imttliurg »iitt'r den gleichen Bedingungen aiizuirehmen. ißefclww dankte und erwiderte, er werde diese Mitteilung dem Minister rat unterbreiten und sich mit den Verbi'm- oeteu über dir zu erteilende Antwort verständigen.

Z> v « st a n tinopel, s>. März. Es bestätigt sich, daß die A n c> r v l i s ch e E i s e n b a h n g e s e l l s ch a f t in Bag­dad dem Staatsschatz 300000 Pfund >ür seine Be­dürfnisse vorgeschossen hat und 50 000 Pfnnd für den Au­haus von Schissen. Das Marineaint hat an die fremden Missnnnu einer: Protest wegen der Kanonade neutraler Schiffe durch die Bulgaren gerichtet. TerTaniu" Hof''' viel von der Erhebung der Nordalbanesen gegen die Ser­ben Med empsiehlt die Bewegung zu zentralisieren.

Athen, 0. März. Gesten, abend um 7 Uhr begaben sich die Gesandten der Großmächte in das Ministerium des Austern und machten gemeinschaftliche Mitteilung da­von, dass die Pforte um die V e rmirtlnng d e r G r o st- machte zugunsten des Friedensschlusses nachgesncht habe. Ter Minister des Aeußeren sprach seinen Tank ans und criv,Serie, er werde sich mir den Verbündeten ins Einver- nebmen retzen.

Kämpfe zwischen Italiener,l und Arabern.

Ter PariserMatin" veröffentlicht eine Depesche einer der mächtrgsten Führer der Araberstämme in Tri­polis, Haosi-Tjernal, nach der es zwischen Italienern und Arabern zu einem heftigen Zusam men­st pst gekomnren ist. Italienische Soldaten machten von Arsakia und Chariana ans einen Ausfall und gaben gegen 100 Kanonenschüsse ab. Wie die Depesche besagt, «rnsttcn sie sich jedoch vor den auf sie emstürmenden Arabern zu ruckziehen. Tie Italiener sollen be> dein Ge­fecht schwere Berichte erlitten haben.

ckidvrgo, 5. Marz. Ter Oberleutu a n t M o r a - wer meldete gestern seiner Vorgesetzten Behörde, dass er einen >r ioersp e n st i g e n N: a r i n e n nrero fsi z i e r durch Säbelhiebe schwer verletzt habe. Wie Au­genzeugen bekunden, war der Unteroffizier total betrunken und deshalb befahl' ihm der Oberleutnant, sofort auf das Schiff znriiäzukehren. Als der Unteroffizier sich diesem Besetzt widersetzte und sogar tätlich zu werden drohte, zog der Offizier blank und schlug ihn nieder.

Württemberg.

Dieiistnachrichteu.

Jn>, Vallmachtsnamen des Königs ist durch Entschließ- vug de? Staatsministeriums die Stelle des zweiten wissen­schaftlichen Hauptlehrers am Lehrerseminar in Nagold dem Seminaroberlehrer Tr. Matscheck daselbst unter Verleih­ung des Titels eines Professors übertragen worden. Den Ms den? Dienste scheidenden Oberlehrern Zenneck an der ZtöckachsckMe in Stuttgart, Büttner in Obereisesheim OA. öeilbronn, und Spiest in Tuningen OA. Tuttlingen, fer­ner dem Hcmpiiehrer Talmon-Gros in Nürtingen und s« Hemptlehrerin Luise Schmidt an der Mittelschule in -Stuttgart ist je die Verdienstmedaille des Kronordens ver­liehen worden.

Schwäbischer Mbverei», E B.

Tie Verwaltung des Schwäbischen A Uwe reine- hat einen solchen Umfang angenoinmcn, daß seit mehreren Jahren Wischen die Herbst- und die Frühjahrstagung eineWinter- Äusschustsitzung" erngesügt werden mußte. Diese hat am letzten Sonntag in Plochingen stattgefunden. Der, wie immer, frisch seines Amtes waltende Vercinsvorsitzende R. A. Camerer begrüßt besonders die erstmals der Sitzung gewöhnenden neugewählten Ausschußnutglieder: Professor Schümm in Ehingen a. D. als neuen Obmann des unteren Donaugaus, und den städtischen Verwalter Weiß aus Lud­wigsburg, Vorsitzenden des Steomberg-Verbands, sodann den Obmann des neugebildeten Donau-Blau-Gaues, Präzeptor Sturz in Biaubeuren. Nunmehr berichtet der Vorsitzende über die ini Gang befindlichen Vorbereitungen zu dem Heuer tzattfindcndcn Jubelfeste des 25jährigen BcreinsbestehenS. Hiezu gehört u. a. die Alb-GernAde-Ausstellung im Stutt­garter Kunstvereinsgebäude, die am Pfingstfest eröffnet wer­den ivird. Die reich illustrierte Festschrift, die jedes VUt- -ftied unentgeltlich bekommt, wird redaktionell mit nächstem ^geschlossen. Außerdem erscheint eine Festnummer der Ver- emszcitschrift. Der Jubiläumsturm auf dem Roßberg wird M September eingcweiht werden: der Bauausschuß ist be­vollmächtigt, sofort die letzten Einleitungen zur Verwirk­lichung des Baues zu treffen. Ter Verkehrsausschuß, der alle wichtigen Berkehrsfragcn in Behandlung zu nehmen hat, ist gebildet. Tie hübsche Umgrbungskarte von Oiammer- rmgen-Trochtelsingen im Maßstab 1:50000 . ist vorbereitet und wird zur Reisezeit als unentgeltliche Bereinsgabe jeden: Mitglied ausgechändigt sein. Sie enthält alle Wegbezeich­nungen in Farbe eingedruckt. Zur Ausführung von drin­ssenden Arbeiten, wie sie immer zur Frühjahrszeit nötig wer­den. kamen rund 4000 Mark zur Berwilligung, die den Gauen und Verbänden sofort bar ausbezahlt wurden. Ebenso wüO Mark für die Schülerherbergen unrer Leitung von Pro­fessor Nägele-Tübingen.

lieber die Organisation der örtlichen Streckenpslege uno Krs m Arbeit beftndlicheAlbvereins-Wegbüchiein" berrch- lck dessen Bearbeiter, Kanzleirat Ströhmteld-Stutt- ssart. Dieser stellt dabei den einstimmig zur Annahme ge­langenden Antrag : zu beschließen, daß Anträge auf Geneh­migung von neuen Wegbauten und Wegbezeichnungen keine Ansicht ans Erfolg haben, wenn nicht gleichzeitig nachge- ^iesen wird, welche Ortsgruppe die Verpflichtung zur stän- »fgen Pflege und Erhaltung der beantragten Arbeiten über­nimmt. Die Herbstversammlung findet in Urach statt. Ein Antrag aus Wandererkreisen, die monumentale Hohrn- Uausenhüttc heizbar zu machen, wild abgelehnt. - Än der Achtung eines Denkmals für den schwäbischen Lyriker I. d- Fischer in Süßen beteiligt sich der Schwöb- Albverein. -ne Einweihung As Denkmals ist für Mai in Aussicht 'genommen. Der dichterische Mbbeschreiber Gttstav Schwab M unter der Aegide des Schwäb. Albvereins innerhalb der schwäbischen Alb ein Denkzeichen der Dankbarkeit erhalten. 'Es ist «ine. würdige Stelle schon ins Auge gefaßt; die Weihe würde im Frühjahr 1914 vor sich gehen. Der SchwL- btsche Albverein wird eine allgemeine HSHenbelcnchtung für dm 18. Oktober ds. Js., dem Jahrhunderttag der Völker­schlacht bei Leipzig, anregen, wie er dies schon früher bei chweren vaterländischen Anlässen getan hat. -- Die Weg- vezenhr.ung soll künftig nur noch mit dem Farbpinsel, nicht Kehr mit ZinktLseiche» ^schehen. Dies« dienen, bis der ge- Iwge Vorrat oo-llends ansgedraucht ist, nur noch zur Er- i-MKlng an Stellen, wo die Unterlage totes Material ist,

wicht an lebenden Bäumen. (Ans Fülle van inneren

Verivaliungsgegenständen gab neben dem vorstehend Berich­teten noch genug Beizrtuugssloss. U. a. wurde oabei die er- sreutich« Mitteilung genracht, daß der Schwäbische Albverein gerade jetzt, in seinem Jnbiläumsjahr, einen solch riesigen Mitgliederzuwachs begeisterter Wandersremwe erfahre, wie wenn er erst im Anfang seiner Wirksamkeit stünde.

Die Sitzung, die um 3 Uhr nachmittags begonnen halte, nahm erst gegen 8 Uhr ihr Ende, kein Wunder, geht! dock: das Verwaltuugsgebiet des Vereins vom Wörmtzdurchbruch bis zu des Schwarzwalds Rand und vom Taubergrund bis zum Bodeusee. Ueberall aber ist ein reges Schaffen! Die nächste Hauptausschußsitzung findet am 4. Mai und oid Früh­jahrs-Mitgliederversammlung am 1. Juni, je in Plochingen statt.

*

Württemberg und Sic Derkungsfragc. Bei der

Besprechung der Teckuug der einmaligen Kosten der. H e r r e s vvrIag e durch eine einmalige A b g a b e v o m Vermögen sckpreibt derStnalSanzeiger". Wie. nur vernehmen, fleht die iv ü r l t e m b e r g i s ch e Regie ruug dem Gedanken der Erhebung einer numaligeu Abgabe vom Besitz behüss Teckuug der einmaligen Kosten der .Heeresvorlage sympathisch gegenüber.

Stuttgart, 5. März. Am 0. März sollte die L a u - d e S v e r s a in m lang der Nationallrb e r a l e n Partei stattftude», die wie erinnerlich, mit Rücksicht auf die im Anschluß an die LaudtagSwahleu »och schwe­benden Iragrn im Januar verschoben worden war. Nun ist die VersammUmg abermals ans den 30. März verscho­ben worden. Tiesmnl mit Rücksicht aus die Verhand­lungen ini Reichstag. An: 20. März findet vorher die Vertreterversamlulnng der Partei statt. Ais Bestimm­ungsort ist Stuttgart beibehalten worden.

Schorndorf, 4. März. Ans eine "Anfrage, die. ihn: ans seinem Wahlkreis wegen seiner Abstimmung über den Zen:rumsauirag auf A ufhebnng deS Jesuit e u- gesrtzes in der Zentrumspresse gestellt wurde, hat der Reichslagsabgeorolielr G nutzer geantwortet, daß er in Ser bei der Anfrage erwähnten Versammlung das Ie- snitengesetz als Ausnahmegesetz allerdings mißbilligt habe, aber den Zeitpunit der Aufhebung noch nicht als gekommen erachte, weil er davon die Ansrolllnng schwerer kirch­licher Kämpfe bcjürchten müsse, deshalb habe er sich bei der Abstimmung im Reichstag der Stimme enthalten.

Nah und Fern,

Die abgehaueue Nasenspitze.

Auf eigenartigem Wege gelangte eine Nasenspitze, die bei einer Mensur abgeschlagen worden war, wieder an die richtige Stelle im Gesicht eines Studenten. Der geistesgeaen- : wärtige Mnsensohn nahm, wie die populär-medizinische Mo­natsschriftHyg" (Verlag Volksmedizin München) schreibt, das abgeschlagene Stück einfach in seine Mundhöhle und bewahrte cs darin auf. (Auch ein Stückästhetische Kultur"!) Dies war ein äußerst glücklicher Gedanke, weil die Körperwärme in der Nkundhöhle den Zelltod des ab­getrennten Organteilcs verhinderte! In der chirurgischen Klinik spülte man die Nasenspitze nur mit Kochsalzlösung ab, nähte sie sofort an und hatte Ersotg. Tenn die Spitze heilte glatt mit dem übrigen Teil zusammen und vier Wochen nach der Operation bekam der Student wieder Gefühl dort, womit der Beweis geliefert ist, daß auch die Nervenparti en wieder zusammengewachsen waren. Solche Operationen miß­lingen deshalb leicht, wer! die Blutversorgung in dem an­genähten Teil unterbrochen ist.

Eine Aussehen erregende Verhaftung.

Aus Straß bürg wird berichtet: In letzter Zeit häuf­ten sich die Fälle, in denen aus Kirchen und Kapellen Ge­genstände von hohem Altertums- und Kunstwert gestohlen wurden. Da nur sachverständige Personen in Frage kommen konnten, wurden besonders in dieser Richtung Nachforsch­ungen angestellt, die nun zu einer hier großes Aufsehen erregenden Verhaftung führten. Unter dem dringenden Ver­dacht, an den Diebstahlen beteiligt zu sein, wurde nach Mit­teilung derBürgerzeitung" der bekannte Architekt K. Hunzinger aus Straßburg verhaftet. Mit den geraub­ten Kunstgegenständen soll ein schwunghafter Handel nach Frankreich, besonders Paris, getrieben worden sein. Hun zinger befindet sich zurzeit in Kalmar in Untersuchungshaft.

Schlägerei zwischen einer» Offizier und Industriellen.

In einem Restaurant in Lemberg geriet der Ober­leutnant Seidel mit einem Industriellen in Wortwechsel. Der Industrielle versetzte dem Offizier mehrere Schläge ins Gesicht. Dieser zog den Säbel und verletzte den Jndustrittlen durch mehrere Hiebe sehr schwer. Erst mir Hilft der Polizei tonnten die Kämpfenden getrennt werden.

Kleine Nachrichten.

Ein in einer Lotteriekollekte in Halle beschäftigtes jm^es Mädchen wurde im Geschäftslokal geknebelt und gefesselt ausgefnnden. Ein Betrag von 3000 Mark, der zur Bank gebracht werden sollte, fehlte.

Spiel uud Sport uud Lusrfchiffohrt

Friedrichshasen, 5. März. Ter deutsche Luftflot­ten verein, der seinen Sitz in Mannheim hat, beabsich­tigt, zum 8. Juli, an dem Graf Zeppelin sein 75. Lebens­jahr vollendet, eine Huldigungssahrr im Extrazug hierher zu unternehmen.

Das Hcnnigsvorser Automobil-Verbrechen, und der Allgemeine Deutsche Automobilklub.

Das ungeheuerliche Verbrechen bei Hennigsdorf hat, da für die Ergreifung des Täters in diesem Falle schon ganz ncmchafte Beträge sestliegen, den Allgemeinen Deutschen Auto­mobilklub veranlaßt, für die Zukunft derartigen Verbrechen und auch bübischen Attentaten auf Automobilisten möglichst entgegen zu arbeiten. Der A. T. A.-E. hat infolgedessen einen Fond in Höhe von 5000 Mark festge'egt, aus dem Prämien zur Verteilung. gelangen für Eruierung der Verüber bübischer und verbrecherischer Anschläge gegen Automobilisten. Die Höhe der Prämie bemißt sich nach Schwere des Vergehens und Schnelligkeit der Ergreifung des Täters. Das Präsidium des A. D. A.-T. verbinde: da­mit die Bitte, von hier einschlägigen Vergehen und Verbre­chen sofort benachrichtigt zu werden, um die rechtzeitige Aus­schreibung der Prämie zu veranlassen. Ebenso werden alle Kraftfahrer gebeten, jede, auch geringfügige Büberei in die­ser Richtung rücksichtslos zur Anzeige zu bringen und ans Bestrafung zu dringe».

Müttchcv» 6. Tcz. Leutnant Bedenk vorn 17. Infanterieregiment stürzte hei einem Uebungsslng ans dem M ilitä ruhungschtt-p in O b erschs e i ßhe t m ab.

Ter Offizier wurde schwer verle tzt unter den Trüm­mern des Flugapparats hervvrgczogen.

L 0 NV 0 », 0. März. Ter englische Flieger Gs - frey ist mir einen. Mono plan in der Nähe von Sulis- bnry tätlich verunglückt.

Gerichtssaal.

Berlin, 0. März. Blutrote Asfichen an den An­schlagsäulen verkünde» die vollzogene Hinrichtung des 21jährigen Handlungsgehilfen Pietrazewski ans Kelk. Ter Hingerichtete ivar wegen Raubmorses an dem Ren­tier Fuß in der Neuen Winterseidstraße am 26. November 1012 vom Schwurgericht des Landgerichts II zu in Tode verurteilt worden.

Der erste Romanow und der falsche Demetrius.

Zum russischen Kaiser-Jubiläum au: 6. März.

Mit keiner Periode der älteren russischen Geschichte sind wir Teinsche so gut vertrant, wie mit jenen .Jahr­zehnten, in denen sich das Hans Romanow inmitten eines ungeheuren Ehaos erhob. Es fit die Zeit, die durch, den Namen desfalschen Temetrius" am besten charakterisiert wird; jenes romantischen Abenteurers, den Schiller und Hebbel unsterblich gemacht haben. Ter falsche De­metrius war der Vertrauensmann der Polen, die mit seiner Hilfe in Rußland herrschen wollten, und die das Ziel ihres SlrebenS, schon fast erreicht hatten, als ihnen die national-russische Partei den jungen Romanow ent- gegrnstellte. ES handelte sich also damals zunächst darum, vb das Zentrum des östlichen Europa künftig in Warschau, oder in Moskau liegen sollte, aber daneben spielte auch die ebenso wulstige Frage euie Rolle, ob Rußland in seiner asiatischen Isolierung verharren oder westliche Knl- tuifiormen annehmen würde. Tie Sache der Polen und deS Temetrius war damals auch die der abendländischen Kultur, während die Romanows das orthodope Atl-Russeu- tnm vertraten. Temetrius hat in seiner kurzen Re­gierungszeit mit allerlei Plänen geschielt, die Peter der Große später durchgefüAr har. Er wollte die westlich? Wissenschaft in seinem Reiche verbreiten und in Moskau sogar eine Akademie begründen. Tic Armee sollte moderni­siert, und den Fremden sollten die Grenzen geöffnet wer­den. Tas waren Tinge, die dein orthodoxen Russen jener Zeit, für den jeder Ausländer ein verächtlicherHeide" ivar, abstoßend erscheinen mußten. Noch anstößiger, als diese prinzipiellen Neuerungen wirkten, erschien dem mos- kowirischen Volke das tägliche Leben des Zaren, der es mit den kirchlichen Zeremonien nicht sehr streng nahm sich an Tafelmusik erfreute, und der sogar Kalbfleisch . Wie Brückner, her große Kenner der russischen KuiUirgescksichie, betont, ivar es in erster Linie die Vor­liebe für den Westen und nicht etwa seine zweifelhafte Her­kunft, die den Sturz und den Tod des Temetrius uernr- sacht hat. ' Ter falsche Temetrius ivar auch der erste Kaiser von Rußland: er ließ sich im Verkehr mir Aus­ländern den TitP.Ilnperator" beilegen: Michael Feboro- wiez Romanow sollte dagegen wieder ein Zar alten Schla­ges werden. Sein Vater ivar der Patriarch Filaret von Moskau, das Haupt der russischen Kirche. Tiefer mächtige Priester führte, die Regierung tatsächlich im Namen seines jungen unerfahrenen SohneS, und zwar natürlich sin Sinne der strenasten Orthodoxie. Zur Verteidigung des rechten Glauben^alte sich ja auch das russische Kolk gegen die Polen erhoben und sie aus Moskau Vertrieben. Sv brachte die Acra Romanow, wie sie km Jahre 1613 cin- setzte, zunächst die strengste Absperrung gegen alle frem­den Elemente. Wenn man auch die Teufelskunst des Buch­drucks nickst ganz verbot, so duldete man doch in ganz Rußland nur eine einzige Druckerei; sie befand sich im Hause des Patriarchen in Moskau, der in ihr geistliche Bücher Herstellen ließ. !

Die wenige» fremden Reisenden, die unter der Re­gierung des ersten Zaren aus dem Hanse Romanow nach! Rußland kamen, hatten den Eindruck, sich in einem, rein asiatischen Reiche zu befinden. Aber der Schein txog. In der Stille gewannen die Reformgedanken immer weiteren Boden, ano gerade das Haus. Romanow, das im 17. Jahrhundert die starrste Reaktion vertreten hatte, sollte ini achtzehnten die völlige Neugestaltung Rußlands her- beisühren. Zar Peter, der größte der Romanows und über? Haupt der bedeutendste Staatsmann, den Rußland je her- vorgedracht hat, wandelte das alte Moskowiterreich zu einer europäischen Großmacht um, ein Werk, das später durch Katharina II. fortgesetzt und vollendet wurde. Ter schroffe Msistulismus der Romanows, die Theorie vom allmächtigen S e, bst herrsche rt u m ist für das Ruß­land des 17. und 18. Jahrhunderts nur segensreich ge­wesen. Es gab zwar im Lande auch starke demokratische Elemente, die sich gegen die Zaren auflchmen, wie die Sekten derAltgläubigen" und die Bauern und Kosaken des Südens. Aber ihr Sieg hätte nur den Untergang jedes höheren Kulturelements bedeutet. Das zeigte z. B. di? große Revolnkionsbeweguug des Jahres 1667, als sich das Volt an: Ton und an der Wolga unter der Führung des Slcnka Rjasin erhob. Die Ansständigen erschlugen damals, die Beamten des fchren, verteilten alles Privat und Kircheneigentum unter sich und kehrten wieder zu den primitiven Lebensformen der Äosakcnstämme zu­rück. Hätten diese Bestrebungen sich durchgesetzt, so wäre Rußland rettungslos der Barbarei verfallen gewesen: nur von oben her ließ, sich die europäische Kultur im alten Rußland verbreiten. So konnte später Peter I. die Pläne durchführen, die zuerst der falsche Demetrius gehegt hatte. Auch in ihm sahen freilich die Altgläubigen den leib­haften Antichrist und glaubten, daß aus seine Reformen das jüngste Gericht folgen werde. Aber Perer war stärker als Demetrius, und er hat seinen. Russen gewissermaßen mir der Knute in, der Hand die moderne Denkweise auf* gezwungen. '