m rninm Wieoer auf 13.03 Rappen/ — Man möchte beinahe vermuten^ daß di- Alarmnachrichten gewisser Blätter auch Bör- ienmanövcr.i iientcn.
Börse. Die Leudenzgestaltuug des Börsenverkehrs war in der letzten Woche fast ausschließlich von der Bewegung des Markkurses abhängig. Stiegen die Auslandsdevisen und siel die Mark, so zeigten die deutschen Börsen sich guter Lärme. 4prezcntige Württemberg?! stiegen wieder auf 88 73. Die deutsche Kriegsanleihe behauptete sich auf 7911.
Prokuktenmarktt Der tzabcrpreis zögt gegen» ä t'g erhebliche Schwankungen. In Berlin war mährend der letzten 8 Tage sein höchster Stand 179, sein niedrigster 110 Mk. für den Zentner. Am Freitag nachmittag wurden 143 Mark notiert. Die Heuernte ist bereits im-Gang. Wenn das Wetter sich bessert, wird es einen Riesenertrag gebe». In Berlin wurden am Freitag für Heu immerhin noch 20—23 Mk. bezahlt. Stroh gilt dort etwa 10 Mk. Die wllrttembcrgischen Preise sind etwas niedriger. Die Saatenpreise gehen zurück. Das Geschäft in Erbsen hat fast ganz aufgehört.
Warenmarkt. Die Preissenkungen nehmen ihren Fortgang. Auch' der Eisenhändlerverband i» Düsseldorf hat seine Prcis- sätze ermäßigt. Die Kohlenpreise zeigen leider eher noch eine steigende Tendenz. Im Kleinhandel zahlt man in Stuttgart frei Haus 27 Mark für den Zentner sogenannten Anthrazit, der nichts ist als eine leidliche feste Steinkohle. Solange die Bergarbeiter immer neue Lohnforderungen erheben, nnrd das Elend nicht besser. Die Texiüindnftrie lcioei schwer un
ter der Zurückhaltung der Käufer und hofft eine baldige Befestigung der Lage. Kolonialwaren stehen etwa ans dem S and der Vorwoche. Die Hüutepreise geben weiter nach. An eine Herabsetzung der Schuhpreise muß endlich Hera 'gegangen werden.
In Pirmasens entziehen sich die Schuhfabrikanten diegcr Notwendigkeit nicht mehr.
Viehmarkt. Die Seuche nimmt noch nicht ab, aber cs ist zu hoffen, daß dies dank den verbesserten Alnv.chrmaßr e'n l
bald eintritt. Die Biehpreise b iben unsinnig hoch. Ein fchö- aes Ferkel kostet imßrer noch 40t> Mark. Ein mit/eres Ge
irauchspferd ist unter 13—20 000 Mk. nicht mehr zu haben.
Holzmarkt. Die Geschäf'sstilie ist so groß geworden, daß ünzelii' württcmbergifche Walügcmeinden, die auf immer noch höhere Preise warteten, jetzt in schwere Verlegenheit gern en. Nirgends, mehr wird bei der Versteigerung die Taxe err.ttst.
Kurzer Wochenbericht der Prcisberichtstelle des Deutschen Landwirtschafisrats vom 29. Mai bis 4. Juni.
Die Nachrichten aus Argentinien frischten die Meldungen, daß die dortige Regierung ein Ausfuhrverbot für Weizen be
absichtige, von neuem auf. Bis jetzt ist ein solches nicht erfolgt. Die Laplataregierung schätzt die für die Ausfuhr i'"ch verfügbaren Weizcnmeiigen auf rund 2 Millionen Tonnen. Die Lademöglichkeiten sind aber sehr erschwert durch die jetzt beginnenden Verschiffungen der neuen argentinisch n Maisern/.
In den letzten II Monaten sind nicht weniger a's 50K0 Familien aus Deutschland, Oesterreich, Griechenland und den Bal- > kaniündern in Argentinien cingetroffen. Man erwartet von der Einwanderung eine Ausdehnung der Produktion aus den ^ noch in großem ilmfang vorhandenen, bisher unbebauten Ländereien. An den nordamcrikanischen Börsen ist ein erhcbli.h r Teil des letzten Prcisrückschlags für Weizen wieder eing h ttt. ^ Die Aussichten für dis Ernte an Winterweizen in den südlichen Staate,.! sind Hur mäßig. — Für Hafer wurden an der Berliner Produktenbörse amtlich notiert: auf sofortige Abladung 141—143 Mach der Zentner.
Württemberg.
Stuttgart, 5. Juni. (Vom Rathaus.) Zur Beschauung der Geldmittel für Erweiterungsbauten des Gas- und Elektrizitätswerks werden 10 Millionen 4prozenlige Stuttgarter Stadtanleihe zum Kurs von lOlps Proz. ausgegeben.
Am 1. Juli soll bei der hiesigen Stadtverwaltung ein Nachrichtenamt eingerichtet werden. Zum Leiter wurde der bisherige Ratsstenograph Hermann Scköck berufen. Ein Pressebeirat soll die Verbindung zwischen Rathaus ^ und Tagespresse Herstellen. ^
Stuttgart, 6. Juni. (Aus russischer Gcfnn- ' acnsckait.) Am Donnerstag früh trafen die ersten sibirischen Kriegsgefangenen hier ein. Sie waren ans verschiedenen Lagern, wie Perm, Kaust, Omsk, Pawlodar, Barnaul und sind am 27. Mai nach langer und beschwerlicher Reise in Swinemünde mit dem deutschen Dampfer „Centn" gelandet. Sie sahen alle frisch und gesund aus. Nachdem sie von der Volkshilfe bewirtet und mit Liebesgaben versehen waren, strebte jeder seinem Heimatort zu.
Stuttgart, 6. Juni. (General v. Gallwitz in Stuttgart.) Am Freitag abend sprach der berühmte Heerführer General v. Gallwitz in einer Wahlversammlung der Württ.. Bürgerpartei. Ter große Fest- saal der' Liederhalle war lange vor Beginn der Ver-
Die wilüe Hummel.
A»m«m von Erich Friesen.
4Z l?orlsetrunz.j
Tie ganze Wildheit ihres Naturells ist wieder in ihr erwacht. Sie preßt das Taaschentuch in den Mund, um den wilden Aufschrei zu ersticken, der sich ihrer gemarterten Brust entringt. „ , - i . ,
„Verraten! Verraten!!" § j
Tann erwacht ihr Stolz. - ^
Mil einer herrischen Gebärde, die an die „wilde Hummel" von früher erinnert, wirft sie den Kopf in den Nacken.
Nicht unterjochen wird sie sich lassen! Nein. Von niemand! Auch nicht von dem Manne, der sich ihr Gatte nennt! Auch nicht von ihrem verletzten Stolz unv ihrer verratenen Liebe! Von nichts! ...
Einige Minuten zögert sie noch, um sich zu sam wem.
Tann geht sie festen Schritts in die Halle, wo ihr Gatte und Gräfin Klothilde sie bereits voll Ungeduld erwarten.
Ber ihrem Anblick prallt die kleine Tame erschrocken zurück.
„Allmächtiger' Was hast Tu, Kind?"
- „Was sw' -ü haben?" lacht Liane seltsam sch.'.l auf, „Nichts!" , , , , > - ,
„Tu bist so bleich, so-! Jeanette! Rasch Was
ser! Und vctechsalz! Rasch, rasa):"
Loch lachelno weist Lnane mies zurück — ach, was.
sammlnng erdrückend voll und viele Hunderte konnten keinen Einlast mehr finden und erwarteten den General auf der Straße. Als Gallwitz an dem mit den alten Reichsfarben geschmückten Rednerpult erschien, wurde er nrit stürmischem Jubel begrüßt. Ter General begann seine lange, in der Form vornehm maßvolle, m der Sache sehr' entschiedene Rede mit dem Hinmers, daß es ihm vergönnt gewesen sei, nach und nach fast alle würt- tembergi'schen Truppenteile unter seine Führung zu bekommen und er könne freudig bestätigen, was Ludendorst in seinen Krregserinnerun.qen ausgesprochen hat: „Württemberg hatte nur gute Tivistonen". Am Schluß der R«de wurde dem General eine neue begeisterte Huldigung dargebracht. «
Stuttgart, 6. Juni. (Die Ernteftächenerhc - bung.) Ernährungsminiestr Graf erklärt zu der Meldung, daß er es abgelehnt habe, mit der Abordnung des Landw. Hauptverbanbs über die Verordnung der Ernte- stächenerhebnng durch Geometer zu verhandeln, solange der Verband seine Mißtranen-skundgebnng gegen den Minister aufrecht erhalte: Er habe es abgelehnt, mit den Herren Dingler-Calw u. Herrmanfl-Hohenmührin- gen, die sich als „Vertreter" des Verbands bezeichneten, ;u verhandeln. Diese beiden haben ihr Mißtrauen aufrecht erhalten und haben sich dann entfernt. Darauf habe er mit den übrigen Herren der Abordnung, die sämtlich „Mitglieder" des Verbands waren, sich aber ^ nicht als „Vertreter" desselben bezeichneten, weiter wer- ! handelt.' — Die Verordnung über Ernteslächenerhebung ' ist, wie- berichtet, inzwischen zurückgenommen worden. Wie verlautet, ist die Zurückziehung der Verordnung auf das Eingreifen des Staatspräsidenten Blos zurückzuführen. Auch der Vorstand der Landwirtschaftskammer hatte ein dringendes Ersuchen um Aushebung an das Ernährungsministerium gerichtet.
Stuttgart, 6. Juni. (Tod es fall.) Der in der Industrie- und Handelswelt weitbekannte Geh. Kommerzienrat v. Widenmann ist im Alter von 82 Jahrenf gestorben.
Einem langen schweren Leiden ist der 38 Jahre ! alte Sohn Walter des kürzlich verstorbenen Geheimrats Dr. Jung Hans in Schramberg erlegen.
Stuttgart, 6. Juni. (Tie U. S. P. und Minister Hey mann.) Die U.S.P. führt schon lange einen scharfen Kampf gegen Minister Heymann wegen Aushebung einzelner Äestimmungen des Ausnahmezustands (Versammlungen unter freiem Himmel usw.). Ter Lan- desvorstand der U.S.P. Württembergs Hst sich deswegen an die Reichsregicrung gewandt und, wie der „Sozialdemokrat" berichtet, folgende Antwort erhalten: Ter Ausnahmezustand für Württemberg besteht nicht. Es kann nur anheim gegeben werden, bei Vorgesetzter Behörde gegen Versammlungs- und Plakatoerböte Beschwerde zu führen.
Schwaigern, 6. Juni. (Streik der Müller.) Wie der „Leinfalboke" mitteilt, chabcn die Müller des ganzen Leintals einschließlich Schlüchtern und Großgartach s und des ganzen Zabcrgäus in einer dem Oberamt Angestellten Entschließung sich mit dem Verufsgenossen Dörr in Massenbach, dessen Betrieb geschlossen wurde, eins erklärt. Sie werden für einen Bürger von Massenbach oder Masscnbachhausen und für den Kommunalverbcind kein Getreide mehr mahlen, bis die Mühle Dörrs wieder aufgemacht ist. Sollte das Ernährnngsministerium weitere Schwierigkeiten machen, so werden sämtliche Müller ihre Betriebe überhaupt schließen. Die Bauern des unteren und oberen Zabergäus werden in den Lieferstreik ein- treten, sobald das Leintal damit beginnt.
Bsllmarirrgen OA. Horb, 6. Juni. (Schießunfall.) Hermann Weiß, der Sohn des Bauern Clemens Weiß, wollte seinen Armeercvoloer reinigen. Aus einmal ging der Revolver los und tötete eine Nähterin, die in der Stube am Tisch saß.
Saulgau, 6. Juni. (Drohender Wirte streik.) Ter Bezirkswirtsverein nahm einstimmig folgenden Antrag an: Wir sind bereit, dem oberschwäb. Brauereiverband für das Liter Faßbier 90 Psg. zu bezahlen. Können die Brauereien nicht darauf cingehen, so werden wir von einem bestimmt'» Tage an aus eine geraume Zeit
dauer unsere Betriebe schließen bezw. kein Bier mehp verkaufen.
Tetttiang, 6. Juni. (Der Stand der Hopfen.) In den württembergischen Frühhopfengebieten haben die Pflanzen schon zwei Drittel und mehr der Traht- höhe erreicht. Die Pflanzen stehen gesund und kräftig, sind in der Entwicklung gut voran und stellen so eine gute Ernte in Aussicht.
Altenstekg, 4. Juni. (Kein Stamm Holz verkauf der .St a d t g ein ei n d e.) Auf die von der Stadtgemeinde im Wege des mündlichen Aufstreichs angebotenen etwa 950 Festm. Stammholz wurden Höchstgebote von 125—236 Prozent, im Durchschnitt 200 Proz., der Forsttaxe abgegeben. Der Verkauf fand jedoch nicht ' die Genehmigung des Gemeinderats. Es wurde beschlossen, die Stammholzmenge zu einer späteren Abgabe zn- rückznstellen.
Frendenstadt, 4. Juni. (Die Zwangs wirt- f ch a f t.) Tie Amtsversammlnng beschloß einstimmig eine Entschließung an die Regierung, daß sie bei der Reichs- regierunZ auf eine alsbaldige Aufhebung der Zwangs- Lnrtschajt niit Ausnahme von Getreide und Milch hinwirke.
Schwenningen, 4. Juni. (Aus deruhren - Industrie.), Die Fachgruppe Großuhren des Wirtschafts- verbands der Deutschen Uhrenindustrie hat beschlossen, trotz der^iollständigen Absatzstockung in Deutschland, der z EinfuhrveWte in verschiedenen Ländern und der auch fl im Ansland fühlbar werdenden Wirtschaftskrisis zu versuchen, im Interesse der Arbeiterschaft ihre Betriebe, soweit sie Großuhren Herstellen, vorerst bis 15. Juli ds. Js. im bisherigen Umfang aufrecht zu erhalten, mit Ausnahme der Abteilungen für Hausuhrwerke und Hausuhren. Bei dieser Gattung Uhren muß eine sofortige, umfangreiche Einschränkung Platz greifen, da sie für die Ausfuhr kaum in Frage kommt. Ebenso werden. auch diejenigen Fabriken, die Taschenuhren erzeugen,
, gezwungen sein, Einschränkungen schon vor dem 15. i Juli dnrchzuführen. Der vielfach erwartete Preisabbau kann in der Uhreuindustrie, ebenso wie in der l gesaintcn Metallindustrie noch nicht eintreten. Die Preise i der zur'Uhrenfabruation erforderlichen Rohstoffe hängen j »nt der ungeheuren Lohnhöhe, dem Kohlenpreis und den f Transportkosten zusammen.
' Aalen, 4. Juni. (Besitzwechsel.) Ter bekannte Oasthof zum Schützen ging samt Mobiliar um den Preis von 164 000 Mark in den Besitz der Vereinigten Gewerkschaften über. — Tie Firma Gebr. Spiegler hat l die Herreumühle um 165 000 Mark käuflich erworben.
/Winnenden, 4. Juni. (Stiftung.) Die Stadtverwaltung wurde durch eine Stiftung von 10 000 Mk. überrascht, die der verstorbene Professor Kornbeck seiner Vaterstadt für wohltätige Zwecke zngewendet hat. Gleichzeitig überbrachte der Sekretär des Künstlers das der Stadtgemeinde gewidmete Bild Dorfinneres aus Baach. Auch die „Liedertafel" wurde für ihre Ehrung -am Gra be des Verstorbenen mit einem seiner beliebten Motive „.Heuerilte^PrDM.
Nerkarsnlrn, 3. Juni. (Motorradrennen.) Bei dem letzten internationalen Motorradrennen in Düsseldorf haben Neckarsulmer Räder 5 erste, 4 zweite und 2 f vierte Preise errungen.
Wettrsbrrst, 3. Juni. (W e i n verste! gerung.) Bei der Versteigerung der Weine der Weingärtnergcse'llschaft wurden pro Hektoliter 1300, 1400 uüd 1500 Mk. verlangt. Da sich zu diesen Preisen kein Käufer fand,
, wurde der Wem zu 1100, 1200 und 1300 Mk. abgesetzt, ohne Steuer.
Weik?rZ;»e'iM OA. Mergentheim, 3. Juni. (Seltener Selbstmor d.) Am Pfingstmontag hat sich der verwitwete Christoph Hörner von Hier im Bergwald den Unterleib anfg.'schnittm. Schwerverletzt kroch er nach zwei Tagen zu dem Laudenbacher Bahnwärter, von wo aus er in das Krankenhaus übenührt wurde. Gestern erlag der Bedauernswerte seinen schweren Verletzungen.
Hall, 3. Juni. (Gesprengte Wahlversammlung.) Eine Wah Versammlung der Bürgerpartei, in der Oberamtmann B'azille-Stuttgart sprach, wurde von Jugendlichen und Radikalen gesprengt. Tie Ruhestörer drana n bis ans d>e Bülm" vor und hmd" tm den
sie dieses Lächeln kostet-l Nur, al? Gräfin Klo-
cyrtde die Arme um sie schlingt uno ihre sa-ewenoe Mündel immer wreoer tyrer Lreoe und Anhnnglichlett velswyert — da ist es Liane einen Augenblick, arS .äffe sie zujammenvrectzen.
Jetzt kommt auch die Hochzeitsgesellschaft, um Abschied zu nehmen — voran der aste General, ans seinen Stock gestützt.
„Gost jegne Dich, meine Tochter!" sagt er gerührt, die junge Frau aus ditz Stirn lugend. „Uno bleibt nicht zu lange jort! Haltet bald Einzug in Birken- selde!"
Für einen Moment werden Lianes Augen se«ht, um gleich wieder kalt und abweisend zu blicken. Tenn soeben ist Liselotte d'Esterre herangetreten und will der jungen Frau die Hand reichen.
Als bemerke sie die ausgestreckte Hand nicht, wendet Liane sich ab.
Norbert reicht seiner Gemahlin mit einer Verbeugung den Arm, um sie zum Automobil zu führen. Sein Blick sucht den ihren.
Sie aber sieht ihn nicht an. S olz, hochaufgerich- tet, jeder Zoll die „zukünftige Herrin des Stammsitzes derer von Achenbach", schreitet sie am Arm ihres Garten die Treppe hinab.
Als er sie jedoch in das Automobil heben will, Weicht sie zurück. Ohne seine Hilfe steigt sie ein.
Etwas verwundert über ihr seltsames Gebaren, setzt er sich neben sie.
Hochrufe erschallen. Musik ertönt — —
Tann das übliche Knattern der Maschine.
Töff! Töff-
Davon saust das Automobil — hinein in die Nacht.
17.
Fürwahr — eine seltsame Hochzeitsreise, die Fahrt des jungen, freiherrlichen Paares — hinunter nach dem Comer See!
Zuerst glaubte Norbert, sein junges Weib sei müde nach der aufregenden Hochzeitszeremonie.
Als sie jedoch auf all seine besorgten Fragen nur mit einein kurzen „Ja" oder „Nein" anwortet, als sie jeder Berührung mit ihm ausweicht, als sie gar offenen Widerstand entgegensetzt, als er den Arm um sie legen und sie an sich ziehen will — da merkt er doch, daß ihr: Blässe und Einsilbigkeit einen tieferen Grund hat.
Auch als der Süderpreßzug sie durch mverschneite Tannenwälder und dröhnende Tunnelnächte über die Alpen keucht: als sie das Blau des südlichen Himmels über sich sehen und die Sonne wärmer auf sie herad- lacht; als Norbert in Bellagio in einem der ersten Hotels eine Reihe von Zimmern nimmt zu mehrwöchentlichem Aufenthalt — die junge Frau bleibt ihrem Gatten eine Fremde. Unnahbarer noch, als vor der Hochzeit.
Zuerst ließ Norbert sie gewähren. Er hoffte, daß diese unnatürliche Zurückhaltung, ja scheinbare Abneigung sich mit der Zeit legen würde.
Als jedoch mehrere Tage vergehen und Liane nur die notwendigsten Worte mit ihrem Manne wechselt, sich im übrigen zumeist in ihrem Schlafgemach ein- schließt — da hält es Norbert doch an der Zeit, sein junges Weib auf das Unhaltbare ihres Benehmens Legen ihn aufmerksam zu machen.
(Fortsetzung folgt.)
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