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Nr. 16.
Amts- und Anzeigeblatt für den OLeramtsbezirk Calw.
96. Jahrgang.
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Donnerstag, den 28. Januar 1921.
Bezugspreis In der Stadl mit Lriigcrlohn Mk. 12.90 uie>teI1ähr!ich, Poftbe.ugSpreU
Mk. I2.9>. mit «estellgeid. — Schlug der Anzeigenannahme S Uhr vormillaq,.
>r. Nachmittags 2 Uhr; i iitrrholle: -
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Jeeischcr Einspruch gegen die AlWii»i»gti»richri>le» siir Lderjchleslen.
Brrlin, 18. Zan. Die deutsche Regierung hat gegen die von der Interalliierten Kommission in Oppeln erlassenen Vorschriften über die Abstimmung in Oberschlesien bei der Botschafter- konferenz und den Regierungen in Paris, London und Rom eingehend begründeten Einspruch erhoben. Zn der Note wird darauf hingewiesen, daß die unter dem 30. Dezember 1920 erlassenen Vorschriften dem deutschen Bevollmächtigten in Oppeln erst am 4. Januar 1921 übergeben worden sind. Diese Vorschriften seien erlasse« worden, ohne daß über ihren Inhalt mit dem deutschen Bevollmächtigten in Oppeln oder einer der in Obrrschlesien vorhandenen Organisationen der Deutschland zu- »eigenden Abstimmungsberechtigten in Verbindung getreten worden wäre. Auch der von dem Interalliierten Ausschuß genehmigte paritätische Beirat sei wider Erwarten bei der Aufstellung der Abstimmungsvorschriften nicht beteiligt worden, während nach zuverlässigen Meldungen den Polen Gelegenheit gegeben worden sei, ihre Wünsche zum Ausdruck za bringen. Die Note hebt dann hervor, dag die Abstimmungsvorschriften einmal unmittelbare Verletzungen der im Friedensvertrag enthaltenen Bestimmungen, die sich als'««billige Einseitigkeit gegen den deutschen Teil der Stimmberechtigten gerichtet dar- Pellcn und endlich solche, die technisch undurchführbar sind. In Anlagen wird eine Zusammenstellung der deutschen Forderungen zu den einzelnen Artikeln der Abstimmungsvorschriften nebst einer Denkschrift überreicht, in der die wesentlichsten gegen die Abstimmungsvorschriften zu erhebenden Einwände dargelegt werden Verletzung des Friedensvertrags zum Nachteil deutscher Interessen erblickt di« deutsche Regierung darin, daß die kleinen Gutsbezirke nicht als selbständige Wahlbezirke anerkannt werden »nd daß den Gemeinden Haatsch, Groschuetz und Sandau im Kreise Ratibor die Abstimmungsberechtignng versagt wird. Eine weitere Verletzung des Vertrags würde es bedeuten, wenn ohne Zustimmung der beteiligten Mächte verschiedene Wahltage festgesetzt werden sollten, da hierdurch die nach dem Friedens- Vertrag zu fordernde Einheitlichkeit der Wahl beseitigt werden würde. Den Grundsätzen der Billigkeit und dem Geist des Friedensvertrags widerspricht 1. die Vorschriften, wonach diejenigen Personen, die auf Grund ihres Wohnsitzes zur Abstimmung berufen sind, nur dann stimmberechtigt sein sollen, wenn sie mindestens seit dem 1. Januar 1984 im Abstimmungsgebiet ununterbrochen wohnen; diese Bestimmung begünstigt offensichtlich Polen und benachteiligt viele Zehntausende von Deutschen, 2. die Vorschriften über die Eintragung der in Ober- Ichlesien geborenen aber außerhalb wohnenden Stimmberechtigten und der in Oberschlesien wohnenden, aber außerhalb geborenen Stimmberechtigten; sie könnten kaum ander» gefaßt sein, wenn man es darauf abgesehen hätte, diesen Teil der Etimmberechtigten von der Abstimmung auszuschlietzen, S. die siir die verschiedenen Vorberettungsarbeiten zur Volksabstimmung vorgesehenen Fristen, die völlig unzureichend find, 4. die Vorschrift, daß alle Beamte von jeder Mitwirkung an den zu bildenden Abstimmungs-ehörden ausgeschlossen werden; sie ist ausschließlich gegen die deutschen Interessen gerichtet, S, die Strafbestimmungen. — Die Note schließt: Die deutsche Regierung kann die Vorschriften für die Abstimmung nicht als Grundlage für die Abstimmung in Oberschlesien lm Sinne des Friedensvertrags anerkennen. Sie bittet, darauf hinzuwirken, baß sie einer Revision unterzogen werden.
Gothein über Oberschlesten.
Berlin, 20. Jan. Der kürzlich aus Oberschlefien ausgewiesene Reichsschatzminister a. D. Gothein berichtet im .Berliner Tagebl." über die Eindrücke, die er in Oberschlefien empfangen hat. Er schreibt, daß für den Fall der Angliederung an Polen die Aussichten des oberschlestschen Kohlenbergbaus unsagbar trübe seien und baß über die dortige Eisenindustrie die Katastrophe hereinbrechen Mürbe, Rußland, das einzige Absatzgebiet für die polnische Eisen- mdustrie, sei jetzt von Polen abgetrennt. Der ln Polen und Galt- e!en herrschende Arbcitsmangel würde durch den Zusammenbruch " Industrie eines an Polen fallenden OberschlesicnS noch vermehrt Merken und dadurch würde eine noch größere Arbeitslosigkeit in Men hervorgccufm. das bereits jetzt für jährlich über 700 000 anderarbciter, sogenannte Sachsengänger, kein Brot habe. Got- ^" bezeichnet cs als einen Irrtum, wenn die Polen hofften, sich "n dem Reichtum Oberschlesiens gesund zu machen. Sie könnten es "»r inst in den Abgrund ziehen. Wenn die Polen Obcrschlesten er
streben, so erwirken sie damit den Todesstoß für ihre eigene Industrie, nur daß ersteres auch damit ruiniert würde.
Die deutsche Auskunft über unsere FinanzrvirLschaft.
Berlin, 18. Jan. Ueber die von der Reichsverwaltuug die Fragen der Brüsseler Konferenz gegebenen Auskünfte erfährt das „Stuttg. Neue Tagblatt" noch solgendes: Zahlen über die tatsächlich zu entrichtenden Steuern bestimmter Privatpersonen oder Gesellschaften, wie sie von der Konferenz verlangt wurden, dürfen nach den Steuergesetzen in Deutschland nicht dekanntgegeben werden. Die Regierung beschränkt sich auf einige markante Beispiele. Darnach bleiben als Rest von einem Vermögen von 1VÜ Millionen Mark, das ein im Zahre 1828 verstorbener Privatmann hiuterläßt, 13 47S216 Mark. Das Vermögen eines anderen Privatmannes, der 10 Millionen Mark besitzt, vermindert st chinfolge der neuen Steuern auf 4 582 250 Mark und das Einkommen von 1100V00 Mark aus 289 952,50 Mark. Eine Aktiengesellschaft mit einem eingezahlten Kapital von 280 Millionen Mark, einem Eesamtver- mögen von 300 Millionen Mark und einem Eeschäftsgewinn von 50 Millionen Mark hat 40 Millionen Mark — 28 v. H. freibleibend. an Reichsnotopser 10 Millionen Mark und an Kvr- perschaftssteuer zusammen 9 Millionen Mark zu zahlen.
Sehr lehrreich ist die Uebersicht über
die Gesamtzahl der planmäßigen Beamten nach den Haushaltsplänen 1913,1914 und 1820.
Reichspräsident
1913
1914
1928
19
Reichstag "
42
42
50
Reicheministerium, Reichskanzler und Reichskanzlei
18
20
45
Reichsministerium des Auswärtige»
998
101»
934
Reichsministerium d. Innern
2 451
2 533
843
Reichswirtschaftsministerium
—
—
811
Reichsarbeitsministerium
—
—
10551
Reichswehrministerium (Heer)
12702
12 871
—
Reichsministerium (Marine)
S234
3 424
2 783
Reichsmilitärgericht
51
51
47
Reichsjustizministerium
251
259
1099
Reichsschatzministerium
—
—
8 517
Reichsverkehrsministerium
k?
52
612
Reichsministerium f. Ernährung «nd Landwirtschaft -
149
Allgem. Pensionsfonds
'
8
8
Rechnungshof d. Deutschen Reiches
17
.70
169
Reichsfinanzministerium
118
127
55 259
Reichsministerium f. Wiederaufbau
245
255
654
Retchspostminister. u. Reichsdruckerei
157 480
167 542
233 844
Reichseisenbahnverwaltung
12116
12750
371625
zusammen:
189916
201124
688023
Aus den Ueberfichten, die auf die Bitte
um eine
zahlen-
mäßige Aufstellung der Reichsbeamten für das laufend« Jahr verglichen mit 1913 überreicht wurden ergibt sich für 1920 bei der Reichseisenbahnverwaltung ohne Elsaß-Lothringen ein Mehrbestand von insgesamt 148 818 Beamten und Angestellten, bei der Reichspost- und Reichstelegraphenoerwaltpng ein Mehrbestand von 55 714 planmäßigen Beamten; die außerplanmäßigen haben sich aus rund 10 WO vermindert.
Jur auswärtigen Lage.
Die angebliche deutsche Antwort
ans die französischen Reparations-Vorschläge.
Paris, 19. Jan. Der „Temps" meldet, Staatssekretär Bergmann habe nach Paris die Antwort der deutschen Regierung auf den französischen Vorschlag, fünf Jahre hindurch Sachleistungen im Wert von drei Milliarden Eoldmark jährlich zu machen, die auf das Reparationskonto gutzuschreiben seien, mitgebracht. Deutschland sei bereit, auf der französischen Basis zu verhandeln, wolle sich aber nicht verpflichten, drei Milliarden Eoldmark zu zahlen, doch schlage es offiziell keine andere Summe vor. Die deutsche Regierung gebe zu erkennen, daß sie ein anderes Verfahren vorziehen würde, nämlich die gesamte Schuldenfestsetzung. Der „Temps" sagt, durch die deutsche Antwort sei ein« neue Lage geschaffen. Die Alliierten müßten beraten. Zwei Gesichtspunkte müßten im Auge behalten werden: die Mobilisierung der deutschen Schuld und die Beteiligung an dem zukünftigen Aufschwung Deutschlands. Der „Temps" empfiehlt als
Grundlage der Beratungen der Alliierten den englischen Vorschlag von Hythes.
(Anmerkung des WTB.: An zuständiger Stelle wird di« Nachricht des „Temps" in dieser Form für nicht richtig gehalten )
Die Tiroler Anschlutzsrage.
Innsbruck, 28. Jan. In der gestrigen Landtagssitzung wurde der groß-deutsche Dringlichkeitsantrag betreffend die Vornahme einer Abstimmung über die Frage des Anschlusses an Deutschland behandelt. Nachdem Bürgermeister Ereil den Antrag eingehend begründet hatte, erklärte Landeshauptmann-Stellvertreter Stumpf namens der Tiroler Volkspartei, für den Antrag zu stimmen. Der sozialdemokratische Abgeordnete Rap- poldi sagte, daß seine Partei wohl für die Abstimmung, für deren rascheste Durchführung und für den Anschluß an Deutschland sei, jedoch gegen eine gesonderte Abstimmung in Tirol und stellte einen diesbezüglichen Abänderungsantrag.
Frankreichs Intreffe an der Lebensfähigkeit Oestreichs.
Wien, 19. Jan. Wie die „Politische Korrespondenz" von unterrichteter Seite erfährt, wird die französische Regierung, die von der unbedingten Notwendigkeit einer Kreditgewährung an Oesterreich durchaus überzeugt ist, beim Zusammentreten des Obersten Rates am 24. Januar eine baldigste Beschlußfassung über die Sicherung der Lebensfähigkeit Oesterreichs und über die Kreditgewährung verlangen. — Dieses angebliche Fürsorgebedürfnis Frankreichs für Oestreich hat seinen Grund natürlich lediglich in dem Bestreben der Verhinderung des Anschlusses an Deutschland.
Bolschewistische Truppenansammlungeu a« der polnischen Grenze?
Paris, 20. Jan. Die „Ag. Rußunion" meldet aus Hrlflngfors, daß die Sowjetregierung die 7. und die 15. Rote Armee an der polnischen Grenze zusammengezogen habe. In der nächsten Zeit sollten noch acht Kavalleriedivlflonen und viel Artillerie an der Grenze ankommen. Der Gencralstab habe einen Angriffsplan ausgearbritet, der eine Offensive in Richtung Schänken—Koschedari und Wilna vorsehe.
Das englisch-bolschewistische Schwindelturnier.
Kopenhagen, IS. Jan. Nach einem Telegramm aus Stockholm hat Krassin gegenüber dem kommunistischen „Falles Dagblad" über die englisch-russischen Verhandlungen geäußert, diese hätten in der letzten Zeit sehr gute Ergebnisse gehabt und in mehrere» Punkten sei man zu einer Verständigung gekommen. Man sei aber trotzdem noch weit von der Lösung der drei großen Streiffragen, nämlich dem Aufhören der bolschewistischen Propaganda, dem Goldpreis und der Unverletzlichkeit des Goldes und der Waren, die zu HandelSzwrcken nach England gesandt werden. Es sei klar, daß ein HandÄ nicht zustande kommen könne, solange diese Fragen nicht gelöst seien. Die Sachlage sei zur Zeit die, daß die britische Regierung, nachdem sie die von ihr gewünschten Bestimmungen abgelehnt hat, eS übernommen hat, eine andere Methode zu finden, um über die Meinungsverschiedenheiten hinwegzukommen.
Die ««klare Lage i« Perfiea.
Paris, 20. Jan. Wie Havas aus Teheran meldet, hat der Schah vorgestern in einer Zusammenkunft der Notabeln erklärt, er wolle in diesem Augenblick der nationalen Krise in Per» fien bleiben Der Ministerpräsident hat sein Rücktrittsgesuch zurück- gezogen
Der zentralamerikanifche B««d.
Paris, 20. Jan Einer HavaS-Meldung auS Eosta-Rica zufolge ist in St. Josö vorgestern da» Abkommen über den zentral-amerikanischen Bund durch die Bevollmächtigten von Costa-Rica, Guatemala, Honduras, Nicaragua und San Salvador unterzeichnet worden.
Ausland.
Hotelierstreik in Schweden.
Berlin, 20. Jan. Wie das „Berliner Tageblatt" aus Stockholm meldet, haben die schwedischen Hoteliers beschlossen, znm Protest gegen die neuen Bestimmungen, das „System Bratt", das eine Rationierung des Alkohollonsums vorsteht, auf die Dauer von 15 Tagen ihre Betriebe zu schließen. '
Schwedisch-russischer Warenaustausch.
Stockholm, 20. Jan. RordiSka Pretzz. »traten meldet, daß dl« schwedische Regierung beschlossen habe, Ker'chentzew als Haupt der russischen Abordnung anzuerkennen, deren Aufgabe es ist, Vereinbarungen betreffend den schwedisch-russischen Warenaustausch -u treffen.
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