Lokales.
Wildbad, 28. August.
K. Knrtheater. Die gestrige letztmalige Wiederholung des ausgezeichneten Lustspiels „Biedermeier" war verhältnismäßig gut b-sucht. Das Spiel war wieder sehr gut. Frohsinn und heitere Stimmung erfüllte die Räume. Reicher Beifall ward den Künstlern zu teil, die mit Geschick und unverdrossenem Freiste soviel zur Erheiterung unserer Gäste beitragen.
Heute geht zum letztenmale das Nathansen'sche Schauspiel „Hinter Mauern" in Szene und morgen (Freitag) das zwar bekannte aber stets interessante und erhnternde Lustspiel „Im weißen Rößl". Da die Spielzeit nun bald zu Ende geht, möchten wir allen Verehrern der heiteren Muse zurufen: Kommt zum Tempel der darstellende:' Kunst, nützet die kurze Zeit!
Auf die heute abend stattfiudende Beleuchtung mit Konzert am Kursaal sei hiermit besonders hingewiesen.
Wildbad, 28. August 1913. Der tief bedauerliche Unglücksfall vom 21 . Llugust ds. Js., bei dem das 5jährige Söhnchen des Herrn Juwelier Kremeier von einem vorüberfahrenden Automobil angesahren und schwer verletzt worden ist, hat hier allgemeine Teilnahme hervorgerufen und zu einer lebhaften Erörterung der Mißstände, welche der Kraftwagenverkehr in der hies. Badeftadt verursacht, geführt. In ihrer Sitzung vom 22. August ds. Js. haben sich auch die hies. Gemeindekollegren mit der Frage beschäftigt. Der Stadtvorstand gab hiebei die bestimmte Zusicherung, bei den Regierungsbehörden alles zu versuchen, um für Wildbad eine geringere Höchstgeschwindigkeit für Kraftwagen, als die durch die bundesrätlichs Verordnung vom 3. Februar 1910 für ganz Deutschland vorgeschriebene von 15 Kilometer in Ortschaften, zu erreichen. Wie wir erfahren, sind diesbezügliche Schritte inzwischen bereits erfolgt. Ob sie den gewünschten Erfolg haben werden, erscheint allerdings zweifelhaft. Die erwähnte bundesrätlichs Verordnung bestimmt nämlich in 8 18 Abs. 2 ausdrücklich: „innerhalb geschloffener Ortsteile darf die Fahrgeschwindigkeit von 15 km in der Stunde nicht überschritten werden" und in H 23 Abs. 2: „Polizeiliche Vorschriften oder Anordnungen für den Verkehr mit Kraftfahrzeugen, durch die wegen des Zustandes der Wege oder der Eigenart des Verkehrs eine Höchstgeschwindigkeit von weniger als 15 Km in der Stunde festgesetzt wird, dü.fen nur für solche Kraftfahrzeuge erlassen werden, deren Gesamtgewicht 5.5 Tonnen übersteigt. Zuständig sind die höheren Verwaltungsbehörden". Nach dem klaren Wortlaut dieser Bestimmungen gibt es also leider keine Möglichkeit, für Orte selbst mit solch besonderen Verhältnissen wie Wildbsd, die die Fahrgeschwindigkeit für gewöhnliche Autos unter 15 Km hsrabzusetzen; sie gibt sie nur für dis großen Lastautos von über 5.5 Tonnen, für die übrigens die Höchstgeschwindigkeit ohnedies in § 18 der Verordnung auf 12 Km festgesetzt ist. Wenn daher eine Besserung der Zustände für Orte wie Wildbad mit seinen vielen fußkranken und nervösen Kurgästen und seinen engen Straßenvsrhältnisfen erreicht werden will, so müßte eine Aenderung der bundesrätl. Verordnung herbeigeführt werden. Hoffen wir, daß die Bemühungen der hiesigen Behörden keine fruchtlosen sind. Inzwischen gilt es aber, wenigstens das bestehende Gesetz mit aller Strenge zur Anwendung zu bringen! Der Stadtvorftand erklärte in dieser Hinsicht, daß die Schutzleute strengste.
immer wieder eingeschärfte Weisung hätten, jede Überschreitung der Höchllgeschwindigkeit von 15 km nnnachsichtlich zur Anzeige zu bringen und daß sie zu diesem Zwecke mit Stoppuhren versehen worden seien. Es dürfte vielleicht interessieren, daß von den h'es. Schutzleuten in den beiden Monaten Juli und August 16 Kcafiwagrnführer wegen zu schnellen Fahrens zur Anzeige und Strafe gebracht wurden, wozu noch 3 Anzeigen wegen zu starker Rauchbelästigung durch Autos und 4 Anzeigen wegen zu schnellen Radfahrens kommen. Es wäre angesichts dieser Zahlen unrecht, den hiesigen Polizeiorganen Vernachlässigung ihrer Pflichten vorzuwersen. Mit welchen Schwierigkeiten die Polizei hiebei arbeitet, dürfte ein Vorfall vom letzten Sonntag beweisen. Einem den ersten Pariser Kreisen angehörendsn Herrn wurde ein Strafmandat wegen zu schnellen Fahrens von 10 Mk. zugestellt, worauf er nichts eiligeres zu tun hatte, als auf das Rathaus zu rennen und dort Lärm zu schlagen. Die Folge war, daß ihn der Stadtvorftand in eine weitere Strafe von 10 Mk. wegen Ungebühr und in eine Buße von 50 Mk. an die Kinderheilanstalt „Herrnhilfe" nahm.
Daß dis hiesige Ortspolizei im Kampfe gegen unverschämte Schnellfahrer von jeher ihr Möglichstes tat, dürfte auch daraus hervorgehen, daß der Stadtvorstand unterm 15. Mai 1909 eine ortspolizeiliche Vorschrift erließ, die die Höchstgeschwindigkeit innerhalb der Stadt auf 10 km festsetzte und daß diese Vorschrift damals mit aller Strenge durchgesühct wurde, obgleich die Automobilisten Wildbad als Autofalle verschrieen und mit Boykott drohten. Dieser offenbar das richtige Maß für unsere Badestadt treffenden Vorschrift machte leider die mehrfach erwähnte bundesrätlichs Verordnung ein Ende und die Tafeln an den Eingängen unserer Stadt mit der Aufschrift „Auto 10 Km" mußten auf Anordnung der Aufsichtsbehörde solchen mit „15 Km" Platz machen.
Vom herrlichsten Wetter begünstigt fand in Calmbach, das festlich geschmückt war, am vergangenen Sonntag ein Bezirks-Kriegertag statt. Mit Tagwache und Böllerschüßen wurde das Fest eingeleitet, worauf von 10 Uhr an ein Frühschoppen mit Konzert folgte. Die Delegiertenversammlung im „Anker" war von fast allen Vereinen beschickt, Als Vertreter d s Präsidiums des Württ. Kriegerbundes wohnte Herr Major Bürger-Stuttgart und als weitere Ehrengäste d. HH. Forstmeister Fchr. v. Gaisberg- Heisenberg von Neuenbürg, Marin estabsarzt a. D. Dr. Koch von Schömberg und Pfarruerweser Wunderlich von Calmbach der Festversammlung an. Dieselbe wurde kurz nach 11 Uhr durch den Bezirksobmann, Hr. Oberamtsspar kassier Holzapfel-Neuenbürg, mit einer herzlichen Begrüßungsansprache eröffnet, worauf die Verlesung der zahlreich eingelaufenen Begrüßungsschreiben, u. a. von Sr. Exzellenz General der Infanterie v. Schott und dem früheren Be- zirksobman» Hr. Chr. Loos, erfolgte. Nachdem Hr. Major Bürger die Grüße des Bundespräsidiums überbracht hatte, wurde in die Tagesordnung eingetreten. Es wurde u. a. beschlossen, die nächste Bezirksversammlung in Dennach abzuhalten; wer ec besprach man die Frage der Rekrutenfürsorge. Der Bericht des Bezirksobmanns über den gegenwärtigen Stand des Steibkasfen- und Unterstützungswesens wurde mit besonders großem Interesse verfolgt. — Nach Erledigung der Tagesordnung fand ein Festmahl statt, bei welchem der Vorstand des Militärvsreins Calmbach, Hr. Fabrikant Kübler, ein Toast auf den König und den Bundes
vertreter ausbrachte. An dem hierauf stattgefundenen Festzug be- teiligten sich 37 Vereine mit rund 700 Kameraden, sowie der Liederkranz und der Turnverein Calmbach; am stärkste« war Wildbad mit ca. 70 Teilnehmern vertreten. Nach Ansprachen der HH. Altschultheiß Häberlen, Schultheiß Hoernle und Major Bürger entwickelte sich auf dem Festplatz ein lustiges Treiben, bei dem der Liederkranz sowie die Musikkapelle und der Turnverein Calmbach durch ihre schönen Darbietungen die Feststimmung zu heben wußten. Der Bezirksobmann gab noch die huldvolle Erwiderung des Königs auf das abgesandte HuldigungStelegramm bekannt. Abends schloß sich dann der übliche Festball an, der ebenfalls einen glänzenden Verlauf nahm. Mit hoher Befriedigung blicken die Teilnehmer auf die überaus gelungene Veranstaltung zurück; besonders die schöne Ausschmückung des Festortes fand allgemeines Lob.
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Letzte Rachrichte«.
Stuttgart, 27. August. Der erst vor kurzem aus dem Gefängnis entlassene Gottlob Schweizer aus Plattenhardt ermordete heute nachmittag seine von ihm getrennt lebende Frau durch Messerstiche. Nach der Tat ging der Mörder flüchtig.
Berlin I Guttstadt, Hr. Regierungsbaumeister Breslau , Hotel Drebinger. Volger, Hr. H. Berlin
Verzeichnis der am 86. Rag. Beinhauer, Frau A. Heidelberg Kühne, Frau Wilhelmshaven
Amtl. IverNdeNlMe.lR^er' pr. Paul. Industrieller
«»gemeldete« Fremdes:
I» de« Gasthöfe«:
Kgl. Badhotel.
von Bülow, Freiherr Georg, Rittergutsbesitzer und Kammerherr mit Frau Gem
Groß Brunsrode Braunschw. Dietz, Hr. H., Geh. Rechnungsrat Stuttgart Krafft, Hr. Fritz, Gutsbesitzer Freiburg Hotel Kühler Braune». Hürselman», Hr. Ernst, Diplom-Ingenieur
Vohwinkel
Artzt, Hr. Albert, Dipl.-Jngenieur Duisburg
Hotel Coneoroia.
Schmitz, Hr. Dr. P. Arzt mit Frau Gem.
Düsseldorf
Simon, Hr. Dr. Hugo Arzt mit Frau Gem.
Berlin
Kahn, Hr Louis, jr. Mannheim
Ais Ittzik Mtzc sk die MaWWt»
gmgm bet Unterz. ein von L. E. 2 Mk., A. R. 2 Pik., zus. 4 Mk., insgesamt 84 Mk. Mit herzt. Dank an tue frdl. Geber.
Wildbad, den 27. August 1913.
Stadtpfarrer Röster.
Günzel, Hr. Obermusikmeister Hagenau Eis.
Gasth. zum gold. Adler.
Stern, Hr. Gotttob Stuttgart
Hotel gold. Steru.
Kieber, Hr. Strafanstaltsinspektor mit Frau Gem. Hagenau Elf.
Thalmann, Hr. Redakteur mit Frau „ Mendheim, Hr. Dr. Heilbronn
Eppinger, Hr. F., Dr. jur. „
Koch, Hr. Dr. jur. „
Holler, Hr. G, Kfm. Stuttgart
Gasth zum gruu. Hof. Wildgruber, Hr. Paul mit S. Mannheim
Schmidt, Hr. Georg Remscheid
Gasth. zum Hirsch.
Weigl, Hr. I. B, Rentier München
Hotel Klumpp.
Bendit, Hr. T. mit Frau Gem. London
Bendit, Frau mit Bed. London
Bauer, Hr. Fritz. Apotheker mit Frau Gem.
Spieß, Hr. Fr., Apotheker mit Frau Gem.
Düsseldorf
Müller. Frl. Hedwig Berlin
Gasth. zur alte« Linde.
Pineris, Hr. Paul, Kfm. Landsberg
Fronheiser, Hr. Th., Hauptlehrer
Kaiser, Hr. A. „
Hotel gold. Löwe«.
Kronenberger, Hr. M., Privatier mit Frau Gem. Dudweiler
Keller. Hr. Fritz. Kfm. Stuttgart
Hotel Post.
Schneider, Hr. Max, Kfm. mit Frau Leipzig Marcks, Hr. Alfred, Kfm. Potsdam
Breitenbach, Hr. O. Nürnberg
Zeihinger, Hr. M. „
Gasth. zur Tonne.
Kapauner, Hr. Herm., Kfm. Landsberg Benz, Hr. W , Oberrevisor Berlin
Schaler, Hr. H., find. phil. Trier
Hillenkamp, Hr. I., Stud M.-Gladbach Harm, Hr. Herm., Hauptlehcer Alteristeig Kayser, Hr. Richard und Otto, Oberprimaner
Stuttgart
Volker, Hr. Max Walbring, Hr. Kfm.
Dorn, Hr.
Ludwigshafen j Ehrmann, Hr. G.
Berlin
Stuttgart
Heilbronn
Geislingen
Fischer, Hr. Eugen!
Semmler, Hr.
Hartmann, Frl. Anna Cannstatt
Hartmann, Frl. Claire „
Hotel Stolzenfels.
Eichmann, Hr. Dr. Gg, Obersteuerrat
Stuttgart
Zahl der Fremden 18057.
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Uriu Uar itz Latti,
geb. Euchuer
(Frau des früh. Spitalverw. L. Rath)
heule früh ^4 Uhr, nach längerem Leiden, im Alter von 71 Jahren sanft im Herrn verschieden ist.
Wildbad, den 27. August 194'.
Um stille Teilnahme bitten
die trauernd Hiuterbliebeueu.
Die Beerdigung findet am Freitag nachmittag. 4 Uhr, statt.
ZNnMerAtWW.
Morgen Freitag, de« SS.ds.Mts., nachmittags
2 llhr werden im Psandlokal gegen Barzahlung
ca. 56 Pfd. Roßhaare, Möbelstoffreste, 5 Un- terkummete, 8 «ene Kummete, Lederreste, 4 Kreuzziegel, 8filber Plattierte Zäume, Seegras, Caboik, Wolle und Alauuleder im Wege dec Zwangs voll streckung öffentlich versteigert, wozu Kaufliebhaber einladet. Wildbad. den 28. Juli 1913 Gerichtsvollzieher: Hähle.
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