her in meinem Vortrag über das Koalationsrecht der Staats­arbeiter genau dasselbe, nur mit etwas anderen Worten sagte, fand der aufmerksam zuhörende Regierungsvertreter keinen Grund offenen Widerspruchs. Ja, er ließ es auch ruhig passieren, daß ich ohne natürlich eine Ahnung von der gleich danach erfolgenden amtlichen Bestätigung meiner Aus­führung zu haben das mangelnde Verständnis von hohen Beamten für die mündliche und schriftliche Ausdrusckweis« der ihnen unterstellten Arbeiter scharf kritisierte. Man kann das Vorgehen des Herrn Geheimrats nur im höchsten Grade bedauerlich finden. Protest muß aber dem Bedauern hinzuze- fügt werden, wenn der geladene Gast sich wie hier heraus­nimmt, den Hausherrn vor versammeltem Kriegsvolt öffent­lich zur Rede zu stellen und unverhüllte Drohungen auszu­stoßen. Stillschweigendes Fortgehen hätte man allenfalls noch kopfschüttelnd hinnehmen können, gegen den aller Sille widersprechenden öffentlichen Einschüchterungsversuch muß aber lebhaft protestiert werden. Es zeugt dies von einer höchst bedauerlichen Verkennung der Absichten sowohl der einladen­den Arbeiterorganisationen wie (hoffentlich!) der delogieren­den Reichsbehorden. Um dieser seiner grundsätzlichen Be­deutung willen werde ich den Zwischenfall parlamentarisch noch weiter verfolgen."

Bor» Gorthedund. Ja Breslau tagte der l 3. Delegier­te u t a g der Deutichen Go ethebünde unter dem Vor­sitz des Prof. Dr. H a r n a ck - Stuttgart. Die Versammlung nahm zunächst den Tätigkeitsbericht der einzelnen Bünde ent­gegen.. Voii Bedeutung ist, daß der Schillerst reis im Jahre 1915 abermals vergeben wird. Ferner beschloß die Ver­sammlung, anläßlich der bevorstehenden Verabschiedung des R e i'ch S l h e o k c r g e i e tz e s die bereits früher dem Parla­ment überreichte von Prof. Franz v. Liszt ausgearbeitere Pe­tition zu erneuern und 'mit dem Anträge zu ergänzen, das ReichSthcaiergesetz erst nach Annahme der reichsgesetzüchen Be­seitigung de? Theaterzensur zu verabschieden. Bon besonderer Bedeutung wurde die diesjährige Tagung durch eine Mit­teilung des Baue Nektars Prof. Dr. C. v. Bach, des'Dele­gierten des W ü r t t e m b e r g i s ch e n G o e t h e ö u n d e S, der in den Kreisen württembergischer Interessenten eine Summe von 8000 Mare zu einem Preisausschreiben gesammelt hat, das die Erlangung einer Preisschrift über die Mittel zur Milderung der Deutschland zerrüttenden Klassengegensätze zum Gegenstand haben soll Die nächste Tagung findet in Frank­furt a. M im Oktober 1914 asläßlich der Univerfitcitseröff- nung statt

Aus Baden. Eine nach Hornberg einberufene Versamm­lung der Vertrauensmänner der Fortschrittlichen Volkspartei für den Wahlkreis Trstberg-Villingen-Wolfach stellte für die' kommenden Landtagswahlen den bisherigen Vertreter des Wahlki ckscs Professor Hummel wiederum als Kandidaten ans.

Waldeü-Pyrmonr. In der kommenden Wocke wird außer Dr. Bollere der nationalliberale Reichstagsabgeordnete Freiherr v. R i'a, t h vsen in verschiedenen Orten für Naumann reden.

Württembergischer Landtag.

Sir. Stuttgart, 2. Juni.

Im Eii.lan, befanden sich verschiedene Anfragen. Zunächst eine Anfrage der Abg. Schlegel Und Gen. (So;.! über den Umfang des Schadens, der durch den Orkan in Plochingen angcnchtet wurde und die Maßnahmen, die die Regierung dagegen zu ergrBisen gedenkt, Weiler die Anfrage Wieland ,ind Gen bet»essend das Untersuchungsergebnis in Sachen des Bahnhos- vvrstandeS in Plochingen und endlich eine Anfrage H a n ß mann >(Bp.)'betreffend die Einführung von Ausnahmegesetzen sür Elsaß- Lothringen. lautend:Ist die Kgl. Staatsregierung bereit, im Bundesrat daber mitzuwirken, über die Nichteinbringung von Ausnahmegesetzen für Elsaß-Lothringen in möglichster Bälde Gewißheit hm zu stellen?" Es wird die Beratung de-s Etats des Innern

fortgesetzt Beim Tit Overamtsärzte werden 11 voll- besoldete Stellen und 48 Stellen mit privater Praxis infolge des neuen Oberamtsorztgesetzes gefordert. Graf (Z.- Beantragte eine neue Ordnung der Diütenreguliernng vorzunehmen unter Berücksichtigung des Autoverkehrs für den Bezirksdienst. Der M i'n r'sl e r teilte mit, daß die Regierung eine derartige Neu­ordnung bereits in Erwägung gezogen habe. Der Antrag wurde an den Finanzausschuß überwiesen. Beim Titel Bezirkstier- ürzte- teilte Minister v. Fleischhauer auf eine Anfrage des Abg S'cvock (Bst.) mit, das; man mit der Zusammen- leguug der Bezirke günstige Erfahrungen gemacht habe, doch habe sich die Bevölkerung, vor allem in dem Bezirk Gaildorf mit der Zusammenlegung der Bezirke Gaildorf, Backnang und .Hall nickt bejreundet, weshalb die Regierung sich entschlossen habe, die Besetzung der Stelle in Hall in Aussicht zu nehmen. Hilde- brand (S.. beklagte dies im Interesse der Staatsvereinsachr ng, wäl-rend von reck.LS die Erklärung des Ministers sehr beifällig ausgenommen wurde. Beim Kap. Polizeiliche Zwecke übert.anpt beantragte das Zentrum, die Kammer wolle be­schließen, die Staats reg ierung um Vorlage eines Gesetzentwurfs zu ersuchen, der für die an nicht württembergischen Orten sta­tionierten Beamten eine Ermöglichung der Ausübung des Wahl­rechts für die Standeversammlung Vorsicht. Es handelt sich dabei uni ungefähr 300 Beamte. Kurz (Soz.j beantragte, dis Staatsrcgicrung zu ersuchen, auf die privaten Eisenbahngesell- sckasten dahin elnzünnrken, daß den Inhabern von Urbeiterfahr, karten an den Tagen der Reichs- und Landtagswahlen dieselben Berecktrannaen erngeräumt werden wie von der staatlichen Eisen- bahnverwaliung. Schees (Vp.l beantragte, den Zentrumsan- trag an den staatsrechtlichen Ausschuß zu verweisen, dem fozial- demokratiichcn Antrag werde seine Partei zustimmen. Der An­trag Schees wurde angenommen, ebenso der Antrag der Sozial­demokratie.

Man ging scdann zum Kap. LandeSpolizeizeutrale über. Hiisüc sind im Etats für 1913 33 165 M vorgesehen. Der Ausschuß beantragte diesem Kap. nicht zuzustimmen und durch diesen Beschluß die in dieser Sach« an die Zweite Kammer ge­richtete Eingabe des Stadtschultheißenamtes Stuttgart für er­ledigt zu erklär?,,. Das Stadtschultheißenamt hat sich in der erwähnten Eingob- gegen die Schaffung einer Landespolizei- zentrale ausgesprochen. Minister v. Fleischhauer: Man habe es seit langem als Mangel empfunden, daß der Staat kein Organ zu Ersülluna seiner dal ganze Land umfassenden poli­zeilichen Ausgaben habe. Preußen habe diese Fragen einheit­lich geregelt und es bestehe die Absicht, eine Organisation über das ganze Reich vorzuuehmeu. Diesem Zug der Zeit könne sich Würt­temberg nicht entziehen. Der Minister beschäftigte sich eingehend Mit der Eingabe de-- Stadt Stuttgart, der er verschiedene Fehler nackznweifei: suchte. Ec zählte die bekannten Aufgaben der projettierien La'besvolizeizentrale auf und trat für den Grund­satz ein, daß staatliche Ausgaben auch durch den Staat erledigt werden'sen Ilm Reibungen zwilchen der Zentrale und den slädt. Behörden zu vermeiden solle jene als eine Nachrichtenbe­hörde ms Leben freien, die den Polizeibehörden gegenüber keine BvlUugsgewalt hätte vier wurde abgebrochen.

Nach Schluß der Tagesordnung verlas der Mg. Hang- manu eine Antwort auffdas Schreiben des Vizepräsidenten v. Kiene an den Piäiidenten v. Kraut.

Die Antwort Haußmanns

lautet: Gegen den vo» dem Herrn Vizepräsidenten Dr. v. Kiene außerhalb der Tagesordnung unternommenen Versuch, dis von dem Präsidenten durch Ordnungsruf gerügten und erledigten Beleidigungen gegen ein Mitglied dieses .Hauses in Form eines zur Verlesung gebrachten Schreibens zu wiederholen, haoe> iL k>U sr/'öristr- Verwahrung einzulegen und dies zn- rnckznweisc:!. Wenn insbesondere der AusdruckLüge" ange­wendet ans'd'e notorisch wahre Behauptung, daß das Zentrum sür

die Rege', keine Schlußauträgo stellt und unterstützt zu rechtfertigen ve-snchk wurde, so ich'die'- materiell falsch und ungerecht wie der in dem Brrec zitierte Ausoruck selbst injuriös ist. Ich habe lebhasieües Bedauern Darüber auszusprechen, baß der Heer Vizepräsident beginnt, solche Rechtfertigungen unzulässiger Aeußernngc:, in die parlamentarischen Verhandlungen einzn- bürgeru. lieber di? Frage, ob Herr Vizepräsident v. Kiene Grund zur Niederlegung seines Amrös habe, was in dem auffälligen Schreiben erwogen worden ist, will ich mich im Rahmen dieser ZurückmeOnng, die ich im Einverständnis mit meinen Freunden zu geben habe, einer Meinungsäußerung enthalte».

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ep. DieGvangelisch-Sozialen Württembergs"

hielten am Montag in Stuttgart im Saale der Bau­hütte unter Leitung von Pfarrer Välter-Baiereck einen Gesellschaftsabend ab, der eine Abschieds fei er für den nach Straßburg i E. berufenen Professor Dr. Goetz- Tübingen bedeutete. Wohlgclungene fein ausgcwählte musikalische Darbietungen wechselten ab mit Vorträgen. Als Redner sprachen St-dtpfarr?r Dieterich-Ulm (Stimmungsbilder vom letzten evanq.ffoz. Kongreß in Ham­burg. Stadtpfarrer Paulus-Besigheim (Fichtes Reden an die deutsche Nation). Pfarrer Volte r-Baiereck (Schleier- macher als Zeitbürger). Chefredakteur Dr. Heuß-Heil­bronn (Der Dichter und seine Zei«). Den Höhepunkt dir Veranstaltung bildete ein Vortrag von Professor Dr. Goetz überFranz von Assi ssi", der ein fein und gründlich gezeichnetes Bild dieser eigenartigen religiösen Persönlichkeit des Mittelalters zeichnete. Das Schlußwort sprach Abgeord­neter Fischer-Heilbronn.

Die ältesten Württemberger. An der Einweihung des Leipziger Völkerschlachtdenkmals wird auch ein 100 fahr. Württemberger, Johann Martin Sämann aus Ostdorf OA. Balingen, teilnehmen. Er ist am 13. Oktober 1813, dem Tage der Völkerschlacht bei Leipzig, geboren und noch vollständig gesund und rüstig. Daß. es in Württem­berg noch viele Leute gibt, die ein Alter von annähernd IM Jahren haben, zeigte die letzte Volkszählung. Damals lebte in Biberach eine Witwe, die 99 Jahre und 310 Tage zählte. Ihr ganz nahe kam ein Witwer in Jagstberg mit 99 Jahren 140 Tagen. Ein Witwer in Giengen zählte 98 Jahre und 263 Tage, lleberhattpt waren 24 Personen über 95 Jahre alt, 2! von diesen waren verwitwet, lieber 90 Jahre alte Personen gab es im Jahre 1910 im Lande 492, in Stutt­gart 39. Vorherrschend bei den alten Leuten ist das weib­liche Geschlecht, so kommen 1910 von den 492 über 90 Jahre alten Leuten 296 auf das weibliche und nur 196 auf das männliche Geschlecht. Diese Ziffern können nicht überraschen, da ja die Sterblichkeit schon in den mittleren Altersschichten beim Mann sehr viel größer als beim Weib ist und somit sür die höchsten Altersklassen schon an sich weniger übrig bleibt.

Bosch sperrt aus. Tie Firma Robert Bosch in Stuttgart hat ihre sämtlichen Betriebe von heute ab ge­schlossen. Am Samstag hatten sämtliche Arbeiter der Werkzeugmacher« die Arbeit niedergelegt. Tie Arbeiterschaft machte der Firma zum Vorwurf, daß im Lause dieses Moyats eine Anzahl Vertrauensleute entlassen worden seien. Den Anlaß zum Streik gab die Entlassung eines Werkzeugmachers, gegen die der Arbeiterausschuß vor­stellig wurde. Tie Entscheidung der Firma ging dahin, daß auch der Vorsitzende dieses Ausschusses ent­lassen wurde. Als dann gestern eine weitere Abteilung Arbeiter die Arbeit niederlegte, weil ein Arbeiter wegen Ver­weigerung einer Arbeitsleistung entlassen worden war, gab die Firma die Schließung des gesamten Betriebs bekannt. Tie Firma Bosch beschäftigt 4000 Arbeiter.

Bom Handwerk. Dieser Tage hatten 15 Vorstände von Handwerkervereinen mit dem Abgeordneten Löchner eine eingehende Besprechung, bei der sie verschiedene Wünsche zum Ausdruck brachten. Bezüglich des Submissionswesens wünschten sie eine landesgesetzliche Regelung, den angemessenen Preis und für jeden Kammerbezirk eine Verdingungsstelle, so­wie ein Landessubmijsionsamt als Zentralstelle für das gaiM Land. Tie Herren brachten auch ihre Unzufriedenheit über die Haltung des Gesamtkollegiums der Zentralstelle sür Ge­werbe und Handel in den.Submissionssragen znm Ausdruck und baten den Abg. Löchner, in diesem Sinne im Landtag zu der Angelegenheit Stellung zu nehmen. Auch Löchner mußte zugeben, daß die Zusammensetzung des Gesamtkolle­giums unter den heutigen wirtschaftlichen Verhältnissen nicht mehr angebracht sei, da die das Handwerk betreffenden Fra­gen nur durch ein Handwerkerkollegium in befriedigender Weise geregelt werden könnten. Das Ergebnis der Besprech­ung war, daß man znm Ausdruck brachte, es wäre wünschens­wert, wenn dem Gesamtkollegium der Zentralstelle ein reines .Handwerkerkollegium sür Handwerkeraugelegenh fiten ungeglie­dert werden würde.

Lchmievcmeistertag. In H»a l l fand der 6. Verbands» tag lvürtt Schmiedemeister statt, zu dem sich über 100 Mitglieder an. allen Teilen des Landes eingefunden hatten. Die Verhandlungen wurden eingeleiter durch eine Begrüßungs­ansprache des Verdondsoorsitzenden I-l l i g-Stuttgart. Ferner wurde die Versammlung begrüßt durch Amtmann Zinfer im Na­men des Oberamts, Sradtschultheiß Hauber namens der Stadt, stellv. Handwerkskammersekretär Lehner-Heilbronn im Austrag der württembergischen vrer Handwerkskammern, durch einen Ver- , kreier des bayerischen Verbands usw. Dem Geschäftsbericht deS Vorsitzenden war zu entnehmen, daß der Verband zur Zeit in etwa 38 Innungen etwa 2300 Mitglieder zählt. Der An­trag dec Schmicdezwangsinnung der Filder:Der Verband wolle dahin wüten, daß die Unterrichtsstunden an den gewerblichen Fo r t b i t d u n g s s ch u l e n auf dem Lande den ländlichen Verhältnissen mehr angepaßt werden und anstatt von 57 Uhr abends mindestens von 68 Uhr abends nbge- halten werden", wurde von Wolf-Möhringen begründet, der an! di? großen Belästigungen hinwies, die der Tagesunter­richt für die Meister ans dem Lande mit sich bringe. Dieser Antrag wulde dem Ausschuß überwiesen, der das Weitere ver­anlasse!. und sich zu diesem Zweck mit dem Wagnermeisterver­band, ev. auck. mir den Gewerbevereinen ins Benehmen setzen soll. Ern zweiter Antrag derselben Innung betraf die Regelung der Preise über Husbkschlag bezw. dieZulassung von Min­des! p r e i s'e n für ihn und lautet:Die Versammlung erklärt sich mir den Ausführungen des Kollegen Krezdorn Seim Unter- verbaidstag der Schmiedemeister am 18. Mai d. I. in Fried­richshasen einverstanden, häli die Aufhebung des H 100(s der Gewerbeordnung als im Interesse des Hufschmiedegewerbes oe» leg-n und für berechtigt" Der Antrag wurde angenommen und be- schws'en, rm Beuebmen mit den Schwesterverbänden endlich ein­mal eine bindende Erklärung des Reichstags in dieser Ange­legenheit herhki-üsübren Ern weiterer Punkt betraf die Kon­kurrenz der M l l r t ä r f ch m i ed e. Der Antrag der Schmiedtzwa-gsiununa Ludirigsburg:Die Versammlung wolle beschließen, daß der Ausschuß beim Landtag Vorstellungen erhebt, bezw. eine Petition einreicht betreffend die Konkurrenz der Fahriensch,miede, damtt diese im gleichen Maße belastet werden, wie die Zivilschmiede" fand allseitig Zustimmung und wurde dem Ausschuß zur Weiterbehandlung überwiesen. Der bisherige Ver- bandsaustchntz wurde mit einer Ausnahme wiedergewühlt. Unter Wünsche'und Anträge" lehnte die Versammlung einen Antrag ab, der dahin ging, Schritt: zu tun, daß die mit dem Stuttgarter Pserdemarkt verbundene Wagenausstellurig aufgehoben wird. Als

Ort sür den nächsten VerbandStag wählte die Versammlung L » o w i.g S b n r g. . >

«tnttgart, 2. Inn!. Am Donnerstag wird die Volks- parlei eine öffentliche Versammlung über die Frage der Krci S regiernnge n veranstalten, in der die Mg. Eisele, Halißniann und Liescking sprechen.

Württ. Landes- und Jubiläumsschießer». Die idyllisch ge­legene schöne Tchiefstättc in, Klingertale bei Stuttgart wird dato lebhaftes Schiitzentreiben beleben. Die Tage des Württ. Lan­des- und Jubilüninsschießens rücken immer näher heran, der scstgcbeude Verein, die neue Schützengesellschaft, ist mitten in den großen Vorbereitungen für den Empfang und den Aufent­halt der Schützenbrüder von auswärts und mitten in den Ar­beiten sür die zahlreichen Schießkonkurrenzen. Das prächtig,- Landschaftsbild, in dem das Schießhaus gebettet liegt, prangt im schönsten Meieuschmuck, als solle auch die Natur zum Ge­lingen des «chnäb. Schützenfestes veitragen. Auch gesellschaftlich wird das Fest bemerkenswert sein, wie aus den bereits gestifteten Preisen zu ersehen ist ES zeigt sich, daß auch in Stuttgart In­teresse für de» Schießsport vorhanden ist, zumal dieses Schießen als Vorläufer für da-: Große Deutsche Bundesschießen welches 1915 in Stuttgart abgehalten wird, betrachtet werden kann.

Fahrpreise. Mäßigung und Sonderziige für das S ch w L- b i's ch e Sänger fest i» Tübingen. Zum Besuch des am 22. und 23. Juni 'in Tübingen stattfindenden 30. allgemeine» Lie- dersestes des Schwäbischen Sängerbundes hat die Staatseilen- balmverwaltung au> den württembergischen Staatsbahnen eine Fahrpreisermäßigung r'n der 4. Klasse mit Beschränkung auf dis aus diesem Anlaß auSzuführenden Sonderziige in der Art gewährt, daß den Reifenden, die sich durch das Festabzeichen als Miig'.redsr des Schwäbischen Sängerbundes ausweisen, die Benützung der Sonderziige zum Preise von l,77 Pf. für 1 Km. der enriachen Fahrt gestattet wird. Die Ermäßigung wird nur gewährt, wenn die Hin- und Rückfahrt in den Sonderzügen erfolgt. Sonderzngskarten zu ermäßigten Preisen werden daher nur fllrd ie Hin- mit Rückfahrt ausgegeben. Festteilnehmer. die einen Sondeizug nur auf der Hinfahrt oder nur auf der Rückfahrt benützen, haben auch bei -der Fahrt im Sonderzug Fahrkarten des gewöhnlichen Verkehrs zu lösen. Familienan­gehörige der SängerbundcSmitglieder erhalten keine Fahrpreis­ermäßigung. Die Strecken, aus denen Sonderziige verkehren, werden durch Aushang auf den Stationen bekannt gemacht werde«.

Das Ansstrllungsplakat. Nack einem Beschluß des geschäftS- sührsnten Ausschusses sür die im nächsten J-abrs ln L u d- wrgö'vnrg stottfindende Gewerbe- und Industrieausstellung wurde der mir dem 1. Preis ausgezeichnete Plakatentwurf von K lenzte uno Kubesch in Heilbronn zur Ausführung em­pfohlen.

Ludwigsburg, 2. Juni. Um den Antrag des national- liberalen Schulrats Dr. Haller, zum Kaiserjubiläum an die Schüler der höheren Klassen der Volksschulen Festschriften zu verteilen, kam es aus dem Rathaus zu Händeln. Die For­derung, die der überwiegend nationalliberal zusammengesetzte Gemeindcrat bewilligt hatte, fand nicht die Zustimmung des Bürgerausschusses, wo die Volkspartei mit der Sozialdemo­kratie geschlossen dagegen stimmte. Dagegen hat der Ge­meinderat der von der Mehrheit des Bürgerausschusses ge­nehmigten Einrichtung eines Festsaals im Ratskeller für 32 000 Mark die Zustimmung verweigert. Die Wirkung dec bei dec Entsendung des Oberbürgermeisters in den Landtag ent­standenen Differenzen tritt immer stärker hervor; seine Ab­stimmung über die Kreiscegierung hat neuen Zündstoff ge­geben.

Cannstatt, 2. Juni. Nächsten Donnerstag wird wieder auf Veranlassung des Vereins für Veranstaltung von Zep­pelinsährten dieSachsen" von Baden-Oos nach Stuttgart fahren, auf dem Cannstatter Exerzierplatz lan- lden und wieder zurücksahreu. An der Fahrt nehmen jeweils 16 Mitglieder des Vereins teil. Falls das Wetter nicht gün­stig sein sollte, soll die Fahrt am Freitag stattfinden. Ties wäre jedoch der letzte Termin, da sich die Sachsen von da ab sür die Fahrt nach Wien bereit halten muß.

Grotzeislingen, 2. Juni. Nach Schluß derGewerbe­schule fragte ein Lehrer seine Schüler, wer in der Freien Turnerschajt sei. Tie Jungen, die dieser angeyöcen, bezeugte« dies durch Erhebung von den Platzen. Ter Lehrer gab nun bekannt, daß er auf Grund einer Verfügung der Vorgesetzten Behörde (?) die Schüler vor dem Beitritt in Vereine, die der Sozialdemokratie angehören, war­nen müsse. Ihm selber freilich sei die Sache einerlei; er habe ihnen dies nur zu eröffnen.

Reutlingen, 31. Mai. Tie bürgerlichen Kollegien faß­ten bei der Etatsberatung aus Antrag eines sozialdemokrati­schen Bürgerausschuhmitglieds den Beschluß, besser begab­ten Volksschülern der Oberklasssn französischen Unter­richt erteilen zu lassen. Ter K. evangelische Oberschulrat hat der Ausführung dieses Beschlusses nun die Genehmigung versagt, da das Volksschulgesetz fremdsprachlichen Unterricht nur sür die Mittelschulen vorsehe, nicht aber für die Volks­schulen. Wenn die bürgerlichen Kollegien aber auf ihrem Be­schluß beharren wollten, müßten sie die Volksschule ganz oder mit ihrem Oberklassen zur Mittelschule mit allen Konsequen­zen erheben, und zu einer finanziell so einschneidenden Maß­nahme hatte man keine Lust. Dagegen wurde in derselben Sitzung die Einführung einer allgemeinen Arbeitsord­nung sür die städtischen Lohnarbeiter beschlossen mit ge­nau sestzusteftenden Stundenlöhnen, Anspruch auf Urlaub, unter Fortgewährung des Lohnes u. a. m.

Oberndor?, 1. Juni. Sehr gespannte Zustände herrschen seit Jahr und Tag zwischen dem Stadtschultheiß und den Gemeindekollegien. Tie Schuld dürfte auf beiden Seiten zu suchen sein. Tie schärfsten Gegner des Stadt­vorstandes sind die, die seinerzeit mit allen Kräften sür seine Wahl ssing-ttreten sind. Nun hat Stadtschultheiß Sulzmann ein Erholungsurlaubsgesuch, für drei Monate eingereicht, das er mit Ueberarbeitung, Widerwärtigkeiten und seelischem Lei­den im Amt begründete. In seiner gestrigen Sitzung hat ihm der Gemeinderat einen vorerst einmonatigen Urlaub be­willigt. ^

Die Festlichkeiten in Beuro».

Benron, 2. Imn. Die Beur vier I n b-i u ms t a g tz erireuten sich ernes überaus starken Pilger- und Fremdenver­kehrs. Tausende ivaren kn dem Wallfahrtsort vereinigt. Jeder Zug brachte aus allen Windrichtungen, selbst aus dem weite« Ausland F-remde. Der Ort war wunderschön dekorativ ausge­stattet, alle Häuser waren beflaggt -- es wehten außer den kirchlichen die Fahnen von aller Herren Ländern - und mit Guirlanden und Kränzen prachtvoll geschmückt. Am prächtigsten war der Play vor dem Klostereingang hergerkchtet. Die dortige Cmpsangspsorke war em Meisterwerk, das eine Huldigung an den Protektor de- Klosters, den Fürsten Wilhelm von Hohen- zaltern darstellte, lieber der Klosterpforte wehte die päpstliche Fahne und die des Erzbischofs von Freiburg und des Bischofs von Rottenbnrg, flankiert von den Fahnen in den heraldischen Farben der einzelnen Klöster und der Länder, in denen die Deuroner Kongregation vertreten-ist. Mit Böllerschüssen und Glockengeläuts nahm gestern mittag 12 Uhr das goldene Ju- b r'l ä ü rn s f'e st seinen Anfang. Die Ulmer J-nfantertekapelld konzertierte bis 1 Uhr, um 2 Uhr mittags war feierliche Vesper, die der Abt van Maria Laach, Fidelis Frhr. v. Stotzingen, hielt. Um 4 Uhr predigte über die Bedeutung des Wallfahrtsorts Neu­ron Mt. Alban von Emams-Prag, der bekannte Vorkämpfer