Polnische Wasfenschiebungen über Oberschlesien.

*BreSlau, 8. Okt. Zu den Bttittcrmeldungen von angeblichen deutschen Waffentransporten, die aus Deutschland in das Abstim­mungsgebiet Oberschlesiens geleitet worden seien, wird von unter­richteter Seite mitgeteilt:Schon seit längerer Zeit sind Nachrichten cingelaufen. daß polnischerseits Waffen im unbesetzten Schlesien um jeden Preis angekauft und über Oberschlesien nach Polen verschoben wurden. In einigen Fällen gelang es auch, derartige Transporte abzufangen und die Täter festzunehmen, welche ausschließlich im polnischen Lager standen. Die Fäden der Waffenverschiebungen laufen bis Warschau. Die Transporte wurden noch erheblich da­durch begünstigt, daß eine wirksame Grenzsperre zwischen Ober­schlesien und Polen nicht besteht. Es ist erwiesen, daß die angeblich deutschen Waffentransporte in Wirklichkeit polnische sind. Auch eine Beteiligung von kommunistischer Seite wurde in einem Fall fest- gestellt. Militärische deutsche Dienststellen haben mit derartigen Waf­fenschiebungen, wie in einigen polnischen Zeitungen behauptet wurde, nichts zu tun."_ _

Ms S>M ML Land.

Calw, de» ll. Oktober 1920.

Dienstnachricht.

* Baurat Schaal, Vorstand des Straßen- und Wasserbau­amts. wurde seinem Ansuchen gemäß in den Ruhestand versetzt.

Ortsvorsteherwahl in Simmozheim.

Gestern fand in-S i m m o z h e i m die Ortsvorsteherwahl statt. Gewählt wurde Herr Erwin Fischer. Ichultbeißenamtsverwcser in Hedelfingen.

Besuch des Reichswirtschaftsministers.

Reichswirtjchaftsminister Scholz wird, aus München kom­mend, heute in Stuttgart im Arbeitsministernn i eine Besprechung mit industriellen Kreisen haben,

Familienabend

des Veteranen- und Militürvereins Calw.

Der hiesige Veteranen- und Militürverein hatte am Sams­tag den 2. Oktober seine Mitglieder in denBad. Hof" zu einem Familie nabend geladen, der die Anwesenden für einige Stunden der Alltagsforgen entheben, ihnen Freude und Frohsinn bringen sollte. Daß dieser Zweck erfüllt wurde, bewies die allseitig vorhandene'Befriedigung über seinen Ver­lauf. Die musikalischen Darbietungen gab Herr Musikdirektor Frank, wie stets, in tadelloser Weise mit seiner vorzüglich geschulten Kapelle. Der Torgauer-Marsch, dem die Begrüßung der Erschienenen durch den Vorstand, Herrn Metzgermeister Schnauffer, folgte, bildete als Einleitung des gut zusam­mengestellten Programms bei den Anwesenden gleich die Stim­mung, die durch die folgenden Tonstücke mehr und mehr erhöht wurde. Gleichen Anklang fanden einige Chöre, die unter Herrn Franks Leitung zu glänzender Wiedergabe gelangten, besonders die Pastory'sche,Mein Heimatdörfchen", in dem Herr Adolf Schnauffer mit feinem prächtigen Bariton ,olierte. Nach diesem Chor erhob sich Herr Stadtpfr. Letz- kus, der in fast «instündigem Vortrag dasgesellige", wirt­schaftliche und kirchliche Leben der Polen und Russen schilderte, eir- schönes Bild einiger Städte der ehemaligen Ostfront ent­warf und zum Schluß seine Erfahrungen über Rußlands Leute und Zustände dahin äußerte, daß vom unkultivierten Osten unserm Vaterlande keine Hilfe kommen könne; in der jetzigen Zeit bedürfe es der Anspannung aller eigenen körperlichen und geistigen Kräfte, um Deutschland zu retten, das Vater­land wieder zu einstigem Glanz zu bringen. Lebhafter Bei­fall bekundete dem Herrn Redner den Dank der Zuhörer, dem der Vorstand noch besonders Ausdruck verlieh, für die inter­essanten, mitunter sehr humorvollen Ausführungen. Als Schluß der Darbietungen diente eine Posse:Robert und Bertram", deren anerkennenswerte Wiedergabe durch vereinsangehörige^ Kameradensöhne auch den Griesgrämigsten lachen machte. Herr

Sägemerkbesitzer Wagner von Ernstmllhl, der eingangs seine Freude über die Anwesenheit der Altveteranen kund­getan hatte, drückte am Schlüge seine Freude über den Ver­lauf des Abends und den Dank der Anwesenden allen aus, die helfende Hand bei der genußreichen Veranstaltung geboten hatten.

Eine landwirtschaftliche Woche.

Der Landwirtschaftliche Hauptverband beabsichtigt, auch nächstes Jahr wieder eineLandwirtschaftliche Woche" in Stuttgart zu veranstalten, und zwar vom 27. Februar bis 2 März. In dieser Woche sollen sich sämtliche landwirtschaft­lichen Organisationen Württembergs zusammenfinden.

Verbot der Kartoffelbrennerei ohne Erlaubnis.

Angesichts der bekannten Schwierigkeiten in der Kartoffel­versorgung beim Uebergang von der gebundenen zur freien Wirtschaft müssen die Kartoffeln in erster Linie für die mensch­liche Ernährung sichergestellt werden. Das Ernährungsmini­sterium hat daher nach Anhörung der landwirtschaftlichen Be- russvertretungen durch eine imStaatsanzeiger" veröffent­lichte Bekanntmachung bestimmt, daß das Brennen von Kar­toffeln in gewerblichen und landwirtschaftlichen Betrieben nur mit oorgiingiger Erlaubnis der Landeskartofselstelle gestattet ist, die für die Regelung nur zur Verarbeitung ungenießbarer Kartoffeln erteilt werden wird.

Einführung der Genehmigungspflicht

für den Kartoffelhandel.

Die Aufhebung der öffentlichen Bewirischastung der Kartof­feln hat schon jetzt recht unangenehme Folgen nach sich gezogen. Zwar haben die großen landwirtschaftlichen Organisationen des Landes vor kurzem zur Preisbildung für landwirtschaftliche Erzeugnisse einen Aufruf an die Landwirtschaft erlaßen, in dem die Berufsgeyosfen u. a. aufgesordert wurden, sich für Kartoffeln mit einem Zentnerpreis von 20 bis 24 -ll, je nach Güte, zu be­gnügen. Dieser Preis ist bei der heurigen, im allgemeinen recht befriedigenden württembergischen Kartoffelernte durchaus ausreichend. Wenn gleichwohl teilweise ein Erzeugerpreis von 30 .ll und darüber verlangt wurde, so muß dies als übermäßige Preissteigerung bezeichnet werden. Ein Teil der Schuld hieran trifft mit die Verbraucher, die durch unsinniges Ueberbieten die Preise in die Höhe treiben, und vor allem zahlreiche wilde Händler, die sich früher niemals mit dem Kartoffelgeschäft be­faßt haben, sich aber jetzt die günstige Gelegenheit nicht ent­gehen lassen wollen, den um seine Wintereindeckung besorgten Verbraucher auszubeuten. Einem solchen Treiben, das auch den Ruf des Handels ernstlich schädigt, muß nach Möglichkeit ent- gegengearveitet werden. Die Landeskartoffelstelle erläßt daher mit Genehmigung des Ernührungsininisteriums im Staats­anzeiger eine Verfügung über den Verkehr mit Herbstkartoffeln heuriger Ernte. Hienach unterliegt der Auf­kauf von Kartoffeln dem Zweck des Weiterverkaufs gewissen Beschränkungen: Der Großhändler bedarf zum Aufkauf eines besonderen Erlaubnisscheines, den er beim Oberamt bezw. dem Stadtschultheißenamt Stuttgart beantragt. Ebenso brau­chen Hilfspersonen und Beauftragte der Großhändler (Unter- käufer) einen Ausweis, der gleichfalls von den genannten Be­hörden ausgestellt wird. Erlaubnisschein und Ausweis können von der Landeskartoffelstelle zurückgezogen werden, wenn sich der Händler oder Unterkäuser als unzuverlässig erweist. Kleinhändler haben nur eine Bescheinigung mit sich zu führen, daß sie den Kartoffelhandel für sich und ihre Hilfs­kräfte bei der Ortspolizeibehörde ihrer gewerblichen Niederlas­sung oder ihres Wohnsitzes angemeldet haben. Kleinhändler ist, wer die Kartoffeln unmittelbar an die Verbraucher absetzt.

Der Zweck der Verfügung, unzuverlässige Elemente und solche Personen, die sich bisher im Kartosfelhandel-nicht be­tätigt haben und deren Auftreten erfahrungsgemäß preistrei- bend wirkt, vom Kartoffelhandel fernzuhalten, erfordert eine strenge Prüfung der eingehenden Handelserlaubnisgesuche.

Angeberei bei den fremdländischen Ueberwachungskommissionen.

Von unterrichteter Seite wird dein Südd. Corr.-Bureau be­richtet: Der französischen Uebecwachungskommisfion in Berlin ist vor. einiger Zeit ein Schreiben aus der Arbeiterschaft Lörrachs (Baden) zugegangen, in dem mitgctcilt wurde, das Versorgungsamt Lörrach fahre fort, Leute zu rekrutieren. Die von der Uebcrwachungskom- missiou angcstcllten Erhebungen haben gezeigt, daß die Verdächti­gung unbegründet ist und die Tätigkeit des Versorgungsamts den.

Vas Kloster bei 5endomir.

Novelle von Franz Grillparzer

Der Graf widmete alle Stunden, die er nicht den häus­lichen Freuden schenkte, einzig der Wiederherstellung seiner, durch die unüberlegte Freigebigkeit an Elgas Verwandte herab­gekommenen Vermögensumstünde und der Verbesserung seiner Güter. Tagelang durchging er Meierhöfe und Fruchtscheuern, Saatfelder und Holzschläge, immer von seinem Hausverwalter begleitet, einem alten, redlichen Manne, der, vom Vater auf den Sohn vererbt, dessen ganzes Vertrauen besaß. Schon seit längerer Zeit bemerkte Starschenski eine auffallende Düsterheit in den Zügen des Alten, Wenn er unvermutet sich nach ihm umwendete überraschte er das sonst immer heitere Auge beinahe wehmütig auf sich geheftet. Doch schwieg der Mann.

Einst, als beide die Hitze eines brennenden Vormittag mit den Schnittern geteilt hatten und der Graf, im Schatte eines Erlenbusches gelagert, mit Behagen einen Trunk frische Wallers aus der Hand seines alten Dieners empfing, da ri, wsbrechend aus: Wie herrlich Gottes Segen auf de Fe ern steht! Wie glücklich sich der Besitzer von dem alle ^ ^ tut er auch, entgegnete kopfnickend und z wiederholtem Trinken ansetzend, der Graf. - Es begreift sic enfa s noch, fuhr der Alte fort, wie es in den Städten Ur zufriedene gibt, die an Staat und Ordnung rütteln und Vene . b Gewalt nichts zu Danke machen kann, aber auf dem Landl ^d, '""n's deutlich, daß doch am End

bis regiert; und der hat's noch immer gut gemach

Roü Augenblick. Aber die Ruhestörer haben kein

in ibn w s verwirrt und zerrüttet, Vater und Brude

gezogen, Schwester und Schwäger. Gottes Bei er sie! Der Graf war aufgestanden. Ich merk

wohl, sprach er, daß du auf meiner Frauen Brüder zielst. Hast du etwa neuerlich von ihnen gehört? Da fiel der alte Mann plötzlich zu Starschenskis Füßen, und in heiße Tränen aus­brechend, rief er: Herr, laßt Euch nicht verlocken! Denkt an Weib und Kind! An so manches, was Ihr besitzt. An Eurer Väter ruhmwürdigen Namen! Was kommt dir an? zürnte der Graf. Herr, rief der Alte, Eure Schwäger sinnen Böses, und Ihr wißt um ihr Vorhaben! Spricht der Wahnsinn aus dir? schrie Starschenski. Ich weiß, was ich sage, ent­gegnete der Alte. Ein Vertrauter Eurer Schwäger kommt zu Euch heimlich aufs Schloß. Heimlich ' wird er eingelassen. Tagelang liegt er in der halbverfallenen Warte am westlichen Ende der Tiergartenmauer verborgen. Wer sagt das? Ich, der ich ihn selbst gesehen habe. Heimlich aufs Schloß kommen? . . . Heimlich aufs Schloß! Wann? Oft! Ein Vertrauter meiner Schwäger? In Warschau sah ich ihn an ihrer Seite. Weißt du seinen Namen? Euch ist wohl­bekannt, daß' ich nur einmal in Warschau war, und da * e ich Wichtigeres in Eurem Dienste zu schassen, als mich uni die Namen von Eurer Schwäger Zechgesellen zu bekümmern. Aber, daß ich ihn mit ihnen sah, des bin ich gewiß. Zu welchen Stunden sahst du ihn aufs Schloß kommen? Nachts! Starschenski schauderte unwillkürlich zusammen bei dieser letzten Antwort, obgleich eine kurze Besinnung ihm so viele mögliche Erklärungsarten dieser rätselhaften Besuche darbot, daß er bei seiner Nachhausckunft schon wieder beinahe ganz ruhig war. Nur fragte er wie im Vorbeigehen Elgan: ob sie schon lange keine Nachricht von ihren Brüdern erhalten habe? Seit sie zuletzt selbst hier waren, keine, entgegnete sie ganz unbefangen. Der Graf gebot dem alten Hausverwalter, dem er seine patrio­tischen Besorgnisse leicht ausgeredet hatte, das tiefste Still­schweigen über die ganze Sache, beschloß aber doch, womöglich näher auf den Grund zu sehen.

Einige Zeit verstrich, da war er eines Nachmittags, zu

Bedingungen des Fricdensocrtrags durchaus entspricht. Ein Ange» höriger der Ueberwachnngskommission äußerte gesprächsiveise, daß bei der Ueberwachungskommission in Berlin fortwährend Briefe mit und ohne Unterschrift einlaufen, die ähnliche Angaben enthalten. Wie würdelos derartige Angebereien sind, darüber braucht hier kein Wort verloren zu werden. Die gerade in letzter Zeit in der Oeffent- lichkeit besprochene Finanzlage des Reichs und die überall herrschende Wohnungsnot sollten jeden Verständigen von selbst zum Bewußtsein bringen, daß alles daran gesetzt werden muß, die ungebetenen Gäste sobald als möglich los zu werden. Statt dessen verschaffen solch ge­wissenlose Verderber unseres Vaterlandes den fremdländischen Offi­zieren und ihrem zahlreichen Anhang immer von Neuem Möglich­keiten, sich zu betätigen. Pfui Teufel!

Wilder Stoffhandel.

Mit der kommenden Wintersaison taucht auch wieder jene Sorte von Stoffhamsterern auf, die es versteht, durch Lügen der Landbevölkerung Stoffe aller Art aufzuschwatzen. Sie suchen vornehmlich abgelegene Dörfer auf. Einer der neuesten Tricks dürfte wohl der sein, daß sie nur ganz« Posten für 1000ll und mehr geschlossen abgeben. Als Lockspeise bieten sie meist Hemdentuch, das Meter um 4 dis 5ll an, das sie aber nur abgeben, wenn ihnen der gapze Posten abgenommen wird, worunter meistens Anzugsstoffe für 100ll das Meter sind, die aber nur 30 bis 00 -ll wert sind.

Die Bannbulle gegen Luther

im Wiirtt. Staatsarchiv.

Nachdem Prof. Dr. Kalkoff in Breslau darauf aufmerksam gemacht hatte, daß Sattler in seiner Geschichte des Herzogtums Württemberg die Bannbulle gegen Luther nach einem Ori­ginal abgedruckt hat, haben Nachforschungen zu dem Ergebnis geführt, daß die im Württ. Staatsarchiv befindliche Ausfertigung auf Pergament mit anhüngendem Bleisiegel wohl die einzige erhaltene Urschrift der Bulle darstellt. Wir wissen von drei Originalausfertigungen: die eine hat der Kardinal Aleander für Karl V. nach Spanien mit­bekommen, zwei hat Dr. Johann Eck nach Deutschland gebracht» von denen die eine, vielleicht auch die zweite, nach der Ver­öffentlichung nach Rom zurückgeschickt worden ist. Es ist an­zunehmen, daß Karl V. das ihm zugcstellte Original seinem Bruder, dem Erzherzog, späteren König Ferdinand I. über­mittelte, der seine Stelle in Deutschland vertrat und während der Vertreibung Ulrichs auch Regent und bald Herzog von Württemberg wurde. Durch ihn wird die Urkunde nach Stutt­gart gekommen sein, wo nach seiner Weisung sein Statthalter auf Grund der Bulle am 26. November 1522 ein Ausschreiben gegen Luther erlassen hat. Sie ist nach Ulrichs Rückkehr dort geblieben, zusammen mit einer Bulle von 1023, die sich aus­drücklich auf Gebiete Karls V. und Ferdinands bezieht. Sie ist von einer Hand aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts in einem Verzeichnis des Staatsarchivs eingetragen. Was Luther am 10. Dezember 1520 verbrannt hat, war jedenfalls ein gedrucktes Exemplar, wie sie in Rom und in Deutschland gefertigt worden sind. Das Original der Bannbulle kann während der nächsten Woche im Staatsarchiv in Stuttgart (von 11 bis 12 Uhr, zu andern Stunden ausnahmsweise durch Vermittlung eines Beamten) besichtigt werden.

Die gelockerte Schulzucht.

Das badische Ministerium des Innern hat neuerdings die Bezirksämter angewiesen, die Schulbehörden in ihren Be. mühungen sür die Wiederherstellung der unter den Schülern der Volks- und Fortbildungsschulen stark gelockerten Schulzucht in jeder Weise zu unterstützen. Vor allem sollen die Bezirks­ämter bei Anzeigen wegen unerlaubter Schulversäumnisse rasch und mit dem erforderlichen Nachdruck eingreifen.

Mutmaßliches Wetter am Dienstag und Mittwoch.

Im Westen nehmen die Störungen zu und verdrängen den Hochdruck. Am Dienstag und Mittwoch ist zwar noch vor­herrschend trockenes, aber meist trühes und rauheres Wetter zu erwarten.

Pferde gestiegen, um eine seiner entfernteren Besitzungen zu besuchen, wo er mehrere Tage zubringen wollte. Schon hatte er einen guten Teil des Weges gemacht, und der Abend fing an, einzubrechen, da hörte er hinter sich laut und ängstlich seinen Namen rufen. Umblickend, erkannte er den alten Hausvermalt der auf einem abgetriebenen Pferde keuchend und atemlos ihn einzuholen sich bestrebte und mit Rufen und Händewinkcn an­zuhalten und ihn zu erwarten bat. Der Graf zog den Zügel seines Rosses an und hielt. Angelangt, drängte der Alte sich hart an seinen Herrn und stammelte ihm keuchend seine Kunde ins Ohr. Der Veranlasser seiner Besorgnisse, der rätselhafte Unbekannte, war wieder in der Nähe des Schlosses gesehen worden. Der Graf wandte sein Roß, und eines Laufes sprengten sie den Weg zurück, heimwärts, mit Mühe von den Dienern gefolgt. Eine gute Strecke vom Schlosse stiegen beide ab und gaben die Pferde den Dienern, die angewiesen wurden, ihrer an einem bczeichneten Platze zu harren. Durch Gestrüpp und Dickicht gingen sie jener Warte zu, wo der Fremde sich am öftesten zeigen söllte. Es war indes dunkel geworden und der Mond zögerte noch, aufzugehen, obschon bereits durch eine dämmernde Helle am Saum des Horizontes angekündigt. Da fiel plötzlich durch die dicht verschlungenen Zweige ein Licht in ihre Augen, in derselben Richtung, in der jene Warte liegen mußte. Sie beeilten sich, den Rand des Waldes zu erreichen, und waren nun am Fuße des von Bäumen entblößten Hügels angekommen, auf dem die Warte stand. Aber kein Licht blickte durch die ausgebröckelten Schußscharten; keine Spur eines menschlichen Wesens. Zwar wollte der alte Verwalter bet dem Schein des eben aufgehenden Mondes frische Fußtritte am Boden bemerken, auch war es keineswegs in der Ordnung, die Türe unverschlossen zu finden; aber oas erste Anzeichen konnte täuschen, das andere ließ sich so leicht aus einer Nachlässigkeit des Schloßwacts erklären.

(Fortsetzung folgt.)