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Erzähler vom Achwarzwald.
Amtsblatt für die LtadL Mldbad.
verttrndigungsblatt ,
der rtgl. Forstämter Wildbad, Meistern, ' Lnzklösterle rc. während der Saison mit
crmtl. Fremdenliste.
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Nr. «77.
Montag, den L5. November ISIS.
SS. Jahrg.
Dev Reichsirrg
ir-tt morgen wieder zusammen. Der 26. November ist ein später Termin für die viele Arbeit, Sie ihm zu- gedncht ist, aber es hält eben immer schwer, den Etat strtigzustetlen und ohne gleichzeitige Vorlage dieses Rückgrats der vor! am ent arischen Arbeit will man den Reichstag nickst gerne seine Arbeiten aufnehmen lassen. Bei de:' Generaldebatte zur ersten Lesung des Etats, die sich nicht Mel mit diesem selbst, sondern mit allgemeinen politischen Fragen besäst, wird es diesmal wohl ziemlich lebhaft hergehen. Fleischteuerung und Jesuiten- ßljetz werden Gelegenheit geben, über die materiellen mW geistigen Interessen des deutschen Volkes längere Reken zu halten, und das Dreiklassenwahlrecht in Preußen und die Berfa ssungslosigkeit in Mecklenburg werden ebenfalls herhalten müssen. Das Verdat von Reden in nichrdcutscher Sprache bei der Berliner Friedensdemonstration der Sozialdemokratie werden von kic,cl zum Anlas. genommen werden, gegen das Bereins- zeictz nnt seinem Sprachenparagraphen zu wettern und kebe: wird dann auch der ehemalige sozialdemokratische A-cpräsidcnt Schei bemann, über dessen Rede bei der jo-tükdcnrokralischen Friedensdemonstration in Paris Mei- Mgsvcrjchiedcnhciteii entstanden sind, eine authentische chtterpretation geben können, ob er gesagt hat, daß im Fa!!,' eines Krieges die deutschen Sozialdemokraten nicht ars ihre französischen Brüder schießen würden, wie das Lelffsche Telegraphenbüro zu berichten wusste, oder ob der stft der „Humanste" der rechte ist, nach der er lediglich gksegt ha neu soll: die deutschen Arbeiter und Sozialisten «ÜM und lieben die französischen Proletarier und Ss- ijialisten wie Freunde und Brüder und wollen nicht luif sie schießen. Wir glauben, daß der Text der „humanste" wohl der richtigere sein wird und finden nichts so schlimmes dabei, wenn jemand Leute, bei denen er M GastreLncr weilt, sagt, daß er sie nicht torschießen E Wir würden es im Gegenteil viel weniger am Platze Schwöen haben, wenn Herr Scheidemann gesagt hätte: „!Iiü> wenn wir auch nächstens statt Worte Äugeln miteinander wechseln, so wollen wir dabei doch nicht vergessen, das wir Proletarier und Sozialisten sind." Natürlich M auch sonst die auswärrtigc Politik in der Vmcralbebalte zum Etat eine grosse Rolle spielen. Die Vulkan frage und die allgemeine gespannte Lage gibt st rcichlich Gelegenheit dazu. Vom Regierungstisch aus »ist man natürlich nicht allzu viel Neues zu hören
Matfeiilust, da: ist die Vuelle.
Die den eignen Grund cerfpeü«:
Ein Trunk von dieser Welle Und du sehmceksr dar Glück der WeU.
D e k »i e!.
bekommen. Dort wird man unzweifelhaft mitteilcn, daß unsere Beziehungen zu allen Mächten augenblicklich recht gme sind.
Eine der schwierigen Aufgaben, die des Reichstages harrt, wird das Petroleummonopolgesetz sein, bei dem es für den Konsumenten und auch den Detaillisten weniger daraus ankommt, ob er von einer ausländischen oder von einer deutschen Gesellschaft ausgebeutet wirb, als darauf, dass die Detailpreise nicht noch über die jetzigen hinausgehen, was bei dem vierfachen Gewinn der Produzent, Groshändler, -Detaillist und die Reichskasse ziehen wollen, nicht gerade zu verwundern wäre. Wichtig jür das Erwerbsleben sind vor allem auch die Gesetzentwürfe über sie K o n ku rr e n z kl a u sel, die Neuregelung der Sonntagsruhe im Handelsgetverbe, die Novelle zum Patentgesetz und die Besitz st euere nt- würfe, über die man noch nichts Gewisses weift Eine Reihe anderer Gesetzentwürfe sind zwar auch von Bedeutung, berühren aber die Allgemeinheit nicht so sehr wie die eben genannten. Hoffentlich macht er sie gut. In welchem Zeichen sie geleistet wird, darüber wird ja wohl der Ausfall der Präsidentenwahl Ausschluß geben, die eine der ersten Obliegenheiten des Reichstags sein wird.
Berlin, 22. Nov. Die „Nordd. Allg. Ztg." beginnt heute mit den Veröffentlichungen aus dem Entwurf des Reich shaushaltsetats für 1913, wie er vom Bundesrat angenommen worden ist. Auf Grund des Etatgesetzes von 1912 werden aus dem Ueberschuß des Rechnungsjahres 1911. der sich aus 249131174 Mark belief, 106 86 878 Mk. zur Abbürdung der Vorschüsse der Heeresverwaltung, sowie zur Bereitstellung von Betriebsmitteln für die Marinebe- kleidungsämtcr und 81096 088 Mark zur Deckung der durch die Gesetze vom 14. Juni 1912 (Hecresgesetze) entstehenden einmaligen Ausgaben bereit gestellt. Der ordentliche Etat schließt in Einnahme und Ausgabe mit 3 049 702 819 Mark Mark ab. Das ist gegen das Vorjahr ein Mehr von Mark 298 040 832. Unter Berücksichtigung der soeben erwähnten Abbürdung ergibt sich jedoch ein reines Mehr von nur Mark 191803 954. Die Mehrerträge aus dem bestehenden Zöllen, Steuern und Gebühren, sowie den Ausgleichsbeiträgen sind auf 28 984 943 Mark angenommen. Die Ueberschüsse im ordentlichen Etat sind veranschlagt bei der Post auf Mark 112 735116 (plus 13 363 351),- bei der Reichsdruckerei aus 3180 665 Mark (plus 41580), bei der Eisenbahnverwaltnng auf 31531 889 Mark (plus 4 956 740).
Das Tsr de- Lebens.
Roman von Anny Wothe.
1910 c-v Doll und Pickardl, Berlin.) (Fortsetzung.)
Heinrike war, überwältigt von den letzten Worten, an dem »zcr der Kranken aus die Knie gesunken.
, «Sie sind groß. Sie sind edel, Fränze!" sprach sie, mir ssm schlanken Händen das Kind und die Kranke umfassend. l«4chFanke Ihnen aus dem tiefsten Grund meiner Seele!"
Fränze lächelte aus die Frau in dem lichten Königskieioc viiedcr, die gekommen war, ihr das Kind zu bringen, ihre ^ele, ihr einziges, höchstes Gur, die Frau, die, wie sie ^Fiah, selbst schwere Bürde trug.
Ihre Gedanken begannen sich zu verwirren «Kommst du/' sagte sie zu Heinrike mit stillen, fragenden „mich durch das stille Tor zu führen, das die Pforte IlM Himmclsgarten schleußt? Willst du mich freundlich ge- »e»'? Nein, du wirst Jrmele fuhren: du wirst wachen, daß Ficht schlecht wird, wie ihr Barer, und so grenzenlos elend ^ chre Mutter. Du wirst ehr leichtes Mut zu zügeln suchen « sie sernhalten von allem Bösen. Versprich es mir, du V des Lichts, und du sollst gesegnet sein von einer sterben- '» Mutter.
Ich verspreche cü!" gelobte Heinrike, während Jrmele ihr Köpfchen dicht an das Gesicht der Kranken gebettet ^ und immer wieder, als wollte sie sich die Worte recht k"gen, flüsterte: „Plein Muttcrle!"
^ «So danke ich dir. du Liebe," hauchte die Kranke, und " emee Weile setzte sie hinzu, sich leise enrporrichtend: „und ithsten, Herr Doktor, für alles, was Sie an mir, der "stFränze, ln selbstloser Güte getan."
--^rechen Sie doch nicht so, Fränze, ich rat ja nur meine
Me
»Nein, nicht Pflicht! Wer noch eine Bitte, Herr DoV s -me einzige Bitte!"
'«Wenn es in meiner Macht steht, sie zu erfüllen, so ist j ° gewahrt!" I
„Vernichten Sie das Protokoll, das Sie ausnahmen an dem Tage, als ich zu Ihnen kam, ich bitte Sie, vernichten Sie es, um die Frau dort, die seinetwegen leidet, die seine Schande als die ihre empfindet. Vernichten Sie es um Jrmele, damit sie sich dereinst ihres Vaters nicht zu schämen braucht!"
Und dann fuhr sie fort, und ihr Atem wurde schneller und kürzer, und ihre Augen bekamen wieder einen unruhig flackernden Ausdruck: „Dann — Herr Doktor — dann sagen Sie vielleicht auch einmal dem alten Mann dort, der mich kaltherzig von seiner Schwelle und von seinem Herzen wies, daß ich nicht ausgehört habe, ihn zu lieben und für ihn zu beten, und sagen Sie ihm, daß die arme Fränze mcht schlecht war, sondern daß sie nur den Mann über alles geliebt har, der sie betrog. Wollen Sie den letzten Wunsch einer Sterbenden erfüllen?"
Euren Augenblick schwankte der Doktor. Es war das Dokument, dessen Vernichtung Fränze verlangte, mit dem er Sibv zwingen konnte, zu Heinrikes Heil.
Da aber hob auch Heinrike bittend dis Augen zu ihm aus, und er neigte still und ergeben sein Haupt und sagte, mit seiner Hand fest die der Kranken umschließend:
„Ihr Wille soll geschehen, Fränze' Und wenn ich zu Ihrem alten Vater komme, so. will ich chm sagen, daß seines Kindes Liebe den Fluch, den er ihm nachgesandt, in Segen verwandelt hat, und daß die Liebe doch die o>--'ßte. Macht ist, die unsere armen Menschenherzen bewegt, tt,>. nun schlafen Sie, Fränze, schlafen Sic, bald ist es Morgen!"
Dre Augen der Kranken strahlten noch einmal auf. Dankbar küßte sie des Doktors Hand, dann machte sie mit zitternder Hand ein Zeichen des Kreuzes iiber Jrmeles Stirn, die plötzlich laut aufweinend beide Acrmchen um Fränzes Hals schlang. Noch einmal, vreßte die Kranke das Kind an sich, dann gab sie es ruhig in Schwester Renates Hand, die Herei, kam, das weinende Kind aus dem Zimmer zu tragen.
Nun saßen Heinrike und Rolf Bandcner an Fränzes Lager und sahen das fliehende Leben immer mehr verschwinden.
Die Gedanken der Kranken hatten sich verwirrt Sie sprach bald raut, bald in leisem, geheimnisvollem Flüsterton. Sie sah die Studenten mit fliegenden Fahnen unten Mutzon sie sah Sibo in strahlender Jugendschünchn, und sie sab ihn als Versucher und als ihren Gebieter, dein sie blindlings gehorchte. Sie klagte ihn an, und sie fluchte ihm, und dann wieder sprach sie in leisen, klagenden Lrebes- lauten zu ihm, daß er sie verlassen.
Heinrik litt unsagbar unter diesen Erinnerungen der
Der-
Tic Waftenstillftandsbedittgunge«
der Verbündeten B a! ka n st a a t e n, die von der Pforte ab ge lehnt worden sind, setzten die lleber- gabe von Ianina an die Gri ech e n, von Skutari an dre Moi!tenegrener, von Monasrir an die Serben und von Adrionopel an die Bulgaren fest, serner die Einstellung aller Truppen- und Munitionssendungen nach der Tschataldschalinie, die Verpflichtung in Tjchataldscha keine neuen Befestigungen zu errichte». Außerdem sollen die aus Aitatolftn kommenden Truppen an jenen Punkten, wo sie sich im Augenblick des Äbschlus-- >cs des Waffenstillstandes befinden, verbleiben. Dir Kriegsschiffe au den Küsten von Derkos und Bujuk-Tschek- metfche soften nach Konstanti'nvpel iahren.
Die letzten Schachzüge.
Inzwischen sind die Feindseligkeiten wieder eröffnet worden. Der Kanonendonner hat wieder emgesept und der türkische Befehls Häver im Zentrum der Tschataldschalinie meldet, daß seine Truppen den bulgarischen Feind aufs neue zurückgeworfen hätten. Es ist aber nicht anzunehmen, daß der Krieg noch lange dauern wird, denn Mcldungen aus Lofia lassen erkennen, daß die Frr e deus- bedingungen der Balkanverbündeten keinesfalls endgiltige gewesen sind und daß die Balkan- staaten bereit sind, diese adzuändern. Sie werden cs um so eher tun, als dre bulgarische Armee erschöpft ist, Bulgarien selbst keine Reserven mehr hat urck) trotz aller offiziösen gefärbten Meldungen der Wunsch nach einem baldigen Frieden auch in leitenden bulgarischen Mgierungskreisen groß zu sei« scheint. Auch betrachtet man die Einigkett unter den Balkan- verbündeten selbst für keinesfalls so groß, als inan früher annahm. und man erwartet noch schwerwiegende Auseinandersetzungen über die Aufteilung der Siegcsbeute nach dem Frieden mit der Türkei.
London, 22. Nov. Die Exchange Telegraph Company meldet aus Athen, daß nach einem amtlichen Telegramm die Armee des Kronprinzen Florina besetz!! habe. Die türkische Armee, die bei Monastir geschlagen worden war, hatte sich nach hier zurückgezogen. Sie wurde von der griechischen Armee vollständig nie« dergemacht, bis auf nur wenige, die entkommen konnten. Tie Griechen haben eine Menge Kriegsmaterial erbeutet. .30000 Türken nahmen an dem Rückzug teil. Unter deiu Gebäude der Polizeipräfektur oon Saloniki wurden 3000 Mausergewehre, 3-000 Uniformen und eine gtose Anzahl von Pferden entdeckt.
Sterbenden. Rolf Bandener hatte umsonst versucht, sic zs entfernen. Sie wollte den letzten Hauch von diesem sterbenden Mund nehmen, den letzten Blick dieser leidvollen, dunklen Augen, die sich so früh schließen mußten, weil Sibo sie verraten.
lind als dann chef und feierlich die Glocken zur Frühmesse läuteten, da floh, ein Lächeln auf den Lippen zurüä- lassend, ihr Geist in jene lichte Ferncn, deren Tore ne weit geössner sah, ihre giänbige Seele zu empfangen.
Heinrike drückte ihr still die Angen zu, dann sank sic zu kurzem Gebet auf die Knie an dem Lager der armen Fränze, auf deren Lippen noch immer das Lächeln lag.
Es war nicht nur ein Hebet für die Tote, sondern es war auch ein Gelübde, das Heinrike da ablegte bei den rief herab- gebrannten Kerzen, die in den grauen Winterrag hinauslcuch- lcten wie zitternde Sterne.
Und dann schritt sie an Rolf Bandeners <?eite hinaus aus dem Sterbczimmer, einen harten, strengen Zug um de» sonst so weichen Mund und eine finstere Entschlossenheit ir» dem blassen Gesicht.
..Ich habe Jrmele zur Ruhe gebracht!" bemerkte SchU-est-o Rer . „DaS Kind war so müde; darf die Kleine b,s morgen öi r bleiben, gnädige Frau!"
Heinrike nickte.
„Ich danke Ihnen, Schwester: Ja, ich lasse das Kind, das heute sein Bestes verloren hat, gerne in Ihrer treue» Obhut!"
„So har sie auögelitten, die Arme," sprach die junge Schwester, still die Hände faltend. „Wie wird ihr wohl sein!"
Sie trat leise in das Totenzimmer.
Heinrike aber ging an Rolsö Seile, der sich ihr ;chrveigcnd zugesellic. in den grauer'. Wimennorgen hinaus, ihrem Hause zu, das in dev, weißen Schnee wie in gespenstischem Dämm rn lag. lieber dem Rhein lagerten noch dichte Nebel. "Oer Glocke,Mang schwebte noch immer durch die schwer? Luft, ionst aber war Totenstille, als sie den Weg gingen, den letzten, den Fränze gegangen.
Beide dachten sie das gleiche, ober keiner fagie ecn Watt, wie sie so durch den Morgennebel schritten.
(Fortsetzung folgt.)
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