Die Kosten ves Landtags.

Tie Mitglieder der Stäudeversammlung erhielten frü­her Taggelder von fünfeinhalb Gulden, dazu Reisekosten- kntschüdigung von einem Gulden für jede Poststunde und außerdem je für zehn Poststunden eine Tagesgebühr von fünfeinhalb Gulden. Ter Präsident der ersten Kammer erhielt 7500 Gulden, der der Zweiten Kammer 5000 Gulden, die übrigen vier Mitglieder des Ständischen Aus-^ schusses bekamen 1800 Gulden. Tiefe Sähe blieben ln 'Kra'r bis zum 51. Juli 1840, wo die Diäten nach der Reisezeit, die Tagesgebühr auf 24 Stunden statt auf 10 Pvststundeu bemessen wurden. Erst durch Gesetz vom 12. August 1007 wurden die Entschädigungen, Taggclder und Reisekosten der Stündemitglieder den modernen Ver­hältnissen angepastt. Nunmehr erhalten die Abgeordneten beider Kammern für die Teilnahme au den Sitzungen der einzelnen Kammern und der Ausschüsse 15 M Tag- geld, freie Bahnfahrt und Reisekostenersatz, auch eine Ueberuachtungsgebühr Don 5 M, Beamte- und Lehrer- abgeordnete dagegen nur 11 M Taggeld. Tie Präsidenten beider Kammern erhalten kein Taggeld, dagegen eine Jahresentschädigung von 10000 M und, wenn sie auster- halb Stuttgart wohnen, IS 000 M. Tie übrigen vier Mitglieder des Ständischen Ausschusses erhalten neben den Taggeldbezügen eine jährliche Entschädigung von je 1000 Mark.

Tie Erste Kammer zählt vier Prinzen des König­lichen Hauses, SO Häupter der fürstlichen und gräflichen Familien, 6 ans .Lebenszeit vom König ernannte Mit­glieder, 8 Ritter, 6 Vertreter der Kirchen, 2 Vertreter der .Hochschulen und 5 sVertreter des Handels der Industrie, der Landwirtschaft und des Handwerks, zusammen 51 Mitglieder. Tie Abgeordnetenkammer hat 63 Abgeord­nete der Tbcramtsbezirke, 12 der Städte, 17 der Landes­wahlkreise, zusammen somit 02 Mitglieder. Auster den Taggeldern und Reisekosten der Abgeordneten, der Präsi- dentenentschädignngen und den Gehalten der stündlichen Beamten, der Entschädigungen von vier Mitgliedern des Eng».reu Ausschusses, ergeben sich noch für Drucklegung der ständischen Protokolle, Schreibmaterialien u. a. be­deutende Kosten. Tine Statistik, weist nach, dast der Ge- ! samtawwand auf den Landtag 1877 noch 132 643 M be­trug, 1880 schon auf 245 102 M gestiegen war, 1890 auf 213 010 M zurüchging, 1900 auf 275 570 M anwuchs und von da ab fast jedes Jahr stieg. 1004 z. B. waren 3A1561 M, 1005 387 500 M,'l008 und 1000 aber 445 681 bezw. 468 783 M. In der Tat respektable Smn- ^ men, die der Staat Air sein Parlament aüfgewendet.

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Herbsi-WanScrvctsammlur-g Ser Bationalkiberalen Partei.

Aus der gestern Nachmittag in Eßlingen abgehal- tenen Herbst-Wandervcrsammlnng der Nationaltiberalen Par­tei sprach Landtagsabg. K übel über den vergangenen Land­tag. Im Eingang seiner Red- wandte er sich scharf gegen die Absplitterungsversuche deZ ait-nationälliberalen Reichs­verbandes. Solche Sonderbüudeleicn könnten in Württerrtt brrg keinen Boden fassen, sie treten nur dort aus, wo durch das Fehlen eines allgemeinen gleichen und direkten Wahl­rechts die Mitielparteien nicht zusammengezwungcn werden. Ter Redner ging dann zu der Arhert der nanonalliberaten Fraktion im Landtage über und stellte fest, daß sie sich stets bemüht haben, unter Beconung des eigenen prinzi­piellen Standpunktes ein Makler zwischen den verschiedenen Parteien zu sein. Auf' die Arbeit der ersten reinen Volks- ^ jammer könne die Partei mit Befriedigung znvickblicken. Bei ! der Beratung der meisten Gesetze habe sie sich mit der Votkspartei zusammengesunde-!, eine Entwicklung, die noch beschleunigt worden sei durch die scharst Bekämpfung, welche der Liberalismus von Rechts und Links erleide. Ge- ^ gen djeien Ansturm richte sich auch das W a h l a b k o m m e n, - das zu halten die Pflicht aller sei. Es sei zu betonen, daß sich trotz des Abkommens mit der Volkspartei die Stellung der Rationalliberalen zur Sozialdemokratie nicht geändert habe. Die würtiembergischen Nationalliberalen seien sich da­rüber einig, daß ein Zusammengehen mit der Sozialdemo­kratie unmöglich sei, da die Voraussetzungen für einen Groß­block nach badischem Muster in Württemberg fehlen. Tie Ge­fahr einer schwarz-blauen Mehrheit sei bei uns nicht vor­handen, es werde die nationaltibcrale Partei die Parole unter allen Umständen gegen den schwarzblauen Block" nicht ausgeben.

Sodann sprach der Abg. v. Mülberger über den kommenden Landtag. Als wichtigste Aufgaben des­selben bezeichnet er die finanzielle Trennung von Staat und Kirche, die Reform des Gemeindesteuerwesens, die Auf­hebung des Umgeldes, sowie die Reform der Wegordnung und des Verkehrswesens. Ueber das Wahlabkommen mit der Vvikspartei äußerte er sich sehr beifällig und gab der Meinung Ausdruck, daß es nur eine Etappe einer späteren noch viel engeren Verbindung sein werde. Im gegenwär­tigen Wahlkampfe werde der Liberalismus vereint schlagen, besonders die Auseinandersetzung mit der Sozialdemokratie werde diesmal mit einer ungewöhnlichen Schärfe geführt werden. Zum Schluß -war noch ein Vortrag des Reichs­ragsaba. Li st-Reutlingen über Reichspolitik vorgesehen.

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Eine Demonstration der Sozialdemokratie.

Tie Stuttgarter Sozialdemokratie hat am Sountag den Schloßplatz zu einer Demonstrationsver- sammlung gegen die F l e i s ch t e u e r nn g ausersehen. Nach Schluß von 28 Protestversammlungen strömten die Ver­sammlungsteilnehmer auf Verabredung dem Schloßplatz zu. Gegen 12 Uhr hatte sich dort eine nach Tausenden zählende Menschenmenge angesammelt. Redakteur Crispien hielt vom Musikpavillon aus eine Ansprache, die in einem Hoch auf die Sozialdemokratie ausklang. Inzwischen war Po- lizeidireitor Bittinger in Begleitung des Polizeihanpt- mannS erschienen. Nach kurzer Unterhandlung des Poli­zeidirektors mit dem Redner erklärte dieser die Temonstra- tionsversammlung für beendigt. Nun ging cs unter dem Gesang der Arbeitermarseillaise dem Marktplatz zu. Ein Hauvttrnpp zog am Ministerium des Innern, vor dem ein starkes Schutzmannso.ufgebot stand, vorüber. Minister von P eichet beobachtete das Treiben vom Fenster, aus. Auf dem Marktplatz sprach West metzer. Die Massen bewegten sich sodann, sozialdemokratische Lieder singend, üurch die Königstraße und Tübingerstraße nach dem Marienplatz. Tie Polizei verhielt sich reserviert. Im Hose des Waisen­hauses stand Schutzmannschast in Bereitschaft.

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Ter Lan-csausschutz -es Bundes -er Landwirte

hat gestern in Stuttgart getagt. In einer Resolu­tion, die zur Fleischteuerung gefaßt wurde, heißt

es: Ter Landcsausschuß weise die ungerechte und unver­nünftige Verhetzung anläßlich der gegenwärtigen Fleisch­preise mit aller Entschiedenheit zurück. Die Forderung nach Beseitigung der bestehenden Schutzmaßregeln bei der Ein­fuhr von' ausländischem Vieh und Fleisch sei durchaus ungerechtferngt und würde für unseren Bauernstand von ver­hängnisvoller Wirkung sein. Bereits jetzt schon hätten un­sere Landwirte mit sinkenden Vichpreisen zu rechnen. Schließ­lich wird die Staatsregierung angesleht, allen Be­strebungen, welche eine Abschwächnng oder Beseitigung der Schutzmaßregeln für unsere Landwirtschaft bezwecken, ent­schieden zurückzuweisen und die Behörden und die amtlichen Zeitungen der unwahren Volksverhetznng durch Darstellung der wirkliche» Verhältnisse entgegenzutreteu. Mit dieier Resolution werden die Führer des Bundes der Land­wirte die gknassührten kleinen Bauern so wenig beschwich­tigen können, wie alle anderen Leute, die unter den hohen Flcischpreisen zu leisen haben.

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D*e Eröffnung des nenen Hoftheaters in Stuttgart

n UI 14. und 15. September.

Ar. Tie weit üocr Sntttgarts und Württembergs Grenzen hinaus, man kann fair sagen, von der ganzen musikalischen Welk mit großer Spannung erwartete Einweihung und Eröffnung des nenen königlichen Hoflhectters in Statt mit fand gestern und vorgestern im Beisein des kunstliebcndcn K ö n igsp a a r e s und zahlreicher auswär­tig er Bühnenleiter, T rigenien und Mnsikschrsitsteilcr ln feierlicher Weile Natt.

Die Vorstellung, mit der am Abend des 14. Septembers das Große Haus eröffnet wurde, umfaßt eine Reihe von Bildern die durch einen von Baron Konrad von Pntlitz. dem Bruder des Inten­danten verfaßten Text znsammengeschlosscn wurden, dis prächtige, schwungvolle Musik hierzu hat Max Schillings geschrieben. Das erste Bild war GoethesBorspicl auf dem Theater", dann schloß sich eine ganz entzückende Szene und Ballet ans einer verschollenen Oper Vogoleso" von Niacolo Iomelli an, der seiner Zeit in ganz Europa berühmte Komponist um die Mitte des 18 Jahrhunderts als Hof- kapellmeiftcr in Stuttgart die damalige Oper zu glänzender Höhesir- hoben hatte. Das nächste Bild zeigr eine, freilich nicht in allen Teilen glückliche szenische Aufführung don Schillers ^Glocke", als Schlnßbild folgte dann dieFestwiese" ans Richard WagnersMeistersingern, den zweiten, meines Erachtens ziemlich überflüssigen Teil des Abends bildete nach einer einstündigcn Panse die Reichstagsszene aus SchillersDe­metrius", Fragment. Für die Eröffnung des .Kleinen Ha nies am Sonntag Bonn itag 11 Uhr hatte man eine» ,Akt ans Gustav Freytags .Journalisten" und den 3. Akr aus MozartsTie Hochzeit des Figaro" gewählt und zu mustergilngcr Wiedergabe gebracht.

Wie ans einer schon vor mehreren' Wochen von der Intendanz veröffentlichten Nachricht hervorgina, war sich diese der großen Schwierig­keit wohl bewußt ein für die Eröffnungsfeier geeignetes und würdiges Werk aus der Oper- und Schanspiellitcratur zu finde»; irgend ein bekanntes großes Werk anfzufnhren schien dem ! ewndeien festlichen Anlaß nicht entsprechend genug; andererseits glaubt, man wobt nach verschiedener; früher an anderen Bühnen bei -..lrich.-r Gelegenheit ge­machten wenig erfreulichen Erfahrungen von ein: - irgend hierzu ge­dichteten und komponierten Festspiel abieben z müssen und kam so aus den Gedanken einesgemischten P r o g e a m m S". Zn diesen Vorstellungen war gewiß reiche Gelegenheit gegeben, die ganz außer­gewöhnliche Pracht der Ansstat-nng von stilvollen Dekora­tionen und prächtigen Kostümen glänzend zu entfallen, die vielseitigen Überaus praktischen szenischen Einrichtungen und den ganzen großen mit den neuesten und vollkommensten-technischen Errungenschaften aus- gesiattcten Bühnenapparat nach allen Sellen bin nuf-s wirkungsvollste zu entwickeln. Zugleich konnte fast das ganze Opern- und Schauspiel- personal, Orchester, Chor und Ballett ein verheißungsvolles Bild von der vielseitigen Leistungsfähigkeit der Stuttgarter Hosbühne geben. War dies die Absicht der Intendanz, so ist sie in jeder Hmsichr glän­zend in Erfüllung gegangen. Freilich darf dabei andererseits auch nicht verschwiegen werden, daß ebcndnrch diefeFnlleder wirkungsvollsten Bilder keine einheitliche, in sich geschloffene Wirkung der Borstellungen mög­lich war, ein immerhin für manche, und zwar nicht die schlechtesten Knnstfreuilde ziemlich empfindlicher Mißstand. Besitzen wir denn in derZauberflöte" und in dieMeistersinger", imEginout" oder Wilhelm Tel!" nicht doch die gegebenen, die besten Werke für eine solche Feier.

Nun ist der jubelnde Auftakt, mit dem ein neues Blatt in der Geschichte des Stuttgarter Hvftheaters begann, verklungen und des- Lebens Alltag, in diesem besonderen Fall die so­genannte Repertoire-Vorstellungen nehmen ihren Anfang und jept erst wird sich in der Tat zeigen müssen, welche Stellung diese Bühne in Znknnjt cinznnehmen gedenkt. Seit zehn Jahren, seit dem Brand des alten Hofihcaters, nur auf das hübjche, aber kleine und enge Interimtheater angewiesen, hat eine ganze Reihe trefflicher Neueinstudierungen älterer und einige her­vorragende Aufführungen moderner Werke die Aufmerksamkeit der musikalischen Welk auf sich gezogen, wenn freilich in vieler anderer Hinsicht trotz des besten Willens manche nicht unberech­tigte Wünsche und Forderungen ans leicht begreiflichen Gründen nnersüllt blieben und -eben dem Jnterimsznstand zu gut ge­halten werden mußten.

Nun sind im neuen Haus aber alle Vorbedingungen gegeben zu nenen Taten." An der Svttze ein arbeitssreudiger, zielbe- wnßter Intendant, ein Baron zu Pniiik umgeben von einer Reihe künstlerischer Ratgeber, unter i »en an erster Stelle Generalmusik­direktor Professor Dr. Max Schillin.q s, ihnen wird und muß es gelingen mir den ihnen zu Gebot sichenden künstlerischen Kräf cn den höchsten Zielen gerecht zu werden und eine führende Stellung im deutschen Theaterleben zu gewm-ien- Viele herzliche Wünsche begleiteten in diesen Tagen die Einweihung der neuen Kuvststätte: en diese Wünsche Glück und Le.,en bringend in Erfüllung gehen.

Nach der Ausführung im Großen Haus fand im Festsaal des Königsbans das protze Festbankett statt, an welchem mehrere hundert Gäste teitnahmen. Den ersten Trinksprnch brachte Generalintendant Baron von Pntlitz ans; er galt dem Königspaar. Den Höhepunkt des Banketts bildete eine glän­zend durchdachte. Rede des Generalintendanten der Hoftheater in Berlin, Grafen von Hülsen. In einer zum Teil humor­vollen Ansprache dankte Finanzminister v. Geßler dem Bau­meister und allen seinen Mitarbeitern, denen sein Hoch galt. Oberbürgermeister Lantenschlager weihte sein Glas den Mitgliedern des Deutschen Bühnenvercinch Oberhofkammeroirek- tor v. Wiedersheim ließ die Stadt Stuttgart hochleben, in einer frischen, eindrucksvollen Ansprache feierte Dr. Walter B l o e m die Preise, darauf antwortete in feinsinnigen Ansführ- nngen Professor C l a a r-Berlin. Oskar B l u m e n PH a l er­freute die Anwesenden mit einigen köstlichen Versen. Während des Mahles wurden den Gästen hübsche Erinnerungsgaben über­reicht, darunter eine hübsche Plakette mit dem Modell des neue» HostheaterZ und dem Bildnis des Königspaares. Nach Aufheb­ung der Tafel verteilte sich die Gesellschaft in den angrenzenden Raumen» und blieb darin standhaft bis zum Morgengrauen.

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AuS Anlaß der Einweihung der Königs. Hoftheater hat der König eine Reihe von Ordensanszeichnnngcn au solche Per­sonen verliehen, die sich um das neue Theater besonders Ver­dienste erworben haben. In erster Linie das Großkrenz des Friedriciisordens an den Generaiintendanten Baron zu Put­sch, das Nommentnrkrenz mit Stern des Ordens der Württem- bergff'chen Krone erhielt Hoskammerprüsident Staatsrat von Scharpfz und das Kommenturkeeuz 2. Klasse des Friedrichs- ordcns Baudireitor von Dietrich in Stuttgart. Mit dem Eh­renkreuz des Ordens der Würtiembergischen Krone, womit der persönliche Adel verbunden ist, wurde ausgezeichnet: General­musikdirektor Professor Dr. Max L> chilling Z. Das Ritter­kreuz des Ordens der Württembergischen Krone erhielten Ober- ! bürgermeister Lantenschlager, Geheimer Kommerzienrat i He;! mann in Minchen, Banrat .Held in Tübingen, Pro- I sessor S ch m o h l in Stuttgart und Hofschauspieler Ludwig ! Kazer. Mit dem Ritterkreuz 1. Klasse des Friedrichsordens i wurde u. a. Bnrgerausschußobmann Rechtsanwalt Dr, Er-

Erich Band Die Hofschauspieler Ellmenreich und Aj)? ter, sowie Kammersänger Peter Müller. Der Erbauer de- Theaters Prof. Max Littmann in München und Ober- -etc' seur Hofrnt Hans Meerh wurden mit Titel und Rang ejfL Geheimen Hofrats ausgezeichnet, Hofrat Plappert erhielt de» Professortitel. Die Kammersängerin a. D. Elisa Wiborg wurd zum Ehrenmitglied des Hoftycciters ernannt. Verschiedene Tic/ Verleihungen fielen an andere Mitglieder der Verwaltungz der Bühne des Theaters. Die goldene Medaille für ^msi Wissenschaft am Bande des Fricdrichsordens wurde verliehe» P,.,

nsänger

Kiilinhig

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Ltutkgart, M. Sept. Der König und die Königin M dem Prinzen und großem Gefolge haben heute vormittag' n m« die neuen Hoftheater besichtig'. Jeder Arbeiter erhielt io

Heilbronn, 15. Sept. Das Wahlkreisfest der Fortschrittlichen Vvlkspartei sin 3. wünch Reichstagswahlkreis hat heule unter starker Beteiligung stattgeninden. Ter ehemalige Abgeordnete des Kreist/ Friedrich Naumann, hielt die Hauptrede. Er ent­warf ein großzügiges Bild der politischen Gegenwart, be­sprach die Anträge zum Mannheimer Parteitag und.,... eine wirksame Empfehlung der Kandidatur Carl Betz str den Landtag. Zur T c u e r u n g führt Naumann aus, die Schuld an diesen Zuständen tragen die Agrarier. Wenn sie zur rechten Zeit für Futtermittel offene Tür genulcht hätten, dann wäre diese Not nicht da. Tas hätte im voAgen Jahre nach der großen .Hitze geschehen müsse,,. Es sei ein Unsinn, in einen, Jahr, da bei uns wenig wist die Grenzen geschlossen zu halten und das Vieh, bas nicht ernährt werden konnte, fahren zu lassen. Die Frage der Einführung gefrorenen Fleisches sieht Naumann nicht an als eine prinzipielle Frage, sousen, als eine solche des praktischen Experiments. Tie Politik der Bauernbundsiührer in diesen Dingen sei eine Selbst­sucht s p o l i t i k zum Schaden der Gesamtheit. Zum Sinken der G e b n r t sz i sfe r n bemerkt Naumann, bas sei eine moralische Angelegenheit, die zeige, daß zwist den innersten Gefühlen der Einzelmenschen und den gro­ssen Fragen der Staatcnpolitik enge Zusammenhänge be­stehen. Tenn die Masse ist ein bedeutender Faktor, nie würde Frankreich in die politische Abhängigkeit Eng­lands gekommen sein, wenn es gleich reich wäre an Men­schen. Die Rede Naumanns fand langanhaltcnden stürm- sicben Beifall. Bei weiteren Reden von den Herren Wolle und Fischer, Gesängen und musikalischen Vorträgen nahm das Fest einen glänzenden Verlaus.

Stuttgart, 15. Sept. Am Samstag sprach in der Lie- derhailc Friedrich Naumann über Liberalismus und Wcltpolitik. Ter ungeheure Andrang und der Jubel, mit dem seine fast zweistündigen glänzenden Aus­führungen entgegengenommen wurden, beweist, daß man in weiten Kreisen der Bevölkerung diese wichtige Frage ihrer Bedeutung nach richtig abzuschätzen vermag.

Stuttgart, 14. Sept. In vergangener Nacht verzeiP ncteu die Instrumente der Erdbebenwarten in Hohenheim und Biberach ein sehr starkes Fernbeben, dessen erster Vor­läufer kurz nach halb 1 Uhr eintraf und dessen Herd in einer Entfernung von 1850 Kilometern wahrscheinlich on der Westküste Kleinasiens zu suchen ist.

Stntlgart, 14. Sept. Der bisherige Inhaber des Ziadt- garienrestaurants und des Weinhauses am See, G- F. Kop penhöfer, hat, laut Schwab. Tagwacht, sein Geschäft liquidiert. Der Mann stand wohl schon lange nicht auf guten Füßen, aber der schlechte Sommer hat vollends den Zusammenbruch des Geschäfts herbeigeführt. Man spricht von einer Schuldenlast von etwa 200 000 Mark und Mi»«, sollen nur sehr wenige vorhanden sein. Eine am vorige» Samstag abgehaltcne Gläubigerversammlung verlies resil- tarlos und so ist jetzt der Konkurs hereingebrochen.

Strrttgnrt, 14. Sept. Die Einsprache gegen die fährdung des Hoppentausriedhoses, durch den bekanntlich eim Straße geführt werden soll, ist mit rund 1460 Namensunter- schristen dem Rathaus übergeben worden.

Stuttgart, 16. Sept. Das vielbesprochene Urtei! in: Fall Traub ist nunmehr auch in dem bsi ^ Grüninger, Stuttgart erscheinendenKirchenblatt für evcmg. Deutschland", Heft 18 in seinem ganzen UmWg veröffentlicht. Das Heft kann, wie man uns mitteilt, m der Hofbuchdruckerei Grüninger, Nolebühlstraße 7k W Preise von 30 Pfennig bezogen werden.

Hcilbronn, 16. Sept. Das hiesige Lehrerse­minar wird am 21. September eingeweihr. Kultmimfter v. Fleischhauer hat sein Erscheinen zugcsagt.

Rcreshr rm, 14. Sept. Stadtpsarrer Fridolin Sch uli- heiß hier wurde gestern mittag von einem Herzschlage gi- trossen und war sofort tot. Ter Verstorbene ist in M- weil als Sohn des verst. Bäckermeisters Josef SchuuhG geboren an, 7. Januar 1854, wurde im Jahre 1879 »m hochwürdigsten Bischof Karl Joses von Hefele zum Pnsih geweiht, war Vikar in Markelsheim und Wiblingen, UW 1880 Psarrverweser in Großküchen, Oktober 1880 P tingeu, 1884 Kaplan in Dischingen, August 1885 'M in Aichhalden, September 1893 Stadtpfarrer in NereJu ' Ligmaringcn, 16. Sept. Ter Redakteur H"f.v von der Hohenzollerischen Volkszeitung ist nach einer >»> ren Krankheit im Alter von 49 Jahren gestorben Friedrichshafen. 13. Sept. Trotz der verhältni- hohen Bestrafung blüht der Saccharinschmuggel lustm « - So wurden hier zwei ledige Kellnerinnen aus Rorschacy ' hastet, die in einem sogenannten Schmugglerunterroa l und 9 Kilogramm Süßstoff bei sich führten. p ^ gaben, waren sie im Begriff, nach Nürnberg zu stern wurden sie an das Amtsgericht Tettnang

Nah und Fern.

Gin Torpedoboot gesunken.

Ans Cuxhaven wird gemeldet: Nach hierher eldungen ist SamZtag mittags das Torpedoboot ,/ - m dem SchlachtschiffZähringen" bei einem Durchs , ch gecainmt worden. Innerhalb 15 Minuten ist das wt in einer Wajsertiese von 30 Metern gesunken, ^ eutc der Bemannung werden vermiß t. Die ^

ider sich nördlich von Helgoland. Eine amtliche Bestätigt e.chricht steht noch auS. .

Nach einer weiteren Meldung aus Wil Helms,hchvL