Wunsch «uSgedrückt, anderen Leuten dieses Amt, das nur Widerwärtigkeiten mit sich bringe, deren man sich auf Schritt Mr Schritt kaum mehr erwehren könne, zu übertragen. Die MriGM Gemeinderatsmitglieder sprachen jedoch der seitherigen KcchrungSmittelkommissivn ihr uneingeschränktes Vertrauen «Ws. Darauf erklärten sich schließlich die anwesenden Mitglieder her' Rcchrungsnnttelkommission zur Weiterführung ihrer dornenvollen Aufgabe bereit.
Katastergeometer Gustav Bonnet von Birkenfeld wird aus Lweckmäßigkeitsgründen als stellvertretender Felduntergänger Deibählt.
Die städtische Lebensmittelstelle soll an den Fernsprcchsr AeS Stadtschultheißenamts angeschlossen werden.
Nachdem die Rechnungssachen erledigt waren, kam noch «tire Beleidigungsklage des Angestellten der städtischen Lebensmittelstelle, Kaufmann Klink, gegen einen hiesigen Einwohner Wx Sprache. Es wurde beschlossen, die nötigen Schritte zum Whu-c dieses Beamten gegen die vorgekommene Anpöbelung ««zuleiten. K. '
Wildbad, 22. März. (Zinsscheine vom 1. April.) Das Eclpitalertragssteuergesetz erfaßt mit 10 Prozent alle Zins- und Dtvidendenscheine von deutschen Wertpapieren, die vom 1. April dS. IS. ab und späterhin fällig werden. Bei der Einlösung «der Gutschrift solcher Zins- und Dividendenscheine wird den Inhabern der Betrag mit 10 Prozent gekürzt. Die Steüer- pflicht ist vom 3. März ds. Js. ab eingeführt, so daß der Abzug ivn 10 Prozent auch schon die Zinsscheine trifft, die vor dem
Fälligkeitstage eingelöst werden. ^ __
Wildbad, 23. März. (Mariä Verkündigung.) Am 25. März egcht die katholische Kirche das «Fest Mariä Verkündigung zur Erinnerung an jene Begebenheit, wo der Erzengel Gabriel der Znngfrau Maria verkündete, daß sie die Mutter Christi werden Sllte. Der Tag ist im Glauben des Volkes ein bedeutungs- »oller Wettcrtag. Man sagt: Mariä Verkündigung verkündet Heu Frühling, jagt aber den Winter noch nicht von dannen. Ja, H kann noch sehr rauh werden: So viele Tage vor Marien Me Frösche quaken, so viele Wochen müssen sie nachher schwei- «m. „Friert es in der Mariennacht, so friert es noch 40 Tage." Ast der Tag schön und heiter, so ist dies von sehr guter Vorbedeutung: „Jst's Marien schön und rein, wird das Jahr sehr fruchtbar sein." Dies gilt auch hinsichtlich des Obstertrags: ^Der Tag Mariä Verkündigung schön und hell, bringt Obst Renug in allem Feld." Nun werden die Tage merklich länger: wrher sagt ein alter Spruch: „Mariä Verkündigung bläst das «cht aus. St. Michael (29. September) zündet es wieder an!"
Wildbad, 24. März. Wie wir aus zuverlässiger Quelle erfahren, ist es der Ortsgruppe der Deutschen demokratischen Martei in Wildbad gelungen, einen hervorragenden Politiker, »n badischen Minister des Auswärtigen, Dietrich, zu einem Vortrag für die allernächste Zeit zu gewinnen.
virkenfeld, 24. März. Am letzten Sonntag fand im Hotel chwarzwaldrand" bei gutbesetztem Saale ein Konzert der h r k a p e l l e unter der b<
iesigen Feuerwehrkapelle unter der bewährten Leitung chres Dirigenten, Herrn H. Heinz, statt. Den Auftakt zu der Wohlgelungenen Veranstaltung gab der schneidig und flott gc- xpielte Marsch „Germanentreue von Blankenburg. Das harmonische Zusammenspiel, die Reinheit des Ein- und Ansatzes Ueß sofort eine gut geschulte Kapelle erkennen. Diese Fest- Uellung bestätigte auch die darauf folgende Ouvertüre „Nebukadnezar v. Verdi." Hohe Anforderungen stellte die Ouvertüre au das Können der Kapelle, die derselben vollständig Herecht wurde. Besonders konnte der erste Teil der Ouvertüre «l seiner Durchführung, seiner Reinheit und seines guten Kusammenspiels sich mit den Leistungen einer Militärkapelle messen. Einer besonders großen Aufgabe entledigte sich die Kapelle in der Aufführung von Charakterstücken, die von den Zuschauern mit großem Beifall begleitet wurden. Hier verdient Ruch das Solo von Herrn E. Becht hervorgehoben zu werden, her in dem Charakterstück „Die Post kommt", v. Eilenburg, in einer kurzen Einzelpassage sein künstlerisches Können zeigte. iVenn auch das nachfolgende Klarinettensolo in Reinheit. Fülle »nd Dhnamik manches zu wünschen übrig ließ, so lag doch das »ehr darin, daß die Stimmlage des Solos mehr in den Stimm- umfang des Oboes gehörte. Großer Beifall wurde auch dem -weiten Charakterstück „Ein Frühlingsmorgen", v. Luders, getollt. Herr H. Heinz verstand die Aufmerksamkeit seiner Spieker bis zum Schlüsse zu fesseln und es gelang ihm deshalb auch HaS Programm mit gutem Erfolg abzuwickeln und zu Ende zu «hren. Unter seiner Leitung wird die Kapelle jederzeit gute Wrfolge aufweisen können.-Rs.-
Wükr.Everg.
Stuttgart, 23. März. (Hereingefallen.) Ein Lieferstreik- ncvzeß von größtem Interesse beschäftigte die Stuttgarter Strafkammer. Der 42 Jahre alte Bauer Lorenz Klein in Holzgerlingen wurde wegen Nichterfüllung seiner Lieferungs- -fliK vom Schöffengericht zu 50 Mark Geldstrafe verurteilt, jetzt hatte sich auf die eingelegte Berufung hin auch die Stras- käumer mit dem Fäll zu befassen. Vor dem Gericht suchte
Der Habermeister.
Ein Volksbild aus den bairischen Bergen.
Von Hermann Schmid.
' S7_ Fortsetzung. (Nachdn Verb.)
ES ist eine Schwester von den Barmherzigen bei ihm, die ihn auswartet, denn den Dienstboten vom Haus ist es bei ihrer andern Arbeit zu viel geworden und zu schwer — wir wollen keinen Augen- Mick zögern, hinauf zu gehen."
Nach ein paar verständigenden Worten schritten beide der Wirtin nach über die schmale gewundene kreppe in den engen langen Gang des obern Stock- Werks, zu dessen beiden Seiten sich die Fremdenzimmer Tür an Tür reihten — die Wirtin deutete au das Ende -eS Ganges; dort, in der Ecke war das Zimmer des Gesuchten.
Das Gemach war klein und nur mit der notdürftigsten Einrichtung versehen, wie sie für eine Nacht »der einen nur vorübergehenden Aufenthalt dem fremden Wirtshausgaste wohl genügt, für die Dauer aber sin unwirtliches Ansehen gibt. Eine angestrichene Bettstelle mit nicht sehr einladendem Lager, ein Tisch in der Ecke, eine Kommooe unter einem matten Spiegel und ein paar einfache Stühle mit Rohrsitzen bildeten nebst ein paar bemalten Steindruckbildern an den Wänden und den Kattunvorhängen der Fenster den ganzen Hausrat! Auf dem Osensims, durch die vorsprmgende Kaminwan.d etwas gedeckt, brannte eine schwache Hampe und war, karges Licht, aber dafür desto sonderbarere Schattenbilder der Gegenstände an Wand und Decke; Tisch und Kasten waren mit Fläschchen und Gläsern bedeckt, deren Anhalt sich schon aus den Formen erkennen ließ und .deren Anzahl zeigte, wie unsicher in der Wahl ihrer 'Heilmittel die ärztliche Kunst bereits diesem Lager gegenüber stand — der leichte Duft von Moschus verriet Hem Kunüigen, daß sie schon eines der letzten versucht ein erlöschendes Leben noch einmal zu neuem
sich der Angeklagte als schuldlos hinzustellen. Den Beweis feiner Unschuld glaubte er damit bekräftigen zu müssen, daß er fortgesetzt in der ungebührlichsten Weise schimpfte und sich dazu perstieg, an den Richtertisch heranzutreten und vor dem Vorsitzenden mit der Faust auf den Tisch zu schlagen. Die Strafkammer erachtete die vom Schöffengericht erkannte Strafe in Uebereinstimmuug mit dem Staatsanwalt als viel zu niedrig, weshalb es unter Aufhebung des schöffengerichtlichen Urteils auf 1000 Mark Geldstrafe erkannte. Daneben wurde gegen den Angeklagten wegen Ungebühr vor Gericht eine Haftstrafe von 2 Tagen verhängt.
Stuttgart, 24. März. (Möbelwucher.) Wie durch Kettenhandel die Preise in die Höhe getrieben werden, zeigt folgender Fall: Eine Stuttgarter Möbelfabrik hat Ende Dezember 1919 an einen Möbelhändler in Ehingen eine Schlafzimmereinrich- tung zum Preise von 4090 Mark verkauft. Der Ehinger Händler, der noch Glas und Marmor im Anschaffungswert von etwa 1800 Mark dazugeben mußte, hat das Zimmer um 8000 Mark an einen Gustav Zieger in Zuffenhausen verkauft, der sich bei ihm als elsäßischcr Flüchtling, der sich wieder einrichten wolle, eingeführt hatte. Tatsächlich hat Zieger, der Möbelhändler ist, das Zimmer nicht für fick behalten, sondern es bald darauf an den Möbelhändler Armand Chan in Stuttgart um 12 250 Mark weiterverkauft, wobei er von sich aus noch zwei Stühle zum Preise von 250 Mark zugegeben hat. Chan hat das Zimmer an den Möbelhändler Ernst Betz in Stuttgart um 14 000 Mark weiterverkauft und Betz hat es dann in seinem Laden zum Preise von 20 000 Mark zum Verkauf gestellt. Das Zimmer wurde nunmehr vom Kriegswucheramt beschlagnahmt. Strafanzeige gegen die Beteiligten wegen Kettenhandels ist erstattet.
Münfingen, 23. März. (Die Diebstähle und Einbrüche aus dem Truppenübungsplatz Münfingen) haben in ungeahnter Weise überhand genommen. Im letzten Halbjahr wurden dem Volksbermögen Gegenstände aller Art im Wert von vielen Tausenden entwendet. Die Nachforschungen haben ergeben, daß Cinwohner der umliegenden Ortschaften nicht unerheblich au den Diebstählen und dem Weiterverkauf des gestohlenen Heeresguts beteiligt waren. Nicht nur Teppiche, Bettwäsche, Bekleidungsstücke, Einrichtungsgegenstände, Holz, Baumaterial aller 8lrt usw. bilden das Ziel dieser Diebe, sondern alle erreichbaren Dinge, die überhaupt Geldwert darstelleu.
Vom Oberland, 24. März. (Wo bleibt das Entgegenkommen gegenüber dem Handwerk.) Von einem ehrbaren Handwerksmann wird uns geschrieben: Kürzlich richtete ich an das Gräfl. Köuigsegg'sche Forstamt ein Gesuch um Zuweisung von einigen Raummetern Erlenholz zu angemessenem Preis, da ich seit Jahrzehnten bei dem Forstamt in Königseggwald meinen Bedarf an Holz für meine Werkstatt deckte. Vom Forstamt wurde mir mitgeteilt, daß mir unter der Hnad drei Raummeter Erlenprügel zum Preise von 168 Mark für das Raummeter abgegeben werden können. Ich verzichtete bei solch ungeheuerlichen Preisen auf die Zuweisung von Holz und erhielt von der Herrschaft Wolfcgg, die in anerkannter Weise die kleinen Handwerker bei der Holzabgabe berücksichtigt, drei Raummeter Erlenprügel zum Preise von 40 Mark das Raummeter, aber weit besseres Holz als vom Gräfl. Forstamt Königseggwald mir an- geboten wurde. Bei 1 Raummeter Holz beträgt der Unterschied im Anschlag 126 Mark. Das ist doch unerhört. Bei derartigen Preisen muß der kleine Handwerker zu Grunde gehen.
Badeü.
Kehl, 22. März. Wie vor einigen Tagen berichtet worden war, nimmt der Schmuggel mit lebendem Vieh und Fleisch immer mehr zu. In einer der letzten Nächten gelang es nun der Ortspolizei zwei Kraftwagen anzuhalten, in denen man ein geschlachtetes Rind, ein lebendes Rind, eine Kuh, mehrere Stiere und eine Anzahl Ferkel beschlagnahmte. Auch in Sand wurde ein Auto mit Fleisch beschlagnahmt, während ein anderer Kraft- Wagen mit Schweinen entkam. Einige Verhaftungen wurden vorgenommen.
Freiburg, 22. März. Bei den Milchkrawallen, die sich kürzlich hier abgespielt haben, sind durch Steinwürfe auch die wertvollen und unersetzlichen Glasgemälde des Rathaussaales zum größten Teil zertrümmert worden. Dadurch ist ein Schaden von über 100 000 Mark entstanden.
Mannheim, 24. März. Einer der Hauptbeteiligten an derb Schiebereien bei der Firma Heinrich Lanz, über die wir jüngst berichteten, der minderjährige Kaufmann Eberhard, ist im Rheinhessischen verhaftet worden.
Vermischtes.
Böse Folgen Ser Aufhebung Ser Eier-Zwangsbewirtschaftung. Seit eurem Vierteljahr rst in Baden die Zwangswirtschaft für Eier aufgehoben worden. Der Erfolg war, daß die Eier im Handel jetzt einen Preis erreicht haben, der sehr gut mit der Höhe der Preise für das Schuhwerk in Wettbewerb treten kann. Der Eiergroßhandel in Baden hat nach der Eier- Freigabe sich zusammengeschlossen und ist an den Gcnossen- schaftsverband badischer landwirtschaftlicher Vereinigungen her-
Ausraffen anzutreiben.
Der alte Staudingcr, unkenntlich, zum Gerippe abgezehrt, lag auf dem Bette mit geschlossenen Augen, eingebroch-nen Wangen und zuckenden Lippen; die fleischlosen Hände ruhten ans der Decke und die Finger machten rätselhafte unsreimillige Bewegungen, als versuchten sie etwas zu fassen und von der Decke aufzulcsen. Zur Seite des Bettes stand eine weibliche Gestalt, in das schwarze Gewand und die dunkle Haube der barmherzigen Schwestern gekleidet, wie es die Novizinnen tragen, welche gesonnen sind, in den Orden einzntreten, und sich zu diesem Eintritt und zur Ablegung des ewigen Gelübdes durch strenge Ausübung oer schweren Ordenspflichten einüben und vorbereiten. Die Nonne neigte sich leicht über den Kranken und schien mit teilnehmender Sorgfalt die Atemzüge desselben zu beobachten — plötzlich aber richtete sie sich rasch empor und eilte der Tür zu, draußen auf dem Gange ließen sich Tritte und Schritte vernehmen.
„Sie kommen," flüsterte sie vor sich hin, „das' werden die Landsleut' aus dem Oberland sein, von denen die Wirtin gesagt hat, daß sie den Herrn besuchen 'wollen."
Die Stimmen wurden deutlicher; es war einKlang darunter, den sie nicht verkennen konnte und der sie im Innersten ihrer Seele erbeben machte.
„Mein Gott,"- stammelte sie, „ist denn das nicht . . . . ? Ja, er ist es! Wie kommt er daher? .... Gleichviel! Tu bist es auf keinen Fall, Franzi, was er sucht .... Dich soll er nit zu Gesicht kriegen .... Niemand, keine menschliche Seel', die mich daheim verraten könnt', soll mir vor die Angen kommen . .
Sie eilte aut den ha'b erleuchteten Gang hinaus und kam eben recht, um den Herankommenden in emen Seitengang an?z,,r Hchcn, dessen Tunkst, verbunden mit ihrer Tracht, sie g v iü macht' nicht erkannt zu werden.
„Das sing Jsie zw st Männer au - dein Oberland." sagte die Wirtin, „sie Huben Wichtig'K mn dem
angetreten, um mit ihm gemeinsame Richtpreise für Eier festzusetzen. Für den Beginn der Legezeit hatte man vereinbart, dem Landwirt 1.40 Mark für das Ei zu zahlen. Im Laden sollen die Eier gar 2L0 Mark kosten. In den norddeutschen Großstädten kauft man die Eier vom Händler für 1.50—l.gtz Mark. Woher kommt der beträchtliche Unterschied? Die Händler und die Landwirtschaftsorganisationen sagen, weil dort die Eier im vorigen Jahr schon freigegeben worden seien, der reelle Handel hätte sich nun schon eingelebt. In Süddeutschland will der reelle Handel dem Schleichhandel das Wasser abgraben, indem er hohe Preise bietet. Er merkt dabei gar nicht, daß es gar keinen Schleichhandel mehr geben kann. Er führt einen Kampf mit allem Nachdruck gegen Gespenster, und der leidende Teil ist die Bevölkerung der Städte, die den unsinnigen Preis von 2.20 Mark für das Ei zahlen muß.
Der Papst für unsere Kriegsgefangenen in Sibirien. Wir die „Linzer Tagespost^ meldet, hat der Bischof von Linz, Dr. Gföllner, vom Kardinalstaatssekretär ein Schreiben erhalten, worin dieser mftteilt, daß der Papst anläßlich der Entsendung von Schiffen zur Heimbeförderung von tschecho-slowakischen, rumänischen und jngoslowakischen Truppen aus Sibirien sich an den Präsidenten der Bereinigten Staaten mit der Bitte gewandt habe, die nämliche Wohltat den deutschen, österreichischen und ungarischen Kriegsgefangenen zu erweisen, die in jenen wüsten Gegenden seufzen.
Neuere Nachrichten.
Stuttgart, 24. März. In einer Besprechung im Reichs- inanzininlsterium mit den Vertretern ehemaliger Krtegsge- angencr wurde, wie der Württ. Landesverband ehemaliger Kriegsgefangener mitteilt, von der Rcichsregierung die Zusage erreicht, daß für die Heimgekehrten weitere 289 Millionen Mark zur Verfügung gestellt werden sollen. Die aus französischer Gefangenschaft Zurückgekehrten sollen eine Wirtschaftsbetyilfr von 200 Mark (bisher 100 Mark), entsprechend dem gesunkenen Geldwert, erhalten. 250 Millionen Mark sind für Einlösung der Guthabenscheine vorgesehen, 9 Millionen Mark als Zu- > schlag zur Regelung der Schadenersatzansprüche.
Stuttgart, 24. März. An die Reichsregierung und an die Nationalversammlung hat der württembergische Lehrerbund, , der die gesamte württembergische Lehrerschaft von der Volks- ^ schule bis zur Hochschule umfaßt, in einem Telegramm entschft- densten Widerspruch dagegen erhoben, daß die Reichsregierung ohne die Reichsschulkonferenz, die Versammlung der Sachverständigen, darüber gehört zu haben, das Gesetz über die Grund- f schule an die Nationalversammlung gebracht hat. Zugleich wurde auf das Bestimmteste die Erwartung ausgesprochen, daß bei allen schulgesetzgeberischen Maßnahmen zuvor die Sachverständigen gehört werden.
Duisburg, 24. März. Die belgische Besatzungstruppe von Homberg ist mit Verstärkung zurückgekehrt und hat die Neber- gänge vom linken nach dem rechten Rheinufer besetzt. Darüber hinaus werden auch auf der rechten Rheinseite Brückenköpfe in einem Halbkreis von 1000 Meter errichtet, die nun ständig von Panzerautos abgestreift werden.
Markneukirchen i. Vogtland, 24. März. Der Kommunist Max Hölz, auf dessen Ergreifung die Staatsanwaltschaft Plänen 6000 Mark Belohnung ausgesetzt hat, und der in der Macht zum Sonntag 14 Strafgefangene des Falkensteiner Schwurgerichts , aus dem Landgerichtsgefängnis Plauen befreite, erschien mit ' einer bewaffneten Bande von etwa 200 Mann. Sie besetzten alle Straßen und ließen niemand aus den Häusern heraus Hötz selbst begab sich mit mehreren Leuten vor das Rathaus und verlangte vom Bürgermeister 100 000 Mark, die er auch erhielt.
Berlin, 24. März Der Nationalversammlung ist der Gesetzentwurf betreffend die Aburteilung der mit dem hochverräterischen Unternehmen vom 13. März 1920 zusammenhängende» Straftaten durch die ordentlichen bürgerlichen Gerichte zugegangen. Darnach steht die Aburteilung, auch soweit es sich um der Militärgerichtsbarkeit unterstellten Personen handelt, ausschließlich den ordentlichen bürgerlichen Gerichten zu. Der Gesetzentwurf wurde zunächst in eingehender Ausschußberatung vom Reichsrat behandelt. — Die für Donnerstag anberaumte ) Sitzung der Nationalversammlung ist auf unbestimmte Zeit verschoben worden. Dem Präsidenten Fehrenbach ist die Ermächtigung erteilt worden, nach Klärung der Lage eine Sitzung anzuberaumen.
Berlin, .24. März. Der Geschäftsführer der Reichsfisch- i Versorgung, Nathan, ist aus der Untersuchungshaft entlasse« worden, da die Voruntersuchung ergeben bat, daß Nathan keinerlei persönliche Vorteile erstrebt hat. Das Verfahren wirst jedoch seinen Fortgang nehmen, da der Untersuchungsrichter nach wie vor den Standpunkt vertritt, daß auch die Kriegs- gesellschaften an die allgemeinen gesetzlichen Bestimmungen über die Preisbemessung von Lebensmitteln gebunden sind.
Berlin, 24. März. Die Reichszentralstelle für Kriegs- und > ivilgefangene teilt mit: Der Heimtransport der deutschen riegsgefangenen aus Ostsibirien ist gesichert. 5 japanische Dampfer sind fest gechartert, wovon der erste, „Scotland Marr?,
Herrn Staudinger zu reden, was kein''Aufschub vertrag — kann man hinein zu ihm?"
Die Schwester antwortete nicht; sie nickte blos und deutete - nach der Tür des Krankenzimmers.
„Eine brave Person, die Schwester," sagte die Wrr- tin im Weiterschreiten, „sie pflegt den schwer kranken . Mann, daß es eine Freud' ist, ihr nur zuzuschau'n ... eine eigene Tochter könnt' nicht aufmerksamer sein — aber schier ein jedes Wott muß man ihr abkaufen! Die verredet sich gewiß nicht — die muß es wieder herein bringen, was unser eins den ganzen Tag über zuviÄ reden muß .... aber du lieber Gott, das geht halt einmal nicht anders in einem offenen Geschäft."
Die-Tür war bald erreicht; sie traten ein, die Wirtin ohne viele Umstände voran und geradezu an das Lager hin. „Da sind zwei Männer," sagte sie, ihn leicht an der Schulter fassend, „die wollen mit Ihnen reden, machen Sie die Augen auf, Herr Staudinger — rS ist was sehr Wichtiges . . . ."
Der Angereöete schlug mit unverkennbarer Anstrengung die Augen auf; starr und trübe ruhte sein Blick ans den vor ihn Stehenden; er hatte die Worte vernommen und schien auch deren Sinn zu verstehen, denn es war eines Pulses Dauer, als ob sich das Auge belebe, als ob er die Männer erkenne und eine Helle Bilder- reihc an ihm vorüber schwebe; die Bilder schienen noch » einmal sich zum Gedanken zu ordnen, der Gedanke sich zum Worte sammeln zu wollen — vergebens! Die der Auflösung entgegen eilenden überreizten oder ermatteten Organe gehorchten dem schwach aufflackernden Wol- ' len nicht mehr, die starre Zunge blieb regungslos, die Lippe unbeweglich und mit einem Seufzer, der die arbeitende Brust erhob, um aus halbem Wege zu ersterben, sielen auch die verglasenden Augen wieder zu.
„Da ist es umsonst", „von dem ist nichts mehr zu erfragen", ih H^.c'n, der macht es keine Stunde mehr!
Seht nur, die l rse wird schon ganz spitzig."
» (Fortsetzung folgt.)