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mkt Erzähler vom Schwarzwald.

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Amtsblatt für die Stadt wildbad.

Verkündigungsblatt

der rigl. Forstämter Wildbad, Meistern, Enzklösterle rc. während der Saison «it

amtl. Fremdenliste.

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Nr. 200 .

Donnerstag, den 28 . August IS RS.

»«. Jahrg.

deutsches Reich.

Die Einjährig-Freitvilligen-Berechtiguikg für Handwerker.

Im preußischen Kricgsmiuisterium ist von der Ge­schäftsstelle des Deutschen Handwerks- und Gewerbekam­mertages eine Eingabe in Bezug auf den Erwerb der B e i e ch t i g n n g z u m E i n j ä h r i g - F r e i w i l l i g e n- dienst durch Handwerker eingegangen. Nach der Wehrordnung vom Jahre 1888 dürfen kunstverständige und mechanische Arbeiter, die in der Art ihrer Tätigkeit Her­vorragendes leisten, vom Nachweise der wissen­schaftlichen Befähigung für den Einjährigendienst befreit werden. Nach Erlässen des Kriegsministeriums und des preußischen Ministeriums des Innern kann diese Ver­günstigung sämtlichen Handwerkszweigen, nicht nur denen des Knnsthandwerks, zuteil werden. Damit nun in der Praxis eine Einheitlichkeit über die Voraussetzungen er­zielt wird, unter denen Handwerker zur erleichterten Prüf­ung für den Einjährig-FreiwMgendienst zuzulassen sind, hat die Geschäftsstelle dein Kriegsministerium eine Reihe von Vorschlägen unterbreitet. -

Es wird Zunächst die Frage erörtert, was im Sinne der Wehrordnung als eine hervorragende Leistung der Handwerker onzusehen ist. Nach der Ansicht der Ver­treter des HandwerlS kommt es nicht nur darauf an, daß der Bewerber einmal bei einer einzelnen Arbeit, einem Gesellenstück oder bei dem zum Zwecke der Bewerbung aus­drücklich dngefertigten Werkstück etwas Hervorragendes -leistet, sondern darauf, daß seine sämtlichen Ar­beit s l e ist unge n unter ähnlichen Umständen diejenigen der gleichaltrigen Berufsgenossen übertreffen. Der Be­werber müßte mithin ferne künstlerische Begabung bei der mechanischen Fertigkeit durch die Anfertigung eines Werk­stücks oder durch eine Arbeitsprobe erweisen und außer­dem eine Bescheinigung von vertrauenswürdiger Seite, etwa der Innung, darüber beibringen, daß er auch sonst in seinen Arbeiten gleichaltrige Berufsgenossen übertrifft. TaS LandeSgewerüeamt hat im vergangenen Jahr den Be­griff der hervorragenden Leistungen dahin gekennzeichnet, daß darunter eine der Allgemeinheit zugute kommende Vervollkommnung der Technik und der Leistungen des .Handwerks zu verstehen ist. Um eine Gleichmäßigkeit bei der P r ü kung der Bewerbung herbeizuführen, beantragt die Geschäftsstelle beim Kriegsministerrum, daß in jedem Falle die gesetzlich berufenen Vertreter des Hand-

werks, die Handwerkskammern, herangezogen werden. Für den Geschäftsgang sind in der Eingabe eine Reihe von Vorschlägen enthalten. Auch an die Kriegsministerien von Bayern, Sachsen und Württemberg wurde eine gleiche Eingabe gerichtet.

Unerwünschte Fluggäste.

DieTägliche Rundschau" schreibt: Tie Pariser Flie­ger haben eine merkwürdige Vorliebe für die deutsche Flugstrecke über Köln, Kiel und ähnliche, für die Landes­verteidigung wichtige Orte. Einer nach dem anderen komme herüberaesaust, üm den Pommery-Pokal einzuholen, den man doch auch bei einem Flug über Bayern und Oester­reich-Ungarn gewinnen könnte. Es muß also doch wohl ein besonderer Preis mit dem Flug zu den westdeutschen Festungen und den deutschen Kriegshäfen verbunden sein, vielleicht ein guter Ncbenpreis, gegeben vom französischen Kriegsminister. Selbst wenn die Pariser Flieger keine Photogravhenapparale mitsühren und Festungswerke nicht überfliegen, io können sie doch auch in anderer Betätig­ung ihrem Vaierlände wertvoll werden. Sie werden mit dem Flugzeug zu uns vertraut und können im Kriegsfälle felbst bei Nebel und Unwetter französischen Flugzeugge- ichwadecn als Führer dienen, da sie sich eine Menge be­sonderer Landmarken gemerktchaben, Türme, Berge, beson­dere Flußläufc, charakteristische Städtebilder und sonstige wichtige Einzelheiten. Das ist etwa so, als wenn unsere schwere Artillerie die Gegend von Toul, Verdun und 'Cha- lons sich als Exerzierplatz wählte. Warum schreibt man den fremden Fliegern nicht, einen bestimmten Weg vor? Mögen sie doch über die Schweizer Ecke zu uns herein­kommen, Berlin aus dem Wege über Bayern erreichen und Deutschland über Böhmen verlassen, aber nicht ausge­rechnet über Kiel nach Kopenhagen oder über Posen nach Warschau fliegen.

Liegmtz, 26. Aug. Unter lebhafter Beteiligung der Einwohner feierte heute die Stadt Licgnitz die Erinnerung an den heute vor hundert Jahren vor ihren Toren an der Katzbach erfochtenen Sieg der schlesischen Armee über die Franzosen. Auch die in der Kirchengemcinde Hochkirch voreinigten Dörfer begingen auf dem Schlachtfeld die Jahrhundertfeier der Schlacht an der Katzbach.

Köln, 26. Aug. In einer gestern abend abgehaltenen von ehemaligen Fremdenlegionären einberufcnen, zahlreich besuchten öffentlichen Volksversammlung versicher­ten die Redner entgegen früheren Behauptungen, daß be­zahlte Werber fortgesetzt, namentlich im Rheinland und in den Reichslanden tätig seien, um junge Deutsche in die

Fremdenlegion zu locken. Bei völlig ungenügender Kost habe der Legionär anstrengende Märsche durch heiße und sandige Gegenden zu leisten, wobei die vor Ermattung zu­sammengebrochenen Soldaten ihrer Waffen beraubt und dann erbarmungslos ihrem Schicksal überlassen blieben. Andere schlapp gewordene Leute wurden an Pferde gebunden und dadurch gezwungen, weiter zu laufen. Tie Bestrafungen, die dem Legionär drohten, der sich verfehlt habe, seien überaus grausam. Im Arrest seien auf einer Stube 60 Personen zusammengepfercht. 33 Paragraphen des Straf­gesetzbuchs drohten die Todesstrafe an. Als dann aber ein Redner nach einem Appell an die militärpflichtige Jugend, unter keinen Umständen der französischen Fremdenlegion bei­ze treten, mit den Worten schloßNieder mit Frank­reich! Nieder mit dxr .Republik!" brach ein allgemeiner Tumult los. Ter Versammlungsleiter erklärte, daß die Sozialdemokratie dies inszeniert habe, worauf unter star­kem Beifall ein Versammlungsbesucher bemerkte, daß es in Preußen-Deutschland beim Militär nicht viel besser sei.

Posen, 26. Aug. Polen zertrümmerten heute Mor­gen aus Wut, weil der polnische Basar für die Kais er­läge geschmückt wurde, ein großes Schaufenster der Wein- großhandlung des Basars. Ter Frauenarzt von Swien- zicki erhielt den Professortitel. Ter Kammerjunker Sta­nislaus von Loncki-Pakoslaw wurde zum Kammer­herrn ernannt. 38 angesehene Polen sind vom Läufer eingeladen worden, von denen alle zugesagt haben.

Nach dem Balkankricg.

K v n sta ntinope l, 26. Aug. Alle Blätter teilen die Ansicht, daß offiziell unmittelbare Verhandlungen zwi­schen der Türkei und Bulgarien begonnen haben und halten dafür, daß dies das einzige Mittel sei, nm rasch Zu einem Abkommen zu gelangen.

Belgrad, 26. Nov. Nachdem eine Einigung Zwi­schen Serbien und Montenegro über die Grenzfrage erzielt worden ist, wird im Ministerium des Aeußern an der definitiven Festsetzung der Grenze gearbeitet. Montenegro erhält Tjakowitza. Plevlje und Jpek. Am Freitag findet unter militärischer Kontrolle bei der Grenzstation Sukowo der Austausch der Kriegsgefangenen zwischen Serbien und Bw-wrien statt.

In Mexiko ist die Lage abermals kritisch. Der nordamerikanische Spezialgesandte Lind verständigte den Präsidenten Wilson, daß sein weiteres Verbleien in Mexiko City nutzlos ser. Er erwartet daher stündlich die Order abzur eilen. Huerta hat nur noch bis Dienstag

Die Herrschaft über den Augenblick ist die Herrschaft über das leben. ' ' ' M. v. L b n er - L s ch enb a ch.

Ersr Rekrut vo» Anno kb.

Bon Erckmann Chatrian.

Autorisierte Ucbersetzung von Ludwig Pfau, l'y sNachdruck verbot-u.s

VI.

Man muß das Rathaus -von Pfalzburg am Morgen des 15. Januar 1813 während der Ziehung gesehen ha­ben! Heutzutage, mitten im Frieden, jammern die Leute, wenn sie dem Kalbfell folgen müssen. Auch^ ist es immer noch keine Kleinigkeit, seine Eltern, seine Freunde, sein Tors, seine Ochsen und Felder zu verlassen, um in irgend einer Garnison in die Geheimnisse des:Eins Zwei! Eins Zwei! Halt! Kopf aufrecht! Link's Acht euch! Steht!" eingeweiht zu werden. Sicherlich ist's keine Kleinigkeit; aber nach einigen Jahren ist man frei nnd kann wieder in sein altes Nest zurückkehren. Man bat die Welt gesehen, und bringt vielleicht sogar ein An­recht auf eine Waldschützen- oder Gendarmenstelle mit. Da­mals aber galt eine niedere Nummer so viel wie ein To­tenschein; von hundert kam oft nicht einer zurück.

An jenem Tage also mußten zuerst die vom Harberg, die Garburger und Vierwindener, dann die aus der Stadt, Md zuletzt die Weichheimer und Mittelbrauner ziehen.

Ich war früh ausgestanden und, die Ellbogen auf dem Werktisch, sah ich all die Leute yorüberziehen; die jungen Leute in Blusen, die älteren Männer in Kitteln und baum­wollenen Schlafmützen, die alten Weiber in Jacken und Wollröcksn, mit krummen Rücken, trübseligen Gesichtern, den §tock oder den Regenschirm unter dem Arm. Sie kämen, vannlie um Familie. Ter Herr Unterpräfekt von Saar- b>>rg und sein Sekretär, die den Abend vorher imRoten stchsen" abgestiegen waren, sahen gleichfalls zum Fenster heraus.

Um acht Uhr, nach eingenommenem Frühstück, setzte ach Herr Gulden an die Arbeit. Ich hatte nichts genossen, sondern blieb am Fenster, wo ich zusah, als der Herr Maire Parmentier mit seinem Adjunkten den Herrn Unterpräsek- ün abholten.

Tie Ziehung begann um neun Uhr, und bald da- *sus hörte man die Klarinette des Pfeiferkarls und die ^e>ge des großen Andreas durch die Straßen quieken. Sie

1 spielten den Schwedenmarsch, eine Melodie, unter deren Klängen viele Tausende von armen Teufeln das alte Elsaß für immer verlassen haben. Tie Rekruten tanzten, schrien wie besessen und warfen ihre Hüte in die Höhe, um lustig zu erscheinen, während ihnen der Tod im Herzen saß so verlangte es einmal die Sitte. Ter lange Andreas, dürr, steif, gelb wie eine Zitrone, und sein Kamerad, rund, rot, mit Pausbacken bis an die Ohren, glichen jenen Ge­schöpfen, die uns auf den Kirchhof spedieren, während sie dabei von den gleichgültigsten Dingen sich unterhalten.

Wich stimmte die Lustigkeit* womöglich noch trauriger.

Ich hatte eben meinen Sonntagsfrack angezogcn und meinen Kastorhut aufgesetzt, um auszugehnr, als die Tante Gretel in Bcaleitung Kathrinens ins Zimmer traten:

Guten Morgen, Herr Gulden! wir kommen zur Kon­skription."

Jcb sah sofort au Kathrinens roten Augen, wie viel sie geweint hatte. Sie hing sich an meinen Hals, während ihre Mutter unruhig hin und her ging.

Herr Gulden sagte zu ihnen:

Es wird jetzt bald Zeit sein für die jungen Leute aus der Stadt."

Ja, Herr Gulden," erwiderte Kathrine halb schluch­zend,die vom Harberg sind fertig."

Gut, gut," sagte er,nun ist's Zeit, daß du gehst,

^ Joseph: furchte dich nur nicht so sehr vor dem Losen, es ist das doch bloß wegen der Form. Seit langer Zeit gewinnt man nicht mehr, oder wenn man gewinnt, wird man zwei, drei Jahre später erwischt: alle Nummern sind schlecht. Wenn die Biiitalionskommission beisammen ist, wer­den wir sehen, was sich tun läßt. Heute handelt es sich nur um eine Lotterie zur Beruhigung der Leute, bei der aber jeder verliert."

Ganz gleich," meinte Tante Gretel.Joseph gewinnt."

Freilich, freilich," antwortete Herr Gulden lächelnd,es kann nicht fehlen."

Ich verabschiedete mich hierauf mit Kathrine und der Tante, und wir begaben uns aus den großen Platz, wo ein fürchterliches Gedränge war. Alle Straßen und Schenken waren voll von Rekruten mit Bändern an den Mützen; sie sangen, in Tränen zerfließend, wie besessen: andere um­armten sich schluchzend, indem sie ununterbrochen sangen. Zwei oder drei Musiken spielten und fiedelten ohrenzec- reißend durcheinander: die vom Zigeuner Waldteufel war auch gekommen.

Vor dem Wachthause bemerkte ich schon von ferne den I

Hausierer Gipfel, der neben einer langen, ganz mit Bän­dern behängten Stange stand und den Rekruten Sträuße und bunte Schleifen verkaufte.

Ich wollte schnell vorbeischlüpfen, als er mir nach­schrie:

He, Lahmer, halt halt! komm' doch, ich habe für dich em besonders schönes Band aufgehoben, welches Ge­winn bringt!"

Dabei schwenkte er über seinem Haupt ein großes schwar­zes Banst, daß ich unwillkürlich erblaßte. Als wir jedoch die Treppe des Rathauses Hinaufstiegen, kam gerade ein Rekrut herunter: es war Klipfel, der Schmied vom fran­zösischen Tor, der Nummer acht gezogen hatte, und schon von weitem rief.

Das schwarze Band für mich, Gipfel! Bring her, das schwarze Band, es toste, was es wolle."

Er machte ein trübseliges Gesicht und lachte dabei. Sein kleiner Bruder Hans, hinter ihm, rief weinend:

Nein, Jakob, nein, nicht das schwarze Band!"

Aber Pipsel befestigte bereits das Band an dem Hut des Schmieds, während dieser sagte:

Das ist das einzige, was jetzt für uns paßt. Wir sind alle tot; es ist das einfachste, wir tragen unsere Trauer gleich selber."

Und mit wildem Gebrüll schrie er:Vivo I'Lmxiörsur!

Ich sah jedenfalls dieses Baud lieber an seinem Hut als an dem meinigen, und schlüpfte schnell unter die Menge um dem Gipfel auszukommen.

Wir hatten große Mühe in den gewölbten Vorplatz des Rathauses zu getänzen und die alte eichene Stiege empor­zuklimmen, wo es guf- und abwimmelte, wie in einem Ameisenhaufen. In dem großen Saale des ersten Stockes ging der Landjäger Keltz hin und her und suchte, so gut er konnte, die Ordnung zu halten. In dem Sitzungs­zimmer nebenan, wo die gemalte Gerechtigkeit mit ver­bundenen Augen hängt, hörte man die Nummern rufen. Von Zeit zu Zeit kam ein Rekrut heraus, die Nummer an der Mütze, und raste mit blutrotem Gesicht die Treppe hinab wie ein Stier, der blind fortrennt, um sich den Kopf an einer Mauer einzustoßen. Tie Saalfenster waren offen, und mau hörte von unten die lustigen Weisen von sechs oder sieben Musikbanden es war entsetzlich.

(Fortsetzung folgt.)