L « k «le

Wildbad, den 9 Dezember.

Kimm-IW der A«tz-Bildet» n.<WIe.

* Der 6. Dezember 1913 wird in den Annalen der hiesigen Ortsgeschichte einen hervorragenden Platz einnehmen als der Tag, an welchem das von 1912/13 mit einem Kosten, aufwand von etwa 300000 Mk. neuerstellte Volksschulgebäude durch eine festliche Einweihung seiner Besti-mung übergeben wurde Die ganze Ttadt, vorab die Schuljugend mit ihren Lehrern, nahm daran teil. Von auswärts waren erschienen Herr Regierungsdirektor Dr. v. Hieber, Stuttgart, der Vor- stand des Kgl. Eoang. Oberschulrats, die Herren Be irks- beamten: Oberamtmann Ziegels, Bezirksschulinspektor Bau­mann, Ob.-Arzt Dr. Härlin, sowie der Oberamtsbaumeister.

Um 2 Uhr nachm, wurde von dem alten Schulgebäude Abschied genommen. Hier sangen nahezu s200 Kinder den prächtigen 3stimmigen Chor:Kommt, kommt, den Herrn zu preisen", ein Hymnus von ergreifender Wirkung. Sodann hielt der Schulvorstand, Herr Oberlehrer Eppler, der nun zum Rektor ernannt worden ist, folgende Ansprache:

Liebe Kinder!

Kommt, kommt, den Herrn zu preisen! So erklang vorhin Euer Abschiedsgruß. Das Abschiednehmen von diesem Hause fällt Euch nicht schwer, sondern erfüllt Euer Herz mit Freude. Dieses einfache Gebäude dürft Ihr jetzt verlassen und in einen stattlichen Neubau ziehen, wo Euch alles prächtig und angenehm entgegenwinkt. Aber trotz­dem dürft Ihr nicht vergessen, was Ihr in wenigen Jahren hier gelernt habt. Bei Eurem Schuleintritt konntet Ihr nicht einmal lesen und schreiben. An Aufmerksamkeit u. ernstes Denken, an Fleiß und Gehorsam wurdet Ihr hier gewöhnt und zum Wandeln auf dem rechten Wege an­gehalten. Für Euch war dieses Haus eine Quelle wahrer Geistesbildung, eine Pflegstätte der Vaterlandsliebe, eine Pflanzschule echter Frömmigkeit. Habt freudigen Dank allen denen, die im Segen an Euch gearbeitet habbn, vor allem bringt dem Herrn Lob und Preis. Er segne Euren Ausgang aus diesem Hause und segne Euren Eingang in unser neues Heim.

Inzwischen hatte sich im Schulhofe die Musikkapelle auf­gestellt. Auch die Lehrer und Schüler der Realschule, die interimistisch ins neue Schulhaus verlegt wurde, hatten sich nach Verabschiedung von ihrem seitherigen Domizil einge­stellt. Und nun erfolgte unter den frischen Klängen der städt. Kapelle der Marsch zum neuen Schulhavs, das den NamenKönig-Wilhelm H.-Schule" erhalten hat. Oben angekommen, nahm man zunächst in dem geräumigen Wandel­gang des I. Stockes Aufstellung. Die Schüler sangen den Chor:Gotte grüße dich." Hieraus erfolgte die fererliche Uebergabe des neuen Schulhauses seitens des Architekten, Herrn Regierungsbaumeister Stahl an den Ttadtvorstand, Herrn Gtadtschultheiß Bätzner. Dieser nahm dasselbe namens der Stadt in seine Obhut mit einer Ansprache, die wir morgen im Wortlaut wiedergeben werden.

Und nun sprach Herr Stadtpfarrer Röster das ergreifende Weihegebet, worauf Herr Regierungsdirektor Dr. v. Hieber im Namen Sr. Exzellenz des Herrn Kultusministers Dr. v. Habermaas und des Kgl. Ev. Oberschulrats der Ttadt- gemeinde die herzl. Glückwünsche entbot. Ec gab seiner Freude über den prächtigen, zweckmäßigen, allen Anforder­ungen der Neuzeit entsprechenden Neubau Ausdruck und er­innerte an die vor bald 400 Jahren erschienene Schrift Dr.

Martin LuthersAn die Ratsherren an der deutschen Nation", die als ein Schukprogramm angesehen werden müsse, um dessen großartige Erweiterung und Durchführung die jetzige Generation, insbesondere auch der württ. Staat, der im Jahr 1909 ein ausgezeichnetes Schulgesetz eingeführt habe, sich so sehr bemühe. An dem Zustandekommen des letzteren habe unser jetziger König, Wilhelm 1l., in hervorragender Weise Anteil genommen, dem es darum zu tun sei, sein Volk mit Waffen des Geistes auszurüsten, damit es sich siegreich im Daseinskampf behaupten könne, der auch ebenso darauf bedacht sei, daß Königstreue, Charakterfestigkeit, wahre Religiosität und echte Vaterlandsliebe bei uns in reichem Maße zu finden sei. Die Stadtgemeinde Wildbad habe mit dem Schulhausneubau gezeigt, daß ihr das Wohl der Schule am Herzen liege. In großzügiger Weise sei sie bestrebt, die kulturellen Aufgaben zu pflegen, nichts sei ver­säumt worden, was geeignet erscheine, dem Wohl der Jugend in jeder Richtung zu dienen. Mögen die Kinder durch Fleiß und Rechtschaffenheit, durch Artigkeit und Wohlanständigkeit die väterliche Fürsorge der Stadt zu ihrem und der Gesamt­heit Heil lohnen; mögen hier allezeit tüchtige, charakterfeste und treue Lehrer sich finden, die ihre hohe und schwere Auf­gabe mit kindlichem Gemüt und mit bildungsfrohem Ginn zu lösen gewillt seien. Eine Freude sei es ihm, der Fest­versammlung und insbesondere den Lehrern mitteilen zu dürfen, daß der Schulvorstand. Herr Eppler, durch Beschluß des Oberschulrats mit Wirkung vom 6. Dez. zum Volks- schul-Rektor ernannt worden sei.

Herr Bezirksschulinspektor Baumann, der erfahrene und ausgezeichnete Schulmann, gab in seiner packenden Ansprache einen geschichtlichen Ueberblick über die Entwicklung des hiesigen Volksschulwesens. Er betonte, daß die noch viel­fach vorhandene Ansicht, daß die Volksschule mit Lesen, ein wenig Rechnen und Schreiben ihre Aufgabe erfüllt habe, grundfalsch sei. Diese habe vielmehr, insbesondere seit der Einführung des neuen Lehrplans eine Fülle zweckmäßiger Lkhrgegenständr zu bearbeiten. Zur Versetzung des Schul­amts sei heutzutage ein schönes Maß von Wissen und Können nötig. Ein guter Tchulsack sei die beste Mitgift fürs Leben, das müssen Eltern und Schüler beherzigen. Noch manchem Elternhaus sei ein regeres Interesse an der Schul­arbeit zu wünschen, jener Arbeit, die den ganzen Menschen anfasse, die ihn tüchtia machen soll für Zeit und Ewigkeit. Er wünsche, daß die L.hrer einheitlich sich ihrer hohen Auf­gabe unterwerfen, damit die neue Bildungsstätte eine Quelle reichsten Segens für die jetzigen und kommenden Geschlechter werden möge

Nun betrat Hauptlehrer Lächele das Rednerpult und trug ein von ihm verfaßtes Gedicht vor, das mit viel Bei­fall ausgenommen wurde, worauf Herr Gemeinderat Brach­hold mit einer längeren Rede die Ansprachenreihe beendigte. Nachdem die Schüler den Chor:Ich bete an die Macht der Liebe" gesungen hatten, begaben sich dieselben in die städt. Turnhalle, woselbst sie mit Kaffee und Brezeln be­wirtet wurden natürlich auf Kosten der Stadt, was sie mit Freude erfüllte. Die übrigen Festteilnehmer besichtigten sodann die prächtigen Räume der König-Wilhelm !!.-Schule und freuten sich namentlich auch darüber, daß dieselbe in so reichem Maße mit Lehr- und Lernmitteln aller Art aus­gestattet worden ist. Auch der Bilderschmuck in den Wandel­gängen und in den Gchullokalen gefiel allgemein. Mit freudigem Danke wurde auch die Nsuschöpfung in der Schule besichtigt, eine auserlesene Ortsbibliothek, eine an­erkennenswerte Stiftung des Herrn Fabrikdirektors Röck in

Wiesbaden, der in hiesiger Stadt seine Jugend- und Schul­jahre verbracht hat.

Um 5 Uhr abends fand im fein dekorierten Saale des Hotel Maisch (Inh. Fritz Kloß) das Festessen statt, worüber wir morgen noch berichten werden.

* Die Weihnachtsfeier der Eisenbahn - Unterbeamten^ Obmannschast Wildbad, am letzten Sonntag nahm einen würdigen Verlauf. Schon längs vor Beginn hatten sich der Saal, Nebenzimmer und auch die Wirtschaft desGast­hausesZur alten Linde" mit Festteilnehmern gefüllt. Kurz nach 4 Uhr wurde die Feier durch einen Eröffnung^ marsch, welcher vom Musikoerein Wildbad geblasen wurde und der überhaupt die Musik stellte, eingeleitet. Jetzt be­grüßte der Obmann die Erschienenen und rief ihnen ein herzliches Willkommen zu. Er gedachte auch der schweren und gefahrvollen Tätigkeit des Eisenbahnpersonals und gab dabei dem Wunsche Ausdruck, die Mühen und Lasten des Alltags einmal zu vergessen und sich recht nach Herzenslust mit den Gästen zu amüsieren Nun folgte eiu Couplet und ein Musikstück. Hierauf hielt der Verbandssekretär und Landtagsabgeordnete Fischer eine längere Ansprache. Auf dieselbe werden wir noch an anderer Stelle des Näheren eingehen. Das TheaterstückDie Liebe ist das Himmel­reich" wurde von allen Mitwirkenden gut gespielt Von jetzt ab wurden die im Programm vorgesehenen verschie­denen Musikstücke fallen gelassen; später sah man sich in­folge der Reichhaltigkeit des Programms sogar veranlaßt, verschiedene Couplets wegzulafsen. Das hum. TerzettEin Stündchen Soldat" rief wahre Lachsalven hervor und das Couplet «In dem Moment" wies auch ganz interessante Momente auf. Aeußerst flott und sehr gut gespielt von allen Mitwirkenden wurde das TheaterstückDie wilde Toni". Hier gingen die Darsteller ganz in ihren Rollen auf und nicht endenwollender Beifall belohnte die gehabte Mühe und mußte das Schlußlied noch einmal wiederholt werden. Nachdem nun nochMüller und Schulze" ihre Witze vorgebracht und dafür Beifall geerntet hatten, trat eine einstündige Pause ein. in welcher die Lose zur Gaben­oerlosung verkauft wurden. Mit dem CoupletBerlin ist ja so groß" wurde in der Abwicklung des Programms fortgefahren. Gehr belustigend und erheiternd wirkten die Gesangsproben derPunzelwitzer Sänger!"Leichtsinn und Ehre", ein Familiendrama in 3 Akten, ließ uns einen Blick in den Ernst des Lebens tun. Auch hierbei waren sämtliche Mitspielenden bestrebt, ihr ganzes Können aufzu- bieten, was auch jedem vollkommen gelang. Der Schwank Zeppelin in Frankreich" bildete den Schluß der theatra­lischen Aufführungen. Hierbei verdient besonders erwähnt zu werden der französische Rentier Duval, der durch seine kühnen und poussierlichen Luftsprünge die LachmuSkeln der Zuschauer kräftig in Bewegung zu versetzen vermochte. Aber auch der sächsische Schornsteinfeger Pietsch, den man für einen deutschen Flieger hielt und der nun auch durchaus aufsteigen" wollte, erregte allgemeine Heiterkeit, die ihren Höhepunkt erreichte, als zwei Polizisten und der Major der Luftschifferabteilung erschienen, um den deutschen Flieger zu verhaften und dieser sich als ein Schornsteinfeger entpuppte. Auch der Diener Jeun paßte vorzüglich in seine Rolle. Die Gabenverlosung, die nun vorgenommen wurde, brachte für viele Losinhaber große Ueberraschungen mit sich. Ein ftotter Ball hielt die Teilnehmer noch in der fröhlichsten Stimmung bis zum frühen morgen beisammen. Die Eisen­bahnunterbeamten können mit Befriedigung auf ihre wohl­gelungene Weihnachtsfeier zurückblicken.

Zöitdöad.

Das

Rursaal

Die

Restaurant im gebäude

Raffeewirtschaft in den Anlagen

und die

Gartenwirtschaft Rosenau

sollen auf die sechs Badsaisonen 1914 bis 1919 wieder verpachtet werden. Schriftliche Pachtange­bote, welche auf die einzelne Wirtschaft besonders zu erfolgen hätten, wollen bis

spätestens 17. Dezvv. d. Is.

der Badverwaltung übergeben werden.

Die Auswahl unter den Pachtliebhabern behält sich die Badverwaltung vor. T>ie Pachtbedingungen können auf dem Bureau der Badkasfe eingesehen werden.

Den 9. Dezember 1913.

Kgl. Badverwaltung.

Kohlen, Koks und Briketts,

in nur beste« O-nalitäte«, alle Sorte« und D,ua«titäte« bei reeller Bedienung zu den

billigste« Tagespreise« empfiehlt

k'r Lrau88,

Gchlofsermeister (Wildbad.)

r

8

-2-

- 8 -

v

8

8

»»

8

v»

8

8

8

8

«

US

,<»>

Z

s

s

Z

Z

8

s

-Meret

«

empfehle Mk.

l». Bari-Mandeln, rteue, handverlesen 1.60

Haselnußkerne, beste Ware 0.90

Cilronat, ls. 1913er 0 85

Orangeat, 0.70

Zibeben (Rosinen) gelbe 0 60

Sultaninen, goldgeb, fft. 0 80

Korinthen, kl., schwarze süß 0.45

Zwetschen 1»., neue große Bosn. 0.35

Ha., neue mittel Bosn. 0.30 Birnschmtze, schöne Jtal. 0.30

Vanille-Back-Schokolade, fst. 1.

Backoblaten, eckig und rund, billigst Backpulver ( 3 Pakete 0 25

Vanillin-Zucker s volles Gewicht Farinzucker 0.24

Puderzucker 0.28

Hagel- und bunt. Streuzucker billigst Zitronen, extra ausgewählte Fst. WeizenpuderMondamin- Sämtliche Gewürze, rein und frisch

Walluüsse, Pa. Französ. 50 Pfg.

üroKvriv Arurrckutzr

Inh Her«. Erdma««.

>

8

8

§

8

-sr»

8

8

8

eQ

<»

et

8

-8

8

8

-V»

1

3.11er Sterns in allen krsislakM rwä SröLLSR

empfiehlt bei prompter Lieferung

IK. Metzer.

lW. Znm Reparieren und Ansmaner» etc. von Oefen ««- Herde« empfiehlt sich der Obige.

Zmgs-WchtkW.

Mittwoch, 10. Dezember, nachmittags 4 Uhr werden im Chrifiofshof eine Knh, vier jnnge Schweine, ea. 180 Liter Weißwein, 1 leeres Faß, SV Liter Schnaps, ea. 1«0 Zentner He«, 1 Futterschneidemaschine, L Schlitten, 1 Sofa, 1 Fahrrad und 1 Lang­holzwage«

gegen Barzahlung im Wege der Zwangsvollstreckung öffent­lich versteigert, wozu Kauf­liebhaber einladet.

Zusammenkunft beim Auer- hahnen.

Wildbad, den 9. Dez. 1913

Gerichtsvollzieher:

, Hähle.

2 Reichhaltige neue Auswahl! dietrich in

schwärzen -

Tichpstew

Hervorragender Schnitt

TadelloseMrbeit Abänderung billig u. pünktlichst.

Helene Schanz

V Telefon 130.

kWgel. Sirihenchor,

Wilvbad.

Heute abend 8 Uhr

Singstunde

im Schullokal des Dirigenten

(König Wilhelm II. Schule, S. Stock).

Turn­

verein

Wildbad.

lKclw tuche

zu StrapezierZlnzügen und Hosen, sowie weiß-wollene

TH- ».

empfiehlt

Ädert Wem».

beisider Volksschule.

Von jetzt ab finden die regelmäßigen

Turnstunden

(betreffs Pyramide») wieder Dienstag, Mittwoch und Freitag statt.

Vollzähliges und pünktliches Erscheinen erwünscht.

Der Turnwart.

LaMsokulc-

Ltempel

empfiehlt K. M Mott.

Drill nutz «rlag der Berich. LolmannsOw »uK>rucker«i In Wtldbab, - LerantwortliL: « Reinhardt basEst.

Empfehle mein

Mes Äser «»d cklc Weite«

in farbige« und schwarzen

Mllsvll

in Wolle, Crepe, Sammet, Seide.

Billigst- Preise.

U SvvLUL.

Telefon 130.

Zum koche« und backe«

UArKAriuv

Marke Esha, Rheinperle Saneüa empfiehlt Joh. Köhle.