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mkt Erzähler vom Lchwarzwald.

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lelekoll Nr. 41 .

Amtsblatt für die Stadt wildbad. ls

1

Verkündigungsblatt

der r(gl. Forstämter Wildbad, Meistern, Lnzklösterle rc. während der Saison «it

amtl. Lremdenliste.

rinrsi'sisllM'SW. üiiLioSrligs lv vkg., clle KIM «psltig e Ksrmo mlRilö.

Meinen l§ kig. älo köllNsile.

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Nr. SO«.

Donnerstag, den 4. September ISIS

»«. Jahrg.

Deutsches Reich.

Arrfstandsgelnste der Eingeborenen in Dcutsch-Ostafrika?

Dar es) ul am, 7. Aug. Nachdem in den letzten Tagen in der Stadt sich hartnäckig Gerüchte über die Zei­chen einer aufständischen Bewegung im Süden des Schutzgebiets erhalten hatten, wurde die Bevölkerung gestern durch die Veröffentlichung des folgenden amt­lichen Communiques in dem hiesigen Lokalblatt über­rascht:

'Amtlichen Nachrichten aus Mohoro zufolge sollen die Eingeborenen zwischen Mohoro und den Matumbibergen in den letzten drei Wochen sich dadurch verdächtig gemacht ha­ben, daß zahlreiche Frauen und Männer sich die Ohren durchstechen ließen und dabei einen Schwur unbekannten Inhalts leisteten. Es dürfte sich in Mohoro um das be­kannteKutazamia" (die sogenannte relative Form des Ver­bums ist von dem VerbumKutazama" gleichbeobachten" abgeleitet, d. B.) handeln. Besondere Ereignisse, plötzlichen Tod, Mißernte usw. führen die Eingeborenen auf Zauberei zurück, die Feststellung der Zauberer erfolgt durch den mganga" (Arzt, Heilkundigen rc.) durch dasKutazamia", in diesem Fall durch Durchstechung der Ohrmuschel. Geht di« Nadel durch, so ist der Betreffende unschuldig, im ent­gegengesetzten Falle aber schuldig. Tie Tatsache, daß auch die Frauen sich an dem Schwur beteiligen, spricht aber eher für «ine religiöse als eine politische Natur der Bewegung. Trotzdem verdienen im Hinblick auf ähnliche Bewegungen in den Matumbibergen im Aufstandsjahr 1905 diese Erschein­ungen aufmerksame Beobachtung. Tie dritte Kompanie in Lindi wird in den nächsten Tagen einen mehrwöchigen Demonstrationsmarsch durch die Matumbiberge machen.

Das in Rede stehende Gebiet, Matumbi, liegt zwischen dem Rusidschiflttß und dem in Nähe der Stadt Kilwa- Aiwinoje, dem Bezirksamtssitz, in den Ozean mündenden Matandu- oder Tjengerafluß. Es ist, wie man wohl sagen kann, das einzige unruhige Gebiet in der Küstenzone, das durch die Art des zerklüfteten Landes und den Charakter seiner Bewohner, scheuer, mißtrauischer und verschlagener Bergvolksgenossen, immer noch einen Herd steter Gefahr bildet. Dazu kommt, daß der nördliche und der nordwest­liche Teil des Bezirks Kilwa von der Verwaltung fast gar nicht, jedenfalls in völlig unzureichendem Maße von der Verwaltung beherrscht wird und die Eingeborenen sich jahraus, jahrein völlig überlassen sind. Zauberei und vereinzelt auch Menschenfresserei von der erst vor gut Jahresfrist an dieser Stelle noch einige Fälle erwähnt worden sind spielen in dem Leben der heidnischen Ein­

geborenen eine sehr große Rolle. Kein Wunder, daß sie zumal in den Pomberauschreichen Zeiten, wie gerade jetzt in den Tagen nach der Beendigung der Hirse (Sorghum) Ernte, den Einflüsterungen ihrer Zauberer, die von der Be­törung der Massen immer einen Vorteil zu finden hoffen, überaus leicht 'ugänglich sind. Es ist daher, zumal nach den im Jahre 1905 gemachten Erfahrungen, durchaus richtig, daß man an den verantwortlichen Regierungs­stellen der Bewegung besondere Aufmerksamkeit ziuwendet und eine Schutztruppenkompanie einen Temonstrations- marsch in das unruhige Gebiet unternehmen läßt, um den Eingeborenen durch kriegsmäßige Uebungen die Macht­mittel der Regrerung vor Augen zu führen.

»

Forscher-Schicksal. In Neu-Guinea ist der Mineraloge John Barenner, ein Deutsch-Amerikaner, aus einer Forschungsreise von Eingeborenen getötet und aufgefressen worden. Tie Begleiter, zwei Eingeborene, entflohen.

Pforzheim, 1. Sept. TerP fo r zhe im e r Anzei­ger", zurzeit das Blatt mit der zweitgrößten Auflage (27 000) in Baden, kann heute auf ein lOjähriges Bestehen zurückblicken. Begründet von dem Buchdrucker Heinrich Mül­ler, der das Blatt von 1873 bis 1884 besaß, ging es 1884 an einen Buchdrucker Hohrnann über, der aber das Unter­nehmen bereits 1888 an die heutigen Besitzer Gebrüder Bode verkaufte. Als diese eintraten, betrug die Auslage erst 9000. Das Blatt beherrscht als Jnseratenorgan einen wei­ten Umkreis von Pforzheim.

München, 2. Sept. Ter o. Honorar-Professor der Geo­logie an der Universität in Kiel, Geh. Reg.-Rat Tr. Hyp- polit Haas, ist hier auf der Durchreise plötzlich gestorben. Prof. Haas stand im 58. Lebensjahr. Er war ein geborener Stuttgarter: er beschäftigte sich vorwiegend mit Arbeiten über Vulkane und Quellen.

Nürnberg, 2. Sept. Das Gemeindekollegium erklärte in einer außerordentlichen Sitzung ohne Debatte sein Ein­verständnis mit dem Rücktrittsgesuch des Oberbürgermei­sters Schuh.

Ausland.

Der Panamakanal durchstochen. In Gegenwart von 1500 Zuschauern wurde am Montag der letzte Wall zwischen dem Atlantischen und dem Stillen Ozean durch Dynamit gesprengt, sodaß die Gewässer sich zwischen Jamboa und den Schleusen von Miraflores im Panama­tana! berühren konnten. 20 Tonnen Dynamit waren in

Sprenglöchern, die zum Teil 10 Meter tief gebohrt waren, dazu notwendig. Tie Sprengung erfolgte auf elektri­schem Wege früh um 9.30 Uhr. Durch sie entstand in dem Wall ein großes Loch, durch welche das Wasser den Atlantischen Ozeans in den Kanal eindrang. Mit der wachsenden Flut wurde immer mehr Erdreich hinweg- gerissen und um drei Uhr nachmittags war die Flut innerhalb des Kanalbettes bereits so hoch gestiegen, daß sie die Schleuse von Miraflores- erreichte. Am Dienstag erfolgte die Sprengung des letzten Walles aus der atlanti­schen Seite. Man hofft, daß anfangs Oktober die erste« kleineren Schiffe in regelmäßiger Fahrt den Kanal pas­sieren können.

Paris, 2. Sept. DasEcho de Paris" behauptet, daß im Laufe der letzten 12 Monate deutsche Händler i« Frankreich 130 OM Pferde angekauft haben, die größ­tenteils für die deutsche Armee bestimmt waren. Durch! schweizerische, italienische oder stoische Zwischenhändler sollen die Deutschen weitere 4050000 Pferde erwor­ben haben. Aus dem Gebiet von Caen wurden im Mo­nat Mai allein 5M0 Pferde nach Deutschland ausgeführr.

Paris, 2. Sept. Wie dasEcho de Paris" aus Kon­stantinopel erfährt, ist eine technische Kommission damit beauftragt worden, die etwaige Trace-einer Verbindungs­bahn zwischen dem syrischen und dem ägyptischen Bahn netz festzulegen. Eine französisch« Finanzgruppe soll sich um die Konzession dieser Linie bemühen. Ta dadurch die Interessen Englands in Aegypten berührt werden, kann der Bahnbau natürlich nur mit Einwilligung der britischen Regierung erfolgen. DasEcho de Paris" bezweifelt, ob man diese in London geben wird, da dann die Halbinsel Sinai aufhört, mit ihnm Wüstengebiet einen schützenden und Aegypten isolierenden Wall zu bilden.

Pon der Fremdenlegion. Durch dir deutsche Agitation gegen die französische Fremdenlegion ist, wie derMatin" berichtet, das Interesse aller Abenteurer für diese Truppe nur gehoben worden. So sind seit Beginn der deutschen Bewegung gegen die Legion die Anmeldungen für diese um 40 Prozent gestiegen. Unter den 37 Mann, die sich im Laufe des letzten Monats auf einem Wevbeburrau an der elsaß-lothrinigischen Grenze stellten, befanden sich 16 Deutsche.

Prag, 2. Sept. . Ter Schauspieler Tr. Karl Thum- ser vom Deutschen Theater ist, 29 Jahre alt, plötzlich an Skorbut gestorben. Er war ein Schüler Jakob Minors, auch schriftstellerisch tätig und Lektor für Rhetorik an der Prager deutschen Universität. !

London, 2. Sept. Nach einem relativ ruhigen Tag kam cs letzte Nacht wieder zu Streikunruhen in Dublin. 35 Personen mußten ins Spital gebracht werden. Dir Zahl, der Verletzten erreicht jetzt 500. Das Verbot sämtlicher

Die Schule hat nicht nur die Kräfte und Fertigkeiten zu wecken »nd zu üben, sondern auch die Gefinuung zu entwickln, insofern diese aus einem gemeinschaftlichen Leben hervorgeht.

Sch l eiermach er.

Ein Rekrut von Anno 13.

Von Erckmann Chatrian.

Autorisierte Uebersetzung von Ludwig Pfau.

' sNachdruck verboten.)

VIII.

Am selben Tage noch kamen wir bis Misch, den fol- senden nach Hornbach, Kaiserslautern rc. Es war wie­der Schneewetter eingetreten.

Wie oft während dieses langen Marsches sehnte ich jvsch nach dem guten Mantel Herrn Gulden's und nach seinen doppelsohligen Schuhen!

Wir kamen durch zahlreiche Ortschaften. Jedesmal be- , Sannen die Trommler Marsch zu schlagen; dann reckten d»r das Kinn in die Höhe und marschierten im Schritt, vm uns das Aussehen von 'alten Soldaten zu geben. Ti: l.eiitc abxr kamen an ihre kleinen Fenster oder traten unter du Haustüren und sagten:Schon wieder Rekruten."

Abends im Quartier waren wir froh, unsre müden Füße Msstrecken zu können, namentlich ich. Ich kann nicht ge- sagen, daß mir mein Bein weh tat, aber wghl die öuße, Unser Quärtierzettel gab uns ein Anrecht aus einen Platz am Herd; aber die Leute gaben uns auch einen Platz "" ihrem Tische. Fa stimmer bekamen wir gestandene Milch Md Kartoffeln; manchmal auch ein Stück Speck auf einem -reiler Sauerkraut. Tie Kinder umringten uns; die Alten ! Ven uns, woher wir wären und was wir früher ge- hätten; die.jungen Mädchen sahen uns traurig an, ad dachten wohl au ihre Liebsten, die fünf oder sechs ^?"ate vor uns ausmarschiert waren. Nach dem Essen SM man uns das Bett des abwesenden Sohnes. Mit s E'ai Behagen ich mich da ausstreckte! ich hätte gerne dolle Stunden geschlafen. Leider weckte mich beim Tagesgrauen das Rasseln der Trommeln. Erstaunt . Alete ich in den ersten Tagen die braunen Balken mm T die kleinen Fenster mit Eis bedeckt, und fragte ich?" Aber plötzlich ging mir ein Stich durch's t--?' lnir einfiel, ich sei in Bitsch, in Kaisersla::- "ud ich ßi g^ekrut. Schnell kleidete ich mich an, ^ 2 den Tornister um und eilte zum Verlese.

iGlückliche Reise!" sagte die Hausfrau beim Abschied.

Schön Tank!" erwiderte der Rekrut.

Und man zog von dannen.

Ja ja, glückliche Reise! Man wird dich nimmer Wie­dersehen, armer Teufel . . . Wie viele andere sind des- selbiger. Wegs gegangen!

Nie werde ich eine Ueberraschung vergessen, die ich zu Kaiserslautern hatte. Als ich am zweiten Tage nach un­serem Abmarsch meinen Tornister öffnete, um ein frisches Hemd heraus zu nehmen, entdeckte ich ein kleines, ziem­lich schweres Paket; ich öffnete dasselbe und fand vier­undfünfzig Franken in sechs Livres-Stücken darin; auf dem Papier aber standen folgende Worte von der Hand des Herrn Gulden:

Sei immer gut und brav im Kriege. Denke an deine Eltern und an alle die, für welche du dein Leben lassen würdest, und sei menschlich gegen die Fremden, damit sie ihrerseits die Unsrigen ebenso behandeln. Ter Himmel möge dich geleiten und dich in Gefahren behüten! Anbei liegt eine Kleinigkeit, Joseph. Es ist gut, fern von den Scini- gen immer etwas Geld zu haben. Schreib uns, so oft du kannst. Ich umarme dich, mein Sohn, und drücke dich an mein Herz."

BeiUt Lesen dieser Zeilen traten mir die Tränen in die Augen, und ich dachte:Tu bist doch nicht ganz ver­lassen auf der Welt, brave Leute denken an dich."

Endlich am fünften Tage, gegen zehn Uhr abends, kamen wir nach Mainz. So lange ich lebe, wird mir das im Gedächtnis bleiben. Es war barbarisch kalt; wir wa­ren sehr früh des Morgens ausgebrochen, und lange ehe wir zur Stadt kamen, waren alle Dörfer, die wir pas­sierten, mit Soldaten vollgepfropft: Kavallerie und In­fanterie Ta waren Dragoner in Stalljackcn, die Holz­schuhe voll Stroh, welche das Eis der Tröge aufhackten, um ihre Pserde zu tränken; andere schleppten Stroh- und Heubunde an die Stalltüren; Transporte von Pulver und Kugeln, ganz weiß bereift, Stafetten, Artillerie-Kolonnen, Pioniere mit ihren Trains das alles zog an uns vor­bei, über das Weiße Feld, und nahm nicht mehr Notiz von uns, als ob wir gar nicht da wären.

Ter Hauptmann Vidal, um sich zu erwärmen, war abgestiegen, und marschierte gewaltig drauf los; die Of­fiziere und Sergeanten drängten uns zur Eile. Fünf oder sechs Italiener waren in den Dörfern zurückgeblieben, da sie nicht mehr weiter konnten. Ich hatte brennende Füße und war beim letzten Halt kaum wieder aus die

Beine gekommen. Tie andern Pfalzburger hielten sich wacker.

Tie Nacht war lange hereingebrochen, und der Himmel glänzte von tausend Sternen. Alles spähte voran, und man rief sich zu:Wir müssen nächstens da sein!" Tenn in der Ferne hob sich eine dunkle Linie mit schwarzen Punkten vom Himmel ab, und glitzernde Kirchturmspitzen kündigten eine große Stadt an.

Endlich erreichten wir die Vorwerke, mit einer Reihe von Erdbastionen. Man ließ uns dicht anschließen, und wir marschierten in regelrechtem Schritt, wie dies bei der Annäherung an einen festen Platz der Byruch ist. Alles schwieg. Beim Umbiegen um eine Art Halbmond erblick­ten wir den Festungsgraben mit Eis bedeckt, darüber die Wälle von Backstein, und vor uns ein altes dunkles Tor mir aufgezogener Zugbrücke. Tort stand eine Schildwach:, das Gewehr schußfertig, und rief uns zu:

Werda?"

Ter Hauptmann, allein vorgehend, antwortete:

Frankreich."

Was für ein Regiment?"

Rekruten des sechsten Linien-Regiments."

Eine liefe Stille folgte diesen Worten; dann rasselte die Zugbrücke herab und die Wache trat ins Gewehr. Ein Unteroffizier trug eine große Laterne, und Kapitän Vidal, nachdem er ein paar Schritte vorgetreten und mit dem Kommandanten des Postens gesprochen hatte, kommandierte:

Vorwärts."

Unsere Tamboure begannen die Trommel zu rühren, aber der Hauptmann hieß sie ihre Kasten wieder aus oie Schulter nehmen, und wir marschierten über eine große Brücke und durch ein zweites ähnliches Tor. Nun waren wir in der Stadt, auf einem Pflaster von großen glänzen­den Steinen. Jeder tat sein Möglichstes, um nicht zu hinken: denn trotz der Nachtzeit waren doch alle Läden und Gasthösc offen, ihre großen Fenster warfen ein strahlendes Licht auf die Straßen, und Hunderte von Menschen gingen und kamen wie am Hellen Tage.

Wir bogen um süuf bis sechs Straßenecken und hatten bald einen kleinen Platz vor einer hohen Kaserne erreicht, wo von neuemHalt!" kommandiert wurde.

An der Kasernenecke befand sich ein Gewölbe mit einem klwernen Tisch, hinter welchem eine Marketenderin saß unter einem großen trikoloren Regenschirm und zwei Hängelaternen.

Fortsetzung folgt.) .