Wie«, 15. Nov. Tie Wiener Universität hat gestern Vas Diplom eines Ehrendoktors an den Dichter Peter Rosegger gesandt. In dem Begleitschreiben teilt der Rektor init, daß der ffaiser den Antrag des akademischen Senats der Universität auf Verleihung des Ehrendoktors genehmigt habe. In akademischen Kreisen verlautet, daß sene Ehrung für den Dichter einen Protest gegen das Schreiben des tschechisch»! Kulturverbandes an die schwed­ische Akademie bedeuten solle.

Rom, 14. Nov. Wie derAgenzia Stefans" aus Laruacn (Cypenu gemeldet wird, ist dort der frühere Großwesier Kiamil Pascha gestorben. - Die Re­volution vom 25. Januar ds. Js. hatte den alten Kiamll endgültig aus dem politischen Leben der Türkei entfernt. Nun ist er aut'Cypern einsam und verlassen gestorben.

Stockholm, 15. Nov. Prinz Wilhelm von Schwe­den soll die Absicht haben, sich von seiner Gemahlin Marie scheiden zu lassen. Tos Gerücht tauchte bereits vor zwei Monate-! aus, als die Prinzessin mit ihrem Vater nach Paris reiste. Ls hieß damals, daß sie nicht mehr nach Stockholm znrückkchren werde. Nun werden diese Mit­teilungen in der Form bestätigt, daß zwischen Petersburg und Stockholm Verhandlungen schweben, die die Aus­lösung der Ehe des Prinzenpaares zum Ziele haben. Als Ursache werden erhebliche Unstimmigkeiten zwischen den Ehegatten angegeben.

Athen, 15. Nov. Ter Frieden zwischen der Tür­kei und Griechenland ist abgeschlossen. Der Verirag wurde gestern unterzeichnet. In Athen wurde der Frie­densschluß durch 101 Kanonenschüsse verkündet.

Teheran, lo. diov. Ter Neubau des hiesigen deutschen Krankenhauses ist heute in Gegenwart der persischen Minister und des diplomatischen Korps feierlich eingeweiht worden.

Newyork, 15. Nov. Aus Lima in Peru wird meldet, daß ein Erdbeben zehn Ortschaften zerstört habe. 250 Personen seien tot, 1500 ohne Obdach. Ob es sich um ein neues Erdbeben handelt, oder ob die viel­leicht verspätete Depesche sich auf das jüngst gemeldete Erdbeben bezieht, läßt sich noch nicht seststellen.

Tic Abrechnung des Handwerks.

TieDeutsche Gewerbe und Handwerkerzeitung" setzt in ihrer heutigen Nummer ihre Betrachtungen über die Verhandlungen des volkswirtschaftlichen Ausschusses der 2. Kammer betreffend 'das Submissionswesen fort und hält zum Schluß eine Abrechnung mit den beteiligten Faktoren, insbesondere mit den einzelnen Parteien. Darin heißt es u. a.: Tie Handwerker im Lande wissen jetzt, aus welche Parteien sie sich in dieser überaus tiesein- schneidenden Frage verlassen können; es sind dies: Das Zentrum, die Volkspartei und die Nationalliberalen. Zum allgemeinen Erstaunen der Handwerker haben die Vertreter der Konservativen und des Bauernbundes in dieser Hin­sicht eine sehr schwankende und zweifelhafte Haltung ein­genommen. Tie Mächtigeren d. h. der Staat und seine Behörden, soll keinem Zwang unterworfen werden, damit sie nach' wie vor den bekannten Spielraum haben, die Schwächeren dagegen, d. h. die Gemeinden, Amtskvrper- schaften usw. sollen gesetzlich gebunden werden. Eine merkwürdige Logik, die uns mit dem besten Willen nicht einleuchtet! Wenn die Handwerker mit Recht fordern, daß die staatlichen Vorschriften auch für die Kommunen maß­gebend sein sollen, dann muß für den Staat zuerst die Voraussetzung erfüllt sein, das durch ein G.e s e tz, das in der Praxis nicht durch die Dehnbarkeit sei­ner Bestimmungen und die Willkür ihrer Auslegung durch Nachgeordnete Instanzen umgangen werden kann, auch die richtige Durchführbarkeit der verbesserten Verding- unasvorschriften gesichert ist, ehe man von den Gemein­den die strikte Beachtung verlangt. Demgegenüber ist die Haltung der Sozialdemokraten schon konsequenter: sie wollen überhaupt keine landgsgesetzliche Regelung des Submissionsmesens, weil es sich dabei um eine sozial­gesetzliche Maßnahme zugunsten des Mittelstandes handelt, die ihnen prinzipiell nicht paßt. Es ist ratsam, sich bas gut zu merken, wenn man wieder einmal bei Wahlen die Stimmen der Handwerker nötig brauchen kann! Von Neuem haben diese Beratungen aber auch den Beweis dafür gebracht, daß alle wesentlichen Verbesserungen im Submissionswesen der Regierung von den handwerker- freundlichen Parteien im zähen Kampfe abgerungen wer­den müssen, und daß sie aus freien Stücken nur m minder- wichtigen und untergeordneten Punkten Entgegenkommen zeigt. Darum gebührt aufrichtige Anerkennung und warmer Dank seitens der württembergi- stich,haltigen Bedenken und Einwänden der Regier­ungsvertreter gegenüber fest und konse­quent geblieben sind, die jede weitere Abschwächung und Verwässerung der Snbmisst» ns grundsä tze'ab- ke hüten und mit dem gesamten Handwerk auf dem Boden stehen, daß ein ernstlicher Fortschritt im Ver­bingun gswesen nur von einer gesetzlichen Regelung zu erwarten ist. Alle Versicherungen der Minister und des scheu Handwerker denjenigen Parteien, die allen nn- Präsidenten der Zentralstelle, daß Verordnungen und Ver­fügungen von den ausführenden Behörden in gleicher Weise beachtet würden, finden bei den Handwerkern keinen Glauben und können ihn nicht finden, weil sie nach den k a n g j ü h r i g e n, h u n d e r t l t i g e n E r f a h r u n g cn von der Praxis der unteren Instanzen ein­fach glatt widerlegt wurden. Wo aber solche Tatsachen Tag für Tag niit der Hand zu greifen sind, da bleiben alle theoretischen Hinweise auf die Autorität der Verordnungen wirkungslos. Ueberblicken wir die gesamten Beratungen noch einmal, dann müssen wir feststellen, daß die Be­schlüsse des Volkswirtschaftlichen Ausschusses einen we­sentlichen Fortschritt bedeuten, und daß unser Handwerk lenen Parteien, die hervorragend zu diesem Ergebnis beigetragen haben, auch den wohlverdienten Tank gerne and freudig zollt. Möge das Plenum der Abgeordneten­kammer vollenden, was der Volkswirtschaftliche Ausschuß verheißungsvoll begonnen hat.

Ans der Fortschrittlichen Bolkspartei

Stuttgart, 14. Nov. Tie Fortschrittliche Volks-Partei Alt-Stuttgart hat gestern in einer außerordentlichen, sehr stark besuchten Mitgliederversamm­lung nach dem einmütigen Ausdruck wärmsten Tankes für die seitherigen verdienten zwei Vorsitzenden Reif und Storz als ihre Nachfolger ausgestellt: das Vürgerausschuß- mitglied Kunst- und Handeisgärtner C. Hausmann als Vorsitzenden und Rechtsanwalt Tr. Rüstige als dessen Stellvertreter. Im weiteren Verlaus der Versammlung, die die volle Geschlossenheit der Partei offenbarte, wurde die Ausstellung der GemeinderatSkandidateu für Alt-Stutt­gart vorgenommen.

Zur Ersatzwahl in Tuttlingen Stuttgart,. Nov. Las Zentrum hat die Kandidatur für Tuttlingen jetzt dem Schultheißen H a s e u m aier in Jrrendors augetrageu, der sie aunahm.

Neckarkanalverein?

ImSchtv. Merkur" bespricht der Direktor der Schleppschisfahrt auf dem Neckar die mangelhaften Wrs- scrverhüttnissc des Neckars, die trotz dem regenreichen Sommer dahin geführt haben, daß schon von Mitte August ab nur mit halber Ladung gefahren werden konnte. Von anfang Oktober ab mußte die Ladung noch weiter be­schränkt lverden und von mitte Oktober ab sei ein regel­rechter Betrieb überhaupt nicht mehr möglich gewesen. Erst die letzten Tage zeigten eine Besserung. Tie großen Wasserschwankungen führt der Verfasser u. a. auf die Wasserwcrksbesitzer zurück, die der Vorschrift entgegen beim Schließen der Arbeitsfalle die Leerschußsalle nicht genügend öffnen, sodann aber natürlich auf die Wasserverhältniße überhaupt. Er führt dann aus:

Alle derartigen Schwierigkeiten wären beseitigt, sobald die Aussicht stehende Kanalisierung des Neckars durch- gesührt wäre. Oft genug ist es in der Presse schon beklagt 'worden, daß die Kanalisierungsfrage eben gar nicht vor­wärts gehen will. Während man über die Mainkanalisiec- ung in der Tages- und Fachpresse fortlaufend Mitteilungen findet, liest man über die Neckarkanalisierung ziemlich ive- nig. Die letzte Mitteilung stammt vom 16. Okt. d. I-, wo Geh. Rack Tr,. v. Jobst in der Stuttgarter Handels­kammer bekannt gibt, daß Ende September der wüctt. Regier­ung das Höchstmaß der Leistungen bekannt gegeben wurde, das, nach Ansicht des Kanalwmitees, durch die Schifs- sahrtsabgaben geboten werden könne. Ferner sei auf ein Entgegenkommen Badens für ein Zusammengehen mit Würt­temberg jetzt eher zu rechnen, als für den Hauptplatz Mann­heim das Vordringen der Schisfahrt am Oberrhein, sowie auf dem Main, als auch das Anwachsen des Hafenverkehrs in Karlsruhe, auf eine solche Gemeinschaft Hinweise. Vor­her erklärte Geh.-Rat Wiener vom großch. bad. Ministerium auf der letzten Tagung des deutsch-österr. Verbandes für Binnenschiffahrt folgendes:

Für die Kanalisierung des Neckars, die von unserem Nachbarstaat Württemberg nicht weniger als Ähnlichst er­strebt wird, ist von badischen, württ. und hessischen Tech­nikern in gemeinsamer Arbeit «in Entwurf ausgestellt wor­ben und die bad. Regierung hat sich bereit erklärt, das Unternehmen auf dem bad. Hoheitsgebiet auszuführen, so­bald die erforderlichen Mittel zur Verfügung stehen."

Also es fehlt am Besten. Ich möchte nun noch aus eines Hinweisen. Bayern verdankt neben einer sonst gün­stigeren Lage der Verhältnisse für den Mainkanal den über­aus raschen Fortschritt in dpr Kanalfrage in besonderem Maße dem rührigen Kanalverein resp.Verein für Hebung der Fluß- und Kanalschisfah-rt". Ich will der sog. Vereins­meierei nicht das Wort reden, aber es ist doch merkwürdig, daß sich in Württemberg noch'kein Neckarkanalverein ge­bildet hat, wie dies bei allen anderen Kanalbestcevungen (Verein für die Kanalisierung der Mosel und Saar, Verein für Schiffbarmachung der Ruhr, Elbe-Saale, Kanalverein rc.) der Fall ist. DasNeckarkanal-Komitee" besteht, meines Wissens, nur aus einer beschränkten Anzahl von Herren, die gewiß die Angelegenhsit nach Kräften gefördert und nichts versaunrt haben, die Sache vorwärts zu bringen. Ich glaube aber doch, daß ein ans breitester Grundlage stehender Ver­ein, dem.jeder, der sich für die Kanalisierung interessiert, beitreten kann, noch besser im Stande ist, aufklärcnd und anregend zu wirken. Es ist erstaunlich, was für merkwürdige Ansichten über den Nutzen oder Schaden und über die Ein­richtung einer Kanalisierung noch verbreitet find. Viel­leicht wäre es jetzt noch Zeit, einen Neckarkanalverein ins Leben zu rufen, dem sowohl Körperschaften als Einzelmit­glieder aus Handel, Industrie, Handwerk und Schiffahrt, sowie alle die ein Interesse an der Kanalisierung haben, britreten könnten.

Diesen Vorschlag können wir nur begrüßen. Wenn etwas erreicht werden soll, muß die' Agitation für den Neckarkanal aus eine breitere Grundlage als seither ge- stelle werden, denn es scheint, daß nicht alle führenden Kreise der Industrie mit gleicher Wärme für den Kanal sind. Deshalb halten wir den Gedanken eines .Kanalver­eins für durchckus gut und praktisch.

Stuttgart, 15. Nov. Am 10. November fanden auf dem Oberveriicherungsamt in Stuttgart unter dexa Vor­sitz des Regierungsdirektors v. Schmidt zwischen Vertretern des Eßlinger Telegiertenverbandes und des Württemvergi- schen Krankenkassenverbandes Verhandlungen statt, Venen ein vom Oberversicherungsamt ausgearbeiteter Entwurf, be­treffend Vertragsabschlüsse, Zulassung zur Kassenpraxrs, Ent­scheidung von Streitigkeiten, sowohl aus bestehenden Ver­trägen als auch beim Abschluß von Verträgen durch Be­schwerdeausschüsse und Schiedsamt, ferner die Beschlüsse des Eßlinger Telegiertenverbandes von der letzten Mitglieder­versammlung am 2. Nov. ds. Js. betreffend Bezahlung der Aerzte sowie die Richtlinien des württembergischen Kran- kenkasjenverbandes zu Grunde lagen. Nach IhMndiger Beratung wurde in allen Punkten eine Mnigung erzielt. Tie Vorschläge dieser Kommission werden dem Eßlinger Delegiertenverband und dem Württembergischen Kranken­kassenverband zur Beschlußfassung vorgelegt werden.

Stuttgart, 14. Nov. Wie demBeobachter" geschrieben ivird, soll der Metallarbeiterverband bei der Firma Bosch seit dem Streik so gut wie nichts mehr zu suchen haben. Es dürfen keine Zeitungen mehr verbreitet und keine Beiträge mehr eingezogen werden. Seit kurzer Zeit werden den Arbeitssuchenden Eintrittsscheine zur Unter­schrift vorgelegt, worin sich jeder verpflichtet, innerhalb drei Wochen aus dem Deutschen Metallarbeiterverband auszu­treten. Ter Verband habe im August 1200 Mitglieder durch Austritt verloren und bis zum Schluß des Quartals seien cs rund 3000 geworden.

Stuttgart, 14. Nov. Morgen nachmittag 3 Uhr wird die zweüe Hälfte der neuen viergleisigen Eisenöahnkrücke über den Neckar, die bekanntlich das größte von Eisenbeton anfgesühne Bauwert dieier Art in ganz Europa darstellt, vollends ihres Gerüstes entkleidet und völlig abgedeckt wer­den. Tie Ausführung dieser Brücke ist das Wer! der Firma Tyckerhöfs und Widmann, die mit diesem Bau eine hervorragende Tat ans dem Gebiete des Eisenbetonbares geleistet har.

Brackcnheim, 14. Nov. Als der Knecht Glasbccnner in Weiler den Farrenstall reinigte, machte sich ein Farre los, stürzte sich auf den Mann und verletzte ihn so schwer, daß er ins Bezirkskrankenhaus nach Brackenheim überführt werden mußte. Er hat innere Verletzungen bedenklicher Art erlitten. In unserem stark parzellierten Besitz wird es immer begrüßt, wenn Land frei wird. Im vergangenen Jahr ist in Häfnerhaslach ein 40 Morgen großer Waldkomplex ab­geholzt worden, um künftig als Wiesen und Ackerland Ver­wendung zu finden. Es sind 138 Parzellen entstanden, die in den nächsten Tagen an die Bürger zur Verteilung gelangen

Neckarsulm, 14. Nov. Tnrch eine Rutschung im Gips­werk Roigheim wurde der Ansgang verschüttet und 14 Ar­beiter konnten erst nach 12 Stunden wieder ans Tageslicht oeförderi werden. Ties« Nachricht läßt die Blicke aus dieft seltene Art von Gipswerkanlagen Wersen. Groß ist der Reichtum des Bezirks Neckarsulm an Gips schwefel­saurer Kalk, welcher bei Neckarsulm, am Stiftsberg bei Binswangen uno unterirdisch bis Cleversulzüach sowie na­mentlich an der östlichen Talseite bei Roigheipn gewonnen wird. Im Jahre 1860 wurde hier, weil der Gipsstein unter dem Muschelkalk liegt und deshalb durch den Berg­bau gewonnen werden muß, ein 230 Meter langer Stollen angelegt, durch welchen der unter der Stollensohle gelegene Gipsstock in einer Art Pfeilerbau 6 Meter hoch abgebaut wird. Nahe dem im Schafberg befindlichen Bergwerk, dessen Stollen elektrisch beleuchtet und mit engen Schienengeleisen mit Rollwagen versehen sind, liegt an der Seckachbrücke lang­gestreckt das Fabrikgebäude mit hohen Fabrikschloten. Tie Rohgipssteine werden hier zermalmt und zerstampft und fein gemahlen, so erhält man den für kalkarme Böden so ge­suchten Tüngergaps. Dieser geht Neckar- und rheinaöwärts und bildete früher bei 60009000 Zentner jährlicher Pro­duktion einen Haupthandelsartikel. Ein großer Teil wird aber in der Fabrik zu Bau- und Tielengips verarbeitet. In geräumigen Brennöfen werden die Steine durch starkes Er­hitzen des Wassergehalts beraubt,' in Brechern und Mahl­gängen zerkleinert und sodann das Gipsmehl rm Kessel ge­brannt. 3400 gestillte Gipssäckchen bringt eine Draht­seilbahn täglich zur Verladestelle am Bahnhof; Hartg'.psdielen und Backsteine gehen viele Eiscnbahnwagenladungen jährlich ins Laut) hinaus.

Nlm, 14. Nov. Rechtsrat Zahn hat über die Arbeit s- losenversicherung den Gemeindettillegien ein Referat vorgelegt. Es wurde von ihnen beschlossen, das Referat im Truck vervielfältigen zu lassen. Außerdem wird das Referat, das der frühere Oberbürgermeister Adikes in Frankfurt über ! die gleiche Sache in Posen hielt und das nach dem Urteil ! des Stadtvorstandes die klarste und erschöpfende Behandlung j der Frage gibt, den Mitgliedern der Kollegien eventuell im j Sonderdruck zngestellt. Ter Stadtvorstand betopte noch aus die Bemerkung des Gemeinderats Göhring nach ^Beschleu­nigung der Sache, daß ein besonderer Grund zur Eile nicht vorliege, nachdem man hier den Schwerpunkt aus die Schaff­ung von Arbeitsgelegenheit für Notstandsarbeiter gelegt habe. Hier bestünden überhaupt andere Zustände als anderswo, da hier die Hanptsabriken mit Militärlieferungen so stark betrartt seien, daß -Wohl kaum Entlassungen von Arbeitern Vorkommen dürften. Bei einzelnen kleineren Betrieben seien ja einzelne Arbeiter schon entlassen worden. Für solche, die mit Hacke und Schaufel umzugehen verstünden, schasse aber die Stadt Arbeitsgelegenheit. Trotzdem wolle er die Sache nach Möglichkeit beschleunigen, wenn er auch nicht der Mein­ung sei, daß man sobald zu einem brauchbaren Ergebnis kommen werde. Mit solchen Summen wie in Stuttgart (10 000 M) und Feuerbach (1000 M) sei seiner Ansicht nach nichts anzufangen.

Nah rmd A-eru.

Drei Räuber.

Auf dem Jlgenplatz in Stuttgart hatten neulich j abends drei arbeitsscheue Burschen einen Mann überfall« ! und ihm den Geldbeutel samtx der goldenen Uhr geraubt. Einem Schutzmann gelang es nun, sie in einem Cafe der Rotebühlstraße aufzutreiben. Nach heftigem Widerstand, der ! nur mit Hilfe weiterer Schutzleute überwunden werden könnt!, gelang es, die Kerle zu fesseln und abzuführen.

Das große Los.

In der Freitagsziehung der preußisch-süddeutschen Klassenlotterie wurde das große Los gezogen. Es fiel auf Nr. 13 731. Ter Hauptgewinn siel mit je 500 000 Mark nach Berlin und nach Köln.

Ein schweres Eisenbahnunglück.

Newyork, 14. Nov. Aus den Trümmern eines infolge Einsturzes einer Brücke verunglückten Zuges aus der Central Georgia-Bahn sind bisher 65 Tote geborgen worden. Ungefähr 200 Personen sind verletzt. Ter Materialschaden beträgt nach oberflächlicher Schätzung weit über 1 Million Dollars.

Löwenassäre iu Köslin.

Aus Köslin wird gemeldet: In der Turnhalle der städtischen Knabenschule führte ein auswärtiger Tierbän­diger, der in Begleitung eines Negers sich befand, ge­zähmte Tiere vor. Tie Tiere liefen frei herum, als sie aus ihren Käfigen gelassen wurden. Sie gehorchten auch blindlings ihrem Herrn. Als ein junger, etwa einjähriger Löwe die Kinder beschnupperte, wurden einige ängstlich und fingen an, laut zu schreien. Tie Türe der Turnhalle wurde ausgerissen, und die Kinder zerstoben nach allen Nicht- 'ungen. Der Löwe lief ebenfalls hinaus und über die Straße hinweg ins Schnlhaus. Auf der Treppe schlug er den sie- benjährigen Sohn des Kutschers Torow mit der Tatze ans den Kopf. Ter Knabe lag unten, der Löwe auf ihm. Mehrere Maurer, die im Schulhause arbeiteten, vertriebe»! die Bestie. In diesem Augenblick kam auch der Tier­bändiger hinzu, das Tier wurde dann wieder eingefangew Ter verletzte Knabe, dem ein handtellergroßes Stück Fleisch aus dem Kopf gerissen wurde, wurde in eine neben dem Schulgebäude liegende Klinik gebracht. Hier wurde sest- gestellt, daß die Verwundung eine schwere, ja sogar lebensgefährliche ist. Weitere Vorführungen sind Ns lizeilich verboten worden. In der ganzen Stadt herrscht ob des Vorfalls allgemeine Aufregung.

Eine schwere Bluttat

wirb aus Arnswalde gemeldet: Freitag vormittag sand maa aus dem nahen Stadtberge ein jüngeres Mädchen mit