mittag Zeit emzuleuken, andernfalls wird die bereits angekündigte Botschaft Wilsons an den Kongreß verlesen, Frankreich und andere Großmächte unterstützen Amerikas mexikanische Politik. In Washington ist man wegen der finanziellen Schwierigkeiten Huertas noch immer optimistisch und erwartet im letzten Augenblick eine Sinnesänderung Huertas. — Nach einer späteren Meldung hat Botschafter Lind Mexiko verlassen und befindet sich auf der Reise nach Vera Cruz. Viele Amerikaner, die in Mexiko lehren, folgen seinem Beispiel- General Huerta hat nach seiner Abreise den Präsidenten Wilson telegraphisch gebeten, die Verlesung der Botschaft an den Kongreß um 24 Stunden aufzuschieben. Tiefem Ersuchen wurde von Wilson stattgegeben.
Spanien in Afrika. Wie Madrider Blätter aus Ceuta melden, wurde das Regiment von Ceuta, als es nach seinem Standort zurückkehrte, außerhalb der Stadt plötzlich angegriffen. Auf Seiten der Spanier wurden ein Korporal und zwei Mann getötet und ein Sergeant und drei Mann verwundet. Auch eine Eskadron aus Villa Roblsdo wurde bei einem Patrouillenritt auf der Straße von Tetuan bei Kudiacondesa angegriffen und erlitt Verluste. Ein nach Tetuan entsandter Sonderberichterstatter des „Jmpareial" erklärt, der Angriff bei Kudiacondesa habe die Spanier 7 Dote und 17 Verwundete gekostet. Er fügt hin-'n, die Eingeborenen seien die Herren des Geländes und verhöhnten die Spanier. Wie der Berichterstatter weiter meldet, herrscht unter der Bevölkerung von Ceute eine pessimistische Stimmung, da sie fürchtet, daß die Verteidigung ungenügend sei und da sie mit Schrecken sieht, daß die Bew-ohnep der Vorstädte vor den Herausforderungen der Eingeborenen in die innere Stadt Hineinströmen.
London, 25. Aug. Ter englische Botschafter in Wien, Cartwrjgbt, ist zurückgetreten. An seine Stelle tritt der Botschafter in Madrid deBunson. Ter englische Gesandte in Lissabon, Hardinge geht nach Madrid. — Tie amtliche Mitteilung über die Demission des englischen Botschafters Cartwright besagt, daß er aus privaten Gründen demissioniert habe.
Catania, 25. Aug. In der vergangenen Nacht ist über der Stadt ein schwerer Aschenregen niedergegangen. Ter Aetna ist in dichten Nebel eingehüllt. Vermutlich ist eine Eruption erfolgt.
Württemberg.
Dienstnach richten.
Der König Kat die von de- Ständeversammlmg beschlossene Uebertragung der Stelle eines eiatsmäßigen Assessors '.Ichuldbuch- beamken) bei der Staatsschuldenkasse an den Oberlekreiär Finanz- amtmann Seeger, sowie der Stelle des Amtmanns (Empfangs- beamten) bei der Staatsschuldenkasse an den Gerichtsassessor Umgeller bestätigt; den Dr. Gutekunst, Oberarzt bei der Heilanstalt Zwiefalten, seinem Ansuchen entsprechend auf die bei der Heilanstalt Weißenau erledigte Oberarztstelle versetzt, ferner die Stelle eines Bereinigungsfeldmessers mit dem dienstlichen Wohnsitz i« Balingen dem vorläufig mit der Verselnmg dieser Stelle betrauten Revistonsasststenten bei der Zentralstelle für die Landwirt'chast Abteilung für Feldbereinigung, Stöffler, übertragen, sowie die Revisionsassistenten Frank und Held bei derselben Behörde zu Bereinigungsfeldmessern mit dem Sitz in Stuttgart und Bietigheim ernannt, auf die kath., im Patronat der Krone befindliche Borro- mäuskaplanei au der Eberhardskircbe in Stuttgart den Hilfslehrer Dr. phil- Alphons Müller in Stuttgart ernannt, den >ir. Professor Dederer an der Realschule in Erailsheim seinem Ansuchen gemäß unter Anerkennung seiner treuen und ersprießlichen Dienste ib den Ruhestand versetzt. — Die Gcneraldirektion der Staatseisenbahnen hat die Eisenbahnassistenten Huber in Feuerbach nach Allmendingen, Eh inger in Eßlingen nach Zwiesaltendors und Stanzer in Bad Teinach nach Reutlingen Hbf. auf Ansuchen versetzt und eine Eisenbahnassistentenstelle in Stuttgart Hbf. dem Eisen- bahnaehilfen Krauß, je eine Kanzleiassistentenstelle bet ihrer Generaldirektion den Eisenbahnassistewcii Raver Kieninger in Psorzheim und Albert Stecher in Weil der Stadt auf Ansuchen übertragen, und den Bauschreiber Kopp in Ravensburg aus dienstlichen Gründen nach Lndwigsburg versetzt.
_ . _
Vom würtLembergischen Versicherungswesen.
sob. Ellwangen, 25. Aug.
Tie Besichtigung der Einrichtung der Versicherungsanstalt und der 4 landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaften durch den Präsidenten des Reichsversicherungsamts Tr. Kaufmann und seine Begleiter fand am vergangenen Donnerstag ihren Fortgang in. einer eingehenden Besichtigung des Kleinwohnungswesens der Stadtze- meinde Ulm, für das die Versicherungsanstalt Württemberg Kur Zeit ca. lll/z Mill. Mk. Darlehen gewährt hat, wobei Oberbürgermeister v. Wagner die Führung übernahm. Daran schloß sich ein Besuch des Orgelkonzerts im Münster und des städtischen Gewerbemnseums. Am Freitag wurde die Lungenheilstätte Wilhelmsheim und das Genesungsheim Lorch besichtigt. Beide Betriebe fanden die Anerkennung des Präsidenten Tr. Kaufmann. Im Genesungsheim Lorch hatten sich die Vorstandsmitglieder Fabrikant Haller-Schwenningen und Schriftsetzer Wendler- Stultgart eingefunden. Nach einer Ansprache des Reg.- Rats Seitz an den Präsidenten Dr. Kaufmann gab dieser einen Ueberblick über den Zweck und das Ergehnis der Besichtigung der Einrichtungen der Versicherungsanstalt. Ter Verslcherlcnvertreter Schriftsetzer Wendler-Stuttgart gab in stimmungsvollen Versen den Gefühlen Ausdruck, die das Gemüt der Versicherten anläßlich des'Uebergangs der Aufsichtsführung vom Landesversicherungsamt an das Reichs- versichernngsamt bewegen. Am Samstag fand die Besichtigungsreise ihren Abschluß in Ellwangen, wo die landwirtschaftliche Berufsgenossenschaft für den Jagstkreis besucht wurde.
In einer Sitzung des Vorstands wurden wichtige Fragen, insbesondere die der Einführung von Unfallverhütungsvorschriften und des berufsgenossenschaftlichen Heilverfahrens in den ersten 13 Wochen erörtert. Es hercschte Einstimmigkeit darüber, daß noch in diesem Jahr iUnfa'.lverhütungsvorschriften für den Bezirk dieser landwirtschaftliche'.' Verussgenossenschaft ebenso wie bei den andern auf der Grundlage des von der württ. Sonder- koijnnission aufgestellten Entwurfs zu beschließen seien. Präsident Tr. Kaufmann empfahl auch hier ein zielbe- wußtes, dabei den besonderen Verhältnissen des Landes Rechnung tragendes und Schroffheiten vermeidendes Vor-
" des Vorstands. Auch hinsichtlich des Heilverfahrens
fanden die Anregungen des Präsidenten Tr. Kaufmann, inehr als bisher in der Wartezeit für eine möglichst baldige und vollkommene Wiederherstellung der Erwerbsfähigkeit Sorge zu tragen, bereitwillige Aufnahme seitens des Vorstands. — Präs. Dr. Kaufmann reist morgen nach Berlin zurück. Das Gesamtergebnis der Reise läßt sich dahin zu- sammcnfässcn, daß zwischen dem Reichsversichernngsamt und den württ. Trägern der Arbeiterversichernng eine weitere, den besonderen Verhältnissen des Landes Rechnung tragende Förderung erfahren wird.
Der Fall des Fremdenlegionärs Müller.
Das „Stuttgarter Neue Tagblatt" hat eine Spur des Fremdenlcgionärs Müller aufgefunden und schreibt: Der 19 Jahre alte Sohn der Kaufmannswitwe Schweizer in Stuttgart, Alfred Schweizer, geboren am 20. Februar 1890 in Stuttgart, gab am 2. April 1909 an, er trete eine Stellung in Heilbronn an. Er reiste aber zu seinem Bruder nach Zürich, um dort eine Stelle zu suchen. Am 4. oder 5. April 1909 verschwand er spurlos und blieb bisher verschollen. Die Familie nimmt an, daß er sich für die Fremdenlegion anwerben ließ. Sie wurde in dieser Auffassung bestärkt durch die Nachricht von der Anfang Januar 1910 in Udscha erfolgten Erschießung eines Aremdenlegionärs Müller, der wegen Desertion vor dem Feinde kriegsgerichtlich verurteilt worden war. Ter Verschollene hatte nämlich einen Freund namens Hermann Müller, der in Feuerbach als Postanwärter angestellt war. Tie Familie vermutet, daß Schweizer den Namen seines Freundes Müller angenommen hat, um unerkannt in der Fremdenlegion verbleiben zu können, zumal er keinerlei Legitimationspapiere bei sich hatte. Als er dann später in Algier seinen Nationale angeben mußte, nannte er sich bei seinem richtigen Namen Schweizer, worauf die Eintragung in die Liste der 13. Kompanie des 1. Fremdenlegionär-Regiments unter dem Doppelnamen Schweizer-Müller erfolgt sein dürfte. Hieraus ist auch wohl die Verwechslung znrückzu- führcn, daß man in dem Erschossenen einen Schweizer namens Müller sah.
Gatttrrrntvürtstckg. Tie nächste Gauturnwartsver- sammlung des Schwäbischen Turnkreises wird am 21. Sept. in Stuttgart in der Staatsturnhalle unter Leitung des Kreisturnwarts, Oberlehrer Feld-Reutlingen, abgehalten. Lie hat sich ü. a. mit der Einrichtung des Eil- botcnlaufs anläßlich der Einweihung des Völkerschlacht- denkmals am 18. Oktober zu befassen. Aus der Tr. Ferdinand Götz-Stistung. einer besonderen Kasse der deutschen Tnrnerschaft, sind auch in diesem Jahre reiche Mittel zum Da,: ron Turnhallen oder zur Einrichtung von Spielplätzen in den Turnkreis Schwaben gekommen. Je 400 Mark erhielten der Turnverein Obertürkheim und Turnerbund Gmünd, je 300 M kamen nach Unterböbingcn, Gerftetten, Möglingen und Altburg.
Briefträgers Jubiläum. Zweihundert Jahre sind verschwunden, seit unsere heutige Art der Briefbestellung mit 4 Briefträgern in Deutschland ins Leben trat. Heute sind es Hunderttansende, die in Deutschland diesen Berus ausüben. Mit freudigem Stolz kann der Stand, dessen Bringer fröhlicher und trauriger Nachrichten uns allen unentbehrlich wäre, auf dieses Jubiläum zurückblicken.
Stuttgart, 25. Aug. Tie in Liquidation stehende Firma Johannes Romingcr G. m. b. H., die ihre Niederlassung in dem großen Württemberger Kunstgewerbehaus in der Königstraße hat, meldete am Samstag mittag ihren Konkurs an. Tie Teilhaber der G. m. b. H. sind Kommerzienrat Otto Wanner, Kommerzienrat Nath. Rominger und Kaufmann Otto Wanner-Brandt, der leAgenannte war bis vor 14 Tagen noch Geschäftsführer, wurde Dieses Kostens aber enthoben, als die Gesellschaft in Liquidation trat. Nach vorläufiger Schätzung soll die Schuldenlast etwa 1 Million Mark betragen und man glaubt, daß, die Gläubiger mit 10 Prozent auK ihren Forderungen besrie- digt werden. Die seit etwa 60 Jahren bestehende Firma wurde erst vor wenigen Jahren von dem damaligen Alleininhaber Kommerzienrat Otto Wanner in eine G. m. b. H. verwandelt, und bezog dann, nachdem sie das. alte Ro- mingerffche Haus auf der Königstraße verlassen hatte, die neuen Geschäftsräume im Salamanderhaus, für die sie heute noch verpflichtet ist, eine beträchtliche Miete zu bezahlen. Ter aus der Königstraße von einem Konsortium erstellte Neubau kam so teuer zu stehen, daß der Firma eine Jahresmiete von 56 000 Mark abverlangt werden mußte. Diese hohen Leistungen und eine Anzahl sonstiger geschäftiger Mißerfolge haben die Firma, nachdem ein Arrangement nicht zu ermöglichen war, znm Konkurs genötigt.
Slutigart, 28. Aug. Wie nun verlautet, handelte es sich bei den gestrigen geheimen Verhandlungen der bürgerlichen Kollegien darum, daß der besoldete technische Gemeinderat Sigloch um seine Dienstentlassung zum 1. Oktober in aller Form nachgesucht hat und daß er von dem Abschluß eines Vertrags mit einer Berliner Privatfirma nur Kbgehalten werden kann, wenn ihm in Stuttgart ein Gehalt von 18 000 Mark steigend bis 25000 Mark zugesichert wird. Ten bürgerlichen Kollegien schien diese Forderung zu hoch. Ein Vermittlungsantrag des national- liberalen Gemeinderats Kübel wurde durch Stichentscheid des Vorsitzenden Oberbürgermeister Lautenschlager angenommen, dem Gemeinderat Sigloch von 15 bis 18 000 Mark steigend anzubieten. Das Berliner Angebot lautet auf 25 000 Mark. Das Gehalt des Oberbürgermeisters beträgt 17 000 Mark. Sigloch wurde am 3. Dezember 1910 anstelle von Tr. Mattes zum besoldeten Gemeinderat gewählt und. kam aus Hamborn im rheinisch-westfälischen Jndustriebezirk-
Eßlingen, 25. Aug. Eine von der Eßlinger Metz- gerei genossen schaft beschlossene und von dem Amts- ! gericht genehmigte Statutenänderung, wonach die Mitglieder von der Innung ausgeschlossen sein sollten, wenn sie an Genossenschaften, Konsum- und Tabakvereine Fleischwaren im Submissionswege oder gegen Gewährung von Rabatt liefern, droht ein Konflikt zwischen Innung und Konsumverein herbeizuführen. Es wurde nun den dem Konsumverein das Fleisch liefernden 6 Metzger- meistern, die dagegen Einsprache erhoben, geboten, den Vertrag mit dem Konsumverein zu lösen, was sie jedoch nicht taten. Sie wandten sich vielmehr wegen der bei eventuellem Ausschluß aus der Innung doppelt zu entrichtenden Schlachtgebühr an den Gemeinderat. Ta aber das Schlachthaus sich im Besitz der Metzgergenossenschaft befindet, so hatte diese Zuftuchtnahme keinen Wert. Ter Konsumverein hat nun die Absicht, wie man hört, mit einer großen Stutt
garter Schlächterei einen Liefernngsvertrag abzuschließen und' einen eigenen Metzgerladen in seinem Neubau zu eröffnen.
Gmünd, 25. Aug. Stadtrat Herz er sen., der Gründer der Ringsabrik Johannes Herzer, ist infolge eines Herzschlages unerwartet rasch verschieden.
Oberndorf, 26. Aug. Stadtschultheiß Sulz mann, dessen Rücktritt angekündigt wurde, hat in einer heute den bürgerlichen Kollegien vorgelegten Zuschrift sich bereit erklärt, dann zurückzutreten, wenn ihm zwecks Erlangung einer höheren Pension eine Gehaltszulage von 900 Mark bewilligt werde. Er beansprucht diese Zulage für seine Arbeiten in Sachen der Armenpflege und ähnlicher ihm nicht zukommender Arbeiten. Falls ihm die Zulage nicht bewilligt wird, droht er mit Beschreitung des Rechtswegs. Tie bürgerlichen Kollegien traten dem Gesuch nicht Ni, sondern forderten den Stadtschultheißen auf, entweder bis znm 1. September seinen Dienst wieder zu übernehmen oder zurückzntreten. Sulzmann begleitet seinen Posten seit 14 Jahren.
Nah und Fern.
Statt der Sichet das Messer.
Eine zurzeit bei Gutsbesitzer Hirsch in Möglingen OA. Ludwigsburg in Arbeit stehende Gesellschaft von Schnittern und Schnitterinnen aus der Welzheimer Gegend hatte den Abend des Sonntags in einer Wirtschaft in Pflugfelden verbracht, wo in Gemeinschaft mit einigen jungen Leuten gesungen wurdL. Als sich gegen Mitternacht dir Schnittergesellschaft auf den Heimweg begab, folgten ihnen die Pslugfelder Burschen. Infolge eines Irrtums wegen eines Mädchens der Schnitter kam es in der Nähe des „Lamm" zu einem Wortwechsel, in dessen Verlaus der 51jährige, verheiratete Schnitter Georg Wahl, der abweh- ren wollte, durch zahlreiche Messerstiche lebensgefährlich verletzt wurde, so daß er in besorgniserregendem Zustand ip das Ludwigsburger Bezirkskrankenhaus übergeführt werden mußte. Auch sein 32 Jahre alter Stiefsohn Karl Gran wurde durch Messerstiche verletzt. Es gelang bald darauf, die Tgter in dem Mährigen Anton Kiesel von Pflugfelden und dem gleichaltrigen, in Pflugfelden wohnhaften Paul Schäfer von Lugano (Schweiz) zu ermitteln und zu verhaften.
Rascher Tod.
Als der Weichenwärter Wilhelm Hafner in Stuttgart seine Frau, die sich im Katharinenhospital einer Operation unterzogen hatte, und als gesund entlassen worden war, von dort abholte, benutzte er mit ihr von dem Krankenhaus aus, um in seine in der Kleinstraße gelegene Wohnung zu gelangen, die Elektrische bis zur Ludwigsburgerstraße. Tie übrige kleine Strecke wollten sie zu Fuß gehen. Vor ihrer Wohnung angekommen, wurde die Frau von einem Unwohlsein befallen, weshalb der Mann eine Mitbewohnerin des Hauses zu Hilfe rief. Als die beiden bei der kranken Frau ankamen, hatte bereits ein Herzschlag ihrem Leben ein Ende gemacht.
Tödlicher Sturz.
Während der brustkranke Goldarbeiter Max Sautter in Pforzheim am Fenster seiner in den: 3. Stock des Hauses Caltverstraße 149 gelegenen Wohnung stand, hatte er seinen einjährigen Knaben aus der Fensterbank vor sich sitzen. Als er nun einem anderen Kind den Schnuller reichen wollte, stürzte der Knabe über die Fensterbrüstung 15 Meter tief auf den steinernen Treppenaufgang und war sofort tot.
Glück im Unglück.
Ter wegen des Müllheim er Eisenbahnunglücks von der Freiburger Strafkammer zu sechs^ Monaten Gefängnis verurteilte Zugführer Baehr in Heidelberg, dessen Strafe auf Grund eines Gnadengesuches schox vor einiger Zeit ans zwei Monate herabgesetzt war, ist jetzt auf Grund des Amnestieerlasses von: Großherzog völlig begnadigt worden. Er hatte von der Strafe noch keinen Tag verbüßt.
Räuberischer UeSerfall aus einen Schnellzug.
Eine Gruppe von Strolchen überfiel Dienstag Nacht in überaus verwegener Weise naäi dem Vorbild russischer Banditen den von Stanislaus nach Lemberg ab- gegangcnen Schnellzug der Staatsbahn. Nach Mitternacht gab jemand im Eisenbahnzuge vor der Einfahrt in die Station Sichow bei Lemberg durch Ziehen an der Leine das Notsignal. Ter Lokomotivführer brachte infolgedessen den Zug zum Stehen. In demselben Augenblick umringten vierzehn mit Revolvern bewaffnete junge Leute die Lokomotive und den Postwagen. Ter durch die Strolche bedrohte Lokomotivführer zog sich in den Nachbarwagen zurück, wogegen der Heizer gefesselt wurde. Tie Banditen, die zahlreiche Revolverschüsse abfeuerten, richteten den Angriff gegen den Postwagen, dessen Türe das Dienstpersonal noch rechtzeitig von innen zu verriegeln vermochte. Unter den Reisenden entstand eine große Panik, zumal dieselben fast ausnahmslos unbewaffnet waren. Ein Kondukteur sprang von einem Wagen herab und begab sich eiligst zum nächsten Wächterhaus, von wo er die Lemberger Hauptstation auf telephonischem Wege um Hilfe bat. Gleichzeitig organisierten im Zuge befindliche Militärpersonen eine Abwehraktion der Passagiere. Da es den jugendlichen Bam diten nicht gelang, den Postwagen im raschen Anlauf zu berauben, ergriffen sie die Flucht und verschwanden im nahegelegenen Wald. Tie Untersuchung ergab, daß die Straßenränder ungefähr 30 Schüsse abgegeben hatten. Im Postwagen waren sämtliche Fensterscheiben zertrümmert und die Türflügel durch Revolverschüsse durchlöchert. Erst nach einiger Zeit setzte der Zug die Fahrt fort. In der Station Persenkowka bestieg eine Abteilung Gendarmerie dm Zug, der um 2 Uhr nachts in Lemberg eintraf.
Ein Amokläufer an Bor- eines Lrrxus-ampfers.
Tie Passagiere eines Luxusdampsers, der in den indi- schen Gewässern verkehrt, erlebten nach . Mitteilungen aus London vor einigen Wochen schreckliche Szenen, die durch einen wahnsinnig gewordenen Amokläufer hervorge- rusen wurden. Ter Dampfer war voll besetzt mit fröhlichen Menschen, die bei dem herrlichen Wetter sich am
Teck allerlei Belustigungen Hingaben. In der Mehrzahl waren es junge Frauen und Kinder. Diese harmlosen SMe wurden plötzlich auf jähe Weise unterbrochen. Einer der malerischen Heizer, die auf dem Dampfer beschäftigt waren, stürzte auf einmal rasend unter die Fröhlichen uno zog den „Kris" (ein kurzer Lolch)( und raste auf dem Del!
umher. Alle, die in seine Nähe kamen, wurden von dem
Wahnsinnigen schonungslos mit dem Dolch niedergestoßm, gleichgültig, ob es Frauen, Kinder oder Männer waren- Auf T-eck befand sich znm Unglück weder der Kapitän, nrH ein Matrose, so daß eine ungeheure Panik unter den Pm' sagieren entstand, die sich in wilder Flucht vor dem wahnsinnigen Amokläufer zu retten suchten. Mehrere der Herren, die den Amokläufer unschädlich machen wollten, stürzten M ihm entgegen um ihn zu fesseln, da sie Waffen nicht m der Hand hatten. Sie erlitten aber das gleiche Schmu