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mit Erzähler vom Schwarzwald.
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Amtsblatt für die Ltadt lVildbad.
Verkündigungsblatt
der r(gt. Forstämter wildbad, Meistern, Enzklösterle rc. während der Saison mit
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Ne. 54
Donnerstag, den 6. März ISIS.
SO. Jahrg.
Wilsons
Einzug ins Weiße Haus.
v Washington, 4 März, llmcr den üblichen eindrucksvollen Feierlichkeiten vollzog sich tzeuie oer Wechsel in der Regierung und der K-mzng des neuen Präsidenten Wilson in das Weiße Haus. Ter offizielle All spielte sich auf der Freitreppe des Kapitols ab. Präsident Wilson hielt seine Jnangurationsrede, die ein zum Teil mit hinreißendem Schwung vorgetragenes Sozialprogramm bildete.
Er wies auf den Wechsel in der Regierung hin, die setzt demokratisch geworden sei. Dieser Wechsel bedeute mehr als einen bloß«! Parteisieg. Es gelte jetzt, das Schlechte zu beseitigen ohne das Gute zu schwächen, das ganze öfsent- llche Leben zu reinigen, ohne es schwach oder sentimental zu machen. Wir waren sehr eilig in dem Drang, groß zu werden. Die Binde ist von unseren Augen gefallen, unser Werk ist ein Werk der Wiederherstellung. Wir haben sorgfältig geprüft, was geändert werden muß: der Zolltarif, das Bank- und Währungssystem, das Jndustriesystem und die Landwirtschaft. Wir haben die besten Produktionsmittel studiert, aber wir haben weder ihre Kosten, noch ihre Anwendung so studiert, wie wir es als industrielle Organisatoren, als Staatsmänner und'als Einzelpersönlichkeiten hatten nur müssen. Ebensowenig haben wir die Mittel studiert und vervollkommnet, wie die Regierung in den Dienst der Humanität gestellt werden könnte zur Förderung des Wohls der Nation, der Männer, Frauen und Kinder und ihrer Rechte im Kampf !mns Dasein. Tie erste Ausgabe der Gesetze ist, die Gesellschaft gesund zu erhalten. Sanitäre Gesetze, Nahrungsmittelgesetze und Gesetze über die Arbeitsbedingungen sind Aufgaben der Gerechtigkeit. Daneben darf nicht vernachlässigt werden das Althergebrachte, der Schutz des Eigentums und des persönlichen Rechts. Es handelt sich nicht um eine rein politische Ausgabe, sondern darum, ob wir imstande sind, unsere Zeit und die Not unseres Volkes zu verstehen, ob wir das reine Herz haben, unsere Aufgaben zu verstehen und den geläuterten Willen, uns für sie zu entscheiden. Hier werden nicht die Kräfte einer Partei, sondern die Kräfte der Menschheit ausgeruscn. Ich rufe alle ehrenhaften Männer, alle Patrioten, alle vorwärts blickenden Männer an meine Seite. So wahr mir Gott helfe, ich werde sie nicht im Stiche lassen, wenn sie mir nur raten, und beistehen wollen.
' Washington, 4. März. Für die Ausschmückung brr Bundesstadt war auf Wunsch des Präsidenten der Ormrssatz „Jesserson'sche Einfachheit" im großen und ganzen befolgt worden. Immerhin hatte die Stadt reichen Aestschmnck angelegt und zwar hauptsächlich in grün
Ls gibt nichts, was mehr vor der Uebcrbebung unserer Leistungen schätzt, als wenn man sich immer nur im Nahmen des Ganzen denkt.
v i l l r o t h.
Schauspieler des Lebens.
Roman von Luise Westkirch.
W Nachdruck verboten.
. Jetzt kam auch Frau Hadetn im hübschen Hauskleid, rundlich und rosig, an der linken Hand Nuscha, das Mädchen, an der'rechten Butzel, den Helden, .der wieder einmal den Tod überwunden .hatte. Sie entschuldigte ihr Ausbleiben. Eine Mutter habe immer zu schaffen. Aber sie erachte es- für ihre oberste Pflicht, das Gemüt ihrer Kleinen tzu bilden. Dazu versäume sie keine Gelegenheit, und niemals überlasse sie die beioen Kleinen fremdem Einfluß. Butzel bewies auch sogleich sein gebildetes Gemüt, indem er Erwin heimlich Sens "an den Rockärmel wischte. ^
Pastor Mcchrcnholz kam pünktlich mit dem -schlag der großen Wanduhr. Er aß häufig bei Hadelns. Aber heute war er nervös. Nur zerstreut erledigte er die üblichen Erkundigungen, Fragen, Klagen und Tröstungen, und kam schon beim zweiten Lössel Suppe auf Erwins gewagtes Experiment zu Arnsselde, von dem er am Morgen vernommen hatte, und und ihm geivaltig im Kopfe herum ging. „Ein Wagnis, lieber Erwin, ein gefährliches Wagnis! Ich wollte, Sie hätten sich vorher mit Sachverständigen dacilber 'ausgesprochen. Hören Sie nur, lieber Hadern —"
Der Hausherr horchte finster auf die Auseinandersetzung, wurde sehr rot, schluckte, schien eine lange Rede reden zu wollen und sagte schließlich nur das eine: „Sie sind doch ein Sozialdemokrat."
„Keineswegs. Nicht Revolution, Reformation ist mein Ziel. Ich Liebe unsere mühsam errungene Kultur und rch würde es als einen unersetzlichen Verlust betrachten, wenn der elementare Ausbruch der Massenvcrzweislung sie weg- schwemmen sollte, wie ein überschaumender Gießüach sorgsam auf den Fels getragene Ackerkrumme. Gerade um dies Unglück zu verhüten, halte ich es für notwendig, der Arbeiterklasse die Muße und die Mittel zu gewähren, diese Kultur kennen zu lernen. Sie ist gerettet, wenn ihre Segnungen erst m die Hütten bringen, wenn sie dem Volk so unentbehrlich geworden ist wie uns. And sagen Sie selbst, wer ist mehr geeignet, wer ist mehr berufen als wir, die Höhergestellten und dämm Weiterschauenden, die Befehlenden und darum
und weiß. Tie in Washington zusammengeströmte Menschenmenge war größer denn je. Um 40rch Uhr vormittags begaben sich der neue Präsident Wilson und der neue Vizepräsident Marshall nach dem Weißen Hause, von wo sie zusammen mit dem Präsidenten Taft nach dein Kapitol fuhren. Tort nahm Präsident Taft seine letzte Amtshandlung vor, nämlich den formellen Schluß deS 62. Kongresses, dem die Botschafter und die Gesandten der auswärtigen Mächte beiwohnten. Im Sitznngssaale des Senats legte Vizepräsident Marchall den Ämtseid ab. Tann folgte die -Vertagung des Senats und des 62. Kongresses, unmittelbar darauf der Zusammentritt deS neuen Senats und seine Eröffnung. Vizepräsident Märshall hielt an den Senat die Eröffnungsansprache und nahm den neuen Senatoren den Lid ab. Um 12.60 Uhr begab sich der feierliche Zug aus dem Senatssaal nach der Terraffe aus der Ostseite des Kapitols, wo Präsident Wilson den Eid ablegle und die bereits gemeldete Ansprache hielt. Hierauf fuhren der neue und der bisherige Präsident nach dem Weißen Hause. Unmittelbar hinter dem Wagen setzte sich die Jnaugurationsparade in Bewegung, die über die festlich geschmückte Pennspl- vania-Avenue führte. Vor oem Weißen Hause verabschiedete sich Taft, dem Brauch gemäß, von Wilson, worauf der neue Präsident von der dort errichteten Ehrentribüne die Parade passieren ließ. Nach der Parade begab sich Präsident Wilson in das Weiße Hans.
Der Balkankrieg.
Die Kollektivnote -er Großmächte.
Wie der „Berliner Lokalanzeiger" erfährt, sind die Großmächte darin übereingekommen, einer jeden der vier Balkapregierungen eine Kollettivnote zu übergeben, in der von der letzten Erklärung der Pforte Mitteilung gemacht und bei den Balkanregierungen ungefragt wird, ob sie eine gleiche- Erklärung abzugeben bereit- sind, in welchem Falle die europäischen Mächte die Friedensvermittlungen unverzüglich in die Hand nehmen würden. Tie Kollektivnote soll entweder heute oder in den nächsten Tagen überreicht werden. Von einer der Türkei aus- zverlegenden Kriegsentschädigung will das im Orient am meisten interessierte Frankreich nichts wissen. Wie die mideren sich zu dieser Frage stellen, ist noch unbekannt, doch dürste hierbei daran erinnert werden, daß Rußlands Kriegsentschädigung aus den Jahren 1877/78 von der Türkei noch nicht zur Hälfte bezahlt ist.
Mächtigeren, die Feuer, die planlos, verderbendrohend allerorten heimlich glimmen, zusammenzusassen zu einer gebändigten und darum segenbringenden Kraft? der drohenden Explosion vorzubeugen, indem wir den cmfgestauttn Leidenschaften ein Ventil öffnen. Wenn wir das Verbotene zum Erlaubten umprägen, wie ich es heute tat, nehmen wiv ihm den Reiz des Verbrechens und seinen' Fluch und machen es harmlos."
„Harmlos, die Schreiberei und Hetzerei der verdammten Prcßpiraten? — Nein, mein Bester! Gott verzeih' Ihnen; Sie wissen gar nicht, was Sie gesündigt haben. An Ihres Vaters Institutionen, die Sie leichtherzig niederreißen, besaß die ganze Provinz ein Bollwerk gegen die Sozialdemokratie."
„Das gibi's jetzt nirgends in der Welt."
„Ja, es ist eine schauderhafte Zeit."
„Es ist eine große Zeit! eine Frühlingszeit des Werdens! Neue Gedanken, neues Keimen, neues Wachsen und Wollen überall. Alle Verhältnisse brechen die Jahrhunderte lange Erstarrung. Das Größte wie das Kleinste ringt nach Neugestaltung. ES ist schön, jetzt zu leben, jetzt mitzutun."
„Ten Kuckuck auch! Wo die Schönheit steckt, sch' ich nicht. Aber daß den Fabrikanten von Zucker und von Eisen die alte Zeit bekömmlicher war, das weiß ich."
„Was Zucker und Eisen! Die Menschen, die Bürger, all seine Bürger und ihr Wohl, das ist der Zweck desStaates."
Erwin begann sich über seine Pläne, seine Hoffnungen zu verbreiten. Er wurde lebhaft, ein leichtes Rot trat aus seine Wangen; die Worte flössen von seinen Lippen. Die heutigen Reformen waren nur der erste schritt, die Ebnung des Bodens. Er gedachte Fachschulen für die jungen Arbeiter in Arnsselde selbst einzurichten, Kochschulen für die künftigen Hausfrauen. Tie Betriebsleiter und Inspektoren würden demnächst auf dem Werk selbst ausgebilder werden, aus dem Schoß der Arbeiterschaft zu leitenden Posten hinaussteigen.
Hadeln sagte gar nichts. Ueberlegene Duldung im Blick der vorstehenden Augen, hörte der Pastor zu, bloß dann und wann durch ein leises KvpfsLütteln seine Nichtübereinstimmung andeuiend. Cndlick rückte er mit seinem eigenen Plan heraus. Er erbot-. sich, Bibelstundcn einzuführen in Erwins Interesse, im Interesse der bedrohten Ordnung. „Ja, ja, mein lieber Erwin, das ist eine alte Regentenweish-n:: Gebet und Arbeit'sind die beiden Zäume der widerspenstigen Menschheit. Wenn Sie den einen lockern, müssen wir den andern um so fester an ziehen."
Die Friedensbedingungeu.
Pariser Blätter 'veröffentlichen folgende Friedcnsbe- dingungen der Verbündeten: 1. Sofortige Einstellung der Feindseligkeiten nach Unterzeichnung des Friedens. 2. Uebergabe von Adrian opel, Skutari und Ianina än die Verbündeten. 3. Festsetzung einer türkisch-bulgarischen Grenze nach der Linie Rodosto-Midia. (Tie näheren Einzelheiten sollen durch eine türkisch-bulgarische Mili-- tärkomnlission niedergelegt toerden.) 4. ^Abtretung der Halbinsel Gallipoli an die Verbündeten. 5. Abtretung der durch die Griechen besetzten Inseln deA ägäischen Meeres. 6. Zahlung einer Kriegsentschädigung durch die Türkei. 7. Gegenseitige Auslieferung der Gefangenen. 8. Dem Sultan wird sie Erlaubnis erteilt, in den Balkanstaaten einen Vertreter zu unterhatten, dem vor allem religiöse Pflichten obliegen. 9. Wiederherstellung aller Verträge und Akkorde, die vor Ausbruch des Krieges zwischen der Türkei und den Verbündeten bestanden. 10. Endgültige Annettion der Insel Kreta durch Griechenland.
Konstantin opel, 4. März. Aus authentischen Quellen wird bestätigt, daß der Großwesir durch Vermittlung oes russischen Botschafters Bulgarien neue Friedensvorschläge gemacht hat, wonach die neue Grenze von der Bai bei San Stefano, lO Kilometer nördlich Kap Jniada ausgeht und dem Lauf der Maritza und Risnaia folgen soll. Wrianopcl soll unter gewissen Garantien an Bulgarien abgetreten werden.
K o nst a n t: n opel, 4. März. An maßgebender Stelle verlautet, oaß alle Frieden sg erüchte zürn mindesten verfrüht sind. Tie gegenwärtig äußerst strenge Kalte verhindert jedoch jede kriegerische Aktion. Aber die Türken können ruhig äbwarten, bis nach einem Monat für Bulgarien die Zeit der Aussaat des Getreides beginnt. Tie Verbündeten werden dann gewiß billigere FriedenSbcbrngungen stellen. Es ist aber möglich, daß durch Vermittlung der Großmächte die Verhandlungen noch diese Woche auf neuer Basis beginnen.'
Belgrad, 4. März, Tie offiziöse „S-amuprawa" erklärt: Ta die Jungtürken die Fortsetzung des Krieges mrd die wirtschaftliche Stockung in lEuropa verursacht hätten, seien sie verpflichtet, für den Abschluß des Friedens mehr Opfer zu bringen. Erstlich habe sich die Türkei , jetzi in den Friedenspräliminarien über Skutari, Janina und die Aegäischen Inseln und nicht mir über Adria- nopc! zu erklären, zweitens seien die Mliierten verpflichtet, Kriegsentschädigungen zu verlangen, weil sie durch die
Aber Erwin ereiferte sich: „Ich brauch' gar keinen Zaum Befehl' ich Bestien? Ich bilde mir ein, mit gesitteten Menschen zu schäften zu haben, die dem Gebot der Vernunft zugänglich sind."
Als er ausbrach, drückte Florence ihm fest die .Hand. „Kommen Sie bald wieder. Sie sind ein merkwürdiger Mensch. Es ist, als ob Sie einem immerzu Märchen erzählten. Ich langweile mich fast gar nicht, wenn Sie da sind."
Erwin lachte. „Tie Einladung ist ungeheuer schmeichelhaft."
Aber er war überzeugt, daß er sehr bald wicdcrkommen würde, während er im Wagen lehnte, den Kops ein wenig- schwer von den ausgezeichneten Weinen, die Hadeln zum Friedensschluß hatte aus dem Keller holen lassen.
„Denn so bin ich nu mal," sagte der Zuckersabrikant, „ein grundgutmütigec Kerl. Ich kann nicht böse sein, einem Nachbarn und Berufsgenossen nun mal gar nicht, — am allerwenigsten einem unglücklichen. Ja, Lieber, Sie sind ein verlorener Mann. Cie wollen's nicht glauben? — die kränksten Menschen sind die, die ihre Krankheit nicht merken. Sie werden sie merken. Das geht wie mit dem Fieber. Jetzt sehen Sie lauter schöne Tinge, die angenehmsten Phantasien umgaukeln Sie.» Aber die Kopfschmerzen hinterdrein! Der Katzenjammer! Au!" —
Und als Erwin eine lebhafte Verteidigung seiner geistigen Gesundheit nicht unterdrücken konnte, erwiderte Haveln nur: „Armer Kerl!" Seine Augen schwammen dabei, als glänzte eine Träne darin. Erwin fand den vierschrötigen Dicken, der ihn beweinte, ungeheuer komisch.
Aber Florence hatte es ihm angetan, ihre Herbheit, ihre Bitterkeit, die den schärfsten Stachel gegen das eigene Herz, zu kehren schienen. Er wunderte sich nicht länger, daß sie geworden war, was sie war. Er wunderte sich nur, daß es nicht mehr ihresgleichen unter den alleinstehenden, vermögenden und darum zur Untätigkeit verdammten Mädchen gab.- Aber freilich, ihre großangelegte Natur, ihr scharfer Verstand drängten zur Klarheit und sahen, wo Mtuderbe- günstigte Mitschwestern eine Binde um die Augen trugen.
(Fortsetzung folgt.)
— Erpressung. „Herr Haüptmann, wenn i koin ' Urlaub net krieg, werde ich bei der Kaiscrparade koin Schritt net Hollen. Hol man m'r gesogt, dann müssen Herr Hauptmann in Pension."