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mkt Erzähler vom Achwarzwald.
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Amtsblatt für die Stadt Mldbad.
Verkündigungsblatt
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der ttgl. Forstämter wildbad, Meistern, Enzklösterle rc. während der Saison mit
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Nr. ss.
Freitag, den 25. Aprit 1SI5.
SS. Jahrg.
Nach Skntsrvis FM.
Ucber fünf Monate lang hat Essad Pascha, der Verteidiger von Skutari, dem Ansturm der montenegrinischen und serbischen Truppen getrotzt. Jetzt ist es den Montenegrinern, man sagt mit Hilfe von serbischen Soldaten, die montenegrinische Unisormabzeichen trugen, gelungen, die Feste einzunehmen. Eine überwältigende Sicgestat ist das gerade nicht. Skutari war aller Lebensmittel beraubt und rrotzdem haben die Sieger den Türken den freien Abzug aller Truppen mit Massen und Geschützen zugestehcn müssen. Essad Pascha ist mit seinen Truppen in der Richtung auf Tirnana in voller Ordnung abgezogen.
Der letzte Sturm auf Skutari muß allerdings furchtbar gewesen sein. Tie Montenegriner stürmten mit dem Bajonett gegen die sich heroisch verteidigenden Türken; ganze Reihen der Anstürmendcn wurden durch das Feuer der türkischen Batterien niedergeworfen. Aber auch die montenegrinischen Geschütze, die angeblich von serbischen Artilleristen bedient wurden, spieen Feuer und Flammen. Der größte Teil von Skutari war zu« mmmcngefchossen, als der montenegrinische Erbprinz an der Spitze seiner Truppen einmarschierte. Um elf Uhr nachts flatterten die montenegrinischen Fahnen auf dem Tarabosch und ans Bodica.
In Cetinje
herrschte nach Eintreffen der Siegesnachricht ein unbeschreiblicher Jubel. Alle Bewohner verließen die Wohnungen und zogen vor den Palast, wo sie dem König, der königlichen Familie und der Armee stürmische Ovationen bereiteten. König Nikolaus hielt vom Balkon aus eine Ansprache an die Menge. Die Vertreter der Verbündeten Balkanstaaten erschienen im Palais und beglückwünschten den König, der sie umarmte. Auch in den Hauptstädten der Verbündeten war die Freude groß und kam in lauten Kundgebungen zum Ausdruck. Gefährliche^ ist die in Prag zur Schau getragene Sympathiekundgebung der Böhmen An den Häusern von Prag wurden allslawische Fahnen ausgestellt aus Anlaß der Einnahme von Skutari. Die Polizei ließ die Fahnen wieder entfernen und die Regierung unterschlug zahlreiche Sympathietelegramme, die der Postverwaltung zur Beförderung übergeben worden waren. Oesterreich-Ungarn ist durch den Fall von Skutari in hohem Grade beunruhigt. Es muß seine Forderung, daß Skutari an Albanien falle, ansrecht erhalten. Aus Wien kommt heute die sensationelle Nachricht, daß
die österreichische Regierung konkrete Vorschläge an die Großmächte gelangen lasse, um die Zuteilung von Skutari an Albanien zu erzwingen. Die Botschafterkonfercnz in Lon
don wird eine harte Nuß zu knacken haben, wenn sie Oesterreich und Montenegro, das in seinen Forderungen von Rußland wohl unterstützt wird, befriedigen muß. Tie Herren haben gestern in London zusammengesessen und neben der Note der Balkanmächte auch die Situation nach der (Annahme von Skutari beraten. Sie haben den Glauben, der König von Montenegro werde jetzt, da er sein Ziel erreicht hat, den Wünschen Europas gefügiger sein. Es geht nichts über den Optimismus der europäischen Diplomatie!
Einer Wiener Nachricht, König Nikita sei bereit, gegen Kompensationen Skutari freizugeben, vermögen wir vorläufig noch keinen Glauben zu schenken.
Montenegrinisches Mittelalter.
Belgrad, 23. April. In Jpek setzen, wie von absolut zuverlässiger Seite geschrieben wird, die Montenegriner ihre Zwangsbekehrungen unentwegt fort und es kommt dabei zu sensationellen Vorgängen, welche die Bevölkerung naturgemäß außerordentlich aufregen. So wurde der Merkapilger Ismail Kemal, ein angesehener Notabler, gezwungen, orthodoxer Priester zu werden. Im Weigerungsfälle zwingt man die Leute, glühend geheizte eiserne Lesen zu umarmen. Tie Uesküber Konsulate beschäftigen sich mit diesen Vorgängen.
Warum Montenegro siegte.
Wien, 23. April. Tie „Wiener Allg. Ztg." erfährt von diplomatischer Seite:, Zwei Momente ermutigten König Nikolaus in erster Linie, sich dem Willen der Mächte zu widcrsetzen: 1) Es war der montenegrinisches Heeresleitung bekannt, daß in Skutari äußer st er Mangel an Lebensmitteln herrschte; 2) forderte das montenegrinische Volk die Einnahme. Die erregte Stimmung fand auch Ausdruck in dem Kronrat, den König Nikolaus nach dem Kollektivschritt der Mächte wegen der (Anstellung des Bombardements einberief. Hiebei soll der Kriegsminisier den König folgendermaßen apostrophiert haben: „Entweder Du läßt Skutari weiter beschießen oder es stehen Automobile für Dich und Deine Familie bereit, um Dich über die Grenze zu bringen!"
Ei» Anschlag auf den österreichischen Militärattache.
Wien, 23. April. Ueber den Anschlag ans den österreichisch-ungarischen Militärattache Hubka, wird von unterrichteter Seite mitgeteilt: Hauptmann Hubka fuhr im Gesandtschaftsautomobil von Cetinje nach Cattaro, um dort Depeschen aufzugeben. Unweit des Torfes Njegus war quer über die steile Fahrstraße ein Graben ausgehoben, der wegen der Ucberdeckung mit Reisig fast unsichtbar war. Nur durch die Aufmerksamkeit und Vorsicht des Chauffeurs wurde ein Unglück verhütet. Ta das Automobil nicht weitersah reu konnte, setzte Hubka seinen Weg nach Cattavo zu Fuß fort. An der Grenze wurde er aber von den.Montenegrinern 3 Stunden lang fcstgehalten und erst auf Befehl aus Cetinje
freigclassen. Der Chauffeur, der mit dem leeren Automobil nach Cetinje zurückkehrte, wurde mit Steinen beworfen. Der österreichisch-ungarische Gesandte hat in Cetinje ernste Vorstellungen wegen dieses Vorfalls erhoben.
Tie erste Belagerung von Skutari.
Nkan schreibt der Fr. Ztg.: Es wirkt wie eine Umkehrung geschichtlicher Tatsachen, daß die Festung Skutari welche von den Türken so tapfer zznd erfolgreich gegen den Ansturm zweier christlicher Balkanvölker verteidigt wurde, einst ebenso, mit einer christlichen Besatzung, türkischen Belagerern widerstanden hat. Und wie heute so bildete damals den Stützpunkt der Verteidigung jener Teil des alten Sko- dra, der sich ans der felsigen Anhöhe befand, die jetzt von der Citadelle gekrönt wird. Das erste Mal wurde Skutari im Jahre 1474 von den Türken unter Suleiman Pascha angegriffen. Tie Festung stand dazumal unter dem Schutze Venedigs, und Antonio Loredano verteidigte sie sehr tapfer. Das 30000 Mann starke,Türkenheer mußte wieder abziehen. Im Juni 1478 wurde "Taut Pascha mit einem 20000 Mann starken Reitcrheere nach den Ufern der.Bojanr geschickt, ihm folgte Mnstapha Pascha mit 30000 Mann, und am 15. Juni traf auch die 4000 INann starke Vorhut des Sultans selbst, bestehend ans Fanitscharen, vor Skutari ein. Man schlug eine Brücke über den Drin, und schon am 18. Juni ergossen sich die Türken über die Ebene von Oblika, jenseits der Bojana. Inzwischen waren noch 10000 Kamele Nlit Geschützen und Kriegsmaterial eingetrofsen und am 28. Juni wurden die ersten Schüsse gegen das Stadttor.abgegeben. Am 1. Juli trafen 200 Lasttiere mit dem Gepäck des Sultans ein, und als Mohamet II. am nächsten Morgen Kkntari von fern liegen sah, soll er ausgerufen haben: „Wahrlich, der Adler konnte sich kein besseres Nest wählen!" Tie Türken hatten Kanonen, welche Kugeln im Gewicht bis zu 1200 Pfund schießen konnten. Man hatte diese Kanonen an Ort und Stelle gegossen. Ter Kommandant Skutaris Dar der Venezianer Antonio di Lezze, der in seinen Bemühungen sehr von dem Dominikanermönche Bartolomen unterstützt wurde. Beim ersten allgemeinen Sturm der Türken gegen Skutari verloren diese infolge der heldenmütigen Verteidigung 12 000 Mann, während die Besatzung 400 Mann einbüßte. Auch der am 27. Juli unternommene Sturm wurde abgeschlagen, und Sultan Mohamet befahl daraufhin, infolge der großen Verluste die Belagerung aufzuheben. Am 4. September zog der größte Teil des Heeres mit Mohamet an der Spitze nach Konstantinopel zurück, und es blieb nur Achmed Ewrenos mit 40000 Mann vor Skutari. Im Januar 1479 kam der Friedensschluß mit Venedig zustande, Wodurch Skutari der Türkei, zugesprochen wurde. Ten Verteidigern war sreigestellt worden, sich mit ihrer beweglichen Habe von Skutari zu entfernen. Der Löwe von Sankt Markus, der einst über dem Tor der Citadelle angebracht war, ist längst verschwunden, die Kirche hat man in eine Moschee umge-
„Sonntags", grollte Fahrke, „vormittags sollen die Schlingel in den Gottesdienst gehen, der ihnen notwendiger ist als Zeichnen. Und nachmittags ists im Winter zu dun-- kel. Uebcrhaupt — der reine Widerspruchskitzel. Als sie den Unterricht alle Tage umsonst haben konnten, sind sie schnöde neben die Schule gegangen und jetzt —"
„Jetzt werden sie wahrscheinlich mit Eifer hineingehen, darum, weil die Schule ihnen Mühe macht, ihr Geld und ihre Zeit kostet. — Ich will die Erlaubnis in Erwägung ziehen."
Erwin sagte nicht, daß dies Blatt an ihn gekommen war wie das Oelblatt der Taube nach der Sündflnt in der schweren Stunde, als die Räder am Wagen der heim- kehrenden Vermählten den Staub vor seinem Haus auswirbelten, als er vor ihrem Rollen in die äußerste Tiefe seines Zimmers flüchtete, als die Wasser der Erfolg- und Hoffnungslosigkeit über ihm zusammenschlugen und er verzweifelnd noch einmal, zum letztenmal, die ungeheure Versuchung durchkämpste, die so oft, so oft in dieser Zeit an ihn herangetrrten war, die Versuchung, alle die aus seiner Krankheit anfgesparten, absichtlich, listig aufgesparten Mor- phiumpulvrr in das Kelchglas dort zu schütten und jeder Seelcnqual, die um Einlaß pochte, den Riegel vorzuschieben mittelst eines einzigen tiefen Trunks. —
Da ward dies Blatt ihm hereingetragen, eine Botschaft der Hoffnung, das erste Zeichen, daß von der überreichen Frucht des Segens, die er ans dem Füllhorn seiner unerschöpflichen Liebe ayf die Verständnislosen herabgeschüttet, ein gutes Samenkorn wenigstens fruchtbares Erdreich gesunden hatte, zu keimen und zu wachsen begann auf seine Art; — eine Botschaft der Verheißung, daß er die Qualen, die ihm das Herz zerrissen, des Prometheus Schöpferqualen, nicht umsonst durchlitt, nicht vergebens sein zerstörtes, freud- und liebearmes Leben lebte. Er wollte die Bitte nicht anstandslos bewilligen, nicht sofort. Er war klug geworden. Nicht ferner würde er die Gabe entwerten durch zu rasche Gewährung. Hart muß scheinen, wer Menschen beglücken will, kein fröhlich Schenkender, ein widerwillig erflehter Gott. Tenn nur, was ihren Schweiß kostet, schätzt die Menge. Diese Weisheit, die Erwin mit einem Stück seines Herzens erkauft hatte, würde er nicht vergessen.
Wenn Jedem laut geschähe.
Was leis' er Andern tut.
Es ginge vielen webe.
Und ginge wen'gen gut.
W. Jensen.
Schauspieler des Lebens.
Roman von Luise Westkirch.
K-' Nachdruck verboten.
(Fortsetzung.)
In der Gießhalle tmnkte der Betriebsleiter Nickel Fir- mus heran, der, obgleich er am lautesten Radau gemacht hatte, geblieben war, und schon längst wieder seine Sonntagsvergnüg- wlgen mit dem Ertrag seiner Spitz-eldienst« bestritt. Er mußte Bericht erstatten.
„Petersey", sagte Zieseniß im Borbeistreifen zu feinem alten Kameraden; „haste Kontvebande im Ranzen?'
Ter schüttelte melancholisch den Kopf. „Das war einmal. Ter Hund legt mich nich wieder rein. Die.andern Achafs- köppe mit ihrer neuen Weltordnung auch nich."
Je weiter er wanderte, um so grimmiger wurde Fahrke. Keiner der angestellten Herren hatte ihn noch begrüßt, beglückwünscht, keiner war ihm begegnet. Seine über das Werk hinhaltende Stimme schien die Wirkung zu besitzen, einen leeren Raum um ihn zu schaffen. „Bande", murmelte der Gekränkte. „Abgeschmackte Sittenrichter! — Wenn das Frauenzimmer sich etwa unterstanden hat, gegen mich zu Hetzen, Mag sie sich vorsehen. Ich werde mich hier nicht ärgern lassen."
Als er jetzt seinem Bureau zuschritt, kreuzte er plötzlich an einer scharfen Ecke den Buchhalter selbst, der, die wanken Augen geblendet vom Staub, sich vorsichtig mit dem Stock die wohlbekannte Straße entlang tastete. Sogleich' vertrat er ihm den Weg.
„Guten Abend, Winter!"
Der Alte schob die dunkle Brille von den Angen zurück, sah ihn an, wandte stumm das Gesicht und strebte vorüber.
Fabrik hielt ihn fest. „Die Abwehr, mit der Sie mei- aem höflichen Gruß begegnen, zeigt mir Ihre Gesinnung «so Hab' ich wohl auch Ihnen den Empfang zu danken, >er mir und meiner Frau in Arnsselde geworden oder vielmehr nicht geworden ist. Sagen Sie den Herren vom Werk »vd merken Sie selbst es sich, falls Sie -er Verhetzer sind:
die Privatmeinung eines jeden von Ihnen über mich ist mir gleichgültig, verstehen Me, gleichgültig. Im Verkehr aber fordere ich die übliche kameradschaftliche Höflichkeit. Wer seine Gefühle nicht so weit bezwingen kann, mir die zu erweisen, der —"
„Bedauere", unterbrach der Buchhalter. „Ich habe den Herren nur dienstliche Weisungen zu geben und nehme auch selbst nur solche von Ihnen an."
„— Wer seine Gefühle nicht so weit bezwingen will, sag' ich, der kann gehen, verstehen Sie, der kann gehen. Die Welt ist ja noch anderswo."
„Bedauere abermals. Unser Gehen und Bleiben hängt meines Wissens einzig von unserem Belieben und dem Willen des Chefs ab. Bitte, ich bin ein halbblinder Mann. Versperren Sie mir den Weg nicht länger.
Indem der Alte sich mit seinem Stock vorübertastete, unsicher und doch mit der unnachahmlichen Würde des ungerecht Gekränkten, wandte Fahrke sich und gab dem zweiten Zieseniß, der horchend stehen geblieben war und eben sein rußschwarzes Gesicht zu schadenfrohem Grinsen verzog über die Abfuhr, die der Gewaltige von Arnsselde erlitt, , eine schallende Ohrfeige.
„Das Wespennest nehm' ich aus," schwur er sich.
Am nächsten Morgen meldete er sich beim Chef. .Und wieder fühlte er sich bitter enttäuscht. Ein stiller, freudloser Mann, gewiß! aber kein gebrochener, kein willenloser, wie er hoffte: blaß und schmal das G-esicht, die .ersten grauen Haare an den Schläfen, aber in den Augen ein heißer, sieghafter Glanz. „Ich hlche mich überwunden," sagten diese Augen, „wie sollte ich nicht Dich überwinden?"
Die Eitelkeit des Strebers erlaubte ihm nicht, den vollen Sinn dieses Blickes zu erfassen; aber mit Unbehagen empfand sein unfehlbarer Instinkt, daß er hier nicht poltern und noch pochen dürfe, sondern sich zusammendrücken und ducken müsse in Geduld, bis Raum für ihn wurde. Vorläufig stand noch ein anderer auf dem Platz, den er begehrte, und auch dieser andere war kein körperlicher Schatten.
„Mir liegt ein Bittgesuch der Gesellen vom Werk vor," berichtete Erwin, „das mich in mehr als einer Weise interessiert. Tie Burschen bitten um die Erlaubnis, die aufgehobene Fachschule ans ihrer Tasche neu gründen zu dürfen. Sie wollen den Sonntag zum Unterricht benutzen, den Lehrer aus Wehlheide selbst besolden und bitten nur um die Genehmigung ihres Vorhabens und um Ueberweisung eines geeigneten Lokals zum Zeichnen."