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Miß
Nr. 2,6
Rückblick und die Kriegsanleihe.
Der Fall von Maubeuge rind die Säuberung Ostpreußens von den Russen bilden die zwei hervorstechenden Ergebnisse der kriegerischen Operationen in der sechsten Ktiegstvoche. Daneben sind aber noch zwei Schlachten, die an der Marne und die bei Lemberg, in der Schwebe, deren Ausgang mit großer Spannung entgegengesehen wird.
Es handelt sich um ein hartes Ringen, das dem deutschen Volke aufgezivungen worden ist, demgegenüber vorläufig noch jede sentimentale Regung zu schweigen hat Namentlich ist jede Acußerung eines möglichen Entgegenkommen England gegenüber durchaus unangebracht. England überläßt den Austrag mit der Waffe in der Hauptsache seinen Verbündeten, es führt den wirtschaftlichen Krieg in illoyalster Weise, indem es sich durch den Krieg auf Kosten des sich an Gut und Blut schwächenden Westeuropas bereichern will. Ihm gegenüber auch nur einen Schimmer von Entgegenkommen zu verraten, wäre ein unverantwortlicher Fehler, der in England mjt Schadenfreude gegen Deutschland ausgenützt werden würde.
Tie wirtschaftliche Stellung Englands wird in diesem Kriege auf eine Probe gestellt, der sie nicht standhaltcn kann. Das wirtschaftliche Leben Englands erfährt eine Schwächung, von der die Minister, die die Politik neben dem Geschäft rein sportmäßig betreiben, in ihrer Verblendung sich keine Vorstellung gemacht haben. Aber nicht die jetzt amtierenden Minister tragen für den Gang der Ereignisse die letzte Schuld, sondern vielmehr alle jene Kreise, die es ermöglicht und zugelassen haben, daß solche Männer die staatlichen Geschäfte besorgen können.
Im Gegensatz zu den bedenklichen Erscheinungen, die das englische Wirtschaftsleben in seinen Fundamenten erschüttern, kann Deutschland mit weniger Besorgnis in seine wirtschaftliche Zukunft blicken. Wir begeben jetzt die Kriegsanleihe. Die Bedingungen find so günstig, daß es wirklich nicht großer Anstrengungen bedarf, um einen vollen Erfolg der Zeichnung herbeizuführen. 1870 bot man vor entscheidenden Siegen die fünfprozentige Anleihe zu 88 v. H. aus, heute kann man ruhig 97,30 verlangen und auf einen reichen Ertrag hoffen. Denn anlagebedürftige Mittel sind — darüber kann kein Zweifel bestehen — genügend vorhanden. Und wenn man diese
Der Zall Haury.
Erzählung von Julius Heiß.
Auf einer mitten im Tale gelegenen Station einer von der Hauptlinie auf den Schwarzwald hinaufführenden Seitenbahn waren zwei Männer damit beschästigt, Rollen glatten Fichtenholzes in einen Eisenbahnwagen zu verladen. Dort am Ausgange des Tales wollte die Sonne schon hinter den gegen das Tal zu vorspringenden Höhen verschwinden, und vor Einbruch der Nacht sollte die Verladung fertig sein, damit die Ladung am nächsten Morgen mit dem ersten Zuge ihrem Bestimmungsorte, einer Cellulosefabrik auf dem hohen Schwarzwatde zugeführt werden könnte. Deshalb tummelten sich die beiden. Gemeinschaftlich batten sie die Lieferung übernommen und zu diesem Zwecke ihren Wald der schönsten Stämme beraubt, der eine ungern, der andere ohne Bedenken, beide aber, weil eS eben ein gutes Geschäft war, das bares Geld brachte.
Obschon die beiden arbeitenden Bauern aus dem Dorfe waren, zu dem die Station gehörte, unterschieden sie sich jn ihrem Aeußern wesentlich von einander. Breit und starkknochig war der eine mit einem wenig ausdrucksvollen, verwetterten Gesicht, von mehr schmächtiger Gestalt der andere mit einem schmalen, blaffen Antlitz, etwas matten, verträumten, blauen Augen und einem lmgen, blonden Schnurrbart. Während der elftere einen gewöhnlichen Kittel trug, hatte der letztere, ein Mann Mitte der Zwanziger, über seinen Kleidern ein langes blaues Ueber- hemd an.
Sie waren Nachbarn. Vor dem Orte draußen, in einer dem Bahnhof entgegengesetzt« r Richtung, lagen ihre Anwesen kaum dreißig Schritte von einander. Der Bauer Zosias Klöpfer war der eine und der blasse Blonde der lMe Haury, der einzige Sohn der Kasivogtsbäuerin- Wltwe. die außer ihm nur noch eine erwachsene Tochter besaß.
Donnerstag, de« 17. September
S1. Jahrg.
in KüegsMten sicher und zu verhältnismäßig recht hoher Verzinsung arllegen kann, dann bedarf es wahrhaftig noch keiner besonderen Mahnung an den Patriotismus, sondern nur einer Mahnung an den geschäftlichen Sinn, um die Kapitalbesitzer zur Erwerbung einer so günstigen Anleihe zu veranlassen. Daß das Reich nicht zu seinen Milliarden kommen sollte, die es zur Kriegführung nötig hat, daran ist gar nicht zu denken.
Viel schwieriger erscheint auch heute noch die Lösung des Problems, wie wir der arbeitslosen Bevölkerung Arbeitsgelegenheit schaffen. An Worten und guten Ratschlägen fehlt es nicht, Wohl aber an der Wirksamkeit der Triebkräfte, die eine Vermehrung der Arbeitsgelegenheit herbeisühren müssen. Nur durch Zufluß von Betriebskapitalien kann die Beschäftigung der Gewerbe angeregt, kann der Konsum gehoben werden. Es liegt auch hier letzten Endes im eigenen Jüteresse der Kapital besitzenden Privatwirtschaften, daß eine kräftige Belebung des gewerblichen Beschäftigungsgrades erfolgt. Aengst- liche Zurückhaltung, Mangel an Wagelust, Vermeidung jedes Risikos mag zwar privatwirtschaftlich als größte Klugheit angesehen werden, führt aber unfehlbar zu der Notwendigkeit, daß Staat und Gemeinden in um so höherem Grade Unterstützungen gewähren müssen, um die arbeitslosen Schichten de? Bevölkerung über Wasser zu halten. Woher sollen aber die Mittel für diese Unterstützungen genommen werden! Der« einzig möglichen Ausweg würde eine Kriegssteuer bilden, die doch nur von den Kapital besitzenden Privatwirtschaften und Unternehmungen ausgebracht werden könnte. v -- -
Der Reichskanzler über Englands Heuchelei.
WTB. Kopenhagen. 15. Septbr. Ritzaus Bureau hat vom Reichskanzler v. Bet h mann Hollweg nachstehende Mitteilung erhalten:
Der englische Premierminister hat m der Gulldhall in einer Rede für England die Rolle des Beschützers der kleineren, schwächere» Staaten in Anjpruch genommen und von der Neutralität Belgiens, Hollands und der Schweiz gejprochen, die von Deutschland gefährdet sei. Es sei richtig, wir haben Belgiens Neutralität verletzt, weil bittere Not uns zwang, aber wir hatten Belgien volle Integrität und Schadloshaltung zugesagt, wenn es mit dieser Notlage rechnen wollte. Belgien märe ebenjo wenig etwas geschehen wie z. B. Luxemburg. Hätte England als Beschützer der schwächeren Staaten Belgien unendliches Leid ersparen wollen, dann hätte es ihm den Rar erteilen müssen, unter Anerbieten anzuneümen. Geschützt hat es unseres Wissens
Um ein w n.g auSzujchuuusci', setzte sich aus o.n
Wagenrand. Aufmerksam sah er eine Weile nach Westen, der Richtung, in welcher der AuSgang des Tales lag.
Da mahnte schon der Nachbar: „Weiler. Fridolin, mach vorwärts, sonst bringen wir den Wagen nicht mehr fort!"
Sich erhebend, zeigte Haury nach dem westlichen Abendhimmel und sagte: „Seht doch das schöne Abendrot! Morgen gibt's auch wieder einen schönen Tag. Und die prächtigen Wolkenbilder, und wie die Bergspitzen so hübsch beleuchtet find — schau doch ein mal hin!"
Der Klöpfer aber brummte nur: »Was kümmern mich die Wolken und die Bergspitzen. Red'st wieder dummes Zeug. Wär' gescheiter. Du würdest zugreifen, daß wir fertig werden."
Flink packte Fridolin wieder Rolle nach Rolle und schichtete sie zu den bereits verladenen. Die Art, wie er zugriff und sich regte, und seine schwieligen Fäuste bewiesen, daß es nicht Unlust zur Arbeit war, waS ihn eben veranlaßt hatte, diese zu unterbrechen. Nach einer halben Stunde war der Wagen geladen und konnte vom Slations- amt zur Beförderung übernommen werden.
Es war schon dunkel geworden, als die beiden Nachbarn vom Bahnhofe weggingen und den Weg durchs Dorf nach ihren Wohnungen einschlugen.
Beim Kronerrwirtshaus angekommen, meinte Klöpfer: „Ein Schoppen Bier könnte jetzt auch nichts schaden; die Geschichte hat Durst gemacht. Gehst mit?"
„Wenn eS nicht lange dauert, ein Glas Bier trinke ich schon mit."
Drinnen trafen sie Gesellschaft; am weißgescheuerten rundm Tisch in der Ecke saßen vier Ortsbürger und spielten Karten. Einer davon war der Hosbmer Blattner, von dem man wußte, daß er gern ins Glas schaute und außerhalb seines Hofes große Worte machte, daheim bei seiner Bäuerin aber recht bescheiden sufzutreten für sehr angebracht hielt. Dieser hatte bei dem Gruße der Eintretenden vom Spiele aufschauend kaum bemerkt, daß sie Miene
Belgien nicht. Ist also England wirklich rin so felbstlojer Beschützer? Wir wissen genau, daß der französische Kriegspian den Durchmarsch durch Belgien zum Angriff aus die uubeschlltztcn Rheinländer vorsah. Gibt es jemand, der glaubt, England würde dann zum Schutze der belgischen Freiheit gegen Frankreich ein- geschritten sein? Die Neutralität Hollands und der Schweiz haben wir streng respektiert und auch die geringste Grenzüde schreitung des niederländischen Limburgs peinlichst vermied ».
Es ist auffällig, daß Asquith nur Belgien, Holland und die Schweiz, nicht aber auch die skandinavischen Länder erwähnt. Die Schweiz mag er genannt haben im Hinblick aus Frankreich. Holland und Belgien liegen England gegenüber an der anderen Küste des Kanals. Darum ist England um die Neutralität Vieser Länder so besorgt. Warum schweigt Asquith von den fkandina- Lvischcn Reichen? Vielleicht, weil er weiß, daß es uns MM in den Sinn kommt, die Neutralität dieser Länder anzutaster» Oder sollte England etwa für einen Vorstoß in die Ostsee ÄtS für die Kriegführung Rußlands die dänische Neutralität doch nkM, für A» naki me tangere halten? :
Asquith will glauben machen, daß der Kampf Enqiauvsf gegen uns ein Kampf der Freiheit gegen die Gewalt icr. M>s diese Ausdruckswelse ist die Welt gewöhnt. 3m Namen böe Freiheit hat England niit Gewalt und einer Politik des rücksichtslosesten Egoismus sein gewaltiges Kolonialreich begründet, im Namen der Freiheit hat es noch um die Wende dieses Jahrhunderts die Selbständigkeit der Burenrepubliken vernichtet, nn Namen der Freiheit handelt es setzt in Aegypten unter Verletzung internationaler Verträge und eines feierlich gegebenen Versprechens als englische Kolonie. Im Namen Ser Freiheit verliert einer der malayischen Schutzstaaten nach Dem andern seine Selbständigkeit zu Gunsten Englands. Im Namen der Freiheit sucht es durch Zerschneidung der deutschen Kabel zu verhindern, baß öle Wahrheit in die Welt dringt.
Der englische Ministerpräsident irrt sich. Seit England sich mit Rußland und Japan gegen Deutschland verband, hat es in einer in der Geschichte der Welt einzig dastehenden Verblendung die Zivilisation verraten und die Sache der Freiheit der europäischen Pölker und Staaten dem deutschen Schwert zur Wahrung übertragen.
7" gez. von Bethmann Hollweg. j
Was der Reichskanzler hier in prächtigen, offenen Worten sagt, muß von der ganzen nichtenglischen Welt verstanden und als richtig anerkannt werden. Im Namen der Freiheit plündert England die Erde ausl Diesen Krieg hat England mit seinen Helfershelfern angezettelt, um wirklicher Freiheit und der friedlich angebahnten Befreiung des Erdballs von Englands Bevormundung die Gasse zu verlegen.
WTB. Christiania, 15. Sept. Die gesamte Moraenpost bringt, wie die Ritzausche Agentur in Kopenhagen übermittelt, die Erklärung des Reichskanzlers von Bethmann Hollweg, die zu Asquiths Worten, England führe km Namen der Freiheit Krieg, Stellung nimmt. Im Sperrdruck wird die Versicherung des Kanzlers wledergegeben, daß Deutschland niemals Skandinaviens Neutralität antasten werde, während England, was Skandinavien angeht, sich ausschwelge. Die ganze Erklärung macht hier den tiefsten Eindruck, da man, scholl allgemein der Ansicht
machten, sich an einen besonderen Tisch zu setzen, A - ihnen zurief:
„He, nicht so stolz. Ihr Holzhändler! Setzt Euch doch her zu uns, eS ist noch Platz genug da!" s
Während Klöpfer kein Bedenken trug, der Einladung; zu folgen, wäre es dem jungen Haury lieber gewesen, er. hätte sich von der Gesellschaft und besonders von Blattners ferne halten könne»; denn das ganze Wesen des Mannes; stieß ihn ab, und es war unschwer zu erkennen, daß er auch heute etwas über den Durst getrunken hatte. Jetzt; hatten sich aber auch die andern Spieler umgewendet und; die beiden begrüßt und Klöpfer war schon an den runden Tisch getreten; da blieb dem Haury nichts anderes übrig, s als seinem Beispiele zu folgen. s
Eine Weile sahen die beiden Nachbarn dem Spiele zu und tranken dabei ihr Bier, aber nicht nur einen, sondern nun schon den dritten Schoppen. Eben wollte Fridolin dem Josua Klöpser Mitteilen, daß er genug habe und Heims wolle, da war wieder ein Spiel zu Ende, und Blattners Mitspieler zeigten Lust, nun auszuhören. Das paßte aber diesem nicht, rasch war er mit einem neuen Vorschlag bei, der Hand.
„Jetzt würfeln wir noch unser Bier heraus, die Holz. Händler halten auch mit. Kronenwirt, die Würfel her!"
Ablehnend schüttelte Haury den Kopf. Die spitze Bemerkung Blattners aber: „Fürchtest Du zu verlieren? Es macht nicht viel", reizte ihn, gegen seine bessere Ueberzeug- ung zu handeln, und mit den Worten: „Meinetwegen denn, ab.r rasch", erklärte er sein Einverständnis, während Klöpfer, der ein geschickter Würfelspieler war, von Anfang an nichts dagegen einzuwenden hatte.
Der Becher wurde geschüttelt, die Würfel kollerten auf den Tisch und als die Reihe herum war, hatte Fridolin Haury die höchste Augenzahl geworfen, Blattner aber die niederste; dieser mußte also bezahlen. Mit einem Lachen, durch das es ihm nicht gelang, seinen Aerger ganz zu verbergen, zog er seinen Beutel. Fortsetzung folgt.
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