Mandkli. Das daneben errichtete Minaret wurde mehrmals vom Blitz getroffen und zerstört. Daraufhin gaben die Tür- Zen, abergläubisch geworden, die Moschee aus und bedien­ten sich ihrer als Magazin.

Aus dem Reichstag.

DI. Berlin, 23. April.

Deute war der. und letzte Tag der Beratung über den Etat des Reichsheeres. Man beriet vorwiegend über Las Kapitel Festungen, Ingenieure, Pioniere und Verkehrswesen. Die Wohnungsnot in den Festnugsstädten schilderte der Sozial­demokrat Ho fr rät er, komme im wesentlichen auf das Konto des Militärsislüs. Er wünscht eine Befreiung der Festungsstädte von Wall und Graben. Aus ihn folgte Trimborn vom Zen­trum, der besondere Kötner Wünsche zum Vortrag brachte und über Schwierigkeiten berichtete, die der Militärfiskus bei der Voiortbahnanlage in Köln gemacht habe. Generalleutnant Wandel wendete sich gegen die Angriffe feiner beiden Borred­ner und sagte zu, daß die Militärverwaltung nach Möglichkeit Ent- -gcgenlommen "zeige. Ihm trat der Fortschrittler Weinhan - 'e'n-bci. Er erkannte au, daß für die Aufrechterhaltung einer Festung in allererster Linie militärische Rücksichten bestimmend sein müßten. Diese Rücksichten könnten aber, so meinte der Ver­treter der Stadt Danzig für seine Wahlkreisstadt nicht mehr vor- licgen. Der militärische Regierungsvertreter aber hielt im Hin­blick au; die Kaiserliche Werst und die anderen wichtigen rnili- mrischen Anlagen in Danzig die Aufrechterhaltung der Festung ,'Lr notwendig Der Sozialdemokrat Dr. Weill beschwert sich über angeblich mangelndes Entgegenkommen der Militärverwalt­ung im Elsaß, und meinte schließlich, es sei viel vorteilhafter, man suche beim Abschluß von Gcwehrlieferungen Ersparnisse zu macken, da da- Zementshndikat »ach dem Auslände wesentlich billiger liefere als nach dem Jnlande. Behrens non der Wirtschaftlichen Vereinigung öat, beim Bau von Festungswerlen möglichst keine ausländischen Arbeiter zu verwenden. Auch der Regiernngsvertreier erklärte dies für erwünscht, aber bisher zeigte fick, das- für so schwere Erdarbeiten genügend Arbeiter im Jnlande nicht zu erhalten seien.

Hierauf teilte Vizepräsident Dr. Paasch e dem Hanse ein Schreiben des Reichskanzlers mit, das ihm kurz vorher Staats­sekretär Dr. Delbrück im Aufträge seines Chefs übergeben hatte. Der Reichskanzler machte in diesem Schreiben dem Hause die Mitteilung, daß er im Hinblick auf den Verlauf der Verhand­lungen in der Budgetlommission über den bekannten und viel Aufsehen erregenden Grnudstückstansch in der Wilhelmstraße zu Berlin, der zur Errichtung eines vornehm ansgestatteten Mili- lürkabinetts dienen sollte, die entsprechende Position aus dem Etat znrückzieye. Diese Mitteilung wurde vom *ause mit leb­haftem Beifall ausgenommen.

Im weiteren Verlauf der Debatte brachte der Sozialdemokrat Liebknecht den Fall des Molkereibesitzers Arnold in Pots­dam eur Sprache, der nach den Angaben des Redners deshalb bohkattiert worden >ei, weil er Sozialdemokrat fein soll. Ge­neralleutnant StaabS erklärte, ein Boykott käme nicht in Frage. Liebknecht entgegncrc und so gab es Rede und Gegen­rede" Liebknecht sprach von einem gesetz- und pflichtwidrigen, terroristischen Vergeben der Regimenter. Der Kriegsmi- n i st er verwahrte sich dagegen und Vizepräsident Dr. Paaschc erteilte nachträglich dem sozialdemokratischen Redner einen Ord­nungsruf. Vorher hatte man noch die m i l i t är i sr ch e n Ost­mark e n zu ka g c n in Höhe von 109 000 Mark gestrichen. Zentrum, Polen und Sozialdemokraten stimmten für die Streich­ung dieses Etats-Position.

Zum KapitelArtillerie und Waffenwesen" be­antragte die Dudgetlommission, den Reichskanzler zu ersuchen, zur Prüfung der gesamten Rüstungslicferungen für Reichsheer und Marine eine Kommission zu berufen, zu weicher vom Reichs­tag zu wählende Mitglieder des Reichstags und Sachverständige zuzuziehen sind. Der Reichskanzler wird ersucht, den Bericht der Kommission den gesetzgebenden Körperschaften mit Vor­schlägen zur Beseitigung etwaiger Mißsiände mitzuteilen. Abge­ordneter Lcdebvur von den Sozialdemokraten vertrat dtzm ge­genüber den sozialdemokratischen Antrag, eine rein Parla­ment a r i >'cb e Ko m missio n mit dem Recht der zeugen- eidllchen Vernehmung zu berufen. Der K r i e g s m i n i st e r weist noch eine Mitschuld de: Regierung an dem Fall Krupp zurück und Staatssekretär Dr. Delbrück wandte sich eben­falls gegen eine rein Parlamentarische Kommission, die in der Veisassung des Deutschen Reiches keine Grundlage fände. Graf

Die Airranzrede Lord Georges'.

Ter englischeReichskanzler" Lord Georges hat im Unterhaus mit einer lehr optimistisch gefärbten Rede das Bud­get vorgelcgt, in dem zwar sechs Millionen Defizit, aber keine neue Steuern enthalten sind. Diese Rede gab das Zeichen zu einem heftigen Kampf zwischen der li­beralen Regierung und den konservativen Parteien. Die Frage ist, kann Lord Georges seine optimistischen Ausführ­ungen durch die Tatsache beweisen? Die liberale Presse be­grüßt den Schatzkanzler als ein Finanzgenie und dankt ihm, daß er dem Land keine neuen Steuern auferlegt habe. Die Geschicklichkeit, mit der er sechs Millionen Defizit überbrückt und ein kommendes Anwachsen der Ausgaben mit den gleichen Einnahmequellen decken will, wird als ein taktisches Meister­werk ausgerufen. Aber hier ist bereits bei der liberalen Presse zwischen den Zeilen ein leiser Zweifel über die mögliche Aus­führung zu lesen. Bezeichnend hierfür ist, daß dieTimes" die Räw kleinlaut wiedergibt. Dieser Zweifel wird zum Kampseslied der Konservativen, deren Presse den Kanzler einen gefährlichen Spieler nenne und hingewiesen auf seine Ver­wicklung in der Marokkoaffaice, erklärt, Lord Georges habe Spekulations- und Börsenmanieren, die er besonders liebt, für seine Budgetausstellung angewandt.

Ein Schulkinderstreik in Pittsburg.

In Pittsburg streiken augenblicklich 16000 Schul­kinder, Knaben und Mädchen im Alter von 12 bis 14 Jahren. Anstatt in die Schule zu gehen und dort zu lernen, durchziehen sie mit Fahnen die Straßen der Stadt. Tie Ursache ist nicht etwa in schlechter Be­handlung der Kinder oder ungünstigen Schuiverhältnissen zu suchen, die Bevölkerung von Pittsburg ist vielmehr gegen den Schulinspektor Heetai aufgebracht, den man eine Reihe sittlicher Verfehlungen gegen Dienstmädchen vorgeworsen hatte, die jedoch von den Gerichten als zu Unrecht bestehend zurück­gewiesen wurden. Die Bevölkerung von Pittsburg will auch trotzdem nicht an die Schuldlosigkeit des Schulinspektors glau­ben und will ihre Kinder solange nicht in die Schule schicken, als Heetai im Amte ist.

Paris, 23. April. J,adoraDuncan hat Lurch ihren Anwalt den Antrag gestellt, daß der wegen fahrlässiger Tötung ihrer Kinder verhaftete Chauffeur auf freien Fuß gesetzt wird.

Buenos Aires, 23. April. Die von der Gesellschaft für deutsche Kunst im Aus lau de veranstaltete zweite Aus­stellung von deutschen Gemälden, Skulpturen, Stichen und Ra­dierungen soll am 13. Ma: eröffnet werden.

Westarp von den Konservativen erklärte, daß seine Parier gegen den Antrag der Budgetkommission stimmen werde. Nach ihm sprachen noch der Abgeordnete Spahn (Z.), Dr. Müller- Meiningen (Fortschr. Vp.s, der Sozialdemokrat Frank und Erzderger vom Zenirnm. Nach weiterer unerheblicher De­batte wurde die Resolution der Budgerkommission unter Ab­lehnung alle: übrigen Anträge gegen die Stimmen der Kon­servativen und der Reichspartei angenommen.

Württemberg.

Tieustuachrichte«..

Amtmann Zln>er bei dem Obcvamt Heidenheil» wurde auf die Amtmannsstclle bei dem Oberamt Hall seinem Ansuchen ent­sprechend versetzt, der Regiernngsassessor Mailänder bei der Stadtdrrektion Stuttgart wurde zum Amtmann bei dem Oberamt Maulbronn und Regierungsassessor Schmieg bei dem Ober­amt Kirchheim zum Amtmann bei dem Oberamt Nürtingen er­nannt; die erledigte Stelle des Buchhalters bei der Heilanstalt Zwiefalten wurde dem stello. Buchhalter Gentner daselbst übertragen. Das K- Ministerium dev auswärtigen Angelegen­heiten, Vevlehrsabteilung, hat die Stelle des Stationsverwalters in Trgeuztngcn dem Eisenbahnassistenten M otzer in Asswrg übertragen. Vom Katb. Oberschutrnt ist je eine ständige Lehr­stelle cm der katy. Volksschule in Bösingen OA. Rottweil der SchulamtSverweseri» Anna Stark daselbst, Göppingen dem Lehramtskandidaten Engen Walter in Tübingen, Hirschau OA. Rotlcnburg dem Schulamtsverweser Anton Rimmcle in Asfaltrach OA. Weinsberg, Laupheim dem Oberlehrer Schmidt "v Attcheim ON. Spaschingen, Scitingen OA. Tuttlingen, dem Sckulamtsverwcscr Karl Miehle in Eßlingen, Unterdigishcim OA. Balingen den, Schnlamtsverweser Stephan B a u m a n n >n Bvannsback: OA. Künzclsanch übertragen worden.

Württembergischer Landtag.

Stuttgart, 23. April.

Die allgemeine Erörterung über den Justizetat be­ansprucht auch heute noch die ganze Sitzung der Abgeord­netenkammer, ohne zu Ende zu kommen. Abg. Gauß (Vp.) betont gegenüber dem Hinweis des Justizministers auf die vielen neuanqeforderten Stellen, daß auch die Befriedigung der Bedürfnisse noch nie soweit zurückgeblieben sei als gegen­wärtig; deshalb sei auch das Verlangen nach Einschränkung des H il f § r i ch t e rw e se n s so explosionsartig ausgetreten, Die Gcschästsvrrteilung am Stuttgarter Landgericht stehe direkt mit den gesetzlichen Bestimmungen in Widerspruch. Es sei möglich, daß das Reichsgericht wegen der gesetzeswidrigeu Praxis Urteile aufheben könnte. Tie Richter außerhalb des Stuttgarter Landgerichts seien noch mehr überlastet als hier.

Ter I u st izmi n i st e r erklärt, eine Differenz zwischen Regierung und Haus bestehe nur darüber, ob die Richter­stellen in dem jetzigen Etat gefordert oder auf mehrere Etats verteilt werden sollen. Tie Regierung behalte sich jedoch vor, die Zahl der 25 neuen Stellen durch einen Nachtrag noch weiter zu vermehren- Wegen eines Geschäftsverteil­ungsplanes werde das Reichsgericht ein Urteil nicht bean­standen. Daß außerhalb Stuttgarts unhaltbare Verhältnisse in der Rechtspflege bestünden, könne er nicht zugeben. Bon einick Ueberlastung am Stuttgarter Landgericht könne auch nicht gesprochen werden.

Auch der Abg. R o t h - Leanberg (BK.) kritisiert die Ver­hältnisse an den Stuttgarter Gerichten. Er empfiehlt ferner, ältere Staatsanwälte anzustellen und mehr Spezialisten her- anzubilden. In der jetzigen Praxis sei der Angeklagte häufig das Versuchskarnickel. Weiter verlangt der Redner u. a. Ver­einfachung der Eröffnungsbeschlüsse und Verkürzung der Schwurgerichtsperiode.

Der I u st i z m i n i st e r teilt auf Anfrage des Abge­ordneten Gauß mit, daß die Fälle von Untersuchungshaft in den letzten Jahren ständig zurückgegangen seien Die Ver­wendung älterer Staatsanwälte lasse sich nicht durchführen.

Abg. Mattutat (Soz.) führt aus, daß. die Schilder­ungen der Ueberlastung der Richter sehr stark grau in grau gehalten seien. Der Straf- und Anklagceifer in Württem­berg sei immer noch übermäßig hoch. Der Redner bespricht eine Reihe von Fällen, in denen die Gerichte gegen Arbeiter bei Arbeitseinstellungen hohe Strafen ausgesprochen hätten. Der Redakteur derFreien Volkszeitung", Tr. Talheimer, sei wegen Beleidigung, für die er größtenteils den Wahr­heitsbeweis erbracht habe, zu 2i/z Monaten verurteilt wor­den. Das sei ein unerhörtes Urteil für Württemberg. Es mache den Eindruck eines Klassenurteils. Allmählich rissen in Württemberg preußische und sächsische Sitten ein. Der Redner begründet einen sozialdemokratischen Antrag, der eine Zusammenfassung aller wünrembergischen Gesetze, Ver­ordnungen und Verfügungen nach Ausscheidung veralteter Bestimmungen und die allgemeine Zugänglichmachung dieser Sammlung durch billige Preise verlangt.

Abg. Dr. Eisele (Bp.) bemängelte die gegenwärtige Ausbildung der Referendare, die zu formalistisch und un­genügend sei. Er habe den Eindruck, daß in Württemberg zu viele Anklagen erhoben würden. Er äußerte Bedenken ge­gen den Antrag Mattutat, ohne sich jedoch gegen ihn aüs- zusprechen, und verlangt schließlich eine allgemeine Revision des Polizeistrasgesetzbuches. insbesondere aber angesichts des wachsenden Unfugs, den die Jugend mit Schußwaffen treibe, eine Aenderung der Bestimmungen über das Tragen und den Gebrauch von Schußwaffen. (Lebhaftes Bravo.)

Schließlich nahm Abg. Bolz (Ztr.) die württembergische Rechtspflege gegen den sozialdemokratischen Redner in Schutz. Dann wurde abgebrochen.

Gcmeindcschnlsen. Der Schuldenstand der 27 über 8000 Einwohner zählenden Stadtgemeinden des Landes, der 1903 nocb 145 Millionen Mark betrug, ist auf 1. April 1912, als dem jüngsten Tennin der statistischen Erhebungen auf 165 Millionen Mark angewachsen. Der Größe der Städte nach entfallen auf den Kopf der bei der Volkszählung vom 1. Dezember 1910 ermittelten Bevölkerung in Stuttgart 280, Ulm 264, Hcilbronn 232,30, Eßlingen 190, Reutlingen 207, Ludwigsburg 97,30, Göppingen 242, Gmünd 224,60, Tübingen 307, Heidenheim 160, Feuerbach (1908) 269, Geis­lingen a. St. 107,30, Zuffenhausen 179, Ebingen 157, Aalen 167, Schramberg 172, Bückingen 36,40, Kirchheim u. T. (1908) 61, Rottweil 151,20, Eiberach 61,50, Hall 88,20, Backnang 80, Frcudenstadt 185, Weingarten 120 Mark siädt. Schulden. An erster Stelle steht sonach Tübingen mit 307, an letzter Bückingen mit 36,40 Mark. Dafür' hat letzteres die höchste Gemeindeumlage unter den 27 Gemeinden, näm­lich 16 Prozent.

Bracke,»heim, 23. April. Im Lause der nächsten Zeit dürften in unserem Oberamt zwei Ortsvorsteherstellen frei werden. Wie man hört, wird Schultheiß Perrol in N o rd- hausen, der 75 Jahre alt ist, sein Amt niederlegen; ebenso lieißt es, daß Schultheiß Heinrich in Nordheim sich mit Nücktrittsgcdaiiken trage.

Rellingen, 23. April. Heute früh ist Schultheiß a. D. Mauz nach längerer Krankheit im 81. Lebensjahr gestorben. Er war hier geboren am 22. November 1832 und von Beruf aus Volksschullehrer. Auch im politischen Leben war der Verstorbene tätig und von 188688 Landtagsabgeordneter für den Oberamtsbezick Eßlingen.

Schöntal, 23. April. Am nächsten Sonntag findet hier eine Hauptversammlung des Unterländer Bauernver­eins statt. Zweck derselben ist die Gründung einer Zentral­genossenschaft für Einkauf und Verkauf. Wie man hört, ha­ben bereits 20 Gemeinden ihren Beitritt in Aussicht ge­stellt. Der Zentralgenossenschast sind die Bezirksvrrbände

und diesen die OrtSverbände untergeordnet. Der Bauern­verein, dem sich im Unterland schon eine große Anzahl von Vereinen angeschlossen hat, wird vom 1. Juli an einen eigenen Direktor in der Person eines bisherigen Beamten oer daher. Bauernvereine, Dr. Arnvl 0 - Bamberg, erhalten. Auch hat jetzt der Verein,d er anfangs der badischen, dann der bayerischen Organisation angegliedert war, volle Selbständigkeit.

Göppingen, 23. April. Nach dem Abschluß des Haupt­etats konnte die bisherige Gemeindeumtage von 1o,A Prozent beibehalteu werden bei Ueberweisung von 20 000 Mark aus den Restmitteln in den Ausgleichsfonds. Nach Deckung des Defizits von 34 410 Mark balanciert der Etat in Einnahmen und Ausgaben mit 1496 674 Mark.

Tübingen, 23. April. Im Schönbuch sind dieser Tage die ersten Kuckucke eingekehrt und lassen vereinzelt Rufe erschallen. Man sag!, sie kündigen sehr warmes Wetter an. Und in der Tat sind die Tiere im vergangenen kalten Sommer fast ganz ausgeblieben. Ob der Volksglaube sich bewahrheitet?

Nagold, 23. April. Nach langem schweren Leiden ist Stadtschultheiß Brobb eck heute früh 5 Uhr im Alter von 56 Jahren gestorben. Er hätte im August des Jahres seil, 25jähriges Dienstjubiläum feiern können. Au Königs Geburtstag wurde ihm das Verdienstkreuz verliehen. Er hat sich große Verdienste um die Hebung der Stadt erworben.

Oeschelbronn OA. Herrenberg, 23. April. Bei der ge­stern hier vorgenommenen Schultheißenwahl wurde mit 10K Stimmen .Hermann Gentner, geprüfter Verwaltungsprak­tikant Vau tzemmingen, z. Z. beim Einwohnermetdeamt Stutt­gart, gewählt. Sein Gegner, Verwaltungspraktikant König von Eberdingen, Verbandsrevisor bei der Genossenschaftszcn- -trallasse, erhielt 45 Stimmen. Gentner ist der erste geprüfte Fachmann, der an die Spitze der hiesigen etwa 1100 Ein­wohner zählenden Landgemeinde kommt.

Bopfingen, 23. April. Nach einem Vortrag des Ober- rcvisors Raith aus Stuttgart wurde hier ein Gewerbe­verein gegründet, dem über 50 Mitglieder beitraten. Stadt­schultheiß Enslin gab seiner Freude darüber Ausdruck, daß die Gründung nach manchen vergeblichen, zum Teil schon weiter zurückliegenden Versuchen, gelungen ist.

Friedrichshasen, 22. April. Nach der gestrigen vier­stündigen Rundfahrt auf dem See ist der neue Halbsalon- dampser Hohentwiel abgenommen worden und in den Besitz der württembergischen Staatsverwaltung übergcgangen. Die Abnahinesahrt ergab die völlige Betriebssicherheit des Schis­ses. Wiederholt wurden namentlich die Gerätschaften sür den Rettungsdienst erprobt. Die Zahl der Rettungsringe ist bedeutend vermehrt worden. Auch ist eine große Anzahl Schwimmwesten unter den .Sitzbänken an Bord so unterge­bracht, daß sie den Fahrgästen leicht zugänglich sind. Die Gesamtkostcn des neuen Schiffes belaufen sich auf 340000 Mark. EL wird künftig auch für die Fahrten des königliche» Hofes Verwendung finden, wozu bisher der Dampfer Königin Charlotte diente.

Nah und Fern.

Eine Geistergeschichte.

Saßen da zu vorgerückter Stunde in Gammcrtingen noch einige Bauern von der rauhen Alb in ihrer letzte» Station, derKrone", beim Schoppen, um sich für den Aus­stieg auf die Berge zu stärken. Tie Unterhaltung drehte sich um hohe Politik, Steuern, Milliardenanleihe usw., lauter hübsche Sachen, die Gelegenheit bieten, zu raisonnieren und zu krakchlen. Die Unterhaltung wurde schließlich so ani­miert, daß der Wirt genötigt war, mehreremale zu intervenie­ren. Zwei entfernten sich endlich, um ihren heimatlichen Penaten zuzusteuern. Ter Tritte genehmigte sich noch einen und entschwand dann auch. Kaum eine halbe Stunde da­rauf trat er wieder in die Gaststube mit beschmutzten Klei­dern, ohne Hut und Stock und mit blutendem Gesicht. Er erzählte schreckensbleich mit schlotternden Knien, heulend und zähneklappernd, daß ihm auf der Riedlinger Steige plötzlich eine Gestalt in einem Weißen Tuche entgegengetreten sei,, ihn gepackt, in den Straßengraben gewirbelt und gründlich verblärtt habe. Bor Schrecken sei er nicht mehr im Stande gewesen, sich zu wehren, und im Galopptempo nach der Stadt zurückgerannt. Ter gute Mann war unter keinen Umstände« mehr zu bewegen, nach Hause zu pilgern, sondern es mußte ihm Quartier gegeben werden.

Ei« jugendlicher Lebensretter.

Für Rettung aus Lebensgefahr wurde dem 14jährigen Schüler Werner Brömstrug von der städtischen Realschule in der Böckhstraße in Berlin in der Aula Pom Direktor vor versammelter Lehrerschaft und sämtlichen Schülern die Rettungsmedaille am Bande überreicht. Der Knabe hatte am Sedantage vorigen Jahres einen anderen 8jährigen Kna­ben mit egiener Lebensgefahr aus dem Landwehrkanal gerettet.

Ein geheimnisvoller Mord.

Aus Warschau wird berichtet: Dienstag nachmittag geleitete der Prinz Ladislaus Trucki-Lubetzki sei­nen Verwandten, den Baron Bisping, zu der wenige Kilo­meter von stzlnem Gute entfernten Station der Kalischer Bahn. Da er keinen Kutscher mitgenommen hatte, muffte er auf der Heimfahrt sein Gefährt allein zurücklenken. "Als er nach! mehreren Stunden noch immer ntzcht zutTlckgekehrt war, wurde das Dienstpersonal unruhig und stelle Nachforschungen an. Unweit des Schlosses fand man den Prinzen im .Gutspack tot liegen, von 3 Pistolenkugeln durchbohrt. Die Lage der Leiche bewies, daß der Prinz sich lange gegen den oder die Mörder gewehrt hatte. Tie Pferde waren in der Nähe a» einen Baum gebunden. Die Täter sind spurlos verschwunden. Einige Personen wollten nachmittags einen eleganten Herrn gesehen haben, der auf dem Bahnhof eine Fahrkarte kaufte und nach Warschau abfuhr. Da räuberische Absichten aus­geschlossen sind, steht man vor einem Rätsel. Der Tod des Prinzen erregt in der Gesellschaft großes Aufsehen.

Verhaftung eines Frauenmörders.

In Altona ist Mittwoch früh ein Frauen mürbe« verhaftet worden, aus dessen Ergreifung eine Belohnung von 1000 Mark ausgesetzt war. Es ist der 17jährige Kellner Ru­dolf Brodwol; aus Obereßllngen. Brodwolf hatte ar« 21. April in Hamburg die 48jährige, von ihrem Manne getrennt lebende Fra» Heinrich ermordet und beraubt. Nach anfänglichem Leugnen hat er die Tat eingestanden. Er hatte, wie er angab, ein Liebesverhältnis mit einer Freun- d in der Ermordeten und wußte, daß Frau Heinrich ein Spar- kasi'enöuch besaß. Am Montag nachmittag kam er in dis Wohnung, wo er die Frau im Bette liegend antraf. Er fing mit ihr Streit an und schnitt ihr in dessen Verlauf mit einem Rasiermesser die Kehle durch. Kratzwunden inr Gesicht des Mörders deuten darauf hin, daß dem Morde ein Kampf vornnsgegangen war.

Kleine Nachrichten.

In Kochendorf verunglückte der 17jährige Sohn des Bauern Christian He kl er dadurch, daß ihm die vor dem Wagen gespannte Kuh scheute und durchging. Beim Ab­springen geriet er unter den Wagen und wurde eine Strecke geschleift. Mit schweren inneren Verletzungen wurde der Mann nach Haufe getragen.