Sch'tud der Türkor soviel Opfer an Geld und Blut nach dem Wiederbeginn der Feindseligkeiten hätten bringen müssen. Die Verbündeten hätten die Türkei beizeiten auf diese Folgen aufmerksam gemacht. Da aber die Türkei sich widersetzt und einen neuen Krieg hcrvorgernscn habe, müsse fte jetzt auch die Verantwortung tragen.

Bom Kriegsschauplatz.

Paris, 4. März.Ncwyork-Herald" meldet aus Korfu, daß gestern griechische Schiffe Santiquaranca h o?n b a r d ir r ten und Truppen landeten

Lsutscher Reichstag.

Litzuug vom 4. Marz 1914.

! Am Bundesratstischc: Ztaatssekretär v. Tirpih.

Präflöent Dr. Kacmpf eröffncte die Sitzung kurz nach 1 Uhr.

Auf der Tagesordnung standen zunächst Anfragen.

Die Abgg. Gröber nnd Genossen (Ztr.i fragten an, ob die Tat­sche, dah der Königliche Katholische Kirchcnrat in Stuttgart über Sic Borträge der Iesnitenpatres Sticgele n»d Kollman» Erhebun­gen anstellcn ließ, im Einklang stehe mit der Erklärung des Reichskanzlers vom 4. Dezember 1912, daß man sich bei der Handhabung des Jesnitengcscyes von jeder Nachschuiissclei, von jeder Schikane fcrnhalte.

, Direktor im Reichsamt des Innern Dr. Caspar: Ter König­liche Katholische Kirchenrat in Stuttgart untersteht dem Kvniglich- iWürttembergischen Ministerium des Kirchen- nnd Schulwesens. Einstweilen liegt keine Veranlassung vor, daß der Reichskanzler bei der Königlich-Württcmbergischen Regierung Vorstellungen erhebt. Im übrigen läßt sich ohne nähere tatsächliche Ermittlungen, die der genannte» Regierung zn überlasse» wären, nicht scststellen, ob der Erlaß mit der Erklärung vom 4. Dezember 1912 vereinbar ist oder nicht. (Heiterkeit im Zentrum.)

Die Abgg. Dr. Paasche und Frhr. v. Nichthojen (Natt.) fragten an, wie der Reichskanzler die deutschen Interessenten ini Frei­staat Liberia gegenüber den AnsbentnngSbestrevniigen einer englischen Firme zu schützen gedenkt.

Wirk!. Geh. LegationSrat Dr. Lehmann: Die englische Firma Lever Brothers hat sich bei der liberianischen Negierung um eine Konzession zur wirtschaftlichen Ausbeutung gewisser Ländereien beworben. Die Erteilung der Konzession würde ein nach dem deutsch-liberianischen Handelsverträge unzulässiges Monopol be­deutet haben. Tie Kaiserliche Regierung hat deshalb durch ihren Vertreter in Monrovia gegen die Erteilung der Konzession Ver­wahrung eingelegt. Nach den vorliegenden amtlichen Nachrichten Haben auch die gesetzgebenden Körperschaften von Liberia dem Konzessionsgesuch die erforderliche Sanktion nicht erteilt. Die Kaiserliche Regierung wird sich auch in Zukunft die Wahrung der vertragsmäßigen Rechte der deutschen Interessenten in Liberia angelegen sein lassen. (Beifall.)

Es folgte die erste Beratung der Gesetzentwürfe betreffend die vortänsige Regelung des Reichshaushalts und des Haushalts der Schutzgebiet für 1914 (Notetat).

Die Entwürfe wurden ohne Debatte der Budgetkommissiou zur Prüfung überwiesen.

Hierauf setzte das Haus die Spezialberatung des Marinc- etats bei den Ausgaben für den Floaten- und Werft- betrieb fort.

> Abg. Cicsberts (Zir.): Wir müssen wünschen, daß aus den

Arbeitsordnungen alle Bestimmungen entfernt werden, welche die Nichtbcschästignng von Angehörigen bestimmter politischer Par­teien vorsehen. Daß die Wcrftbctricbe zum Monopol der sozial­demokratischen Gewerkschaften werde», wird ja wohl selbst Herr! Brandes nicht wollen. Wir müssen aber auch ver-! langen, daß die Lieferanten des Reiches dem guten! Vorbilde folgen, das die Reichsbelricbc geben. Wenn in solchen! Privatbetrieben Differenzen mit deuArbeitern ausbrechcu, wo eine Einigung au der Hartnäckigkeit der Unternehmer scheitert, da wäre cs am Platze, daß die Marineverwaltung vermittelnd ein­greift. Dadurch würde sie sich den Dank der gesamten Arbeiter-! schaft erwerben. i

Abg. Legten (Toz.): Die gestrigen Erklärungen des LtaatStz sekretärs haben de» Arbeitern manche wertvolle Aufklärung ver­schafft. Wenn der Staatssekretär will, daß unsere Beschwerden aushörcn. dann braucht er nur dafür zu sorgen, daß in den Ma- rincbetrieben die gleichen Arbeitsbedingungen wie in gutens Privatbetrieben herrschen. Wir wollen nicht, daß die jugendlichem -Arbeiter aufgehetzt und in Gegensatz zur Ansicht ihrer Eltern gebracht werden. Unsere Jugendbewegung ist nur eine Abwehr gegen die bürgerliche. Es sind gewiß Lohnstcigcrungen einge- trctcn, aber nicht in dem Maße, wie die Arbeiter sie für berechtigt halte». In den letzten beiden Jahren find die Löhne in der Pri- vatindustrie weit mehr erhöht worden. Wollte der Staatssekretär Hie Löhne erhöhen, so würde er sich einen stabilen Arbeiterstand sichern. Mir scheint, daß er mit wirklicher Ruhe einer Seeschlacht entgegcnsicht, aber daß ihm das Herz vor Angst zittert, wenn er den Arbeitern dieselben Löhne zahlen soll, wie sie in der Prival-- industrie gezählt werden.

> Abg. Sir (Zentr.): Tie Behauptung, daß die sozialdemokra­tischen Arbeiter die tüchtigsten feien, ist geradezu eine Beleidigung für die anderen Arbeiter. Falsch ist auch die Beüauvtnna. dan Vas Rkkordsystem von den Arbeitern selbst verworfen wirb? Die süddeutsche Industrie wirb von der Marineverwaltung noch immer nicht genügend berücksichtigt. Auch auf das bayerische Bier darf ich in diesem Zusammenhang Hinweisen; der Branntwcin- konsum wird abuchme», wenn man den Genuß des Bieres bet der Marine fordert. (Heiterkeit.)

Geh. AdmiralitätSrat Harms: Wir werden uns sehr gern bemühen, die süddeutschen Firmen noch mehr als bisher in den Ercis der Lieferanten für die Marine hereinzuziehen. ES ist auch hierin schon vieles geschehen. D^e Wünsche bezüglich der Werft- dctriebe werden geprüft werde». Die Einführung der Verhältnis­wahl für die Arbeiteraiisschüsic soll so bald als möglich erfolgen. Auch wir wünschen die Heranziehung der ArbeitetauSschüsic. Für die Bureaugehilsen wird eine Verbesserung in Erwägung gezogen werden. Im nächsten Jahre werden etatsmäßige Stellen für -Hiifstechniker geschaffen werden, auch die Verhältnisse der Wort­führer sollen aufgebcssert werden. Hervorhcbcn will ich noch, daß 44 Prozent der Arbeiterschaft über zehn Jahre im Dienst sind. Über fünf Jahre trifft dies bei M Prozent zu. Wenn wir einen Arbeiter aus der Privatindustrie anstelle», dann werden über ihn keine Nachforschungen angcstelit, daS ist nur bei Neulingen der Fall. Die Wünsche der Arbeiteransschüsse werden nach Möglich­keit berücksichtigt werde». Wenn wir Arbeiter vorübergehend cinstellen, dann wird ihnen dies gleich von vornherein gesagt. Unsere Löhne sind höher als l» der Privatindnstrie. Es ist ja möglich, daß manchmal der Einzelne in Privatbelricoen mehr verdient, das trisst aber für die Durchschnittslöhne rächt zu. Sollte es sich jedoch Herausstellen, wenn die Statistik für das Jahr 1912 vorlicgt, daß dies nicht mehr der Fall ist, dann »'erden wir unsere Tarife revidieren Bei Betrieben, wi- d'c Kaiser­lichen Werften sind, sind Ift erstunden unumgänglich, lll viel zu häufig unerwartete Ansordernngc» an uns herantreten.

Abg. Brandes (Soz.): Die Lös-..- der Kaiserlichen Wersten nach meinem Material in der Tat niedriger als bei de«

. ivatwersten. Die a>ah( der Krankheitstage der Werftarbeiter und die Zahl der Sraulheitssäl.r gebe zn denken und sollte« sie Verwaltung veranlassen, Nemeouc eintreten ^ lassen. (Beijall bei den Soz.) ^ -

Aog. Legten (Soz.): Gegen die ungeteilte Arbeitszeit sind wirtlich durchschlagende Gründe auch heute nicht angeführt wor­den. Die Verwaltung soll nur einen Versuch damit machen.

Damit schloß die Diskussion.

Die Kommissionsresokntion auf Schaffung einer- freien Petitionsrechts der Beamten, Angestellten nnd Arbeiter in den Marinebetriebcn wurde angenommen, ebenso Resolutionen aus alljährliche Vorlegung einer Lohnstatistik, ans Ausbau der Ar­beiterausschüsse nnd Revision der Arbeitsordnung.

Bei einem späteren Titel wurde eine Resolution angenommen, die Rücksichtnahme ans die Fischer in der Kieler Föhrde bei Schießübungen fordert.

Bei üen Ausgaben für L o t s e n io e s e n , Seezeichen- wescn nsw. brachte

Abg. Ahlhorn (Fortschr. Vpt.) zur Sprache, daß der West­turm ans Wangeroog, ein aitehrwürdiges, ans Hartbrandsteine» erbautes Bauwerk, durch die Marineverwaltung (Große Unruhe) verschandelt werde, indem er schwarz geteert werde.

Großadmiral v. Tirpitz: Ich werde alles tun, die Zustimmung dafür zu erwirken, daß der Turm so bleibt, wie er ist. (Beifall.)

Eine von der Kommission vorgeschlagene Resolution, den Reichskanzler zu ersuchen, im Reichshaushalt für 1914 eine Neu­regelung der Bordabzügc in der Weise vorzunehmen, daß ihre Abstufungen der Höhe des GehaltS angcpaßt wird, wurde ange­nommen. Die dauernden Ausgaben für die Zentralverwaliung für das Schutzgebiet Ktautschon wurden ohne Debatte erledigt.

Beim Extraordinarium bat beim Titel Ha sc» an lagen in Helgoland

Abg. Waldstei» (Fortschr. Vpt.) die Interessen der Fischer, besonders der Hunimerfischcr , im Auge zu behalten, denen Schadenersatz gezahlt werden müsse.

Großadmiral v. Tirpitz: Die Gründe für die Kieler Fischer treffcn auch für die Helgoländer z». Wir werden deshalb eine entsprechende Summe ans Billigkc-itsgründen in de» Etat ein- setzen. (Beifall.)

Das Eztraordiiiarium wurde ohne Debatte nach den Kom­ni ifsionsanträgen bewilligt, darunter auch die erste Rate von 5 Millionen für den Neubau des KaiserschifseöHohenzollcru".

Damit war die zweite Lesung des Marineetats erledigt.

Hierauf wurde der Nachtrag zum Etat für das Schutz­gebiet Kamerun für 1912 ohne Debatte in zweiter Lesung bewilligt.

Es folgte der Etat für das R c i ch S k o l o » i a l a m t.

Beim ersten Ansgabetiie!:Gehalt des Staatssekretärs" bemerkte

Abg. Henke iSoz.): Nach dein Urteil des Gouverneurs Dr. Schnee ist es nichts mit der Besiedelung Ostasrikas in dem Sinne, wie es uns die Kvlonialphantasteu haben glauben »rachen wollen. Tie Ausgaben für die Kolonialpvlitik werden gleichwohl weiter wachsen. ES ist ein Unsinn, von den Eingeborenen eine 1911- stünöige Arbeitszeit zu verlangen; das ist eine kapitalistische Ausbeutung. Die Eingeborenenbevölkerung ist nnwürdig behan­delt worden, und es gibt viel Farmer, die heute noch ein Gefühl des Hasses gegen sie haben. Sic wollen, daß die Eingeborenen, die entlausen, gekennzeichnet, in Ketten gelegt nnd vor allem ge­prügelt werden. Man will die Eingeborenen zur Geldwirtschaft erziehen und die Steuern durch Straßenarbeit eintreiben. Das ist eine unmenschliche Behandlung. Von Miseren Kolonialpro­dukten können wir uns erheblichen Gewinn nicht versprechen. Wir protestieren dagegen, daß der Staatssekretär gegen de» Beschluß des Reichstags in der Miscnehsnsrage Sturm läuft, mit einem Worte: wir verurteilen die ganze Kolouialpolitik.

Nächste Sitzung Mittwoch 2 Uhr: Lchwcrinstag; Antrag ans. Schaffung kleiner Garnisonen, Petitionen. z

Ei«« Regieruugskurrdgcbrnrg zum Sleuergesetz?

Schluß 9-Z Uhr.

Wie sicNational-Zeitung" erfährt, beabsichtigt die Regierung, bei der Veröffentlichung des Steuerge- setzas sich unmittelbar an das Volk mit einer Kund­gebung zu Menden, die ausdrücklich auf die analoge Selbst­besteuerung des Volkes im Jahre 4813 hinweist und betont, daß die politische Entwicklung der letzten Zeit daS fried­liebende Deutsche Reich zwinge, für seine Wehr nnd Si­cherheit außerordentliche Opfer zu bringen. Von dem Grundsatz strengster Gerechtigkeit geleitet, strebt die Re­gierung, wie versichert wird, eine ganz gleichmäßige Be­lastung des mobilen und immobilen Kapitals an. .

Bayern und die Vermögenssteuer. DieBay­rische Staersztg." vertritt in einem Leitartikel die Be­deutung der Vermögenssteuer und die Deckung der einmaligen Ausgaben für die HeereSvorlage vom Stand­punkt der bayrischen Regierung aus. Zu Beginn des Artikels steht der Satz :Es sei eine Tat von ioeltge- schichtlicher Größe, zu der das deutsche Volk ausgerüfcn werde. Tie Gesamtheit des Volkes werde auf diese Weise dem nationalen Gedanken ein Opfer bringen, das dem Staate zunutze komme und dem Auslande Achtung abge- wmnen werde. (?)

Die deutsche MiLitärvorlage. Im Senioren- konvent des Reichstages teilte der Präsident mit, daß der Reichskanzler ihm gegenüber die Hoffnung ausgesprochen habe, die Militär Vorlage am 28. Mürz dem Reichstage zugehcn zu lassen. Tie Vor­lage soll für den 7. April auf die Tagesordnung ge­setzt werden. Daß gleichzeitig die Deck n ng sv o rl a g e an den Reichstag gelangen werde, darüber hat der Reichs­kanzler sich nicht geäußert.

Der Etat für Ostafrika. Die Budgetkommission des Reichstages erledigte am Dienstag den Etat für Ostafrika. - Staatssekretär Dr. Sols inachte Mitteilung über das Ergebnis einer Recherche bezüglich der behaup­teten Grausamkeiten unserer Schutztruppe gegen Einge­borene. Es habe sich nichts ergeben. Die Verwaltung solle das Licht der Oeffenllichkcit nicht scheuen und um Vorlegung weiteren Materials bitten. Beim Etat für Togo wurde die Eingabe der deutschen Kolonialgeselllchaft um den Bau einer Bahn durch daS Oelpalmengcbiet als Mch.rial 'der Verwaltung überwiesen. Zum Etat für SüLwestafrika lag eine Resolution vor, nach- der Ser Etat für die Schntzlrnppen einheitlich ausgestellt nnd ein be­stimmter Prozentsatz auf das Reich und das Schutzgebiet verteilt werden soll. Durch diese Neuregelung soll auch das Schup , 'et leibst an einer Herabsetzung der Schutz­truppe intert stiert werden. Zur Diamantenfrage erklärte Dr. Solf. die neue Diamantenbesteuerung sei nunmehr durckgeführt. Die Förderer seien nunmehr den Wünschen des Reichstages entsprechend an der Regie beteiligt, nicht nur mit 50 Prozent an den Wien, sondern auch mit 50 Prozent an den Auffichrstatsstellen. Auch sei eine ver­stärkte staatliche Aussicht durchachührt durch einen zwickten Kommissar; endlich sei für d.... Verkauf der Diamanten

ein allgemeiner öffentlicher Wettbewerb ausgeschrieben. Weim die Lvhuschtciser daran nicht teilnehmen können, weif ihnen aas Kapital- zum Einkauf von Schleifsteinen fehlt, so könne dies von der Verwaltung nicht geändert Weeden. Man plant, eine. Ein- und Berkaufsgenosfenschaft zu gründen, die den ärmeren Arbeitern den Einkauf er­möglichen könnte. Weiter soll ein Beitrag für die Hanauer Schleiferschttlen gegeben werden, auch für Berlin ist die Gründung einer Schleiferschule in Aussicht genommen. Tr. asolf wandte sich gegen die Auffassung, Schutz- »ach, Polizeitruppen könnten sich gegenseitig ersetzen. Keine Kolonie kramte eine schlagfertige Schutztruppe entbehre».

Zur Jahrhundertfeier. Ter Magistrat oer Stadt Berlin hat dem Kaiser eine Einladung zu dem offiziellen Kirchgang in der Nikolaikirche am 10. März zugehcn lassen Ter Kaiser hat aber die Einladung mit dem Bedaueru abgelehnt, daß er den Gottesdienst, der zur selben Zeit im Tom im Rahmen der militärischen Jahr­hundertfeier abgehalten wird, besuchen wird.

Helgoland, 5. März. Das deutsche Torpedoboot 8 178 ist von Sem Kreuzer Aork angerannt worden und gesunken. 15 Mann der Besatzung wurden ge­rettet, 5060 Personen find ertrunken.

Berlin, 5, März. Ter frühere Präsident des preußischen Herrenhauses Freiherr von Mau re uff et ist gestorben.

Halle a. S, 5. März. In der Do lau er Heide fand ein Duell zwischen Offizieren statt. Dabei wurde Leut u a n t Q uiring vom Infanterieregiment Nr, 160 durch einen Schuß in die Brust schwer verletzt.

Neustrelitz 5. März. Wie dieLandeszeitung für beide Mecklenburg" von diplomatischer Seite erfährt, lM sich die Konferenz der Bevollmächtigten zunr B uade s r a r am vergangenen Sonnabend für die F r e i- lasjung aller Vermögen bis zn 15000 Mark von der Kriegs st euer ausgesprochen.

Karlsruhe, 4. März. Der einzige Sohn des be­rühmten Dichters von Scheffel, Kammerhcrr Viktor v o n Scheffel, ist an einer Blutvergiftung im TLakr-- nifsenhaus im Aller von 46 Jahren gestorben. Er ist aus der Jagd jüngst verunglückt und hat sich einen Bein­bruch zugezogen.-

Köln, 4. März. Für die neugegründcte Aktiengesell­schaft für Wohnungswesen sind von privater Seite allein über 600 000 Mark gezeichnet worden. Ta die Stadt Köln sich ebenfalls mit 600000 Mark beteiligen will, wird die Gesellschaft mit einem Kapital von über einer Million 200 000 Mark ins Leben treten.

Ausland.

LtuSetttcnkraloaüe in Lemberg.

L e in b e r g, 4. März. Bekanntlich werden die russi­schen Lehranstalten in Russisch-Polen, vor allem die Uni­versität Warschau, von den polnischen Studenten boy­kottiert. Als kürzlich vier jüdische Studenten der Me­dizin, die gegen den Boykott an der Universität Warschau! protestiert harten, auf die Universität Lemberg überfte­del ten, erklärten die dort studierenden polnischen Au-- denken, daß sic mit den Streikbrechern keine Vorlesungen hören werden. (Heftern erschienen die vier Studenten dev Medizin zum erstenmal in einem klinischen .Hörsaal. Tie polnischen Studenten verließen sofort das Kolleg. AG Portal! Wirten sie jedoch wieder um, um die Juden rmt Gewalt aus dem Kolleg zu entfernen. Eine Gruppe Zio­nisten kam aber den Angegriffenen zu Hilfe und es ent­wickelte sich eine große Prügelei, bei der es mehrere Schwerverletzte gab. Die Rettungsgesellschaft mußte her- beigcholt werden, da man offenbar in der Klinik den Ver­letzten keine Hilfe gewähren wollte.

Paris, 4. Fcbr. Die Regierung hat heute in de« Tepiuiertenkammer einen Gesetzentwurf eingebracht, durch den Nacht ragt kredit e für Marokko für daS Etatsjahr 1912 in Höhe von 1.33 Milli onenFrancB gefordert werden.

Budapest, 4. März. Me sozialdemokratische Partei­leitung hat beschlossen, jetzt keinen Massen st reik zlr proklamieren. Sie wird ein Manifest erlassen, worin dieser Entschluß begründet wird. Die sozialdemokratische Par­teileitung behält sich vor, den Generalstreik Zu einem Zeitpunkt zu proklamieren, der ihr genehm ist.

London, 5. März. Aus Tokio (vird gemeldet: Die auch von der Königlichen Familie im Winter als Auf­enthaltsort benutzte Stadt Numod zu wurde von einen heftigen Feuer sbrun st heimgesucht. Den Anstreng­ungen der Feuerwehr gelang es nur, eine Villa der Kai­serin-Witwe, sowie zwei kleine Straßen zn retten. Der ungerichtete Schaden beträgt 7 Millionen Den.

Venedig, 5. März. Wegen der vom Magistrat he- rausgegebenen Kranlcnhausverordnung kam es zu gis­st e n Straßentumulten. Gin Offizier und m e h- rere Soldaten wurden verwundet. Ter Bürger­meister Griin an; erhielt vom Pöbel Ohrfeigen.

Rewyork, 5. März. Tie Medizinische Ver­einigung hat dem deutschen Arzt Dr. Fried­mann, der vor einigen Tagen hier eingetroffen ist, ans sein Lungenserum zu erp'coben, verboten, das Mittel bei Kranken anzuwenden, bevor er nicht der Vereinigung eine gewisse Menge des Serums zur Verfügung gestellt hat, 'um dieses zn prüfen. Das Hotel Friedmanns ist ständig von Lausen denvonPersonen umlagert,

die den Arzt sprechen wollen, um sich von ihm heiles zu lassen.

Dteustnachrlchteu.

Im Voilmachtsnaw.cn des Königs hat das Staats- Ministerium das erledigte Oberamt Sulz dem Oberamtman« Gunzenhäuser, etatsmäßigen Assessor bei der Regier­ung des Tonaukreises, übertragen, die Amtmänner Beut­ler beim Oberamt Nürtingen und Elben beim Obecamt Hall je auf eine Amtmannsstelle bei der Stadtdirektion Stuttgart und den Amtmann Banzhaf beim Oberamt