W»4te Mädchen durch das Haus auf die Straße, wo es rot zusammenbrach. Frau Schönthaler wurde in das Bezirks- trankenhaus eingeliefert; sie ist schwer, anscheinend jedoch nicht Kbensgefichrlich verletzt; die Verletzungen des Sohns sind leich­ter Natur. Der Mörder wurde noch in der Nacht in das Amts- ^r chtsgefängnis eingeliefert; er führt verworrene Reden; ob «r die Bluttat in normalem Zustand vollbrachte, wird die ein- «eleitete Untersuchung ergeben. Die Aufregung in Ottenhausen Wer die Tat und die Teilnahme an dem Unglück ist allgemein, umsomehr als die Familie erst vor 2 Monaten den Ernährer imrch Tod verlor.

Neuenbürg, 28. März. Die 2. Mannschaft der Fußball- «tzteilung des Turnvereins Neuenbürg trug ein Frcundichasts- tzstel gegen die 1. Mannschaft des Fußballvereins Conweiler «us. Nach überlegenem Spiel siegte Neuenbürg mit 6 :1 -voren.

Wildbad, 23. März. (Sitznng des Gemeinde r a t s.) »«wesend Vorsitzender und 12 Mitglieder. Die Voranschläge deS städtischen Haushalts, der Ortsarmenpflege, der Votts- Kulkasse, der Realschulkasse und der Bergbahnverwaltung für »aS Rechnungsjahr 191920 werden beraten und festgeitellt. Die Hinnahmen der Stadtkaffe werden dabei auf 901 865 Mark (Borjahr 660 126 Mark), die Ausgaben auf 1266 865 Mark «Zorjahr 789 098 Mark), das Defizit auf 365 000 Mark (Vorfahr IW 972 Mark) festgesetzt. Letzteres, wird durch eine lOprozentige »Mage auf die Ertragskataster aus Grundeigentum, Gebäude u»d Gewerbe mit 122 8.W Mark und durch Erhebung einer Ge­meindeeinkommensteuer von 100 Prozent der staatlichen Ein­heitssätze mit 121051 Mk. und durch Entnahme von 121111 Wik. «uZ den Holzübererlösen des kommenden Arechnungsjcchrs auf- »ebracht werden. An Gemeindenutzungen kommen pro 191920 174 000 Mark zur Auszahlung. Die beträchtliche Steigerung «Her Rohmaterialprcise und der Arbeitslöhne machen die Er­höhung der Preise für Gas, elektrischen Strom und Koks Notwendig. Mit Wirkung vom 1. April an werden die Preise Mie folgt festgesetzt: Einheitspreis für Gas 60 Pfennig für ein Kubikmeter, für elektrischen Strom: für Beleuchtungszwecke 1 Mark pro Kilowattstunde, für Kraftzwecke 50 Pfennig pro Kilowattstunde, für Koks für ein Zentner 12 Mark. - Die Mietzinsentschädigung der Lehrer der hiesigen Volksschule wird Mit iWrkung vom 1. April 1920 an von 500 Mark au; 650 Mk. «höht. Der durch Hochwasser beschädigte Wiesenweg ent­lang der Enz von der Marienruhe bis zum Ziegelhüttenweg M auf Kosten der Stadt wieder in Stand gesetzt werden un­ter der Voraussetzung, daß der Weg wie bisher als Spazierweg henützt werden darf. Dem hiesigen Fußballverein werden die zur Einfriedigung des Sportplatzes auf dem Lautenhof nötigen Stangen unentgeltlich aus dem Stadtwalde angewiesen. Di? Beifuhr der Stangen und die Herstellung der Umzäunung und Lore hat der Verein auf seine Kosten besorgen zu lassen. Kerner wird dem Verein die auf dem Grundstück stehende Scheuer als Sportshütte überlaffen. Die Wohnungsnot wird mrch hier von Tag zu Tag großes, trotzdem die Stadtgemeinde »urch Ankauf von bisher der Fremdenüeherbergung dienenden Häusern und durch Wohnungseinbauten in städtische Gebäude «iS jetzt schon 32 Wohnungen neu geschaffen hat. Nach den Anmeldungen bei der Wohnungskommission suchen hier über «V Familien noch Wohnungen. Die Stadtgemeinde sieht sich deshalb zu weiteren Maßnahmen zur Bekämpfung der Woh­nungsnot veranlaßt. Unter anderem will sie auf ihrem Grund- Aück an der Rennbachstraße 2 Doppelwohuhäuser mit je L.Woh- «ungen, zusammen 16 Wohnungen, erbauen, deren Baukosten Ich nach dem vom Stadtbauamt gefertigten vorläufigen Vor- «nschlag auf je 350 000 Mark, zusammen 700 000 Mark belau­ern. Zu den Baukosten soll um ein Reichsdarlehen gemäß der Unisterialverfüguna vom 3. März 1920 nachgesucht werden, ierner wird beschlossen, das Gasthaus zumBadischen Hof" der irl Trautz'schen Eheleute hier um die Summe* von 170 000 :ark käuflich zu erwerben. In das Anwesen können 910 leinere Wohnungen eingerichtet, auch kann das Anwesen mit :iner geschickten Lage beim Bahnhof weiteren städtischen Zwei­en dienstbar gemacht werden. In der gleichen Absicht wird der Ankauf des Gasthauses zum Jägerstüble samt Hausanteil hin­ter dem Rathaus von A. Huß, Gastwirt hier, um 95 000 Mark Genehmigt. Der Gehalt der Arbeitslehrerin Seyfried in Sprollenhaus wird von 140 Mark auf 300 Mark erhöht. Anstelle des nach Stuttgart beförderten Sekretärs Max Gruh- ler wird Verwaltungspraktikant Julius D'Argent in Oellingen

4 Stunden an Klasse 5 der Volksschule mit einem Aufwand von 1440 Mark wird genehmigt. Bergbahnverwalter Edel­mann sucht auf 1. Mai ds. Js. um seine Enthebung von seiner Stellung als Bergbahnverwalter und Beamter der Drtsbehörde Pr die Arheiterversicherung nach und um Beurlaubung bis Nchin infolge Erkrankung. Dem Gesuch widr entsprochen. ES folgen noch verschiedene kleinere Gegenstände und sonstige Lerwaltungsangelegenheiten.

Wildbad. L9. März. Bei herrlichem Frühlingswetter, das eine stattliche Zahl Zuschauer auf den Sportplatz beim Lauten­hof lockte, lieferten sich die beiden Mannschaften des Wildbader Fußballvereins und des Calmbacher Sportklubs 2 wunder­schöne, freies Spiel zeigende Wettspiele. War Calmbach der Wildbader Elf auch nicht gewachsen, so zeigte das Spiel doch manch spannenden Moment. Das Resultat ist folgendes: 2. Mannschaft 1: 5 für Wild ba d, 1. Mannschaft 0 : 4 für Wildbad .

Freudenstadt, 28. März. (Tödlicher Unglücksfall.) Der Fuhrmann Christian Keck von Obertal wurde vor einigen Wo­chen von seinem eigenen Fuhrwerk überfahren. Der 52 Jahre alte Mann ist jetzt unter Hinterlassung einer Witwe mit lechs Kindern im hiesigen Krankenhaus an den Folgen drei es Un­falls verstorben. ^ ^ ^

Horb, 26. März. Im Hotel Lmdenho; fand am Drenstag unter Vorsitz von G. Gras-Dornstetten eine zahlreich besuchte Versammlung von Sägewerksbesitzern des Schwarzwaldes statt, die sich mit Lohntarifsragen, dem Betriebsrätegesetz und der Versorgung der Sägewerke mit Rundholz befaßte. Am 14. Fe­bruar ist ein Lohnabkommen mit dem Holzarbeiterverband ab­geschlossen worden, dvs bereits zum 1. April gekündigt ist. Zu den diesbezüglich stattfindenden Verhandlungen mit dem Holz­arbeiterverband wurde einmütig Stellung genommen, lieber oas Betriebsrätcgesetz berichtete Syndikus Dr. Marauardt- Stuttgart und wies besonders darauf hin, daß jeder Werks­inhaber unbedingt das Gesetz kennen müsse, und daß ein jeder aber auch dem Arbeitgeberverband angehören müsse, da sonst von einer wirksamen Vertretung seiner Interessen keine Rede sein könne. Der Vorsitzende Graf berichtete noch über den Stand der Rundholzversorgung, der überaus mißlich sei, und zur Schließung vieler Betriebe in Bälde führen müsse, wenn nicht Ahhilfe geschaffen werde. Ein Entgegenkommen des Wald- besitzcs sei im Interesse der Erhaltung unseres Wirtschafts­lebens unbedingt und baldigst erforderlich. Es wurden dann noch Fragen der Holzausfuhr, die Auswüchse des Schiebertums im Holzhandel, der Schnittlohntarif für das Handwerk und der Lohnschnitt für die Finanzverwaltung behandelt und dann die Versammlung geschlossen.

Backnang, 27. März. (Ein Gaunerstück) Ein Gewerbe­treibender aus Karlsruhe kaufte hier Leder ein und ließ es in einer Wirtschaft anfbewahren, während er ins Weissachertal zu Besuch ging. In der Zwischenzeit schrieb ein kürzlich aus dem Zuchthaus entlassener Mann, der sich in freundschaftlicher Weise beim Einkauf als Führer angeboten hatte, einen unter- ichrittlich gefälschten Brief an den Wirt um Aushändigung des Pakets mit Leder. Nach dessen Empfang verkaufte er es an einen Handwerker in Großaspach, der nun zum Schluß das Leder sowohl wie sein dafür angelegtes Geld losgewordcn ist.

HM, 27. März. (Hochherzige Tat.) Wie das Haller Tag- hlatt von der Gewerbebank erfährt, hat Friedrich Seeger in Buenos-Aires, ein gcb. Haller, vor einigen Monaten bei der Bank angefragt, auf welche Weise er am zweckmäßigsten etwas zur Linderung seiner durch den Krieg in Not geratenen Haller Landsleute tun könne. Auf die Vorschläge der GewerLebank hin ist nun vor einigen Tagen bei dieser Bank der reiche Be­trag von 200 000 Mark eingetroffen, über deren Verwendung der Stadtverwaltung bereits Bestimmungen zugegangcn sind.

Ellwanaen, 27. März. (Äienendiebstahl.) Aus dem Bienen- skind des M. Häßler in Ellenberg wurde bei Nacht ein ganzes Bienenvolk samt dem Kasten gestohlen. Von dem Dieb hat man keine Spur.

Tübingen. 27. März. (Zeitgemäß.) In der städtischen Turnhalle wurde eingebrochen und das Leder von Turnpfer­den abgezogen und mitgenommen.

Ulm, 27. März. (Ein gutes Geschäft.) Die Stadt hat die Schwenk'sche und Birkle'sche Ziegelei in Söflingen mit 75 Mor­gen Gärten gekauft. Da die Lehmlager erschöpft sind, werden die Ziegeleien abgebrochen. Aus den Abbruchmaterialien wird der ganze Kaufpreis erlöst, so daß die Grundstücke geschenkt sind.

Unerhört.

Gerabronn, 27. März. Vom Bezirk wurden seinerzeit. 18 Zuchtstüten die schönsten Pferde des Bezirks zur Abgabe an die Entente ausgehoben. Gestern kamen 14 Pferde als von der Entente zurückgewiesen in Bkaufelden zur Ausladung. Aber welcher Anblick? Die seinerzeit in gutem und gesundem Zu­stand abgelieferten Pferde kamen abgemagert, ungeputzt und ausgehungert zurück. Den Pferden waren von der Sammel­stelle die Eisen abgenommen und die Schweifhaare abgeschnitten worden. Vier Pferde kamen mit hohem Fieber und krank zu­rück. In diesem Zustande lieferte die Sammelstelle in Ludwigs­burg die Pferde wieder ab. Wer hat die teuren Hufeisen und das noch teurere Roßhaar an sich genommen? Was sind das für Pferdepfleger?

Laichingen, 28. März. Von den 14 im Oberamt Münsin-

gen zur Ablieferung an die Ententekommission aufgekauften Pferden kamen 12 bereits wieder zurück, zum Teil in erbärm­lichem Zustand. Es waren schöne Tiere gewesen, die aber gleichwohl der Ententekommission nicht Paßten.

Baden.

Pforzheim, 27. März. In letzter Zeit wird Pforzheim vielfach von Ausländern besucht, die nicht nur Spezialmaschi­nen, Werkzeuge und sonstige Hilfsmittel für die Schmuckwaren­industrie aufkaufen, sondern auch Spezialarbeiter, Werkmeister, Facharbeiter jeder Art für die in ihren Heimatstaaten zu errich­tenden neuen Schmuckwarenfabriken anzustellen suchen. - Wie gesagt wird, soll in letzter Zeit namentlich ein Italiener in die­ser Hinsicht tätig sein.

Wiesental Lei Bruchsal, 27. März. Am Mittwoch früh rückten 50 bis 60 Mann Reichswehrtruppen hier ein, um Haus­suchungen bei den Zigarrenhcimarbeitern vorzunehmen. Bei verschiedenen Haussuchungen wurden Tabakwären gefunden. Als diese Waren fortgenommen werden sollten, entstand eine große Menschenansammlung, die gegen die Truppen eine be­drohliche Haltung einnahm. Da die Soldaten einsahen, daß sie gegen die 600 bis 800 Personen nichts machen konnten, zogen sie, um Blutvergießen zu vermeiden, ab.

Kehl, 26. März. Der Schmuggel mit Nahrungsmitteln nach Straßburg nimmt Formen an, die nach Abhilfe schreien. Hunderte von Zentnern Fleisch wandern nachts Per. Lastauto hinüber. Dann und wann wird Wohl einmal eines angehalten, aber mit Gefahr von Leben oder Gesundheit der Wächter: das Herabwerfen derselben dom Auto ist noch das Mindeste, was ihnen widerfährt. Außerdem kann es der französischen Behörde plötzlich einfallen, die Anhaltung ihrer Autos denn Elsaß , ist Frankreich! zu verbieten. Also bedarf es zuverlässiger Mittel, den Schmuggel zu unterbinden. Das kann nur Strafe an Leib und Leben" sein. Im Landbezirk gibt es schon meh­rere Wochen kein Fleisch. Wird die Arbeiter- und Beamten­schaft noch lange diese Tortur ertragen? Ich glaube nicht! Darum: Badische Regierung! Heraus mit der Maßregel, welck« allein den Volksverrätern das verbrecherische Handwerk legt) Schutz, dem Volke! ^ ^

Mannheim, 26. März. Die revolutionären Arbeiter der Firma Benz.haben anscheinend eingesehen, daß sie mit der Ver­folgung ihre? Jreen nicht zum Ziele kommen. Eine Abordnung des revolutionären Betriebsrates der geschloffenen Automobil abteilung der Firma Benz, unter Führung des revolutionären Generaldirektors" Schwaninger, bat den Oberbürgermeister Dr. Kutzcr um eine Intervention bei dem rechtmäßigen Ge­neraldirektor. Oberbürgermeister Kutzer übernahm das nicht gerade dankenswerte Amt des Vermittlers und setzte sich mit dem Generaldirektor Nallinger in Verbindung. Die Direktion der Benzwerke erklärte sich bereit, den Lohn für die in voriger Woche geleistete Arbeit auszahlen zu lassen, vorausgesetzt, daß eiinge Angestellten die Lohnbücher bearbeiten können, dabei nicht belästigt werden und auch die Auszahlung der Löhne nicht gestört wird.

Wies gemacht wird. Ein Rüdesheimer kam in ein Wies­badener Geschäft, um eine Nähmaschinezu kaufen. Der Kauf­mann zeigte eine Nähmaschine, die 400 Mark kosten sollte. Der Mann versprach darauf, am nächsten Tage die Maschine z« laufen. Heimlich hatte er sich an der Maschine mit dem Finger­nagel ein Zeichen gemacht, um sie wieder zu kennen. Als er nun am andern Tage mit seiner Schwester in dem Geschäft er­schien, sagte ihm der Kaufmann mit Bedauern, die ausgesuchte Maschine sei inzwischen verkauft worden, aber er habe eim ähnliche und bessere, diese koste aber 500 Mark. Als der Man» sich diese zeigen ließ, erkannte er an dem gemachten Zeichen seine Maschine von gestern wieder. Auf die Entrüstung des Käufers über diese offenbar unlautere Handlungsweise meinte der Kaufmann ganz gelassen:Sie brauchen ja die Maschine nicht zu kaufen, ich werde sie doch los." Der Kaufmann hatte wider recht, aber dieser Vorfall zeigt deutlich wies von man­chen gemacht wird.

Nochmals die Zündholzpreise. Vpn berufener Seite wird mitgeteilt, daß die neuen erhöhten Zündholzpreise, wonach der Verkaufspreis für ein Paket mit 10 Schachteln auf 3.50 Mark festgesetzt ist, laut Verfügung des Reichswirtschaftsministeriums vom 19. Februar ds. Js. mit Wirkung vom 1. März ab basie­ren. Der Preis setzt sich folgendermaßen zusammen: Steuer pro Paket 30 Pfennig, Beitrag der Fabrikanten für einen Aus­gleichsfonds zum Bezug ausländischer Hölzer an die Reichs­wirtschaftsstelle 1.25 Mark, Herstellungspreis und Händlernutzen 1.95 Mark, zusammen also 3.60 Mark.

Vorsicht bei Saccharin. Jedenfalls soll man nicht zuviel davon nehmen. In St. Ingbert sind ein neunjähriger Knabe und ein vierzehnjähriges Mädchen nach dem Genug von Süß­stoff an Vergiftungserscheinungen erkrankt und gestorben. Der

Der Habermeister.

Ein Volksbild aus den bairischen Bergen.

Von Hermann Schmid.

6st. Fortsetzung. lNackwr. Verb.)

Ich Dir? Du bist es ja, die ich um Verzeihung bttten muß .... für Dich und Deine Mutter! Ich!hab' schlecht getan an allen Beiden.... ich Hab Dir schweres Unrecht zugesügt; ich Hab' Di ch verleumdet, Dich ... «ein eigenes Fleisch und Blut .... mein gutes, braveS Lind, das so viel hat ausstehen müssen in seiner Un­schuld .... Verzeih' mir, Franzi," fuhr er mit erlöschen­der Stimme fort,verzeih' mir für Deine Mutter und Mr Dich .... wenn Dst es tust, dann kann ich erst ruhig sterben .... denn dann weiß ich, daß mir auch «uch unser Herrgott verzeiht, wenn ich hinüber muß in die Ewig . . .

Schwäche überwältigte und hinderte ihn, zu vol­lenden. Das Haupt sank von der versuchten Erhebung schwer zurück; der Atem verstechte und die Augen schlos­sen sich, dennoch war etwas über sein ganzes Wesen er­gossen, als ob die Erregung seine Kräfte und Geister in neue Spannkraft versetzte .... die Atemzüge wurden ruhiger und gleichmäßiger und gingen in jene eines tiefem Schlummers über.

Die Schale des Lebens schnellte den Tod empor und sank,' sie sank von dem einzigen Tropfen reiner Freude, den dieser Augenblick in sie geträufelt.

Franzi war betend in die Knie gesunken, ihre Lip­pen svrachen das Wort der Verzeihung nicht aus, aber best» lauter rief es ihr Herz. Sie beugte das Haupt und neigte das Antlitz auf das Bett, um ihren Scheitel wehte es wie der Fittig eines Engels, der seine entsühnende Palme auf sie Niedersenkte.

7 .

Am Waiscnhause war ein fröhlicher Abend angebro­chen: in einer großen Stube, die außerhalb des eigent­

lichen Hausverschlusses lag, war die Ehristbescheerung eingerichtet, damit auch die wenigen Verwandten und Wohltäter der Kinder Zutritt haben konnten, ohne die klösterlich strenge Ordnung der Anstalt zu verletze». In der Mitte auf kleiner Erhöhung stand eine stattliche Tanne, v'on unzähligen Wachskerzen' schimmernd und reichlich behängen mit allem, was Ange, Hand und Mund der begehrlichen-und so leicht begnügbaren Kinderwelt reizen kann und wcls geeignet war, in der Sorge für ihre kleinen Freuden und Bedürfnisse den Gedanken und das schmerzliche Gefühl von ihnen fern zu halten, daß sie diejenigen entbehrten, denen diese Sorge die liebste Pflicht sein würde und das schönste Glück, daß es nicht ein Vaterange war und nicht Mutterhand, die den Baum geschmückt und beleuchtet. In argloser, ah- nnngsfreier Fröhlichkeit drängte und jubelte die kleine Schar um die kostbare Tanne; wer sie so glücklich sah, mochte die grauen Jacken vergessen, in denen sie warm und behäbig steckten, die aber doch unablässig daran mahnten, mit wie vielen Tränen der noch so kurze Le­bensweg eines jeden dieser armen Kinder begossen sein mochte, bis die sichere Pforte erbarmender Liebe sich schützend hinter ihm geschlossen.EinigeSchwestern waren an­wesend, dunkle Merkzeichen für den überlustigenSchwarm der stets geübten Ordnung und Ruhe nicht völlig zu vergessen; auch Franzi war gekommen, der Zustand ihres Großvaters hatte sich von Stunde zu Stunde gebessert, als zuvor der Verfall rasch und Plötzlich gewesen war; sie hatte es wohl wagen dürfen, ihn einige Stunden anderer Pflege zu überlassen, ihr Herz drängte sie, den heiligen Abend im Waisenhause zuzubringen .... es war ja für sie so voll beoeutsamer Erinnerungen, und stand sie auch an einem neuen Wendepunkte ihres Le­bens hier war es doch immer, wo der Quell ihrer Tage den Lauf in die Welt begonnen, hier war es ihr Vergnügen und Bedürfnis, in Gedanken an dessen Rinn­saal hinauf zu wandern, durch die sonnigen Fluren und die Eisschluchten , die er schv» durchwandert, und in

Trämin zu venuiken. , 'F? Laufbahn hm noch be­stimmt sein mockite, ab mit anderen Gewässer > "wringt stattlich und wirkungsreich dahin zu strömen, adm: allein mühsam sich durch Gestein und Klippen zu ringen^ oder in- breiten Sumbfe sich zu verlieren oder im S-ruoo verinnend zu verstechen ....

So sinnend sah sie den spielenden Kindern -m und war Anfangs nicht im Mindesten nbcrrafcht, als ihr ge­genüber eine Tür sich arrftrrt und Susi vor ihr stand:, waren doch ihre Gedanken um den lieben Aichhof ge­schwebt war es ein Wunder, wenn eine seiner ver­trauten Gestatten ihr wie leibhaft entgegen trat? Erst als diese im höchsten Grade überrascht, mit eurem Aus­ruf der Freude ihr entgegen'log, als sie ihre Arme urw den Nacken, ihren Kuß auf den Wangen suhlte, kan: sie aus ihrer Träumerei zu sich und fand sich erwachend im Arme der schönsten Wirklichkeit. Es war eben das Glockenzeichen erklungen, das Kindervölkchen mußte -sich zurückzichen und von der Freude scheiden; sehnsüchtig zurückschauend, halb willig, halb widerstrebend, folgten die Kleinen dem Rufe und der führenden Hand, sie lern­ten zum ernsten Mal, was das Leben so oft von seinen Schüler begehrt, zu entsagen und der Freude den Rücken zu wenden, wenn sie am lieblichsten lacht!

Die Freundinnen waren beinahe allein und Nie­mand war, der die frohen Ergießungen des Wiedersehens gestört oder belauscht hätte. '

Susi vermochte lange nicht zu sich zu kommerr, vor, Staunen und Freude.

Ja, ja, Du bist es schon," rief sie und betastete Franzi's Wangen und Stirn, wie um sich von ihrer Kör­perlichkeit zu überzeugen.Das ist Dein liebes, gutes Gesicht, das sind Deine guten, treuen Augen! Aber wie kommst Du daher? Und jetzt und in dem Gewand?"

Franzi wandte die Augen ab und bemühte sich; ihrem Tone alles zu entnehmen, was den Anklang eines Vorwurfs haben konnte....