i

s

»

k

!

!

>

>

^7

f'

I

!

p

s

j

!

*

AW

kÄWl

(Enztalbote)

Amtsblatt für Wildbad. Chronik und Anzeigenblatt

für das obere Cnztal._

Erlckeint tSglicti, ausgenommen 8onn- u. feiertags. Lerugspreis monatlick Mk. 4.50, vlertelMrlick 13.50 frei ins kjaus geliefert; äurcti sie k>ost bezogen im innrräeutlctien Verkekr Mk. 13.50 uncl 9V pfg. post- dkktellgelci.

Anzeigenpreis: äie einlpaltige petitrelle oöer cleren kaum 50 pfg., auswärts 60 pfg., keklamereilen 1.50 Mk., bei größeren Aufträgen kabatt nacti Carls, äckiluö äer Anreigenannabme: täglich 8 Ukr vor­mittags.

Drnck der Bnchdrnckerei Wildbader Tagblatt; Verlag und Schriftleitung: Th. Gack in Wildbad.

Nurnuist-

Fernruf 179.

Niläbklä, vonnerstkig, den 10. )um 1920.

Fernruf 179. 54. 'Mk'gSNg

' . Minister über die Lage.

L«r H-aptschriftleiter derWürtt. Zeitung", der einige Minister über ihre Ansicht zu der gegenwärtigen poli- Elchen Lage zu betragen Gelegenheit hatte, erfuhr folgendes:

Staatspräsident Blos (Soz.) leugnete nicht, daß dre Hage schwierig geworden ist, doch ist nach seiner Meinung die' bisherige Koalition gnehrheit gefestigt. Das Zentrum werde an der Koalition festhcllten. Die Frage einer Um­bildung der Regierung werde sich erst nach dem Zu­sammentritt des Landtags, der verfassungsmäßig 16 Tage nach der Wahl erfolgen muß, entscheiden. Von den Ver­hältnissen im Reich sei Württemberg nicht abhängig. Im allgemeinen sei zu befürchten, daß es ohne Krise nicht «bgehe.

Küttminister Dr. v. Hieb er (Dem.) erklärte: An und Hw sich ist die bisherige Mehrheit noch vorhanden, es kommt aber auch auf die vier Abgeordneten der Deut­schen Volkspartei an. Doch ist kaum anzunehmen, Laß sie sich grundsätzlich zur Opposition schlagen, lieber vi« Umbildung der Regierung läßt sich! nichts Bestimmtes fügen. Es ist zweifelhaft, ob das Zentrum auf eine stärkere Vertretung, aus die es Anspruch! hätte, Wert legt. Tie Sozialdemokratieist mit- drei Ministern «Nd dem Gesandten in Berlin (Hildenbrand) im Ver- Kältnis zu stark beteiligt. Die Demokratie hat so wenig als eine andere Partei ein Interesse daran, an der Regierung beteiligt zu sein. Daß das Zentrum bloß wegen der Kirchen- und Schulfrage zum Anschluß »ach rechts veranlaßt wird, glaube ich nicht. Ueberhanpt stülten die Kirchen- und Schulfragen aus dem politischen Kampf mehr und mehr herausgehoben werden. Es- ist «mch nicht wahrscheinlich, daß die Sozialdemokratie in die Opposition tritt, noch weniger, daß die Unabhängigen sich der bisherigen Koalition nähern werden. Eine rein ktüraerliche Regierung hätte wohl noch mehr Schwierig­keiten, als eine Regierung mit den Sozialdemokraten. Ki« Haltung der Parteien wird naturgemäß den Ver­hältnissen im Reich möglichst angepaßt werden, aber die »eue Regierung in Württemberg könnte auch anders zu- T-nnmengesetzt sein als im Reich.

tz-inanzminister Liesching (Dem.) hält es für schwer, «me tragsähige Mehrheit im Landtag herzustellen. Wenn Zentrum sich zur Rechten schlüge, so würden beide Geilen gleich sein und eine Zusällsabstimmung könnte die Regierung beseitigen. Aber Kirche und Schule werden «r der nächsten'Zeit keine bedeutende Rolle spielen, wo- «cu stir bas Zentrum der Grund für einen Politik- wechet entfällt- Es wäre dringend zu wünschen, daß W» Sozialdemokratie in der Koalitions bleibt. Bei einem Zusammengehen der sozialdemokratischen Parteien wür- h» die Tonart der Unabhängigen ausschlaggebend. An «ms Beteiligung der demokratischen Partei an einer Re­iterung, in der die Unabhängigen vertreten wären, ist «cht zu denken. Die Demokratie legt keinen Wert dar- A-h an der Regierung beteiligt zu sein, es wird nur Undank geerntet. Solange die Arbeiterschaft willens ist, «k der Negierung nach den Grundsätzen der Regierung kmzunehmen, wäre es unklug und staatsgeführlich, sie «r'zuschließen.

Justizminister Bolz (Ztr.) verneinte die Frage, »l> die Koalition erweiterungsfähig sei. Das Zentrum werde sich an keiner Regierung beteiligen, in die Unabhängigen vertreten wären. Eine Erweite­rung nach rechts (D. Volkspartei) würde aber wohl am M-erstand der Sozialdemokraten und Demokraten jchei- mrn. So ergibt sich für die Jetzige Koalition die Not« wendiakeit. Tinge beiseite zu stellen, die Anlaß zu Mei- '»ingsverschiedcnheiten geben. Das Ministerium muß ein «ineS Geschäftsministerium sein und sich vor­liegend auf die wirtschaftlichen und finanziellen Auf- Kühen beschränken. Der Ruck nach Rechts ist eine wirt­schaftliche, keine politische Entwicklung. Wenn versucht werden sollte, in den Schul- und Kirchenfragen über unsere Grundsätze hinwegzugehen, dann könnte dem Zen­trum eine andere Koalition aufgedrängt werden. Wir würden dagegen das Aeußerste, bis zum Volksentscheid, «insehen. Ein Zusammengehen der Sozialdemokraten mit ,den Unabhängigen läßt sich schwer vorstellcn, die Ge- Lmfähe sind durch den Wahlkampf zu groß geworden.

Die Parte Verhältnisse im Reichst^.

Berlin, 9. Juni. Bei den Wahlen zum Reichstag sind nach den vorläufigen amtlichen Meldungen ins­gesamt 25 719 067 Stimmen abgegeben worden. Da­von entfallen auf

Stimmen

Sozialdemokratische Partei Deutschlands 5 831 157

Unabhängige Sozialdemokratische Partei 4 809 862

Deutschnationale Bolkspartri 3 638 851

Deutsche Bolkspartei 3 456 I3I

Zentrumspartei 3 IVO 806

Deutsche demokratische Partei 2152 500

Ctzristl.-Fööera ist'sch. List.- sBay r Vp., Christi. Vp.) 1254 963

Kommunistische Partei Deutschlands 438 199

Drntsch-Hannoversche Partei 318 104

Auf Grund dieser Stimmenergcbnisse sind mit Be­rücksichtigung der Verteilung der Reststimmen auf die Verbandswahlkreise und die Reichsliste 418 Abgeordnete gewählt worden und zwar 92 der Sozialdemokratischen Partei, 58 des Zentrums, 36 der Deutschen demokrat. Partei, 61 der Deutfchnationalen Volkspartei, 59 der Deutschen Volkspartei, 80 der Unabhängigen Sozialdemo­kratie, 2 der Kommunisten, 4 des Bayerischen Bauern­bundes, 5 der Deutsch-Hannoverschen Partei, 21 der Christk.-Föd. Liste. Bei der Rechnung ergab fick, daß von den Reststimmen über 30 000 je ein Man auf die Deutsche demokratische Partei, die Deutsch: : nale BLlk-Lparte,. und die Christi.-Föderalistische List allen. Im übrigen verteilen' sich dre Reststimmen i: ender­maßen: 11157 auf die Sozialdemokratie, 2> ,0 auf Las Zentrum, 22 500 aus die Deutsche de:.,e wische Partei, 8851 aus die Teutschnationale Volkspar.es, >6131 auf die Deutsche Bolkspartei, 9862 aus die Unabhängi­gen, 15 963 auf die Christ!.-Föd. Partei, 18104 auf die Deutsch-Hannoversche Partei, 318199 auf die Kom­munisten und 87 518 aus den Deutschen Wirtschafts­bund für Stadt und Land. Unter" Zurechnung der Abgeordneten der Abstimmungsgebiete ergibt sich, daß der neue Reichstag insgesamt 460 Abgeordnete zählen wird. Tie Mandatsverteilnng ergibt mit dieser Zurechnung folgendes Bild:

Abgeordnete

Soz'ml-emobratlsche Partei Deutschlands 110

Zentrum 67

Deutsche demokratische Partei 45

Christlich-Föderalistische Liste 2.1

Deutsch-nationale Bolkspartei . 65

Deutsche Bolkspartei 61

Unabhängige Sozialdemokratische Partei 80

Kommunistische Partei Deutschlands ,L

Bayerischer Bauernbund 4

Deutsch-Hannoversche Partei .8

Tie bisherige Koalition zählt 222, die Opposition 238 Stimmen.

DemBerliner Lokalanzeiger" wird aus Kafsel ge­meldet, daß das Ergebnis der Reichstagswahlen im Wahl­kreis Hessen-Nassau wegen zahlloser formeller Ver­stöße, sowie wegen behaupteter gesetzwidriger Beeinflus­sung angefochten werden wird.

Dresden, 9. Juni. Nach dem Ausfall der Reichs­tagswahlen wird die demokratische Partei ans der Re­gierungsmehrheit ausfcheiden.

Hamburg, 9. Juni. Wahlergebnis: Sozialdemokra­tie 215 499 (1919 304535), Unabh. 84 521 (40017), Komm. 2927 (0), Deutschnatl. 69 761 (15986), D. Volks­partei 84 474 (69 219), Dem. 97 861 (156 054), Zentr. 5802 (7361).

Dessau, 9. Juni. Bei den Landtagswahlen in An­halt-Dessau wurden folgende Stimmen abgegeben: Demo­kraten 26 457, 6 Mandate (Verlust 6), Unabhängige 31430, 6 Mandate (Gewinn 5), Teutschnationale 28990, 6 Mandate (Gewinn 4P Deutsche Volkspartei 23121, 5 Mandate (Gewinn 4), Mehrheitssozialisten 61552, 13 Mandate (Verlust 9).

Ein Unabhängiger Landtagspräsident.

Braunschweig, 9. Juni. Ter braunschweigische Land­tag hat zu seinem Präsidenten den Abgeordneten We­senmaier (Unabh.) gewählt, zum 1. Vizepräsidenten den ALg. Wessel (D. V.) und zum 2. Vizepräsidenten Tr. Jasper (S.). Die Bildung der neuen Regierung erfolgt heute.

Der neue bayerische Landtag.

München, d. Juni. Vorläufiges Wahlergebnis für den Landtag in Bgtzern: Die Mandate vxtteilen,M

für den kommenden Lndtag wie folgt: Mehrheitssozialisten 19, Unabhängige 16, Kommunisten 1, Bayerische Volks­partei 54, Deutsche Volllpartei und Deutschnationale ' Bolkspartei 17, Bauernbund 10, Deutsche demokratische Partei 8. Außerdem sind noch 15 Sitze auf Grund der Restzifsern und 15 Landessitze auf die Parteien

zu verteilen. -

Die KoaliLionsfrage.

DieDeutsche Allgemeine Zeitung" schreibt, daß es scheine, als möchten die Mechrheitssozialisten jetzt die Folgerungen aus der Lage ziehen und daß sie, hierin solidarisch mit den Unabhängigen, den Rechtspar­teien mit dem Zentrum die Regierungsmöglich­keit gewährleisten wollten, aus die sie zu ihren Gunsten oder Ungnnsten verzichteten. Tie Gangbarkeit einer solchen Rechtsregierung stellte ein Fragezeichen dar. Wür­den die.Mehrheitssozialisten nicht versuchen, in der Zeit ihrer Nichtverantwortlichkeit die parteipolitschen Fehler auszugleichen, zu denen sie als verantwortliche Leiter ge­zwungen waren? Tie Konferenz von Spa sei aus mehr­fachen Gründen verschoben worden. Tie Macht einer Persönlichkeit, die diplomatisch verhandle, zu überschätzen, wäre ein großer Fehler. Was für die diplomatische Wir­kung einer Persönlichkeit wesentlich in Betracht komme, sei die Legitimation durch die Stärke und den Nachdruck des Mandats.

Wie demBerliner Lokalanzeiger" von maßgebender Seite geschrieben wird, dürfte die Teutschnationale Bolkspartei bereit sein, in eine Regierung einzu­treten, an der auch Mehrheitssozialisten teilnehmen. Vor­aussetzung sei, daß die Teutschnationalcn nicht gezwungen würden, von ihren Hauptgrundsätzen abzuweichen. Wahr­scheinlich würden schon morgen die nicht in Berlin woh­nenden führenden Persönlichkeiten zu einer Beratung hier zusammentreten. Tie Deutsche Volks Partei, sagt das Blatt weiter, würde im Interesse des Vaterlands bereit sein, einer Koalition beizutreten, in der auch Mehr­heitssozialisten sitzen. Als Vorbedingung würde sie einige Forderungen steilen, von denen sic unter keinen Umstän­den abweiche. Sie würde verlangen, daß nach Spa wirk­liche Staats- und keine Parteimänner entsandt würden, daß nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten regiert werde, daß das Beamtentum von der Politik verschont bleibe, daß die Staatsantorität wieder hergestellt wird und die Zuverlässigkeit unserer Reichswehr gesichert werden wird. Aus Z en trum s kr ei s en wurde demselben Blatt versichert, daß das Zentrum es gerne sehen würde, wenn eine Koalition von den Deutschnationalen oder mindestens von der Deutschen Volkspartei bis zu den Mehrheits­sozialdemokraten geschaffen werden könne.

TerVorwärts" stellt fest, daß der Reichspräsi­dent bisher noch mit keinem führenden Politiker über die Frage der Regierungsbildung verhandelt hat. In sozialdemokratischen Kreisen herrsche die Ansicht vor, daß der Schlüssel der Lage jetzt bei den Unabhängigen liege. Nur die Unabhängigen könnten, indem sie sich zur po­sitiven. Mitarbeit bereit erklärten, die Notwendigkeit, eine Regierung der Rechten zu bilden, beseitigen. Versagten sich die Unabhängigen der Mitwirkung zu dem Zweck, eine Rcchtsregierung zu verhindern, so bleibe die Bildung einer solchen der einzige Ausweg aus der verworrenen Lage. Die Sozialdemokratie werde sich an einer weiter nack rechts neigenden Regierung nicht beteiligen, sondern in Opposition zu ihr sich stellen.

Neues vom Tage. ^

Erklärung gegen Putsche.

Brrl'U, 9. Juni. Die Korrespondenz der Deutsch- nationalen Volkspartei veröffentlicht folgende llärung: In letzter Stunde ist von der Negeirung wieder­holt und mit zunehmendem Ernst darauf hingewiesen n irden, daß neben den unmittelbaren Befürchtungen ge­rn alttätiger Unternehmungen von links nach den ihr zuaegangenep Nachrichten auch die Möglichkeit von Rechts- Put jck'.en bestände, die insbesondere von einigen früher dein Mist äe Angehörigen Persönlichkeiten vorbereitet wür­den. Uns ist von derartigen Plänen nicht das geringste bekannt, und mir haben der Negierung, die neuerdings auch mi! uns in dieser Angelegenheit Fühlung genom­men hat, erklärt, daß wir keinen Anlaß zu einer Besorg­nis vor verfassungswidrigen Unternehmungen von rechts­stehender Laeite rehen. Wenn es aber tatsächlich Män- n.r geben sollt., die trotz der unheilvollen Lehren des