sein? Regierung hätten, die nicht auf ihrer Zustimmung beruhe. Er Wunsche, daß die ganze westliche Halbkugel sich das gleiche Ziel setze und daß keine Regierung bestehen bleibe, die sich mit Blut beflecke oder sich auf etwas anderes stütze als auf die Zustimmung des Volkes. — Angesichts des Umstandes, daß die amerikanische Regierung an die mexikanische Regierung sine Note vorbereitet. wird der Rede des Präsidenten Wichtigkeit beigemessen !
Washington, 25. Okt. Ter Kongreß der Episkopal- kirchs hat den Antrag eingebracht, neben St. Patrick auch Georges Washington zum Heiligen zu erklären.
WürSterrrberK.
Dienstnachrichte».
Lom Evang. Odcrichulrat in je eine ständige Lehrstelle in Stuttgart an der Mittelschule dem Lehramts!, ndidaten Hermann Krefner jn Tübingen, Stuttgart an der Volksschule dem Lehramtskandidaten Johannes Herrmann in Tübingen und dem Seminarunterlehrer Julius Kn ob lock, in Künzclsau. Wäldenbronn dem Haup lehr« W. Maier in Heidenheim, Remminasheim, OA. Rottenburg, dem llntcrlchrer Karl Materin Lustnau, OA. Tübingen, Lienzmgen, OA. Maulbronn, dem Untrrlehrer Hermann Sieb in Tuttlingen, Aistaig, OA. Kull, dem Unterledrer Cbristian Wurster in Ravensburg. Walddorf, OA. Nagold, dem Schulamtsverweser Jakob Graf in Walddorf. OA. Tübingen, Zainingen, OA- Urach, dem Schulamtsveiweser Julius Fischer in Zwiefalten, OA. Mün- fingen, übertragen worden. Vom kath Oberschulrat ist je eine ständige Lehrstelle au der kalb. Volksschule in Bondorf, OA. Saulgau, dem Hanptlehrer Schöllhorn in Herlazhofen, OA- Leut- kirch, Rot a. d. R., OA Leutkircq, der Slellverlrelerin Agathe Hengeler m Saulgau, Stuttgart dem Urtterlehrer Hyazinth Mayer am Lehrerseminar in Saulgau, Simlgarl Cannstatt dem Hauptlehrer Stähle in Waiblingen übertragen worden.
Die Landtagsersatzwahl in Stuttgart-Amt
Tie letzte der noch ausstehenden Ländtagsersatzwahlen ist am Samstag in Stuttgart-Amt vorgenommen worden. Sie ergab den Sieg des sozialdemokratischen Kandidaten Redakteur Pflüger in Stuttgart. Bon den 12 458 Wahlberechtigten haben 9844, also 79 Proz. gegen 76,2 Proz. im Jahre 1912 und 74,5 Proz. im Jahre 1906 abgestimint. Redakteur Pflüger erhielt 5646, sein nationalliberaler Gegenkandidat, Stadtpfarrer Lam- parter. 4162 Stimmen. Ungiltig waren 24, zersplittert 12 Stimmen. Gegenüber den früheren Wahlen ergibt sich eine starke Zunahme der Stimmen des bürgerlichen Kandidaten, der die Unterstützung der Volkspartei gefunden hatte, und für den einzntreten in den letzten Tagen auch die konservative Presse aufforderte. Tie sozialdemokratischen Stimmen haben gegenüber der letzten Wahl um mehr als 1000 abgenommen. Damals hatte der frühere Abgeordnete Hildenbrand 6715, der Kandidat der Natronalliberalen 2460, die Konservativen 169 Stimmen erhalten. Im Jahre 1906 betrugen die Ziffern: Soz. 5212, Nat. 2196, Volkspartei 736 und Kons. 121. Tie Stärke der Fraktion in der Zweiten Kammer ist nunmehr endgiltig folgende: Zentrum 25, Bund und Konservative 20, somit die Rechte zusammen 45, Volkspartei 19, Sozialdemokratie 17, Ncmonalliberale 11, demnach die Linke zusammen 47. '
Mehr Standesbewußtsein im Handwerk
Einein Aufsatz des Handwerkskammersekretärs S ch icke r in Ulm entnehmen wir:
Allenthalben treffen wir in den deutschen Städten ja sogar in Gemeinden mit einer verhältnismäßig kleinen Bevölkerunasziffer neben der Volksschule, für die der Schülcrzwang eingefützrt ist, noch irgend eine Anstalt, die höheren Bedürfnissen auf dem Gebiete geistiger Fortbildung entspricht, sei es eine Real- oder eine Lateinschule oder sei es gar ein Real- oder ein humanistisches Gymnasium. Neben ihnen besteht noch eine große Anzahl von Anstalten, rn denen die Berechtigung, znm Einjährig-Frei- Willchen-Tienst erworben werden kann. W sind im Laufe der letzten Jahrzehnte viel mehr höhere Schulen errichtet worden, als dem tatsächlichen Bedürfnis des Staates und vor allem der gelehrten Berufe entspricht. Dadurch hat zu den verschiedenen Berufen, zu denen ein akademisches Studium erforderlich ist, trotz fortwährender Steigerung der Anforderungen ein ungeheurer Andrang stätt- gefunden. Jn fast allen diesen Berufen hat eine geradezu beängstigende Uebersüllung Platz gegriffen, so daß es gar nicht mehr möglich ist, alle ryr Staatsdienst aufzunehmen, die eine Abschlußprüfung bestanden haben. Dieser Zustand zeitigte das sogenannte geistige Proletariat. Jn vielen Ständen z. B. der Aerzte, Rechtsanwälte nsw. besteht eine Notlage, wie sie nicht schlimmer gedacht werden kann, und manche verdienen kaum soviel, was sie unter bescheidensten Ansprüchen zum Leben benötigen.
Tiefer Zudrang zum Studium hat auch für den gewerblichen Mittelstand, für Handel und Handwerk, Nachteile gezeitigt, an denen gerade diese Berufskreise nicht blind vorübergehen dürfen. Es wäre sehr zu begrüßen, wenn solche Leute, die eine bessere Vorbildung durch den Besuch höherer Schulen Nachweisen können, dem Gewerbe- stand sich zuwenden würden. Aber gerade begabtere Elemente sind, sobald sie einmal die Schwelle einer solchen Ikmerrichtsanstalt überschritten haben, meistens verloren, denn nicht bloch der Junge selbst, sondern vor allem die Eltern, die nicht selten dem Gewerbe- und Handwerker- 'stand angehören, halten den hoffnungsvollen Sohn für viel zu gut zu einem Handwerk. Darin liegt eine vollständige Verkennung der gesellschaftlichen und volkswirtschaftlichen Stellung der einzelnen Berufe zu einander. Er wird auch vielfach übersehen, daß das Studium eines Sohnes sehr viel Geld kostet, daß zur Aufbringung der Mittet oft eine ganze Familie sich Entbehrungen aufladen mnß, daß nicht selten andere Geschwister verkürzt werden und das alles zu einer falsch aufgefaßten Befriedigung ehrgeiziger Gelüste. Ist dann der Sohn am Ende seines Studiums angelangt, dann sieht man nicht selten nicht bloß eine durch 'Aufbringung der Studienkostrn verarmte Familie, sondern auch einen noch 'ärmeren Sohn, der wegen Uebersüllung seines Berufes keine Anstellung finden kann. Wie viel besser wäre der junge Meisterssohn in den allermeisten Fällen daran, wenn er mit den Kenntnissen einer Realschule ausgestattet, den Beruf seines Vaters ergriffen und eine tüchtige Mutung in seinem gewerb
lichen Fache genossen hätte l W M dis höchste Zeit, daß in den gewerblichen Organisationen einer derartigen gefährlichen Entwicklung mit aller Energie begegnet wird, daß die Korporationen Sorge tragen, Standesehre und Standesbewußtsein wieder in den Reihen des Gewerbe- nnd Handwerkerstandes zu beleben.
Stuttgart, 25. Okt. Mit Schreiben des Staatsministers der Finanzen vom 24. Okt. d. I. ist dem Präsidium des Ständischen Ausschusses der .Entwurf eines Gesetzes, betreffend einen Nachtrag zu dem Finanzgesetz für die Finanzperiode 1. April 1913 bis 31. März 1915, der eine Forderung für eine Landespolizeizentrale enthält, zur verfassungsmäßigen Behandlung zugegangen.
Stuttgart, 25. Okt. Professor Carlos Grethe von der Stuttgarter Kunstakademie ist in dem belgischen Badeort Nieuport an einer Blinddarmentzündung im Atter von 49 Jahren rasch -»eftorben. Er stammte aus Montevideo uns hatte seine Jugend in Hamburg zugebracht. Seit 1899 wirkte xr als Lehrer der Malkunst in Stuttgart.
Stuttgart, 26. Okt. Wie das Neue Tagblatt hört, sind in letzter Zeit beim Ministerium zwei Gesuche um Genehmigung von Straßenbahnlinien eingegangen; das eine von der Stadt, das andere von einer Gesellschaft ausgehend.
Talheim, 27. Oktober. Heute früh wurde unweit des Ortes ein älterer Mann im Straßengraben, tot aufgefunden. Nach den bisheriaen Erhebungen handelt es sich um den 80 Jahre alten Taglöhner Friedrich Buck aus Wimpfen, der in letzter Zeit in Lauffen beschäftigt war. Buck ist wahrscheinlich einem Unglücksfall e legen. Man nimmt an, daß er in der Dunkelheit in den Graben stürzte sich nicht mehr erheben konnte und so den Erstickungstod fand.
Brackenheim, 25. Okt. Ta die Wahl des Schultheißen Heinrich in Ochsenbach zum Ortsvorsteher der benachbarten Gemeinde Spietberg aus dem Grunde nicht bestätigt wurde, weit Heinrich an seinem Ochsenbacher Amt festzuhalten wünschte, da ferner seine Gemeinde sowohl vom Ministerium wie vom Bcrwaltungsgerichtshof abgewiesen wurde mit der Bedeutung, daß die Versetzung der Ortsvor- sirherstelle in mehreren Gemeinden nicht zulässig sei, haben die Spielberger einen neuen Ortsvorsteher zu wählen. Sie ziehen es indessen vor, sich mit der Gemeinde Ochsenbach zu vereinigen. Es steht nur noch aus, ob auch Ochsenbach der Eingemeindung zustimmt.
Ludwigsburg, 26. Okt. Am nächsten Montag wird die Presse auf Einladung des Vorstandes der Aktiengesellschaft Kraftwerk Altwürttemberg die Wasserbaustelle des Werks bei Beihingen-Pleidelsheim besichtigen. Tie Kanalarbeilen sind anfangs März durch die Firma Edwards iyrd Hummel, Alfred Kunz in München, die von der General- unternehmerin für. den Bau, der Elektrizitätsaktiengesellschaft vorm. W. Lahmeyer u. Co. in Frankfurt, mit der Ausführung des Wasserbaus betraut wurde, begonnen worden. Es handelt sich um den Bau eipes bedeutenden Werks, das nach seiner Fertigstellung (voraussichtlich am 1. September 1914) das größte Elektrizitätswerk Württembergs und Badens sein wird, das seinen Antrieb durch Wasserkraft erhält. Das Gefäll aus den Turbinen wird 7 i/Z Meter betragen. Tie Leistung der Wasserkraft bei mittlerem Wasserstand beträgt 3600 Pserdekräste. Tie Bauarbeiten sind gegenwärtig, besonders am Wehr, interessant, weil eine große Baugrube durch Abdämmen des Neckars trocken gelegt wurde, wo mit der Fundanzentierung der Wehrschwelle demnächst begonnen werden soll.
Vom Kochertal, 25. Okt. Ein Tarlehenskassenverein, der an seiner Station keine Wage hatte, wollte seine Eisenbahnwagenladungen gewogen haben. Zu diesem Zweck stellte er an die für seine Strecke in Betracht kommende Bahnverwaltung den schriftlichen Antrag, es möchten die für ihn bestimmten Wagenladungen vorher gewogen werden. Nun kam für ihn ein Obstwagen an, dessen bahnamtlich fest- gestelltes Nettogewicht er zu bezahlen gehabt hätte. Aber gewogen war der Wagen nicht trotz des Antrags. Man verhandelte telephonisch mit der Bahnverwaltung und erhielt u. a. zur Antwort, sie sei überhaupt nicht verpflichtet, die Wagen zu wiegen. Ta aber der Verein den Wagen ungewogen nicht übernehmen wollte, wurde ihm kurzerhand eröffnet, dann koste der Wagen am 1. Tag 9 M, am 2. Tag 12 M Standgeld. Schließlich lud der Verein den Wagen aus und hat nun einen Schaden von ca. 50—60 M. Wer ersetzt ihm diesen Schaden? Muß der Verein sich eine solche Behandlung gefallen lassen? Sind die Wagen in Oedheim und Neuenstadt bloß zur Zierde da oder sehlt's irgendwo anders? — fragt die Unter!. Volksztg.
Mergentheim, 26. Okt. Wie die Tauberzeitung berichtet, ist der bisherige Kommandant des amerikanischen Kriegsschiffes „Ohio", Kaprice». Josef Strauß (der Vater und die Mutter, eine geborene Metzger, sind gebürtige Wachbacher; der Vater lebt noch in Amerika, ist 87 Jahrs alt und der Sohn des verstorbenen Aron Strauß) mit dem Range eines Kontreadmirals zum Sektionschef im amerikanischen Marineministerium ernannt wyrden. Der Posten, der dem Konteradmiral Strauß anvertraut wird, ist einer der wichtigsten und verantwortungsvollsten in den Vereinigten Staaten, oa ihm die gesamten Marineaasrüstungsange- legeuheiten unterstehen und er im Kongreß bei bestimmten Fragen das Marineressort zu vertreten hat. Er gilt in Amerika als der beste Kenner des internationalen Marine- ivesens.
Oberndorf, 25. Okt. Tie hiesige Stadtschultheißenstelle wird in den nächsten Tagen Mi Bewerbung ausgeschrieben. Als Gehalt wurde heute von den bürgerlichen Kollegien der Betrag von 4600 Mark steigend in zweijährigen Abständen um je 200 Mark bis zu 5600 Mark bestimmt. Sämtliche Gebühren fallen in oie Stadtkasse. Tie Stadt stellt außerdem dem neuen Stadtschultheißen einen Gehilfen, für den 1200 Mark ausgeworfen worden sind.
Nah und Fern.
Ein Großseuer
ist in der Nacht zum Montag m Ehingen ausgebrochen. Das Feuer, das in der Scheuer des „Hirsch" zum Ausbruch kam, hat zwei Doppelwohnhäuser mit dem zugehörigen Oekonomiegebäude und ein einfaches Wohnhaus mit Scheuer zerstört. Fast sämtliche Fahrnis ist mitverbrannt. Eine Frau, die ihre ganze Habe m den Flamen aufgehen sehen mußte, fiel in schwere Ohnmacht. Drei Stunden lang hatte die Feuerwehr zu tun, bis es ihr gelang, den Brandherd abzugrenzen. Der Schaden beträgt je 25 000 Mark.
Bilverviebstahl.
Jn der Gerokstraße in Stuttgart wurde ein Bilder- diebstahl verübt. Gestohlen wurden 8 Pnstellbilder, mehrere Aauarellbttder, 1 Oelbild und 7 Oeü> rucke.
Eisenbahnerlos.
Mit eingedrücktem Brustkorb ist auf dem Güterbahnhof in Untertürkhei'm der 30 Jahre alte Ankuppler Christ. Junginger von Wangen tot neben vem Gleis aufgefunden worden. Er ist beim Ankuppeln zwischen die Puffer geraten. Junginger hinterläßt eine Witwe und ein Kind.
Jugend von heute.
Vom wüctt. Schwarzwald wird geschrieben: Kommt da ein Knirps vom Dorfe herein in die Oberamtsstadt zum Redakteur des Amtsblatts mit einem beschriebenen Zettel und ersuchte um Aufnahme des „Artikels". Darin heißt es: „Am Donnerstag morgen ereignete sich in unserer Schule eine Bestrafung von 144 Tatzen wegen dem Rauchen an Kirchweih. Tem Oberlehrer, sein rechter Arm war ganz ermattet. Ans Anzeige vom Unterlehrer". Auch ein Z«. chen des Fortschritts, daß Schulknabcn die Flucht in die Leffentlichkeit antreten.
Ausgehobenes Zigeunernest.
Aus Ulm wird gemeldet: Tie verhafteten Zigeuner Psister und Kiefer, die den Raub der Gendeindckajse in Reisensburg ausführten, haben sich nach der Tat hierher begeben und sich in einer hiesigen Wirtschaft eine auf dem Herwege gestohlene Gans braten lassen. Dann suchte die Gesellschaft in Klsiigenstein eingenistete Zigeuner auf und hier gelang der Landjägermannschast am Morgen des Kirchweihsonntags die Festnahme. Unter dem Schutze des Nebels gelang es den Landjägern, sich dem Hause, in dem die Bande Unterschlupf gefunden hatte, zu nähern, und dann konnten die Zigeuner überrumpelt und festgenommen werden. Pfister ist ein ganz gefährlicher Bursche, der auch in Zigeunerkreisen gefürchtet und schon wegen Totschlags gesessen ist. Kurz vor dem Reisensburger Raub hat Psister ein junges Zigeunermädchen, das bxi einem Bauern bei Ellwangen im Dienst stand, bei Nacht und Nebel entführt Der liebe Gott wird doch Spatz verstehe» l
In der Köln. Volksztg. wird erzählt: Jn eiper an der Werra gelegenen Ortschaft steht ein Landwirt mit einigen Arbeitern in der Scheune und drischt. Seine Gedanken weilen daheim: sechs Kinder sitzen bereits um den Tisch herum, und schon Hai sich der Storch wiederum angekündigt. Tie Hebamme ist schon über eine Stunde in der Wohnung. Ta tritt sie heraus und ruft dem Landwirt zu: „Soeben ist ein kleiner Junge angekommen!" „Meinetwegen zehn!" antwortet der Mann und schlägt mit dem Dreschflegel auf, daß es nur so dröhnt. Da tritt die Hebamme nach kurzer Zeit wieder aus dem Hause heraus und ruft dem Manne zu: „Soeben ist noch ein Junge angekommen!" Erschrocken läßt der Mann den Dreschflegel fallen und ruft ganz bestürzt aus: „Ter liebe Gott wird doch Spaß verstehen!"
Ein neuer Gaunertrick.
Au, einen neuen Gaunettrick ist ein junger Manu aus London gekommen. Er stellte sich an eine der belebtesten Stellen der Londoner Straßen auf und rief jedem Vorübergehenden zu: „Wollen Sie nicht diesen Scheck für einen Penn!, abkäufen?" Ueberrascht und neugierig zog jeder einen Penny und kaufte sich einen Scheck. Innerhalb fünf Minuten war der Unbekannte 81 Schecks losaeworoen und verschwand dann in einer vorüberfahrenden Droschke. Die Käufer der Schecks hatten natürlich das Nachsehen, denn der Scheck war auf irgend eine Bank mit einem Phrntasie- namen ausgestellt und trug eine schöne verschlungene Unterschrift die sich bei genauem Hinsehen als die Worte „Taffy kriegt Euch alle" herausstellte. Nach einer anderen Version soll es sich um eine Wette handeln, die von zwei Mitglieder» eines feudalen Klubs abgeschlossen worden war. Ter junge Mann soll sich verpflichtet haben, auf diese Weise an einem Tage bei achtstündiger Arbeitszeit 16 Pfund gleich 320 Mark zu verdienen.
Schreckliche Szenen.
haben sich an Bord des österreichischen Dampfers „Dako Cap Bojanowitich" ereignet, der gestern auf dem Tyne einlief. Das Schiff war von Süd-Rußland nach Rotterdam unterwegs und hatte drei Passagiere, «inen Oesterreich« namens Nikolaus Muratti, eine Frau namens Glarick und deren Tochter, die beide Verwandte des Kapitäns waren, an Bord. Auf der Höhe von Kap Trafalgar wurde Muratti, als alle drei auf der Brücke des Kartenhauses beim Mittagessen saßen, zudringlich. Ter Kapitän, der in diesem Augenblick hinzukam, mußte intervenieren und machte Muratti Vorwürfe. Dieser ergriff einen Revolver und schoß blindlings auf den Kapitän, ohne ihn zu treffen. Ter Kapitän eilte ins Kartenhaus, um seinen Browning zu holen, während Mutter und Tochter die Brücke verlassen wollten. Plötzlich krachten wieder zwei Schüsse. Als der Kapitän, kam, fand er den Ersten Offizier mit einer Schußwunde im Unterleib und daß Mädchen mit einer Schußwunde in den Hüften auf der Brücke liegend vor. Das Mädchen schleppte sich in den Salon, Muratti folgte ihr. Als der Kapitän ebenfalls den Salon betrat, feuerte der anscheinend wahnsinnige Muratti zwei weitere Schüsse aus den Kapitän, von denen nur einer das Ohr des Kapitäns streifte. Ter Kapitän schoß auf Muratti, der sich in seine Kabine einschloß. Kurz darauf erschoß sich Muratti. Ter Kapirän erbat durch Signale ärztliche Hilfe und erhielt vorn britischen Schlachtschiff „Dortmouth" Unterstützung. Die junge Dame wurde nach Gibraltar gebracht, wo Muratti beigesetzt werden wird.
Kleine Nachrichte«.
Aus einem Hause der Silberburgstraße in Stuttgart wurden dieser Tage unter erschwerten Umständen 220 Mark gestohlen. Als Täter kommt der 22 Jahre alte Hoch- schüler der Chemie, Fritz Richter von Neustadt in Sachsen, in Betracht.
Im Bahnhof Potsdam stieß ein Eilgnterzug auf einen Personenzug. Vier Wagen entgleisten, drei Untei- ofsizirre des dritten Feldattillerieregiments wurden schwer verletzt.
Bei Rostow am Ton entgleiste ein Schnellzug, wodurch drei Personenwagen in Brand gerieten. Ein Schaffner ist in den Flammen umgekommen, drei wettere Personen Warden schwer verletzt.
Jn Küstrin hat der 36 Jahre alte Maschinenarbeiter Steruicke im Einverständnis mit seiner 71 Jahre alten Mutter erst die alte Frau und dann sich selbst erschossen. Er hinterläßt eine Frau und fünf Kinder. Ueber den Grand der Tat ist nichts bekannt.
Jn dem dichten Nebel, der Samstag morgen über London lag, sind auf der Waterloo-Station zwei Züge zusammengestoßen. Drei Personen wurden auf der Stelle getötet, mehrere andere haben schwere Verletzungen erlitten. Der Matettalschaden ist beträchtlich.
Das der Firma Stefan Karcher in Freistatt gehörende Kohlenschiff „Sofie" ist im Hafen von Straßbarg leck geworden und mü seiner ganzen Ladung, etwa 20000 Waggons Kohlen, gesunken. Die Insassen des KahnS konnten sich mit knapper Not retten.
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