dernder Umstände mit Gefängnis bestraft. Ebenso wird bestraft, wer es unternimmt, ohne die Genehmigung der militärischen Dienststellen Personen zu Verbänden militärischer oder polizeilicher Art zusnmmenzuschließen, oder wer an solchen Verbänden teilnimmt.

Neuer Bergarbeitertarif.

Essen, 15. Juni. Der am 21. Mai für das Ruhr- gebiet vereinbarte Tarifvertrag ist gestern zwischen den Vertretern der Arbeitnehmerverbände und den Vertre­tern des Zecheuvcrbauds endgültig abgeschlossen worden. Tie Bergarbeiter erhalten eine Lohnerhöhung von 6 Mk., von dep 1.50 Mark von den Zechen in bar gezahlt und 4.50 Mark vom Reich übernommen werden. Die Angestellten erhalten den Reichszuschust in gleicher Höhe wie die Arbeiter. Außerdem bekommen sie eine der Lohn­erhöhung entsprechende Gehaltsaufbesserung. Durch diese Regelung wird eine Erhöhung der Kohlenvreise ver­mieden.

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Italiens WiedergutmachuntzsfordLrung.

Rom, 15. Juni. Nach Mitteilungen beläuft sich die von Italien für die Wiedergutmachungen zu fordernde Summe auf 66 Milliarden Lire. Nitti beabsichtigt, diese Summe den Verbündeten bei der Erörterung über die Verteilung der durch Deutschland zu bezahlenden Summe mitzuteilen. -

Korur-eiteu für den ständigen internationalen Gerichtshof.

London, 15- Juni. Am 16. Juni wird die inter­nationale Juristenkommission im Haag ihre Tätigkeit ausnehmen, der die Vorbereitung des Entwurfs für einen ständigen internationalen Gerichtshof, wie ihn der Völ­kerbund Vorsicht, anvertraut ist.

Polnische Unterstellung.

Berlin, 15. Juni. Der amtliche Po lnische Hee­resbericht vom 8. Juni erwähnt, daß aufgefangene bol­schewistische Befehle und Meldungen zum Teil in deutscher Sprache abgesaßt seien. Hierauf ist das Gerücht entstanden und in der polnischen Presse ver­breitet worden, daß die bolschewistische Armee von einer- großen Zahl deutscher Offiziere geführt sei. Es mag sein, daß einige frühere deutsche Kriegsgefangene im Ausland aus Abenteuerlust oder auch aus Not, weil ihnen bisher die Rückkehr in die Heimat verschlossen war, in der Roten Armee Dienst genommen haben, so wie dies auch in den Armeen Denikins und Koltschaks der Fall gewesen sein soll.

Die Unterstellung, als seien deutsche Offi­ziere mit Wissen der Reichsregierung in die Rote Armee eingetreten, muß aber als eine durch nichts ge­rechtfertigte Erfindung auf das Bestimmteste znrnckgewie- sen werden.

Internationale Hilfsaktion für den Osten.

Bern, 15. Juni. Der Bundesrat hat der'Bundes­versammlung den Vorschlag unterbreitet, wonach sich die Schweiz an einer internationalen Hilfsaktion zugun­sten der Oststaaten Europas speziell auch Oesterreichs mit einer Summe von 25 Millionen Frank beteiligen sollen, und zwar unter der Bedingung, daß auch andere Staaten ihre Beteiligung zusagen. Folgende Staaten sollen sich entschlossen haben, bei, dieser Aktion mitzuwirken: Die Bereinigten Staaten mit 130 Millionen Dollars, Eng­land mit 10 Millionen Pfund, Italien mit 100 Millionen Lire und Holland mit 12 Millionen Gulden. Es ist demnach eine Hilfsaktion in gewaltigem Umfange ge­plant, von deren Durchführung man eine Sanierung der wirtschaftlichen Verhältnisse des Ostens erwartet.

Neuwahlen in Oesterreich. -)

Wien, 15. Juni. In der gestrigen Sitzung des Hauptausschusses ergab sich aus den Erklärungen aller Redner me übereinstimmende Meinung, daß unter den obwaltenden Verhältnissen die Fortdauer der gegenwär­tigen Nationalversammlung nicht mehr möglich sei. Dem­gemäß wurde einstimmig beschlossen, die nötigen Gesetz­entwürfe betreffend die Auflösung der verfassunggebenden Nationalversammlung und die Durchführung der Neu­wahlen unverzüglich ausarbeiten Zu lassen. Vor dem Abschluß der Tagung des Parlaments seien das Bud­getprovisorium und /alle Staatsnotwendigkeiten.fertigzu­

stellen. Ebenso sollen noch die Gesetze betreffend die Vermögensabgabe und die damit zusammenhängenden Fi­nanzfragen erledigt werden. Desgleichen soll der Ver- sassungsentwurf im Hause eingebracht und erledigt wer-' den. Die Beratungen über die Bildung der Regierung werden in der nächsten Sitzung des Hauptausschusses fortgesetzt werden.

Die Bolschewik» in Kiew.

Amsterdam, 15. Juni. Eine drahtlose Moskauer Meldung besagt: Die stucken Truppen besetzten Kiew. Vor Per Räumung sprengten die Polen die Wladimir- Kathedrale, Eisenbahnstationen, die Elektrizitätszentrale und die Wasserleitung. Diese Maßnahme, die durch keine militärische Notwendigkeit begründet ist, hat die Stadt der Gefahr schwerer epidemischer Krankheiten aus- gesetzt.

Rumänische Mobilmachung gegen Svwjetrußland

Bukarest, 15. Juni. In Rustschuf ist ein russisches Kommando aufgestellt, das die Aufgabe hat, eine gegen­bolschewistische Armee zu formieren.

Kämpfe zwischen Türken und Griechen.

Rotterdam, 15. Juni. .Wie derNieuwe Rotterd. Courant" aus Koüstauiinopel meldet, haben die Grie­chen die Maritza überschritten, find aber von den Türken ziprückgeWageu worden. Diese haben sich, wie. ver­lautet, auf dem .Westuser festgesetzt.

Vom Bölkerbundsrat.

London, 15. Juni. Der VölkerbuudSrat trat gestern im St. .James-Palast zusammen. Eric Drummont, Curzon, Fleurian-Frankreich und der persische Minister des Aeußern, Prinz Feruz, waren zugegen. Spanien, Belgien, Japan, Italien und Griecheumnd waren durch iihre diplomatischen Missionen vertreten. Avenol-Frank- reich und Nansen-Norwegen wohnten der Sitzung in be­ratender Eigenschaft bei..

Zunehmende Meinungsverschiedenheit im Verband-

London, 15. Juni. (Reuter.) TieWestminster » Gazette" meldet, daß Oberst .Hause mit Zpstimmnng Wil­sons und der amerikanischen Regierung nach Europa «Kreisen werde. Er werde England, Frankreich, Belgien, die Schweiz, Holland, Tenjschland, Polen und dieTs/jecho- Slowakei berühren. Diese Reise erfolge auf den dringen­den Wunsch Englands und Irankreichs- die beunruhigt seien in dep Einsicht, daß die Meinungsverschiedenheiten zwischen den Vereinigten Staaten und den. Alliierten sich beträchtlich mehrten.

Krieg im Osten.

London, 15. Juni. (Reuter.) Der Erste Low Per Admiralität teilte im Unterhause mit, daß der Be­fehlshaber der englischen Seestreitkräfte im Schwarzen Meer die Weisung erhalten habe, strenge Neutralität zu beobachten und den General WraNgel weder bei offen­siven noch bei defensiven Operationen zu unterstützen.

Kleine Nachrichten.

Stuttgart,. 16. Juni. Tie Parteien und die neuen Landtagsfraktionen halten in diesen Tagen Besprechungen über die politische Lage ab. Tie D.d.P. war am Sonntag versammelt. Die Ze.ritrnmsvartei hält heute ihre Landcsausschußsitznng, die Bürger-Partei kommt am Freitag, die Volkspartei am Samsmg, und die Sozial­demokraten am, nächsten Sonntag zusammen. Am Diens­tag, den 22, Juni tritt dann der neue Landtag zusammen.

Stuttgart, 15. Juni. Bon der Reich stifte der Teutschen demokratischen Partei sind, wie nunmehr fest­steht, nicht neun, sondern nur acht Demokraten aewählt. Kultminister DrMHieber, der an 9. Stelle stand, hat also kein Mandat erhallen. Insgesamt besitzt die D.d.P. nunmehr 45 Sitze im Reichstag.

- Berlin, 15. Juni. Wie derVerl. Lokalanzeiger" aus Halle meldet, hat etwa ein Drittel der Halberstädter Fernsprechteilnehmer seine Anschlüsse als Abwehrstreik ge­gen die Fernsprechanleihe gekündigt.

Berlin, 15. Juni. Nach einer Münchener Mel­dung desBert. Tageblatts" wurde aus dem Elsbach im Englischen Garten die mit Stricken gefesselte Leiche, eines Reichswehrsoldaten geborgen. (Der Ermordete. Jo­

hann Maye r, 20 Jahre alt, stammt aus Reutlingen.)

Berlin, 15. Juni. Der neu ernannte bulgarische Ge­schäftsträger, Generalkonsul Tr. Dossin Doskoß hat heute dem Reichsminister des Auswärtigen sein Beglaubi­gungsschreiben übergeben.

.Paris, 15. Juni. Der Ernährungsminister erließ gestern eine Bekanntmachung, nach der die" Fleisch- prei s e bedeutend herabgesetzt werden in Anbetracht der stark sinkenden Preise für lebendes Vieh.

London, 15. Juni. In einer Versammlung des Ver­bandes der Fnnkentelegraphisten wurde beschlossen, mor­gen in den Ansstand zu treten.

London, 15. Juni. Ter ehemalige Sekretär im Kriegs­amt, Lord Förster, ist znm Generalgonverneur von Australien ernannt worden.

London, 15. Juni. Reuter erfährt, die Bolschewisten hätten Finnland um einen sofortigen Waffenstillstand ersucht.

Rom, 15. Juni. Ter Papst hat den deutschen Vertreter v. Bergen mit seiner Mutter empfangen.

Bukarest, 15. Juni. Tie bulgarische Regierung hat beschlossen, die wirtschaftlichen Beziehungen zu Rumänien wieder aufznnehmcn.

Athen, 15. Juni. Einem Telegramm ans Teleagatsch zufolge hat Daser Ta vor die Unabhängigkeit Ost­thraziens proklamiert, die Oberhoheit der Pforte als aufgehoben erklärt und ein Kabinett gebildet.

Brüssel, 15. Juni, Wie die Blätter melden, ist man in der Provinz Limburg auf Kohlenlager gestoßen, die sehr umfangreich sein sollen.

Stockholm, 15. Juni. ' Offiziell wird gemeldet, daß der schwedische Gesandte in HelsingsorS mit Rücksicht auf die Lage Weinina erhalten habe, zur Berichterstattung nach Stockholm Au kommen.

Stuttgart, 15. Juni. (Städtisches Erho­lungsheim am Bodensee?) Das dem Württ. Lehreriunenverein in Friedrichshasen gehörende Erho­lungsheim kam am'Samstag zur Versteigerung. Die Stadt Stuttgart, die schon länger in der Bodenseegegend die Errichtung eines Erholungsheims für Kinder plant, bot den geforderten Betrag von 32000GMk. Der Zu­schlag erfolgte jedoch noch nicht.

Stuttgart, 15. Juni. (Stadt- und Landes­theater.) Ueber die Deckung des Abmangels des württ. Landestheaters, der jährlich auf 3 Mill. Mark geschätzt wird, kam es anläßlich der Beratung der Ver­gnügungssteuer im Landtag zu Erörterungen, die zeig­ten, das: in dieser Frage große Gegensätze bestehen.

Am 10. Juni hat unterdessen der Gemeinderat beschlossen, auf die Dauer von 3 Jahren einen jährlichen Zuschuß von -750000 Mk. zu leisten, wenn die Bergnügungs- - steuer in.vollein Betrag der Stadt Stuttgart überwie­sen wird und ihr auch die Sportel aus Vergnügungen znkommen. Dieser Vorschlag wirb als die Grenze des Mögliche!: bezeichnet und zugleich darauf hingewiesen, daß mit Ausnahme von Karlsruhe und Darmstadt über­haupt keine Stadtverwaltung einen Beitrag zu den frü- ' Heren Hioftheatern leistet. Der Staat aber verlangt, daß die Stadt 50 Prozent des jährlichen Abmangels trage. Einen Millionenabmangel wird aber weder Staat noch Stadt auf die Dimer tragen können.

- Stuttgart, 15. Juni. (Erhöhung der Mvst- h.öchstpreise.) Durch eine Verfügung der Landes- versorgnngsstelle wird der Erzeugerpreis für Most auf 1 Mt., der Ausschankpreis auf 1.60 Mk. je für das Liter einschl. Steuer festgesetzt. In großen und mittleren ' Städten kann durch Beschluß des Gemeinderats der Er­zeugerpreis bis zu 1.30 Mk., der Ausschankpreis bis zu ' 2.40 Mk. das Liter erhöht werden.

Waiblingen, 15. Juni. (Ab gestürzt.) Als der - am Ende der 50er Jahre stehende Landwirt Gottfried Bubeck ans pinem Wagen stehend das Heu setzte, zogen die Kühe plötzlich an. Bnbeck stürzte vom Wagen und k erlitt eine schwere Verletzung an der Wirbelsäule. -

Ditzingen, 15. Juni. (Ertrunken.) Beim Baden ^ in der Glems ertranken zwei Burschen im Alter von 1s und 19 Jahren. Die Ertrunkenen hielten sich mit den .

M «Me Hummel.

Roman von Erich Friesen.

58 ftortlewung.)

Fast erschrocken blickt er sie an. - "

Wie?... Was? ... Ich kann doch nicht von Ihnen."

Lächelnd schüttelt sie den Kops.

Nicht Siel ... Aber Eva! Sie wird ihrer Swä- gerin eine Mitgift nicht verwehren!" ,

Sonnenscheinchen! Tu bist ein Engel! ... Dank, Tank!"

In seinem überströmenden Gefühl nennt er sie wie­der bei dem alten, ihm vertrauten Namen undTu" und dann beugt er das Knie vor ihr und drückt ihre Hände an seine Lippen.

Ein leises Geräusch läßt beide ausblicken. Sie blicken sich um.

Nichts zu sehen.

Nnd doch stürzt ein Mann wie ein Verrückter fort aus dem Festsaal, hinaus aus sein Zimmer wahn­sinnige Eifersucht und Verzweiflung im Herzen:

Norbert, der Zeuge jenes leidenschaftlichen Hand­kusses war.

Vorbei Las Fest.

Ter größere DP Ler Gäste hat Birkenselde verlas­sen: die intimeren haben sich in die für sie herbeigerich­teten Schlasgemächer zurückgezogen.

Ter alte. General, den die Aufregung und der un­gewohnte Trubel mächtig angegriffen haben, liegt bleich und mit geschlossenen Augen in seinem großen Himmel­bett.

Eva war bei dem Vater, bis er einschlief. Jetzt begibt auch sie sich zur Ruhe.

Doch sie kann nicht schlafen. Sie hört über sich, in Norberts Zimmer, unaufhörlich ruhelose Schritte, und sie wundert sich, was den Bruder derart anfregen kann nach diesem in jeder Hinsicht wvhlgelungeNen Feste. .

Jetzt oben heftiges Zuschlägen einer Tür. Tgnn auch dort alles still.

In ihrem Boudoir, eingehüllt in einen Weichen, Weißen Morgenrock, ruht Liane in einem bequemen Sessel. Sie hat Jeanette zu Bett geschickt und überdenkt das heutige Fest.

Ta klopft es ungeduldig, wie in heftiger Erregung, an ihre Türe.

Verwundert öffnet sie. Norbert steht vor ihr.

Bevor sie sich von ihrem Erstaunen erholen kann, ist er beerits eingetreten und schließt die Tür hinter sich.

Ihr Befremden wächst. Noch niemals hat er nachts ihre Gemächer betreten.

Befangen blickt sie ihn an. Sein Gesicht ist toten­bleich. Nur die Augen glühen.

Was was-willst Tn von mir?" stammelt

sie. Und doch rinnt es wie ein glückseliger Schauer durch ihren Körper.

Er antwortet nicht gleich. Aber seine "lugen boh­ren sich in die ihren mit einem Ausdruck, vor dem sie zurückweicht.

Ich habe mit Tir zu sprechen!"

Seine Stimme ist heiser vor Erregung.

Zu dieser Nachtzeit?"

,La. Zu dieser Nachtzeit!"

..Tann bitte!" ft

Sie bietet ihm einen Stuhl an und setzt sich selbst Er jedoch bleibt stehen.

Laß uns kurz sein!" stößt er heftig hervor.Je weniger Worte zwischen uns fallen, desto besser. Nur soviel: ich hatte nicht geglaubt, daß Tu meinen Namen in den Schmutz ziehen würdest!"

Mit. weit aufgerissenen Augen starrt sie ihn an.

Teinen Namen in denSchmutz ziehen?" wiederholt sie in grenzenloser Verwunderung.

Hastig geht er einige Schritte auf und ab.

Tu wirst nicht erwarten, daß ich Dir das Unwür- dige Deines Verhaltens auseinandersetze. Nur scv'ft: ich war vorhin Zeuge Deiner Zusammenkunft mit dem lungen Lasten, dem Trotha!"

Im Gefühl ihrer Unschuld hebt sie stolz den Kops, t Nur und?" '-

Spare Deine Schauspielerkünste! Ich habe alles gesehen!'-

Sie Schreist nocp immer nicht.- '

Tann slanrmt ein Blitz des Verständnisses in ihren Augen auf. Rasch wechselt die Farbe aus ihrem Ant­litz. Ihr Atem geht schwer. Sie öffnet die Lippen -

Ehe sie noch sprechen kam:, hat er sie beim Hand­gelenk gchackt. So groß ist' seine Erregung, daß er jede Höflichkeit und Rücksicht außer acht läßt.

Verteidige Dich MM »Ich weiß, w«IS ich weiß Und nur der Umstand, daß auch Du Dich über mich zu beklagen hattest, verdankst Tu es, daß ich Dich über­haupt noch eines Wortes würdige!"

Mit einer wilden Gebärde schüttelt sie seine Hand ab. ,,

«Laß mich!" - ! '

(Fortsetzung folgt.)