Versammlungen in Dublin hat ungeheure Erregung geschaffen. In St. Austell in Cornwall, wo 5000 Arbeiter der Webereien seit mehreren Wochen streiken, kam es letzte Nacht ebenfalls zu blutigen Krawallen.
Württemberg.
Dienstnachrichte«.
Der König hat dem leitenden Arzt des Sanatoriums Zchöm- berg G. m. b. H. in Schömberg, OA. Neuenbürg, Or. insä. Koch, den Titel eines Sanitätsrats verliehen. Das K- Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten, Verkehrsabteilung, hat den Oberbahnassistenten Renner in Eßlingen auf Ansuchen nach Stuttgart Nordbahnhof versetzt.
Ueber dre GewerSeförderuug in Württemberg
hielt auf der in Stuttgart gestern zu Ende gegangenen Tagung des Verbands zum Studium der Verhältnisse des Mittelstands Staatsrat v. Mosthas einen Vortrag, der allgemeines Interesse verdient. Er führte aus: Bis zum 4. 'Jahrzehnt des vor. Jahrhunderts sei Württemberg durchaus noch Agrarstaat gewesen. Den ersten Einbruch in dieses enge wirtschaftliche System bedeutete die Gewerbeordnung von 1826; noch bedeutsamer war für uns die Gründung des deutschen Zollvereins. Unter dem Einfluß dieser Tatsachen gelangte seit den 30er Jahren das Gewerbe zn lebensvollerer Gestaltung. Immerhin Muß man sagen, daß Ende der 40er Jahre gegenüber den anderen Staaten Württemberg noch erheblich zurückstand. Die inzwischen entstandenen Gewerbevereine faßten im Februar 1848 den Beschluß, die Gründung einer staatlichen Behörde, mit der Aufgabe, das Gewerbe zu fördern, zu beantragen. Sch in am 8. Juni 1848 wurde dann die Zentralstelle für Gewerbe und Handel ins Leben gerufen, die sich in ihren Grundzügen bis zum heutigen Tag erhalten hat. Sie ist eine Staatsbehörde, sie gliedert sich in ein Verwaltungskollegium und ein Gesamt- kollegium. Das Zusammenwirken von Staatsbeamten mit den aus dem Gewerbesland hervorgegangenen Beiräten habe sich in den 65 Jahren ihres Bestehens bewährt. Das Veamtenkollegium erfährt in den Beiräten eine Kontrolle von nicht zu unterschätzender Bedeutng. Ter Redner geht dann über zu einer übersichtlichen Darstellung der Aufgaben der Zentralstelle. Ihr Geschästskreis umfasse das Gebiet der gesamten staatlichen Wirtschaftspflege. Sehr umfassend, wenn auch weniger hervortrstend, ist die Beratung der Regierung (der Ministerien); eine andere Tätigkeit beratender Art entfalte die Zentralstelle auch anderen Behörden (Zollbehörde, Gutachten über industrielle Anlagen usw.) gegenüber. Tie Getverbe- Lcförderung im engeren Sinne ist heute nur noch zum Teil dieselbe, wie rn den ersten Jahrzehnten. Tie Großindustrie verfügt heute über zahlreiche, vielseitig vorge- bildete leitende Kräfte, sie ist in zahlreiche Spezialitäten gegliedert und bedarf heute einer staatlichen Forderung im eigentlichen Sinne nicht mehr. Darum kann heute die Zentralstelle ihre positive Aktion der Erziehung und Weiterbildung der Arbeitskräfte in Handel und Gewerbe Auwenden. Der Redner skizziert dann noch in Kürze die einzelnen Gewerbesörderungseinrichtungen: Landesge-- werbemuscum, Spezialausstellungen, Bibliothek, Förderung des Genossenschaftswesens. Das eigentliche Gebiet der Gewerbebefördernng werde ja immer die Ausbildung und Fort bildung de r Gewerbetreibenden sein. Wir haben in Württemberg jetzt 184 Gewerbe- mnd Handelsschulen, wovon etwa die Hälfte nach dem neuen Fortbildungsschulgesetz von 1906 eingerichtet sind. Die Zahl der Schüler in diesen Schulen betrage 25 000, die der hauptamtlichen Lehrer über 200; die Stuttgarter Schulen mit 3771 Gewerbe- und 1578 Handelsschülern stehen in Württemberg an der Spitze. Dazu kommen verschiedene Fachschulen (für Textilindustrie in Reutlingen, für Feinmechanik in Schwenningen, für die Edelmetall- iindustrie irr Gmünd usw.). Neuerdings sei man daran gegangen, Einrichtungen zu schaffen, die der Fortbildung erwachsener Gewerbetreibender durch Handwerkerkurse für die verschiedenen Geiverbe dienen sollen. Neuere Einrichtungen leien auch die Beratungsstelle für das Baugewerbe und für Patentangelgegenheiten.
„Schwäbischer Wald".
Seitdem das schöne mit Liasinseln überdeckte Keuper- tvaldgcbiet zwischen Schwäbischer Alb und Hohenloherebene tzlcich so manch anderem von einem Berkehrsverband in. Pflege genommen worden ist, ist das Bedürfnis hervorge- itreteu, über die Einzelbezeichnungen einen Sammelnamen zy setzen. Ter Verbandsvorsitzende, Herr Tr. Rückle in Lorch, hat in seinem ersten Aufsatz, der für weitere Erörterungen den Ausgangspunkt bildet, den Zweck seiner Einsendung dahin erklärt, daß, er ein paar dürre Worte üher den „Schwäbischen Wald" sagen möchte. Er fährt dann fort: „Dieses Wort, hat so ich weiß Ströhmfeld^ geprägt, uird er meint nicht diesen oder jenen Wald im Schwaben- laicde, sondern einen ganz bestimmten, umgrenzten: die Keu- perlandschast vom Schurwald bis zu den Limpurger, Wrl- der.burger und Ellwanger Bergen. Es setzt sich zusammen aus einem Konglomerat von Lokalbezeichnungen, zu denen außer den schon genannten noch der Welzheimer-, der Mainhardter Wald, die stöwensteiner Berge und die Berglen tzehören.
Ter Ursprunahinweis stimmt. In dem Abschnitt „Geognostisches und Landschaft" der ersten Auflage meines Meisewerkes „Schwäbisches Wanderbuch" (hrrausgegeöen in Verbindung mit der Generaldirektion der Kgl. Württ. Staaiscisenüahnen) heißt es auf Seite 8 und 9: „Ter Keuper tritt in das Land an den Neckarquellen, zwi,chcn Luyväb. Alb und Schwarzwald .... Unmittelbar vor der Alb und bis zum Neckar erstreckt sich mit herrlichen Aussichten der 'Kleine Heuberg, dann der Rammert. Links vom Neckar und von diesem in weitausgeholter Schleife umflossen der wildreiche Schönbuch, rechts vom Neckar, zwischen Ms, Neckar jund Rems der zur Alb hinstrebende Schurwald. Sodann der „Schwäbische Wald". So wollen wir das ausgedehnte Bergend Waldgebiet nennen, das, im Süden und Westen von Rems mW Neckar umrahmt, gegen Norden in steiler Terrasse zur Hoheuloherebene absällt, im Osten mit der Crailsheimer Hardt und dem Ellenberger Höhenrücken in das bayerische Kenperland übergeht. Zum „Schwäbischen Wald" rechnen wir daher im einzelnen die Löwensteiner Berge mit ihren
aussichtsreichen Ausläufern bei Heilbronn, Weinsbera und Neckarsulm, den Welzheimer und Murrhardter und den Main- Hardter Wald, die Waldenburger, Limpurger und Ellwanger Berge, den Virngrund, die Ellenberger Höhe, die Erails- heimer Hardt."
In der zweiten und der neuesten — der dritten — Auflage des Schwab. Wanderbuchs (3. Auflage S. 112) erscheint „Ter Schwäbische Wald" als besonderer Abschnitt: und damit gleichwertig in der Reihe der übrigen selbständigen Gebirgsteile unseres Landes (z. B. Schwäbische Alb, Schwarzwaid, Oberschwaben usw.). Ter Schwarzwald, der sich als schmale Landzunge, ausgehend vom Hauptstock des Jura, zwischen Fils, Neckar und Rems westwärts erstreckt, und vom untersten GliH der Juraformation, dem schwarzen Jura (Lias) überdeckt ist, wurde dem Borgebiet der Ostalb, den 3 Kaiserbergen, als dlusläufer zugerechnet. Ter Begcrff „Schwäbischer Wald" in der von mir gemeinten geographischer. Umgrenzung ist inzwischen auch sonst in der Praxis verwertet worden. Das Bedürfnis nach einem Sammelnamen besteht unstreitig; nur über die ständige Anerkennung eines bestimmten Ausdrucks gehen noch die Ansichten auseinander.
Ich bin aufgefordert worden, auch meinerseits Stellung zu der Sache zu nehmen, was ich hiemit tun will. Tie Wortbildung „Schwäbischer Wald" ist von mir erst nach langen Erwägungen in das „Schwäbische Wanderbuch" her- eingenommen worden. Ich weiß noch wie heute, wann, wo und wie der endgiltige Entschluß zustandegekommen war. Ich kann trotz aller Gegengründe heute noch keinen geeigneteren, treffenderen und wohlklingenderen Sammelnamen finden als „Schwäbischer Wald". Abraten möchte ich von „Schwabenwald". Dieser Ausdruck erscheint geradezu unschön, unnatürlich, geziert, sogar gezwungen. Warum nicht „Schwäbischer Wald"? Man sagt doch „Schwäbische Alb", „Bayrischer Wald", „Böhmischer Wald". Ter Ausdruck „Fränkisch-Schwäbischer Wald" erinnert allerdings zutreffend vor allem an das Völkergemisch, aber dem Wunsch nach Kürze des Schlagworts ist mit ihm nicht gedient und er würde sich schon als dreifach zusammengesetztes Wort wohl nur schwer einbürgern lassen. Ter geläufige Ausdruck „Schwäbische Alb" für ein beliebtes Wandergebiet wird dem Ber- kehrs-Schlagwort „Schwäbischer Wald" bei der weiteren Einbürgerung und Eingewöhnung in der Touristen- und Verkehrswelt' gewiß recht Wohl zu statten kommen. Ta nun einmal der Ausdruck „SchwAischer Wald" seit 13 Jahren durch ein unter amtlichen Auspizien stehendes Reisewerk zur Ausnahme gebracht ist, sollte ohne dringende Notwendigkeit seine Befestigung nicht erschüttert, sondern gefördert Wersen. Es wird niemals möglich sein, in solchen Tingen für einen Begriff einen Sammelnamen zu finden, der aus seglichem Gesichtswinkel betrachtet den Logiker mit voller Befriedigung erfüllen wird. Gustav Ströhmseld.
Stuttgart, 2. Sept. Ter Vorsitzende der Deutschen Vec- lagsgesellschaft „Union", Verlagsbuchhändler Beck, hat zur Gründung einer Hilfs- und Ünterstützungskasse für besondere Notflandsfälle der Angestellten und Arbeiter 20000 M. gestiftet.
Stuttgart, 3. Sept. Gestern Nacht ist, wie der „StaarZ- anzeiger" meldet, in Carlsruhe in Schlesien die Herzogin Alexandrine Mathilde von Württemberg im Alter von 83 Jahren gestorben.
Stuttgart, 2. Sept. Ter Stuttgarter Maler Pellegrini hat in die Brunnennische im Kunstgebäude, an der Ecke der Theater- und Schloßgartenstraße ein Freskobild gemalt, das seit dem letzten Sonntag Morgen der allgemeinen Oeffent- lichkeit zugänglich ist, von dessen Entstehen und Dasein aber die Stuttgarter Kunstkritik bisher noch keine Notiz genommen hat. Das Bild stellt einen nackten knieenden Jüngling dar, im Hintergrund ist ein Tal, umsäumt von zwei Hügelzügen. Tie Vorübergehenden sind meistenteils mit dem Kunstwerk nicht einig und man hört recht verschiedene Meinungen über Pellegrinis neuestes Bild.
Stuttgart, 2. Sept. Bei dem gestern auf dem Truppenübungsplatz Münsingen abgehaltenen Königspreis- schießen errang zum 3. Male die 12. Kompagnie des Jnf.-Reg. Nr. 120 den Königspreis. Tie Kompagnie hatte die höchsten Treffergebnisse aufzuweisen.
Besigheim, 2. Sept. Am letzten Sonntag fand im Bahnhosrestaurant eins vom württ. Bund für Handel und Gewerbe einberufene öffentliche Versammlung der Handel- und Gewerbetreibenden des Bezirks Besigheim statt. Sekretär Hiller-Stuttgart hielt einen Vortrag über das Thema: „Konsumverein und Rabattsparverein". Es wurde mit großer Mehrheit beschlossen, für den Bezirk alsbald einen Rabattsparverein zu gründen.
Bietigheim, 1. Sept. Das hiesige Feuerlöschwesen wurde am Samstag nachmittag durch den Bezirksseuer- löschinspcktor Oberamtsbaumeister Klink einer Prüfung unterzogen. Beim neuen Schulhaus nahmen die Mannschaften der Freiw Feuerwehr und der Fabrikfeuerwehr der Germania Linoleumwerke sowie Mitglieder der sLanitätskolonne Ausstellung zur Musterung der Ausrüstungsgegenstände und Besichtigung der Gerätschaften, woran sich eine größere Hebung an den Gebäulichkeiten des Hotels zur Post anschloß» Ter Hebung wohnten auch Ob§ramtmann Tr. Held, Stadtschultheiß Mezger und eine Anzahl Feuerwehrkommandanten des Bezirks bei. Dem Kommandanten, den Chargierten und Mannschaften wurden anerkennende Worte gezollt; einer Anzahl früherer Feuerwehrmitglieder wurden in Anerkennung ihrer Verdienste Ehrendiplome überreicht.
Tailfingen, 2. Sept. In der Nacht vom Sonntag auf Montag um halb 11 Uhr wurde wieder ein Erdstoß wahrgenommen, der sich in der Hauptsache durch donnerähnliches Rollen bemerkbar machte.
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Nah und Fern.
Ein untreuer Stadtpfleger.
In Heilbronn ist der Stadtpsleger Burger unter Hinterlassung einer großen Schuldenlast seit letzten Samstag verschwunden. Im Gemeinderat wurde festgestellt, daß die in der letzten Zeit aufgetretenen Gerüchte über die Zahlungsschwierigkeiten des Beamten aus Wahrheit beruhen. Es liegt eine Ueberschuldung von über 200000 Mk. vor. Tie Stadtverwaltung ist von den finanziellen Schwierigkeiten des Stadtpflegers jedoch nicht berührt, da sämtliche Kassen sich in vollster Ordnung befinden. Dagegen scheinen die von Burger aufgenommenen zahlreichen Darlehen und verschiedene von ihm verwaltete Privatgelder vollständig seinen verunglückten Börsenspekulationen zum Opfer gefallen zu sein. Auch liegen schon Strafanzeigen wegen Betrugs gegen ihn vor, sodaß die Staatsanwaltschaft einen Steckbrief gegen Burger erließ. Burger hat sich am Samstag entfernt, angeblich um bei vermögenden Verwandten Gelder zur Begleichung seiner Verpflichtungen aufzutreiben. Er scheint aber flüchtig geworden zu sein, lieber seinen „Nachlaß" ist der Konkurs verhängt worden.
Unaufgeklärter Todesfall.
Bei einer Felddienstübung in der vergangenen Woche bei Renchen fühlte ein junger Reservist der 3. Kompagnie, ein in Lahr als Metzger in Arbeit stehender Maim Beschwerden, so daß ihn der Hauptmann wiederholt aufforderte, auszutreten. Allein der Reservist erklärte, noch mitmachen zu können und marschierte auch nachmittags nach Offenburg zurück. In der Kaserne bekam der Reservist nach der „Offenburger Ztg." Plötzlich einen Anfall von Sirui- vertvircuilg, so daß er ins Lazarett übergeführt werden mußte. Tort verschlimmerte sich sein Zustand rasch und er starb noch in der Nacht.
Lieb Vaterland magst ruhig sein.
Wie aus Rastatt gemeldet wird, hat ein dortiger Photograph vor einiger Zeit nenn Brüder als Soldaten ausgenommen. Das Bild wurde auch dem Kaiser und dem Großherzog zugesaudt. Diese neun als Soldaten dienenden Brüder sind die Söhne des Herrn Franz Troll aus Steinach bei Bühl.
Typhuserreger in der rohen Milch.
In München traten vor etwa einer „Woche einiae Typhus erkrankungen aus. Tie Krankheitserscheinungen waren durch den Genuß von roher Milch verursacht. W stellte sich heraus, daß die mit Typhuskeimen durchsetzte Milch von einem oberbayerischen Bauernhof stammt, wo das Auftreten des Typhus seit Anfang August bekannt war. Tie drti Geschäfte, die von der Milch bezogen hatten, wurden gesperrt. Umfassende Vorsichtsmaßregeln wurden getroffen, um ein weiteres Umsichgreifen der Krankheit zu verhindern. Bis jetzt sind in die isolierten Baracken des Krankenhauses 50 Typhuskranke und -Verdächtige einge- lieftrt worden.
Eine Bahnkatastrophe in Amerika.
Unweit Wallingsord (Connecticut) fuhr ein Blitzzug der Newhaven-Bahn in einen nach Bar Harbour fahrenden Zug hinein. Es sind achtzehn Tote und sechzig Verletzte zu beklagen. Beide Züge waren mit heimkehrenden Passagieren aus den Sommerfrischen besetzt. Tie Ursache der Katastrophe wird teils in dichtem Nebel, teils in einer Störung deS fahrplanmäßigen Dienstes gesucht, welche durch die gewaltige Rückwanderung nach dem gestrigen Arbeiterseiertag entstanden sein soll. Ter Blitzzug kam von White Mountains und fuhr ähnlich wie der Bar Hacbour-Zug mit einer Geschwindigkeit von hundert Kilometer per Stunde. Als nun letzterer langsamer fahren mußte, soll kein Gesichrsional für Pen Blitzzug gestellt worden und der Zugführer des letzteren das Signal nicht gesehen haben.
Noch eine Eisenbahnkatastrophe.
Aus London wird ein Eisenbahnunglück gemeldet, das sich in der Nähe von Carlisle zugetragen hat. Von zwei schottischen Schnellzügen, die dicht hintereinander fuhren, hatte der erste den Höhepunkt einer Steigung in der Nähe des Moores von Aisgiell erreicht, als plötzlich di? Maschine versagte. In der Dampfzufuhr zu den Kolben war anscheinend ein Ventil in Uyordnung geraten. Dir Maschinisten ölten sofort nach und heizten kräftig die Kessel, ohne jedoch die Maschine von der Stelle bringen zu können. Auf bisher noch unaufgeklärte Weife war versäumt worden, die Strecke nach hinten zu decken und das Signal auf Halt zu stellen. So brauste der zweite Schnellzug heran, und als es zu spät war, bemerkte der Maschinenführer den stehenden Zug. Ein Zusammenstoß konnte nicht mehr vermieden werden. Ter zweite Zug flog von hinten auf den haltenden Zug auf und zertrümmerte dessen beide letzten Wagen vollständig. Auch von dem auffahrenden Zuge gingen zwei Turch- gangswagen in Trümmer. Tie ausströmenden Gase gerieten in Brand, und ehe Hilfe gebracht werden komm, waren bereits mehr als 20 Menschen der Katastrophe zum Opfer gefallen. Tie Zahl der Verletzten steht noch nicht fest. Von der Station Carlisle ist ein Hilfszug an die Upfallstelle abgegangen.
Eine Kutzkonkurrenz.
In der Stadt Salem in Ohio haben sechs junge
und natürlich schöne Mädchen bei einer Kußkonkurrenz M. 40 000 für den Bau eines städtischen Krankenhauses zu- sammengebracht. Sie forderten für jeden Kuß einen Dollar. Bald drängten sich vor jeder eine lange Reihe junger junger und älterer Männer, die gegen Entrichtung des
Obulus den Genuß und das Vergnügen eines Kusses haben wollten. Viele der älteren Semester zahlten freiwillig
fünf Dollars und rechten sich, wenn sie dafür einen Kuß erhalten-hatten, sofort wieder als letzte der langen Linie an.
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Kleine Nachrichten.
Aus einem in voller Fahrt befindlichen Zug entsprang kurz vor Trier der Einbrecher Josef Louis Heinem. Sein Transporteur blieb schwer verletzt auf dem Bahndamm liegen.
Am Montag stürzte der 30 Jahre alte Maler Anwärter vom Kirchtum in Zell bei Göppingen ab und war nach einer Viertelstunde tot.
Spiel und Sport und Luftschiffahrt.
Der Saltomortale-Flieger Pegouv.
Paris, 2. Sept. Ter Aviatiker Pegoud, von dessen kühnem Verjuch mit dem Kopf nach,' unten zu fliegen, gestern berichtet wurde, hat mit seinem Me- riot-Eindecker das Experiment heute mit vollem Erfolge vor einer militärischen Kommission wiederholt. Pegond erhob sich zu beträchtlicher Höhe, beschrieb einen großen Bogen und stellte dann an einer Stelle über dem Boden, die er vorher bezeichnet hatte, seinen Apparat senkrecht, den Schwanz nach 'oben gerichtet. In dieser Stellung ließ er sich senkrecht nie'der bis auf ungefähr 500 Me-, ter vom Boden. Ter Apparat nahm alsbald wieder eine wagrechte .Haltung ein, jedoch mit dem Rücken nach unten gewendet, sodaß man deutlich den Kopf des Aviatikers bemerkte, und vollzog dann einen Gleitflug von ettva 600 Meter. Der Gleitjlug dauerte 30 Sekunden. Hiera»! gab der Aviatiker seinem Llpparat wieder die normalt Stellung und landete.
Die „kühnen" Belagerer.
Eine „versoffene Geschichte vor Metz"*)- Am Morgen wurde ich durch eine Ordonnanz von der Feldwache geweckt, die mir einen Kollegen in schb lichem Zustande brachte. Ter Kollege hatte keinen Hell»,
*> Wir entnehmen diese fesselnde Kciegsepisode dem Buch inneruvgen und Betrachtungen aus dem Kriege 1870— 71" vm G Obermedizinalrat Prof. Dr. H. Fritsch. A. Marcus und E. W»«- Verlag (Dr. jur. Alb. Ahn) in Bonn, Preis elegant gebunden » ' von dem bereits die 3 .-S. Auflage erschienen ist.