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Donnerstag, den 2 ». April LS 14
»L. Jahrg.
Der Besuch in Pari-.
Am Dienstag nachmittag ist das englische KönigDaar in der französischen Hauptstadt angekommen und mit allem Glanz, den auch die Republik bei solchen Anlässen zu entfalten weiß, empfangen worden. Georg V- erfüllt mit seinem Besuch in erster Linie eine Höflichkeitspflicht. Im Jahre 1908 stattete der Präsident Falliöres dem Ententegenossen an der Themse einen Besuch ab und im vorigen Jahr machte Präsident Pomcars in London seine Aufwartung. König Georg hat sich also, wie man sieht, nicht sonderlich beeilt, die Besuche der französischen Präsidenten zu erwidern. Nun da er nach der „Lichtstadt", in -er sein Vater als Prinz von Males und später auch noch als König so gerne'geweilt, kommt, ist die Freude umso größer. Sie gilt nicht allein der Person des englischen Königs, der ja m politischen Dingen viel zurückhaltender ist als sein Vater, sondern ist auch in dem Umstand begründet, daß dem Besuch eine zweifellose politische Bedeutung zugesprochen werden muß.
Das politische Moment der Pariser Reise des englischen Königs ist ja von der französischen Presse hinreichend betont worden, vielleicht sogar stärker als es höflich war. Es ist doch nicht ganz taktvoll, einem Gast gleich eine lange Reihe von Wünschen zu präsentieren, deren Erfüllung man von feinem Besuch erwartet. In der Pariser Presse hat man aber gar kein Hehl daraus gemacht, daß man von der Anwesenheit des englischen Königs auf französischem Bod^ eine Vertiefung der Entente der beiden Mächte, ja womöglich ein formelles Bündnis zwischen England und Frankreich erwarte. Bon englischer Seite ist freilich sehr schnell Wasser in den schäumenden Wein der französischen Hoffnungen ^gossen worden. Man ist dort mit dem bestehenden Zustand sehr zufrieden, und hat keine Neigung, sich auf eine Bündnis- Politik einzulassen, die für England wenig Vorteile, dafür aber allerhand lästige Verpflichtungen im Gefolge haben müßte. Von diesen Verpflichtungen war schon einmal die Rede, als Poincars nach London reiste. Damals las man in der französischen Presse allerhand über die Notwendigkeit der Reform und Verstärkung des eng
lischen Heeres, damit England bei Entscheidungen aus dem Kontinent in der Lage sei, dem Freund wirksame Hilfe durch ein starkes Kontingent zu leisten. Sie predigten tauben Ohren, die Herren vom Matin und vom Echo de Paris. An der Themse hat man andere Ziele als sich ohne Not in die Differenzen der Kontinentalmächte zu mischen Und ist aus diesem Grund damals Über das Verlangen nach einer Heeresreform zu Gunsten Frankreichs zur Tagesordnung übergegangen und hat Heuer sich den Bündnisempsehlnngen gegenüber ablehnend verhalten, ganz besonders soweit Rußland in Frage kam. Eine solche Politik hätte England nur treiben können unter Verzicht auf seine bedeutenden Interessen in Persien und am Bosporus und hätte dafür bekommen die Unterstützung Rußlands und Frankreichs gegen Deutschland. Nur schade, daß gerade gegenwärtig England nicht ein entfernt so großes Interesse daran hat, in antideutscher Politik zu machen als die beiden andern Ententenfreunde. Ter Zeitpunkt zu einem Ausbau des Dreiverbands zu einem zweiten Dreibund war also, so sehr der äußerliche Anlaß des Königsbesuchs und dre Interessen der beiden verbündeten Mächte der Entente solche Gedanken nahe legen mochten, im Hinblick auf das gegenwärtige Verhältnis Deutschlands und Englands denkbar schlecht gewählt. Außerdem aber vergaßen die Politiker in Paris und Petersburg ein Moment zu berücksichtigen, das Bismarck bei seinen Bündnisplänen in Rechnung gezogen hat. Er hebt hervor, daß die Eigenart der englischen Verfassung d. h. der infolge des parlamentarischen Regimes mögliche Wechsel der Regierung Bündnisse von gesicherter Tauer nicht Anlasse. Daran ändert auch der Umstand nichts, daß England schon seit langen Jahren in einem engeren Verhältnis zu Japan steht, da dieser Vertrag in seiner allgemein politischen Bedeutung natürlich mit einem Bund Englands mit einer der europäischen Großmächte nicht verglichen werden kann, außerdem aber lose genug ist, um der englischen Politik im fernen Osten auch unter einer anderen Regierung keine allzu großen Hemmungen zu verursachen.
Wenn auch, wie übrigens auch ans den Trink- sprüchen, die Poincars und Georg V- gewechselt haben, hervorgeht, die Bundeswünsche, die man in den Pariser
Redaktionsstuben an den Besuch des englischen Mmgs knüpfte, nicht in Erfüllung gehen werden, an der Entente wird England für die nächste Zukunft festhalten. Cs ist bezeichnend für die imperialistisch gerichtete Politik unserer Zeit, daß zwei Völker, die sich, wie Frankreich und England, jahrhundertelang aufs heftigste befehdet haben, oder die, wie Frankreich und Rußland, in ihrer politischen Struktur so grundverschieden sind, sich in herzlichem Einvernehmen zusammenfinden, um gemeinsam ihre Interessen in der auswärtigen Politik zu verfolgen. Frankreich ist bisher dabei auf seine Kosten gekommen. Es verdankt Marokko einzig und allein der Ententenpolitik. England ist auch nicht schlecht gefahren, da es als Gegenwert Aegypten als unbestrittene Interessensphäre, man kann fast sagen Kolonie, garantiert be- krm. Das ist für beide Mächte Grund genug, mit einiger Begeisterung die Segnungen des Dreiverbands zu Preisen Und feierlich zu geloben, auch für die Zukunft eine Freundschaft zu Pflegen, die sich in den ersten zehn Jahren ihres Bestehens als so ertragreich erwiesen hat.
Der Krieg gegen Huerta.
Die Feindseligkeiten haben begonnen. Der amerikanische Admiral Fletcher hat am Dienstag Beracruz besetzt, Um die Landung von Munition u. Waffen, die angeblich aus deutschen Djampfern für Huerta unterwegs sind, zu verhindern. Damit ist der erste Schritt getan, die Ameri- bmer haben sich auf den Kriegspfad begeben und werden in kurzer Zeit die Blockade der gesamten atlantischen Küste Mexikos durchgeführt haben. Ob sie dazu übergehen werden, Truppen zu landen und Huerta ans dem Festlande anzugreifen, ist noch unsicher. Im Stillen hofft man wohl in Washingtons Huerta durch diese vorläufigen Maßnahmen klein zu kriegen. Ein Feldzug zu Lande hat für Amerika immerhin seine großen Bedenklichkeiten deshalb, weil es sich leicht ereignen könnte, daß man bei dem Vorgehen gegen den Mann, der sich „Präsident von Mexiko" nennt, auf Widerstände stößt, die nicht allzu leicht überwunden werden können, daß sich in der Tat ein Krieg zwischen Mbxiko und den Vereinigten Staaten entsvinnt. Dier Ansaana wäre ia freilich
Ich liebe Dich!
Roman von Guido Kreutze'r.
(Nachdruck verboten )
Ter Leutnant von Ostheeren schrak aus seinem hypnotischen Bann hoch. Neben ihm stand Herta Renzow; hatte ihm die Hand auf den Arm gelegt.
„Bitte kommen Sie!" ... das klang fast aufreizend ruhig in dem rings tobenden Paroxysmus.
Er legte ihr mechanisch den Abendmantel um die Schultern; unter dem seidenen Kopftuch drängte sich das dunkelschwere Haar üppig hervor.
Alles in ihm war noch wirrer Aufruhr, war ein wa- Fiebertraum; aber — seltsam! — die andere Hälfte seines Gehirns konzentierte sich aus seine Begleiterin.
Und während er ihr mühsam einen Weg durch den schmalen Logengang bahnte, kehrte sein Blick immer wieder zu diesem selbstsicheren Gesicht zurück, wo nur die Augen zuckten und um die Lippen ein leises Zittern rann.
, Er kannte ste doch nun schon seit Wochen — sah sie M Salon und im Theater, ans den Tennisplätzen und sogar draußen auf der Rennbahn, wohin sie manchmal frühmorgens den Vater bgleitete, um ihm — Günter von Ostheeren — einen „guten Morgen" zu wünschen oder seiner Trainingsarbeit zuzuschauen, die an Intensität und Schärfe zunahm, je mehr man sich der ersten Prüfung des Renzow'- ichen Stalles, dem „Großen Armee-Hürdenrennen", näherte.
Sie gehörte unbestritten zu den prominentesten Erscheinungen der jüngeren Berliner Gesellschaft; und trotz- drm empfand er nichts für sie. Aber er versuchte immer Mmer uud immer wieder, eine Formel zu finden, die auf ste und ihren Charakter zutraf.
Bisher war es ihm nie gelungen. Jetzt aber, in diesem äugenblick — inmitten dieser enthusiasmierten und ent- stammierten Menschen — jetzt drängte sich ihm die Lösung plötzlich auf.
Und er wußte.
„Wenn diese Frau einmal in die Ehe tritt, geschieht k» aus nüchterner Ueberlegung. Tenn sie hat kein Herz.
„Sie ist die Tochter eines scharf wägenden Spekulan- Geist!" ^ von seinem Blut und Geist von seinem
Er blieb ganz gelassen, als er soweit war.
Eine halbe Stunoe spätzer legte sich der alte Renzow die Serviette über das Knie und sah sich wohlgefällig in deni eleganten Lokal um, wo im Schein abgedämpsier kleiner Tischlampen d^r Damast der Gedecke weich schimmerte, wo die Kellner lautlos über schwere Teppiche eilten, wo gut angezogene Menschen in unterdrücktem Ton miteinander sprachen.
„Also, lieber Baron, jetzt lassen Sie Ihre tiefsinnige Leichenbittermiene beiseite und freuen Sie sich, daß Sie wieder mal bei Hitler Unter den Linden sitzen. Sehen Sie, das nenne ich monciain — vom Königspalast in Theben über zweitausend Jahre wegzuhuppen und in dem akzeptabelsten Berliner Weinrestaurant zu landen."
Er löffelte bedächtig die Schildkrötenruppe, die in der Tasse durchaus nicht abkühlen wollte. Seine Gattin jedoch bemühte sich schon cifrigst, ihren Rheinlachs zu entgräten. Sie machte dabei ein bedeutendes Gesicht und schnaufte etwas.
„Sehr richtig!" bestätigte sie. „Keine Kritik ist auch eine Kritik! Und wenn man mich nach meinem Urteil befragte, so müßte ich — selbst auf die Gefahr hin, als ungebildet zu gelten — offen gestehen, daß ich derartigen theatralischen Brutalitäten keinen Geschmack abzugewinnen vermag. Leider ist man vor der Welt gezwungen, sie durch seine Anwesenheit gutzuheißen, weil man sonst der Me- disance der sieben Bekannten Tür und Tor öffnet. Vor sich selbst jedoch darf man doch wohl ehrlich sein, nicht?"
Sie hob beschwörend die stark beringte Hand.
„O, lassen Sie Ihre Einwürse, Herr Baron, Ich weiß, was Sie sagen wollen — das, was wir heute sahen, war Weltliteratur! Wird Ihnen ja gar nicht bestritten. Aber hat man andererseits diese Oedipus-Vorstelluug nicht schon seit Monaten planmäßig zu einer Sensation gestempelt, weil man fürchtete, sonst außer ein paar schwindsüchtigen Studenten und langmähnigen Cafehausliteraten kein zahlendes Publikum in diesen Zirkus hinein zu bekommen?"
Der Leutnant von Ostheercn fand sich nur langsam wieder zurecht; und in diesem Augenblick trennte ihn noch eine Welt von der satten selbstzufriedenen Behaglichkeit ringsum.
Vielleicht klang deshalb seine Erwiderung ein wenig scharf..
„Gewiß kann niemand von seinen Idealen leben, Frau Kommerzienrat. Und eine Bühne mit ihrem Riesenctat basiert natürlich in erster Linie auf den Kassenausweisen. Sollten wir trotzdem nicht doch dankbar siein,,daß ein Theater
mann überhaupt das gefährliche Würfelspiel wagt, aus reinster Liebe zur Kunst derartige Abende heraus zu bringen?"
„Gott, was für ein beredter Anwalt!" sagte der alte Renzow ruhevoll. „Aber da nützt alles Reden nischt, lieber Freund. Ueber Kunst, Politik und Religion soll man bekanntlich nie streiten, denn wenn da drei Leute debattieren, haben sie vier verschiedene Ansichten.
„Ich persönlich kann nur sagen, daß mir's Metropol tausendmal lieber ist, wie's Lessing-Theater mit seinem ganzen Ibsen. Dazu Hab' ich meine wohlerwogenen Gründe."
Ter Artillerist wurde streitlustig.
„Also da bin ich neugierig!"
„Dürfen Sie sein!" — Der Börsianer leerte sein Glas; und während er es mit liebevoller Sorgfalt! wieder füllte, erzählte er seine Leidensgeschichte.
„Nämlich ich erinnere mich an einen Abend — ist schon ein paar Jahre her — da hatte ich den Hals voll von geschäftlichem Aerger. Und weil ich den auf jeden Fall noch vor dem Schlafengehen los werden wollte, befaßte jch, mich mit der nächsten Litfaßsäule und studierte die Theaterzettel. Der Endeffekt war, daß ich mir in den Kammerspielen Hauptmanns „Friedensfest" ansah.
Er lehnte sich mit Aplomb in seinen Stuhl zurück.
„Gott soll mich bewahren, Baron!!" sagte er entrüstet. „Wenn Sie mal mit intensiven Selbstmordgedanken wegen Unerwiderter Liebe rumlausen, dann lassen Sie sich zur Abkühlung das „Friedensfest" Vorspielen. Dabei wird Ihnen nämlich flau vorm ganzen Familienleben und Sie stecken den gezückten Revolver schleunigst wieder ein. Mehr kann ich Ihnen nicht sagen!
„Also, da war so 'ne mehrköpfige Familie, wo jeder dem andern mit Wonne heimlich das Genick umgedreht hätte. Und diese liebliche Gesellschaft findet sich zusammen, um gemeinsam Weihnachten zu feiern. Was das sür'n Fest wird, kann man sich ja denken! Und so zieht uns der Autor drei volle Stunde durch diese ganze Misere ausgesuchtester verwandtschaftlicher Gemeinheiten, daß man dje Platze kriegen könnte vor Wut. Tann werden wir nach ause geschickt, damit wir uns da weiter bösen . . . Meine timmung damals, als ich dieses Tarama glücklich bis zur letzten Szene konsumiert hatte, die wünsch' ich nicht einmal dem minderwertigsten Subjekt aus Gottes Erdboden!
Fortsetzung folgt.