qszLrchktter Rede den Königstsap aus; kg», wüm. Konsul KaÄ, Herfutth' sprach dem DerernSvorstand, insbesondere hem-BorsitzeudLN seine vollste Anerkennung und Dank aus Nr die com so vorzügliche als erfolgreiche Leitung des Ver- einK, Pfarrer Johannes Richter brachte in einer von sietem Beifall begleiteten Rede den Damen sein Hoch, Kaufmann Rud. Wid mayer und Ingenieur Karl Bruker Erfreuten die Fcstversammlung mit heiteren Vorträgen in schwäbischer Mundart. Zum Schluß kam die tanzlustige Ju- zcnd zu ihrem Rechte die Alten schlossen sich dabei nicht gus und so war es dem Morgengrauen nahe geworden, als sich die Letzten, hochbefriedigt von allem Gebotenen, trennen. ES sei noch , erwähnt, daß der Verein sein Lokal in -ein bekannten Restaurant Thüringer Hof, Burgstraße, har und di« Versammlungen regelmäßig Samstags, abwechselnd als Familien- und Herrenabende abhält; der rührige Wirt A. Herrmann, der früher die Kilianshallen Heilbronn bewirtschaftete, bietet dabei aus der Küche schwäbische Spe- .-.salikärcu und ans dem Keller vorzügliche schwäbische Weine.
Stuttgart, l. Aiärz. Die würticmbergisclwn Pvstagen-
haben mit Beginn des Jahres ein eigenes Bereinsorgan, „Der württembergische Postagent", geschaffen. Den fach sichen Teil gibt Postagent Staudenmayer-Merklingen OÄ. dlaubeuren, den übrigen Teil H. Kirschmer-Laichingeu OA. Müsingen, heraus. Das Blatte erscheint zwei Mal monatlich.
Lndtvigstmrg, 28. Febr. Eine größere Anzahl hiesiger Industrieller versammelte sich gestern abend i.n Hotel Herzog Eberhard und gründete zwecks Wahrung gemeinsamer Interessen eine Vereinigung unter den! Namen ^ndustrievervand von Ludwigsburg und Umgegend. Zum tz'oriitzei-.den wurde Fabrikant R. Andre gewählt.
Erzingen DA. Balingen, 28. Febr. Es kommt jeden- Ells selten vor, daß ein 80-Jähriger einem lOO-Jährigen bas Geleite zur letzten Zduhestätte gibt. Hier hat sich aber dieser Tage der gewiß noch seltenere Fall ereignet, daß em Hundertjähriger, Wagner Sämann ans Ostdorf, der im Oktober v. I. seinen 100. Geburtstag feiern konnte, als Taus- sate dem 821/sjährigen Joh. Mari. Geiger bei dessen Beeidigung die letzte Ehre erwieS.
Licvenzell. 28. Febr. Diesen Sormner wird das Per- ,'onql des Stuttgarter Residenzthcaters hierher kommen und als städtisches Kurtheater seine Sommerserien .»er zubringen.
Edingen, 28. Febr. Schon gestern abend hat es geschneit; heute früh lag eine leichte Schneedecke aus der Flur. Heute vormittag aber fallen die Flocken so dicht, daß lasch eine WintrrlandschafL entsteht.
Pfullingen, 28. Febr. In der letzten gemeinschaftlichen Ditzrmg der bürgerlichen Kollegien gerieten der Gemeinderat Md der Bürgerausschuß in der Schulhaussrage wieder einmal aneinander. Ter Bürgerausschnß verlangt einen Neubau, der Gemeinderat bloß einen Anbau. Letzterer nahm, als Ser Stadtschultheiß Lämmle die vom Oberamt als zulässig anerkannte Durchzählung der Stimmen Leider W>l- :rgien aneordnete, einen Antrag an, gegen diesen Bescheid des Obcramts Beschwerde bei der Kreisregierung einzulegen, woraus der Bürgerausschuß nnt einer Sezession drohte. Der Ztadrschultheiß schloß den Zwist dadurch ab, daß er die Sitzung für beeildigt erklärte.
Mm. 28. Febr. Dem Antrag des Bau- und Aiirauz- Msschusses, die Frage der Inangriffnahme eines Th ea- terneubaus zurückzustellen, bis zur Besserung der Mitischcn und wirtschaftlichen Lage und bis sich die .Einwirkung der Kinematographen auf den Theaterbesuch besser übersehen läßt,, wurde nach kurzer Debatte zugcstimmt.
Mm, 27. Febr. Der Pächter der Kantine des 120. Infanterieregiments, der ein jährliches Pachtgeld von 33000 Marl zu entrichten hat, erhielt vom Kameralamt ein S-traf- Aandat von mehr als 8000 Mark, was ein der Steuer Unterzogenes Einkommen von 22—23000 Mark bedeuten würde. Er hat, laut „Beobachter", Antrag auf gerichtliche Zntscheidung gestellt, wodurch der Fäll bekannt wurde. Das ürieik ist noch nicht rechtskräftig, da Revision an das Reichs- zericht eingelegt 'wurde. Auch die Kantinenpächter anderer Regimenter wurde» zur Bestrafung und Steuernachholung herangezogen, haben aber keinen Antrag auf gerichtliche Entscheidung gestellt.
Rah und Fern.
Verlassen und verrate».
Ärn teyren Sonntag abend entfernte sich inLöchgau das 1'Sjährige Dienstmädchen des dortigen Nagelfabrikanten von ihrer Dienststelle und kehrte nicht mehr zurück. Das Mädchen unterhielt mit einem Buchhalter ein Liebesverhältnis. Er hatte ihr auch das Heiraten versprochen, verlobte sich Äoch am Sonntag mit einer anderen. Deshalb vermutete Nan sofort, daß sich das Mädchen ein Leid zugefügt Hüde. Der Dienstherr ließ den Polizeihund Sherlock kommen, der Ke Spur aufuahm, die Besigheim zu führte. Etwa .100 Meter oberhalb der Enzbrücke blieb der Hund an der Enz kchen und hier scheint das Mädchen ins Wasser gegangen P sein. Man ließ sofort den Rechen am Elektrizitätswerk der ab und am Donnerstag mittag wurde (.wie gemeldet) die Leiche dort angeschwemmt und gelandet.
Ei« kaltes Bad.
Schüler der Calwer Handelsschule hörreu am Abend von Svnigsgcdnrtstag jämmerliche Hilferufe auf der Nagold. Sic eilten hinzu und jähen einen Her:», der in Lack und Frack änd Glack mit den Fluten rang. Es war ein Architekt, der auf der Heimkehr von der König Geburtstagsfeier der Na- Mv zu nahe gekommen und hincingefallen war. Es kostete einige Mühe, ihn wieder ans Trockne zu bringen. .
Tu»s dritte Dvfer.
Wie erinnerlich, hatte der Buchhalter Altmann in Pien die drei Brüder Berger, seine Schwäger, bei denen ?r früher angcsteM war, auf der Straße überfallen und Pvei derselben sofort getötet, während der dritte schwer derlcht ins Krankenhaus geschasst werden mußte. Nunmehr O auch dieser dritte Schwager seinen Verletzungen erlegen.
Gerichtssaal.
Tew Kaiser und sein Pächter.
Berlin, 28. Febr. Das Landgericht in Eiding hat die Klage de s Kaisers gegen seinen in den ätzten Tagen «ft genannten GutspLchter Sahst ahge-- äriesen. Demnach bleibt Sahst noch fünf Jahre Pächter aes Vorwerks Rehberge.
Der Tchiebetanz vor Gericht.
Am Dienstag fand in dem jedem Besucher des bcchep Hochlandes wohlbekannten Marktflecken Bad Tölz vor dem rchössinger-icht die Verhandlung gegen den Kaufmann Emil '«erstle und die Gesellschafterin Martha Prostowitz, beide ^ Berlin, statt, die im Juli vorigen Jahres in Tölz bei Gartenfest Schiebetcmz getanzt hatten. Sie wache»
damals von dem Kapellmeister aus dem Saale mit .Gewalt entfernt und sind außerdem von den dortigen Bauernbur-' scheu tüchtig verprügelt worden. Gegen das Paar wurde von der Gendarmerie Anzeige erstattet und ein Verfahren wegen Vergehens wider die Sittlichkeit eröffnet, weil die Angeklagten durch eine unzüchtige Handlung öffentliches Aer- gernis erregten, indem sie trotz Abmachung des anwesenden Publikums den „Schieüetanz" tanzten^ Die Aussagen der Zeugen über den Eindruck, den der Tanz auf sie gemacht, lauteten verschieden'. Das Gericht sprach die Angeklagten frei.
Kunst und Wissenschaft.
Nähere* über de« Charlottenburger Oper «hansunfaü
Zu dem Unfall ün deutschen Opernhause in E Harle rteu bürg erfährt der Vertreter des „Deutschen Telegrafen" noch folgende Einzelheiten: Der Unfall ereignete sich während der Vorbereitungen für die Abendvorstellung. As der gewaltige Kuppelhorizont, der ein Haunrbeslanoteil der viel bewunderten Fortuny-Bcleuchr- ung ist, für die Abendszenerie um einige Zentimeter tiefer gesenkt werden sollte, brach, wahrscheinlich infolge eines Materialfehlers, eine der Hinteren Stangen, an denen der Horizont befestigt war. Infolgedessen stürzte der Horizont herunter. Obwohl er nicht ganz zwei Meter über dein Bühnenboden hängt, so führte der Sturz doch infolge der gewaltigen Masse der Kuppel, die 18 Meter Hoch, 18 Meter breit und 16 Meter tief ist, und infolge des kolossalen 'Gewichts von 20 000 Kg zu einer zivei- iachen Knickung der Sparrenersenkonstruktion. Man kann sich vorstellen, welches Unglück entstanden wäre, wenn die Bühne nicht zufällig in diesem Augenblicke von Menschen leer gewesen wäre. Zs sfr Vorschrift, bei jeder Beilegung der Kuppel alle Menschen aus dem dlktionsradius zu entfernen. Diese Sicherheitsutaßregek hat sich glänzend bewährt. Sie wird dadurch ernrvglicht, daß: alle Bewegungen der Kappel mittels einer Trncklnopfsteuer nng erfo'lgcm. Es ist jedenfalls ein sehr origineller Unfall, der nur bei ganz modernen Bühnen möglich ist. Die Kuppel wird jetzt vollständig abmontiert und die Direktion hofft es durch angestrengte Arbeit zu ermöglichen, daß die Vorstellungen heute wieder ausgenommen werden können.
Berlin, 28. Febr. „Ariadne auf Naxos" vou Hof mannsthal-Strauß jaus bei der Erstaufführung im Opern - Hause nur einen mäßigen Erfolg.
Vermischtes.
Ter Himmel im März.
Das Rahen des Frühlings kündet sich in diesen Tagen durch die rasch anwachsende Dauer der Tageshclle mit aller Sinnfälligkeit an. Am 1. März geht die Sonne um 8 Uhr 53 Min. morgens auf und um 5 Uhr.42 Min. nachmittags unter. Im Lause des Monats verschieben sich aber. die Auf- und Nntergangszeiten des Tagesgestirns auf 5 Uhr 43 Min. früh und 6 Uhr 36 Min. abends, woraus.hervorgeht, daß acht Tage nach dein Frühlingsaequinokiiums die Dauer des Tages die Nacht bereits um eine Stunde übersteigt. Am 21. März um 6 Uhr 18 Min. vormittags überschreitet dis Sonne den Frühlingspunkt, das ist der Schnittpunkt des Aequators mit der Ekliptik. Sie tritt damit in das Zeichen des Widders, und der astronomische Frühling beginnt. Im Laufe des Monats März steigt die Mittagshöhe der Sonne von 30 auf 410- Grad, berechnet für die geographische Lage der Berliner Sternwarte, entsprechend der Veränderung der Sonnendeklination, die am Monatsersteu noch mehr als 7H» Grad südlicher Abweichung beträgt, um sich bis zum 31. März auf 4 Grad 7 Min. nördl. Abweichung zu verändern.
Der F r ü h li n g s v o llm on d fallt in diesem Fahre beinahe mit dem Aequinoktium zusammen, und zwar auf den 22. März. Tamil hängt der ausnehmend frühe Termin des diesjährigen Osterfestes zusammen, da der Ostertermin sich nach dem Frühlingsvollmond richtet. Tie übrigen Mondphasen fallen auf den 8. (Neumond), den 15. (erstes Viertel) und auf den 20. Mürz, an welchem Tage .der Mond das letzte Viertel zeigt. Am 22. März, dem Tage des Vollmonds, findet eine totale Mondfinsternis statt, die aber in Europa unsichtbar ist. Die totale Phase dauert von 12 Uhr 11 Min. bis 1 Uhr 14 Min. nachmittags mitteleuropäischer Zeit. Tie Verfinsterung wird in Nordamerika, in der westlichen Hälfte Südamerikas, im Großen Ozean, in der östlichen Hälfte des Indischen Ozeans und im größten Teile Asiens mit Ausnahme von Persien, Arabien und Klein-Asien sichtbar sein.
Die Planeten bieten im Monat März gicichfalls- manches Bemerkenswerte. Merkur, der sich zurzeit der Erde nähert, und der Ende Februar als Abeudsteru für kurze Zeit sichtbar geworden ist, geht im März anfangs bis zu einer Stunde nach der Sonne unter; später verschwindet er wieder in ihren Strahlen. Venus steht im Widder. Ihre 'Annäherung an die Erde und damit auch ihre Helligkeit nimmt in der ersten Märzhälfte noch zu: am Ist. wird sie als Abendstern diesmal in ihrem größten Glanze erstrahlen. Ihr Untergang erfolgt einstweilen mit noch zunehmender Verspätung; da aber auch die Sonne immer länger über dem Horizont bleibt, so nimmt gegen .Ende des Monats die Sichtbarkeitsdauer der Venus bis auf drei Stunden ab. Schon in einem ganz schwachen JnstrnmenL vermag man gegenwärtig die schmale, aber überaus intensiv leuchtende Sichel des schönen Nachbarplaneten zu erkennen, der im Laufe des Frühjahrs für kurze Zeit wieder in den Sonnenstrahlen verschwindet, und bald darauf als Morgenstern wiederum Hellen Glanz zu entwickeln. Auch Mars kommt, da er zu Ende des Jahres seine nächste Opposition erreicht, gegenwärtig der Eide wieder näher: er steht im Steiubock und zieht von hier langsam in den Wassermann, freilich ohne in der Morgendämmerung noch irgendwie auszusalien, da er nur eine Stunde vor der Sonne ausgeht und da seine Helligkeit noch recht gering ist. Jupiter weilt während des . ganzen Jahres im Schilden. Er befindet sich jetzt im südlichen Teile seines zwölfjährigen Himmelsumlanfes. in dem er einmal die Sonne umkreist, und infolge deS niedrigen Standes ist auch dieser stets sehr HAc Planet vorläufig nur während ganz kurzer Zeit .in der Morgendämmerung arcfzufindsn. Saturn befindet sich im Stier. Er geht Ende März bereits um 11 Uhr abends unser, kann dann also nur noch 3ft» Stunden lang gesehen wepdeu. Uranus ün Steinbock knetet zur Beobachtung in der. Morgendämmerung keine günstige Gelegenheit; Neptun , der in den Zwillingerl steht, kann dagegen mit stärker« Fernrohren bis nach Mitternacht in günstiger Stellung verfolgt werden
Am Fixste r n h i m m e l lohnt es sich, in msuoscheiu- loscn Nächten nach dem Zodiakallicht Ausschau zu halten. Es steigt nach dem Verschwinden der Abenddämmerung als zarter Lichtkegel genau im Westen empor und kann etwa bis in die Gegend des Stieres verfolgt werden, in der sich zurzeit der Planet Saturn befindet. Zur Beobachtung des Tierkreislichtcs, das fick in feiner ganzen Pracht nur in. den Tropen zeigt, ist freilich eine vollkommen klare Atmosphäre erforderlich; außerdem darf der Horizont nicht von. künstlichen Lichtquellen erhellt sein. In der Nähe von Großstädten hat man daher wenig Aussicht, das Zodiakallicht zu sehen. Wenn wir zu einer Wanderung am abendlichen Frühlingshimmcl von dem schon erwähnten Sternbilde des Stieres ausgehru, dessen beide Gruppen der Plejaden und Elhaden, die letzteren mit dem rötlichen Hauptstern Aldebaran, leicht aufzufinden find, so trifft man südöstlich vom Stier die große und prächtige Konstellation des Orion, dessen einzelne Objekte wir während des Winters schon mehrfach betrachtet haben. Seine beiden hellsten Sterne sind die rote Beteigeuze und der weiße Riegel. Ter Große Hund im Sirius, dem hellsten aller Fixsterne, steht abends nach Einbruch der Dunkelheit jetzt schon hoch am Himmn: Sirius bildet in Gemeinschaft mit Beteigeuze und Prokyon, dem Hauptstern des Kleinen Hundes ein zwar sehr ausgedehntes, aber deutlich erkennbares gleichseitiges Dreieck. In der Tierkreisbahn schließen sich an den Stier nördlich vou den erwähnten Konstellationen die Zwillinge mit Kastor und Pollux an, die ihrerseits wieder im Norden zum Fuhrmann mit seinem Hauptstern Kapella überleiten. Von den Zrr- kumpolarsterncn befindet sich Perseus mit dem veränderlich.»! Algol im Nordwesten: auch Andromeda geht hier ihrem Untergänge entgegen. Das liegende kV der Kassiopeja, die niemals bei uns unter den Horizont geht, findet man gleichfalls im Nordwesten. Auf der anderen Seite des Himmelsdomes, im Nordosten, steigt der Große Bär empor, mit dem zugleich in der Tierkreisbahn der Lölve mit Regulus seinem höchsten Stand im Süden entqegengeht. Weiter östlich schließt sich an den Löwen die Jungfrau init der weißen Spika an, die aber erst in späterer .Nachtstunde eine größere Höhe am .Horizont erreicht. Auch der Bootes mit dem gelblichen Ariturus und die sich daran anschließende halbkreisförmige nördliche Krone steigen gegen Mitternacht* im Osten nun wieder empor. Der sichtbare Teil der Mrlch-- straße erstreckt sich gegenwärtig in einem mächtigen Halbkreis vom Nordwesten des Horizonts westlich am Zenit vorbei bis tief in den Südostcn. Sie berührt etwa die Sternbilder des Zepheus, der Kassiopeja, des Perseus und Fuhrmanns, der Zwillinge und des Kleinen Hundes. Ihre gegenwärtig sichtbare Hälfte ist verhältnismäßig schmal und leilweise auch lichtschwach.
Handel und Volkswirtschaft
Finanzieller Cochcnrückblick. ^
- Es Acht an der Börse nun schon seit .Monaten keilte anderen Faktoren für die Tendenzbildung mehr, als die Politik und den Geldmarkt: von der Konjunktur, die irr normalen Zeiten den Ausschlag zu geben Pflegt, ist kaum mehr die Rede. Dabei find die Geldverhältnisse ebenso wie die internationale Lage zu unheilvoller Wechselwirkung miteinander so eng verknüpft, wie es zu anderer Zeit kaum wahrgenommen wird: Tie Unsicherheit über Krieg uns Frie-- den hat unter den Geldgebern eine Zurückhaltung erzeugt, dir nachgerade ein Strick Lebensfrage für das Börsengeschäft überhaupt bildet, zumal da auch die amtliche Diskontpolitik augenscheinlich von Rücksichten auf die auswärtige Politik beherrscht wird. Selbst in Newyort, wo man bis zuletzt
nn alten Jahre einem übertriebenen Optimismus huldigte und wo die Hochkonjunktur heute zweifellos viel weniger gefährdet ist, als bei uns in Deutschland, ist neuerdings eine flaue Stimmung ausgekommen, die natürlich auf das europäische Geschäft zurückwirkt. Erst in den letzten Tagen der Berichtswochc brach sich in Deutschland eine bessere Meinung durch. Sie trat aber nicht spontan auf, sondern loar das Ergebnis ministerieller Erklärungen in Wien und Petersburg, die selbst von der Presse des eigenen Laubes zweideutig ausgelegt und, wie mißtrauische Kreise behaupten, weniger durch politische Tatsachen als durch Rücksichten auf die Emissionsbanken und den Staatskredit diktiert waren. Immerhin kam eine weitere Besserung des MriS- standes gegen die Vorwoche zustande, von oer leider - und das ist charakteristisch genug — die festverzinslichen Anlagewerre ausgenommen blieben. Nachstehend die wichtigsten Kursvcränderungen: 3proz. und iVstproz. Reichsanleihe min. 0,30, 4proz. min. 0,20, 3ft»proz. Württemberger min. 0,10 bitz 0,30, Dresdener Bank plus 0,25, Rationalbant plus 0,75, Deutsche Bank plus 1,15, Handelsanteile plus 1,60, Diskonto Commandit plus 2,10, Eanada min. 0,25, Franzosen plus 2, Lombarden plus 0,50, Llohd plus 4,20, Ha- pag plus 1,60, Hansa min. 4,50, Bochum plus 3,75, Deutsch Lux plus 3,40, .Gelseukirchen plus 2,75, Harpen plus 3, Hösch plus 5, Phönix plus 3, Rheinftahl plus 2,50, Köln Rott- wei! plus 6, Deutsche Waffen plus 10, Dynamit Trust plus 1, Daimler plus 4, Deutsche Erdöl plus 10, A. E. G. plus 2,30, Siemens und Halske min. 0,25, Wulle min. 1.
Die Nachtfröste, die in dxr letzten Berichtswoche noch zugenommen haben, bewirkten gleichwohl keine weitere Preiserhöhung an den deutschen Getreide markten, weil alsbald. auch ein stärkeres Angebot austrat und die Spekulation schnell zu Realisierungen' überging. So kam etz, daß in Berlin Marwrizen Ip'. und Mairoggen 3 M einbüßte, während in Chicago die Weizentcrmine durchschnittlich um ein Cent anzogen. Das Habergeschäst bleibr andauernd schlecht Auch Braugerste liegt schwer darnieder und ist in Berlin lin kaum mehr teurer als Futtergerste.
Die Baisse aus dem Kas seemarkt ist in dieser Woche zum Stillstand gekommen, nachdem sie zeitweilig noch zwei Pfennig pro Tag von den Terminprcisen abgeschlagen hatte. Tie ZwangSLerkäuse haben ausgchört und es trat eine kräftige Erholung ein, als die Baissiers ihre Gewinne ein- kassierten. Gleichwohl ist der Marktlage noch nicht zu trauen. In Hamburg schlossen die Termine Pfennig;, niedriger bis H4 Pfennig höher. In Newyork bewirkte die Reaktion eine Steigerung der Terminpreise um 14—20 P
Der Zuckermarkt lag recht fest aus eine bessere Nachfrage Englands und aus Teckungskäuse, die mit Nachrichten über schwexe Asgenfälle in Kuba znsammenbingcu. Der Markt wär-nervös. In Magdeburg schlossen die Termine mit einem Wochengewinn von durchschnittlich 15, tu Hamburg mit einem solchen von 12—20 Punkten.
Auch der B a u mw0ll m a r k:'war erholt, doch dürsten die Beweggründe fast ausschließlich spekulativer Natur gewesen fein, da die Nachrichten aus den Anbaugebieten widerspruchsvoll laute«, und. auch dre Ecnteschätzungen auseinandergehen. Die Liverpooler Terminpreise schlosset- unverändert bis 4 Punkrr höher. Garn- und Tüchrrmarkt lagen ruhig.