deinen Säbel, keinen Mantel. Gr sah' aus, als wenn er >in eine Pfütze gelegt und darin sechsmal umgedreht worden wäre. Gesicht, Hände und Kleidung voll dicker, halb- nasser, halbtrockener Schmutzborken. Er habe sich verlaufen, erzählte er, fei zwischen die französischen Vorposten gekommen, oefangen genommen worden und wieder entflohen. An der Ecke des Parkes habe er unsere Feldwache erblickt und sie gebeten, ihn zu einem Arzt M führen. Cr stände bei einem Kavallerieregiment, der Mivision, die im Moseltale lägen. Jetzt ahne er nicht, wo er sei- Ich konnte ihm leider Säbä und Helm oder Mti'che, die er gern gehabt hätte, nicht verschaffen. Wer ,xr frühstückte bei mir. Ter Bursche mußte seine Uniform Möglichst säubern. Er wusch sich und ließ sich von mir M der Karte zeigen, wo er gelandet war. Danach orientierte er sich schnell. Cs war gar nicht weit zu seinem Regi- Ment, das hinter dem Berge von grünen Hafersäcken im Maas lag. Cr machte sich also bald auf und wir schieden. Uch nach Jahren erhielt ich die Aufklärung zu dieser wunderbaren Geschichte!
Es war in Halle, wo ich den Kollegen wiedersah. Kolkmann führte damals die moderne Listersche Wundbehandlung in Deutschland ein. Zu ihm wallfahrteten viele Mece Aerzle, namentlich Krankenhaus-Direktoren, die die Moderne Behandlung in ihrer Technik kennen lernen wollten. Abends säßen dann die Herren gewöhnlich mit uns Wssistenten zusammen. Wir besuchten stets dasselbe Stammlokal, weil wir stets in der Nähe der Kliniken und «leicht zu finden sein mußten.
Ta kam auch ein Herr, der mich ansah, stch sah ihn Mieder an, und er kam mir bekannt vor, doch ich wußte Nicht, wohin ich ihn tun sollte. Beim Aufbruch gab er mir xineu Wink; wir letzten uns noch zu einer Flasche Wein Zusammen und er sagte: „Ich habe Sie gleich wiederer- fkannt. Erinnern Sie sich noch, daß vor Metz eines Mortzeus ein Assistenzarzt zu Ihnen kam, früh aus den Vorposten, entsetzlich beschmutzt? Das war ich. Und nun will jkch Ihnen den Zusammenhang erzählen; ich spreche ungern havon, denn sehr ruhmreich ist die Geschichte nicht:
„Wir hatten eine große Bowle bereitet. Tie Offiziere hes Kavallerieregiments und ich waren etwas angebläut, Nnd es wurde wieder einmal besprochen, warum eigentlich Bazaine nicht kapituliere. Ruhm zu ernten, Erfolge zu «erzielen, mit einer kampffähigen Armee durchzubrechen, sei doch seit Sedan unmöglich. Ta meinte jemand im Scherz: Man müßte es dem Manne einmal sagen und ihm höflich zureden. Tann täte er es gewiß.
Ein junger Leutnant, sehr stark bekneipt, erklärte sich jbereit, nach Metz zu reiten, und Bazaine den Standpunkt klar zu machen. Aus seine Frage, wer mitkäme, bot ich Mich an. Wir ließen die Pferde satteln, die andern glaubten natürlich, daß^ wir bloß einen Ulk vorhätten, und kümmerten sich nicht weiter um uns. Wir gaben uns das Ehrenwort, daß Keiner, möge passieren was wolle, den andern verlassen dürfe, und dann ritten wir nach der Metzer Chaussee ab. Au einer schmalen Lücke im Verhau stand ein Posten. Er sah uns verwundert an, sagte aber Nichts. Kaum fünf Minuteen ritten wir, als ein französischer Doppelposten aus dem Wald über den Chaussee- I tzrabeu sprang und uns Halt zurief. Wir setzten ihm ! auseinander, daß wir nach Metz wollten, um dem Mar- Mall Bazaine eine wichtige Nachricht zu überbringen. Man solle uns nur passieren lassen. Die zwei Franzosen handelten ganz korrekt, der eine trat etwas zurück, das Gewehr in Anschlag; er befahl uns zu warten. Ten anderen .schickte er zurück nach dem Repli. 'Hin Offizier erschien Mit niedreren Soldaten. Nun wurde mit ihm unterhandelt.
! Plötzlich stieg das Pferd des Leutnants, machte kurz Mehrt und sauste im Galopp zurück. Mein Pferd hinterher. Schneller als ich es erzähle. Tie Soldaten schossen sticht sofort; entweder waren sie zu sehr überrascht, oder her zwischen uns und ihnen stehende Offizier verdeckte uns. Wer nach etwa einer halben Minute begann ein wüstes Mntenseuer.
Rechts an der Chaussee war ein Wäldchen. Ter Leutnant setzte über den Chausseegraben und war bald im heckenden Walde verschwunden. Mein Pferd sprang nach, ab« ich, natürlich kein guter Reiter, purzelte beim Sprung Wer den Graben herunter und lag nun in der Lehmbrühe im Graben. Selbstverständlich blieb ich still liegen. Das Schießen hörte bald auf. Der Husschlag der Pferde perklang in der Entfernung. Es war schon dunkle Nacht. sJch hörte noch, daß die Franzosen auf der Chaussee, bei Mir vorbei, hin und her gingen, schwatzten, sich aber bald beruhigten. Als alles still war, kroch ich leise und langsam dem Walde zu. Mein Helm war nicht zu finden. Der lederne Riemen des Säbels war zerrissen, und der Säbel war fori. In den Wald.gelangt, ging ich- weiter, Mußte aber nicht die Richtung. Von Zeit zu Zeit hörte ich Schritte, auch französische Zurufe der Patrouillen. Ich ?säh nun die bekannten Umrisse des Forts Queleu und «orientierte mich darnach. Nun schlug ich die Richmng mach Her Zerniervngsarmee ein. Ich kam sehr langsam bmnärts, da ich, sobald ich Franzosen sah oder hörte, Wich wieder in eine Ackerfurche oder hinter einen Strauch bnkrvch, 'Endlich sah ich einige alte, schiefe und krumme Weiden und dazwischen Gestalten: Ihre Feldwache au der Uta Id!er Parkmauer. Tie Musketiere waren über mein Aussehen sehr erstaunt, glaubten mir aber natürlich, daß M 'As Gefangener den Franzosen ausgerissen sei und brachten mich auf meine Bitte zu Ihnen.
' Die Sache hatte aber noch ein Nachspiel. Als ich zum Regiment kam, schnauzte Mich der Rittmeister — und Äewiß mit Recht, — gehörig an. Er würde die Sache Melden, min paar Monate Festung seien mir sicher. Eine ffo versoffene Geschichte sei noch gar nicht dagewesen.
« Darauf erlaubte ich mir zu erwidern, er habe ja srMt n.nd möge tun, was er wolle. Ich behielte mir aber bvr, in den Zeitungen zu berichten, daß der Leutnant trotz «seines Ehrenwortes mich im Stiche gelassen hätte. Dies Wirkte. Alle Mitwisser gelobten Schweigen, und nicht Wnnial der Regimentskommandeur hat erfahren, daß wir Metz zur. Kapitulation auffordern wollten.
5 ^^Mns habe ich mich mit dem Leutnant wieder Whr gm vertragen Er war durchaus unschuldig. Er Hatte die Zügel ganz lose gehalten. Bei einer schnellen
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Zur Hundertjahrfeier der Schlacht bei GroKbeere« am 23. August.
Die feierliche Einweihung des auf dem Schlachtfelde errichteten Gedenkturmes, die in Gegenwart des Primen Eitel Friedrich stattfand: Die Festversammlung am Fuße des Denkmals. Oben rechts da«
Denkmal selbst.
Armbewegung des französischen Offiziers sei das unruhige Pferd erschreckt, habe gescheut und Kehrt gemacht und sei davongesprengt. Cr habe erst die entglittenen Zügel suchen müssen und sich deshalb nicht Umsehen können. Auch habe er die Galoppsprünge meines Pferdes hinter sich gehört. Als er dann später das Pferd ohne Reiter gesehen habe, hätte er um so weniger etwas machen können, als er ja gar nicht gewußt hätte, wo ich läge, ob ich 'tot oder gefangen sei. So habe eigentlich ich ihn und nicht er mich verlassen. Das Pferd hatte er mir gerettet. Ich mußte force majeur zugeben, und wir blieben die besten Freunde.
Diese Geschichte, so schloß er, erzähle ich ungern, denn sehr ruhmreich ist sie wahrhaftig nicht. Wer Ihnen mußte ich doch Aufklärung bringen".
Vermischtes.
Das Problem des menschlichen Wachstums.
Wie die Pflanze hat auch der Mensch seine Jahres zeiten des Auf- und Abstiegs der Entwicklung. Im Frühjahr, von April bis Juni, wächst sein Körper am raschesten, während er gleichzeitig die geringste Gewichtszunahme erkennen läßt. Ganz das Gegenteil ist in den Monaten August bis November zu konstatieern, und von Dezember bis April verharrt dann das körperliche Wachstum im Ruhezustand. Aber auch tagsüber zeigen sich bei Kindern wie bei Erwachsenen, deren Entwicklung bereits abgeschlossen ist, Verschiebungen in den Größenverhältnissen. Ta unser Körper an die dreißig Gelenke answeist, von denen einige außerordentlich ausdehnungsfähig sind, so erklärt es sich, daß der Körper des Morgens beim Erwachen höhere Mäße zeigt, als tagsüber. Es ist darauf zurückzuführen, daß in der Ruhelage die Wirbelknochen sich frei ausdehnen können, da sie nicht mehr das Gewicht des Oberkörpers zu stützen haben. Nach Mechel beträgt die Differenz zwischen der Körpergröße am Morgen und der des Abends 5, nach Anderen nur 2 Zentim. Andere Ursachen, die die Verkleinerung des Körpers begünstigen, sind die Malaria und die Kälte, zumal wenn beide Hemmnngszn- stände mit Unterernährung verbunden sind. Man hat festgestellt, daß die armen Bewohner bestimmter Sumpfgegenden Sardiniens, in denen die Malaria ständig ist, nur eine Größe von 1,35 Meter erreichen. Auch Lappen und Eskimos sind bekanntlich außerordentlich klein. Weitere Gründe für die unzulängliche Körperentwicklung sind ferner in Krankheiten, in Heiraten zwischen Blutsverwandten und großer Altersverschiedenheit zwischen den Ehegatten zu erblicken. Auch der Alkohol hat einen starken Einfluß auf das Wachstum, zumal wenn die Mutter während der Zeit der Schwangerschaft dem Alkohollaster fcöhnt. Begünstigt wird das Wachstum andererseits durch gute Lebensverhältnisse. So stellen beispielsweise das 16. und 18. Arondissement von Paris, die von einer wohlhabenden Bevölkerung bewohnt werden, dem französischen Heere die besten Rekruten.
Aber von bedeutsamstem Einfluß auf die Wachstums- Verhältnisse ist doch die Rasse. Mau kann beobachten, daß in sehr kalten Ländern, wie beispielsweise Skandinavien, die Riesen Europas zu Hause sind. Auch Russen, Engländer und Deutsche erfreuen sich im Allgemeinen einer stattlichen Gestalt. Was insbesondere Italien anbelangt,
so sind die Bewohner von Piemont, der Lombardei und Venedig ungleich größer als die Süditaliens. Nach Aom- broso ist der hohe Wuchs der Venetianer auf die Beimischung des Slawischen Blutes zurückzuführen, wie der mancher Bezirke dcr'Romangna auf den gotischen und der Bewohner von Sassari aus den katalonjschen Ursprung zü- rückzuführen sind. Der berühmte Anthropologe weist in dieser Beziehung auch auf den einschneidenden Einfluß des Bodens hin. In einer seiner Studien stellt er säst, daß in Frankreich die kleinsten Gestalten in Gebieten zu beobachten sind, die einen steinigen und sandigen Boden haben. Ja, auch die Tiere verändern ihr Wachstum, je nach dem Ort, in dem sie auftvachsen. So erreichen beispielsweise die Pferde, die im Vetlin und in Bergamo bleiben, in Mailand und Udine eine stattliche Höhe. Das arabische Pferd, das nach Sardinien gebracht wird, ist sin wenigen Generationen klein geworden und zeigt einen verlängerten Kops, und die kleinen Ochsen von Jütland wachsen in Holland zu Riesengrößen heran. Im Allgemeinen zeigen die Haustiere die Neigung, in bergigen Ländern klein, und in der Ebene groß zu werden. In den außereuropäischen Ländern, sind es die Bewohner von Neuseeland und des Feuerlandes, die den Rekord der Größe halten. . . - i
Ein 146 Seiten langer Liebesbrief.
Ten Rekord in der Liebesschriftstellerei hat ein Herr Anton Tirth in London aufgestellt, der seiner heißgeliebten Braut über 1000 von glühenden Liebesschwüren übcrströmende Briese schrieb, darunter einen, der nicht weniger als ?10 Quartstiten zählte und 'für den die glückliche Empfängerin Ethel Maud Bellord mangels genügender Frankierung Strafporto zu zahlen hätte. Daran nahm sie keinen Anstoß, wohl aber an der schmerzlichen Tatsache, daß der Strom der Liebesbriefe stark ab- ebbte als Mr. Tirth nach Indien ging. Die weite Entfernung hatte die Liebesglut des schreibwütigen Bräutigams ersichtlich abgekühlt und hatte es bewirkt, daß Mr. Tirth seinen Trauschwüren zum Trotz die Londoner Schöne vergaß und seine Liebe einer Eingeborenen zuwandte, die ihm in der Folge auch zwei Kinder schenkte. Er hatte sich infolgedessen jetzt auf die Klage der Vergessenen vor dem Londoner Gericht tvegen Bruch des Eheversprechens zu verantworten. Er wurde zu 2000 Mark Schadenersatz verurteilt.
— Ein Scheusal. Ehemann (der eine böse Sieben geheiratet hat): „Ten Schuft könnte ich vergiften! Meine Frau hat er sitzen lassen, so daß ich sie gekriegt Hab' . . . und meine Erbtante hat er geheiratet!" '
Handel und Volkswirtschaft.
Heilbronn, 2. Sept. Schlepplohn-Einnahme im August 39 219.80 M, Gesamt-Einnahme bis Ende August 258 035.30 Mark,
Brackenheim, I. Sept. Heute fand hier Krämer- und Vieh markt statt. Der Geldmangel ist deutlich fühlbar. Der große Ausfall an Herbstgeld wirft dünere Schatten der Mutlosigkeit voraus. Der Viebmarkt war gut beschickt, 40 Kühe, 70 Rinder und Kalkarmen und 60 Stück Jungvieh waren aufgetrieben. Nur in Kühen ging der Handel flau. Jungvieh kostete 200—280 M. auch Rinder und Kalbinnen waren sehr ieuer 250-700 M, sonst war er flott und lebhaft bei hohen Preisen.