Kultusminister Dr. v. Fleischhauer: Die Entscheidung über die Beseitigung der Generalsuperintendentcn stehe den kirch­liche» Behörden zu. Es sei nicht Aufgabe des Staates, auf eine weitere Verringerung der Zahl der Generalsuperintendenleu ui drängen. Das bisherige Verhältnis zwischen Staat und Kirche -ei irrationell. Es werde immer Gegenstand von Reibungen bilden, wie weit der Staat auch seinerseits befugt fei. in eine materielle Prüfung der Notwendigkeit von Pfarreien einzutreten. Die Vorarbeiten für die Denkschrift über das Kirchengut feien schon sehr weit gediehen. Er werde alles daran setzen, den Abschluss bald herbeizuführen. Er habe bestimmte Hoffnungen, daß er im Laufe der nächsten Etatperiode die Denkschrift auS- lirdciten lassen könne. Er glaube übrigens Nicht, daß mit der Denkschrift die Frage der Trennung von Staat und Kirche eingelcitct werden könne.

Zu der weiteren Auseinandersetzung zwischen der Rechten und der Volkspartei zeigt noch Abg. Liefching (Bp.), wie stark die Tätigkeit der Generalsuperintendenten zusammcngeschmolzcn ist. Hi«Eif wird der Antrag Eisele (F. Vp.) mit 44 gegen 30 Stimmen der Voltspartei und der Sozialdemokraten a b- gelehnt. Von den beiden Anträgen des Ausschusses wird Ziffer 1 gegen das Zentrum und den Bauernbund angenommen, ebenso der- zweite Antrag.

Das Hmis geht über zu den Vereinfachungen rm Finanz- departement. Der Finanzausschuß hat sich einmal nament­lich für die Vereinigung des gesamten staatlichen Hochban- wesenS in einem Departement, ferner in etwas berklause- lierter Form für die Aufhebung der D o m ä n e n d i r e k t i o n und eine Erweiterung der Zuständigkeit der Kameralämter und der Bezirksbauämter ausgesprochen. Die Abgg. Gauß und Balz (D. P.) haben hierzu noch einen weiteren Antrag eingebracht, daß staatliche Bauten in größerem Umfang als bisher durch Privata.'chitekten entworfen und ausgeführt werden.

Abg. Gautz begründet den Antrag u. a. damit, daß cs im Interesse der Knnst gelegen sei, wenn bei staatlichen und kommunalen Bauten namentlich monumentalen Charakters ver­schieden geartete künstlerische Kräfte Betätigung finden.

Finanzminister v. Getzler bestreitet, daß gegenwärtig die Privatarchitekten zu den monumentalen Bauten zu wenig her­angezogen werden. Es passiere auch, daß hervorragende pri­vate Architekten Bauten Herstellen, die der öffentlichen Kritik nicht gefallen. (Heiterkeit).

Abg. Henning (Vp.) will im Interesse der Sparsamkeit, daß auch kleinere Bauten im Lande von Privatarchitekten ausgeführt werden.

Abg. Hantzinann (Vp.) wünscht, da die Fassung des Aus- schilkantrages die Aufhebung der Domänendirekiion hinansschieben könnte, den Gedanken der Abschaffung der Domänendircktion schärfer zu fasser^ und beantragt daher zu sagen: Die Aufheb­ung der Domänendirektion als Kollegium vorzusehen und die möglichste Erweiterung der Zuständigkeit der Kameralämter und Bezirksbauämter herbeizuführen.

In der Abstimmung wird der Antrag Gauß-Balz sowie der Antrag des Ausschusses auf Vereinigung oes gesam­ten staatlichen Hochbauwesens und der Antrag Haußmann an­genommen.

In der F o r st v e r w a lt u n g hat der Ausschuß um Er­wägung ersucht, ob nicht eine weitere Einschränkung der Zahl der F-o r st i n s p e k t i o n e n möglich ist und ob nicht etwa 10 bis 12 Forstämter von Forstamtmännern verwaltet werden können. Diesem Antrag wird nach kurzer Debatte zugcstimmt. Dann wird abgebrochen.

Nächste Sitzung Dienstag Nachmittag 3 Uhr: Denkschrift üben die Staatsvereinfachung, Denkschrift über die Verstaatlich­ung des höheren Schulwesens, Aufhebung der tierärztlichen Hoch­schule.

Verdandstag württembergischer Glasermeister.

Heilbronn, 9. Juni.

Ter Landesverband württembergischer Glaser meist er hielt gestern in der Harmonie sei­nen 4. Verbandstag ab. Voraus ging dieser Veranstalt­ung am Samstag nachmittag 4 Uhr eine vorberatende Sitzung des Landesausschusses im Hotel Royal.

Ter Verbandsvorsitzende, Herr' Glasermeister Fr. Schütz-Stuttgart eröffnet die sehr zahlreich besuchte Versammlung vormittags llA/z Uhr und begrüßte die Erschienenen, auch betonte er, daß man gerne der Gnlad- ung der Heilbronner Innung gefolgt sei, in der schönen Neckarstadt zu tagen. Er weist darauf hin, daß ein Zusam­mengehen zu treuer, gemeinsamer Arbeit unbedingt er­forderlich sei, um den Schwierigkeiten, die sich rin Laufe der Zeit der Organisation des Glaserverbandes entge­genstellten wirksam zu begegnen und hofft, daß die heutige Versammlung das Ihre dazu beiträgt. Von den staat­lichen Behörden war Herr Regierungs-Assessor 5z off­mann vom Kgl. Oberamt anwesend. Als Vertreter der Stadtverwaltung begrüßte GR. Binder die Versamm­lung, er betonte den Nutzen einer straffen Or­ganisation. Sodann hielten Begrüßungsansprachen die Herren Bäckermeister Schurr für die Handwerkskammer, Malermeister Breitenbach im Namen der württ. Ge- verbevereine, Glaserinnungsobermeistec Abele u. Wolf nir Bund für Handel und Gewerbe Württembergs. Weiter waren anwesend Herr Rektor Th 0 maß. von der Ge­werbeschule, Herr Hilpert für die Tapeziere und De- wrateurx, Herr Sinn für die Schreinermeister und Herr nödenberger für die Flaschnermeister. Des weiteren waren Vertreter des Glasergewerbes aus Darmstadt, Nürn- krg, München und Berlin anwesend. '

Aus dem Geschäftsbericht, den der Vorsitzende Afü- Enehmen wir folgendes: dem Sekretär hat es an ürbeit im vergangenen Jahr nicht gefehlt. Eine große An­zahl Anfragen von gewerblichen und staatlichen Behörden Ich..Handwerkskammern wurden beantwortet. Die Ab­schaffung des § 100 g wurde deri Handwerkskammern un- es ist aber nicht begreiflich, daß hierin noch ^chtz geschehen jst. Mit der Werbetätigkeit hat der Se- wtar Sternbeck an verschiedenen Orten eingesetzt. Tie Jitgaedcrzahl ist mit einem Zuwachs im vergangenen öahr von 60 auf über 300 angewachsen. Der K a ssenbe- iu)t von Kassier Weber-Stuttgart vorgetragen zeigt 1a37,52 Mark Einnahmen und 1403,34 Mark Aus­gaben einen Ueberschuß von 134,18 Mark, was beifällig > sgeuommen und dem Kassier hierauf Entlastung zu teil

b

Den Hauptpunkt der Tagesordnung bildete ein Vor­üb? Handwerkskammersekretär Müller- Heilbronn v, "euen württemb er g is chen Snb-

Li^s OnsVorschriften". An diesen Vortrag, der Fragen in Handwerkerkreisen zur Zeit y delte, knüpfte sich eine sehr ausgedehnte Debatte, ' Enn Einzelheiten hier einzugehen, zu weit führen » o" allen Rednern wurde betont, daß seitens der ein gemeinschaftliches und energisches ton w< das Handwerk der Regierung gegenüber Erfolg begleitet sein könne. Auf Vorschlag von

Kandwerkskammersekretär Müller wurde folgende Re­solution einstimmig angenommen:

Die vier Handwerkskammern zu beauftragen, die Kgl. Staatsregierung zu ersuche«, die gesetzliche Re geluug des Submissiouswesens energisch und in aller Bälde in Angriff zu nehmen und weiter zu ersuchen, bei den Selbstverwaltungskörpern allgemein und be sonders bei Gewährung von Staatsbeihilfen zur Aus sührung und Erhaltung von Bauten und Arbeiten da rauf hinzuwirken, daß die staatlichen Submissionsvor­schriften der Minist. Vers, vom 18. Dez. 1912 einge­führt und beobachtet werden. Im übrigen steht der Landesverband der Glasermeister Württembergs auf dem Standpunkt der Eingabe der Handwerkskammern, der Handwerksvereine und des Landesverbands der Ge­werbevereine".

Hierauf nahm die Versammlung Stellung zu der Frage der Errichtung eines w ir t s ch aft li ch en S ch u tz- verbandes. Nach längeren Ausführungen verschiede­ner Redner, wonach eine Einkaufs-Genossenschaft m Süddeutschland gebildet werden soll, wird der Landes­ausschuß beauftragt, diese Angelegenheit weiter zu be­handeln. Auch über Steuerfragen entspann sich eine längere Debatte, da vergleichsweise ein Staatsbeamter mit 2400 M Einkommen 46 M Steuer bezahle gegenüber ei­nem Handwerker, der 73 Mark bei einem Einkommen in gleicher Höhe zu bezahlen habe. Malermeister Brei­te n b a ch bittet, die Eingabe des Stuttgarter Gewerbeoer- eins, die in diesem Sinne sei, zu unterstützen, damit dieselbe Erfolg habe.

Nach Erledigung einiger unwesentlichen Angelegen­heiten wird die Neuwahl eines Verbandskassiers vorge- nommcn, da Herr Weber bestimmt ablehnt und wird an -essen Stelle Herr M ü l l e r - Eannstatt gewählt. Als Ort der nächsten Tagung wird Eßlingen bestimmt, woraus sich die Teilnehmer zu einem gemeinschaftlichen Mittagsmahl mit musikalischen Vorträgen in den großen Harmoniesaat begaben. Von 5 Uhr ab fand eine Be­sichtigung der Stadt und der Hafen-Anlagen statt und rbends fand man sich im Theatersaal bei Konzert, Ge­sangsvorträgen des GesangvereinsUrbanus" und Tanz­unterhaltung. Heute Montag von 9 Uhr ab ist Zusam­menkunft mit Frühschoppen in den Kilianshallen, dann gemeinschaftlicher Spaziergang auf den Wartberg, nach Weinsberg und die Weibertreu.

Stuttgart, 8. Juni. (Vom Hofe.) Der König ist heute Abend hier eingetroffen, um morgen der Eröffnungs­sitzung der 53. Hauptversammlung des Vereins deutscher Ingenieure anzuwohnen.

Stuttgart, 8. Juni. (Hoftheater und Warenhaus.) Unter diesem Stichwort lesen wir in der Franks. Zeitung: Von gut unterrichteter Seite wird uns mitgeteilt, daß die Intendanz der Stuttgarter Hofoper zwei Drittel der Plätze für die im Oktober stattfindende Erstaufführung von Richard Strauß neuestem WerkAriadne auf Naxos" an ein großes Berliner Warenhaus vergeben hat". Wie das Neue Tagblatt von maßgebender Sette erfährt, trifft die Nachricht allerdings zu. Das Berliner Warenhaus von Wertheim hat zwei Drittel der Plätze für alle drei Auf­führungen von Richard StraußAriadne auf Naxos" die 50 Mark kosten, übernommen, und zwar gegen gewisse Garantien, sodaß die großen Kosten der Aufführung zu zwei Dritteln gedeckt sind. Das weitere Drittel der 50 M. Plätze befindet sich noch in den Händen der hiesigen Hof- theaterkasse und steht den Stuttgartern zur Verfügung. Sollten darüber hinaus noch Karten von Stuttgartern ver­langt werden, so hat Wertheim die Verpflichtung, auch weiteren' Ansprüchen durch Herausgabe von Karten ohne Preisaufschlag nachzukommen.

Stuttgart, 8. Juni. Am Montag den 17. Juni, vorm. 10 Uhr, findet im Hotel z.König v. Württemberg" hier die Landesversammlung württ. Uhrmacher statt. Nach den Verhandlungen wird ein gemeinschaftliches Mittagessen im gleichen Lokal eingenommen.

Eßlingen. 8. Juni. Geh. Kommerzienrat Merkel hat das Schwimmbad der Stadt vermacht. Er hat sich durch dieses hochherzige Vermächtnis den bleibenden Dank aller Einwohner erworben.

Nah und Fern.

Diebstahl auf dem Stuttgarter Rathaus.

Wie dem Beobachter mitgeteilt wird, ist Freitag vor­mittag auf dem Stuttgarter Rathause ein Diebstahl von über 4000 Mark vollführt worden. Die Begleitumstände erscheinen außerordenlich merkwürdig, so daß sie kaum glaub­bar erscheinen. Es soll ein junger Mensch von 19 Jahren, der im unständigen Dienste bei der Stadt beschäftigt ist und dessen einzige Empfehlung ist, daß er etwa 70 mal wegen kleinerer Delikte, allein seit Februar, wo er in den Dienst der Stadt trat, sechsmal vorbestraft ist, mit der Auszahlung der Arbeiter beim Tiesbauamt beauftragt und ihm zu diesem Zwecke eine Summe von über 4000 M. aus­gehändigt worden sein. Der junge Mann soll gestern morgen in seinem Sonntagsstaat angetreten sein, sich gegen Unterzeichnung der Quittung eine Kaution hat er nicht gestellt, das Geld haben aushändigen lasten und dann verduftet sein. Erst gegen Mittag, als die Arbeiter ihre Löhnung vom Bau mit nach Hause nehmen wollten, hat man seine Abwesenheit bemerkt. Soviel wir wissen, sind bis gestern abend die Nachforschungen vergeblich gewesen.

Mord und Selbstmord in Lauste».

InLaussen a. N. hat sich am Sonntag ein bluti­ger Vorgang abgespielt. Der verheiratete 38 Jahre alte Arbeiter Käst, ein etwas aufgeregter Mensch, hatte am Sonntag nachmittag 4 Uhr mit seiner Tochter einen Streit. Das Mädchen flüchtete zu ihrem Onkel, dem Wirt Käst. Als dieser zwischen Vater und Tochter vermitteln wollte, zog letzterer plötzlich einen Revolver aus der Tasche und schoß seinen Bruder in die Brust, so daß nach wenigen Minuten der Tod eintrat. Als der Mörder sah, was er angerichtet hatte, schlug er in seiner Wohnung alles kurz und klein und erschoß sich dann selbst. Der Ge­tötete hinterläßt eine Witwe und 3 unversorgte Kinder,

der Mörder eine Witwe mit 1 Kind. Schon vormittags soll der Mörder geäußert haben, in seinem Gehirn wirble es durcheinander, es passiere noch etwas.

Verduftet.

^ Ter in ganz Oberschwaben bekannte Viehhändler s I. Ruf jr. aus Leutkirch ist, nachdem er sich ! durch gefälschte Schuldscheine 20 000 Mark erschlichen i und von Bekannten noch weitere Summen geborgt hatte,

1 samt seiner Frau und seinen drei Kindern plötzlich ver- s schwunden.

! Die Explosion in der österreichischen Pulverfabrik

Wollersdorf,

durch die 10 Personen getötet und mehrere hundert verletzt worden sind, ist, wie verlautet, dadurch entstanden. Vast Ar­beiter eine große Menge Ekrasit beim Verladen fallen ließen. Durch die Explosion erfolgte die Entzündung einer großen Menge Schießpulver. Alle beim Verladen beschäftigten Personen wur­den getötet und zum Teil bis zur Unkenntlichkeit in Stücke gerissen. Von dem den Transport führenden Oberoffizial wur­den bis jetzt nur die Aufschläge und die Legitimationskarte ge­funden. Die Leute, welche in den Cafehäusern von Wiener Neustadt saßen, glaubten, daß ein Erdbeben eingetreten sei. Die Erde zitterte, der Boden wurde teilweise aufgewühlt. In Wiener Neustadt wurden sofort alle Schulen gesperrt, weil alle Fensterscheiben zertrümmert waren. Viele Kinder wurden durch Splitter von Fensterscheiben verletzt. Besonders große Ver­heerungen wurden in der Josefstadt angerichtet. Hier blieb kein Fenster ganz. Die Zahl der Verletzten beträgt 600. Die Fa­briken in Wiener Neustadt haben alle nach der Katastrophe den Betrieb eingestellt. Nach der Explosion lagen dichte schwere Pulverwolken über Wiener Neustadt und hüllten es minutenlang in Finsternis. In der Kavalleriekaserne wurden sämtliche Fenster­scheiben zertrümmert. Die Kavalleriepferde rissen sich teilweise von ihren Fesseln los und jagten in wilder Hast über das Flug­feld. Die Bügel, welche in der Nähe des Objektes schwebten, wurden alle getötet. Die wuchtigen Stämme in der Nähe des Objektes Nr. 48 wurden vollständig zertrümmert. Der Posten vor dem Hause wurde 20 Meter weit fortgeschleudert. Drei Finger wurden ihm weggerissen. Dem Wachkommandanten wurde der Fuß weggerissen. Er ist seinen Verletzungen bereits erlegen. Auch die übrige Besatzung ist schwer verletzt. Am Rande des Manövergeländes gegenüber dem Flugfeld wurde ein Kanonier vollständig zerfleischt aufgefunden. Alle Bäume ches Wäldchens sind bis auf kleine Baumstämme niedergebrannt. Auf dem Flug­feld sieht man hier und da noch Blutspuren und blutige Fleisch- fetzen. Die Schuppen sind alle vollkommen zerstört, die Dä­cher vollständig abgetragen. Fünf Flugzeuge, welche dort aufbe­wahrt waren, wurden alle zerstört. In der Nähe der Katastrophe exerzierte eine Abteilung Einjahrig-Freiwilliger. Der Haupt­mann wurde leicht, zwei Einjährige schwer verletzt. D>e ganze Heide ist mit Ziegeln und in die Luft geflogenen Objekten übersät. Zwischen den zerstreuten Ziegeln findet man kleine Blechstücke, die Ueberbleibsel eines großen Blechdaches. Menschen­leiber, bis zur Unkenntlichkeit entstellt, liegen umher.

Luftschiffahrt.

Tie Heimkehr von Z. 3.

Zu einer großen Fahrt ist das Militärluft­schissZ. 3" in der Nacht vom Freitag aus Samstag um 12.45 in Hamburg aufgestiegen. Tie ursprüng­liche Absicht, direkt nach Friedrichshafen zu fahren, ist nicht zur Ausführung gekommen; man hat anscheinend auch eine Uebungsfahrt unternommen, die sich auf die See erstreckte. Das Luftschiff flog über Wilhelmshaven, Emden, Borkum, dann landeinwärts in sicherer Fahrt bis Frankfurt a. M., wo es um 3.40 glatt vor der Hatte lan­dete. Nachdem das Luftschiff neues Gas gefaßt hatte, wurde Sonntag früh 4.19 wiederum aufgestiegen und die Heimfahrt nach Friedrichshofen angetreten über die Bergstraße, Heidelberg, Maulbronn, Tübingen, Sigmar­ingen, Heiligenberg. Das Luftschiff traf um 9.30 Uhr in Friedrichshofen ein, gerade als der Sonderzug zur Einweihung der Uferstraße sowie des Jacht- und !Gon- dclhafens eintraf. Die Fahrt ist ohne jede Störung vor sich gegangen. An der Bergstraße fand eine Begegnung mit dein Luftschiff Schütte-Lanz statt.

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Fernflng BerlinWien.

Johannistal, 9. Juni. Zum Fluge Berlin -Wien sind im Laufe des Vormittags bis jetzt 6 Flieger mit je einem Passa­gier gestartet. Als erster startete Thelen mit Leutnant z. S. Schiller- um 4 Uhr 22 Min., als Zweiter Hirth mit Leutnant Schüller um 4 Uhr 24 Min., sodann Stanzer mit Schiffs- leulnant Wosiosek um 5 Uhr 56 Min., Csakay mit Oberleut­nant Niezner um 6 Uhr 02 Min., Bergmann mit Leutnant Schinzl um 6 Uhr 26 Min. und Bier mit Leutnant Stessen um 8 Uhr 12 Min. Leutnant von Thüna, der um 3 Uhr 52 startete, stürzte beim Anfahren und gab den Start vorläufig aus. Thelen ging um 5 Uhr zwischen Alt-Glienicke und Grünau nieder, stieg aber wieder ans und wurde um 6 Uhr 40 Mn. bei Colpin östlich von Storkow gesichtet. Hirth landete um 7 Uhr 4^1 Min. glatt bei Dobern im Kreise Guben, setzte seinen Flug fort und landete um 8 Uhr 50 Min. in Breslau, wo eine Zwangszwischenlandung vorgesehen ist. Csakay landete um 9 Uhr 03 Min. ebenfalls in Breslau.

Johannistal, 9. Juni. Rudolf Stanger landete in Hirschberg, wobei sein Apparat stark beschädigt wurde. Ober­leutnant Bier mit Leutnant Steffen stürzte bei Groß- Mückrow ab. Die Flieger wurden nach Anlegung eines Not- verbandeS in eine Privatklinik gebracht. Der Flieger Bier er­litt eine leichte Kontusion am linken Bein. Leutnant Steffen trug eine bis auf den Knochen gehende Fleischwunde am Kopf, eine leichte Gehirnerschütterung und einen leichten Bruch des Wadenbeines davon. Lebensgefahr besteht jedoch nicht.

Aspern, 10. Juni. Der Flieger Hirth hat mit seinem Begleiter 6.01 die Ziellinie passiert und ist um 6.03 glatt gelandet.

Gerichtsaal.

Die eigene Frau zu Tode gemartert.

Leipzig, 8. Juni. Wegen fortwährender schwerer Miß­handlungen seiner schwer tranken Frau hat das Landgericht Heilbronn den früheren Landjäger Seeger aus Althütte zu 6 Monaten Gefängnis verurteilt. Der Angeklagte, der seit 1899 Landjäger in Simmersfeld gewesen, von dort im Jahre 1907 strafweise nach Althütte versetzt und schließlich wegen fort­dauernder Fahrlässigkeiten im Dienst aus seiner Stellung ent­lassen worden war, hat seine Frau seit seiner Verheiratung aus lebensgefährliche Weise mißhandelt. Die Mißhandlungen haben denn auch schließlich zu einem frühen Ende der an sich schwächlichen und kranken Frau geführt. Gegen das landgericht­liche Urteil hatte der Angeklagte Revision beim Reichsge­richt eingelegt, in welcher er Verletzung materieller und pro­zessualer Rechtsnormen rügte. Die Revision wurde jedoch vom höchsten Gerichtshöfe als unbegründet verworfen.