Letzte Nachrichten.

Berlin, 18. Mai. Das Reichswirtschaftsministerium, das in allen Selbstverwaltungskörpern ein unbedingtes Einspruchsrecht, besonders gegen Preiserhöhungen, besitzt, beabsichtigt diese seine Stellung noch mehr zu sestigcn, in­dem es in alle Selbstverwaltungsorganisationcn Vertreter der reinen Verbraucher, vor allem Arbeiter, Konsum- Vereine, Stadtverwaltungen hineinversetzt, die gegen über­mäßige Preissteigerungen stimmen können. Auch daran wird'gedacht, Beamten und Haussrauenvereine in die Körperschaft hincinznbringen.

Griechenland als Kriegsgewinnler.

Paris, 18. Mai. Havas meldet ans Washington, der Senat habe eine Entschließung Lodges angenommen, der zufolge Epirus einschließlich Koritza, die Inseln des Aegäischen Meeres und die Westküste Kleinasiens, Grie­chenland zugesprochen werden müssen.

Ein Tauchboot gesunken.

Stockholm, 18. Mai. Eines der größten und modern­sten Unterseeboote Schwedens ist im Hafen von Karls­krona. gesunken. Menschen befanden sich während des "-Untergangs des Bootes nicht an Bord.

Die Brotnot. Die Reichsgetreidestelle fordert die selbstbewirtschaftenden Kommunalverbände auf, sämt­liche Vorräte an Getreide und.Mehl, die den für die versorgungsberechtigte Bevölkerung bis,15. Juni 1920 erforderlichen Bedarf übersteigen, an die Reichsgetreide- stclle abzuliefern, da ihre Bestände nahezu völlig er­schöpft sind. Die Reichsgetreidestelle will die Miefe- rung aus dem Auslandsgetreide, dessen Ankunft in den nächsten Wochen erwartet wird, wieder ersetzen.

Reichsviehzählung. Am 1. Juni d. I. findet im Deutschen Reich eine Viehzählung statt, die sich auf Rindvieh, Schafe, Schweine und Ziegen erstreckt. Die Ergebnisse der Viehzählung dienen lediglich den Zwek- ken der Staats-und Gemeindeverwaltung und der Förde­rung wissenschaftlicher und gemeinnütziger Aufgaben. Die Angaben dürfen nur Zu amtlichen statistischen Arbeiten, dagegen nicht Zu Steuerzwecken genutzt werden. Die Be­nutzung der Zählergebnisse für Maßnahmen der öffent­lichen Bewirtschaftung ist Zulässig.

Zuckerrübenbau 1920. Nach Umfrage des Ver­eins der deutschen Zucker-Industrie vom 5. bis 15. Mai beträgt die Zuckerrübenanbaufläche in diesem Jahr 280 207 Hektar gegen 270125 Hektar im Vorjahr, das ist eine Vermehrung von 3,7 Prozent. Am stärksten ist die Vermehrung prozentual in der Provinz Branden­burg, Mecklenburg und Pommern.

Hundegrippe. In N eck arsulm verendete in letz­ter Zeit eine Reihe wertvoller Hunde m auffallender Weise. In voriger Woche krepierten allem 7 schone Tiere. Man vermutete, die Tiere seien vergiftet wor­den. Nach Feststellungen bekannter Tierärzte m Wems- berg und Stuttgart ist die Huudegrippe die Ursache de^> großen Huudesterbcns.

Dev Sturz der polnischen Mark ist in den letzten drei Monaten ganz gewaltig. Zahlte man Mitte Fe­bruar für 100 polnische Mark noch 62-63 deutsche Mark, so war sie Anfang April bereits auf 4446 gefallen und stand Mitte April bereits auf 32-33. Gegen Ende April erholte sie sich bis auf 40-44, fiel aber in den ersten Maitagen bis auf 25. Alsdann trat eine kleine- Erholung ein, bis am 15. Mai ein Sturz bis auf 19 eintrat. Gerüchtweise soll die Reichsbank starker Ab- gebcr gewesen sein. Indessen steht der augenblickliche Kurs im richtigen Verhältnis, wenn man bedenkt, daß der nordamerikanische Dollar, der in Berlin 47 wertet, in Warschau etwa 200 notiert, d. h. ein Dollar ist 47 deutsche und 200 polnische Mark wert.

Feuerbach, 18. Mai. (Diebereien.) Bei der Firma Robert Bosch wurden von einem Arbeiter ver­schiedene Werkzeuge entwendet. Ein junger Kaufmann der Firma hat 58 000 Mk. unterschlagen und ist flüchtig.

Ebingen, 18. Mai. (Amerikanerspende.) Un­ser Landsmann Karl Jakob Beck in Los Angeles in Ka­lifornien sandte einen Scheck auf 27 586 Mk., wovon die Hälfte dem Waisenhaus der Augustenhilfe, die an­dere dem städt. Spital zukommen soll.

Biberach a. Riß, l 8. Mai. (Nnwetterkata st r o- ph e.j Wie schon berichtet, ging am Sonntag mittag über die Pfarrdörfer Rott» m und Mittelb u ch ein furcht­bares Unwetter mit Hagelschlag nieder. Eine Windhose riß in Rottum 1215, in Mittelbuch 2 Häuser zu­sammen. 7 Personen wurden verletzt, 2 davon schwer. In Mittelbuch sind fast alle Häuser. beschädigt. Tie Obstbäume wurden entwurzelt und auch im Wald schwerer Sturmschaden angerichtet. Ter Haae'schlag hat d:e Win­terfrüchte sehr mitgenommen. Bei Rottum steht fast kein Obstbaum mehr aufrecht. Auch Vieh wurde erschlagen. Ter Schaden geht in die Millionen. Eine öffentliche Hilistätigkeit wird sofort eingelcitet werden.

Vom Oberland, 18. Mai-. (Heuernte.) Wenn das Wetter es fügt, wird im Allgäu und in der Raveus- burger Gegend in dieser Woche mit der Heuernte be­gonnen.

Vom Bodensee, 18. Mai. (Au frührProzess.) Während der Räteherrschait war auf Ersuchen der Re­gierung Hoffmann am 9. April v. I. eine Württemberg?-

sche Truppenabteiluncs näckf Reutin bei Lindau erbeten worden, um die aufrührerischen Arbeiter zu entwaffnen. Diese leisteten bewaffneten Widerstand. Das Volksgericht Kempten verurteilte nun gestern 22 Arbeite wMn Auf­ruhrs und Landfriedeusbruch zu je 6 Monaten, den Rädelsführer Bauer zu 8 Monaten Gefängnis.

Tübingen, 18. Mai. (Gefährliches Schläf­st u l v e r.) In der Ammergasse hat ein Mädchen sicht beim Einnehmen von Schlafpulver vergriffen und ist nicht wieder aufgewacht.

Urach, 18. Mai. (Diebstahl.) In der Dettinger Papierfabrik find dem Meister die Arbeitslöhne mit über 20 000 Mk., ehe er sic auszahlen konnte, abhanden ge­kommen.

Bairrsbronn, 18. Mai. (Ortsvorsteherwahl.) Bei der Schultheißenwahl am Sonntag wurde im 3. . Mahlgang Schultheißenamtsverweser Berger m.it 1670 Stimmen gewählt. Sein Gegenkandidat, Ratschreiber K. Sigloch, erhielt 1596 Stimmen. Beim 2. Wahlgang hat­ten beide Kandidaten die gleiche Stimmenzahl erhalten.

Klosterreichenbach, 18. Mai. (Mord.) Im Wald bei Heselbach wurde die seit einigen Tagen vermißte 24- jährige Anna Sei dt mit durchschnittenem Hals tot auf- gesundep. Zweifellos liegt ein Verbrechen vor.

Ulm, 18. Mai.' (Guter Abschluß.) Die C. W. Magirus A. G. hatte im abgelaufenen Geschäftsjahr einen Reingewinn von 738 336 Mark. Ter Vorstand schlägt die Verteilung einer Dividende von 14 Proz. aus das Stammkapital von 4 500000 Mark vor. ' Die Firma hat sich nun auf den Bau von Eisenbahnwagen ein­gerichtet.

Der Monteur Joseph Schneider und der Kauf­mann Joh. Knoblauch, die in Neu-Ulm Fette im Wert von 35 000 Mark gestohlen hatten, sind in Mün­chen verhaftet worden. Auf einem Langholzfuhrwerk wurden zwischen den Balken versteckt 3 geschlachtete Käl­ber und 2 Schweine gefunden. Ter Fuhrmann wußte von nichts. - ^ ^

Blaubeuren, 18. Mai. (Einbruchsdiebstahl.) In Oppingen sind in der Nacht auf Sonntag etwa 60000 Mark für Haber eingenommenes Geld durch Ein­bruch gestohlen worden. '

Ochsenhausen, 18. Mai. (Hagel sch lag.) Am Sonntao nachmittag ging über unsere Gegend ein schwe­res Hagelwetter, begleitet von einer Windhose, nieder. In Rottum stürzten Gebäude ein. Roggen ist bis zu 90 Prozent vernichtet. Es ist Schaden von mehreren Millionen Mark entstanden. (Gewitter mit schwerem Hagelschlag werden noch aus dem Oberamt Leutkirch, Na­gold und Münsingen gemeldet.) ^

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