Gpiel und Sport und Luftschiffahrt.
Tübingen, 26. Okt. Heute vormittag um 101/2 M landete hier der Pilot Ingenieur Wolf in Begleitung eines Flugschülers niit dem Doppeldecker „Pfalz I" der Otto-Werke in München. Ter Flieger war gegen 9 Uhr in München aufgestiegen, hotte also die etwa 190 Kilom. betragende Luststrecke in ca. iVs Stunden bewältigt. Sein Pel war Speyer a. Rh. Er kam über Augsburg und Ulm und hatte die Alb überflogen. Tann aber war er infolge dichten Nebels und eines Kompaßschadens vom Wege abgekommen, sodaß er eine Notlandung vornehmen Mußte. Um 3 Uhr verließ der Flieger in Gegenwart von etwa 4000 Menschen wieder die Nockarstadt, nachdem er das Interesse der Bevölkerung durch! einen prachtvollen Aundflug um die Stadtgrenze belohnt hatte.
Johannistal, 26. Okt. Ter französische Flieger «eaoud hat vor einem nach Tausenden zählenden Publikum seine Flngkunststücke vorgeführt. Während seines heutigen ersten Fluges überschlug er sich 8 Mal in der Lust und vollsührte seine waghalsigen Kurveuflüge. Bei dem zweiten Ausstieg machte er dieselben Flüge und überschlug sich 10 Mar nach hinten. Das Publikum jubelte dem kühnen Flieger fortwährend zu und spendete ihn: am Schluß seiner Vorführungen lauten Beifall. Tas Wetter tvar heute nicht besonders günstig. ' Es herrschte etwas Wind und während des zweiten Fluges setzte auch etwas Regen ein.
Dresden, 26. Okt. Heute Nachmittag wurde der Mische Lust- und Wasserflugplatz Kaditz nebst! der ueuer- richteten Lustschisfhalle in Gegenwart des Königs feierlich ringeweiht.
Die Folgen einer raschen Tat.
Heilbronn, 25. Okt. Aiitienstreit führte den 26
Ein unglücklich verlaufener Fa- Jahre asten Schund Wilhelm Braun von Gochsen vor das Schwurgericht. Er ist angeklagt, seinem Vater eine Körperverletzung beigebracht zu haben, die dessen Tod später zur Folge hatte. Tie Braun- sche Familie hat m Gochsen ein Schmiedegeschast und treibt außerdem Landwirtschaft. Ter Vater Braun war ein guter Mann, aber lehr jähzornig, der Sohn Wilhelm, der im väterlichen Betrieb tätig war, ist ein arbeitsamer Mensch, nur trinkt er dann und wann einen Schoppen über den Durst und ist dann „manlia". Am Montag den 16. Juni war der Sohn Wilhelm schon morgens 3 Uhr an die Arbeit gegangen: er halk zunächst einem Nachbar bis mor-
Mirs 8 Uhr mähen, wobei er Most und nach beendeter Arbeit neben einem Bester zwei Flaschen Bier bekam. Tann arbeitete er den Vormittag in der Schmiede, wobei er wie auch zum Mittagessen mehrere Glas Most trank. Um 2 Uhr ging er aufs Feld zum Heuaufladen und nach jedem Nrbeitsgang wurde Most getrunken. Im Ochsen setzte er noch eine Flasche Bier drauf und dann ging er gegen 4 Uhr heim, um Sensen zu dängeln. Da ihm aber das
den Tag über genossen' Getränte in den Kopf gestiegen
war, schlug er mit dem Hammer oft daneben. Ter Vater Braun, der dieser Arbeit eine Zeitlang zusah, geriet in Zorn über den Zustand seines Sohnes und sagte ihm, sein Geschäft sei nichts, er solle ins Bett gehen und seinen Musch ansschlafen. Di der Sohn „maulte", packte ihn der Alte, gab ihm einen Stoß gegen die Treppe zu und gab Hm auch einen Stoß mit der Rückseite der Sense, die er gerade in der Hand hatte. Ter Sohn ging schimpfend die Treppe hinauf und der Vater hintendrein. Wie irun der heutige Angeklagte angibt, habe ihm sein Vater oben an der Treppe im Hausöhrn wieder einen Schlag und einen Stoß gegeben, üaß er zu Boden gesunken sei. Darauf habe er in der Erregung und in der Trunkenheit einem in der Ecke liegenden Feldgeschirr eine Zuckerrübenhaue genommen und diese seinem Vater ans den Kopf geschlagen. Dann mng er eine weitere Treppe hinauf und legte sich ins Bett. Tie Verletzung schien anfänglich nicht gefährlich, Man- holte zunächst auch keinen Arzt, damit die Sache nicht an die Öffentlichkeit komme. Nach einigen Tagen aber trat eine Entzündung und schließlich Wundstarrkrampf ein und am 27. Juni starb der alte Braun. Die Sektion ergab einen Schädelbruch, der durch den Hieb entständen war. Nun nahm das Gericht die Sache in die Hand
und der junge Braun wurde verhaftet. Der Angeklagte Weiß sich an die Vorgänge nicht mehr genau zu erinnern, er weiß nur, daß sein Vater ihn unter Schimpfen aus der Werkstatt gewiesen, ihm die Treppe hinauf gefolgt und ihn oben geschlagen habe, woraus er den nächst besten Gegenstand ergriffen und gegen seinen Vater geschlagen habe. Die Tat bereue er schwer, er habe eben in der Ange
trunkenheit und in der Erregung gehandelt. Die Zeugen, soweit sie den Vorgang in der Werkstätte gesehen oder von dem Vater nachher selbst schildern hätten, bestätigen im
Wesentlichen den oben geschilderten Hergang. Ter Vater
Braun selbst hat zugegeben, daß er sich vor Zorn nicht mehr gekannt habe und seinem Sohn einige „saftige" Hiebe versetzt habe. Die Eltern waren aber auch darüber noch Mig, daß sie den Sohn bisher nicht richtig behandelt hatten. Tie Geschworenen bejahten die Schuldsrage unter Zubilligung mildernder Umstände, worauf der Angeklagte M 1 Jahr 3 Monaten Gefängnis verurteilt wurde. Drei Monate der erlittenen Untersuchungshaft werden abgerechnet. Die Anklage vertrat Staatsanwalt Frank, die Verteidigung führte Rechtsanwalt Tr, Eppinger.
Die eiserne Schnur.
Madrid, 25. Okt. Tas O b e r kr i e g s g er i cht Hat das Todesurteil des Kapitän Sanchez bestätigt. Seine Tochter Marie Luise, die ursprünglich 20 Jahre Zwangsarbeit erhalten hatte, wird jetzt auf Lebenszeit eingesperrt werden. Die Hinrichtung des Kapitän Sanchez wird wahrscheinlich ansang nächster Woche erfolgen. Ta er aber bereits vor Beginn des Prozesses aus den Reihen des Offizierskorps gestrichen worden war, wird er auf die gewöhnliche Weise wie die spanischen Verbrecher hinge- mchtet werden, und zwar mittels einer eisernen Schnur, die ihm um den Hals gelegt und zugezogen wird.
Stuttgart, 24. Oktober. Im Januar wurde von der Krimmalpolizei im Cafe Reichs hof ein Spie- kernest äusgehoben. Sechszehn Personen wurden abge- Ährt. Von diesen hatten sich drei vor der Strafkammer zu verantworten. Es war ihnen zur Last gelegt, daß sie aus dem MüMspiel ein Gewerbe gemacht haben.. Mitangeklagt war der Inhaber des Cafes. Ar soll zur Verheimlichung
Sec Glücksspiele dadurch mitgewirkt haben, däA er dieselben in einem Saale duldete, der zurzeit des Spiels nicht zugänglich war. Tie Spieler bezahlten ihm für die Benütz- ung-des-Saales 6 M pro Stunde und für das Kartenspiel 5 Mark. Gespielt wurde „Meine Tante, Deine Tante". Bankhalter war der .Reisende Richard Grammatik, der inzwischen flüchtig gegangen ist, Tie Strafkammer verurteilte den Cafetier Maier zu 40 Mark Geldstrafe und den Reisenden Ernst Gefsers wegen gewerbsmäßigen Glücksspiels zu 1 Monat Gefängnis unter Anrechnung von 1 Woche Untersuchungshaft. Tie übrigen Angeklagten wurden freigesprochen.
Ravensburg, 24. Okt. Eines Verbrechens des Mords und des schweren Raubs sowie eines Verbrechens des versuchten Mords angeklagt, saß der 21 Jahre alte Tienstknecht Franz Laver Greiner von Ennshalden OA. Biberach auf der Anllagebank vor den Geschworenen. Greiner, ein leibarmer schmächtiger Bursche, der. unehelich geboren, von seiner frühesten Kindheit an von seinen Großeltern erzogen wurde und nach seiner Schulentlassung zu den Bauern in den Tienst kam/ seine Stellen aber häufig wechselte und in den letzten Jahren seinen Lohn vollständig für sich verbrauchte, was des öfteren zu unangenehmen Auseinandersetzungen zwischen ihm und seinen Großeltern führte, besonders ivenn er von letzteren Geld verlangte, hat am 16. Mar dieses Jahres abends zu Mühlberg Gemeindebezirk Spindelwag seine- Großmutter, die 81 Jahre alte Josefa Greiner vorsätzlich und, wie die Anklage annimmt, auch mit Ueber- iegüng getötet und in einer Handlung damit einen schweren Raub verübt, Ordern er ferne Großmutter, als sie ihm das verlangte Geld nicht gab, am Kopf packte und ihr mit seinem bereitgehaltenen Stilettmesser 7—8 Stiche in das Genick versetzt, die den sofortigen Tod zur Folge Hutten: hieraus "nahm er der Getöteten den Kommodschlüssel aus der Rocktasche, öffnete die Schlafkammer und nahm von dem dort in einem Kasten verwahrten, seinen Großeltern gehörigen Gelde den Betrag von 10 Mark weg. Nachdem er diese Schreckenstat verübt und seine Hände vom Blut gereinigt hatte, ging er seinem Großvater, dem 71 Jahre alten Aimmermann Joh. Georg I Greiner, der tagsüber in Hirschbronn gearbeitet hatte, entgegen, um ihn gleichfalls zu ermorden. Zu diesem Zwecke versteckte er sich in einer niederen Tannenkultur neben dem Wege. Als dann sein Großvater nach einiger Zeit an der Stelle vorbeikam, schlich er sich von hinten an ihn heran und stieß ihm sein Stilettmesser gegen die rechte Halsseite, so daß er zu Boden stürzte; zum Glück abew traf der Angeklagte den Rock- und Hemdkragen seines Großvaters, so daß das Messer abbrach und alt Greiner mit einer weniger schweren Verletzung davonkam. Ter Angeklagte konnte alsbald festgenommen werden. Er war der Tat sofort geständig. Bezüglich des Motivs wechselte er seine Angaben wiederholt, einmal will er die Tat aus Zorn und Wut darüber, daß er kein Geld erhalten habe und geschimpft worden sei, das anderem«! deshalb begangen Huben, um seine Großeltern zu berauben und heiraten zu können. Ta Greiner sich während der Voruntersuchung als moralisch und intellektuell in hohem Grads minderwertig erwies, wurde er in drei verschiedene Irrenanstalten in Beziehung auf seinen Geisteszustand beobachtet. Einer der Sachverständigen gab sein Gutachten dahin ab, daß der Angeklagte- für seine Handlungen strafrechtlich nicht verantwortlich gemacht werden kann, während sich die beiden anderen dahin aussprachen, daß er wohl in hohem Grade minderwertig, keineswegs aber geisteskrank sei. Auf Grund des Wahrspruchs der Geschworenen wurde nach zweitägiger Verhandlung Greiner wegen Totschlags und schweren Raubs zu lebenslänglicher Zuchthausstrafe und dauerndem Ehrenverlust und wegen versuchte» Totschlags zu 9 Jahren Zuchthaus verurteilt, auch wurde auf Zulässigkeit von Polizeiaufsicht gegen ihn erkannt.
Düsseldorf, 25. Okt. Vor der Strafkammer hatte sich ein internationaler Hochstapler, der angeblich aus Konstantinopel stammende Mutusian, wegen vielfacher Betrügereien zu verantworten. Mutusian bezeichnte sich als „Exzellenz Achmed Bei", früheren Offizier in türkischem Diensten", erteilte fingierte Aufträge in Höhe von mehreren Hunderttausend Mark und erschwindelte sich im Ganzeil etwa sünszigtausend Mark. Ws er schließlich verhaftet worden war, machte er im Gefängnis mehrfach Selbstmordversuche. Das Urteil lautete ans ein Jahr Gefängnis.
Vermischtes.
Die weiblichen Handelsangestellten.
Ein wichtiges und bedeutungsvolles Matt in der Geschichte der Frauenbetvegung schlagen wir auf, wenn wir uns mit der Entwicklung des Standes der kaufmännischen weiblichen Angestellten beschäftigen. Aus den verschiedensten Elementen sich zusammensetzend, Zuzug aus den oberen, wie aus den unteren Schichten des Volkes erhaltend, hat dieser junge, aber volkswirtschaftlich so wichtige Stand doppelt schwer zu kämpfen, weil seinen Glidern viele Wege, die den männlichen Handlungsgehilfen zu wirtschaftlichem und sozialem Ausstieg offen stehen, noch verschlossen sind.
In richtiger Erkenntnis der Forderungen der Gegenwart, deren Losung Organisation Heißt, hat sich Sin großer Teil der Handlungtzgehilsinnen — Krka 55 000 bis «0000 — in zwei einflußreichen Verbänden zusammengeschlossen, deren gemeinsames Ziel die wirtschaftliche und soziale Hebung ihres Standes ist. In rastloser Arbeit streben die Verbände danach, denjenigen, die den kaufmännischen Beruf ergreifen wollen, vor ollem Gelegenheit zu gediegener Berufsvorbildung zu geben. So wurde u. a. aus eine Eingabe aller Vereine der kaufmännischen weiblichen Angestellten an den Reichstag hin im Jahre 1898 der Z 120 der RGO. dahin abgeäiwert. daß der Fottbildungsschulzwang auch auf die weiblichen Handlungsgehilfen und -lehrlinge ausgedehnt werden konnte. Infolge dieser Aenderung war es möglich, bereits in vielen Städten die Einführung der kaufmännischen Pflichtsottbild- ungsschule zu erlangen. Eine über ganz Deutschland, ja bis in das Ausland sich erstreckende musterhaft organisierte Stellenvermittlung sucht regulieret und verbessernd auf die Gehalts- und Lebensverhältnisse der Hand- vungsgehilfinnen einzuwirken; ebenso dis Stellenlose n-
Unterstützung. In Jugend- und Elternabenden und mit Unterrichtskursen wird wichtige Aufklärungs- und Bildangs- arbeit geleistet.
Nicht minder wichtig ist das Solidaritätsgesühß das heute leider noch so vielen gänzlich fehlt und was die Leiterinnen der Handluygsgehilftnnsnvereine erfolgreich in ihren Standesgenossinnew zu wecken und zu pflegen wissen. Dafür lieferten die Wahlen zur Angestcllten-Ver- sicherungim letzten Herbst einen glänzenden Beweis. Toppell muß man die Arbeit dieser Kranen bewundern, wenn man bedenkt, wieviel soziales Empfinden dazu gehört, in der meist knapp bemessenen Freizeit noch für die Allgemein- hell tätig zu sein. Tie deutschen Frauen können stolz aus diese ihre Schwestern sein. Leider dokumentiert sich dieser Stolz noch nicht im sozialen und gesellschaftlichen Ansehen des Handlungsgehilfinnenstandes. Besonders der Stand der Verkäuferinnen wird gemeinhin in völliger Verkennung der Verhältnisse gering geachtet.
Bei der überwiegenden Bedeutung, die Handel und Industrie im wirtschaftlichen Leben aller Staaten gewonnen haben, bei dem großen, sich stetig steigernden und gar nicht mehr zu entbehrenden Anteil, den die Frauenarbeit daran hat, ist doch von eminenter Wichtigkeit, daß möglichst gute und geschulte Kräfte dafür zur Verfügung stehen. Die Bestrebungen der Handlungsgehllfinnenverbände iy dieser Richtung sind daher nur mit Genugtuung zu begrüßen. Bei dem geringen Ansehen ab-P, in dem z. B. die Verkäuferinnen stehen, werden.nur zu oft Persönlichkellen, die sich in besonderen! Maße dafür eignen würden, von diesem Berufe zurückgeschreckt, der gerade gebildeten Frauen, wenn sie Taktgefühl, Umsicht, und Menschenkenntnis besitzen, «in durchaus befriedigendes Arbeitsfeld bieten könnte. Es ist ja begreiflich, daß bei der geringen sozialen Bewertung, welche die Verkäuferinnen häufig erfahren, bei der ungenügenden Bezahlung, die sie in vielen Fällen erhalten, diesem wichtigen Berufe von den Eltern und Töchtern gebildeter Stände bei der Berufswahl noch nicht die Beachtung geschenkt wird, die er verdient. Wer man sollte sich Hillen, Ursache und Wirkung zu verwechseln. Nicht, weil sich unliebsame Elemente unter ihnen befinden — und in welchem Stande gäbe es solche Elemente Wohl nicht — sind die Verkäuferinnen dielsach gering geachtet, sondern wegen der geringen Achtung, die dem Stande unberechtigter Weise zuteil wird, hält sich so manche ante Kraft davon zurück. Besonders die Frauen anderer Kreise und Berufe sollten dies tun und nicht vergessen, daß die kaufmännischen weiblichen Angestellten ihnen bei ihrem Streben nach der immer notwendiger werdenden sozialen und wirtschaftlichen Gleichberechtigung mit den Männern wichtige Schrittmacher gewesen sind und bleiben!
Gertrud Gerber
(in der „Königsberger Hattungschen Zeitung").
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Ein Frauenkenner
Tie Damen, die in den Pariser Straßen ihr Automobil selbst steuern, haben sich in jüngster Zeit so vermehrt, daß sich an das Ueberhar,«nehmen dieser Dilettantinnen des Äutosports im Pariser Straßenbild bereits Befürchtungen wegen erhöhter Bedrohung der Verkehrssicherheit'zu knüpfen beginnen. Gelegentlich dieser Warnung frischt der „Gauiois" die Erinnerung an das originelle Mittel auf, das ein Polizeichef unter Ludwig XV. anwandte, um den Damen das Kutschieren abzugewöhnen. In jener Zell wir bei den Pariser Damen me Mode aufgekommen, ihre Kabriolets selbst zu lenken, was zu vielen Straßenunsällcn führte. Herr de Sattinos, der sich damals an der Spitze der 'hclizei befand, wa i - nc Verlegenheit, wie
er dem Unwesen steuern sollte, da sich ein ofsenes Einschreiten gegen die unter der Regierung Ludwigs XV. allmächtige Weiblichkeit von selbst verbot. Schließlich kam ihm aber ein rettender Gedanke: er verfügte einfach, daß es keiner Frau vor Vollendung des 40. Lebensjahres gestattet sein sollte, selbst zu kutschieren. Der Erfolg dieser klugen Verfügung war ein durchschlagender. Von Stuud au waren die weiblichen Kutscher aus den Pariser Straßen verschwunden.
Handel und Volkswirtschaft.
Weingärtuers Fehljahr.
Ein traurigerer Weinherbst, so schreibt Weinbauinspektor Mährlin, im neuesten Oktoberhefl des „Weinbau", ist wohl selten ins Land gezogen, wie der heurige. In den meisten Gegenden des Landes lohnt sich ein Herbsten überhaupt nicht oder es müssen zur Einheimsung der wenigen Trauben Geschirre von den bescheidenste» Ausmessungen hervorgeholt werden. Was wollen angesichts dieser allgemeinen Mißernte die wenigen Gsücksherbste bedeuten, die an einigen Orten des Unterlandes noch erzielt werden! So viel steht fest, daß der 1913er bezüglich seiner Menge sich noch unter den 1906er, 1910er und 1912er stellt; in der Güte wird jedoch der 1913er diese Jahrgänge überragen, was der recht günstigen Witterung im September und Oktober zu verdanken ist. Die größeren Güter schieben die Lese so lange als möglich hinaus; sie werden teilweise noch ganz hübsche Posten Wein, vorzugsweise Weißgewächs aus den Markt bringen können. Bis jetzt schwanken die in freihändigem Verkauf erzielten Hektoliterpreise zwischen 60 und 70 Mk.; in Versteigerung stiegen die Preises über 80 Mk. Spätlesen dürften sich noch höher im Preise stellen. Die günstige Wirkung der Nikotinbehandlung tritt jetzt bei der Lese in ganz augenfälliger Weise zu Tage; die Trauben der behandelten Grundstücke sind groß und vollkommen, während daneben liegende unbehandelte Reben oft gänzlich ertraglos sind. Mancher seither Säumige wird sich angesichts solcher schlaaendcr Beweise für die Wurmdekämpfung etwas hinter die Ohren schreiben/' Dem Rebholz war die Herbstwitterung überaus förderlich; es ^eigft namentlich da, wo fleißig gespritzt wurde, eine gute über die Reife
des Syloanerholzes wird stellenweift^geklagt.
Heilbronn, 27. Oktober. (StMkelter.) Lese geht allmählich zu Ende. Die Verkäufe gßhen langsam aber stetig weiter. Die Preise halten sich für weißes Gewächs 70, 75 gemischt 75, 80 Auslesen^Troklingex -und Weißriesling- 85, 90 je für l 51. Zum Berkaüfe ftnd noch schöne Reste angemeldet. Käufer sind höflich eingeladen. Weitere Berichte folgen.
— Kindermund. Ein Herr fuhr nach seiner Ankunft im österreichischen Alpenkurott mit dem HotelomnibuS vom Bahnhof zum Hotel. Der Omnibus war vollgepfropft mit Neuankömmlingen, darunter ein Ehepaar mit seinem etwa 7jLhrigrn Töchterchen. Plötzlich erregt« die Kleine' den Lechsturm aller Insassen mit der spontanen Frage: „Mutti, tvenn man auf der Meist ein Kind bekommt, muß man das auch vergotten?" . , , > 4