ardeit und ErzichungHmatznahinen (Fesselung, Zuchihaus- arbeit, Verwendung von Unteroffizieren als Erzieher und Polizisten bei Untersuchungen) in Fürsorgeanstalten ist -unzulässig. Ein Zentrumsantrag verlangte bei der Aus­wahl der Fürsorge Rücksichtnahme auf das religiöse Be- s dürsuis. Tie Formulierung, die im Z 5 durch den Antrag - des Abg. Liszt gegeben ist, wurde angenommen. Abge . lehnr würde der Antrag der Sozialdemokraten, aber nicht ^ aus sachlichen, sondern nur aus formalen Gründen. Es ' wurde empfohlen, .den Aulrag der Sozialdemokratie in l der Form einer Resolution später wieder aufzugraiftn. ! Ter Zeiurumsanirag auf konfessionelle Auswahl der Iu- ! geudsj-rsorge send ebenfalls Annahme.

Deutscher Neichstug.

? Sitzung vom 7. März 1913.

An, Tische des Bundesrats: Staatssekretär Dr. Lols.

, Vizepräsident Dr. Paaschr eröffnet- die Sitzung um Uhr. i Das Hans setzte die Spezialberatung des Etats für das j R e i chsko l o n > a l a m t fort.

Z Abg. Noske (Soz.): Man soll seinen Gegnern nichts schuldig , bleiben. Herrn v. Licbcrt ist vvrgkworscn worden, das, er sich an faulen Gründungen beteiligt hat. Er wußte, daß sein Name , unter dem Prospekt einer faulen Gründung stand, trotzdem hat i er ferne» Namen nicht zurückgezogen. Infolgedessen haben viele

> Lente ihr Geld verloren. Er müßte deshalb eigentlich hinter Schluß und Riegel gefetzt werden, gm Verhältnis zu den großen Aufwendungen des Reiches ist der wirtschaftliche Nutzen der Ko­lonien sehr gering. Die Ausgaben für militärische Zwecke müß­ten ganz bedeutend herabgedriickt werden. Fest steht, daß Menschenopfer unerhört" die Folge der Schutztruppei,cxpeditio- »en gewesen sind. Zn Liidwest sind 0000 wehrhafte weitze

' Männer vorhanden. Dennoch will die Verwaltung sich nicht zur Verminderung der Miliiärlast von 10 Millionen verstehen. Die bisherigen Erjahrnngeii der Eingeborenenpoütik sind geradezu abschreckend und zwingen die Negierung dazu, ihre Wwischasts- und Bodenpolitik in Lüdwcslafrika zu ändern. Weil cS an Arvcitskrästeii fehlt, rufen die Pflanzer nach einer Versklavung der Eingeborenen. Jndlretr wird ei» Arbeitszwang dadurch auS- geübt, daß man den Eingeborenen eine Steuer aüserlegt. Tic Schwarzen wandern ab und gehen zu Grunde. Man hält an der Prügelstrafe fest. Diese Strafe ist allein in letzter Zeit 7889 mal zur Anwendung gekommen. Kamerun heißt deshalb an der ganzen Küste direkt das F-iinfniidzwanzigerland. Wenigstens in Lstasrikg. müßte ei» Farbiger mit im Gouvernemcutsrat sitzen. Wir verlange» Negiemingsschulcii. Die Eingeborenen dürfen nicht durch ostelbischcn Fusel verseucht werden. Wir setzen uns nur für eine geistige und wirtschaftliche Förderung der Einge­borenen ein. (Beifall bei den Soz.1

Abg. Sartrach. (Zentr.s lenkte die Aufmerksamkeit aus die Kolonialfraüenschufe in Karthaus bei Trier, die einer nachhalti­gen Unterstützung bedürfe.

> Abg. Dr. Miiller-Mciningeii (Fortschr. Bpl.): Zu der gestrigen ! Rede des Staatssekretärs können wir fast uneingeschränkt unsere ! Zustimmung geben. Für die kulturelle Entwicklung unserer Ko-

loMen ist das Matz des Rechtes des Staats an der Schule von höchster Bedeutung. Diese' große Frage gehört vor das Forum des Reichstages. Das System der territorialen Überlassung des Schulrechts an die Missionen hat vollkommen bankerott gemacht. Eine planmäßige Aussicht des Staates über die Missionsschulen ist absolut notwendig. Tie Regic-ungsschulcn sind an der Aus­dehnung des Islams jedenfalls nicht schuld. Fn eingeweihte» Kreisen hat man große Besorgnisse wegen eines zu großen Be­kehrungseifers der Missionen. Das Reich hat weder eine christ­liche. noch eine mohammedanische Ausgabe, sondern lediglich die,

> die Schwarzen zu kultivieren. Das Beispiel Englands, des

größten Kolonisators, sollte für mis maßgebend sein. >

- Abg. Krinath (Narl.): Tie Mehrheit des Volkes will eine Kolonialpolitik, so war es 1907. so ist es heute. Die Art der Kritik der Sozialdemokratie fordert zum Widerspruch Heraus. Auch wir üben Kritik. Aber man muh darin Matz halten. Zli " einer Zurückziehung oder Verminderung der Schutztrnppe kann ' ich nicht raten. Den Ausführungen des Staatssekretärs kann ich im allgemeinen zustimmen. Wir haben das Vertrauen, daß er seinen theoretischen Ausführungen auch die Tat folgen läßt. Die Eingeborenen sind das wertvollste Element des Landes. Deshalb muß die Verwaltung alles daran setzen, um ihre Zahl zu ver­mehren. Trotz aller Anerkennung der Tätigkeit der Missionen muß man die Negicrungsschulen vermehren, ebenso muß die Ausbreitung der deutschen Sprache gefördert werden.

Abg. Dr. Serie! (Dentschkous.): Auch wir haben Kritik üben müssen und weiden sie auch ferner üben, aber im großen Ganzen sind wir doch überzeugt, daß der jetzige Staatssekretär der rechte Mann am rechte» Platze ist. Weiter stimme ich der Ausführung zu, daß cs dringend geboten ist, möglichst viel Frauen nach den Schutzgebieten auszuführeii. Ich persönlich bin unseren Neu­erwerbungen von Anfang an sehr zweifelnd gegenübergetreien, schon deswegen, weil sie uns den Vorgänger des jetzigen Sraats- sitretärü gekostet haben, der Preis war mir zu hoch; aber 'ch habe mich inzwischen überzeugt, daß Neu-Aamerun zwar kein Paradies, aber ein Land ist, aus dem'sich bei kluger Arbeit etwas machen läßt. Wir nutzen nicht nur den Eingeborenen, sondern -ms selbst, wenn wir in den Schutzgebieten eine richtige, tüchtige, in sich geschlossene Schulbildung zu entwickeln verstehen. Ich per­sönlich bin auch der Meinung, daß wir ein Schulrecht dort sest- legen muffen. Was der Staatssekretär über die Erziehung der Eingeborenen sagte, war in der Form ausgezeichnet, aber es blieb Theorie. Ich stehe durchaus auf dem Boden der Vor­schrift des Schutzgebictsgesetzes, welche die Religionsfreiheit fest­igt: aber nach meiner persönlichen Überzeugung ist Kultur ohne Christentum unmöglich. Ich bitte den Staatssekretär, die RissionSbcstrebungcn kräftigst zu fördern. Was diese Missionare überall geleistet haben, das steht unverrückbar fest in der Ge­schichte unserer Schutzgebiete. Herr v. Lindequist führte in, seinem Buche aus, daß in gewissen Gegenden von Deutsch-Sstafrika, am« Kilimandscharo usw., nicht nur mittlere Besiedelungen, sondern«» auch kleinere möglich wären. Fm Kolvnialmnt scheint man in dieser Frage anderer Meinung geworden zu sein. Mittlere Sic- selungcn will der Staatssekretär fördern. Ganz mittellose Leute dorthin zu senden, wollte auch Herr v. Lindequist nicht. Ich will abwarten. wie sich der Staatssekretär hierzu stellt. Die Lage der Farmer in Südwest ist traurig. Wie sollen wir nun den Farmern dauernd helfen? Wir können unseren Zolltarif so ohne weiteres nicht ändern. Der Herr Staatssekretär hat ein Gesetz über Bodenkreditbanken für SUbwcstafrika in Aussicht gestellt. Es ist dringend notwendig, daß dieses Gesetz noch in dieser Tagung ver­abschiedet wird. Aber auch diese Banken werden nicht genügen. Die Farmer haben sich schon genosienschaftlich organisiert, das muß unterstützt und wohlwollend gefördert werden. (Lebhafter Beifall.)

Staatssekretär Dr. Lols: Meine Darstellungen sind das Exzerpt einer 1.1 Fahre langen Kenntnis des Verkehrs mit Eingeborenen. Ich bin ein Freund »nd Anhänger einer jeden neu zu gründenden Schule. Eine allgemeine Schulpflicht einzusllhren, würde aber Millionen koste». Ich halte deshalb unseren Weg für den richtigen. Fn den Regierungsfchulen hat der Gouverneur ein Rcvisions- rccht. Nach meinen Erfahrungen haben die Missionen sich diesem freiwillig unterworfen. Trotzdem werden wir aber diese Frage noch eingehend prüfen. Fm.Allgemeinen bin ick mit den Aus­

führungen deS Herrn v. Lindequist einverstanden. Wir scheiden uns nur in dem Punkte, ob Kleinsiedlungen möglich sind. Eine bestimmte Zahl für eine Mittelsiedlnng kann ich nicht angcben und nur Andeutungen geben. Die Zahlen deS Herrn v. Lindequist find, wenn man von Kleinsiedlungen ansgeht, wohl . als möglich anzusehen, dafür können 8SV0 bis 10 MV Mark genügen. Aber ich will mich nicht festlegen.

will mich nicht festlcgeii. Die Besiedlung der 0 Millionen Hektar durch Deutsche wünsche auch ich. Ich bitte noch einmal, auch hier die Parteipolitik auszuschalten' und die Frage nach ihrer tatsäch­lichen Möglichkeit zu betrachten. Die Frage der nach Kamerun verbannten Hottentotten hat ja schon das vorige Jahr den Reichstag beschäftigt. Es wurde angeregt, diese Menschen nach ihrer Hetiuar znrückzubefördcrn. Der Gouverneur hatte aber lcb- bafte Bedenken, da cs höchst gefährliche Leute sind, die leicht wieder den Keim für neuen Aufruhr erwecken können. Trotzdem es Verbrecher waren, haben die Leute.mir wehe getan, und ich habe mich noch einmal nach Südwestafrika gewandt, ob cs nicht mög­lich sei, die Bedenken ziirnckzustelle». Sollte allerdings der Gou­verneur nicht zu dieser Meinung gelangen, dann kann ich natür­lich nichts tun. Aus jeden Fall werden wir alles tun, um das Los der Verbannten zu verbessern. Wegen der Verhältnisse i» Siid- westasrila werde ich mich mit dem Gouverneur in Verbindung setzen. (Lebhafter Beifall.)

Abg. Mumm (Wirtsch. Vgg.): Der eingebornen Bevölkerung in Südwest sollte möglichst Gelegenheit gegeben werde», in abgc- nenntcn Bezirken sich Großvieh zu halten. Tie Religionsfreiheit in den Kolonien muß sortbestehen, nur darf nicht der Anschein anskoinincn, als ob der Islam begünstigt würde. Wir wünschen mehr Ausgaben sür Hebung der Eingcborenenknlriir.

Abg. Weilt (Toz ): Bezeichnend ist, daß von der deutschen Regierung Dr. Seniler, der Berichterstatter der Bndgetkommission sür den Kvlonialetat, für die Verhandlungen mit einem Jnter- effentenkonsorrinni bezeichnet worden ist. (Hört! hört!) Auch bezüglich der Bahnbautcn hat sich Dr. Seinler besonders engagiert.

Abg. Seinler (Natl.): Meine Stellung ist nicht irgendwie unlauter. Ich würde sofort die Kousegiienzen ziehen, wenn mir jemand von den bürgerliche» Parteien sagen würde, daß ich dies oder jenes versehen Härte. Ich bin vor einigen Jahren in den Aussichtsrat der Gesellschaft Sndkainerun eingetreten. Ich habe einen bürgerlichen Berus, und das ist kein Fehkor. Wir können nicht alle sozialdemokratische Agitatoren sein. Sonst könnten auch Sie alle »ich- hier sein: denn Sie leben ja alle von dem Geschäft. kGroßer Lärm bei den Soz.; Lebhaftes Sehr richtig! andererseits.) DaS Kolonialaint und später auch die Bilügetkoiniiüffion antwor- leten mir auf meine Frage, daß keine Bedenke» beständen. Die Gesellschaft Sudkainerim hat unter meiner Leitung nichts ver­sehen. Verhandlungen mir französischen Herren haben hier statt- gefmiden, wegen etwaiger Grenzsireitigkeitcii. Die Übernahme der Koiigoschifsahrt durch die Gesellschaft war gut und notwendig. Schon vom 1. April ab werben ö>e Kongvdampfer unter deutscher Flagge fahren. (Bravo!) Diese einfachen Dinge dienen der Sozialdemokratie zur Befriedigung ihres Rcvanchegclüstes wegen meiner gestrigen Rede. (Beifall bei der Mehrheit, Zischen bei den Soz.)

Abg. Dr. Weil! (Soz.): Ich wollte nur die Mißwirtschaft der Konzessioiisgcs-.'lsschaft beleuchten.

Das Gehalt des Staatssekretärs wurde bewilligt.

Die Resolution der Bndgetkommission auf Einstellung höherer Ausgaben für Schirlzwecke in den nächsten Etat wurde an­genommen.

Bei den einmalige» Ausgaben bedauerte

Abg. Dave (Fortschr. Vpt.), daß sür das Studium der aus­ländischen Kolonial- und Rechtsverhältnisse sowie des E1»- aeboreneurechtcs 20 000 Mark nleniger eingestellt sind.

Staatssekretär Dr. Sols: Die Fragebogen für diese Forschung sind jetzt zum großen Teil eingelauseii. Erst wenn daS Resultat vorliegt, werden weitere Maßnahmen notwendig. Auf die Aus­führungen Dr. Weills werde ich beim Spezialetat sür Kamerun zn sprechen kommen.

Der Nest des Etats des Reichskolonialanits wurde bewilligt.

Nächste Sitzung Sonnabend l l Uhr: Tritte Lesung des Not- ctaks, Etat der Schutzgebiete.

Schluß 88., Uhr.

Die Aussperrung im Malergewerbe.

Ltutrgart, 8.' März. Wie bereits angekündigt erfolgt beute die Aussperrung der Maler gehil- sen hier und im ganzen Lande. Gs handelt sich um etwa 800 organisierte Gehilfen.,

Dresden, 7. Marz. Heute hat in allen Maler- geschästen in Dresden und überhaupt im .Königreich Lachsen die Aussperrung ihren Anfang genommen. Tie wird bis morgen Abend vollständig durchgeführt sein und erstreckt sich auf alle Organisierten, ganz gleich ob in nationalen oder freien Gewerkschaften. Betroffen wer­den in Dresden etwa 1500, im ganzen Königreich Sachsen etwa 70000 Arbeiter.

L ud w i g s hascn, 7. März. Tic Bereinigung der Maler- und Tünchcrmeister von Lu^wigshafen a. Rh. hat gestern beschlossen, am 8. März sämtliche Maler­und Tünche Lgehilfen a us zu sp er r e n.

Lira st bürg, 7. März. Der Kamps im M a l e r - gewerbc hat hier gestern Abend mit der Aussperrung aller organisierten Gesellen begonnen. In Betracht kom­men etwa 450 Arbeiter. Die Aussperrungen erstrecken sich vorläufig aus Straszburg, Metz, Mühlheim, Kalmar, (Kebweiler und Tredenhofen.

Berlin, 7. März. Zur Vermeidung der Gene­ra l a u ss p er r u n g aller Maler hat der Staats­sekretär des Innern die unparteiische Konferenz .'in­geladen, die Maßnahmen -beraten soll, um die Aus­sperrung -m letzten Augenblick zu verhindern.

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Bciieisskuusgebungen. Sämtliche in Berlin ver­tretenen Reiche haben im Laufe dieser Tage, teils durch ihren Vertreter, teils durch ihren Marineattachs dem Staatssekretär des Reichsmarineamts ihre Teilnahme an dem Untergang des8 178" ausfprechen lassen. Unter anderen erschien der Marineattachö der englischen Bot­schaft und überreichte ein in warmen Worten gehaltenes Telegramm der englischen Admiralität. Auch sine große Anzahl von Marinevereinen aus allen Teilen des Reiches sowie die Vertreter der rheinischen Städte, die8 178" im vorigen Frühfahr besucht hat,- übersandten Zerleids- kundgebungen. Der König von Italien und der König von Dänemark depeschierten an den Kaiser.

Bundestag. Ter neunte ordentliche Bundestag der technisch-industriellen Beamten findet am 23. und 24. März in Berlin, Nordwesthotel, Turmstr. 7 statt. Außer internen Bundesongelegcnheiten stehen Referate über Reichstag, Regierung und Tcchnikerrecht" und ,chie Ar­beitszeit im technischen Beruft' auf der Tagesordnung.

Deutscher JutistenLag 1914-. Die ständige De­putation des Deutschen 'Juristentages hat auf Tivladring der Stadt Düsseldorf und der Juristen Düsseldorfs hx» schlossen, das- der 32. Deutsche Juristcntag im Jahre !gj.L uach Tüsscldori cinberufeu werden soll. Der Deutsche Jnristemag tritt alle zwei Jahre gegen Ende der deutschen Gerichtsferien zuiammcn. Die fetzte Tagung fand M September vorigen Jahres in Wien statt.

Maßnahmen gegen die Viehseuchen- Im Hch, blick aus den ungünstigen Stand der Maul- und .Aaueu- seuche in Llsaß-Lothringen und Württemberg har das badische Ministerium des Innern besonders strenge Vor­schriften über die Tiuführung von Vieh aus den ver­seuchten Gegenden ungeordnet, und zwar müssen die Vieh­händler ihre Tiere einer tägigen Polizeibeobachtung, g»- mäß K 19 des Biehseuchengefetzes, unterwerfen.

Metz, 8. März. Veranlaßt durch die vielen Angriffe aus Militärpo st en in der letzten Zeit hat das General­kommando den Befehl erlassen, daß, wenn wieder einmal ein Angriff vorfommt, ein ausgedehnter Patrouillendienst einzurichten ist, wobei die Mannschaften mit scharfer M u- nition anszurnsten sind. Der Kreischrekior von Metz-Land hat die Bürgermeister seiner Gemeinden mit dem Befehl be­kannt gemacht.

Ausland.

Zur Einführung der dreijährigen Dienstzeit i in Frankreich.

Paris, 7. März. Im Gegensatz zur Kammer, ws sich sür die kommende Woche schwere Kämpfe oorborecke«,, dürfte der Milnärvorlage sür Wiedereinführung der drei­jährigen Dienstzeit rm Senat wenig Widerstand geleistet werden, lllemeneeau hat sich im Prinzip iml der Regierlniasvorlcnst einverstanden erklärt und ausdrück­lich beront, dar er die Heeresfordmungeu nicht mi; der Wablresorm verauicken will. Damit schwindet che 8e- sürchlung, daß die lnegner des Poineare'schen Proportig- nalwalilstistems die Regierungsvorlage gegen Zugeständ­nisse in der Wahlslage unterstützen, > wodurch die An­nahme auf Wochen hätte verzögert werden können. In­der Kammer, wo' man sich vorläufig mit der Wener- öerakung des Budgets befaßt, ist die Diskussion der Par­teien ausschließlich der Heeresvorlage gewidmet. Eine Er­ledigung vor Ostern gilt auch bei der Regierung-spn'tei jetzt als ausgeschlossen. Die Hcereskomimssion kann erst kommenden Dienstag mit den Beratungen über die Vor­lagen beginnen. Diese werden mehrere Sitzungen in An­spruch nehmen: sodänn braucht der Berichterstatter, wahr­scheinlich der radikal-soziale Clemenceau, mehrere Tage zur Ansarbeiliutg seines Berichts. Erst Milte der llhar- woche können somit die Kammerdcbätten darüber einsetzörr« Da eine Enbloe-Annahme der Vorlage nicht wahrscheinlich ist, werden die Debatten nach den Osterferien ihre Fort­setzung finden müssen. s

Tvr .Kampf um Sie TreaSnoughLs iu LLanaSa.

London, 7. März. Seil 80 Stunden wähn int e a n a e i s che n U n t e r h a u s e in O ttawa der Kampf um die Regierungsvorlage, die den Ban von »uns Dread­noughts für die britische' Flotte fordert. Die BsrRze' ist bereits in zweitei Lesung angenommen, dank der kon­servativen Regierungsmehrheit, doch versucht die libe­rale Opposition, die den Bast einer eigenen re.M- discheu Flotte befürwortet, sie bei der brüten Lesung zum Scheuern zu bringen. Die beiden Parteiführer, MO niftcrpräsident P o r d e n und Sir Wilfried Lanner, Hallen sich vom eigentlichen Kampfe fern. Die 80 -Mitglieder der Opposition sind in 1 Kolonnen geteilt, von drneir ;ede sechs Stunden im Unterhaus« weilt, um durch Reden eine Abstimmung unmöglich zu machen. Die 120 Mitglie­der der Regierungspartei haben den Achtstundentag «»ge­führt und arbeiten in drei Kolonnen. Wahrscheinlich wirb Sonnabend nacht oas Unterhaus über Sonntag vertagt werden ohne, daß. cs bis dahin zur entscheidenden Ab­stimmung gekommen ist. Sollte in der körnenden Lrwchre die Opposition ihre Obstruktion wieder aufnehmev, danB wird die Regierung die Flottenvorlage vorläufig zurück- ziehen. Tie Liberalen sind der Ansicht, daß das einer! Niederlage der Regierung gleichkommt und fordern für diesen Fall die Auflösung des Parlaments und Neuwahlen,

Grausamkeiten des Krieges.

K onst a r: tinoPe l, 7. März. Nach einer MeldrrnK der Pforte wurde ui Janina der griechische Deputierte Suria und 5 griechische Notabeln im Aufträge des tüc­kischen Kommandanten, wegen Aufhetzung der Bevölkerung gehängt. Do die Griechen Janina inzwischen einge­nommen haben, werden sie nicht versäumen, diese Krar- samkeit den Türken yeimznzahlen.

Russische Amnestie. Ans Anlaß des Roma- n o w - Inbc 1 äu m s (dreihundertjährige Regierungs',eit der Dynastie Romanow) ist vom Zaren eine allgemeine Amnestie erlassen worden. Alle Todesurteile werden in Freiheitsstrajen umgewandelt, und es tritt ein all­gemeiner Straferlaß sür kürzere und eine StrasmilderuU : längere Freiheitsstrafen ein. Die Amnestie für Preß- vergehen ist sehr umfassend, auch Majestätsvergehen fallen darunter. Tie Amnestie nirnnkt aber ausdrückliH einige politische Vergehen aus, so die Zugehörigkeit zu revolutionären Vereinigungen, wofür die So­zialisten der zweiten Duma bestraft wurden: ferner Ver­gehen wegen gewaltsamen Umsturzversuchs und Vergehe» gegen das Sprengstoffgesctz. Aus dem Verwaltungsweg Verschickte werden befreit, sofern die Verschickung noir Zentralbehörden ausging und nicht länger als ein Jahr dauert. Ten übrigen wird die Verbannung um ein Jahr verkürzt, wobei die Vergünstigungen aufgehoben werden können, tvenn die Behörden in Sibirien oder in dest Rordgonnernements die Aufführung Verschickter ungürnkiA beurteilen. In diesem Punkt bleibt die Amnestie weit­hin 1 er den Erwartungen zurück.

Der belgische Generalstreik aufgehoben cßrund einer Besprechung des Komitees für den Gcne- ratkreik mit den belgischen Bürgermeistern hat dieF o* zialdem okratische Partei beschlossen., vorläufig