kaum zweifelhaft." Mexiko ist, selbst wenn sich alle Bür­ger zum gemeinsamen Kampf gegen den Feind aus dem Norden zusammenscharteu, durch die langen und blutigen Bürgerkriege physisch und finanziell am Rande. Eine Möglichkeit ist freilich noch in Betracht zu ziehen. Je gespannter die Beziehungen zwischen Japan.und den Ver­einigten Staaten wurden, desto freundlicher wurden sie zwischen Japan und dem durch Huerta repräsentierten Mexiko. Japanische Kriegsschiffe haben vor einiger Zeit mexikanische Häfen besucht, zwischen Japan und Mexiko toareu eine Zeit lang Verhandlungen im Gang, die sich auf die Verpachtung der mexikanischen Magdalena-Bucht au das Land der ausgehenden Sonne bezogen, die sich aber damals infolge des Einspruchs der Vereinigten Staaten zerschlugen. Nun tauchen wieder Meldungen auf von einem Gehcimbündnis Japans mit Huerta, ans Grund dessen dieser mit japanischen Waffen und Munition versorgt und überhaupt in seinem Widerstand gegen die Amerikaner bestärkt werde. Was an diesen Gerüchten wahr ist, läßt sich natürlich im gegenwärtigen Augenblick nicht nachprüfen. Denkbar wären derartige Mmachungen.

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Ttie Eröffnung des Panamakanals wird zwischen Amerika und Japan ein Ringen um die Vorherrschaft im Stillen Ozean zur Folge haben. Daß Japan jetzt schon daran geht, sich auf diesen Konkurrenzkampf vorzubereiten, in­dem es sich eine Position an der pazifischen Küste Mexikos zu sichern bestrebt ist, erscheint durchaus nicht verwunder­lich. Man sieht, die Möglichkeiten zu folgenschweren Konflikten sind gegeben. Es wird großer staatsmännischer Klugheit von Seiten Amerikas bedürfen, um sie zu ver­meiden.

* * *

Die Einnahme von Veraeruz.

Washington, 22. April.

Der Marinesekretär hat folgendes Telegramm des Admirals Fletcher veröffentlicht:

Am Dienstag, um 6 Uhr abends, landete ich Seesoldaten und Matrosen von den Schlacht­schiffen Utah und Florida und von dem Transport­schiff Prairie und beschlagnahmte das Zoll­amt. Tie Mexikaner leisteten der Landung keinen Widerstand, eröffneten aber nach der Beschlagnahme ein Gewehr-und Artilleriefeuer. Tie Prai­rie vertrieb durch Geschützfeuer die Mexikaner. Bon den Hausdächern und in den Straßen wurden zer­streute Schüsse abgegeben. Wir halten das Zollamt Nnd den Teil der Stadt in der Nähe der Werften und Konsulate besetzt. Unsere Verluste betragen 4 Tote und 20Verwundete. Nach dem Gefecht begab sich der amerikanische Konsul zu General Maaß und Tenor Antonio Villavonto, dem Jefe Politioo, um ihn zur Unterstützung der Amerikaner bei der Wiederherstellung der Ordnung aufzufordern. General Maaß lehnte dies ab.

Das Washingtoner Staatsdepartement hat euren amtlichen Bericht erhalten, daß die Mexikaner Veracruz geräumt haben. Aus Veracruz wird noch gemeldet: Tie gefallenen Amerikaner sind ein Bootsführer, ein Korporal und zwei Gemeine. Das Feuern in der Stadt dauerte bis Mitternacht fort. Tie amerikanischen Streitkräfte am Lande betragen 1200 Mann. Köntreadmiral Badger ist mit 5 Schlacht­schiffen hier eingetroffen.

Die Vorgeschichte der Einnahme.

Wie der Pariser Newyork Herald meldet, ist die Eröffnung der Feindseligkeiten und die Be­setzung von Veracruz dadurch beschleunigt worden, daß der Dampfer Apiranga, der von einer aus­ländischen Firma gelieferte Maschinengewehre und Munition an Bord hatte, die für die Truppen Huer­tas bestimmt waren, sich Veracruz nähert. Tie Ma­schinengewehre werden beschlagnahmt werden, falls be­wiesen ist, daß Huerta sie bezahlt hat, im anderen Fall werden sie, um internationale Verwickelungen zu ver­meiden, an den Absender zurückgesandt werden. Ter Kreuzer Denv er hat Befehl erhalten, nach Salina Cruz abzugehen, um die Ausschiffung einer von einer ja­panischen Firma abgesandten Waffensen­dung zu verhindern. Ursprünglich habe die Absicht bestanden, die Blockade zu verkündigen, um die Landung jeglichen Kriegsmaterials zu verhindern, doch

yätte es dazu einer regelrechten Erklärung bedurft. Admiral Fletcher habe deshalb den Befehl gegeben, den Hafen und das Zollamt zu besetzen.

Zustimmung des amerikanischen Senats.

Aus Washington wird gemeldet: Tie Debatte im Senat über die Resolution bezüg­lich Mexikos trug Men leidenschaftlichen Cha­rakter. Es wurden vielfach bemerkenswerte Reden ge­halten, darunter eine des Senators Root, der verlangte, daß das in der Resolution für die Handlungen des Prä­sidenten vorgeschlagene WortRechtfertigung" nicht mit dem Zwischenfall von Tampico, sondern mit einer langen Reihe von Verbrechen begründet werde, die gegen Leben und Eigentum amerikanischer Bürger begangen worden seien, mit Einschluß derjenigen in Nordmexiko, wo die Insurgenten herrschen. Ein Zusatzantrag zu der ursprüng­lichen Resolution wollte vorschreiben, daß dieVereinig- ten Staaten nach der Niederwerfung des Gegners sich wieder aus Mexiko zu rückziehe u und alle Teile des Landes seinen Bewohnern überlassen werden sollten. Der Antrag wurde abgelehnt.

Die Haltung Südamerikas.

Aus Santiago wird gemeldet: Tie Blätter be­klagen es, daß es zwischen Mexiko und den Bereinigten Staaten zum äußersten gekommen ist. Sie hoffen, das die Vereinigten Staaten sich die Verirrung Mexikos nicht in der Weise zunutze machen, daß sie eine unabhängige Republik erobern oder ihr Gebietsteile wegnehmen, was die brüderliche Politik zwischen den Vereinigter Staaten von Nordamerika und dem lateinischen Süd­amerika beeinträchtigen würde.

Politische Rundschau.

Deutsches Reich.

* Der Reiseplan des Kaisers. Nach den bis­herigen Dispositionen verläßt das Kaiserpaar Montag den 4. Mai, nachmittags, Korfu, um sich über Porto- fino nach Genua zu begeben, wo die Ankunft am 8. Mai gegen 8 Uhr abends erfolgen dürfte. Nach einem Aufent­halt von zwei bis drei Stunden wird die Reise nach Karlsruhe fortgesetzt; die Ankunft daselbst am 7. Mai nachmittags. Am 8. Mai wohnt der Kaiser einer größe­ren Gefechtsübung bei Türkheim bei und besucht dann die Hohkönigsburg, um von dort nach Karlsruhe zurück- zukehren. Am Abend des 8. Mai reist das Kaiserpaal nach Braun schweig ab, wo am 9. die Taufe des Erbprinzen stattfindet. Von Braunschweig kehrt die Kaiserin am 10. abends nach Wildpark zurück, während der Kaiser um dieselbe Zeit nach Metz abreist, wo am 11. Mai große Truppenübungen stattfinden. Am 12. Mai abends verläßt der Kaiser Metz und reist nach Wiesbaden, wo für die Tage vom 13. bis 18. di« Festspiele angesetzt sind. In der Nacht vom 18. aus den 19. Mai kehrt der Kaiser dann nach Wildpark zurück.

* Der gefälschte Kaiserbrief. Wie dieRhei­nisch-Westfälische Zeitung" mitteilt, sind amtliche Nach­forschungen nach den Fälschern des Kaiserbriefes an die Landgräsin von Hessen und Feststellungen über die Ver­breitung der Fälschung im Gange.

* Die Taufe -es braunschweigischen Erbprin­zen. Tie Paten des Erbprinzen sind folgende: der Kaiser und die Kaiserin, der Herzog und die Herzogin von Cumberland, der Kaiser vonOe st erreich, der Kaiser vonRußland, der König von England, der König von Bayern, der Großherzog von Mecklenburg-Schwerin, Prinz Max von Baden, Prinz Adalbert und Prinz Oskar von Preußen, Prinz Waldemar von Dänemark und das bayerisch« 1. schwere Reiterregiment in München. Ent­gegen anderslautenden Meldungen steht fest, daß Herzog Ernst August von Cumberland bei den Tauffeierlichkeiten nicht anwesend sein wird.

* Deutscher Wahlsieg in -er Ostmark. Durch die Mandatsniederlegung des Abg. v. Halem (Rp.), dessen Wahl schon einmal für ungültig erklärt worden war, mußte in dem Wahlkreis Schwetz eine Ersatzwahl statt­finden, die mit dem Sieg des deutschen Kandidaten endigte. Nach dem vorläufigen amtlichen Wahlergebnis erhielten v. Halem (Rp.) 8490, v. Sais-Jaworski (Polch 7282 und Grygo (Soz.) 107 Stimmen. Ter Kreis Schwetz zählt zu den Wahlkreisen, die am schärfsten um­stritten find. Bei früheren Wahlen kam es häufig zu Tumulten und regelmäßig wurde die Wahl von den unter­legenen Polen, in deren Besitz das Mandat verschiedentlich war, angefochten. Ter deutsche Kandidat hat bei der Wahl am Dienstag eine so bedeutende Mehrheit errungen daß die Polen von der bisherigen Methode der MaW anfechtung absehen dürften.

Ausland.

Das englische Königspaar in Paris.

Aus Paris, wo das englische Königspaar am ^Diens­tag nachmittag angekommen und enthusiastisch begrüßt worden ist, wird gemeldet: Im Laufe der Soiröe, die sich an das Prunkmahl im Elysse anschloß, teilte König Georg dem Präsidenten Poincare mit, daß er anläßlich seines Pariser Besnches der französischen Regierung sechs Bronzereliefs des französischen--Bildhauers Tes- jardins znm Geschenk machen werde, die einst den Sockel des Reiterstandbildes Ludwigs XIV. in Paris geschmückt hatten nnd später Eigentum der englischen Königsfamilie geworden waren nnd im Schloß zu Windsor Aufstellung gefunden hatten. Präsident PoincarS und Ministerprä­sident Tvumergue dankten dem König herzlich für diese Aufmerksamkeit. In dem Trinkspruch, den Poincarö ausbrachte, feierte er den Besuch des Königspaars als die Weihe einer Freundschaft, die eine der sichersten Bürg­schaften des europäischen Friedens darstelle. Auch König Georg betonte in seiner Antwort, die innigen Freund­schaftsgefühle, die er für Frankreich hege.

Bor den französischen Wahlen.

In einer Wählerversammlung inRueil bei

in der der frühere Kriegsminister Millerand für den Kandidaten des Verbandes der Linken, den Mitarbeiter des Temps, Tardieu, eintreten wollte, veranstalteten die Sozialisten und die Revolutionäre eine lärmende Kundgebung gegen d as Dreijahrs g esetz und

Verhinderten Millerand am Sprechen. Schließlich kam es zu einer argen Rauferei. Millerand und Tardieu konnten unbehelligt den Saal verlassen, worauf Gen­darmerie die Ruhe wieder Herstellen konnte.

Trennung von Staat nnd Kirche in Wales.

Das Unterhaus hat in zweiter Lesung das Gesetz über die Trennung von Kirche und Staat in Wales das dem Unterhaus zum dritten Mal unter der Herrschaft der Parlamentsakte vorliegt, mit 349 gegen 265 Stimmen angenommen.

Mobilisierung in Albanien.

Aus Tjurazzo wird gemeldet: Tie vom Minister­rat beschlossene Aufstellung einer Miliz erstreckt sich auf das ganze Land und soll schleunigst durchgeführt werden. Eine Deputation mis den von den Griechen besetzten -Gebieten hat um militärischen Schutz gegen die von den öftiechen verübten Gewalttätig­keiten gebeten.

VLeues aus aller Welt.

* Der IS. christlich-soziale Kongretz wurde an, Mittwoch vormittag in Wiesbaden in Gegenwart der staatlichen und kirchlichen Behörden von Geheimrat Pro­fessor I). Seeberg-Berlin feierlich eröffnet.

* Grotzfeuer. In Meißen (Sachsen) ist in der Nacht zum Mitttvoch die Maschinenfabrik von Bichlt und Locke am Neumarkt vollständig Niederge­bra n nt. Ter Schaden ist sehr bedeutend und wird aus rund 2 siz Millionen geschätzt. 'Der Betrieb kam nicht aufrecht erhalten werden. 600 Arbeiter werde» beschäftigungslos.

* Der entlarvte Bürgermeister. Wie sich jetzt herausstellt, ist der zweite Bürgermeister von Köslin, Alexander, der unter der Anklage, den Eltern eines Mäd­chens, dem er die Ehe versprochen hatte, 2000 Mar! entlockt zu haben, verhaftet wurde, eine höchst zwei­felhafte Persönlichkeit. Er heißt eigentlich Thormann und war unter diesem Namen gerichts­bekannt. So war er als Kreisansschußassistent Ml ll/> Jahren Gefängnis verurteilt worden, trat die Straf« aber nicht an, sondern verschaffte sich gefälschte Legiti- mationspapiere auf Grund deren er in Weißenfels und Bromberg Stellungen als Magistratsassessor bekleidete. Im Dezember v. I. wurde er unter 700 Mitbewer­bern zum 2. Bürgermeister der Stadt Kös­lin gewählt. Von seinem Doppelleben hatte niemand eine Ahnung, bis die Staatsanwaltschaft durch die An­klage wegen Erpressung, die gegen ihn gerichtet wurde, Unstimmigkeiten in den Personalien Alexanders alias Thormanns entdeckte. Thormann hatte sich in Köslin mit der Tochter eines höheren Beamten verheiratet und wurde sogar wegen seiner hervorragenden Lei­stungen im Amt gerühmt! Er hatte aber nur eine sehr mangelhafte Vorbildung nnd sich den Dir. jur. aus eigener Machtvollkommenheit beigelegt.

* Versuchter Rauvmor- ? Am Tiienstag abend wurde die aus Berlin stammende Arbeiterin Wando Alwin bei einem Ausflug nach der Pfaneninsel im Walde bei Nikolskoe von einem Mann überfallen, ihrer Tasche beraubt und mißhandelt. Ein vor- äberfahrender Radler hatte nicht den Mut, dem Mann ent­gegenzutreten, sondern fuhr weiter. Der Täter schleppte das Mädchen an das Havelufer und warf es die Böschung hinab in das Wasser. Mehrere Pos­santen fanden das Mädchen und veranlaßten seine Ueber- führung in ein Krankenhaus in Nowawes, wo es noch besinnungslos darniederliegt.

* Glänzende Flugleistung. Aus Bern wird gemeldet: Ter Schweizer Flieger Bider ist am Mitt­woch morgen 5.50 Uhr in Bern aufgestiegen und hat mit einem Fluggast die Jungfrau überflo­gen. Um 7.18 Uhr ist er auf dem Flugplatz Briger Berg im Wallns gelandet.

* Gefährliche Schietzverfnche. In Paris-Auteml durchschlug am Dienstag in den Möorgenstunden ein Ge­schoß die Rolladen eines Gebäudes, flog über die Köpfe der in dem Zimmer Schlafenden hinweg und blieb im Kamin staken. Man vermutete, es handle sich um ein abgeirrtes Geschoß von Schießübungen von Mlitärluft- fchWm. Hierzu erklärt aber das französische Kriegs- ministerium, daß in der Umgebung von Paris weder von einem Militärluftschiff noch von einem Militärflug­zeug eine Schießübung ansgeführt worden sei. Tjer Un­fall dürfte von Schießversuchen herrühren, die ein privater Industrieller gegen ein Luftschiff aus- gesührt habe. Wie aus Aubnsson im Departement Creuze gemeldet wird, fiel während einer im Lager von Courtine abgehaltenen Schießübung ein Geschoß aus ein Haus des Dorfes Aigne. Tie dadurch ausge­brochene Feuersbrunst zerstörte zwei Häuser und eine Scheune.

* Schreckliche Ermor-ung eines vierjährige«

Mädchens. Am Mittwoch in früher. Morgenstunde fand

der Barbier Weinhold in Lauban die Leiche seiner vierjährigen Tochter, die am Dienstag wäh­rend des ganzen Tages vermißt wurde, im Walde von Katholisch-Hennersdors. Djie Leiche war an Händen und Füßen mit Stricken gebunden und werst einen Messerstich am Hals ans. Tier Körper Mt ferner SpurenvonSchlägen. Am Mittwoch vav mittag in der elften Stunde wurde unter dem Verdacht, das vierjährige Töchterchen des Barbiers Weinhold er­mordet zu haben, der 17 Jahre alte Arbeiter Liersch aus Katholisch-Hennersdors auf dem Stcin- berg bei Lanban von der Polizei verhaftet.

* Pestfälle in Tokio. ' Im Zentrum der Stadt pno drei Fälle von Lungenpest und ein Fall von Bubonen Pest festgestellt worden.

* Sturm an der marokkanischen Küste. Ein

heftiger Sturm wütet, wie aus Melilla gemeldet wiro.