fähigkeit zur s Bildung eines repräsentativen Kabinetts beweisen müsse.

^ Dieses Kabinett müßte bereit sein, der Entente gegenüber - im richtigen Geiste aufzutreteu. Zeige sich Deutschland zur Schaffung eines solchen repräsentativen Kabinetts ! unfähig, so würden die Alliierten auch weiterhin ihre l Entscheidungen schriftlich nach Berlin senden. Dem ,Manchester Guardian" wird eine Meldung gleichen Sin-

l nes aus Paris gedrahtet.

Ansere Grenzland-Sorgen.

Immer näher rückt der Zeitpunkt, an dem über das Schicksal unserer Grenzlande im Osten endgültig ent­schieden wird. Auch über ihn hinaus werden wir nich: aufhören, ans das Unrecht hinznweisen, das dem geschla­genen deutschen Volk im Versailler Frieden nicht zuletzt dadurch zugefügt wurde, daß die Entente ihrem polnischen Günstling zuliebe das von ihr vordem so hoch gepriesene Nationalitätenprinzip geradezu vergewaltigt hat. Wir brauchen hier nicht zu bestreiten, daß an unseren Grenzen manches im Sinne einer reinlicheren Scheidung der Na­tionalitäten hätte begnadigt werden können, aber die Art, in der das nun nach dem Diktat unserer Gegner geschehen soll, läßt bei uns naturnotwendig ihren Stachel zurück, weil das Gerechtigkeitsgefühl völlig zu kurz ge­kommen ist. In allen zweifelhaften Fällen hat man zu unseren Ungunsten entschieden, mehr als dach man hat unzählige Deutsche rücksichtslos unter fremde Herrschaft gestellt, ohne einen Grund dafür anführen zu können.

Ueber diese Uebergriffe hinaus hat man weite deutsch« Grenzlandstriche unter der Flagge des Selbstbestimmungs­rechts der Völker von uns loszutrennen geplant.. Es sind vor allen: die Abstimmungsgebiete, die den neuen pol­nischen Staat zu dem deutschfeindlichen Bollwerk ab­runden sollen. Nicht der Gedanke ist es, der uns schreckt, sondern seine Verzerrung, in der man ihn verwirklicht. Tie Entente selbst, die tatsächlich in den Abstimmungs­gebieten alle Gewalt iu Händen hält, glaubte, sich Grenzen der Willkür nicht ziehen zu sollen, obgleich sie die schärfste Parteigängerin gegen uns von vornherein Lewesen und geblieben ist. Wir werden uns nirgends durchsetzen können, wenn wir nicht unsere ganze Kraft zusammenrasfen, wenn es uns nicht gelingt, den letzten Abstimmungsberechtigten am Entscheidungstage an die Urne zu bringen. Nur dann können wir unser Ziel erreichen, aber dann auch, wie die Abstimmung her zweiten schleswigschen Zone bewiesen hat, mit Gewißheit. Unser Ziel ist groß und ist jeden Preises wert. Die Grenzlanddeutschen selbst hängen mit ganzem Herzen an ihrem Vaterland. Sie sind bereit, alle erdenklichen Opfer für den Zusammenhalt mit Hm zu bringen.

Auch die Grenzlanddeutschen, die fern vom Geburts­land neue Wohn- und Arbeitsstätten gefunden haben, sind entschlossen, das ihre zu tun und sich am Abstim- muugstage in der geliebten Heimat einzusinden, um durch ihr Votum das Slimmgewicht des Deutschtums zu stärken. Sie scheuen nicht die Mühen und Drangsale weirer Reisen,

die heute wqhrlich nicht zu den Anneymlichkeiwn des Lebens gehören, sie opfern Arbeitszeit und persönliche Interessen, nur um ihren Brüdern zu helfen.

Wenn wir sie nur alle heranzubrjngen vermöchten! Ten meisten fehlt es nicht au gutem Willerr, wohl aber au den Mitteln, ikm zur Tatsache werden zu lassen. Ta müssen wir Uebriaen bellend einivringen, wir Glück­licheren, die wir im Herzen des Reiches oder wenigstens in Landstrichen wohnen, die des Feindes gierige Hand nicht hat antasten können. Wir müssen es als gute Deutsche als unsere Ehrenpflicht ansehen, ohne Unter­schied des Standes und der Partei auch unsererseits für die Erhaltung der deutschen Grenzmarken bei unserem Vaterlande mit allen Kräften einzutreten. Und wir können es so leicht und.bequem, ohne Anstrengungen nach Art derjenigen, die direkt an der Abstimmung beteiligt: sind. Wir brauchen nur unser Scherflcin derGrenz- Spende" zu übergeben, die sich die große und schöne, wahrhaft vaterländische Aufgabe gesetzt hat, 400 000 Deut­sche zu den Abstimmungsgebieten 'zu entsenden, allen denen zum Bekenntnis ihres Deutschtums und zur Er­haltung ihrer Heimat im deutschen ReichSverband zu verhelfen, die den Willen, aber nicht die Mittel dazu haben. Hier kann ein jeder von uns sein Teiitsihnim durch die Tat beweisen; hier heißt'es mit vollem Recht: Zeige daß du ein Teutsicher b i st!

Ganz. Deutschland wird es uns lohnen, es wird unser schönster Ruhm von der Geschichte sein, umgewnll zu haben, daß Deutschland im bittersten und tiefsten Niedc-r- ! gang noch Kraft und Mittel fand, seinen bedrohten Besitz­stand an Land und Volk zu wahren. Tie Grenzlaud^ selbst werden es uns danken durch die unen'bebrlicbe Hilfe, die sie uns beim Wiederaufbau zu leisten v,-r-.A .nn.

Neue- vom TaKe.

Der Zusammentritt ves RcichstaqL

Bcrlin, 22. Juni, lieber die erste Sitzung des Reichslag erfährt derLokalanzeiger" aus unce:lich­teten parlamentarischen Kreisen: Der Reichstag wird morgen Donnerstag nachm. 3 Uhr zusammentreten. Da der bisherige Präsident der Nationalversammlung znm Reichskanzler ernannt ist, wird die erste Sitzung durch einen der bisherigen Vizepräsidenten der Nationalver­sammlung eröffnet werden. Die erste Sitzung hat nur den Zweck, dem Reichstag Gelegenheit zur Bildung zu geben und wird dann auf Freitag vertagt. In der zweiten Sitzung wird dir Wahl des Präsiden reu Hortfinden Au­ßerdem dürften noch einige rein geschäftliche Angelegen­heiten erledigt werden. Dann wird eine Panse bis Dienstag eintreten, um den Fraktionen Gelegenheit zu Beratungen zu geben. Erst am Dienstag wird sicch das neue Kabinett mit einer Erklärung des Reichskanzlers Fehrenbach vorstellen. Am Mittwoch dürste daun die große politische Aussprache beginnen.

Der Posten des Reichstagssträsidenten.

Berlin, ^2. Juni. - Zu der Blättermeldung, daß die Sozialdemokraten es ablehnen, den Präsidenten des Reichstags zu stellen, erfährt dieGermania", daß auch beim Zentrum, das schon iu hervorragendem Maße an der Regierungsbildung beteiligt ist, wenig Neigung besteht, den Präsidentenposten des Reichstags zu besetzen. Das Zentrum wird sich mit einer Vizepräsidentenstclle begnügen und den anderen Parteien den Posten des Prä­sidenten überlassen.

Wahlergebnis in Thüringen.

Weimar, 22. Juni. Die Wahlen zum Landtag Groß- Thüringens ergeben nach den bisherigen Feststellungen eine bürgerliche Mehrheit. Die noch ansstchenden Ort­schaften erscheinen für die bürgerlichen. Parteien günstig.

Nene Regierung in Anhalt.

Deftan, 22. Juni. Der Staatsrat bildete gestern die Regierung. Ter bisherige Mehrheitssozialistische Staatsratspräsident Deist wurde einstimmig wiederge­wählt. Die bisherige Koalition zwischen Demokraten und Mehrheitssozialdemoccaten bleibt bestehen. Das Verlan­gen der Rechten auf zwei StaatSratsämter wurde abge­lehnt. Die Opposition von rechrs und links wird der Regierung sachliche Mitarbeit zusichern.

Sitzungsbericht aus Bonlogne.

Boulogne, 22. Juni. (Amtlicher Bericht.) 2)ie zweite Sitzung her Konferenz von Boqlognc wurde am Montag

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