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Organisation de» Bauge- prachcn den schon länger nungen mit einem Kosten- Nussicht der Stadtserwal- luSsprache soll die Finan- m sestgelegt werden.
o Seltmann. Calm en Duchdruckerei, Calw.
Nr. 9.
Amts- und Anzeigeblatt für den Oberamtsbezirk Calw.
86. Jahrgang.
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Donnerstag, de« 13. Januar 1921.
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RttcktriLldesfranzösischenKabinetts.
Der Grund:
Ein Mißtrauensvotum der chauviuistifchen Kammermeyrheit.
Paris, 12. Jan. In der heutigen Kammerfltzung standen drei Interpellationen auf der Tagesordnung, eine über di« Finanzpolitik der Regierung, eine über die Entwaffnung Deutschlands ». eine über di« allgemeine Politik der Regierung. Ministerpräsident Leygues lehnte es ab, diese Interpellationen sofort zu beantworten und verlangte, ihre Vertagung. Nach kurzer Debatte wurde die Vertagung mit 463 gegen 125 Stimmen abgrlehnt. Das Ministerium ist darauf zuriickgetreten.
Paris, 13. Jan. Vor der gestrigen Kammersitzting hatte di« stärkste Partei, die der republikanischen und demokratischen Entente, eine Sitzung abgehalten und einstimmig beschlossen, von der Regierung die sofortige Besprechung der Interpellation zu verlangen, andernfalls sie sich weigern werde, dem Ministerium das Vertrauen auszusprechen Auch die Linksrepublikaner hatten einen ähnlichen Beschlich gefotzt. Nach dem Kammerbericht der Agence Havas hat Ministerpräsident Leygues das Abstimmungsergebnis erwartet. Die Kammer nahm die Verkündigung -er Abstimmungsergebnisses schweigend entgegen. Rach der Litzung begab sich das Ministerium zum Präsidenten der Republik und überreichte sein Nücktrittsgejuch, das Präsident Millerand annahm, indem er den Kabiiiettsmitglicdeni für ihre Mitarbeit dankte und ersuchte, bis zur Ernennung eines neuen Ministeriums die laufenden Geschäfte zu erledigen.
Pari», 13. Jan (Kammer. — Ergänzender Bericht.) Nachdem ecst-rn der. neue Kammerpräsident Raoul Peret den Vorsitz übernommen und die übliche Begrüßungsrede gehalten hatte, erklärte er, es stien drei verschiedene Interpellationen eingelaufen. Er frage die Regierung, welchen Tag sie für deren Diskussion Vorschlägen wolle. — Ministerpräsident LeYgueS erklärte, er verstehe, daß die Kammer unterrichtet sein wolle Die Regierung habe das größte Jnter- «ffe, den Kontakt mit dem Parlament aufrecht zu erhalten. Das sei immer geschehen, aber eS gebe Stunden, in denen die öffentliche Diskussion der Regierungspolitik große Ungelegenheiten bereiten Knne. welche Unparteilichkeit und welches Wohlwollen man auch an den Tag legen werde. Die Autorität der Regierung könne durch ein« solch« Debatte verringert werden. Es handle sich aber darum zu Misse», ob die Regierung das Vertrauen besitze, das sie haben müsse, »m Frankreich am 19. Januar auf der interalliierten Konferenz zu »rrtreien. Diese Verhandlungen hätten den Zweck, die Entwaffnung Deutschlands und die lückenlose Ausführung des Friedrnsvrrtrags *o» Versailles mit Unterstützung aller Alliierten sicher zu stAlen und de« endgültigen Frieden in allen vom Krieg erregten Ländern her- dkizusühren. Das Ministerium sei in der Vorarbeit begriffen, damit Frankreich das im Krieg unternommene Werk mit Ruhe vollenden könne. Die französische Negierung müsse sich mit ungebundenen Händen zu den Beratungen begeben können. Sie brauche daher das weiteste Maß einer VertrauenSkundgebung. Sie werde kein ver- tlngertcs Vertrauen annehmen, um im Namen eines siegreichen Frankreichs sprechen zu können. Die Regierung werde auf der Kon- ftnnz erscheinen mit dem vollen Vertrauen, oder Pc werde nicht Hinsehen. — Nachdem Bekanowsky und Bonnevay sich gegen die Vertagung ausgesprochen hatten, wurde zur Abstimmung geschritten und das vom Ministerpräsidenten verlangte Vertrauen, wie bereits gemeldet. mit 463 gegen IN Stimmen abgclehnt. Die Minister ver-, ließen den Saal und die Kammer vertagte sick.
Deutsche Stimmen zum Rücktritt.
Berlin, 13. Jan Zum Sturz des Kabinetts Leygues erklärt das „Berliner Tageblatt", daß es gezwungen worden sei Mriickzutreten, weil man fürchte, Leygues werde bei den Verhandlungen mit England nicht genügend widerstandsfähig sein. Man halte ihn für zu schwach, um in der Eniwaffnungsfrage und daneben in den Orientsragen gegenüber England das durch- öusetzen, was der nationale Block begehre. Auch die „Freiheit" kährt den Sturz Leygues daraus zurück, datz die nationalistische Etrömuug in der Kammer seine Politik als nicht scharf genug Segen Deutschland verurteile und auch sein Auftreten den Alliierten gegenüber für nicht bestimmt genug halte. Wie mehrere Blätter aus Paris melde», hält man dort den Kammerpräsiden- Peret für den aussichtsreichsten Kandidaten für die Enisterprästdentschaft. Nach einer Meldung der „Berliner Sägeblatts", aus London hat Lloyd George sofort nach Eintref- '°n der Nachricht von dem Rücktritt Leygues die bereits im Hotel Llaridge in Paris bestellten Zimmer abbesteltt. Man S aube nicht, daß die Konferenz des Obersten Rats vor Februar Iwitsindrn werde.
Jur auswärtigen Lage.
Der amerikanische Schiedsspruch über die Frage der Ryeintounage.
Berlin, 11. Jan. Leber den Schiedsspruch des amerikanischen Schiedsrichters in der Frage der Rheintonnage, der am 8. Jan. ergangen ist, werden von zuständiger Stelle folgende Einzelheiten milgeteilt: Der Schiedsrichter hat entschieden, datz an Frankreich abzutreten find: 1.) Kahnraum in Höhe von 25ü 15Ü Tonnen. Schlepper in Höhe von 23 7K1 Pserdekräften, 2.) die Einrichtungen der Badischen A.G. sür Rheinschiffahrt und Seetransport, die fi« am 21. August 1914 besaß, 3.) 78 Prozent der Aktien der Rheinschiffahrtsgesrllschast, vorm. Feudel-Mannheim. 4.) Schiffsraum und Schleppkraft von Fendel wird auf Tonnage und Schleppkrast zu Punkt 1 voll in Anrechnung gebracht. Der Schiedsrichter ist davon ausgegangen, datz für Wiedergutma- chungszwccke höchstens 14,34 Proz. Kahnraum und 2,2 Proz. Pferdestürke-Schlcppkraft von der Rhetnflotte abgegeben sein werden. Er hat daher sür die Berechnung der Abtretungen gemäß Art. 355 des Friedensvertrags nur 35,6« Proz. des Kahn- ranmes und 97,8 Proz. Pferdestärke-Schleppkraft der deutschen Nhetnslott« zugrunde gelegt; das sind 1888 651 Tonnen Kahn- rauin und 870 264 Pferdestärke-Schleppkraft. Sollte wesentlich weniger zu Reparationszweckrn abgegeben werden, so wird ein Anspruch Frankreichs auf eine entsprechende Erhöhung der bewilligten Tonnage anerkannt. Andererseits kann die deutsche Regierung eine Herabsetzung der 76 Proz. Fendel-Aktien beantragen, wenn sie nachweist, datz ein geringerer Prozentsatz der Aktien zur Kontrolle der Gesellschaft durch Frankreich genügen würde. Bis zum 18. Februar soll eine Einigung über die Auswahl der Schiffe und die anderen Modalitäten und Bedingungen der Uebertragung zwischen Deutschland und Frankreich erfolgen. Andernfalls wird der Schiedsrichter an diesem Tage die nötigen Bestimmungen treffen. Die im Artikel 357 vorgesehene Modifikation wird alsdann erfolgen, sodatz die Ablieferung voraussichtlich bis zum 18. Mai stattfinden mutz.
Der Rücktritt Amerikas vom Botschafterrat der Entente.
Paris, 13. Jan. In der gestrigen Sitzung des Botschafterrats teilte der amerikanische Botschafter Wallace mit, daß seine Regierung, da der Versailler FricdeuSvertrag nicht ratifiziert worden sei, es nicht für angebracht halte, noch länger eine amerikanische Delegation bei der Botschafterkonserenz zu unterhalten. Der Vorsitzende, Jules Cambon, drückte das Bedauern der Konferenz über die Zurückziehung des amerikanischen Botschafters aus. Der Botschaftsrat hörte alsdann den Bericht über die augenblicklich in Paris zwischen deutschen und polnischen Vertretern geführten Verhandlungen betreffend den Transitverkehr zwischen Ost- und Wesipreußen durch den Weichselkorridor
Ein englisch-deutscher Schiedsgerichtshof.
London, 13. Jan. Der englisch-deutsche Schiedsgerichtshof, der gemäß Art. 296 des Versailler Friedensvertrags über Streitfälle wegen Schulden und anderer Fragen zu entscheiden hat, hat sich konstituiert und wird Ende dieses Monats in London seine Sitzungen aufnehmen.
Bom internationalen Arbeitsamt.
Sens, 12. Jan. In der ersten Sitzung der 6. Kommission des Verwaltungsrates des internationalen Arbeitsamtes nahmen Vertreter folgender Staaten teU: Großbritannien 3, Deutschland 2. Polen 1, Dänemark 1, Frankreich 3, Schweiz 2, Holland 1, Italien 2, Japan 1, Kanada 2, Spanien 1.
Polen und Rumänien.
Bukarest, IS. Jan. (Ag. Damian.) Der polnisch« General Haller ist hier eingetroffen und wird heute vom König in Audienz empfangen werden. — Es handelt sich wohl um Besprechung von Maßnahmen gegen bolschewistische Angriffe.
Bulgarisch-rumänische Verhandlungen.
Bukarest, 18. Jan. (Ag. Damian.) Der bulgarische Ministerpräsident Stambulinrki ist gestern hier angekammen. Er hatte eine längere Unterredung mit dem Minister des Aeutzern Take Jonescu und dem Ministerpräsidenten Averescu. Stam- bulinski wird heute vom König in Audienz empfange» werden.
Ein griechischer Bericht über die Kämpfe mit den türkischen Nationalisten in Kleinasien.
Athen, 12. Jan Der Bericht des Generalstabs vom 10. Januar lautet: Jni Abschnitt Bruffa graffen unsere Streitkräste östlich von I,laröl starke kemalistische Truppen an, die zerstreut und bis jenseits Nizat verfolgt wurden. Wir machten 58 Gefangene, darunter einen Major und 3 ander« Offiziere, erbeuteten 3 Kanonen, eine Anzahl
Tragtiere und viel Kriegsmaterial. Im Abschnitt Ufschak zerstreuten unsere Truppen feindliche Ansammlungen in den Stellungen von BanaS und Sebastlr. — Der Bericht vom 11. Januar lautet: I« Verfolg ihres Vormarsches gegen unsere Truppen auf den Höhen von Bazardzik stießen wir mit dem Feind« zusammen, der sich in Unordnung auf Efliszhir zurückzog und seine Waffen von sich warf. Wir machten 158 Gefangene, erbeuteten zahlreiche» Kriegsmaterial und besetzten den Buhnhof Karaköj an der Bagdadbahn.
Eine Konferenz der antibolfchewistifchen Parteien Rußlands.
Paris, 12. Jan. Frühere Dumamitglieder hielten gestern wieder eine Versammlung ab, in der auch der Plan des Generals Hoffmann besprochen wurde, mit Hilfe deutscher Truppen den Bolschewismus niederzuwerfen. Die Sozialrevolutionär«, Kadetten und früheren Dumamitglieder widersetzten sich dem einstimmig. Genaue Informationen aus Moskau und Petersburg sollen besagen, datz in nächster Zukunft mit dem Sturze der Eowjetregierung zn rechnen sei, wenn die Bolschewisten nicht in der Zwischenzeit wieder militärische Erfolge erzieltem Die Versammkungsmitglieder befürchten, datz Lenin und Trotzli »ersuchen werden, ihre« Sturz durch «ine neue Offensive abzuwende». Die Versammlung verurteilte die Blockade, unter der auch Frauen, Kinder und der schuldlos« Teil der Bevölkerung leiden. Die Verbandsmächte sollten lieber die Verschiffung von Munition nach Rußland verhindern; sie seien mitverantwortlich für die Erfolge der Sowjettruppen, da sie Koltschak, Denikin, Iu- denitsch und Wrangel große Munitionsmengen gesandt hätten, di« dann stets den Bolschewisten in die Hände fielen. Hätten die Verbandsmächte die Politik verfolgt, sich überhaupt nicht um den Bolschewismus zu kümmern, so wäre das ganze Sowjet- system infolge Mnnitionsmangels längst zusammengebrochen.
Wrangel.
Toulon, 11. Jan. Nach einer llebereinkunst mit der französischen Regierung hat General Wrangel beschlossen, seine ganze Handelsflotte nach Marseille zu lenken, während seine militärische Flotte in Bizerta abgersistet werden soll. Die Handelsschiffe. etwa 15 an der Zahl, haben sämtlich volle Bemannung.
Ausland.
Der Zustand der ehemaligen deutschen Kaiserin.
Haag, 12. Jan. Der frühere Kronprinz ist heute nach Dooru abgereist, um seine kranke Mutier zu besuchen, deren Gesundheitszustand noch immer äußerst besorgniserregend ist. — AuS HauS Doorn wird folgender Bericht über das Befinden der ehemaligen deutschen Kaiserin vom 11. Januar ausgcgeben: Da» körperliche Widerstandsvermögcu vermindert sich langsam, aber stetig. Die Zunahme der Blutstockungen führt zu stärkeren Benommenheiten. Der Zustand ist als sehr ernst zu betrachten.
" Stapellanf eines polnischen Kriegsschiffes — in Danzig.
Berlin, 12. Jan. Der Merlinen Lotalanzeiger" meldet, datz der Stapellauf des ersten polnischen Kriegsschiffes dieser Tage in Danzig statigefunden hat. Das Kriegsschiff wurde auf den Namen des polnischen Etaatschefs Pilsudski gelaust.
Die furchtbaren Zustände in Oesterreich.
Wien, 12. Jan (PreiSabbau-Enquete.) In der heutigen Sitzung wurde die Besprechung sämtlicher auf der Tagesordnung stehender Fragen seitens der Konsumentenvertreter beendet. Auch in der heutigen Debatte wurde von Anhängern der verschiedenen Organisationen der Anschluß an Deutschland als einzig wirksame Hilfe bezeichnet Der Delegierte des ReichSwirtschaftSbUnd» der Postangestellten erklärte: Es kann uns nur geholfen werden, wenn der Ruf verwirklicht wird, den die Regierung und die Bürger zusammen erheben müssen: Oesterreich ist tot, es lebe Deutschland! — Der Delegierte des Wtrtschaftskonsortiums der städtischen Angestellten betonte, in einer Resolution sei der Entente zu sagen, daß nur eine Revision des Friedensvertrags, die bis zu einem bestinnnten Termin zu erfolgen habe, helfen könne. Wenn bis zu diesem Termin ein lebensfähiges Oesterreich nicht geschaffen werde, müsse Oesterreich selbst den Anschluß an Deutschland erklären. Der Vertreter der Gewerkschaft der deutschen Eisenbahner einpsahl, in der zu beschließenden Resolution zu sagen, daß Oesterreich, nachdem die Entente die. übernommenen Verpflichtungen nicht erfüllt habe, stet in seinen Entschlüßen sei. Daher sei von der Regierung zu fordern, datz sie sofort an die deutsche Regierung mit dem Ersuchen hcrantrete, den von Oesterreich ausgesprochenen Anschluß zur Kenntnis zu nehmen. Dadurch werde der Anschluß einfach vollzogen sei». Dieser Willenskundgebung Oesterreichs werde fich weder England noch Amerika widersetzcm.