Lokales.

Wildbad. 11. Juni 1912.

* Ausflug der Württemberg. Landtagsfraktion der fort­schrittlichen Volkspartei nach Wildbad. Die Fraktion der fortschrittlichen Volkspartei benützte den aus Anlaß des Fronleichnamstag freien SitzungStag des Landtags zu einem gemeinsamen Ausflug in den Schwarzwald. An diesem Aus­fluge beteiligten sich von der Landtagsfraktion 18 Abgeord­nete, denen sich die Reichstagsabgeordneten, worunter auch der Vertreter unseres 7. Wahlkreises, Herr Schweickhardt aus Tübingen, anschlossen. Die Fahrt ging zunächst per Bahn von Stuttgart nach Liebenzell, von wo aus sie ein parat gestandenes neues geräumiges Gesellschaftsauto der Fabrik Gaggenau, welches die Verbindung im Sommer mit den Schwarzwaldbädern besorgt, nach Calw führte, wo die Damen des Abgeordneten Standenrmyer die Gäste begrüß­ten und jeden mit einem hübschen Schwarzwaldsträußchen schmückten, worauf im Adler der alten Demokcatenherberge das Gabelfrühstück eingenommen wurde. Von da aus be­gann die Fortsetzung der Fahrt nach Teinach, wo der ra­tionelle Großbetrieb bei der Verfüllung der weltbekannten Teinacherhirschquelle einer Besichtigung unterzogen wurde, über Calmbach-Höfen-Neuenbürg- Schwann-Herrenalb, wo­selbst kurze Rast gemacht und dann über Dobel-Eyachtal Wildbad, welches um halb 5 Uhr nachm, erreicht, und so­fort zur Besichtigung der Bergbahn in Anbetracht des kur­zen Aufenthaltes geschritten, aus diesem Anlässe das Mit­tagsmahl im Sommerberghotel eingenommen wurde. Am Fuße der Bergbahn entbot Kfm. Ehr. Brachbols namens des hiesigen Volksvereins der fortschrittl. Volkspartei den herzlichen Willkommgruß und Dank für den Besuch und das stets betätigte Interesse, das sie Wildbad, welches zu den schönsten Perlen des Schwarzwalds zähle, im Halbmond­saale in Stuttgart entgegenbringen, dankte dem Kammer­referenten für Wildbad dem Herrn Abgeordneten Käs noch besonders hierfür, zog einen Vergleich zwischen den spru­delnden heilbringenden und oft -wunderwirkenden Thermen und der politischen Therme und endete mit dem Hinweis, daß auf dem weiß gedeckten Tische im Sommerberghotel auch die geistige Speise nicht vergessen geblieben sei, die sie dort im Form eines Willkommleitartikels vorfinden werden. Sicht­lich erfreut über den aufmerksamen Empfang und gewidme­ten Willkommgruß, bestiegen die Herren Abgeordneten den Bergbahnwagen, der sie auf den Sommerberg führte, wo im Hotel das Mittagsmahl eingenommen wurde, während welchem Herr Musikdirektor Wörner seine Aufgabe meister­haft löste. Parteifreunde von hier, aus den Bezirken Neu­bürg und Calw eilten zur Begrüßung der Landtagsfraktion herbei und fanden sich im Sommerberghotel ein. Im Ver­laufe der Mahlzeit ergriff als erster Redner, Herr Land­tagsabgeordneter Käs das Wort, dankte namens der Land­tagsfraktion Herrn Kfm. Chr. Brachbold in herzlichen Wor­ten für den ihr erwiesenen ehrenden Empfang, gab interref- sante Mitteilungen über den Wildbader Staatsetat und über die Verwendung seiner Mittel, betonte, daß auch die übri­gen Parteifraktionen und ebenso die Kgl. Staatsregierung helfend und fördernd an Wildbads Wohlfahrt Anteil neh­men, gedachte noch der neuesten Lösung der Stuttgarter Waffer- versorgungsfrage, durch welche das Enztalprojekt so viel als ausgefchieden gelte, was den Bewohnern Wildbads und des ganzen Enztals wohl zur Befriedigung dienen werde und schloß mit einem Hoch auf die schöne Badestadt Wild­bad. Kammerpräsident Payer, der sich dem Ausfluge recht gern angeschloffen hätte, war durch Teilnahme an einer Beerdigung zurückgehalten; Liesching war durch Unwohlsein verhindert, sandte aber als Fraktionsvorsitzender seiner auf dem Sommerberge weilenden Fraktion eine Depe'che, in welcher er derselben von Herzen mit Schmerzen angenehmen Aufenthalt wünschte. Weitere Ansprachen wurden gehalten, von Konrad Haußmann, Schweickhard und Meisel, welch elfterer einen humorvollen Vergleich zwischen der Wildbader Bergbahnentwicklung, ihrem Besitzwechsel von der

Aktiengesellschaft an die Stadtgemeinde zog. Nur zu bald kam die Stunde, die zum Abschied aufforderte. Nach V«8 Uhr verließen die Abgeordneten, die sich über die Küche des Hotels lobend aussprachen, den Sommerberg und fuhren mit der Bergbahn ins Tal herab, wobei einige Abgeordnete dem Kurhaus etc. noch einen Besuch abstatteten. Um 8 Uhr 12 Mm. verließen sie hochbefriedigt und in bester Stimmung unter Mitnahme des besten Eindrucks unsere Badestadt.

* Konzert-Abend. Gestern fand wieder im vollbesetzten Kursale ein der so allgemein beliebten Operettenmustk-Abende statt. Das Programm war ein gutgewähltes und verzeich- nete nur Werke hervorragender Meister. Sämtliche Num­mern wurden in sehr korrekter Weise zum Vortrage ge­bracht. Herr Musikdirektor Prem leitete mit feinem Kunst­verständnis und großer Hingabe sein gutgeschultes Orchester und verstand somit seine zahlreichen Zuhörer in angenehmer Weise den ganzen Abend zu fesseln. Der am Schluffe je­der einzelnen Darbietung gespendete Applaus war ein red­lich verdienter und berechtigter. Das Pubikum bezeugte hiermit seine volle Anerkennung und Dankbarkeit für diese überaus genußreichen Stunden.

* Kgl. Kurtheater. Am gestrigen Abend fand in unserem Kurtheater eine Wiederholung von A. L'Arrongcs Lustspiel ,Dr. Klaus" statt. Heute Abend gehtFlachsmann als Erzieher", Komödie in 3 Aufzügen in Szene. Morgen Mittwoch, den 12. Juni, wird die erste Lustspiel-Neuheit gegeben und zwar Ludwig Thoma's EinakterLottchens Geburtstag". Der Erstauführung gehen dieNeuver­mählten" von Björnson voraus. Dies ist eine der ältesten, aber doch humorvollsten Arbeiten des genannten Verfassers. Wir wünschen den beiden Aufführungen ein ausverkaustes Haus.

* Eingesandt. Es ist mir in letzter Zeit von verschie­denen Personen zum Vorwurf gemacht worden, als wäre ich, weil ich Vorstand von der hiesigen Viehversicherung bin, der Anstifter zum Milchaufschlag. Dieses veranlaßt mich, an dieser Stelle eine Erklärung abzugeben. Zahlreiche hie­sige Viehbesitzer, auch solche, welche nicht beim Verein sind, kamen in den letzten Wochen zu mir und.wollten mich drin­gend veranlassen, einen Milchaufschlag, von 3 pro Liter in den hiesigen Lokalblättern bekannt zu machen. Zu 25 gab ich aber meine Zustimmung nie und schlug einen Mit­telpreis vor, mit welchem aber die meisten nicht einverstan den waren, somit habe ich die Sache abgewiesen mit der Bemerkung, wenn man es zu arg mache, gehe es nicht durch. Ueberhaupt will ich mich nicht anfeinden lassen, denn ich bin geschäftlich mit allen Klassen im Verkehr, und will eine Feindseligkeit wegen den paar Litern Milch, die meine Frau zu verkaufen hat, verhüten. Wie es scheint, haben sich dann verschiedene Viehbesiher nachher dahin geeinigt und diesen Milchausschlag selbst bekannt gemacht. Infolgedessen kam dann eine Bekanntmachung von unserem Herrn Stadtvor­stand Bätzner wie folgt:Die Erhöhung des Milchpreises von 22 auf 25 pro Liter hat bei den hiesigen Milchkonsu­menten große Erregung hervorgerufen, da eine derartige Erhöhung nicht gerechtfertigt erscheint. Von auswärts sind bereits größere Mengen Milch zu 20 Psg. das Liter frei Wildbad angeboten worden. Ich würde mich im Jnterresse der hiesigen ärmeren Bevölkerung veranlaßt sehen, einen Be­zug auswärtiger Milch für die hiesige Stadt sofort einzu­leiten, wenn die Viehbesitzer und Milchhändler nicht inner­halb 8 Tagen zu dem alten Preise von 22 Psg. zurückkeh­ren." Soweit mir bekannt ist, hat ein Zurückkehren zum früheren Kostenpunkte nur zur Hälfte erfolgt. Daß der Milchaufschlag hier nicht ohne Grund ist, will ich mit fol­gendem Nachweisen. Eine gute Milchkuh bekommt man ge­genwärtig nicht mehr unter 600 Mk., 1 cbm. Sägemehl kommt, bis er an Ort und Stelle ist, auf 3,50 Mk., für 1 Morgen Wiese zu mähen, hat man jetzt die Kleinigkeit von 10 Mk. zu zahlen, welcher Preis nachweislich in kemer' Gegend bezahlt wird, als hier. 1 Tag Fuhrlohn mit 2

Pferden kostet 16 Mk., die Arbeitslöhne sind in den letzten Jahren um einen ganzen Teil gestiegen. Die Futtermehl­preise sind enorm in die Höhe gegangen, trotzdem ja ver­gangenes Jahr ein günstiges Erntejahr swar, alles ist ja überhaupt viel teurer geworden. Außerdem kommt,noch die sehr mühevolle Arbeit an unseren Bergen, warum soll denn diese herbe Arbeit nicht auch belohnt werden, wie sichs gebührt? Bemerken möchte ich auch, daß hier der Land­wirtschaftsbetrieb zu sehr eingeschränkt ist. Daß die Milch ein unentbehrlicher Artikel für jede Haushaltung ist, weiß jeder Mensch, und wenn man Milch haben will, muß man Kühe und Stallung haben. Wo Vieh steht, gibt es auch Dünger und diesen kann man nicht hinaus auf die Felder wünschen, sondern man braucht Zeit dazu zum Fortschaffen. Jeder ordentliche Bürger ist selbst darauf aus auf Ordnung und Reinlichkeit zu halten in Rücksicht auf unsere Badestadt. Viele Viehbesitzer haben seit 20 Jahren wegen der großen Einschränkung ihre Viehhaltung aufgegeben. Ein hiesiger Arzt sagte mir einmal selbst, er bezeichne dies als einen Fehler im Jnterresse unserer werten Kurgäste, es sei doch immer besser, frische und gesunde Milch am Platze zu be­kommen, könnte doch jede Hausfrau von Erfahrung sprechen wie sie schon oftmals in Verlegenheit kam, wenn sie sich aufs reichlichste mit auswärtiger Milch versehen hatte, und dieselbe plötzlich sauer geworden war. Die Dienstmädchen werden dann schnell sortgeschickt an hiesige Häuser, um nur 1 oder 2 Liter fürs'allernotwendigste zusammen zu bringen, wie ich schon oftmals Gelegenheit hatte, solches mitanzuhören. Auffallend kommt es uns vor, daß nur der erhöhte Milch­preis große Erregung hervorgerufen hat, während der Bier­preis für 3zehntel Liter 11 Psg. und für 4zehntel Liter zu 13 Psg. also das Liter auf 37 Psg. erhöht wurde und alles ging so ziemlich stillschweigend vorüber. Eine gute Milch­kuh gibt durchschnittlich das ganze Jahr täglich 6 Liter Milch, 1 Ztr. Heu kostet durchschnittlich 3,50 Mk. 1 SM Vieh braucht täglich etwa 25 Pfd. Heu ohne den Futter- mehlzusatz, da können sich die Konsumenten wohl selbst die Rechnung machen,' was für ein großer Verdienst heraus­kommt. Nun glaube ich, daß ich in der Milchfrage hinrei­chend Aufklärung gegeben habe und hoffe, daß sich die Ge­müter wieder beruhigen werden, den Milchpreis haben die nicht unterschriebenen Viehbesiher und Milchhändler auf 24 Pfennige pro Liter festgesetzt. M. D.

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