Nur Ittü üttÜ Mann. ', -'K'ft.'
Paris, 18. Mai. Die Blätter melden, in der Besprechung in Hythe sei vereinbart worden, Deutschland dürfe vom Juli ab unter keinen Umständen mehr als 100000 Mann unter Waffen haben. (In San Remo hatte Lloyd George erklärt, die Bitte Deutschlands, 200000 Mann behalten zu dürfen, werde wohlwollend geprüft werden.)
Keine holländischen Ausgaben für den Kaiser.
Haag, 18. Mai. In Erwiderung einer Anfrage er- klärte der Minister des Innern, daß für den vormaligen deutschen Kaiser aus dem Staatsschatz niemals irgendwelche Geldmittel gezahlt worden seien. Für den vormaligen Kronprinzen seien insgesamt 14500 Gulden ausgegeben worden, um die Insel Wieringen für ihn em- znrichten. Solange der gegenwärtige Zustand fortdariere, werde in gleicher Weise wie bisher verfahren. Der Kaiser ist am 15. Mai nach Toorn übergesiedelt.
Deutsch-ungarischer Bauernbund. M Budapest, 18. Mai. Hier ist ein Deutsch-ungarischer Bauernb un d gegründet worden. Im Namen des Organisationsausschusses erklärte der Staatssekretär im Ministerium der nationalen Minderheiten, Dr. Steuer, die neue Organisation wolle verhindern, daß das patriotisch gesinnte Deutschtum unter die Führung unberufener alldeutscher Agitatoren gelange und wolle dahin wirken, daß ein friedliches Zusammenarbeiten zwischen Deutschtum uud Magyarentum auch weiterhin bestehen bleibe. Zum geschäftssühreuden Leiter des Buß" des wurde Dr. Steuer bestellt. .
Der Streik in Frankreich. ^ UM
Paris, 17. Mai. Wie der „Matin" meldet, sperrten heute die Eisenbähngesellschaften Orleans, Südbahn und Paris—Lyon—Mittelmeer ihre Reparaturwerkstätten. Davon werden 10000 Arbeiter betroffen.
Nitti bleibt Ministerpräsident. ftMip
Rom, 18. Mai. Da der Reformsozialist BonÄmi wegen der Haltung der Katholischen Volkspartei auf die Kabinettsbildung verzichten mußte, hat der, König den bisherigen Ministerpräsidenten Nitti neuerdings mit der Bildung des Ministeriums beauftragt. M.M
Neues Kabinett in Belgrad.
Belgrad, 18. Mai. Am 15. Mai ist ein Koalitions- labinett gebildet worden, in dem Vasnitsch (Radikaler) Ministerpräsident, Trumbitsch (Dalmatiner) Minister ohne Portefeuille ist. Das Kabinett umfaßt neun Mitglieder der ehemaligen Mehrheitspartei und acht Mitglieder der Demokratischen Partei, die die Opposition bildet.
Die Lage in Irland.
London, 18. Mai. Auf Irland wurden Truppen gelandet, die über das Land verteilt werden sollen.
Laut „Times" hat am l5. Mai ein Kongreß der Sin- feiner in Rosconiman beschlossen, die Ländereien, die nicht hinreichend besiedelt sind, den Besitzern sortzunehmen, im Notfall mit Gewalt. U.Der Grund und Boden in Irland ist größtenteils Eigentum von Engländern, die Iren sind nur Pächter.)
Krieg im Osten.
London, 17. Mai. Der „Times" wird aus Teheran vom IT Mai berichtet, daß Enver Pascha in Baku eingetroffen sei und die persische Regierung benachrichtigt habe, daß die auswärtigen Missionen in Baku mit Ausnahme der persischen gefangen gesetzt worden seien.
London, 18. Mai. (Reuter.) Drei Beauftragte der russischen Sovjets sind in England eingetroffen.
H«ag, 18. Mai. Die „Morning Post" schreibt: Jetzt, wo Armenien willenlos vor den Bolschewisten liegt, ist der Zustand im Osten noch ernster geworden. Kemal Pascha bedeutet in Anatolien eine Macht, mit der gerechnet werden muß. Euver Pascha steht mit 20000 fanatischen Anhängern im Kaukasus und findet viel Unterstützung bei den Kurdein Der Einfluß der Rüsten erstreckt. sich auf den Euphrat und den Tigris und die Bolschewisten werden kein Mittel verschmähen, um ihren Einfluß dort zu verstärken.
Politischer Mord. Ä
Benthe» i. O., 18. Mai. In Aktdorf, Kreis Pleß, ist der sozialdemokratische Parteisekretär Kroczek durch Revolverschüsse ermordet worden. Die Tat ist von groß-polnischer Seite ausgegangen. ^ ... l
Volles Einverständnis.
Wien, 18. Mai. Nach Mitteilung des polnischen Gesandten Sarota an Pressevertreter hat der polnische Minister des Aeußern auf seiner Reise nach Paris, San Remo und Rom bei den leitenden Männern der Entente volles Verständnis für Polens Haltung gegenüber Sovjet- Rußland gefunden. Der polnische Vormarsch sei als notwendige Maßregel gewürdigt worden. In der Dan- ziger Frage werde dem polnischen Verlangen nach Durchführung des Versailler Vertrags Rechnung getragen. Zur Konferenz in Spa würden Vertreter Polens zugezogen werden. ,
Bolschewismus in Frankreich.
-Paris, 18. Mai. Nach dem „Journal" hat die Untersuchung gegen die Gewerkschaftsführer Schriftstücke zutage gefördert, die erweisen, daß der Plan bestand, in Frankreich die Sovjetrepublik zu errichten. Sechs Anarchisten sind verhaftet. ..-7 -..; -
Vermischtes» '
Kalendermerkwürdigkeit. Seit dem 1. März d. I. stimmt der Kalender 1920 genau mit dem des Jahres 1915 überein, und zwar nicht nur bezüglich der Wochentage, sondern auch aller Festtage. .'
Teure Brücke. Die Stadt Augsburg laßt eine neue Brücke über die Wertach bauen. Der Voranschlag von 1914 betrug 400 000 Mark, jetzt sind die Kosten auf'3,7 Millionen berechnet morden. . , .
Deiikmallchli'lidung. Aus dem Hindenburg Gedenkstein in M e i- ningen wurde die bronzene Tafel ausgcbrochen und gestohlen. Dem'Denkmal des Dichters Otto Ludwig wurde die Büste abgeschlagen.
Die geschmuggelten Iuws'e». Das Gericht in Trelleborg (Schwedens ha! die Gräfin Soims-Wiidenfels und den Dr. Stockhausen, die Juwelen des Prinzen von Wied (des früheren Fürsten von Albanien) und anderer Personen im Flugzeug nach Schweden verbrachten, wegen ungesetzlicher Wareneinfuhr zu je 50 Krone» Geldstrafe verurteilt. Die Juwelen, die einen Wert von einige» Millionen haben, werden gegen die Entrichtung der Zollgebühren den Eigentümern zurückgegeben.
Verschleuderung von Äeeresgut. In einem Prozeß, der vor. einigen Tagen in Berlin zur Verhandlung kam, wurde folgendes miigeteilt: Das Reichsvcrwertuugsamt, jetzt „Reichstreu- handgcselischaft" geuuimt, verkaufte au einen Kaufmann Mar Fröhlich 825000 neue Tornister, das Stück zu 3 (drei) Mark, ferner 50 000 Paar H ckeisentaschen das Stück zu 2.50 Mk., 6200 Packtaichen zu 20 Mk. das Stück, 4000 Patronentaschen 2 Mk., 250 090 Kinuriemen 7 Pfg., 4000 Tragriemen 1.00 Mk., 34 000 halbfertige Stahlh.stme 3 Mk., 17 300 Pistolentaschen 3.50 Mb-, 17 000 Fliegerstnrzhelme 1 Mk., 380 Paar Ledergamnsthrn 3 Mk., 1650 Ledermützcn 2 Mk., 620 Lederhandschuhe 59 Pfg., 300 Kopfhauben 2 Mk. das Stück. An die Firma Ariel und Farchi wurden im März 1920 abgegeben: 15163 Pelzjacken zu 12 Mk. das Stück, 311 Pelz, decken 12 Mk., 49 Nacktpelze 20 Mk. das Stück. Auf diese Preise wurde, da in der Nationalversammlung der Verkauf zur Sprache gebracht wurde, 88, 38 und 230 Mk. für das Stück nachbezahit. Die Firma Schwarzschild und Sulzberger — Schwarzschild ist Direktor, Sulzberger Äufsichtsrot der Per- weriungsstelle — Knuste von dem Bekleidungsamt in Breslau MHiiärröcke zu 24 Mk. und gab sie an die Justizverwaltung daselbst um 38 Mk. weiter. All den russischen Staatsangehörigen Litwin wurden nach der „Krcuzztg." sämtliche in Deutschland noch besindlichen Feldküchen, Frlübackösen nebst Protzen und Reservetriie im Gesamtwert von etwa 2 400 009 Mark durch das Reichsverwcrtnngsamt verkauft zum Preis von 400 Mk. das Stück (Nennwert 8000 Mk.). Nach Litauen sollen 10 000 vollständige Miliiärgaruituren (Waffenröcke, Hosen, Mäntel usw.) geliefert worden sein. — Unsere Handwerker hätten für diese Waren gewiß gern weit höhere Preise bezahlt.
Lliftverbchr Holland—En.land. Zwischen Holland und England ist ein regelmäßiger Flugdienst ausgenommen worden. Gestern mittag landete in Amsterdam, von London kommend, bas erste englische Flugzeug. (
— Seuchenkommissar. Zur Leitung des Verfahrens bei Bekämpfung der Maul- uud Klauenseuche wurde der zweite tierärztl. Berichterstatter im württ. Ministerium des Innern, Regierungsrat Tr. Mayer, bestellt.
— Falsche Silberrnnnzen. In neuerer Zeit sind falsche Neichssilbermünzen, besonders zn 1 Mk. und 5 Mk. angenommen worden. Die Falschstücke haben ein geringeres Gewicht, sie sind meist spröde und leicht zerbrechlich und fallen durch Farbe und Glanz auf, da die Zusammensetzung eine andere als die der echten Stucke ist.
Kinderspende. In Chile werden Sammlungen für
notleidende Kinder in Deutschland veranstaltet. Als erste Spende sind dieser Tage 50 000 Büchsen eingedickte Milch für Waisenkinder su Berlin und Hamburg einge- troffcn. ^ : ch' - . ... - ^
Gegen die Schandtaten der schwarzen Truppen im besetzten Gebiet hat die F r an e n a b teil n n g des über 160 000 Mitglieder zählenden Ev. Volksbunds für Württemberg soeben einen entrüsteten Protest an den Reichskanzler sowie die Gesandten der Entente- und einiger neutraler Staaten in Berlin gerichtet und im Namen der allen Kulturvölkern heiligen weiblichen Ehre gebeten, sich für' die Zurückziehung dieser Truppen und die Verhinderung ähnlicher Greuel mit allem Nachdruck einzusetzen. ^ ^ ft g
Eingehen?» Parteiblatt. Es vwiautet,' daß ein Parteiblatt in Stuttgart in nächster Zeit sein Erscheinen cinstciien werde.
Druckfehler. In unserem Wochenbericht über die Produktenbörse ist als Haberpreis zu lesen: 140 Mark der Zentner.
Furchtbare Explosion. Im rhwmiigen Gefangenenlager von Anbigny bei Le Maus in F reich ist ein Schuppen, in dein 400 000 Kg. Pulver gelogn. aren, abgebrannt. Es wurde schwerer Schaden angc'richiet. Wie durch ein Wunder konnten weitere Schuppen, in denen 5 Millionen Kg. Pulver sich befanden gerettet werden.
Wie die Alten smrge« ... In der Stadt Pol- zin in Pommern war ein Karussell aufgebaut, das sich natürlich eines lebhaften Besuchs seitens der Jugend zu erfreuen hatte. Halbwüchsige Burschen versuchten, das bereits in Bewegung gesetzte Karussell noch mit. Gewalt zu erklimmen und rissen hierbei einen „Elefanten" los, der in die Zuschauermenge geschlendert wurde. Es wurden mehrere Kinder verletzt, ein 13jähriges Mädchen trug einen schweren llnterschenkelbruch davon. Infolge dieses Vorgangs wurde das Karussell polizeilich gesperrt. Am nächsten Abend demonstrierte ein Zug von etwa 150 Kindern in den Straßen und verlangte vor dem Hause des Bürgermeisters die Freigabe des Karussells!!
Un'cr b-'tzlcr Besitz. Die „Koblenzer Z-iinngch läßt sich, ans
Städte» anznkaufen, von denen erwartet wird, daß sie bei der Aufnahme der Bautätigkeit noch im Wert steigen werden. — Wie lange will Volk und Regierung noch zusehen, w,e unser letzter und wertvollster Besitz, der .deutsche Boden, uns unter den Füßen weggezogen wird?
Papier in Hiiüe und Fülle scheint es für die Verleger von Schundliteratur^ zn geben. Denn anders wird man oie vielgelesenen gststiosea Romane von Hedwig Eourlhs-Mahler kaum nennen dürfen, von denen, wie die „Dresdener Bolkszeitung mitteilt, im Okicgicr vorigen Jahrs nicht weniger als 6 Neuerscheinungen in einer Auflage von 180 000 Exemp.aren nn- gekündigt wurden. Nicht genug damit, will derselbe Verlag das Publikum mit 4 weiteren Romanen anderer Verfasser, aber von qlcicker Höhenlage beglücken, für die 90 000 Exemp.are vorgesehen sind. Das macht zusammen 270 000 Bücher gleich 5 400 000 Bogen Papier, deren Beschaffung keinerlei Schwierigkeiten zu begegnen scheint. — Und daneben müssen Tageszeitungen und wertvolle Zeitschriften ihr Erscheinen einstelien und werden gute Bücher gar nicht mehr neu aufgelegt — aus Papcer- mangel.
Schenkung. Das saarländische Mitglied der Regierungskommission, Herr von Boch (Billeroy und Doch), hat den größten Teil seines vom Völkerbund auf 100 000 Franken festgesetzten Jahreseinkommens der Abteilung für Wohlfahrt der Saar- regierung zur Verwendung für wohltätige Zwecke zur Verfügung gestellt. r
Zeitschriftvrrbot. Die Rheinlandkommission der Verbündeten hat die Einfuhr der Zeitschrift „Kladderadatsch" in den besetzten rheinischen Gebieten, auf zwei Monate verboten. v-
Fliegende Friseurstuüen. Die streikenden Friseurgehilsen in Berlin haben nach Wiener Muster über 200 „fliegende" Friseurläden eingerichtet, in denen kostenlos für die Verschönerung des Publikums gesorgt wird. In jedem Lade» liegt ein Spendenbuch für freiwillige Gaben auf,' die in die Streikkasse abgefiihrt werden sollen.
Fariendisbstahl. In der Bad. Anüin- und Sodafabrik in Ludwiashafen sind große Mengen von Anilinfarben von bedeutendem Wert gestohlen und durch Hehler verschoben morden. Bis jetzt sind 7 Arbeiter verhaftet. In München wurden 8 Hehler sestgenommcn und 6 Zentner Farbstoffe beschlagnahmt. ^
Abgcfliirzt. Der 35jährige, verheiratete Kontrolleur Wilhelm Hahne in der Zahnradfavrtk in Frtedrichshafen, eiir tüchtiger Bergsteiger, ist am Sonntag beim Abstieg von der Limba- Spitze, im Scesaplana-Gebiet, 400 Meter tief abgestürzt. Die Leiche wurde durch die Bludenzer Rettungskolonne zu Ta! gebracht.
Dis Geschäftsstockung. Ig der Pfalz haben vier Fabriken den Konkurs anaemeldcst ' andere Fabriken kabcn den Be-
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Fast alle Vorübergehenden bleiben 'ne Sekunde lang stehen. Einige blicken lächelnd herauf nach der hellerleuchteten Fensterreihe. Andere lauschen auf die soeben wieder einsetzende Musik. Wieder andere starren jkirnrunzelnd empor und gehen dann rasch, wie unmutig weiter.
„Wieviel Menschen es in Berlin gibt!" meint Liane verwundert. „Und wieviel Arme wohl darunter! Wie die uns hassen müssen! Taß wir hier oben uns amüsieren und reich gekleidet gehen, während sie arbeiten müssen und vielleicht kaum genug zu essen haben!" - Tie naive Nichtigkeit ihres sozialen Empfindens srcut ihn.
„Gab es. in Südafrika, wo Sie lebten —, wie hieß doch gleich der O>K ...>,«>§
. „Büssel-Goldfeld." ^ ^ ' '
„Ach ja Büffel-Goldfeld! Gab es in Büffel« Goldfeld keine Armen?"
ja. Aber wir waren alle gleich. Mal arm, mal reich. Einen Unterschied gab es nicht. Sehen Sie die arme Frau da hinten!" fährt sie, sich über die Brüstung lehnend, mitleidig fort. „Wie müde sie herangeschlichen kommt! Und wie eingefallen ihr Gesicht ist! Gewiß hat sie Hunger! ... Ach, könnte ich sie doch Heranrufen und ihr zu essen geben und sie Champagner trinken lassen, soviel sie mag!"
Voll wachsenden Interesses beobachtet Norbert ihr bclebres, von echtem heiligem Mitleiden verklärtes Gesicht , c .
„Meinen Sie, daß ich ihr Geld herunterwerfen darf? Wird sie es übel nehmen?" flüstert sie erregt..
„Sicher nicht, Fräulein Arevallo!" !
Schnell fahren Lianes Hände in der duftigen Spitzentoilette auf und nieder. Ein Ausruf des Mißmuts entschlüpft ihr.
„Tiefe dummen Kleider! Nirgends eine Tasche! Geben Sie mir rasch -"yas Geld! Aber rasch! Rasch! Sic sehen doch, die Frau ist gleich vorbei!"
Während Norbert noch in der Tasche nach seinem Portefeuille sucht, ist die Frau bereits unter dem Balkon angekommen.
„Liebe Frau!" ruft Liane in gedämpftem Ton hinunter.
Tie Arme schreckt zusammen und richtet ihre glanzlosen Augen auf den Balkon. Beim Anblick der reich- geschmückten, vornehmen Tame will sie wieder fortschleichen.
Ta fällt etwas direkt vor ihren Füßen nieder.
Sie bückt sich und hebt ein breites goldenes Armband auf. Fast erschrocken hält sie es empor.
„Behalten Sie! Es gehört Ihnen!" nickt Liane eifrig.
Einen Augenblick ist die arme Frau wie erstarrt. Sie kann das Glück noch nicht fassen. Tann drückt sie das Armband an ihre Brust, blickt noch einmal hinauf zum Balkon, während ihre zitternden Lippen murmeln: „Gott segne Sie!" und humpelt davon.
Eine kurze Zeit noch schauen Norbert und Liane ihr nach Tann tritt der Mann etwas zurück.
„Das war schön von Ihnen, Fräulein Arevallo!
Sie haben soeben zwei Menschen glücklich gemacht!"
„Zwei —?" verwundert sie sich.
„Ja Tie arme Fra» da unten und — sich selbst!"
Ein großes Staunen tritt in Lianes Augen: daran hatte sie gar noch nicht gedacht. Aber er hat recht. Auch sie selbst ist in diesem Moment glücklich. Sehr glücklich sogar. —
Liselotte d'Estcrre hat zn dem heutigen Fest mit besonderer Sorgfalt Toilette gemacht. Tie letzten Goldstücke. die am Monats,cl'.luß noch im Kasten lag n, hatte sie der alten Großmuff r vbgeluchsk, um sich etwas , ganz Apartes zusammenschneid^'n zu lassen. Sie weiß, daß sie wieder mal „blendend schön" aussieht in ihrem aprikosenfarbenrn Samtkl id mit Heliothropsträußchen ein?, Tatsache, di sie immer wieder anhören muß.
Aeußerlich ist Liselotte wieder ganz sie selbst, die stolze, vollendete Weltdame, die eine herablassende Miene als etwas Selbstverständliches die ihr gezollten Komplimente entgegennimmt und lächelnd aus der Ober- ) fläche das Lebens dahintänzelt. Wie es in ihr aussieht, ! ahist niemand. Auch nicht in vollem Umfang der Ur- ! Heber ihres Leids, Norbert v. Achenbach. i
Obgleich sie glaubte, sich damit abgefunden zu haben, ! öaß sie niemals Norberts Gattin werden könne, so traf sie doch die Gewißheit, daß er ihr nun für immer verloren ist, wie ein Tonnerschlag. Das Gute und das s Böse, das in diesem Mädchenherzen beständig mitein- ! andc um die Herrschaft ringt, kämpft auch diesmal einen erbitterten Kampf. Ihr Stolz sagt ihr: „Vergiß ihn!" Ihr Herz erwidert: „Er ist mein alles auf dieser Welt, obgleich ich ihm oberflächlich erscheine und leichtlebig und kalt! Ich kann ihn nie vergessen!"
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