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(Enztalbote)

Amtsblatt für WWbad. Chronik und Anzeigenblatt

für das obere Cnztal.

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krlweint täglich, susgenommen Zonn- u. feiertags, kerugspreis mongtiich I7IK. 4.50, vierteljäbrlick 13.50 tnei ins ksaus geiielerl; «tünch clie polt bezogen im innerdeutschen Verkckr Mk. 13.50 unc! 90 kpg. pokt- beltellgelä.

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Druck der Buchdruckerei Wildbader Tagblatt; Verlag und Schristleitung: Th. Gack in Wildbad.

Nummer 121

, Sonntagsgedanken. DM.

- ..WM ^ Die göttliche Kraft. äKWN

laß den Glauben dir nehmen, den Anker bekümmerter L. Herzen:

M Wissen der Menschen ersetzt nimmeridie göttliche Kraft, l. '! ,, > - .ü.«-4 ^ ... . Mahlinan n.

Wochenrundschan.

Der deutsche Markknrs steigt fortwährend. Vor einer Anzahl Wochen wurde die Reichsmark in der Schweiz mit 4 Pfa. bewertet, heute gilt sie mehr als das Drei­fache. Und trotzdem wird nichts billiger, was man auch kaufen mag. Im Gegenteil. Wohin man sieht, nichts als Verteuerung und abermals Verteuerung. Mit dem Geld, was heute ein Zentner Kohlen kostet, konnte man fniher den halben Jahresbedarf einer kleineren Familie eindecken. Kunstfett zweifelhafter Herkunft kostet mehr als das Füuszehnfache van dem, was .man vor serbs Jahren für feine Tafelbutter bezahlt hat. Aus dem Weir- tabakmarkt find ungeheure Mengen schier unverkäuflich und nur ganz gute.Sorten finden glatten Absatz, in Deutschland aber wird für eine Zigarre, die in der Nähe bewohnter Gegenden nicht ohne Lebensgefahr geraucht werden kann, eine Mark und mehr verlangt. Für eine schlecht gefüllte Schachtel schlechter Zündhölzer werden 35 Pfg. verlangt, oft ist sie überhaupt nicht oder nur schwer zu bekommen, da Spitzbuben bereits wieder Zündhölzer im Großen Hamstern in der Hoffnung, daß unter dem Vorwand der neuen Steuern die Preise sich noch weiter in die Höhe treiben lassen. Von anderen Sachen wie Kleider, Schuhe usw. soll gar nicht geredet werden. Wenn alles mit rechten Dingen zuginge und wenn die jetzige Besserung der deutschen Valuta die Bedeutung hätte, die von ihr vielfach erhofft wird, so müßten die Waren in Deutschland jetzt, da der Markwert sich, wie gesagt,, verdreifacht hat, mindestens doch um ein Drittel billiger geworden sein, da etwa zwei Drittel der Verteuerung auf die erhöhten Arbeitslöhne, dm verringerte Arbeits­zeit, Erhöhung der Frachtgebühren und sonstige Um­stände, die die Selbstkosten bei der Warenerzeugung be­einflussen, anzurechnen sind. Die Besserung unserer Va­luta ist aber keine Folge einer Besserung der wirtschaft­lichen Verhältnisse Deutschlands, wenn anch durch dem flotten Verkauf Von Jndnstrieerzeugnissen, solange die Mark fast keinen Wert mehr hatte, Geld vom Ausland in Form von Wechseln ins Reich hereinfloß. Aber dieser Zufluß war verhältnismäßig nicht eben groß, sonst müßten nicht monatlich 3 4 Milliarden Papiergeld neu ausgegebcn werden. Tie Hebung des Markkurscs ist, wie wir bereits mehrfach hcrvorgehoben haben, auf ame­rikanische Spekulation zurückzuführcn, die darauf ausgcht, das durch den Krieg zerstörte Nebergewicht der deutschen Industrie auf dem Weltmarkt nicht mehr aus- kommen zu lassen. Tie deutschen Fabriken haben jetzt eine Menge Waren daliegcn, die im Ausland raum mehr verkäuflich sind, ganze Gsschästszwe'ge stocken und nicht wenige Betriebe sind ganz stillgelegt.

Aber die Stockung existiert nicht nur in Deutschland. Auch in den anderen Ländern liegen große Vorräte anf- gestapelt, Jndustrieerzengnisse und Rohstoffe, deren Absatz "um Teil gerade durch den plötzlich ausgetretenen, eben geschilderten großen deutschen Wettbewerb g hemmt wor­den war. Namentlich in den Vereinigten Staaten, die sich für eine große Ausfuhr nach Europa nach dein Krieg eingerichtet hatten, soll nach den Bvrsemeldungen die Warenanfchoppuna so bedeutend fein, daß manche Fabrike.. und Großhandelssirmen ihre Waren im Einzelverkanf abgeben, daß sie also zum Detailhandel übergehen, wo­durch die Kleinverkaufspreise mit einein Schlag bis um die Hälfte herabgingen. Amerika hat sich aber auch durch die schlaue und dochmenschenfreundliche Hilfsaktion" für die deutsche Valuta Luft gemacht und die amerikanische Ware hat die deutsche wieder vom Weltmarkt verdrängt. Wie lange die gegenwärtige Geschäitskrise für Deutschland a.chalten wird/ läßt sich nicht voraussehen. Wenn die

Miläbsö, 5am5wg, äen 29. Mm 1920.

Besserung der Valuta dauernd fein sollte, wird sie mich wieder . das ganze wirtschaftliche Leben heilsam beeinflussen müssen. Aber Werl sie nicht eine sozusagen aus der eigenen Volkswirtschaft lh-r- vorbrechende Naturkraft, sondern ,hauptsächlich eine Folge fremder Spekulation ist,' darf man von ihr auch uoch nicht so rasch eine tiefer greifende Um­gestaltung unserer Preisverhältnisse erwarten. Der An­passungsfähigkeit und dem^ Wagemut des freien Unter­nehmungsgeistes des Deutschen darf man Zutrauen, daß er auch diese Krise überwinden wird.

Tie sogenannte Konferenz in Spa ist nunmehr auf den 21. Juni angesetzt worden. Ter Obgxstc Rat hat aber mit der Bekanntgabe der Verlegung an die deutsche Regierung die verletzende Mitteilung verbunden, die deut­schen Vertreter werden wegen derVerletzungen des Frie- densvertrags" in Spa Rede und Antwort stehen müssen und es werde vom Obersten Rat entschieden werden, welche Mittel gegen künftige Vertragsverletzungen angewandt werden sollen. Das System derFaustpfänder", des Marschalls Foch geniale Idee, scheint also verbrieft wer­den zu sollen. Dieses Entgegenkommen war der Oberste Rat demWcltsieger" schon schuldig, «r konnte ja sonst diemilitärische Verantwortung" für die Niederhaltung Deutschlands nicht mehr übernehmen und hat mit seinem Rücktritt gedroht. Außer dem hochverdienten Herrn Poin- rurr -r-ßch uoch F-'.ch zu. verloren-. das. wäre doch für die Entente ein zu schwerer Verlust gewesen. In Puüktv Kriegsentschädigung scheint der Oberste Rat aller­dings, soweit man ans den verworrenen Berichten einen Schluß ziehen darf, die überspannten Forderungen er­mäßigt zu haben. Von den 120 Milliarden Goldmark war in den letzten Meldungen nicht mehr die Rede. Ter BerlinerVorwärts" -meinte allerdings, neulich, die von der deutschen Regierung bei den Wasienstillstandsverhand- lungen angebotenen 100 Milliarden werde Deutschland auch heule noch bezahlen können. Wie das aber gemacht werden soll, hat er leider nicht verraten. Ter englische Minister Bonar La w verkündigte, daß England wohl auf eine Kriegsentschädigung verzichten werde; zugleich erklärte er indessen, datz England an der Kriegsent-, schädigung in einem bestimmten Verhältnis znm fran­zösischen Anteil sich beteiligen werde. Ueberall Wider­sprüche und absichtliche Zweideutigkeiten. Von Interesse ist ferner die Meldung eines holländischen Blatts, daß die Finanzsachverständigen -der Wiedergutmachungskom- mission in Paris ein Gutachten abgegeben haben, die wirtschaftlichen Bedingungen des Friedensvertrags seien undurchführbar und der Vertrag müsse in dieser Richtung abgeändert werden. Unmöglich ist es nicht, daß Sach­verständige selbst in Frankreich zu einer solchen Einsicht kämen, die für jeden Besonnenen eine Binsenwahrheit ist. Ohne Zweifel würden aber die wirtschaftlichen Erleich­terungen durch andere Auslagen ausgeglichen werden. So soll Frankreich dnrchgesetzt haben, daß die Reichswehr ans 100000 Mann-bis Juli herabgesetzt sein muß. Llody George hätte also den deutschen Antrag, 200 000 Mann behalten zu dürfen, den er ,wohlwollend" zu prüfen in San Remo versprochen hatte, hinterher doch abgelehnt.

So werden dis deutschen Vertreter in Spa keinen leich-' teil Stand habeil, umsomehr, als so kurz nach den Wahleil

der Reichstag, der die neue Negierung zu bilden haben wird, tritt voraussichtlich erst am 16. Juni zusammen

die inneren Angelegenheiten der Reichsregierung kaum so weit geordnet sein können, daß sic gleich auch nach außen mit der nötigen Sicherheit austreten kann. Ter deutschen Regierung wäre daher eine weitere Verschiebung erwünscht. Sie weiß anch noch nicht, ob über die Wahl­zeit die Ordnung sich ausrecht erhalten läßt. In Re- giernngskreisen scheint man an einen Putsch zu glauben, nur weiß man nicht, ob er von rechts oder links kommen soll. DerBayer. Kurrier" meldete, daß die Rote Ar­mee in den Industriegebieten neu gebildet sei; sie wolle einen Putsch von rechts Vortäuschen, um dann den neuen Aufstand zu beginnen. In Grünberg (Schlesien) ver­öffentlicht der Landrat Erkelenz einen geheimen Mprd- befehl der Kommunisten, nach dem am Wahltag 13 an­gesehene Bürger ermordet werden sollten. Ein weiterer, der Oberförster Stucky in Grünberg ist schon vor eini­gen Tagen ermordet worden. Es mag also immerhin etwas Wahres an den Put sch g e ch t en sein.

Die weitere Vertagung der Besprechung in Spa wäre vielleicht aucb den Verbündeten nicht unaiigenctzm. Tie

54. fscllirggng

Abenteuerpolitik in Polen ist jämmerlich zusammen­gebrochen; die Polen sind von den Bolschewisten voll­ständig geschlagen und werden die Rote Armee wohl bald im engeren Polenland sehen. In Ursa (Mesopo­tamien) und Tyrus (Syrien) haben die Beduinen unter den besiegten Franzosen ein Blutbad angerichtet. Tie Engländer sind nicht nur ans dem Kaukasus, ihren: neuen Oelgebiet, von den Bolschewisten hinausgeworsen, son­dern haben auch ihre Flottille auf dem kaspischen Meer verloren: die Bolschewisten, jagen sic durch Persien, Rescht, Täbris, Urmia sind von ihnen besetzt und die Engländer räumen Teberan, die Hauptstadt Persiens, wo sie sich eine neue Provinz geschaffen hatten. Tie Perser verbünden sich mit den Bolschewisten gegen die Eng­länder. Da führt nun England man denke! mit den Bolschewisten Fried e'nsverhandlungen, und zwar in Moskau! Wenn man sich erinnert, wie die Frie­densabordnungen Deutschlands und seiner Verbündeten seinerzeit nach Versailles, St. Gernrain nsw. kommandiert und dort behandelt wurden, so ist der Umschwung doch recht bemerkenswert. Vor England steht eben immer das Gespenst der bolschewistischen Revolution in Indien.

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Neues vom

Schsidemann Oberbürgermeister von Berlin?

Berlin, 23, Mai. Nach einer Zeitnngsmeldnng wol­len die sozialdemokratischen Mitglieder der Berliner Stadtvertretung den bisherigen Oberbürgermeister Mer­muth znm Rücktritt veranlassen, da er ihr Vertrauen nicht mehr habe. An seiner Stelle soll der Oberbür^ ge « meiner von Kassel, Scheide mann, nach Berlin berufen werden. (DerVorwärts" bemerkt, die Kandi­datur Scheidemanns sei noch nicht erwogen worden-.)

Sozialistischer Putsch?

München, 28. Mai. Verschiedene Blätter melden, die sosialdcmocratischen und kommunistischen Umsiurzparteien in Bayern seien im Begriff, mit Hilfe der Noten Armee die Räterepublik gewaltsam dnrchzusetzen.

Die 2. Zone von Schleswig bleibt deutsch.

Kopenhagen, 28. Mai. Einem Telegramm derBer- lingske Tidendc" aus Paris zufolge hat die Botschaft terlonfcrenz die Beratungen der schlcswigschen Frage abgeschlossen. Es steht nun fest, daß die Clansen'sche Linie mit einer unbedeutenden Aenderung die zukünf-i tige Südgrenze Dänemarks bilden 'und daß die zweite Zone an Deutschland zurückgcgcüen werden wird.

Weitere Verschiebung der Besprechung in Spa.

Nom, 28. Mai. Ministerpräsident Nim teilte im Ministcrrat mit, die Besprechung in Spa werde wohl erst im Juli stattfinden.

Masaryk Präsident von Tschechien.

Prag, 28. MaiW In gemeinsamer Sitzung der bei­den Kammern der Nationalversammlung der tsckiecho-, siovalischen Republik nmrde heute die Wahl des Präsi­denten der Republik vor---- --n»-ir C4 wvrdr« insgesamt 411 gültige Stimmzettel abgegeben, von denen 284 aus Dr. Masaryk lauten. Die 'deutschen Abgeordneten und Senatoren haben leere Stimmzettel abgegeben. Masaryk ist gewählt. . -. -Ai

Die Finänzresorm in Ungarn. i

Budapest, 28. Mai. Der aus ehemaligen Finanz­ministern gebildete Finanzrat veröffentlicht die Grund-: züge eines mit dem Finanzminister Koranyi vereinbarten Finanzplans, in dem cs u. a. heißt, Steuererhöhnngen könnten allein den Fehlbetrag nicht decken. Deshalb müßten Maßnahmen zur Erhöhung des Geld-t w erts getroffen werden. Von entscheidender Bedeutung würde eine einmalige Vermögenssteuer sein. Das gegen­wärtige Papiergeld müsse eingetauscht werden. Da eine Notenbant infolge der Unsicherheit der zukünftigen Ge­staltung des Geldwerts noch nicht errichtet werden könne, werden in der Uebergangszeit Staatsnoten ausgegebcn. Der Umtausch gegen Banknoten wird zum vollen Nenn­wert erfolgen. Zur Deckung der Kreditbedürfnisse des Wirtschaftslebens müssen bei bankmäßiger Deckung neue Staatsnoten auSgegeben werden können. Zur Befrie­digung der Krcditbedürfnisse des .Staates dürfen Staats- ,löten nicht beansprucht werden. s,. . ( .DD st