Tie Königin von Holland in Paris.
Versailles, 3. Juni. Bei dem Frühstück, das heute zu Ehren der Königin Wilhelmina der Niederlande stattfand, dankte die Königin in einem Trinkspruch ffür den warmen Empfang und für die ihr unvergeßlichen Beweise der Sympathie, die von ihren Landsleuten hoch angerechnet werden würden. Tie Königin sprach weiter ihren Glückwunsch ans zu den Truppen der Armee, auf die Frankreich stolz sein dürfe, als den sichersten Hüter seines »Ruhmes und seiner Ehre. Sie trank zum Schluß «us das Wohl des Präsidenten und auf das Wohl und den Ruhm des tapferen französischen Heeres. Präsident Falliercs erwiderte, er sei tief gerührt von dem Lebewohl der liebenswürdigen Königin, die sich erinnert l)abe, daß in ihren Adern französisches Blut fließe. Tas französische Heer werde stolz sein auf die hohe Anerkennung, die es bei der Königin gefunden habe, die wisse, was das Volk von dem Mute der Soldaten und ihrer Anhänglichkeit an die Fahne erwarten könne. Präsident Fallieres trank auf das Wohl der Königin und die freie Bestimmung ibres ruhmreichen Landes.
Versailles, 3. Juni. Tie Königin Wilhelmina der Niederlande und der Prinzgemahl sind heute nachmittag nach sehr herzlicher Verabschiedung direkt nach Holland abgcreist.
Ermordung eines Deutsche» in Mexiko.
Mexiko, 3. Juni. Der Deutsche Hugo Beel ist an, 3tt Mai in San M igucl am Rio Daincsquila! von Banditen ermordet worden. San Miguel ist ein abgelegenes Släoicu von 4000 Einwohnern im gefährlichsten AnsstandSgeüit. Es war hier- bekannt, das; gegen Beel im Februar eine Erpressung verübt worden war nnd daß er sich danach, entsprechend der Warnung des (sandten vor dem Perbleiben in Pein schlecht garnisonierten, abgelegenen Ort, mit seiner Familie nach der Gouverncmentsstadt Turango begeben hatte. Von seiner Rückkehr in das gefährdete ^an Miguel hatte man hier keine Kenntnis. Seine Frau mit zwei Kindern befinden iich noch dort. Ans Antrag des Gesandten sind die mexikanischen Behörden bemüht, die Familie in Sicherheit zu bringen. Ein Rnral- Korps befindet sich ans dem Marsche nach San Miguel.
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Das deutsche Geschwader in Amerika.
Newyork, 3. Juni. In einen! Leitartikel erklärt die „Reiryorl Tribüne" znm Besuch des deutschen Geschwaders, solcher Verkehr Mischen den beiden Ländern sei angemessen bei den engen Beziehungen, die seit Beginn des nationalen Lebens zwiso'en den beiden Ländern herrschten. Sie hebt hervor, daß die Vereinigten Staaten hinwiederum auch einer großen Menge deutscher politischer Flüchtlinge ein Asyl gegeben haben, die mit tiefer Sympathie die Entwicklung des deutschen Konstitu- tionalismus verfolgten. Vom technischen Standpunkt aus sei der Briuch des Geschwaders deshalb interessant, weil der „Moltke" das letzte Wort im modernen Schlachtschisfbau darftellc, auch deshalb, weil die Schiffe eine der machtvollsten Flotten der Welt repräsentierten, aber noch nie in einen Krieg verwickelt aeweien seien.
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Riesenbrand in Konftantinopel.
Konstantinopel, 3. Juni. Seit 10 Uhr vormittags wütet hier ein großer Brand, der in der Nähe des Justizpalastes ausgebrochen ist.
Berlin, 4. Juni. Wie dem Berliner Tageblatt aus Tonstantinoprl telegraphiert wird, gelangte der Riesen- hrandRn einem im Bau befindlichen Holzhause zwischen der Ahmed-Moschee und dem Pascha Marmarameer zum Ausbruch. Anfangs schien das durch Fahrlässigkeit'entzündete Feuer unbedeutend, wie so viele beim Beginn der warmen Jahreszeit täglich vorkommende Brände. Erst nach einigen Stunden erschienen die Feuerwehren von Pera und der anderen Stadtteile, da die Feuerwehr von Stambul den Brand allein nicht bewältigen konnte. Auch Militär wurde zur Hilfeleistung beordert. Ein scharfer Südostwind, der sich gegen Mittag aufmachte, gab dem Feuer rasch etne große Ausdehnung. Zahlreiche, durch die seit 14 Tagen währende Hitze ausgetrocknete Holzhäuser, flammten in wenigen Augenblicken auf. Tie Abgebrannten kampierten mit ihren wenigen Habselig- keitcn im Freien. Tie Zahl der abgebrannten Häuser wird auf 260 geschätzt.
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Der italienisch-türkische Krieg.
Konftantinopel, 3. Juni. Die Abreise der au-zewiesenen Italiener gehl nach und nach vor sich. Vorgestern ist eine große Anzahl Italiener auf einem russischen und einem griechischen Dampfer abgereist. Ungefähr 700 Italiener haben die Türkei bisher verlassen. Heute ist ein griechischer Dampfer, der von einer italienischen Wohltätigkeitsgeiellschaft gechartert worben ist, mit Ausgewiesencn abgegangen. Weitere Dampfer werden am Donnerstag in See gehen. Einzelne Italiener begeben sich nach dem Piräus und nach Aegypten. Bei der Banque ottomane und bei anderen Banken angestellte Italiener erhalten einen 3monatigen Urlaub mit dem Aufträge, in nahegelegenen Städten Aufenthalt zu nehmen, um möglichst schnell zurückkehren zu können.
Saloniki, 3. Juni. Die Abreise der ausgewiesenen Italiener har begonnen. Die Ausgewiefenen sind keinerlei Belästigung oder Angriffen ausgesetzt.
Petersburg, 3. Juni. Obwohl alle zuständigen Stellen nachdrücklich jeden Grund zur Beunruhigung bestreiten, sind rveire Kreise überzeugt, daß Sasonow eine Aktion gegen die Türkei vorbereitet oder schon eingeleitct hat, deeen Ziele einstweilen unklar bleiben. Die Kreise, Hie an der Aufrecht- erhaltung der Ruhe ans dem Balkan wirkliches Interesse haben, empfinden einige Sorge, da der sprunghafte Charakter der hier betriebenen auswärtigen Politik selbst abenteuerliche Gerüchte glaubhaft erscheinen läßt. Die Nationalisten-Presse hetzt offen zum Krieg gegen die Türkei. , Die Lage würde zweijcllos gefährlich, wenn weitere italienische'Begünstigung griechischer Wünsche oder übertriebene Hoffnungen auf russische Hilfe die kleinen Balkanstaaten zu einem energischen Vorgehen veranlassen sollten. Vor dem Aeußerstcn wird inan aber hier doch wohl znrückschrecken, da die Erinnerung an den japanischen Krieg noch allzu lebendig ist, die Röstungen keinesfalls vollkommen sind und auch die Aage im Innern durch äußere Verwicklungen eine plötzliche Verschärfung erfahren könnte. Wenn am Frieden interessierte Mächte bei Zeiten eingreifen, wird Rußland wieder wie schon öfters den Rückzug antreten; sie Regierung hält sich dafür durch Stillschweigen den Weg offen.
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Marokko.
Paris, 3. Juni. Der General Lyautcy hat die rran- Mrsche Negierung nin die Erlaubnis gebeten, der Stadt Fez die ihr nach den letzten Unruhen auserlegtcn Konirivulionen zu erlassen, weil die Bevölkerung während der texten Tage durch -eine durchaus mustergültige Haltung bewiesen Imbe, daß sie nicht mehr mit den Stämmen fraternisiere. Die Regierung hat natürlich den, Vorschlag des Generals Lyautey zugestimmt.
Fez, 4. Juni. Nach den gestrigen Feststellungen sollen auf Seiten der Marokkaner, die nunmehr endlich zerstreut sind, in den letzten Kämpfen etwa 600 Mann gefallen sein. Wenn nicht unvorhergesehene Verhältnisse eintreten, werde der Sultan und der Gesandte Regnnult unter dem Schutze zweier Bataillone in 4—5 Tagen zusammen abreiscn.
Wie«, 3. Juni. Von Kaiser Wilhelm ist an Bürgermeister Neumayer folgendes Telegramm eingetrossen: „Euer Hochwohlgeboren und den Mitunterzeichnern des gestrigen Telegramms spreche ich für die freundliche Begrüßung, die mich sehr gefreut hat, und für die gastliche Aufnahme der Vertreter meiner Haupt- und Residenzstadt meinen kaiserlichen Dank aus Ich bin hochbesriedigt, daß das deutsch-österreichische Bundes- nnd Freundschaftsverhältnis auch in dem guten Einvernehmen der kommunalen Körperschaften so warmen Ausdruck siudct. Wilhelm I. k."
London, 3. Juni. Der parlamentairschc Korrespondent der „Daily News" erfährt, daß die Regierung, falls sie in dieser Woche interpelliert werde, unzweideutig llarmachen werde, das? keinerlei Plan einer Allianz mit Frankreich jetzt oder künftig Aussicht aus An nahm e habe. Man sei, wenn auch die Entente bestehen bleibe, entschlossen, das Land nicht wieder in Gesahern wie iin letzten Jahr geraten zu lassen.
Konstantinopel, 2. Juni. Tor Sultan verlieh der Tochter des Frciherrn v. Marschall den Schefakatordcn 1. Klasse. Ter neue Botschafter Freiherr v. Wangen- heinr traf heute von Athen hier ein.
Konstantinopel, 3. Juni. Bei der Abschiedsfeier, die die Deutsche Kolonie in Konstantinopel am Samstag abend für Frhrn. v. Marschall und seine Gemahlin im Klubhaus „Teutonia" veranstaltet hat, dankte der Botschafter in einer längeren Rede bewegt für die ihm erwiesenen Ehrungen. Frhr. v. Marschall kam dann auf seine neue Mission zu sprechen und sagte wörtlich: „Die Anerkennung, die mir bei meiner Ernennung in London gezollt wurde, soll meinen Blick nicht trüben. Mein Weg ist steil und steinig, aber ich werde ihn gehen getreu dem Befehl meines kaiserlichen Herrn und werde alle Kraft für Kaiser und Reich einsctzen." Frhr. v. Marschall erbat zum Schluß das ihm gezollte Vertrauen für seinen Nachfolger. Tie Deutsche Kolonie gründete eine Frhr. und Freifrau v. Marjchall-Stiftung für die Unterbringung armer deutscher Kinder in Kinderheimen.
Arbeiterbewegung.
Der Streik flaut.ab.
London, 3. Jnni. Die Zahl der in den Docks Arbeitenden ist heute gestiegen. Biele hundert Personen, darunter stellenlose Bureanangestellte. sammelten >ick deute in langer Reihe in der Lcadenhall-Street vor den V n eaur der Londoner Hasenbchörden, welche 900 von >h wn znm Lö,chen der Schisse in Arbeit nahinen.
London. 4. Jnni. Neber da- Ergebnis der gestern im Innern Amt zwischen den Vertretern der Arbeitgeber nnd der Regierung abgehaltenen Konferenz verlanlet, daß es noch nickt zu einer endgiltigen Entscheidung hiniicktlich einer Zusammenkunft mit Vertretern der Arbeiter gekommen sei.
Württemberg.
Ticnftnachrichten,
Vom K. Evang. Oberschulrat ist am 31. Mai je eine ständige Lehrstelle in Benzenzimmern, Lez. Hall, dem Untertehrer Friedrich Schwarz in Möhringen, AmtssberamtZ Stuttgart, in Radelstetten, Vez. Nellingen (Vlaubcnren), dem Haupttshrer Clar in Malmsheim. Bez. Ludwlgsburg. in Wolddorf, Bel- Tübingen, dem Unter- lebrer Karl Böhmler in Eichelberg, Bez. Weinslerg in Beeghos, Bez. Hall, dem Un.erlehrer Richard Keller in Bückingen, Bez. Heilbrönn, in Onolzheim, Bez Hall, dem Umerlehrer Hermann Scyfer in Rommelshausen Bez. Eßlingen, in Unteircichenbach, Bez. Neuenbürg, dem Hanpckehnr Kinzinger in Haberschlacht, Bez. Brackenhcim, in Ruit. Bez. Stuttgart-Amt. dem HaupNehrer Schwarz in Dachlcl, Bez. Nagold, üveriragen worden.
Zu den Landtagswahlen.
Ludwigsbnrg, 3. Juni. Oberregierungsrat Häffner hier, der seitherige Landtagsabgeordnete für den Bezirk Mergentheim hat sich bereit erklärt, die Kandidatur für den Bezirk wieder anzunehmen.
Verband württemb. Gemeinderechner.
Stuttgart, 2. Juni. Heute Vormittag hielt der Verband württemb. Gemeinderechner hier im großen Saal des itzürger- mnseumS seine Hauptversammlung ab. Der Vorsitzende, Stadt- Pfleger W« i le n m a n n-Nürtingen, hieß die aus allen Lan- dcslcileu zahlreich besuchte Versammlung willkommen und teilte mit, daß seitens des Verbandes gestern eine Eingabe über die Gehalts-, Anstellungs- und Dienstverhältnisse an das Ministerium abgesandt worden sei. Der Vorstand habe auch in dieser Angelegenheit eine Audienz beim Staatsminister des Innern Dr. v Pijchek gehabt. Der Minister habe sich in keiner Weise festgelegt, aber eine wohlwollende Prüfung und Berücksichtigung der berechtigten Wünsche der Gemeinderechner zugesagt. An eine Abänderung der Gemcindeordnnng sei allerdings norerst nicht zu denken, doch solle bezüglich der Anstellungsverhältnisse eins Anweisung an die Oberämter ergehen, um in dieser Sache ans die Gemeinden einzuwirkeu. Im Tätigkeitsbericht wird mitgeteilt, daß die erste Kreisversammlung iin Frühjahr in Aulendorf startgefunden habe. Diese Einrichtung habe sich durchaus bewährt und soll alljährlich eine Kreisversammlung einberufeil werden. Auch im abgelaufenen Jahr hat der Ausbau der Organisation weitere Fortschritte gemacht. Nur in den Oberämlern Freudemtadt und Ravensburg sind die Gemeinderechner noch nicht organisiert. Dem Verband gehören jetzt ll19 Mitglieder an, das bedeutet gegen das Vorjahr einen Zuwachs von 54 Mitgliedern. Die Einnahmen des Verbands betrugen 1595 Mark, die Ausgaben 1512,60 Mark, das Vermögen l148 Mark. Beschlossen wurde die Einführung von Vorträgen über Kassen- nnd Rechnungsführung sowie die Herausgabe eines kurzen Leitfadens zur Anleitung der G-emeinderech- iicr. lieber die Eingabe an das Ministerium des Innern betr. die Gehalts- nnd Änstellungsverhältnisse der Rechner berich- rcre der Sckristkübrer Stadtpfieger Dreher-Calw. Zur Ver- beisernng der Gehaltsverhältnisse ist für Nichtfachleute ein be- stimmre? Gehaltsrahmen ausgestellt. Wenn ein gesetzlicher Gehaltsrahmen in absehbarer Zeit auch nicht zu erreichen sein wird, so soll das Ministerium gebeten werden, im Wege der Anweisung an die Oberämter und Gemeindebehörden eine neue Prüfung der Gehälter der Geineinderechner zu vexanlaiien und als Grundlage für Neuregcuingen den vorgcschlagcnen Gehalts- rcchmen zu empfehlen. Dringend angestrebt wird auch für diejenigen Reckner, welche ans die Versehung des Amtes ihren Le- bensnnterbalt nicht gründen, die in Art. 103 Abs. 2 und 4 der Gemcindeordnnng für die Bcrufsbeamten festgesetzte sogenannte automatische VcMängerung der Austelluugszeit. In Art. 3 Abs. 1 des Pensiousgesetzemwurfs sollen die Gemeinderech- ner mit einem Jahreseinkommen von 500 Vsark cinbezogen werden. Diejenigen Rechner, welche nicht in die Pensionskasse ausgenommen werden können, sollten alle unter gesetzlicher Bei- tragsieistnng der Gemeinden zur Invalidenversicherung ausge nonlmcn werden. Auch für die Fachleute wird ein bestimmter
Gehaltsrahmen gewünscht: die im Hauptamt angestellte!, oe prüften Rechner solle» die für die Staatsbeamten in M,' 3 Klasse 6 bei staatliclTen Gehaltsordnung von 19ll jestacOi-«-» Gelälter von 2500 -4700 Mark beziehen. Was die S,'ch-r" heitslcistung betrifft, so wird oorgeschlagen, die in der Tnir zugs-Verfüginig zur Gemeindeordnung festgesetzte Höh« der cherhritslcistuiig ans die Hälfte der «ätze zu ermäßigen de» Betrag mindestens z»m gesetzlichen oder aber zum übliche» Zinssuß zu verzinsen. Weiter werden für die »er Amtsräiime und Bedienung sowie Vergütung für Kaisen. abmalige! gefordert, auch sollte ihnen, ähnlich wie Lies bei den Oberamtspstcaern ist, beratende Stimme bei den Verhandln»»«? der Gemeindekollegien. cingeräumt ioerden. In der Frage der Lehrlingshaltiing steckt sich der Verband in der Hauptsache aus de« vom Körrerschaftsbcainteilvcrcin eingenommenen Standpunkt. Es wird diirckaus nickt als wünschenstoert erachtet, wenn zur An- nayme eines Lehrlings die besondere Geiiehmigung des M. nisteriums erforderlich wäre. Dagegen würde die Enisnhrimn der vom Kandidatenverein gewünschten Vorprüfung mit Freuden begrüßt. An den Staasmintister Dr. von Pischek wurde ein Telegramm abgesandt mit der Bitte um eine wohlwollende Prüsniia'und Berücksichtigung der in der Eingabe niedergelegteu Wünsche. Hierauf wurde der Vorstand wiedergewählt. Die nächst? Kreisversammlnng findet in Horb, die nächste Laudesversamn,. luna wieder in Stuttgart statt. An die Verhandlungen WM sich ein gemeinsames Mittagsmahl, bei welchem Statllpfleuer Hegele - Leonberg den Königstoast ansbrachte.
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Umtausch und die Erneuerung von Quittnngskarten.
Tie Ausstellung und der Umtausch der Quittungs- karteu sowie die Erneuerung verlorener, unbrauchbar gewordener und zerstörter Quittungskarteu erfolgt durch die -Ortsbehörden für die Arbeiterversicherung und durch die Krankenkassen, soweit letzteren die Ausgabe von Karten übertragen ist. Verpflichtet zur Ausgabe der Karten ist die Ortsbehörde des Beschäftigungsorts, bei beschästig- nngslo'en Versicherten die Ortsbehörde des Wohn- oder Aufenthaltsorts und bet Versicherten, welche die Versicherung im Ausland fortsetzen, jede von dem Versicherten angegangene Ortsbehörde. Berechtigt zur Ausgabe ist auch die Ortsbehörde des Wohn- oder Aufenthaltsortes des Versickerten. Krankenkassen haben nur für ihre Mitglieder Onittnngskarten auszugeben. Zur Ausgabe von Karlen sind auch der Vorstand der Versicherungsanstalt nnd dessen Beauftragte befugt.
Vom Rathaus Wildbad
Sitzung der bürgerlichen Kollegien vom 24. Mm 1912.
Schon häufig wurde an die Stadtgemeinde das Ansinnen gestellt, die Instandhaltung und Ausschmückung der Gräber auf den hiesigen Friedhöfen für eine längere Reihe von Jahren oder für immer gegen Bezahlung einer Pauschalvergütung zu übernehmen. Ein neuer derartiger Fall gibt Veranlassung, an die Regelung dieser Sache heranzutretcn. Es tvird beschlossen, die Instandhaltung der Gräber auf den hiesigen Friedhöfen durch die Staä künftig gegen folgende zum voraus an die Stadipflege za entrichtenden Vergütungen zu übernehmen: 1- für Instandhaltung eines Grabes, jährlich zweimaliges Herrichten und Anpflanzen desselben mit Blumen im Frühjahr und im Sommer aus 1 Jahr 12 M, auf 10 Jahre 100 M, auf 20 Jahre 180 M, für immer (gemäß Z 10 her Friedhofordnung) 500 M: 2) für Instandhaltung eines Grabes, mehrmaliges Herrichten und "Anpflanzen desselben mit Blumen und. Pflanzen während der Monate April bis September je einschließlich jeden Jahres, wobei bezgi. der Blumen und Pflanzen besonderen Wünschen der Augehörigen bezw. des Verstorbenen Rechnung getragen wird, ans 1 Jahr 30 M, auf 10 Jahre 250 M, auf 20 Jahre 500 M und für immer (gemäß ß 10 der Friedhvfordmmg) 1000 Mark. Für die Instandhaltung und Anpflanzung eines Toppelgrabes, für das zweite und- jedes weitere Grab eines Familienbegräbnisses wird ein Zuschlag von 30 Proz. obiger Sätze erhoben. — Tie Kreisregienmg teilt durch Erlaß vom 15. Mai ds. Js. mit, daß sie darauf bestehen müsse, daß die Rückzahlung des für die Zwecke des Schnlhansneubaus aufzunehmenden Darlehens von 300000 M in 50 Jahreszielern anstelle der vom Gemeinderat vorgeschlagenen 80jährigen Tilgungszeit erfolgt. Tie Gemeindekollegien erklären sich mit der 50- jährigen Tilgungsfrist nachträglich Unverstanden, nachdem sich die Tilgungsquote hiedurch: nur um jährl. 1306 M. 86 Pfg. erhöht. — Der Schreiner Robert Vollmer hier hat seit 1905 für 2 Elektrizitätszähler insgesamt 202 M Mietzins an die Stadtkasse einbezahlt: und bittet, ihm hiefür die Zähler als Eigentum zu überlassen. Ta der Anschaffungspreis der beiden Zähler zur Zeit kaum die Hälfte obigen Betrags beträgt wird dem Gesuch des Vollmer ans Billigkestsgründen entsprochen. — Dem Mn Rometsch zur Linde hier wird die.Anbringung eines Reklameschilds am sog. Lindenswg gegen die vom Gemeinderat festgesetzte Gebühr in stets widerruflicher Weise gestattet. — Gemeinderat bestimmt, daß in der Zeit vom 15. Juni bis 1. September ds. Js. die Beisuhr von Baumaterialien etc. zum Schu-lhausneuban über die Pnnz- Peter- von Oldenburgstraße nicht mehr stattsinden darf, sondern über den nenhergestellten Weg am Steigerhms zu erfolgen hat. — Für die Beförderung der Küchenabfälle des Sommerberghotels mit der Bergbahn behufs ihrer Verwendung als Schweinefutter wird dem Ehr. Roller Wirt in Christofshof eine jährliche Pauschalfracht vor, 26 M angesctzt. — Tie Anschaffung bon Sommerjacken für die Bergbahnschaffner mit einem Aufwand von etwa M Mark aus Mitteln der Bergbahnkasse wird genehmigt um der Bestimmung, daß die Litewken hier gefertigtwerden. — Er kommen öfters Gesuche von Gästen des Sommerberghotels vor, mit dem Probewagen der Bergbahn morgens vor Beginn der fahrplanmäßigen Züge zu Tal befördert zu werden. Angesichts bestehenden Verbots, Wo jonen mit dem Probewagen zu befördern, ist, es dem Bergbahnverwalter unmöglich, diesen Gesuchen zu entsprechen nnd er hat deshalb seither in derartigen Fällen die ,Ablassnng eines Extrawagens angeordnet und iheM die vorgeschriebene Taxe von 5 Berg-- und Talfahrten an 5 M erhoben und zwar dies auch von Personen, die'vj Besitz eines Abonnements der Bergbahn waren. M Hiewegen erhobenen Beschwerden wird von den Genmnve- « kollegien beschlossen das seitherige Verfahren des Berg'